Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen

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Mars Cicollus

CF-GeI-35

MART̂I · CICOL

LVI · SACRVM

PRO SALVTE [[---]]

[[---]] AV[---]

  5 GERMAN[.]CI · I[---]

P * [---]

CIVES · LINGONVM QVI · CIḄ[---]

CONSISṬṾ[---]

Marti Cicol-

lui sacrum

pro salute [[Ne]]-

[[ronis Caes(aris)]] Au[g(usti)]

  5 German[i]ci i[mp(eratoris)]

p(atris) [p(atriae)]

cives Lingonum qui Cib[---]

consistu[nt ---]

CivitasCUT
Apparatus criticusZ. 1: ohne Ligatur – EDH
Z. 4: [ronis ---] Au[g(usti)] – Rüger 1983 Inschriftenfunde
Z. 5: im[p(eratoris)] – Bogaers
Z. 7: Ci[---] – AE 1981, Rüger 1983 Inschriftenfunde; am Ende der Zeile CIP-, CIR-, CIB-, GIP-, GIR oder GIB möglich – Rüger 1981 ZPE; letzter Buchstabe B, P oder R davor I und davor C oder G, Cib[ernoduri?] – Bogaers, EDH; ci[rcum Vetera] – Lenz
Z. 8: consistun[t] – Rüger 1981 ZPE, AE 1981, Rüger 1983 Inschriftenfunde, EDH
Übersetzung Deutsch

Dem Mars Cicollus geheiligt!
Für das Heil von Nero Caesar Augustus Germanicus Imperator, dem Vater des Vaterlandes. Die Angehörigen der civitas der Lingonen, die Cib… bewohnen.

Übersetzung Englisch

Sacred to Mars Cicollus!.
For the welfare of Nero Caesar Augustus Germanicus imperator, father of the fatherland. Those citizens among the Lingonians, who live in Cib… .

Autopsievidimus (CIL XIII Projekt)
Editionen und LesungenRüger 1981 ZPE, 332
AE 1981, 690
Rüger 1983 Inschriftenfunde, Nr.44
Bogaers 1984, 34
Lenz 2003, 384
Elektronische RessourcenHD001275 (Version vom 17. Januar 2014) (Epigraphische Datenbank Heidelberg)
EDCS-09001553 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/208730 (zuletzt aufgerufen am 29. Juni 2021) (Trismegistos)
Fundort antikCUT
Fundort modern Xanten
Fundumständebei Ausgrabung zur Erschließung des Straßenverlaufs in der östlichen CUT in einer Sondage zum Vorschein gekommen; in mehrere Teile zerbrochen, wurde sie in einer Grube gelagert, eingetieft in eine Brandschicht des Bataveraufstandes.
Fundjahr1979
VerwahrungBonn, Rheinisches Landesmuseum
InventarnummerX 18775
InschriftträgerWeihealtar
MaterialSandstein
Archäologische Klassifikation Aufsatzschmuck
Baum
Blattdekor
Blüte
Ehrenkranz
Fragment
Kranz
Laubbaum
Lineardekor
Lorbeer
Opferschale
Reliefdekor
Reliefschmuck
Beschreibung Objekt

Der Weihealtar ist schwer beschädigt und unvollständig erhalten geblieben. Die Fragmente wurden modern zusammengefügt. Der Aufsatz wird durch ein profiliertes Gesims vom breiten Altarkörper getrennt. Genaueres zum Aufsatz ist nicht zu sagen, teilweise sieht es so aus, als würde sich eine Opferschale (Patera) oder ein Kranz oben auf dem Altar befinden. Links und rechts gehen zwei rundliche Erhöhungen nach oben, doch ihre genaue Gestalt kann nicht rekonstruiert werden.
Das Inschriftenfeld ist nicht gerahmt. Anhand der Überreste der Baumdarstellungen an den Seiten, die jeweils die Krone zeigen, dürfte ungefähr die Hälfte des ursprünglichen Steins fehlen. Die rechte Ecke der Vorderansicht ist mit Zement ergänzt. Die Standfläche sowie ein erheblicher Teil der rechten Seite bzw. des rechten Fragments ist durch eine Zementauffüllung ersetzt. Der Stein ist an allen Kanten bestoßen.

Zustand Objekt größere Fehlstelle/n
MaßeHöhe: 81,0 cm
Breite: 63,0 cm
IkonografieDie Rückseite zeigt die Überreste eines Ehrenkranzes, der oben zentral eine sechsblättrige Blütenrosette trägt. Es dürfte sich um eine ‚corona civica‘ handeln. Die Seitansichten zeigen belaubte Bäume mit runden Früchten zwischen den Blättern. Die untere Hälfte fehlt. Die Blätter laufen eng aneinander liegend mit den Spitzen hinter der Blüte zusammen. Vermutlich handelt es sich um Lorbeerblätter. Auf der linken Seite ist die Krone eines Baumes mit länglichen Blättern und runden Früchten (vermutlich Lorbeer) erhalten geblieben. Mit der Ergänzung des Baumstamms kann davon ausgegangen werden, dass ca. die Hälfte des Steins erhalten geblieben ist. Die rechte Seite wird vom gleichen Baummotiv geziert, allerdings ist hier nur mehr der obere Abschnitt der Krone erhalten geblieben. Blätter und Früchte sind in derselben Art und ebenso qualitätsvoll gestaltet. Das rundumlaufende Gesims wird von einem Pulvinus gekrönt, d.h. vermutlich bestand der Aufsatz aus zwei Pulvini. Seitlich waren diese mit blatt- bzw. schuppenförmigem Reliefdekor verziert.
Inschrift

Der Text auf dem in mehrere Teile zerbrochenen Inschriftenfeld ist bis auf fehlende Stellen links und unten erhalten. In den Zeilen 3 und 4 findet sich eine Rasur des Namens Neros. Die erste und zweite Zeile weisen deutlich größere Buchstaben auf. Die untersten beiden Zeilen sind in vom restlichen Text abweichender aktuariaartiger Schrift gehalten.
Ligatur: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: Z.1: Ligatur von T und I mit verlängerter senkrechter Haste (H: 8,5 cm)

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)4,0–7,4 cm
Kommentar Götternamen

Cicollus: keltisch, Funktionsbeiname ‚Ganz-Fleisch‘ im Sinne von ‚muskelstark‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 139); nach de Bernardo Stempel verweist der belegte echtgallische Dativ „Cicollui“ auf einen Nominativ Cicollos (ebd.)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Mars Cicollus:
- Germania Inferior: nur in dieser Inschrift bezeugt - außerhalb der Germania Inferior: Weihungen sind aus den Provinzen Germania Superior, Belgica und Lugdunensis bekannt.

Kommentar allgemein

Nero Caesar Augustus Germanicus Imperator: Kaiser Nero; die Ausmeißelung seines individuellen Namensbestandteils muss anlässlich der über Nero verhängten damnatio memoriae erfolgt sein. Den Titel Pater Patriae hat Nero Ende 55/Anfang 56 angenommen (Kienast 1990, 969).

cives Lingonum: Die civitas Lingonum mit dem Hauptort Andematunnum/Langres befindet sich in der Provinz Germania Superior.

Cib[---]: Hierbei muss es sich um eine Ortsangebe handeln. Die Ergänzung des Ortsnamens auf Cibernodurum wurde von Bogaers (1984) vorgeschlagen, der ihn von den dort siedelnden Cugernern ableitet. Anders dagegen Lenz (2003, 384), der an „ci[rcum Vetera]“ denkt.

Ein vergleichbarer und offenbar aus der gleichen Werkstatt stammender Altar von Remern zum Heile Neros hat sich in Rindern gefunden (= CF-GeI-0034); Rüger (1981, 333) vermutet wohl zu Recht, dass dieser Altar ursprünglich ebenfalls in Xanten aufgestellt war.

Datierung0055-0068
ZitiervorschlagCF-GeI-35, hdl.handle.net/11471/504.50.35
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0

Bild 1: , Rechte vorbehalten
Bild 2: Rückseite, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 3: links, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 4: rechts, CIL XIII Projekt, CC BY-NC