<title type="main">Nehalennia CF-GeI-444 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.444 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann verschollen Weihinschrift

Da der Altar verschollen bzw. zerstört ist, muss für eine Beschreibung auf die vorliegenden Zeichnungen vertraut werden.Die architektonisch gerahmte Nische ist links und rechts von Pilastern auf mehrfach profilierten Basen eingerahmt, das Dach ist von einer Muschel mit gelapptem Rand und dem Muschelschloss im gebrochenen Giebel geschmückt. Der Aufsatz und die Bekrönung dürften bereits bei der Auffindung leicht abgeschlagen gewesen sein. Die vorhandenen beiden Pulvini waren an der Front mit Rosetten verziert.Der erzeugte Eindruck einer Tempelarchitektur wird auch durch das vorspringende Inschriftenfeld verstärkt, das so mit den Pilastern und der Nische mehr wie ein Tempelpodest wirkt.

Kalkstein Aedicula-Altar 132,0 91,5 -
vollständig

Der Text ist abschriftlich vollständig erhalten.Besondere Zeichen: In Z.3 steht des NI aus „Secundinius“ in kleinen Lettern über der Zeile.

vollständig
gemeißelt

Nehalennia ist stehend auf einer leichten Erhöhung dargestellt. Ihr linker Unterarm fehlt, ebenso scheint ihr Kopf ein wenig zu klein zu sein (vermutlich verwittert oder abgeschlagen?). Ihr rechter Fuß ist durch das lange herabfallende Gewand verdeckt. Sie trägt eine Pelerine, die ihr bis zu den Armbeugen reicht. Ihr Mantel ist über den rechten Unterarm gelegt, die rechte Hand ist abgebrochen. Links neben ihr ist in einem Fragment ein Steuerruder zu erkennen, das sie vermutlich mit der linken abgebrochenen Hand gehalten haben könne. Auf der linken Schmalseite, die von einer einfachen Rahmenleiste in zwei Register unterteilt wird, ist oben ein nackter Mann im Kontrapost stehend dargestellt. Er hat den Kopf nach links gewandt. In der rechten erhobenen Hand hält er ein langes Ruder wie ein Zepter – es könnte sich auch um einen Dreizack handeln. Der linke Unterarm ist abgebrochen. Darunter steht ebenfalls ein nackter Mann nach rechts geneigt an ein Steuerruder gelehnt, um das sich ein Fisch oder ein Delphin ringelt. Mit der linken Hand scheint er einen hohen schmalen Sockel zu berühren, der wir ein Altar aussieht. (Hondius Crone 1955, 30). Auf der rechten Seite, die wie links von einer einfachen Rahmenleiste in zwei Teile geteilt wird, sitzt oben ein nackter Mann, der nach links gewandt ist. In der leicht ausgestreckten linken Hand hält er einen kleinen Krug, während er sich mit der rechten Hand auf seiner Sitzgelegenheit (einen Fels?) aufstützt. Darunter ist etwas stoffähnliches zu erkennen, vermutlich handelt es sich hierbei um das angedeutete Löwenfell. Im unteren Register ist am linken Rand ein Baum zu sehen und eine zentrierte Figur, die halb sitzend, halb stehend ihre linke Hand nach dem Baum und dessen runden Früchten ausstreckt. Hondius-Crone (1955, 30) sieht hier eine weibliche Gestalt, die einen ähnlichen Mantel um ihren Unterkörper gelegt hat, wie Nehalennia. Möglicherweise ist es eine Nymphe oder eine der Hesperiden. Bei Espérandieu (1925, 63) wird auch hier eine männliche Gestalt beschrieben, die ebenfalls als Hercules bezeichnet wird.

Apfelbaum Architektur Aufsatzschmuck Baum Blattornament Delphin Dreizack Fisch gebrochener Giebel Gefäß Götterbild Gottheit Hercules Kapitell Keule Laubbaum männliche Figur menschliche Figur Muschelnische Muschelschloss Neptun Pflanzenornament Pilaster Rahmen Register Reliefdekor Reliefschmuck Rosette Schiffsruder Steuerruder Tier weibliche Figur
Civitas Frisiavonum Domburg 51.563265 3.498398 Der Stein konnte aus dem Brand von 1848 zwar gerettet werden, ging danach aber auf mysteriöse Weise verloren (Hondius-Crone 1955, 30). Espérandieu (1925, 63) berichtet, der Stein wurde aus dem Museum bei Middelburg gestohlen und gelangte auf Umwegen nach Amerika. non vidimusLesung gründet auf: Stuart
Iustius Secundinius Moderatus Satto Nehalennia Nehaleniae Nehalennia
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Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein votum solverunt libentes merito Initial Version Version 2 Version 3
Front (Zeichnung), Cannegieter, ms 953 Universität Leiden, aus: Hondius-Crone 1955, p.29, Rechte vorbehalten links (Zeichnung), Cannegieter, ms 953 Universität Leiden, aus: Hondius-Crone 1955, p.28, Rechte vorbehalten rechts (Zeichnung), Cannegieter, ms 953 Universität Leiden, aus: Hondius-Crone 1955, p.28, Rechte vorbehalten FERCAN
ILS 4749 CIL XIII 8790 Espérandieu IX 6647 Byvanck 1935, Nr.240 Hondius-Crone 1955, Nr.4 Stuart 2013, Nr. 21
EDCS-11100880zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 www.trismegistos.org/text/415786zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
NEHALENIAE L · IVSTIVS · SATTO · ET L · SECVNDINIVS · MODERATVS FRATRES · V · S · L · M
NehaleniaeLucius Iustius Satto etLucius Secundinius Moderatusfratres votum solverunt libentes merito

Für Nehalenia! Lucius Iustius Satto und Lucius Secundinius Moderatus, die Brüder, haben das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

To Nehalenia! Lucius Iustius Satto and Lucius Secundinius Moderatus, the brothers, have fulfilled a vow willingly and deservedly.

Nehalen(n)iae –Byvanck; Nehalenniae – Hondius-Crone

Lucius Iustius Satto: tria nomina Iustius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Iustus (Kakoschke 2006, GN 629) Satto: keltisches Cognomen, tritt vor allem in Germania Superior auf (Kakoschke 2008, CN 2714)

Lucius Secundinius Moderatus: tria nomina Secundinius: einheimisches Pseugentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Secundus/Secundinus (Kakoschke 2006, GN 1131) Moderatus: lateinisches Cognomen (Kakoschke 2008, CN 2072)

Nehalenia: Variante von Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. In der hier vorgelegten Inschrift fehlt dea. - außerhalb der Germania Inferior: -