<title type="main">Mercurius Gebrinius CF-GeI-5 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.5 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Bonn Rheinisches Landesmuseum D 276 Weihinschrift

Der Altar vermittelt den Eindruck eines kleinen Tempels, da sich das nicht gerahmte Inschriftenfeld wie auch die anschließende Götterbildnische erhaben vom eigentlichen Altarkörper absetzen. Möglicherweise wäre hier die Abbildung eines real existierenden Kultbildes bzw. einer Kultbildnische anzunehmen. Das Inschriftenfeld setzt mit einem eigenen schmal verlaufenden Sockel über dem eigentlichen Altarsockel an. Zur Nische hin schließt es mit leicht vorspringendem Gesims ab. Die Nische ist von zwei glatten Pilastern gerahmt und zeigt das stehende Götterbild mit einem hüfthohen Widder links und einem etwa kniehohen Hahn rechts.Der obere Abschluss fehlt aufgrund starker Bestoßung. Die Bekrönung dürfte anhand der vorhandenen Aufsatzreste direkt an die korinthischen Kapitelle angeschlossen haben; vermutlich bildete sich über dem zerstörten Kopf der Göttergestalt eine Halbkuppel mit gebrochenem Giebel, deren Ansätze noch zu erahnen sind. Lehner will zerstörte Pulvini als Bekrönung erkennen (Lehner 1930, 20) und tatsächlich scheint in der linken Ecke in gerader Linie über dem Kapitell eine ansetzende Rundung vorhanden zu sein, doch auf den Schmalseiten sind die Überreste zu wenig aussagekräftig.

Kalkstein Aedicula-Altar 95,0 53,5 24,2
größere Fehlstelle/n

Der Text füllt das Inschriftenfeld nicht zur Gänze aus (unter dem Text bleibt ein Freiraum). Er ist vollständig erhalten.Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: Z.2 Ligatur von N und I mit Verlängerung der rechten senkrechten Haste (H: 4 cm); Z.3 Ligatur von I und L mit Verlängerung der senkrechten Haste (H: 4,2 cm); Z.4 Ligatur von N und I mit Verlängerung der rechten senkrechten Haste (H: 3,8 cm).

vollständig
gemeißelt 2,6–3,3 cm

Der im Kontrapost mit linkem Stand- und rechtem Spielbein stehende Merkur hält in der rechten Hand den Heroldsstab (Caduceus), während er mit der linken einen beutelförmigen Gegenstand auf die Hörner des frontal herausblickenden Widders legt. Der Kopf des Gottes ist stark zerstört und nur in seinen Umrissen erhalten. Bis auf den über der linken Schulter festgemachten Mantel, der am rechten Arm gerafft und am Rücken herabfällt, ist er nackt. An seinen Fersen ragt jeweils ein Flügelpaar hervor; er ist allerdings barfuß. Zu seiner Linken steht ein Widder, der seinen Kopf leicht nach rechts neigt. Das Hinterteil verschwindet hinter den Beinen des Gottes. Die zottige Fellstruktur ist deutlich zu erkennen. Der Kopf des Widders wirkt im Gegensatz zu seinen kleinen geschwungenen etwas überproportioniert. Rechts neben Merkur befindet sich ein Vogel, bei dem es sich um einen detailliert gestalteten Hahn handelt. Das Tier neigt seinen Kopf auf die linke Seite und scheint sich das Gefieder zu putzen (laut Lehner 1930, 20 kratzt er sich am Kopf). In der Gesamtkonstruktion fällt auf, dass beide Tiere den Kopf einander zugeneigt haben. Beide Schmalseiten sind mit einer einfachen glatten Rahmenleiste um die Bildmotive versehen. Auf der linken Schmalseite befindet sich ein umrandetes Relieffeld mit Füllhorndarstellung. Das Füllhorn mündet von rechts nach links geschwungen nach oben und ist mit zwei Birnen, einem Pinienzapfen und Blättern gefüllt. Eine Ranke mit drei Blumen hängt rechts herab. Das Füllhorn entwächst einem Kelchblatt, das links herabhängend dargestellt ist und in der Mitte am Füllhornkörper in leichtem Relief. Hier befindet sich ebenfalls eine schmale Ranke, die in einer großen vierblättrigen Blume mündet. Auf der rechten Schmalseite ist im ebenfalls eingerahmten Relieffeld ein Baum mit großblättriger nach oben spitz zulaufender Krone dargestellt. Nach Lehner (1930, 20) handelt es sich hierbei um einen Lorbeerbaum. Dies kann anhand der kleinen runden Früchte zwischen den schmalen Blättern bestätigt werden. Hinter dem dünnen und leicht nach links geknickten Baumstamm steht ein Vogel, den Kopf mit gebogenem Hals von der linken Seite hinter dem Baumstamm rechts hervorblickend dargestellt. Aufgrund des langen Halses könnte er als Pfau interpretiert werden, allerdings lässt die Darstellung keine genauen Schlüsse zu.

Architektur Aufsatzschmuck Baum Birne Blüte Caduceus Flügelschuhe Frucht Füllhorn mit Blattkelch gebrochener Giebel Geldbeutel Götterbild Hahn Kapitell korinthisches Kapitell Laubbaum Lorbeer Pilaster Pinienzapfen Rahmen Reliefschmuck Tempelarchitektur Tier Vogel Widder
Bonna CCAA Bonn

Münsterkirche

50.732598 7.108382 im Fundament eines fränkischen Grabsaals verbaut
vidimus (CIL XIII Projekt)
Anaillius Atto Attonius Mercurius Gebrinius Mercurio Gebrinio Gebrinius
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein ex imperio ipsius pro se et suis libentes merito Initial Version Version 2 Version 3
Front, lupa 20467-1 (CIL , Kresimir Matijevic), Rechte vorbehalten Front (Inschrift), lupa 20467-4 (EDCS), Rechte vorbehalten links, Lehner 1930, Nr.47 Taf. XXI 2, Rechte vorbehalten rechts, Lehner 1930, Nr.47 Taf. XXI 3, Rechte vorbehalten FERCAN
Lehner 1930, Nr.47 Nesselhauf 1937, Nr.190 Espérandieu XI 7780 Bauchhenß 2014, 174 Nr.91 Kakoschke 2017 Annotationes VII, Nr.IV
EDCS-11202315zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 20467Version vom 25. September 2020 www.trismegistos.org/text/419751zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
MERCVRIO GEBRI NIO · EX · IMP · IPS · C · ANA ILLIVS · ATTO ET ANAIL LIVS · ATTONIVS · PRO SE · ET · SVIS · L · M
Mercurio Gebrinio ex imperio ipsius Caius Anaillius Atto et Anaillius Attonius prose et suis libentes merito

Für Mercurius Gebrinius gemäß dessen Befehl! Gaius Anaillius Atto und Anaillius Attonius für sich und die Ihren gerne und verdientermaßen.

To Mercurius Gebrinius by his order! Gaius Anaillius Atto and Anaillius Attonius for themselves and their family willingly and deservedly.

ohne Ligatur – Nesselhauf, Espérandieu, Bauchhenß ohne Ligaturen – Nesselhauf, Espérandieu, Bauchhenß ohne Ligatur – Nesselhauf, Espérandieu, Bauchhenß ohne Ligatur – Nesselhauf, Espérandieu, Bauchhenß

Gaius Anaillius Atto und Anaillius Attonius: einmal tria nomina und einmal Gentile und Cognomen ohne Praenomen; möglicherweise Brüder oder Vater und Sohn Anaillius: einheimisches Pseudogentilnomen abgeleitet vom keltischen Anaillus, nur in dieser Inschrift belegt (Kakoschke 2006, GN 76) Atto: keltisch (Kakoschke 2006, CN 368) Attonius: keltisch, Weiterbildung des Cognomens Atto, nur in dieser Inschrift als Cognomen belegt (Kakoschke 2006, CN 369); Kakoschke (2017 Annotationes VII, 9) vermutet, dass der Name als Patronymikon zu verstehen ist.

Gebrinius: keltisch, mit der etymologischen Bedeutung ‚der Gott mit dem Widder‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 140)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Mercurius Gebrinius: - Germania Inferior: 10x belegt (CF-GeI-1 bis CF-GeI-10). Alle Zeugnisse stammen aus Bonn. - außerhalb der Germania Inferior: -