Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


« zurück zur KategorieTEI

Matronae Boudunneihae

CF-GeI-50

MATRONIS

BOVDVNNEIHIS

ḌOSSONIA PATERNA

Matronis

Boudunneihis

Dossonia Paterna

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 2: Boudunnahis – AE; Boudunnehis – Ristow; Boudunnei/his – Deman; Boudunneiis (Galsterer/Galsterer, 2010), KIK 2012; nach Boudunnehis kein Zeilenwechsel – Ristow
Übersetzung Deutsch

Für die Matronae Boudunneihae!
Dossonia Paterna

Übersetzung Englisch

To the Matronae Boudunneihae!
Dossonia Paterna

Autopsienon vidimus
Lesung gründet auf: Photo
Editionen und LesungenAE 1969/70, 440
Ristow 1970, Nr.20
Deman 1975, G27
Galsterer/Galsterer 1975, Nr.98
Schillinger-Häfele 1977, Nr.184
Galsterer/Galsterer 2010, Nr.141
KIK 2012, Nr.165
Elektronische RessourcenHD013921 (Version vom 21. Mai 2015) (Epigraphische Datenbank Heidelberg)
EDCS-00500029 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/208950 (zuletzt aufgerufen am 29. Juni 2021) (Trismegistos)
Fundort antikCCAA
Fundort modern Köln
FundstelleUnter Fetthennen, Ecke Burgmauer; in der Nähe des römischen Nordtores
FundumständeStreufund bei Kanalisationsarbeiten
Fundjahr1964
VerwahrungKöln, Römisch-Germanisches Museum
Inventarnummer74438
InschriftträgerAedicula-Altar
MaterialKalkstein
Archäologische Klassifikation Akanthus
Architektur
Bank
Blumenstrauß
Blüte
Globus
Götterbild
Kapitell
Lunula
menschliche Figur
Muschelnische
Mänade
männliche Figur
Nadel
Obstschale
Opferdiener
Opferdienerin
Pflanzenornament
Pilaster
Podest
Ranke
Reliefdekor
Reliefschmuck
Rosette
Schmuck
Stifter
Tempelarchitektur
Tänzerin
Victoria
weibliche Figur
Beschreibung Objekt

Vom eigentlichen Altar ist nur der obere Teil erhalten, der Sockel fehlt. Das Inschriftenfeld ist nicht gerahmt. Darüber erhebt sich die Aedicula, deren oberer Abschluss ebenfalls fehlt. Das Götterbild zeigt die plastische Darstellung von drei sitzenden Frauen in ubischer Tracht, die auch entsprechend der Inschrift als Matronen angesprochen werden dürfen.
Die architektonisch von reliefierten Pilastern gerahmte Nische endete wohl in einer Halbkuppel. Erkennbar ist nur mehr der Ansatz und die schirmartig spitzen Enden der Wölbung, die dem Dekor einer Muschelnische entsprechen. Laut Literatur sind die Schmalseiten bis zu Unkenntlichkeit verwittert (Galsterer/Galsterer 2010, 137f.), was sich jedoch bei einer durchgeführten Autopsie als falsche Information herausstellte. Die Seiten sind zwar zum Teil verwittert, doch sind Anhaltspunkte des Motivs noch zu erkennen. Auf beiden Seiten ist an dem zur Vorderseite anschließenden Rand ein Pilaster erhalten, der gleichzeitig auch als rahmendes Element für das Relieffeld fungiert. Über den Seitenbildern ist noch das profilierte Gebälk des Altars erkennbar.

Zustand Objekt größere Fehlstelle/n
MaßeHöhe: 101,0 cm
Breite: 71,0 cm
Tiefe: 31,0 cm
IkonografieDie drei Frauen sind auf einer Bank sitzend dargestellt, deren durchgehende Lehne etwa auf ihrer Schulterhöhe klar erkennbar ist. Ihre Sitzgelegenheit geht bis zum Boden, links und rechts von den Göttinnen sind Gewandfalten erkennbar. Die Frauen tragen knöchellange Gewänder, ihre Hände ruhen in ihrem Schoß. Die rechte Matrone hält einen Korb oder eine Schale mit Obst in der rechten Hand, die linke hält einen Strauß Blumen. An allen drei Matronen ist der lange weite Mantel erkennbar, der von einer Spange oder Fibel in der Brustmitte gehalten wird. Er fällt in schweren Falten über ihre Schultern, Arme und ihre Knie. Bei allen Matronen ist eine Halskette mit einem Lunula-Anhänger zu erkennen. Die beiden äußeren Matronen tragen die typische voluminöse Haube, während die mittlere Matrone offenes Haar getragen haben dürfte. Dies ist nur im Ansatz erkennbar, denn ihr Gesicht ist stark beschädigt und abgeschlagen. An der Haube der beiden Matronen ist an der Seite jeweils eine kleine Erhebung zu erkennen, die als Nadel oder Spange zu deuten ist, mit der die Haube gehalten wurde. Die Arme der linken Matrone sowie die Hände der mittleren Matrone fehlen. Die Haube der linken Matrone weist eine leichte Beschädigung auf. Gerahmt werden die sitzenden Matronen auf beiden Seiten von je einer kopflosen Frauengestalt in langem, in der Mitte gegürtetem Gewand, der äußere Arm ist herabgesenkt, in der Hand scheint ein Gegenstand zu sein, während der innere Arm jeweils nach oben erhoben ist und die beginnende Deckengestaltung zu berühren und zu tragen scheint. Zudem stehen sie auf einer Kugel, eventuell dem Globus. Es könnte sich um Victorien o.Ä. handeln. Die Formensprache ist besonders auffällig und „römisch“. Die Götterbildnische ist besonders reich ausgestaltet. Links und rechts finden sich reliefierte Pilaster, die auf einer Basis drei aufgehende Register aufweisen, bevor sie in einem Gesims in die fehlende Deckenkonstruktion bzw. die Bekrönung enden. Die ersten beiden Register von unten werden von tanzenden Figuren eingenommen, vermutlich Mänaden. Das obere Register dürfte reines Pflanzendekor sein, ist aber auf der linken Seite beschädigt. Vom rechten Pilaster ist nur das untere Register klar erkennbar, alles andere ist stark bestoßen. Auf der linken Schmalseite ist am rechten Rand ein Pilaster samt Basis und bestoßenem Kapitell erkennbar, der mit einer Akanthusranke geschmückt ist. Er dient gleichzeitig als Rahmen für das Relieffeld. Das verblasste restliche Relief lässt noch eine menschliche Figur auf einem Podest stehend erahnen. Dieses Motiv würde zur Darstellung von Opferdienern passen. Von der Figur sind die Füße und das lang herabfallende Gewand, bei dem es sich um einen Mantel handeln könnte, erkennbar. Der lange Mantel könnte auch für eine Frau in ubischer Tracht (und damit eine Stifterin) sprechen bzw. für eine Opferdienerin in einem langen Kleid. Auf der rechten Schmalseite ist am linken Rand ein Pilaster mit Basis und geschmücktem Kapitell erhalten, der mit einer Akanthusranke verziert ist, deren gefranste Blätter sich einkringeln und Blumen umschließen. Auch hier sind die Umrisse einer menschlichen Gestalt erkennbar, allerdings ist unklar, ob diese auf einem Podest steht. Sie dürfte sich nach links bewegt haben, eventuell mit einem Gegenstand in der nach links ausgestreckten Hand. Auffällig ist die leicht nach rechts geneigte Randleiste des Akanthuspilasters, der das Motiv schief wirken lässt.
Inschrift

Vom Inschriftentext sind die obersten drei Zeilen vollständig erhalten. Darunter bricht der Stein ab. Ob oder wieviel Text noch folgte, bleibt unklar.

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)3,8–4,0 cm
Kommentar Götternamen

Boudunneihae: keltisch: ‚die Siegreichen‘ mit lautlich germanisiertem Adjektivsuffix -eihae (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 143)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Matronae Boudunneihae:
- Germania Inferior: 2x bezeugt (CF-GeI-50 und CF-GeI-51). Beide Inschriften stammen aus Köln. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Dossonia Paterna: weibliches römisches Namensformular mit Gentile und Cognomen
Dossonia: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom keltischen Cognomen Dosso (Kakosche 2006, GN 427) Paterna: lateinisches Cognomen; überall gängiger Name, der verstärkt im Großraum Gallien, in Norditalien und in Hispanien auftritt (Kakoschle 2008, CN 2299)

ZitiervorschlagCF-GeI-50, hdl.handle.net/11471/504.50.50
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, EDCS-00500029 (CIL), Rechte vorbehalten
Bild 2: rechts, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 3: links, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC