<title type="main">Matronae? Abirenes | Hercules Magusanus | Mahlinehae CF-GeI-115 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.115 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Köln Römisch-Germanisches Museum 74,408 Weihinschrift

Heute ist nur noch ein Teil von links unten in zwei Fragmenten erhalten. Die ursprüngliche Form des Weihesteins kann nicht mehr nachvollzogen werden.

Kalkstein Weihestein 20,0 18,0 11,5 Die angegebenen Maße sind die des erhaltenen Fragments.
größeres Fragment

Von dem Inschriftentext ist nur mehr ein Fragment aus der Mitte erhalten. Von ILS und CIL wurden noch weitere Teile gelesen, die heute verloren sind (hier in der Majuskelabschrift unterstrichen). Auch im CIL Text sind die Ränder und das untere Ende nicht erreicht, doch dürfte das Formular darauf hindeuten, dass die erste Zeile erfasst ist. Das „cum“ in der letzten Zeile lässt vermuten, dass vermutlich noch ein dritter Dedikant auf der Inschrift genannt war.Ligaturen: s. Majuskeltext

größeres Fragment
gemeißelt 1,7–2,0 cm

kein Dekor erhalten

Fragment
CCAA CCAA Köln

Deutz, am Rheinufer

50.937769 6.958583 ursprünglich wohl im Kastell von Köln-Deutz vermauert, dann mit dem Abbruchschutt an der Rheinfront aufgeschüttet, wo der Stein zutage kam
non vidimusLesung gründet auf: Photo und CIL (die nicht erhaltenen Teile)
Similinius Dirmesus Matronae? Abirenes [---]is Abirenibu[s] Hercules Magusanus [Herc]uli Magusan[o] Mahlinehae Mahal[---] Abirenes Magusanus Mahlinehae Diana Genius loci Mercurius Silvanus Victoria curator numeri veredarius veteranus curator numerus Britonum
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein pro salute domini nostri Initial Version Version 2 Version 3
Front, EDCS-01200332 (RGM Köln), Rechte vorbehalten FERCAN
ILS 4630 mit add. CIL XIII 8492 Alföldy 1968 Hilfstruppen, 220, Nr.184 Galsterer/Galsterer 1975, Nr.39 Galsterer/Galsterer 1981, 230, Anm.12 Galsterer/Galsterer 2010, Nr.52 KIK 2012, Nr.55
EDCS-01200332zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 www.trismegistos.org/text/415508zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
PRO SA VLI · MAGVSAN IS · ABIRENIBV VANO · ET · GENIO NE · MAHAL TORIE · MERCV RS · QVE · DIIS · DEA NIBVS · SIMILIN NVS · VERED · STIS · DIRMES NVS · ITEM · CV NUM CVM
Pro salute domini nostriHerculi Magusano Matronis Abirenibus etSilvano et Genio lociDianae MahalinisVictoriae Mercurioceterisque diis deabusomnibus. Similiniusnus veredarius etstis Dirmesus veteranus item curatornumeri Britonum cum

Für das Wohl unseres Herrn! Für Hercules Magusanus, die Matronae Abirenes, Silvanus, den Genius loci, Diana, die Mahalinae, Victoria, Merkur und alle übrigen Götter und Göttinnen! Similinius …nus, Kurier, und …stis Dirmesus, Veteran und curator numeri der Britones mit …

As a gift for the welfare of our lord! To Hercules Magusanus, the Matronae Abirenes, Silvanus, the Genius loci, Diana, the Mahalinae, Victoria, Mercury and to all the other gods and goddesses! Similinius …nus, a messenger, and …stis Dirmesus, a veteran and curator numeri of the Britones with …

Am Anf.: In h(onorem) d(omus) d(ivinae) – Alföldy; die unterstrichenen Teile in Z.1–12 sind heute nicht mehr erhalten, sie werden nach CIL wiedergegeben [Herc]uli Magusan[o Ambi-] – Galsterer/Galsterer 1981; ohne Ligaturen – ILS, Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012 [amarc]is Abirenibu[s et] – Galsterer/Galsterer 1981; ohne Ligatur – ILS, Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012; ohne Zeilenwechsel – ILS Geni[o], ohne Ligatur – ILS; ohne Ligatur – Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012 [Dia]nae – Alföldy, [Dia]ne – Galsterer/Galsterer 1975, Galsterer/Galsterer 2010, KIK2012; Mahal[ineis] – Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012 am Anf. [---]rie, ohne Ligatur – ILS; [Vic]torie – Galsterer/Galsterer 1975, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012; ohne Ligatur – Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012 dis dea[busque], ohne Ligaturen – ILS; dis – Alföldy, Galsterer/Galsterer 1975, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012; ohne Ligaturen – Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012 [omn]ibus, ohne Ligatur – ILS; Similini[us] – Alföldy, Galsterer/Galsterer 1975, Galsterer/Galsterer 2010, KIK2012; ohne Ligaturen – Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010; KIK 2012 vered[ar.] – ILS Dirimes[---] Alföldy, ohne Ligatur – ILS, Alföldy, Galsterer/Galsterer 2010, KIK 2012 item c[---] – ILS […]cu[…] – ILS; [n(umeri) Brit(t)o]num cum [---] – Alföldy

veredarius: bezeichnet einen Kurier oder Postreiter

curator: Dabei handelt es sich vielleicht eher um einen curator eines Kollegiums des numerus Britonum als um einen curator eines numerus der Britones. numerus Britonum: Eine Einheit dieses Namens ist sowohl aus Ober- als auch aus Niedergermanien bekannt. Die niedergermanische Truppe war in Divitiae (Deutz) stationiert. Der älteste Beleg für sie stammt aus der Zeit des Caracalla oder des Elagabal. Zu ihren Aufgaben zählten die Verteidigung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium sowie Erkundungszüge ins rechtsrheinische Gebiet (Alföldy 1968 Hilfstruppen, 79).

Similinius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Similis, tritt fast ausschließlich in der Germania Inferior auf (Kakoschke 2006, GN 1188); “Similinius sur Similis est sans aucun doute un nom latin d'assonance germanique, avec ici la forme patronymique germanique” (Raepsaet-Charlier 2003; 296).

Dirmesus: keltisches Cognomen? (Kakoschke 2007, CN 1087)

v.5: „Diane” pro „Dianae”v.6: „Victorie” pro „Victoriae”

Abirenes: keltisch; ursprünglicher Zugehörigkeitsbeiname zum Gebiet um den Fluss Renos, ‚die Gottheiten um den Renos‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 139)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Matronae? Abirenes: - Germania Inferior: In der hier vorgelegten Inschrift deutet der vor dem Götternamen erhaltene Wortausgang “-is” darauf hin, dass ursprünglich „Matronis Abirenibus“ zu lesen war. - außerhalb der Germania Inferior: -

Abirenes: - Germania Inferior: Der Göttername ist in der Variante Ambioreneses 1x belegt (CF-GeI-106). - außerhalb der Germania Inferior: -

***

Magusanus: Germanisierung des keltischen Kultnamens * Mogusenos:, ,der mächtige Alte‘, später sukzessive germanisiert zu Magusenos, Magusanos und Macusanos (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 146, vgl. Toorians 2003)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Hercules Magusanus: - Germania Inferior: sehr gut belegt (CF-GeI-115, 127–132, 134–139, 242–244), 1x darunter in Verbindung mit dem Gottheitsdeterminativ deus (CF-GeI-139) - außerhalb der Germania Inferior: in Rom und in verschiedenen Provinzen vereinzelt nachgewiesen: Belgica, Britannia, Dacia (hier 1x auch als deus invictus Hercules Magusanus [AE 1977, 702]), Pannonia Superior

Magusanus Hercules: - Germania Inferior: nur 1x bezeugt (CF-GeI-133) - außerhalb der Germania Inferior: -

Magusanus: - Germania Inferior: in dieser Provinz nicht bezeugt - außerhalb der Germania Inferior: In der Provinz Dacia ist 1x ein deus Mag… bezeugt (AE 1995, 1280).

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Mahalinae: keltisch (Delamarre 2007, 124); anders: germanischer Göttername (Neumann 1987, 109; vgl. Gutenbrunner 1936, 183); in der Germania Inferior ansonsten belegt als Mahlinehae.

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Mahlinehae: - Germania Inferior: nur in der hier besprochenen Inschrift belegt - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Mahlinehae: - Germania Inferior: Das theonymische Formular ist 2x belegt (CF-GeI-296, CF-GeI-297). - außerhalb der Germania Inferior: -