Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Nehalennia

CF-GeI-353

DEAE · NEHALENN̂IÂE

VEGISONIVS · MAR

TINVS · CIVES

SECVANVS · NAVTA

  5 V · S · L · M

Deae Nehalenniae

Vegisonius Mar-

tinus cives

Secuanus nauta

  5 v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

CivitasCivitas Frisiavonum
Apparatus criticusZ. 1: ohne Ligaturen – AE; Schmidts
Übersetzung Deutsch

Für die Göttin Nehalennia!
Vegisonius Martinus, Angehöriger der civitas der Sequaner und Reeder, hat das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

Übersetzung Englisch

To the goddess Nehalennia!
Vegisonius Martinus, a member of the civitas of the Sequani and ship owner, has fulfilled a vow willingly and deservedly.

Autopsienon vidimus
Lesung gründet auf: Stuart/Bogaers 2001
Editionen und LesungenStuart/Bogaers 1971, Nr.13
AE 1973, 372
Stuart/Bogaers 2001, A57
Schmidts 2011, 143, Nr.56
Elektronische RessourcenHD011219 (Version vom 12. Juni 2017) (Epigraphische Datenbank Heidelberg)
EDCS-09401497 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/208919 (zuletzt aufgerufen am 30. Juni 2021) (Trismegistos)
Fundort antikGanuenta
Fundort modern Oosterschelde bei Colijnsplaat
Fundumständeaus dem Meer geborgen
Fundjahr1970
VerwahrungLeiden, Rijksmuseum van Oudheden
Inventarnummeri 1970/12.13
InschriftträgerAedicula-Altar
MaterialKalkstein
Archäologische Klassifikation Akanthus
Apfel
Architektur
Aufsatzschmuck
Birne
Blattdekor
Blumenstrauß
Blüte
Frucht
gebrochener Giebel
Götterbild
Hund
Kapitell
korinthisches Kapitell
Obstschale
Pflanzenornament
Pilaster
Rahmen
Ranke
Reliefdekor
Reliefschmuck
Rosette
Schiffsschnabel
Tempelarchitektur
Tier
Beschreibung Objekt

Der Aedicula-Altar ist vollständig erhalten. Die Oberfläche ist leicht beschädigt und die Kanten sind leicht bestoßen. Besonders am Sockel sind kleine Ausbrüche festzustellen. Die linke Schmalseite ist an der linken Kante etwas verwittert, ebenso die Bekrönung, deren Reliefdekor nur mehr schwer nachvollziehbar ist.
#Nehalennia# steht in einer Nische mit muschelverzierter Decke, die mit dem Inschriftenfeld von Pilastern mit Blattdekor gerahmt wird. Die Pilaster setzen sich samt Dekor und Kapitell auch auf den Seiten fort. Die Nische wirkt etwas flach und reicht schräg zusammenlaufend in den Stein.Die Bekrönung wurde von ursprünglich rund sieben oder acht Früchten auf der Oberfläche geziert, davon sind noch vier erhalten. Der Abschluss der Nische ist abgebrochen. Die Pulvini sind reliefverziert, an der Seite ist ein schuppiges Blattdekor zu erkennen.Durch die Fortsetzung der Pilaster auf den Seitenflächen, wo sie unterschiedliche ausgestaltete Pflanzenranken einrahmen, wird der Eindruck einer Tempelarchitektur verstärkt.

Zustand Objekt vollständig
MaßeHöhe: 76,0 cm
Breite: 43,0 cm
Tiefe: 19,0 cm
Ikonografie Nehalennia steht in der Nische und hat das rechte Bein auf einen Schiffsschnabel bzw. Vordersteven gestellt. Auf dem aufgestützten Knie hält sie einen Obstkorb mit der rechten Hand, während sie die linke, in der sie einen Blumenstrauß oder ein Ährenbündel hält (Stuart/Bogaers 1971, 67), darauf abgelegt hat. Sie trägt eine Haube und eine bis zur Mitte der Oberarme reichende Pelerine, unter der ein Gürtel zu erkennen ist, der direkt unter der Brust sitzt. Das Gewand ist bodenlang und verfügte wohl auch über lange Ärmel. Links neben ihr sitzt ein Hund am Boden, den Körper von ihr abgewandt, den Kopf jedoch herumgedreht und den Blick gehoben. Auf der linken Schmalseite sind zwischen den mit Blattdekor versehenen Pilastern paarig angeordnete gefiederte Blätter (so Stuart/Bogaers 2001, 93) zu sehen, die aus einem Akanthus wachsen. Auf der rechten Schmalseite wächst, ebenfalls aus einem Akanthus und zwischen zwei Pilastern mit Blattdekor, eine Ranke mit gekringelten gefiederten Blättern, von denen zwei (die erste und die dritte) eine Blüte umschließen.
Inschrift

Der Inschriftentext ist vollständig erhalten.
Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: In Z.1 findet sich eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter vertikaler Haste des N.

Technikgemeißelt
Notabilia Varia

v.3: „cives“ pro „civis“
v.4: „Secuanus” pro „Sequanus”

Kommentar Götternamen

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia:
- Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Vegisonius Martinus: römisches Namensformular ohne Praenomen
Vegisonius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom keltischen Cognomen Vegiso (Kakoschke 2006, GN 1370) Martinus: lateinisches Cognomen, Weiterbildung des Gentilnomens bzw. Cognomens Martius oder von Mars; gängiger Name (Kakoschke 2008, CN 1934)

cives Secuanus: Der Dedikant ist Angehöriger der civitas Sequanorum mit dem Hauptort Vesontio (Besançon).

nauta: Unter der Berufsgruppe, die sich in Inschriften mit diesem Begriff bezeichnet, sind am ehesten Reeder bzw. Transportunternehmer zu verstehen (Schmidts 2011, 45).

ZitiervorschlagCF-GeI-353, hdl.handle.net/11471/504.50.353
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, Stuart/Bogaers 2001, Taf.47, A57, Rechte vorbehalten
Bild 2: links, Stuart/Bogaers 2001, Taf.47, A57, Rechte vorbehalten
Bild 3: rechts, Stuart/Bogaers 2001, Taf.47, A57, Rechte vorbehalten