Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Mercurius Gebrinius

CF-GeI-1

DEO MERC̣[---]

GEBRINIO

RIO AVRẸLIVS

PERVḶA P P̣ L

  5 RIPE RHENI LEG̣

I M TEMP̣LVM[---]

Deo Merc[u]-

{Gebrinio}

rio <Gebrinio> Aurelius

Perula p(?) p(?) l(?)

  5 rip(a)e Rheni leg(ionis)

I M(inerviae) templum[---]

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 1: Deo Mer[cu] – Lehner 1930, AE 1931, Follmann-Schulz
Z. 2: Gebrini[o] – Lehner 1930, AE 1931, Follmann-Schulz
Z. 3: ohne Aurelius – Bauchhenß
Z. 4: p(rimus) p(ilus) leg(ionis) – Lehner 1930, AE 1931; p(rae)p(ositus) L (=quinquagesimae) oder p(ublici) p(ortorii) l(libertus) – Lehner 1932; p(rae)p(ositus) l(iburnariorum) – Nesselhauf; p(raepositus?) p(ortus?) L(irensis?) – EDH
Z. 5: rip(ae) – EDH, Bauhhenß
Z. 6: templu[m] – AE 1931; in einer zusätzlichen Z.7 [---]T[ – Lehner 1930; in einer zusätzlichen Z.7 [imposuit] – AE 1931
Übersetzung Deutsch

Für den Gott Mercurius Gebrinius!
Aurelius Perula P(?) P(?) L(?) am Fluss Rhein der legio I Minervia (hat) den Tempel (errichtet? erneuert? …?) …

Übersetzung Englisch

To the god Mercurius Gebrinius!
Aurelius Perula P(?) P(?) L(?) at the river Rhine of the legio I Minervia (has built?, restored?, …?) the temple …

Autopsievidimus (CIL XIII Projekt)
Editionen und LesungenLehner 1930, Nr.45
AE 1931, 26
Lehner 1932, 106f.
Nesselhauf 1937, Nr.186
Follmann-Schulz 1986, 777f.
Bauchhenß 2014, 175 Nr.95
Elektronische RessourcenHD025308 (Version vom 13. Januar 2016) (Epigraphische Datenbank Heidelberg)
EDCS-11202311 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/209334 (zuletzt aufgerufen am 29. Juni 2021) (Trismegistos)
Fundort antikBonna
Fundort modern Bonn
FundstelleMünsterkirche
Fundumständeim Fundament eines fränkischen Grabsaals verbaut
Fundjahr1929
VerwahrungBonn, Rheinisches Landesmuseum
InventarnummerD 282
InschriftträgerWeihestein
MaterialKalkstein
Archäologische Klassifikation Baum
Fragment
Laubbaum
Reliefschmuck
Beschreibung Objekt

Der Stein ist am oberen Ende stark bestoßen, die rechte Ecke ist abgebrochen. Die Standfläche wurde modern durch Beton ergänzt. In der linken Ecke ist der Rest eines Wulstes feststellbar, der sich auf der linken Seitansicht fortgesetzt findet. Daraus lässt sich schließen, dass zumindest an drei, wenn nicht auf allen vier Seiten das Gesims durchgängig umlaufend dargestellt wurde. Das Inschriftenfeld ist nicht gerahmt.

Zustand Objekt größere Fehlstelle/n
MaßeHöhe: 46,0 cm
Breite: 36,0 cm
Tiefe: 13,5 cm
IkonografieDie durch einfache Einritzung dargestellten Bäume haben einen geraden Stamm. Der Baum auf der linken Seite weist drei übereinander am Stamm anliegende Blattpaare auf, bevor er mit einer dreiblättrigen Krone abschließt. Die Blätter sind rundlich und laufen spitz nach oben gerichtet zu. Von der rechten Seitansicht fehlen der obere und der untere Abschluss. Erhalten sind der gerade Stamm etwa ab der Hälfte und die drei Blattpaare.
Inschrift

Die rechte obere und rechte untere Ecke des Inschriftentextes und mindestens eine folgende Zeile sind abgebrochen. Am unteren Rand finden sich noch Reste einer weiteren Zeile. Die Buchstaben sind sehr unregelmäßig und nicht sorgfältig gearbeitet.
Das Wort „Gebrinio“ in der zweiten Zeile folgt nicht der sonstigen Zeilenanordnung und scheint nachträglich (wenn auch möglicherweise von der gleichen Hand) in kleineren Buchstaben eingefügt.

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)2,3–5,1 cm
Notabilia Varia

v.4: „ripe“ pro „ripae“

Kommentar Götternamen

Gebrinius: keltisch, mit der etymologischen Bedeutung ‚der Gott mit dem Widder‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 140)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Mercurius Gebrinius:
- Germania Inferior: 10x belegt (CF-GeI-1 bis CF-GeI-10). Alle Zeugnisse stammen aus Bonn. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Aurelius Perula: Gentil- und Cognomen, ohne Praenomen
Aurelius: italisches kaiserliches Gentilnomen; die Häufigkeit des Namens steht in Zusammenhang mit der Constitutio Antoniniana, nach der viele Neubürger dieses Gentilnomen annahmen. Doch auch Personen, die zuvor schon im Besitz des Bürgerrechts waren, fügten dieses Gentile nun nicht selten ihrem Namen an (Kakoschke 2006, GN 173). Perula: keltisches, thrakisches oder lateinisches Cognomen (Kakoschke 2008, CN 2341). Entsprechend der Auflösung von „P P L“ als „p(ublici) p(ortorii) l(ibertus)“ nach Lehner (1932), s.u., wäre Perula der Sklavenname des Freigelassenen gewesen. Der Name Perula findet außer der hier behandelten Inschrift auch noch auf drei weiteren Inschriften in der Provinz Asia, in Samnium und in Rom (hier sogar ein Aurelius Perula).

P P L: Es gibt keine gesicherte Auflösung. Es ist nur klar, dass es sich um einen militärischen Posten handelt. Die Auflösung „praefectus ripae“ ist nicht möglich, da dieses Amt unter den Flaviern aufhört (so Lehner und Nesselhauf).
Lehner (1930): „p(rimus) p(ilus) leg(ionis)“. Lehner nahm zunächst ein Versehen in der Wortfolge an; richtig wäre: „p(rimus) p(ilus) leg(ionis) I M(inervia) templum ripe Rheni“. Lehner (1932): „p(rae)p(ositus) L (= quinquagesimae)“ oder „p(ublici) p(ortorii) l(libertus)“. Nach seinem ersten Vorschlag, s.o., hat Lehner vorgeschlagen, an einen Zollangestellten an der ‚ripa Rheni‘ zu denken. Der Zoll hätte 2 % (= 1/50) betragen. Die Nennung der legio I Minervia erklärt er damit, dass die ripa Rheni in einzelne Abschnitte eingeteilt gewesen wäre, die den Bezirken der Legionen entsprachen. Nesselhauf: „p(rae)p(ositus) l(iburnariorum)“.

legio I Minervia: Die Legion war ab 83 n.Chr. in Bonn stationiert (Stein 1932, 103).

templum: Die Inschrift bezeugt das Vorhandensein eines Tempels für Mercurius Gebrinius.

Datierung0201-0250
ZitiervorschlagCF-GeI-1, hdl.handle.net/11471/504.50.1
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 2: links, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 3: rechts, CIL XIII Projekt, CC BY-NC