Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Hercules Magusanus

CF-GeI-139

IN H D D

DEO · HERCVLI · MAG

M · NAEVIVS · MINERVI

NVS · OPTIO · PRINCI

  5 PIS · LEG · I · M · P · F · [[---]]

IMP · D · N · [[---]]

AVG · II · ET · MARCEL

LO · COS · V · S · L · M

In h(onorem) d(omus) d(ivinae)

deo Herculi Mag(---)

M(arcus) Naevius Minervi-

nus optio princi-

  5 pis leg(ionis) I M(inerviae) P(iae) F(idelis) [[S(everianae) A(lexandrianae)]]

Imp(eratore) d(omino) n(ostro) [[Alexandro]]

Aug(usto) II et Marcel-

lo co(n)s(ulibus) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 2: Mag(usano) – Horn, AE, Deman, Schillinger-Häfele, EDH
Übersetzung Deutsch

Zur Ehre des Kaiserhauses
für den Gott Hercules Mag… ! Marcus Naevius Minervinus, optio principis der legio I Minervia Pia Fidelis Severiana Alexandriana, hat unter dem Konsulat unseres Herrn des Imperators Alexander Augustus - zum zweiten Mal – und des Marcellus das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

Übersetzung Englisch

In honour of the Divine Household
to the god Hercules Mag… ! Marcus Naevius Minervinus, optio principis of the legio I Minervia Pia Fidelis Severiana Alexandriana, has fulfilled a vow willingly and deservedly in the consulship of our lord imperator Alexander Augustus – for the second time – and of Marcellus.

Autopsievidimus (CIL XIII Projekt)
Editionen und LesungenHorn 1970, 235
AE 1971, 282
Deman 1975, G32
Schillinger-Häfele 1977, Nr.161
Elektronische RessourcenHD011479 (Version vom 20. Oktober 2015) (Epigraphische Datenbank Heidelberg)
LUPA 20437 (letzte Änderung am 12. Jänner 2021) (Ubi Erat Lupa)
EDCS-10700533 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/208938 (zuletzt aufgerufen am 29. Juni 2021) (Trismegistos)
Fundort antikBonna
Fundort modern Bonn
FundstelleAm Wichelshof 33
Fundumständebei Ausschachtungsarbeiten für einen Kanal gefunden, bei der Bergung durch den Bagger in zwei Teile zerbrochen
Fundjahr1963
VerwahrungBonn, Rheinisches Landesmuseum
Inventarnummer631229
InschriftträgerAedicula-Altar
MaterialTrachyt
Archäologische Klassifikation Apfel
Architektur
Aufsatzschmuck
Birne
Blattdekor
Blüte
Fackel
Frucht
gebrochener Giebel
Gefäß
Genius
Götterbild
Inschrift außerhalb des Inschriftenfeldes
Kantharos
Kapitell
Kerberos
Keule
Löwenfell
menschliche Figur
Muschelnische
Muschelschloss
männliche Figur
Opferschale
Pilaster
Reliefdekor
Reliefschmuck
Rosette
Tempelarchitektur
Tier
Beschreibung Objekt

Über dem breiten, einfachen Sockel erhebt sich der Altarkörper mit der nicht gerahmten Inschrift. Ein schmaler Grat, der ebenfalls Buchstaben trägt, trennt das Inschriftenfeld von der Götterbildnische. Der Gott steht in einer architektonisch ausgestalteten Nische mit Halbkuppelabschluss und gebrochenem Giebel. Ein Bruch geht von der linken Ecke nach unten bis etwa die Mitte der Aedicula-Darstellung auf der rechten Seite und teilt den Stein in zwei Hälften. Die Rückseite, so Horn (1970, 233 f.), wurde flüchtig geglättet, d.h. der Stein war in der Antike nicht rundansichtig angelegt worden.
Daneben befinden sich als Teil der Bekrönung links und rechts der Giebelspitze Pulvini.Die linke Schmalseite zeigt ein zweigeteiltes Relief. Die obere Hälfte entspricht der Fortsetzung des frontal begonnenen Tempels mit Pilastern und Gebälk.Die architektonische Ausgestaltung wird umlaufend beibehalten und bildet so einen kleinen Tempel, der auf den Inschriftenblock aufgesetzt wirkt.

Zustand Objekt vollständig
MaßeHöhe: 113,0 cm
Breite: 59,0 cm
Tiefe: 43,0 cm
IkonografieDer Gott steht aufrecht, seine linke Hand liegt auf der in den Boden gestemmten Keule, während er in der rechten ein dreiköpfiges Tier, vermutlich Kerberos, an der Leine hält. Über seiner rechten Schulter sind die Reste eines Mantels bzw. des Löwenfells (Fransen der Mähne) erkennbar. Der Torso ist abgeschlagen und zerstört. Herkules erscheint bärtig und mit lockigem Haar. Er ist vermutlich barfuß. Seine Beine wirken im Verhältnis zu seinem Kopf, Oberkörper und den Armen etwas kurz und klein. An den oben anschließenden Pulvini ist kein Dekor erkennbar. Der gebrochene Giebel wird von einem Muschelschloss geziert. Laut Schillinger-Häfele (1977, 535 f.) soll die Konche muschelförmig ausgestaltet sein. Obenauf befindet sich laut Literatur Früchte (zwei Äpfel und zwei Birnen). Die Seitenansichten zeigen in der unteren Hälfte je einen Kantharos mit niederen Henkeln, aus dem Obst quillt, daneben liegen Blüten. Links ist das Feld ebenfalls architektonisch gestaltet und mit einer zentrierten Keule (Schillinger Häfele 1977, 535 f.) versehen. Auf der rechten Seite steht ein jugendlicher Mann, vermutlich ein Genius (Bauchhenß 2001, 282), der mit Toga bzw. Mantel um die Hüften und nacktem Oberkörper dargestellt ist. In der linken Hand hält er einen runden Gegenstand, vermutlich eine Opferschale, die eben ausgegossen wurde. In der rechten Hand hält er eine nach oben zeigende Fackel.
Inschrift

Der Text ist fast vollständig erhalten. Fehlstellen sind in Z.5 die Rasur von „S(everianae) A(lexandrianae)“ – des Ehrennamens der legio I Minervia – und in Z.6 jene des Kaisernamens Alexander, die aufgrund der damnatio memoriae des Severus Alexander erfolgten. Die erste Zeile steht außerhalb des Inschriftenfeldes auf den Plinthen der Pilaster der Aedicula.
Besondere Zeichen: in Z.5 ein überhöhtes I (H: 4,2 cm); in Z.6 über D und N ein Querstrich; über den Zahlzeichen jeweils ein Querstrich.

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)3,3–3,6 cm
Kommentar Götternamen

Mag…: Rest von Magusanus oder einer Variante: Germanisierung des keltischen Kultnamens * Mogusenos ,der mächtige Alte‘, später sukzessive germanisiert zu Magusenos, Magusanos und Macusanos (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 146, vgl. Toorians 2003)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Hercules Magusanus:
- Germania Inferior: sehr gut belegt (CF-GeI-115, 127–132, 134–139, 242–244); in der hier besprochenen Inschrift in Verbindung mit dem Gottheitsdeterminativ deus. - außerhalb der Germania Inferior: in Rom und in verschiedenen Provinzen vereinzelt nachgewiesen: Belgica, Britannia, Dacia (hier 1x auch als deus invictus Hercules Magusanus [AE 1977, 702]), Pannonia Superior

Magusanus Hercules:
- Germania Inferior: nur 1x bezeugt (CF-GeI-133) - außerhalb der Germania Inferior: -

Magusanus:
- Germania Inferior: in dieser Provinz nicht bezeugt - außerhalb der Germania Inferior: In der Provinz Dacia ist 1x ein deus Mag… bezeugt (AE 1995, 1280).

Kommentar allgemein

Marcus Naevius Minervinus: tria nomina
Naevius: italisches Gentilnomen (Kakoschke 2006, GN 832) Minervinus: lateinisches Cognomen (Kakoschke 2008, CN 2054)

optio principis: Der Aufgabenbereich eines optio kann ganz allgemein als Gehilfe eines centurio beschrieben werden. Sein Rang wird nach dem des vorgesetzten centurio bestimmt. Der hier genannte princeps ist der centurio der ersten Zenturie der principes (der cohors prima), der im Rang gleich unter dem primipilus steht (Domaszewski/Dobson 1967, 90).

legio I Minervia Pia Fidelis Severiana Alexandriana: Unter der Regierung von Severus Alexander trug die Legion den Ehrennamen Severiana Alexandriana, der nach dessen damnatio memoriae überall getilgt wurde (Stein 1932, 103, 116).

Marcello: In der Konsuldatierung müsste eigentlich Marcello II stehen; die Ziffer fehlt aber öfter auf Inschriften (Schillinger-Häfele1977, Nr.161).

Datierung0226
ZitiervorschlagCF-GeI-139, hdl.handle.net/11471/504.50.139
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 2: rechts, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 3: links, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 4: , Rechte vorbehalten