Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen

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Nehalennia

CF-GeI-289

DEAE N[.]HALENNIAE

OB M̂ERCES · RECT̂E CONSER

VATAS M · SẸCVN̂D SILVANVS

N̂EGỌT̂IṬỌR CRETẠRIVS

  5 BRITANṆICIANVS

V · S · L · M

Deae N[e]halenniae

ob merces recte conser-

vatas M(arcus) Secund(inius?) Silvanus

negoti<a>tor cretarius

  5 Britannicianus

v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

CivitasCivitas Frisiavonum
Apparatus criticusZ. 1: Unterstrichene Teile in dieser und den folgenden Zeilen sind heute nicht mehr erhalten; Nehalenniae – Byvanck; Dea/e Nehalenniae – Hondius-Crone
Z. 2: ohne Ligaturen – ILS, Byvanck, Hondius-Crone; fehlender Zeilenwechsel nach conser – Hondius-Crone
Z. 3: ohne Ligatur – ILS; Secunda(rius) – Byvanck Hondius-Crone
Z. 4: ein kleines A über dem zweiten T von „negotiator“ – Janssen; ohne Ligaturen – ILS; negoti(a)tor – Byvanck; negotiator – Hondius-Crone; negoti[a]tor – Stuart
Übersetzung Deutsch

Für die Göttin Nehalennia!
Wegen der Wohlbehaltenheit der Ware hat Marcus Secundinius Silvanus, der Händler in Keramik mit Britannien, das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

Übersetzung Englisch

To the goddess Nehalennia!
Due to the undamaged goods Marcus Secundinius Silvanus, a trader in ceramics with Britannia, has fulfilled a vow willingly and deservedly.

Autopsievidimus (23.5.2019)
Editionen und LesungenJanssen 1845, Taf.11,32
CIL XIII 8793
ILS 4751
Byvanck 1935, Nr.248 und 1605
Hondius-Crone 1955, Nr.23
Stuart 2013, Nr.7
Elektronische RessourcenEDCS-09401495 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/818044 (zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021) (Trismegistos)
Fundort modern Domburg
Fundstellenahe der Rheinmündung
VerwahrungMiddelburg, Zeeuws Museum, collection KZGW
InventarnummerG3200
InschriftträgerAedicula-Altar
MaterialKalkstein
Archäologische Klassifikation Architektur
Fragment
Pilaster
Reliefschmuck
Umzeichnung
Beschreibung Objekt

Der Aedicula-Altar ist in vier Fragmenten erhalten geblieben, wobei zwei Teile aneinanderpassen und zusammengeklebt wurden. Er wurde beim Kirchenbrand 1848 zusätzlich beschädigt. Die Nische ist durch einen Vorsprung vom restlichen Altarkörper abgetrennt. An der linken Seite ist noch ein glatter Pilaster zu erkennen, d.h. die Nische war wohl architektonisch gerahmt. Der Sockel ist einfach und etwas breiter als der Altarkörper. Die Oberfläche ist durch Bestoßungen und Brüche beschädigt, wie an der Umzeichnung angedeutet.
Laut Hondius-Crone (1955, 70) soll auf der Oberseite noch ein Teil der Basis des linken Polsters vorhanden sein, was anhand der gezeichneten Reste nicht nachvollziehbar ist.

Zustand Objekt größeres Fragment
MaßeHöhe: 28,0 cm
Breite: 33,0 cm
Tiefe: 12,7 cm
IkonografieVom Götterbild ist, um nach der Zeichnung zu gehen, nichts mehr vorhanden. Wie Stuart (2013, 55-57) angibt ist auch in der älteren Literatur nicht geklärt, ob es nun Reliefdekor an den Schmalseiten gegeben hat oder nicht. Bei einer Begutachtung im Mai 2019 konnte an den Fragmenten kein Reliefschmuck erkannt werden.
Inschrift

Heute sind nur mehr Reste des Textes erhalten, doch ist er in Abschriften vollständig überliefert.
Ligaturen s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: In Z.4 wurde eine Ligatur von T und I mit erhöhter senkrechter Haste aufgezeichnet.

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)2,9 cm
Notabilia Varia

v.4: „negotitor“ pro „negotiator“

Kommentar Götternamen

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia:
- Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Ein Altar mit identischer Inschrift (er weist lediglich minimale Abweichungen in der Schreibung von Z.4 auf) ist bei Colijnsplaat gefunden worden (CF-GeI-288).

Marcus Secundinius Silvanus: tria nomina
Secundinius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Secundus/Secundinus, „-inius“ treten verstärkt in den germanischen Provinzen, insbes. in Germania Inferior, auf (Kakoschke 2006, GN 1131). Denkbar wäre auch die Ergänzung des Namens auf Secundius (Kakoschke 2006, GN 1132), doch wird die Ergänzung auf Secundinius dadurch gestützt, dass in Köln ein Secundinius Severus bezeugt ist (CIL XIII 8350), der ebenfalls negotiator cretarius war und vielleicht der gleichen Familie von Keramikhändlern angehörte. Silvanus: lateinisches Cognomen, gängiger Name (Kakoschke 2008, CN 2861)

negotiator cretarius Britannicianus: Der Keramikhändler, der mit Britannien Handel trieb, wird vermutlich Keramik nach Britannien transportiert haben. Grundsätzlich ist aber auch nicht auszuschließen, dass er Ware von Britannien aufs Festland verbrachte (Stuart/Bogaers 2001, 35).

ZitiervorschlagCF-GeI-289, hdl.handle.net/11471/504.50.289
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0

Bild 1: Front (Zeichnung), Janssen 1845, Taf 11,32, Rechte vorbehalten
Bild 2: Front, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 3: Front, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 4: Front, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC