<title type="main">Nehalennia CF-GeI-454 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.454 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Middelburg Zeeuws Museum, collection KZGW G3206 Weihinschrift

Der Aedicula-Altar wurde bei dem Brand im Jahr 1848 schwer beschädigt; erhalten geblieben sind noch 13 Fragmente, die zusammen die Vorderseite sowie linke und rechte Schmalseite bilden.Die Nische ist mit glatten Pilastern und glatten Halbsäulen architektonisch gerahmt und an der Decke mit Muscheldekor versehen. Die Muschel hat einen schirmähnlichen gezackten Rand, das Muschelschloss ist schön ausgebildet. Der Aufsatzschmuck mit dem gebrochenen Giebel weist insofern eine Besonderheit auf, dass es sich nicht um Pulvini handelt, sondern diese durch liegende Tiere ersetzt wurden, von denen jedoch nur jeweils die Beine erhalten sind – es kann nicht mehr genau gesagt werden, um welche Tiere es sich handelt (vermutlich Ziege, Hirsch, oder Stier).Die Nische ist durch ein umlaufendes profiliertes Gesims nach unten hin abgegrenzt. Wie dieses Gesims sind auch Pilaster samt Kapitelle rundumlaufend dargestellt, was den Eindruck einer Tempelarchitektur verstärkt. Die Pilaster an den Schmalseiten sind mit akanthusartigen Ranken versehen.Auf der Oberseite des Altars sind nach Cannegieter (bei Stuart 2013, 19 f.) zwei Löcher zu sehen, die eventuell dazu gedient haben könnten, hier ein weiteres Bildnis aufzustellen. Möglicherweise hatte man hier auch eine Art metallener Opferschale eingelassen.

Kalkstein Aedicula-Altar 107,7 64,8 - Angegeben sind die ursprünglichen Gesamtausmaße nach Cannegieter (ms 953, Universität Leiden).
weitgehend vollständig

Vom Inschriftentext sind nur Fragmente abschriftlich überliefert.

größeres Fragment
gemeißelt

Nehalennia ist stehend dargestellt. Sie hat ihr rechtes Bein auf einen Schiffsbug gestellt. Auf dem so erhöhten abgestützten Knie ruht ein kleiner Obstkorb, den sie mit der rechten Hand hält. Mit der linken Hand scheint sie eine der Früchte zu greifen. Sie trägt eine kleine Haube und eine Pelerine, die ihr bis knapp über die Armbeuge geht. Um ihren Hals ist eine Halskette zu erkennen. Ihr Gewandärmel der linken Hand ist leicht zurückgeschlagen, der herabfallende Saum ihres Gewandes ist von links nach rechts über ihr Knie gelegt. Links neben ihr sitzt ein von ihr abgewandter Hund, der seinen Kopf halb zu ihr herumgedreht hatte. Es scheint auf der anderen Seite keinen Obstkorb gegeben zu haben. Auf der linken Seite ist im unteren Relief eine zweihenkelige Vase mit abgesetztem Fuß und geripptem Bauch sowie gespaltenem Rand zu sehen, die voller Äpfel ist. Darüber steht in leichtem Kontrapost mit rechtem Stand- und linkem Spielbein ein nach rechts blickender Neptunus. In seiner erhobenen linken Hand hält er den zepterähnlichen Dreizack umschlossen. In der rechten Hand hält er einen Delphin. Über die linke Schulter fällt ein Stück Mantelzipfel. Auf der rechten Seite scheint das untere Register etwas verwittert zu sein; das Motiv dürfte dem linken sehr ähnlichsehen. Im oberen Register steht ein nackter Hercules in leichtem Kontrapost mit linkem Stand- und rechtem Spielbein nach links gedreht. Seine Keule steht links neben ihm am Boden, er umfasst ihren Griff mit seiner linken herabhängenden Hand. Über der rechten Schulter dürfte er das Löwenfell getragen haben.

Abschrift Akanthus Apfel Architektur Aufsatzschmuck Delphin Dreizack Fisch Fragment Frucht gebrochener Giebel Gefäß Götterbild Gottheit Halbsäule Hercules Hund Keule Löwenfell männliche Figur menschliche Figur Muschelnische Muschelschloss Neptun Obstschale Pilaster Rahmen Ranke Register Reliefdekor Reliefschmuck Schiffsschnabel Tempelarchitektur Tier Umzeichnung Vase Zierleiste
Civitas Frisiavonum Domburg 51.563265 3.498398 non vidimusLesung gründet auf: Stuart
Nehalennia deae Neha[---] Nehalennia
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein merito Initial Version Version 2 Version 3
Front, Cannegieter, ms 953 Universität Leiden, aus: Hondius-Crone 1955, p.27, Rechte vorbehalten links, Cannegieter, ms 953 Universität Leiden, aus: Hondius-Crone 1955, p.27, Rechte vorbehalten rechts, Cannegieter, ms 953 Universität Leiden, aus: Hondius-Crone 1955, p.27, Rechte vorbehalten FERCAN
CIL XIII 8801 Espérandieu IX 6660 Byvanck 1935, Nr.239 Hondius-Crone 1955, Nr.3 Stuart 2013, Nr.20
EDCS-11100891zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 www.trismegistos.org/text/415796zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
DEAE NEHA IM M
Deae NehaIM merito

Für die Göttin Neha…! … verdientermaßen.

To the goddess Neha…! … deservedly.

Neha…: Rest von Nehalennia oder einer Variante: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -