Wieder zurückerhalten aus der bibliothek des
herren kreishauptmanns, freyherrn von Stiebar zu
Kröllendorf - in Wien den 14. Novembris 1823.
Iohann Leopold Metzger freyherr von Metzburg, kaiserlich-königlicher hofrath,
Wappen des Johann Georg von Metzburg. Es handelt sich um eine
später eingefügte Version des Wappens, denn erst ab 1690 durfte sich das Geschlecht von Metzburg
nennen.
Abbildung: Iohannes Georgius von
Mezburg.
Niederösterreichischer regierungs-, auch
bankodeputazions rath, nieder- und oberösterreichischer landtstand 1718.
Schreiberwechsel
Iohann Georg Mezger von Breysgaw
Schreiberwechsel
Scydack: ein kocher
luck: ein bogen
Tschenzi: ein seiten
Meiran: handtheben miten am bogen.
Nota bene
Schreiberwechsel
Eingelegte, zeitgenössische Landkarte (Teile Süd- und Osteuropas,
vorderer Orient, Teile Nordafrikas, Arabien).
Abbildung: Turcicium Imperium. Türckische Reych.
Concordia res parvae crescunt, discordia
maximae dilabuntur.
Schreiberwechsel
Itinerarium oder rayß beschreibung von Wien in Österreich
nach Constantinopel.
Darin werden beschriben die durchgerayste länder, stätt, vestungen, schlößer, märck unnd dörffer unnd deren inwohnenden völckher, arth unnd tracht, auch die audientzen, visitationes der pottschafter sambt anderen vihlen denckhwürdigen sachen.
In drey underschidliche thail außgethailt unnd mit etlichen abgerißnen figuren geziert. Beschriben und zusammengetragen durch
Iohann Georg Metzger von Breysach auß dem Breyßgau, iuris utriusque studiosum, anno salutis 1650 etc.
- unpaginiert -- unpaginiert -
Vorrede ahn den guetherzigen leßer
Eß trinckhet die studierende iugendt dißen bekhandten schual versicul gleichsam mit ihrer muedtermilch ein:
Non cuivis homini contingit adire Corinthum.
Daß ist:
Nicht iedem widerfahrt die gnad, Corinthum zu beschauen die stadt.
Weilen nunmehr welt khündig, das die iugendt neues zuesagen oder zuhören, vilmehr aber zusehen ganz begirig ist, unnd etliche gleichsam von der natur in fern gelegne provinzen unnd länder zureißen angetriben werden. Iedoch thuet solcher begirligkheit theils gewaltsamen inhalt:
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Erstlich longinquitas, die ferne oder der örther abgelegenheit.
Eß thuet auch anders theils ein inhalt, sumptuositas, der sehr großen
unkosten, der in dem reyßen nothwendig mueß spendiert unnd auffgewendt werden.
Wie es dan ohne gelt zuereißen ein armseelig ding ist, unnd man einem in der
frembde nichts oder gar wenig umbsonst gibt. Zum dritten, so kombt auch darzu
periculositas, die große unnd eußerste gefahr, darein sich
ein raißiger mensch begibt, unnd sonderlich
auf den reyßen außer der christenheit, da unzahlbare gefahren zuebeobachten. Dahero manches edles unnd iunges
blueth frisch unnd gesund hinwegreißet unnd darnach etwan in einem brieff nach
hauß geschickht wirdt, welcher etwan durch ein kranckheit oder anderen zuestandt
zuerückh verbleibt unnd under den - unpaginiert -
grausammen
Türckhen sein iunges edles leben ohne einige christliche hilff müehseelig enden
mueß. In massen dan wir in allen nach Constantinopel verrichten reyßen genuegsame exempel
haben.
Die weilen nun dem also, unnd nicht alle reyßen können (in betrachtung der berueff underschidlich ist), gleichwohl gern von der Türckhen arth unnd manier wissenschafft hetten, hab ich etlichen meinen gueten freünden unnd bekhandten – ihnen mein guetherziges gemüeth zu erzeigen – etwas von dißer verrichten reyß anzudeiten nit underlaßen wollen. Anderen aber habe ich solches, denen so hineinzureißen künfftig begehren, für einen wegweißer oder spiegel vorgestehlt, damit sye sich darin ersehen unnd bey dem unstöthen meer das wanckhelmüetige glückh unnd menschliche leben betrachten.
- unpaginiert -Dahero dan bey allen rechtverständigen unnd tugendtliebenden leüthen das
vornemben der ienigen lobenswerth ist, welche nicht allein lust unnd liebe zu
den tugendten unnd erfahrung haben, sonderen auch ihren lust unnd geneigten
willen im werckh erzeigen unnd also erfahrung unnd lehrnes halb in ferne länder
sich begeben, mit fernen reyßen sich etwas versuechen, gefährligkheit leibs unnd
lebens außstehn unnd sich daran nicht laßen verhinderen unnd darzu ihrem
glückhspil sich dapffer üben. Darumb wirdt auch Aneas seiner volbrachten reyß halben,
die er von Troia, in Asia
gelegen, in Italiam gethan, von Virgilio sehr beriembt:
Multum ille terris iactatus
et alto mari. Er habe sich zu waßer unnd landt wol
versuecht.
Also müeßen auch verständige leüth bekhennen, das es ein große
gab Gottes sey, das einer sich in frembden länderen mit reyßen etwas versueche,
damit er khünftig Godt dem allmachtigen unnd dem vadterlandt dienen könne. In
maßen dem vil vortreffliche leüth der wanderschafft mit ihrem aignen exempel ein
ansehen gemacht, deren reyßen zumahl in der heiligen unnd anderer schrifft
aufgezeichnet sein. Alß da ist die wanderschafft der nachkömlingen Noe unnd seiner söhn. Dieselbe seind die ganze welt
durchwandert, wie auch der vadter Abraham, der
neben anderen reyßen auf Memphis, welches man
iezund Cairo oder Alchabier nennet, gereist.
Deßgleichen haben auch die zwölff apostel, sambt dem apostel Paulo, die ganze welt oder doch die vor - unpaginiert -
nembste königreich durchreyst, alß
Palestinam, Scythiam, Syriam,
Arabiam, Aßyriam, Persiam,
Indiam, Graeciam, Aegiptum,
Italiam, Hispaniam
unnd andere mehr länder etc.
Neben anderen vilen list man auch von dem kayßer Aelio Adriano, daß er die ganze welt, etwas zu lehrnen unnd zu erfahren, durchwandert habe, unnd zwar mit bloßem haubt. Item von Christophoro Columbo, daß er die Neue Welt erfunden habe etc.
So ich dan von nuezbarkheit der wanderschafft soll sagen, da wirdt abermahl ein
ieder leichtlich erachten können, das die wanderschafft nicht ein unnüz,
sonderen ein vast nuzliches ding seye. So woll edlen alß unedlen, reichen unnd
armen, gelehrten unnd ungelehrten, - unpaginiert -
also das
ihrer vil in frembdten landen zue großer authoritet unnd ansehen gelangt,
welicher man zuvor zuehauß wenig oder für gar nichts geachtet.
Zu deme sihet unnd höret man in einem landt nicht alles, aber an vilen orthen sihet unnd höret man vil, das ihme unnd dem vadterlandt einer mitler zeit zum nuzen schaffen kan.
Eß lehrnet einer in dißen ferne reyßen sich in die welt schickhen, welches man
auch zwar dahaimb bey den eltern oder lehrmaistern lehrnet, aber es gehet etwan
schwerlich ein, waß dieselben sagen unnd lehren. Da gehört alßdan die erfahrnus
unnd weltschual darzu. Von den ungeübten unnd dahaimb erzognen leüthen sagen die
Griechen also: - unpaginiert -
Ουτε γλιουτε ουτε υετas.
Daß ist, er ist nie weder in hiz noch in regen
geweßen. Unnd waß man solchen leüthen von gefehrligkheit sagt, das wirdt von
ihnen nichts geacht: dulce enim
bellum inexpertis. Unnd die raißende sich mehrentheil
mit des Virgilii verß trösten: O passi graviora dabit deus his
quoque finem forsan et haec olim meminisse iuvabit,
eß solle einer in keiner trüebsal verzagen, Gott werde solches enden unnd
solches werde mitlerzeit einen erfreuen. Acti
enim labores iucundi et qui latuit bene
vixit.
Eß bleibt auch nicht auß die betrachtung der selzamen wunderwerckh Gottes, der
tugendt unnd laster, vilerley recht, sazung, ordnung unnd gebreüch, item wie man
sich im fridensstandt unnd hergegen in kriegszeiten halten soll. - unpaginiert -
Man sicht auch, waß tyranney unnd
rechtmäßige obrigkheit seye.
Weilen ich nun vor anderthalben iahren auch ein reyß von Wien nacher Constantinopel unnd mit der hilff Gottes volgents wiederumb herauß glückhlich volbracht, also habe ich, waß ich auf dißer reyß absonderliches, denckhwirdiges gesehen, gehört unnd erfahren, schrifftlich verfast und dis geringe gegenwertige itinerarium auff daß treülichest dem leßer zu einer recreation an tag geben unnd beschriben geben. Wien, den 20. Martii im iahr 1650 etc.
Dienstwilliger Iohann Mezger iuris utriusque studiosus von Breysach etc.
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Portrait des Johann Rudolph Schmid zum Schwarzenhorn.
Abbildung: Ihr gnaden, herren
internuntii bildtnuß.
Text im Bild:
Das erste buech, darinnen die rayß von Wien nach Constantinopel ausfüehrlich und etwaß weitleüffiges beschriben wirdt.
Alß sultan Ibrahim Hann, türckhischer kayser,
wegen seines unordenlichen geführten regiments erwürgt oder stranguliert worden,
unnd auch kurz zuvor der ksl. resident in
Constantinopel,
Alexander Greiffenclau von Volrath, durch einen gehlingen
fahl von dem pferdt an dem schlag oder gewalt
Godtes verschiden, unnd die regierung bey dem ottomannischen hoff schlechtlich
bestehlt ware, theils - 2 -
wegen des strangulierten
kayßers, theils wegen des venetianischen
kriegs, dahero erwarteten sye von ihr römisch ksl.
Mt. einen internuntium, weilen
sye vorlengst vernomben, das einer hinnein geschickht werden solte unnd ob deßen
ankhunfft die Türckhen ein schlechte meinung gehabt, dieweilen aniezo kein ksl.
resident an der Porten, seind sye ihm zweiffel gestanden, weil in
Teutschlandt ein algemeiner frid geschloßen unnd der mit ihnen geschloßne fridt sich
auch nur auf ein kleinen termin erstreckhte, man wolle mit ihnen falsche practica auffrichten unnd mit den
Venetianeren conspirieren. Darumben sye dan sehr einen internuntium verlangten, von deme den grund
unnd beschaffenheit durch ein cathegorische - 3 -
resolution zu vernemben, ob der römische kayßer mit dem
türckhischen kayßer den friden weiters zu prolongieren oder denselben
auffzuheben willens wäre, damit sich ein ieder theil mit praeparatoriis desto
beßer fürsehen köndte.
Ist derowegen endtlich der wolledl gebohren unnd gestrenng herr Iohan Rudolph Schmid zum Schwarzenhorn, ihr römisch ksl. Mt. hoffkriegs rath, ein zwar zimlich alt, doch verständiger unnd scharffsinniger herr, der über 15 iahr zu Constantinopel ksl. resident geweßen, zu einem internuntio, alß einer der türckhischen sprach unnd breüch erfahrner, erwöhlt unnd erclärt worden.
Man spargierte länger alß ein ganzes iahr von dißer internunciatur, bis endtlichen ein wirckhlicher effect ervolgt ist.
- 4 -Gemelter herr internuntius, nach empfangner von ihro römisch ksl. Mt. instruction unnd befelch, tathe er zu dißer reyß nothwendig gehöriger mitel fürsehung. Name auch auf underschidliche persohnen, die er zue dißer reiß tauglich zu sein vermeinte. Da wurde ich auch, weilen hochlöblicher internuntius mir etlich iahr hero wol bekhandt unnd gewogen ware, für einen seiner aufwarter aufgenommen. Sonderlich aber war ich angenemb, weilen ich mich auß bewöglichen motiven selbsten auf mein spesa mit kleideren außzumundieren versprochen.
Nach wenig verfloßnen tagen wurden alle übrige zu der reyß geherige
nothurfften fertig gemacht unnd bestermaßen zuegericht, dan keiner wolte der
lezte - 5 -
sein, das unß doch das reyßen wegen großer
kälte unnd anderen molestien genug worden,
wan wir schon nicht so sehr darnach gestrebt unnd getracht
hedten.
Eß waren auch anfänckhlich, dan wir zu waßer fort solten, die schiff zuberaith. Dißes aber ist theils wegen langsamer expedition, theils wegen gehling gefrorner Tonau rueckhstellig worden, das wir endtlich zu landt fortgereist.
Verzaichnus der ienigen hoch- und niderstandts persohnen, die sich in dißer ahnsehnlichen compagnia der constantinopolitanischen reyß befunden haben etc.
- 6 -Erstlichen
Die stahl parthey
In dem anderen zug
Anno 1648, den 27.
Decembris, haben wir in unseren angethanen türckhischen klayderen
bey ihr ksl. Mt. audientz erlangt unnd
volgents darauf valediciert. Zu deme herr
internuntius nach hoff geridten, den
wir in ansehnlicher compagnia beglaitet
biß in die ritterstuben, da nicht mehr dan 14 in ihr
ksl. Mt. zimmer eingelaßen wurden. Darunder ich mich auch
befunden. Die übrige muesten biß nach vollendter verrichtung sich in der
ritterstuben getulden.
- 13 -
Demnach herr internuntius mit ihr ksl.
Mt. etlich wenig wort vorgebracht, hat er darauf die valediction genommen unnd dem römischen kayßer die hand gegeben unnd geküst.
Deme wir auch einer nach dem anderen nachgevolgt, unnd nach gegebnen händen,
gethanen fueßfahl unnd reverentz ist
ihr gnaden, [und sind] wir samentlich abgetreten unnd
haben den herrn internuntium in voriger ordnung widerumb nach hauß
beglaitet.
Eben den 27.
Decembris ist herrn internuntii cammerdiener,
Constantin N.+,
auß Griechenlandt nicht weit von Troia gebürtig,
wegen etlich zue nacht angefangenen rageler
in ein duel gerathen unnd von einem - 14 -
leitenant in der Kharnerstraß
erstochen worden. Diß war unser erstes unglückh.
Den 28., 29. unnd andere tag valedicierte herr internutius der römischen kayßerin Mariae Leopoldinae +, aniezo froelichen gedächtnus, welche unß anschauend vexierischer weiß teutsche Türckhen genandt.
Volgents name er auch uhrlaub von der verwittibten
kayßerin Leonora, herzogin von Mantua, weiland
Ferdinandi II.
gemahl, unnd von herzog Nicola von
Lothringen, von ihr
päbstlichen heilligkheit unnd venetianischen legaten,
von Philippo Friderico, episcopo viennensi, sambt anderen vornemben fürsten, graffen
unnd herren, denen er, herr internuntius,
valediciert unnd sich ihnen nach
mügligkheit recommendiert hat. Wir
durcheinander valedicierten unseren fräunden
unnd bekhandten unnd nahmen von ihnen auch uhrlaub. Begaben unß - 15 -
mehrentheil auf
St. Margrethen, so ein kleines, nechst
bey der stadt gelegnes schlößel, herren
internuntio gehörig. Andere begaben
sich außer der stadt in die wirzheüßer unnd
machten dem neuen iahr ein guten
anfang.
Anno 1649, den 2. Ianuarii, seind wir zeitlich zu Margreten auf den landtgutschen wägen, die umb gelt unß, unnd zur reiß notwendig sachen, biß auf Raab zuführen bestelt waren, aufgebrochen unnd auf den traidtmarckh vor dem Khärtner Thor ein zeit lang stilgehalten; alda unsere trombeter etliche feldtstükhel zue gueter lez geblaßen. Darnach marschierten wir mit völliger caravanna der Schwechet zue, da wir herrn internuntium, der sich selbige nacht wichtiger geschäfften halber in der stadt aufgehalten, erwarten müeßten.
Underdeßen haben unser vier umb unser gelt ein guet mittag mahl
zurichten - 16 -
laßen, unnd einer den anderen treu und
hilff auf der reyß zuleisten versprochen.
Bruck an der Leyta Baldt darauf kame herr internuntius mit etlichen herren, die ihn beglaiteten, darunder auch etliche, die ihren mitreißenden bekhandten zu valedicieren mitgerithen. Unnd nach beederseits vollendtem valete seind wir in großer kälte frisch darvon gefahren unnd dißen abent auf Bruckh, an dem fluß Leitta gelegen, kommen; in der vorstadt in zwey wirzheüßer einquatiert worden etc.
Die herren unnd rath der stadt Bruckh verehreten dem herrn internuntius nach ihrem brauch etlich kantal vol gueten wein, deßen wir etlich auch zimlich genoßen. Die reyß unnd erste nachtläger ließen sich noch wol ahn.
Neben anderen reutheren lagen auch hier einquatiert etliche trombeter, die ihrer gnaden zu einem neuen iahr etliche feldstückhel geblaßen. Die seind mit einem trinckhgelt, aber nicht nach ihrem contento, begabet worden.
- 17 -Bruckh an der Leita ist ein sehr zwar kleine, doch woll erbaute stadt, an Ungaren grenzendt, da der fluß Leita vorbey flüest unnd Österreich von Ungaren scheidet.
Die inwohner des Unger landts betreffend seind sye sonsten streitbahre leüth, von persohn lang unnd starckh, den Teütschen nicht hold, sonderen wanckhelmietig unnd aigennuzig, welcher aigene nuzen sye mehrentheils umb ihr land und volckh gebracht.
Ungerisch Altenburg
Den 3. Ianuarii in dem ersten ungerischen quartier zu
ungerischen Altenburg angelangt unnd seind
wegen großer kälte schier erstahret, dan unser gröstes verlangen nichts anders
alß ein warme stuben war, die wir dan auch bekamen. Alhier ist ab einem wagen
die capel trugen, darin auf 80 thaler werth,
durch der wachter unfleiß unnd vorsichtigkeit eines dieben nächtlicher weil
gestohlen worden. Da hat das sibendte gebodt ein endt gehabt. Solche trugen seind - 18 -
wir auch
nicht ehender biß zu Raab
ihrgangen.
Raab Den 4. Ianuarii kamen wir auf Raab, alda wir in underschidliche quartier aufgetheilt wurden. Herr internuntius aber verblibe schier die ganze zeit bey ihr excellentz, graf Philipp von Manßfeldt, in dem schönen, alda weßenden großen schloß, welcher herrn internuntio 3 gefangne Türckhen, dieselbe dem bassa zu Ofen zu praesentieren, mitgeben, almaßen dan auch bey der ersten audientz beschehen. Hier haben wir die wägen abgeladen unnd die verlohrne trugen wargenommen. Alßdan haben wir bey den patres Iesuiten andere, zur meß nothwendige requisita entlehnet, damit wir in unserem gottsdienst nit verhindert wurden.
Mitten auf dem plaz zu Raab
haben wir gesehen ein tieff gewölb under der erden. Darin
die gefangne Türckhen an eißen geschmidt verwahrt worden. Über das gewölb ist
ein dickh eißen gädter, - 19 -
dardurch ein wenig liecht in
das gewölb hinunder fählt, und durch dißes die gefangne ihren auß unnd eingang
haben. Im übrigen ist es, gleich einer großen tieffen grueben, grausam
anzuschauen. Man gibt auch ihnen täglich ihr depudat oder portion durch das
gädter herein, welches einer auf einer laiter empfangt, dan sye wegen der tieffe
anders nit alß auf laitern herauf kommen mögen. Das gäter ist mit starckhen
schlößeren verschloßen und zu mehrerer versicherung ein schiltwacht darbey.
Under tags werden sye zu allerley notürfftiger
handtarbeit gebraucht, zur nacht aber widerumb flaißig durch einen
kärckhermaister eingespert. Ihr eßen ist nichts anders alß ein rauchbrodt undt
waßer. Ebenfahls oder noch ärger pflegen die Türckhen die gefangne Christen
zutractiren etc.
Den 5. Ianuarii stilgelegen und die stadt hin und wider besichtiget etc.
- 20 -Den 6. Ianuarii, nach dem wir widerumb mit wägen versehen worden, seind wir von Raab aufgebrochen und Atscha auf Atscha kommen, so ein gehuldigtes dorff. Das ist, sye müeßen so wohl den Ungaren alß Türckhen contribuiren und werden die inwohner so wohl im feldt oder ackherbau alß zu hauß beederseits ungehindert und sicher paßiert. Hier waren unser etlich bey einem bauren, der lateinisch redte, einquatiert und woll von ihm tractiert worden.
Mutzan
Dottes
Den 7. Ianuarii seindt wir durch Mutzan
auf Dottes
in underschidliche heißer einquatiert worden. Da kame ich widerumb zu einem
bauren in das quatier, der lateinisch redte und mich nach ihrem brauch genugsam
tractiert hate. Lestlich hat er ein
ungerisch confect hergetragen, das ist zwiffel und knobloch. Vermeint, er habe
mir ein große gnad erwißen, welches ich dan auch mit danckh angenomen - 21 -
undt seinen gueten willen für das werckh erkhandt. Hier
wechßelten wir widerumb umb mit den wägen. Diße verdrißliche müeh name zu
Raab ihren anfang undt wehrete biß nacher
Griechisch Weißenburg, dan wir schier
täglich die wägen umbladen muesten etc.
Unser etlich seindt auch in das alda weßende veste schloß gangen, biß ganz in die höhe, da wir ein lustig und weit außsehen gehabt etc.
Dotteserwaldt Den 8. Ianuarii seindt wir zeitlich aufgebrochen und durch den Tottißerwaldt, so sehr groß, marschiert. Bitzke Schier zu ende deßelben kam der aga von Tschaimbeckh, mit ungefehr 100 pferden und fliegenden fahnen begegnet, und volgents nach Bitkhe convoiert. Die türckhischen reüter führen ein lange copi oder stängel, ein busigan, pfeil undt bogen, bißweilen auch pistolen und carbiner. Seind auch mit scackhan, säblen und anderen gewehren wol mundiert. Etliche haben auch underschidlicher wilder thier heüt auf dem ruckhen gebunden.
- 22 -Unser zugegeben ungerische convoi müeste beyseits halten, die loschierten nechst bey Offen in einem gehuldigten dorff und seindt des anderen tags ungehindert widerumb zuruckh auf Tottes geridten.
Nun waren wir albereit in der Türckhen gewalt und die selzame und unbekhandte convoi kame unß wunderbarlich vor. In deme sye unß empfangen und in ihr gewalt genommen, ist einem gleichsam ein stich in das herz gangen, da wir die Christen also verlassen müeßen und die Türckhen annemben müeßen. Unser etlich beisamen vermeinten nicht anderst, alß es werde unser leben gelten. Seind derohalben, unß zu wahren, resolvirt geweßen etc.
Battie Den 9. Ianuarii
seindt wir zeitlich zu Battia, in einem dorff
nechst bey Offen, angelangt. Alda unser etlich
bey einem bauren, so lateinisch redte, einquatiert worden. Dan in allen orthen,
dardurch wir bißhero in - 23 -
Ungaren gerayst, kundte schier ein ieder
baur, welches mich hochverwundert, lateinisch reden. Zwar schlechtlich genug,
das man es kaum verstehn kan. Weiters hinunder und auch in ganz Orient ist die lateinische sprach ganz unbekhandt,
außgenomen etlicher gefangener oder verlaugneter Christen. Im ubrigen ist sye
ganz unbreüchlich, also, das einer in ganz Türkei mit der lateinischen sprach kein bißel brodt bedtlen
khöndte und müeste darmit hungers sterben. Gehet derohalben die lateinische
sprach nit durch die ganze welt, wie man bey den schuelen in Teutschlandt sagt, dan iezund ist es ein andere
zeit. Aber vorzeiten ist die lateinische sprach in der ganzen welt bekhandt
geweßen. Da die Römer mit ihrem regiment und herrschafft und sprach, so
lateinisch war, zugleich sich in der ganzen welt außgebrait haben, dahero ein
große veränderung geschehen und das Römische
Reich stunde - 24 -
damahlen noch aufrecht,
welches iezund undt auch vorlengst durch untreüe leüth und unglückhselligen
krieg in großen schaden und ruin gerathen.
Ofen Den 10. Ianuarii seindt wür ein viertel meil wegs von Ofen durch 12 chiausen in namen des vesiers empfangen, alda einbeglaitet in die vorstadt, loschiert undt baldt hernacher durch andere chiausen mit underschidlichen victualien regalieret worden.
Baldt hernach kamen etliche türckhische musicanten ihr gnaden zu gratulieren, die spilten in underschidlichen instrumenten.
Erstlich hatte einer
ein meßinge trombeten, die man kan
zerlegen und in ein ander steckhen, der ander ein schalmayen,
ein anderer kleine herbauckhen, ein feldttrumel, zimlich groß. Da schlagt der
drumel schlager mit der rechten
handt mit einem dolpischen schlegel
auf den oberen boden, mit der linckhen mit einem
- unpaginiert -
Die eingelegte Darstellung zeigt einen Kupferstich der Stadt Ofen
im Jahr 1598. Die linke Hälfte der Darstellung ist auf der Kopie nicht
sichtbar.
Abbildung: Gründlicher abriß der küniglichen stadt Offen wie die von mittag von
den christlichen kriegsheer belägert unnd beschossen gewesen, anno Domini
1598 iar.
Text im Bild:
A. die kristliche pfarkirch.
B. kunigliche burgh.
C. S. Erhards berg.
D. ain theil von der understadt, aingenomen den 10. October.
E. die Iuden porten in der obr
stadt.
F. Allt Offen und das ganze
lager.
G. H. Peczen lager.
H. warme beder, Aswerus
Rosnberger, paumaster.
- unpaginiert -
- unpaginiert -
Die kleine Zeichnung zeigt acht osmanische Musikanten und deren
Instrumente.
Text im Bild:
A. Ein cithara, unserer
nicht ungleich.
B. Ein runden
deckhel wie ein sib oder reutter.
C. Ein silperne schalmayen.
D. Ein trummel.
E. Zwey kleine
zugespizte drumlen,
welche sye anstath der herbaukhen brauchen.
F. Ein meßinge trombeten, die
man kan von ein ander legen.
G. Zwo meßinge blatten, so groß
alß ein rund thäller, wie ein weiber huetel, oben auf 2 ring
daran mans halt.
H. Ein kleine
geigen mit einem kleinen bauch unnd langen halß, wie ein
kochlöffel.
- unpaginiert -
Die Zeichnung zeigt im Vordergrund einen Janitscharen. Im Hintergrund sind Tiere zu sehen: Löwe, Bär, Fuchs und
Hahn.
Abbildung: Ein ianitschar, so bey
der audientz oder sonst vor dem vesier stehet.
- 25 -
kleinen
stäblein an den underen. Item zwey meßinge
blat wie ein däller, die schlagen sye auf einander, welches
uberdiemaßen laut klingt. Solche instrumenta gebrauchen sye auch in den
feldtzügen, hochzeiten und anderen hohen fästägen.
Die music hat zwar nichts lieblichs in sich, doch vermeinen sye, es sey uberdiemaßen schön, so es nur laut klinge und in einem kriegszug das ganze feldt darvon erschalle.
Eß blaßen oder spilen zwen oder drey einerley instrumenten miteinander, das man wegen großen getöß keinen distincte oder recht hören kan. Sie moderieren die stim gar selten, sonderen fahren alweil in einer leiren forth, wie auß den gegenwertigen musicalischen noten abzunemmen ist.
Hier sind in der unteren Blatthälfte Musiknoten zu sehen.
Treiben diß ohne weitere enderung der stim, allein, das sye geschwinder blasen, wan ein tripel oder fuga kombt.
Sonsten haben sye andere instrumenta, deren sye zu hauß oder auch auf der gaßen gebrauchen: Eines ist einer ziteren nit gar ungleich, das ander hat ein langen halß und kleinen bauchen, wie ein kochlöffel, das ist ihr discant; sye haben auch ein beirisch instrument wie ein hackbreth etc.
Die stadt Ofen oder Buda in Under Ungaren ist vordißem der königen in Ungaren residentz stadt geweßen. Deren namen Buda betreffendt wollen etliche, das solche von des königs Attilae bruder, der Buda geheißen, seye entweder erbaut oder restauriert worden. Theils nennen sye Sicambriam und sagen, das die Sicambri, ein teutsches volckh, so den Römern in dißem landt gedient, hier ihr winterläger gehabt und alßdan die stadt erbaut haben. Andere aber sagen, es seye nit diß Ofen, sondern Altofen Sicambria geweßen.
- 27 -In der vortstadt gibt es etliche von natur gesunde, warme bäder, welche wol erbaut sein. Dieselbe hat Mustaffa Bassa köstlich mit quaderstückhen aufführen, mit bley und glößen kolben zum einfallenden liecht bedeckhen und erneueren laßen, durch einen vortrefflichen, weitberüembten werckhmeister auß Asia, den er hirher, diß gebay aufzuführen, rueffen laßen etc.
Wo diß von natur heiße waßer entspringt, seindt auch heiße fisch wayer oder teicht darbey, in welchen fisch und frösch geboren werden und darin herumb schwimmen. So man solche fisch fangt und in ein kaltes waßer legt, stehn sye gleich ab. Diß bezeugt auch Georgius Wernherus de admirandis Hungariae aquis. Und geschicht solches wegen der kalten natur, so ihnen zuwider ist; und so man ein fisch auß dem kalten waßer in diß warm gethan wirdt, stehet er glaichfahls ab.
Gleich gegen Ofen hiniber ligt die stadt - 28 -
Pest
Pest. Diße, wie etliche wollen, ist von den
Pestanis militibus zur zeit der römischen
regierung erbaut worden. In einer
halben stundt kan man von Ofen uber ein
schiffbruckh, die auf 63 zillen oder schiffen ligt, nach Pest gehen.
Den 12. dito
ist ihr gnaden zur publica audienza zu dem
vesier durch etlich chiausen abgeholt worden.
Und alß wir den berg hinauf durch die statporten zu des
vesiers
behaußung kommen, stunden vor und in dem hoff zu beederseits vil
ianitscharen. Oben auf, in einem offnen saal, stunden ungefehr auf der ein
seitn 25 vornember Türckhen mit ser großen federbuschen; auf der anderen stunden underschidliche
befelhshaber mit capen, darauf etliche federlein, wie es sonsten auch die
Unger tragen. Baldt darauf kame der vesier
in einem großen bundt mit etlich seiner officier. Den empfieng undt
salutierte auf das freindlichste herr internuntius.
In dißer occasion hat der vesier, so ein großer,
gravitetischer mann, türckhischem gebrauch - 29 -
nach sein pracht undt hoffart ansehnlich erscheinen
laßen. Nach etlichen vorgebrachten complementen ubergabe man ihme, vesier,
die praesent, so von köstlichen
uhrwerckh und silber geschmeidt geweßen. Und wir wurden nach türckhischem
brauch mit cave und scherbet, nebens
außtheilung etlich wenig cahftan, regaliert.
Den 13. dito haben wir unß in dem badt gewaschen und den türckhischen badt ceremonien mit verwunderung zugeschaut, darvon am blat weiter gemeldt wirdt.
Altofen Den 17. dito ist ihr gnaden sambt unser etlich auf Alt Ofen gefahren, da noch die alten rudera Sicambria erscheinen und ihr gnaden von einem ihme bekhandten Türckhen zum mittagmahl geladen worden. Diß orth, Alt Ofen, wirdt mehrentheil von Christen der evangelischen religion bewohnt etc.
Im zuruckh fahren, alß wir underwegs abgestigen und bey der Thonaw etwas aufgehalten, hat mich unversehens ein roß geschlagen, das ich schier das aufstehen vergeßen hab. Ist aber baldt widerumb vergangen und beßer worden.
- 30 -Die ubrigen tag, da wir stilgelegen, waren wir in unseren eingegebnen quartieren frölich, spilten für die langeweil, das etlichen der beitel zu kurz worden, dan es wolte sich ein ieder, das er frisch gelt hatte, sehen laßen und keiner dem andern waß nachgeben. Wir spilten derowegen frisch fort, das etlich auch das auf die rayß mitgenomne gelt, mit dem selben willens ihren bekhandten etwas in Türckhei einzukauffen und hinauß zu bringen, mehrentheils verspilt haben, daran ich auch ein theil gewohnen und des anderen schaden genoßen, dan wagen gewint unnd verliehrt etc.
Einer von
Wien gebürtig, deßen namen
ich ehrenthalben verschweige, hate sein gelt gänzlich und völliglich durch die karten gevütert und
von anderen vernommen, das in Türckhey kein
solche kälte wie in Teutschlandt seye und
über 2 tag reiß von hier unß keines frosts mehr zubesorgen haben. Darauf er sein
bett verkaufft, und mit dem darauß gelesten gelt
sein fortuna weiters - 31 -
im spilen zuesuchen; auch inerhalb einer stund ganz und gar verspilt und wäre
darnach schier erfroren, wan man ihm nit widerumb ein bet oder koyen gekaufft
hete.
Eß waren auch schon etliche muedter söhnlein des reißens miedt und vermeinten, sye weren der welt schier ein endt; die wolten auch widerumb zuruckh. Die wir aber beradt, das sye sich mitzureißen resolvirt haben, dan es ihnen nicht nach ihrem intent ergangen und anfenckhlich nichts leiden wolten, da doch endtlich etlich mit brüglen und mauldaschen seindt außgezahlt worden. Und wer weiß, wie es mir ergangen ist etc.
Weilen wir etlich tag zu Ofen verharet, verlangten wir widerumb weiters zuraißen, dan die lange auffenthaltung kurze beitel gemacht und eines sein nuz, des anderen aber schad geweßen.
Seind den
21. Ianuarii auffgebrochen. Underwegs
neben vil alten - 32 -
Iuro kirchen und zerstörten schlößeren vorbaßiert und unser nachtlager zu Iuro in einem schlechten orth
genomen.
Percat Den 22. Ianuarii
früe aufgebrochen und zu abents auf Percat
kommen, da die heußer alle under der erden und man von weitem nichts alß
strohäuffen sicht, daran man ein dorff abnemen kan. Sonsten wurde man es nicht
leichtlich warnemen. So weit einer ein hauß haben wil, macht er ein so tieffe
gruben in erden, alßdan legt er ungeformbte brügel oder tram dariber. Darauf legt
er die erden, das es ein wenig hoch, das ein solches dorff einem catholischen
freithoff gleich sichet. Das camin, so mit widen
geflochten und mit laim bestrichen, gehet 4 oder 5 spang vor die erdt herauß. Alßo wan einer einen auß dem hauß rueffen
will, gehet er nicht zu der thür hinein, sonderen zu dem camin und ruefft ihn
herauß, dan solche heißer selten - 33 -
mit zimren
underschiden seindt. Eß seind auch [? oft]
oben auf 2 kleine löcher an stat der fenster, dardurch das liecht in das hauß
fählt. Und alweil wir dageweßen, haben die gänß und schwein zu den fensteren
hineingeschaut, welches unß vast lächerlich fürkommen. Die thüren seind gar
klein und mueß einer in meherentheil heißeren durch ein langen, finsteren, engen
gang under der erden ganz buckhelt hinein gehn und
welcher nicht wol acht gibt, bekombt ein manchen kopff stoß; die kleinen thürel
und lange, enge gäng machen sye darumb, damit, wan die ungarische oder
türckhische parteyen kommen, sye ihnen die pferdt nit in die häußer stehllen
können. Unser köch haben offtermahlen auf
solchen heißeren gekocht und wir
darauf herumb geloffen.
Sentiwan
Den 23. dito seindt wir nach
Sentiwan kommen,
da ebenfahls die häußer under der erden wie im
vorigen dorff. - 34 -
Und in dem hauß stuben, kammer,
kuchel alles eins ist; und so etwan ein wand, welche doch selten in einem hauß
zu finden ist, ist die selbe mit weiden geflochten und mit laim bestrichen. Miten
in das hauß oder hitten, wo gemeinthlich das camin ist, machen sye ein feur zue
ebner erdt, darbey sizt man, weib und kinder sich zu wärmen. Ich bin auch
hereingangen, aber der rauckhen hat mich gleich widerumb herauß getriben.
Die inwohner haben auch keine
mühlen, sonderen zerreiben das traidt in einem
außgehaunen stain; nemens alßdan sambt der kleiben,
weilen es nit beitelt wirdt,
gießen ein warm waßer daran, legen den taig gleich darauf in ein topff, sezen
denselben auf ein gluet, darauf legen sye heiße aschen, laßens also, biß ihnen
vermeint genug zu sein, backen. - 35 -
Ist rundt wie ein
fleckhen oder kuchen, sehr sper, daß einem
schier im halß bleibt steckhen, sueß und kracht under den zänten, alß wan einer
sandt im maul hette.
Dengoliza Den 24. seindt wir zu Dengoliza angelangt. Alda unß vor dem dorff ein baur begegnete, der sein hauß auf dem schlitten geführt, dan sye etlich pflegen winterszeit in der dörffern zu wohnen. Gegen dem sommer hinauß, wan es zeit ist, die äckher und wißen zubauen, begeben sye sich (deren güeter weit von einem dorf) alßdan zu den selben, und verharen den ganzen somer alda mit weib und kindt und vich, biß sye das hey, traid und andere angebaute erdt gewächß eingebracht. Sein gemeltes hauß, so er auf dem schliten geführt, ware von widen zusamen gebunden und mit laim bestrichen. Daß sezen sye nider, bedeckhens mit stroh, damit sye von dem regen beschirmbt werden.
- 36 -Hier seind auch mehrentheil häußer under der erden. Unversehens, da wir fortgewolt, ist durch verwahrlosung eines stal iungen ein brunst im stahl aufgangen, darinnen ihr gnaden vornembste pferdt wahren. Da etliche glaich hinein, den pferdten die strickh undt halffteren abgeschniten und herauß geführt, ist doch endtlich widerumb alles gelöst worden; des weiters kein großer schad entstanden ist etc.
Sichciar Den 25.
Ianuarii marschierten wir starckh forth. Kamen in ein stätl,
Sichciar genandt. Die gelegenheit darumb
ist uberdiemaßen schön und fruchtbar und mit lauter baum gärten umbgeben. Wirdt
mehrentheil von Türckhen bewohnet und war diß die erste carabansarai, hann oder offentliche
herberg, so wir angetroffen; und hinfiro in iedem vornemben orth oder moschkea
solche offne herbergen, doch eine stadtlicher alß die andere gebaut, anzutreffen
sein. Darin kheret ein ieder - 37 -
frembtling, er sey zu
roß oder fueß, dan es gibt keine wirzheüßer in Türckhey wie in Teutschlandt.
Diße herbergen seindt lähr. Darin kein wirth ist, der den gästen, wie bey unß
breüchig, etwas zu eßen oder trinckhen gibt. Der gast findt weiters nichts, alß
daß er von dem regen und windt verwahret ist. Darumb führet vast ein ieder
reißiger sein madrazen und deckh mit sich. Hey und gersten findt einer umb ein
billichen pfening zu kauffen. Wil er darinnen selbst kochen, so seind in der
herberg camin genug alda, kan einer die rohen speißen kochen und sich, so es
kalt ist, zumahl darbey währmen. Holz findt einer genug, aber das umb 2 asper,
dan man wägt das holz nach dem pfund wie bey
unß das fleisch. Käßel und schißel führet vast ein ieder raißiger mit sich, zum
theil auch proviant, weilen man in vilen dörfferen so gar umb das gelt - 38 -
nichts bekhommen khan.
Solche carabansarai seind auch ordentlich nach den tag
reißen außgetheilt, daß ein reißender alle abent ein solche herberg erreichen
kan. Inwendig an allen seiten an den wänden herumb ist ein gemeür eines halben
manß hoch, ungefehr 2 schriet brait, darauf auch
die camin nach einander herumb, darauf ist und ligt der gast. In der miten
stehen die pferdt und wägen. Die haben weder baren noch stroh, freßen das hey
von der erden. Die gersten füetert man an stat des habernen; die freßen sye auß einem sackhel,
darister
genant, daß man ihnen an den kopff hängt etc.
Mohatsch Den 26. kamen wir zeitlich in das stadtel Mohaz,
alda die unglückhhafftige schlacht anno 1526, den 29. Augusti, geschach.
Der könig Ludovicus zug dem türckhischen kayßer Solimann, der 200.000 man starckh, mit 25.000 - 39 -
zu roß und fueß entgegen. Da gienge daß treffen an
und kam zu einer offentlichen feldtschlacht. Der Soliman behielt daß feldt und hat vil 1.000 erschlagen. König
Ludwig versucht sein heil mit der flucht,
wolte durch daß waßer Carassum sezen, darin
sein pferdt besteckhen bliben, gabe er demselben die sporen, darauf es sich
gestürzt und den könig, so mit schwerem harnisch
angethan, ertrugt, und ist also elendiglich umbkommen etc.
Eß seind in dißer schlacht so wohl im treffen alß in der flucht oder nachsezen 10.000 zu pferdt und ungefehr 12.000 zu fueß und auß dem adel bey 500, so fürnemb und beriembt geweßen, und darüber vast alle bischöff, sambt dem erzbischoff Ladislav zu Gran, umbkhomben. Den kgl. körper aber hat Dorothea Canisiana laßen in ein große gruben begraben. Praesantissimae indolis atque ingenii princeps ac omnibus corporis et animi datibus insignis.
Hier haben wir 50 lebendige hächten umb ein thaller gekaufft etc.
- 40 -Esseg Den 27. Ianuarii seind wir zu Eßeg angelangt, so ein stätel mit einer balanca umbgeben, an dem fluß Trab, welcher darnach baldt in die Thonaw fählt. Diß orth halt Lazius für ein römische coloniam und daß sye vorzeiten Mursa geheißen hab.
Alda seind wir sambt den wägen uber die Trab in bleten oder schiffen gefahren, weilen kürzlich der stoß oder grundt eyß die schiff, darauf die bruckhen gestanden, ruiniert hatt.
Anno 1529, alß kayßer Soliman von vergebner vorgenomner belägerung der stadt Wien zurueckh kam, hat er diß orth eingenommen, und weilen es ihm so wol gelegen, ein besazung hinein gelegt. Esseger bruckh Hier ist ein sehr lange brueckhen, ein herliches künstlich und denckh wirdiges werckh, so ein teutsche meil lang.
- 41 -Wolkowar Den 28. Ianuarii seind wir zu Wolkowar ankhommen in ein schönen marckh, da ein schön schloß in der höhe an der Thonaw gelegen. Diß orth wirdt auch von mehren theil Türckhen bewohnet und in schene gelegenheit darbey. Nit weit darvon ist vor zeiten die stadt Ezechien gelegen.
Tavernick Den 29. Ianuarii seind wir auf Tavernick kommen, alda wir etlich den Türckhen in ihrer meßgit, in verrichtung ihres gebets, zugeschaut, welches unß selzam fürkhamb.
Mitrowiz Den 30. dito zu Mitrowitz angelangt, alda herren internuntium ein inwohnerin oder beürin mit waizen bestrohet, damit anzudeiten, gleich wie der waizen under den frichten oder traid die edelste ist, und vor allen andern geehrt und gelobt wird, also soll er auch geehrt, gelobt und an reichtumb undt tugenten zunemmen.
- 42 -Colubinz oder Semlin Den 31. Ianuarii kamen wir auf Colubintz oder Traubendorff, alda in einer balanca unser nachtlager gehabt. Alhier haben die bauren, so unß geführt, ihnen warm zu machen einen danz angestelt. Sye schrenkhten die arm wunderbarlich durcheinander, gehn also in einem ring herumb, tretten undt stampffen hart mit den füeßen auf die erden; einer singt ein selzame melodey vor, die anderen volgen im nach etc.
Sav
Flus
Den 1. Februarii, so
ein uberdiemaßen kalter tag, kamen wir an den fluß Sav und volgents hiniber nach
Belgrad oder Griechisch Weißenburg.
Bellgrad Da ihr
gnad gleich ein schiff oder nassada zugeschickht worden,
darauf hiniber zu fahren, da ihr gnaden von
caimecan nebens einer anzahl der ianitscharen mit
fliegenden fahnen gleich am ufer freindtlich empfangen und von dem caimecan selbst
durch die stadt in unser
losament be - 43 -
glait worden.
Die vornembere ianitscharen
haten auf den achßlen luxen, tigerthier, leoparden, lewen und anderer
rauberischen thierheüt herunder hengen, damit ihr freudig gemieth
anzeigendt; auch ein streich darmit aufzufangen und dem feindt mit solchen
lezen belzen ein forcht einzuiagen.
Solches haben auch, wie Herodotus sagt, die
Etiopen im brauch gehabt. Also haben auch die Scythae ihren uberwundenen
feinden die heüt abgezogen, und den pferdten zur zierdt an den zaum gehengt
und darmit also gebrangt; undt Hercules
auch ein lebenhaut getragen etc.
Die stadt Griechisch Weißenburg, Alba Graeca, Belgradum,
Taururum und ungerisch Landerfevrwar, Nandoralba,
ist vorzeiten ein beriembte stadt geweßen, deren
Plinius und Antoninus gedenckhen.
Ligt an der spizen, da der fluß
Sav oder Savus in die Thona fählt. Die stat ist sehr groß, deren ein
thail, wie auch das schloß, auf - 44 -
einer höchen ligt. Auf der anderen seiten flüest
die Thonaw
[?] vorüber, auß dißer der fluß Sav. Alhier ist ein schönes kaufhauß oder türckhisch
besasten genandt, mit herlichen gewölbten
gängen, wie bey unß ein creyz gang in einer kirchen, darin allerhandt sachen
umb ein billichen werth zubekommen. Deßgleichen ist die ganze statt
mehrentheils mit kauffleuthen besezt und underschidliche nationes darinen
wohnhafft. Sizen alß Türckhen, Griechen, Iuden, Unger, Dalmatier, Raguseer
und andere. Kein besazung ist darinen, weilen sye sich vor unß
Christen nichts zubefürchten haben. Alhier wirdt durch den fluß Sav das königreich Ungaren
geendet und fangt sich an Servia.
Den anderen
Februarii bin ich zu dem waßer hinunder auf die wägen zuschauen
commandirt worden, dan - 45 -
wegen gehling eingefallner nacht den vorigen tag alle
hiniber zuführen unmöglich war. Nachdem alles hiniber geführt, hat man die
trugen durch biffal ochßen, deren eß alda vil
gibt, in unser quatier führen laßen. Die biffel
ochßen seind vil größer alß andere ochßen, ganz schwarz und haben
nicht viel har. Seind auch an den hörneren und kopff den anderen ochßen ungleich
etc.
Den 3. Februarii seind wir in die alda in der stadt gelegne catholische kirchen, Sancti Blasii, meß zuhören, gangen. Und wirdt solches catholisches exercitium den Christen hier und in andern mehr orthen in Türckhey zugelaßen, dan vil Christen und kauffleuth von Ragusa sich hier aufhalten.
Montes Transilvaniae Hier hat man unß von ferne gezeigt die große weiße berg in Sibenbirgen und das orth, da vorzeiten die weitberiembte und künstliche brückh des kayßer Traiani geweßen. Pons Traiani
- 46 -Den 4. Februarii hat ihr gnaden den caimecan oder oberisten in Griechisch Weißenburg zu einem ansehnlichen panquet geladen. Der sich also heiffig mit wein angefiehlt, daß er nimer nacher hauß reiten, sondern von seinen dieneren haimb getragen worden. Daß weintrinckhen ist ihnen in ihrem alcoran oder glauben verbodten, wie bey unß catholischen am Sambstag und Fraitag das fleisch eßen; doch ubertreten etlich Türckhen ihr gebott, aber nicht vil gefunden werden, die wein trinckhen. Er hat auch seine musicanten, ein geiger, zitar schlager und andren aufspilen laßen. Da haben die sach so lieblich gemacht und darunder geschrien und gesungen, daß einem die ohren darvon wehegethan.
Hier hat unser müeh wegen auf und
abladung der wägen ein endt genommen, dan wir empfiengen - 47 -
andere, die biß nacher Constantinopel mit unß zufahren bestehlt waren. Die seind mit
däckhen (von linden rohr gemacht) bogenweiß bedegt worden, damit wir und die
sachen vor dem regen bewahret wurden etc.
Wir haben auch hier wegen großer kälte unß mit belzen versehen, den das belzfuedter hier ser wolfeil ist etc.
Isartschick in Servia Den 6. zu Belgrad aufgebrochen und gegen abent nach Isarschickh oder Klein Schloß kommen. Da wir erstlich ein camel gesehen, welches mir, weil ich keines nie ansichtig geweßen, selzam fürkamb. Die Thonaw seind wir auch hinfiro nicht mehr biß zu unserer zurückkunfft ansichtig worden.
Den 7. Februarii, an einem Sontag, ist ihr gnaden,
deme der bader mit einer latern geleucht, in allerfrüe meß zu hören
gangen, dan er nit im hann, sondern in der balanca accomodiert wurde.
- 48 -
Da giengen ihren zwen, ihr gnaden aufzuwarten, und sachen vor fern ihren zwen daher gehn.
Das ware ihr gnaden und der bader, so geleicht hat. Die andern zwen sachen ihr
gnaden für den
Hassan Bassa Balanca Den 7. Februarii seind wir auf Hassan Bassa Balancasi in ein stätel kommen. Da seindt under unß und dem kuchelmeister hendel entstanden, weilen er unß etlich mahlen mit essen schlechtlich tractiren laßen und nit des herrn internuntii, sondern des kuchelmeisters schuldt geweßen.
Den 8. Februarii seind wir zu Baticina angelangt, da sich widerumb ragelen zwischen dem herrn stalmaister undt kuchelmeister, der sich mit niemans vertragen köndte, begeben haben. Da ich fridt machen wollen und die besten stöß darvon tragen, wie dan mehrentheil geschicht. Undt weilen die Türckhen unß zuefriden ließen, thaten wir einander vexiren. Dahero schreibt auch Cornelius Tacitus von den Teutschen also, sye leiden nicht, daß sye frid haben, ehe fühlen sye einanderen selbst in die har. Ingrata genti quies.
- 50 -Iagodna Den 9. Februarii seindt wir zu Iagodna, in ein schönen offnen marckh oder städtlein, ankommen, da ein schener hann und 2 große kirchen mit bley bedegt; auch ein schön bad mit marmorstein geziert.
Hier hat ihr gnaden ein alter Türckh zu einer iaußen oder abentmahl geladen. Der war vorzeiten des sultan Murats gewesten kayßers musicant und weilen er den kayßer mit seinem gesang offtenmahl recreirt und erlustiget, hat er ihme, musicanten, zu einer recompens diße hauß und hoff verehrt. Der hat auch etliche türckhische lieder, ihr gnaden zugefallen, gesungen.
Morava Fluvius Den 10. Februarii seind wir zeitlich in großer kälte an dem fluß Mur oder Morava kommen, der nit mer alß 3 finger dickh uberfrohren geweßen. Da man die roß und wägen mit großer gefahr uber das eiß gebracht und auf den abent zu Barakin ankommen.Barakin
- 51 -Alexinza Den 11. seind wir zu Alexinza in eine schöne carabansarai einquatiert worden.
Den 12. seind wir auf
Nissa kommen.
Nyssa
Soldan Murat oder
Amurath, der erste diß
namens und 3te nach der ordnung türckhischer kayßer, ein sohn Orchanes und enckhel des
Osmans alß stiffter dißer monarchi,
hat diße statt von Lazaro, fürsten in Servia, 1386 erobert und alßo die
Türckhen 322 iahr beseßen. An dem fluß Nissa
oder Nissava, so Serviam von
Bulgaria scheidet, gelegen. Diß ist
vorzeiten die haubtstadt in Servia geweßen.
Alhier, nach gemeiner rechnung, sol
der halbe weeg zwischen Wien undt Constantinopel sein etc.
Auß der alten zerfallnen stadtmauern und gewölberen under der erden ist abzunemmen, das es ein vornembe stadt etwan müeße gewest sein.
Eß ist auch die gelegenheit dis orths ser lustig und hat diße vordißen weitberiembte stadt ein ansehen wie ein offner fleckhen.
Den 13. stilgelegen, damit sich die pferdt wegen
starckher rayß etwas erhollen und rasten möchten. Da komen etlich Zigeiner mit
iung und alten bären, spileten auf einer mit pergament uberzognen reiter, die
alß ein trummel lautete, und sangen - 52 -
darzu. Die bären
danzten, ringten mit den mannern, so sye geführt, undt warffen sye zu boden und
triben allerlay kurzweillige boßen. Darfür sie mit einem trinckhgelt regaliert worden.
Servia Den 14. seindt wir über ein brückhen, darunder der fluß Nissa flüest, gefahren, und in Bulgariam kommen. Darin wir ungefer ein meil gereist, haben wir das gebürg Haemum, Montes Haemi so ser hoch und spizig, darauf vorzeiten könig Xerxes auß Persia gestigen, daselbst auf der hohe des gebürgs sein volckh, Xerxes so ungefehr 10.000 man starckh, gewest, und in thal randevous gehalten, angeschaut. Weinend diße wordt geredt: mir ist laid, daß über 100 iahr keiner mehr auß dißem volckh leben solle.
Caritschesme oder Husain Basa Balanca Auf den abent kamen wir auf Curitschesme oder Hussain Bassa Balanca, dan die namen der dörffer, stadt etc., werden bißweilen verändert, das sich iezt einer in den alten authoribus und landtafflen oder mappen kaum mehr erkhennen kann.
Auf der bruckhen zue Nissa seind zwo marmorsteinerne tafflen an eißernen clamern aufgericht, in welchen türckhisch denotirt, so auf teitsch alßo interpretiret wirdt.
Im ersten marmorstein: Der vezier Mehmet Bassa, da er zum commando gegen Ofen passirte und allhier bey dießen flueß arrivierte, sehend, daß die brueckhen gäntzlich ruinirt und dardurch die raißende mit großer difficultat dießes wasser passirt, und dahero caimican zue der hisigen porthen wieder kommen, hat er auß Gottes lieb dießen brückhen bau angefangen, und selbigen in iahr Mochamets 1028, daß ist anno Christi 1617, versetzt.
Ein ieder, der darüber passiren und Gott vor den stiffter bietten wird, wird leichtlich darüber kommen, welches auß furbiett des fürsten aller propheten gehen würd.
Auff
dem andern marmorstein ist zue leßen: - unpaginiert -
Auß
barmherzigkeit und freygebigkeit hat der Mahomet
Bassa auß lieb Gottes dießen brucken
bau angefangen, welches ein unvergleichliche und stärkste brucken worden ist, worüber die reichen
und armen frühe und spatt gehen können. Gott wolle annehmen dießes werckh des
wohlthätters, und gabe ihm ein überflußigen
lohn.
O Hachim (daß ist der nahm des poeten), welcher dießen chronographischen vers auff diße stamm gemacht:
(Nischde dschißi Mehmed Bassa): die bruckhen des Mehmed Bassa bey Nissa.
Nota bene: Auß den buchstaben des obigen türckhischen vers ist das türckische 1028 iahr abzunehmen.
- 53 -Dan die Türckhen oder vornembe bassa, die in solchem dorff wohnen und etwas darin erbauen oder erneuren laßen, mueß es alßdan auß ihrem befelch von den inwohnern seinen namen, wie er gehaißen, annemben. Hier ist ein extraordinari schöne neue carabansarai oder offne herberg und treffliche antiquiteten in stein eingehauen.
Hier haben wir auch gesehen die selzame
trachten der bulgarischen weib und mans persohnen. Waß iunckhfrauen seind, haben
vil pfaben fedren, runde spiegel und ander sache[n] haben sye auf dem kopff. Auch ein grosen
buschen roßhar, so schen aufgethailt und subtil in etlich underschidliche kleine
zepfflein geflochten, das hängt über den ruckhen herunder biß auf die waden,
daran hanckhen gelbe raitpfening, underschidlich geferbt, glaß spiegelscherben
und andere scheinende sachen für ein zier daran haben, ob es schon schlecht ist.
An den ohren, vornen auf den brüsten oder umb den halß und auf der scheitel
haben sie allerlei meßing, auch was ein wenig etwas - 54 -
vornembs, silberne geltsorten dickh aufeinander herunder hangen. Darmit brangen
sie und will ein iede ihr reichtumb sehen laßen. Die weiber tragen langleinwole
diecher uber den kopff, auch mit solchen geltsorten und armband, aber nit so
reichlich wie die iunckhfrauen gezieret. Sie haben schier nichts am leib alß ein
leinwat grob hemmet oder rockh, das ist mit underschidlichen farben reichlich
außgemacht. Das halten sye auch für ein große zierdt. Die mann und bißweilen die
weiber tragen grobe graue oder weiße zottente klayder. Diße iunckhfrauen seind
auch etlich überdiemaßen schön von leibsgestalt und betragen sich in eßen und
trinckhen ellendiglich. Und werden under dißen noch etliche gefunden, die auß
den vornembsten griechischen stammen herrühren und auch von königlichen
geschlechteren herkomen. Diße werden dan einem groben bauren dölpel verheürath.
Da sye doch von leibsgestalt so schön und zart, das ich mich ser darob
verwundert.
- unpaginiert -
- unpaginiert -
Die Zeichnung zeigt eine bulgarische Frau im Vordergrund, im
Hintergrund sind ein Vogel und Hügel zu sehen.
Abbildung: Ein weibsbildt in Bulgaria.
Die beiden Bildteile zeigen bulgarische Männer und Frauen. Die Zeichnung teilt sich in eine obere und eine untere
Hälfte.
Abbildung: Bulgarische weib unnd manß persohnen.
Sye reden gleich wie die Servianer und Raizen die illyrische sprach.
Den 15. Februarii wegen tieffen schnes stilgelegen.
Pirota Den 16. dito, nach außgestandnem beßen weg durch das gebürg, seind wir zu Pirota oder Scharque angelangt. Alda wir unseren faßnacht tag zwar schlechtlich, doch vertreülich undereinander celebriert. Ein Türckhin kame zu ihr gnaden, deme sye weinendt geklagt, wie das ihre 2 noch iunge söhn wider die Venetianer zubringen gezwungen worden undt von den selben erschlagen worden.
Diß orth, Pirota, war des berüembten königs Pyrhi, der Epyrothen residentzstadt, eine von natur herliche und schene gelegenheit.
Tragomanli oder Tragoman Den 17. dito zu Tragomanli oder Dolmätsch in ein schöne hann einquatiert und auß dem rauhen gebürg erlediget worden.
- 56 -Wir traffen auch alda ahn ein von stein gepflasterte landstraß, die zimlicher maßen alters halb in abgang kommen. Bißweilen last sie sich 2 oder 3 meil nacheinander sehen, bißweilen verliehrt sye sich widerumb. Man sagt, Attila der hunnenkönig hab solche zu einer gedächtnuß machen laßen. Andere sagen, ein ungarischer könig habe eines griechischen kayßers dochter zur ehe genomen und darmit sye desto füeglicher khöndten zusammen kommen, haben beyde herren solche straß machen laßen. gepflasterte landstraß Der anfang sol zu Ofen, das endt aber zu Constantinopel geweßen sein etc.
Hayd vor Sophia Den
18. Februarii seind wir zeitlich aufgebrochen
und auf die Sophianer Heiden kommen, welche
überdiemaßen groß und schen anzusehen ist. Darauf vil bergel und hügel.
Ein viertel meil von dero stadt, da ist ihr
gnaden vom
caimecan
- 57 -
selbst und Messetin Ahemet Aga,
so mit dem Isdenksi zu Regenspurg
gewest, freindtlich empfangen und biß in unser losament beglait
worden.
Soffia Eß ist sonst dis Soffia ein beriembte kauffmans oders gewärbs stadt und das haubt in Bulgaria, an dem fluß Ischia, an einem lustigen orth gelegen. Ist vorzeiten der Treballorum haubtstat geweßen und Tibisca genendt worden. Hat auch keine ringmauren. Under dißem caimecan oder Ahemet Aga seindt vil sangiai und ein gueter theil der türckhischen reiterey in Europa, weilen darin dis orth vast miten zwischen den türckischen provincen ligt etc.
Hier hab ich einen gefangnen studenten, der vor wenig iahren zu Padua medicinae studierte, angetroffen. Der hat mir geklagt, das er gar streng, weilen er den christlichen glauben nit verleugnen wolle, gehalten werde und mueste sich iezund für einen gemeinen roßbuben brauchen laßen.
- 58 -Eß pflegen die verlaugnete Christen zu sagen,
daß sye den türckhischen glauben anzunemmen gezwungen werden. Dann doch nit
also, doch wirdt der ienige alzeit strenger gehalten, der den türckhischen
glauben nit annemben will. Darumb pflegen die Türckhen es also zu machen: sie
schlagen ein Christen 2 oder 3 mahl starckh, sagen alßdan, er soll ein Türckh
werden, und schlagt er es ab, so laßen sye ihn hinfiro unangefochten wegen des
glaubens. Doch wirdt er etwas strengers gehalten alß die anderen, so zu Türckhen
oder Musserman worden. Darauff indicieren sye also, wann Gott einen wollen
seelig haben, gebe er ein gnad zu dem rechten, waren glauben des propheten
Mochamets. So einer aber solchen anzunemen
sich weigere, sey auß solchem menschen zuschließen, das ihn Gott auch zu keinem
außerwelten haben wolle, weilen er im die gnad entziecht und der waren
erkhandtnuß - 59 -
deß machometanischen glaubens nit wirdig
schäze, und Gott laße ihn also in seinem ihrthumb und christlichen glauben
verdambt werden und zugrundt gehen, welches aber weit gefählt ist etc.
Ichtimon Den 22. Februarii seind wir zu Ichtimon übernacht gelegen. Da ich gesehen einen man auf einem eßel reiten. Andere manen, weiber und iunckhfrauen giengen im nach, trugen brot und ein krug mit wein und sangen durcheinander allerley lieder, welche, wie ich vernommen, pflegen sye also einem zu gratulieren, wan er über siben iahr außerhalb seines vatterlandts in anderen länderß gewest und darnach widerumb haimbkombt etc.
Rhodope Montes Den
23. raisten wir über das hochgebürg Rhodope, auf deßen höch ein große, alte, von
ziegelstein aufgeführte porten und ein dörffel, Capidervent, Porta Traiani,
Capidervent daß ist glaichsam zur engen porten, die
kayßer Hadrianus zur bewahung des paß in - 60 -
Macaedoniam sol haben
bauen laßen. Darbei flüeßt das waßer Hebrus,
Hebrus fluvius
origo so nechst bey dem berg Rhodope entspringt, deßen Plinius und Ovidius in dißen
carmens gedenckht:
Qua patet umbrosum Rhodope glacialis ad haemis et facer amissas exigit Hebrus aquas.
Bey obgemelter porten haben wir schöne bulgarische oder macedonische madl angetroffen, die unß wein, brot, und andere speißen umb unser gelt entgegen gebracht. Gegen abent kamen wir in ein fleckh oder stadt, Tatarbasarschickh, Tartar Bassar Tritsch, Tartarmarckh in obrem feldt gelegen. Da ein schene mesgit und hann mit bley bedegt. Diß orth ligt in Macaedonia, dan der berg Rhodope schaidet solches von Bulgaria.
Macedonia Philippopolis Den 24. Februarii kamen wir nach Philippolim, so die haubtstadt in Macaedonia, und auf türckhisch Philippe genandt wirdt. Ligt an dem fluß Maritza, nit weit von dem berg Rhodope. Mariza fluvius Da wir ein ahnsehnliches losament gehabt und in underschidliche gemach wie zellen einquatirt worden.
- 61 -Hier seind etlich zerstörte schloßer auf den bergen zu sehen, und ebenfahls die stadt halb auf berg, halb in der ebne gelegen ist. Eß sol auch hier Philippus und Alexander Magnus residiert haben. Alexander Magnus natus est 355 ante Christum natum. Ein halbe meil vor der stadt haben wir ein solche mänge wildtändten und ander geflügel angetroffen, das wir unß deßen seer verwundert und etlich davon geschoßen haben.
In den pfiz und moßigen orthen wächst sehr vil reiß umb die statt herumb undt ist auch wolfeil zu kauffen.
Hier bin ich mit unserem einkhauffer zu
einem griechischen wirth wein für die raiß einzukauffen gangen. Da wir auch
über zwen zentner gekaufft, dan man gibt den wein nit nach der maß, sondern
man wigt ihn mit der waag nach dem pfundt, und wirdt das pfund umb ein oder 2
aspar, das ist nit gar ein
östreichischer groschen, verkaufft. Und ein solches pfund ist ungefehr ein
östreichische maß oder achtering. Sie haben auch keine kleine veßel, wie bei
unß, sondern - 62 -
stellens also ahn: Sye nähen ein
ungearbeite gaißhaut vest und sat zusammen, damit der wein niergents könne
außtropffen oder rihnen. Daß härrich oder rauhe kheren sie inwendig, laßen
in der haut, wo sonsten der schwaif, ein loch offen, den wein dardurch
hierein und widerumb herauß zugießen. Fühlens alßdan mit wein ahn und wegens
darnach. So man den wein in den heüten heimgetragen und außgelährt, wigt man
die löhre heit widerumb und wird solches alßdan defaluirt. Welcher auß dißen
gaißheiten trinckhen thuet, der mueß das gaißhar nit verreden, dan es kombt
einem bißweilen ein bischel in das maul. Deßen ungeacht haben wir der gaiß
oder gaißhaut salvo honore auß dem hinderen getrunckhen etc.
Den 25. stilgelegen und die stadt hin und wider besichtiget. Nechst bey unserem quatier
hat ein Türckh sein meßer - 63 -
uber mich außgezogen.
Alß ich aber und mein camerat stain auf ihn zuwerffen auffhebten, ist er
fort geloffen etc.
Aller orthen ist under den armen underthanen wegen der stätten durchzug und unerträglichen anlagen ein großes ellendt. Vil entlauffen uber die Thonaw in die Walachey, verlaßen ihre heüßer, das ganze dörffer ödt und lähr stehen. Weilen aber die Porten an den walachischen fürsten, die underthanen oder für diße größeren tribut begehrt, seind sye von dem fürsten widerumb geliffert und nach Constantinopel zum ruederen auf die galleren geführt worden etc.
Papasli Den 26. seindt wir
zu Papaßli in einem dorff angelangt, da
weder mensch noch vich verhanden. Dan weilen etlich 1.000 man hier auf Constantinopel durchraißen solten, mit den
Venetianeren zustreiten, darumb die bauren sich in - 64 -
die nechst umbligenden berg, biß nach vollendtem durch zug, aufgehalten haben,
dan es sein die türckhischen soldaten in dergleichen feldtzügen so insolent, daß
sye feindt und freindt antasten und berauben. Da wir gegen tagszeit aufbrechen
wolten, entstunde gehling ein brunst in der
schiausen quatier, die von dem
vesier zu Offen unß zugeaignet worden. Diß ienige
lähre hauß ist auf dem
boden durch verwahrloßung der schiausen abgebrunen
und sonsten niemandt kein schaden gebracht.
Den 27. seindt wir zeitlich aufgebrochen und
dißen tag mehr dan 50 beladner camel gesehen. 36 aber nechst neben
unseren wägen vorbey gangen, die haben underschidliche waren von Babilonia nach
Sophia getragen. Sonsten haben wir ser vil in Türckhey gesehen,
die man gemeiniglich zum raißen, nit allein - 65 -
darauf zu reiten, sondern auch kauffmanes gueter
zu führen braucht. Ein cameel volbringt in einer tagreiß mit seinen
langsamen, iedoch weiten schrieten zehn teütsche meil und tregt ein last bey
14 centner. Hat auch diße arth an sich,
wie Plinuis sub 8. C. 14. deßen gedenkht,
daß er im nit mehr last aufladen alß seinen kräfften gemäß. Und so man ihm
nur 3 oder 4 pfund mehr dan sein vermögen ertragt aufladt, kan man ihn von
der stell mit guetten oder beßen worten undt streichen nit aufbringen. Dan
ehe sye beladen werden, legen sye sich nider auf den bauch, und so sye
beladen seind, wie es auf sye gehört, stehn sye auf. Und wil der
cameeltreiber, daß der zu vil beladne cameel aufstehe, so mueß er, waß
überladen, herunder thun. Ich hab auch gesehen, wie einer ein cameel
bei dem halß gehalten und darauf gestigen. Hat daßelbig - 66 -
starckh darwider gebrült.
Das cameel kan vier tag ungetrunckhen verbleiben und so es
zu einem waßer kombt, macht es daßelbig zuvor mit den fueßen trüeb, und
tringt alßdan überflüßig und fir den zukünfftigen durst.
Es haben auch hier ihre zwen, deren namen ich geschweige, einer dem anderen alle zu Wien geiebte stuckhel, so sie auff ein ander gewist, trunckhner weiß vorgeworffen. Doch in vertreüligkheit, welcher zuzuhören vast lächerlich war.
Hier waren widerumb uberdiemaßen schöne
macedonische mädel, ebenfahls, wie die Bulgarin, mit gelt umbhengt. Die haben
ihr gnaden etliche alte geltsorten und Helena
pfening gegen dargebung anders gelts geliffert.
Helena pfening Von dißen Helena pfening sagt man also,
daß Sanct Helena, des Constantini Magni muedter, so das creüz Christi gefunden, nach
schweren und entlich vollendtem krieg - 67 -
den soldaten
abgedangt und weilen sye mit der bezahlung nit gevolgen können und ihrer am gelt
abgangen, habe sye derohalben laim genomen und mit dem datum darauf getrugt. Da
sey derselbige laim zu underschidlichem metal worden, alß goldt, silber, kupffer
und ärz, und ihr bildt uns und anderen, alß wan es gestampfft were, erschinen.
Solcher pfening findt man bey solchen leiten, die sye nicht achten, die sollen
für underschidliche kranckheiten dienstlich sein.
Semitsche Unser nachtläger haben wir zu Semitsche gehabt etc.
Virobo Den 28. Februarii seind wir bey einem schönen hann und tempel, Virabo genand, vorbey gefahren und nach überstandnem üblen weg zu Hermanli, in ein stätl im thal gelegen, ankommen. Alda in ein extraordinari schöne carabansarai einquatiert worden. Hermanli
Den 1. Martii seind wir hier stilgelegen - 68 -
und unser drey vor das offen
stätel hinauf auf ein bergel schlaffen gelegt. Underdeßen gienge
ihr gnaden den
Mustaffa Bassa Tschupri Den 2. Martii, nach sehr bößen außgestandnen und überwundnen marschweeg, seindt wir in ein stätel, Mustapha Bassa Dschupri, über ein khunstreich erbauten bruckhen in einen schönen han kommen. Die bruckh ist mit lauter quaderstückhen, dardurch der fluß Mariza laufft. Hier ist auch ein von natur warmes bad. Mariza fluvius
Den 3.
Martii, ein halbe stund von Hadrianopel, türckhisch Endrene, komen unß zuempfangen vil
vornembe Türckhen entgegen. Die belaiteten unß über ein schöne bruckh, so
nicht anderst ist geweßen,
- 69 -
alß wan einer in ein lustgarten herein
gienge. Alda der fluß Maritza und
Hebri, wie auch Tunsa und
Harda, die waßer zusamen- und volgents in Mare Aegaeum fließen.
Mariza, Hebri, Tunsa,
Harda, Hunii Da wurden wir biß in han beglaitet.
Die gaßen und bläz, da wir voriber
gefahren, seindt vol weib und manß persohnen, die unser ankunfft zusehen
verlangten, gestanden. Diße statt, ehe sye von dem kayßer
Hadriano den namen empfangen, ist sye
Oresta genandt worden.
Adrianopel Sie ist ser groß und alle sachen vil
wolfeiler alß zu Constantinopel zubekommen
seindt.
Den 4. Martii alda stilgelegen und haben unß zu dem constantinopolitanischen einzug notwendige sachen eingekhaufft etc.
Hapsa Den 5. Martii seind wir zu Hapsa in, einem lustigen stätl, angelangt, da ein uberauß schöner hann und moschea, in deren vorhoff ein künstlicher springbrun ist undt alles mit blei bedegt.
- 70 -Baba Den 6. Martii haben wir zu Baba, ein marckhfleckh in einem schlechten han, unser nachtlager gehabt.
Bergas Den 7. Martii zu Bergas in einem schönen hann angelangt, nechst darbei ist eine moschea und ein schöner springbrunen, deßgleichen ich noch bißhero an keinem orth schöner und künstlicher gesehen. Darbey haben wir den Türckhen, wie sich sie gewaschen, zugeschaut etc.
Misinli
Den 8. Martii seind wir zu Misinli in ein han einloggirt
worden. Alda von einem Türckhen ein immerwehrendes oder gleichsam ewiges stift
aufgericht worden, daß einem ieden reißenden, der da einkhert, er sey reich oder
arm, Christ, Türckh oder Iud, alzeit zwey leibel oder fleckhel brodt, ein
schißel mit reiß, darin ein wenig schaffleisch und bosa, ein gedört grießmel
erbes, das mit waßer gekocht auf einem großen kupffernen, - 71 -
verzinten blat, sambt einem leffel durch einen darauf
bestelten hergetragen wirdt. Eß kan sich einer biß an driten tag dißer gutthat
genießen, driber wirdt keinem nichts mehr geraicht. Solche speißen hat man unß
zu unserer ankhunfft auch aufgetragen, welche wir wunders halb gekost, aber kein
großen schaden gethan, dan es wolt unß gegen unseren speißen nit schmeckhen. Eß
pflegen auch die vornembsten türckhische reißende herren solches zuempfangen;
man kan es eßen oder trinkhen, dan es sehr din gekocht ist und last sich keiner
diß verschmächen.
Chiurli oder Tschorli Den 9. Martii seind wir zu Chiurli in, eines vornemben Türckhen behaußung, einquatiert worden. Hier ist auch ein vornembe stifftkirchen mit blei bedegt, darbei auch etlich schöne gärten etc.
Ich hab auch offter mahl, wie auch
hier gesehen, das die Türckhen das papir sehr hoch achten und wo sie ein papier
auf - 72 -
der gaßen ligen sehen, heben sie daßelbig auf
und steckhens in ein klumsen an den heüßeren,
mit vermelden, es köne Gottes wort darauf geschriben werden und darumb ein große
sind sey, und wir Christen am iüngsten tag solches höchlich zuverandtworten haben werden,
daß wir das also zu allerlei schandtlichen sachen mißbrauchen. Und seind die
Türckhen also in ihrer religion, wan einer verächtlicher weiß auf ihren alcoran,
das ist ihr Gottes gesaz, schmacht, ist es ein capital sach zum gericht. Sie
laßen auch kein roßenbleter auf der erden ligen, sondern sagen, die röte deren
seyen von des Machomets schweiß herkommen. Die
alten poeten aber sagen, alß Venus spazieren gangen und in ein dorn der roßen
getreten, sey das ven blut herauß gefloßen und die
roten
roßen, so auß dem selbigen stamme gewachsen, alle herkommen etc.
Den 10. Martii
seind wir zeitlich auf - 73 -
gebrochen und nach mittag an daß meer Propontis kommen.
Mare Propontis Da
gleich unser etlich ab den wägen gestigen und an gestat des meres geloffen und
underschidliche muschel undt schwamen aufgehebt. Auf den sandt oder gestatt
ligen allerlei muschel, schneckhn und andere sachen, so das meer auswirfft und
ser zierlich zu einer crato zu bauen weren.
Siliveria oder Silimbria Gegen
abents seind wir auf Selimbria, Silembria, oder
Siliveria kommen. Ist ein uhralte stadt, hart an dem meer
gelegen. Hat mir sehr wolgefallen wegen des lustigen prospects und situs, der
alda ist. Hier ist auch ein schöner han und
moschgea, beisammen mit blei bedegt.
Hier sicht man auch underschidliche schiff auf dem meer hin und wider fahren, und eß sagen die schiffleit für
gewiß, daß ein lastschiff oder naven mit mitelmaßigen windt in einer stund 8
wälsche meilen fahre, mit guetem windt - 74 -
aber 12, mit
einer fortuna oder starckhen windt 20 meilen fahren mag; also das mit
mitelmäßigen windt in 24 stunden oder tag und nacht 48 teutsche meilen khönen
volbracht werden im fahren, mit gar guetem windt in tag und nacht 70 teutsche
meilen, mit fortuna aber schier 126 meilen etc.
Ponte Grande oder Biug Zschecmese Den 11. Martii aufgebrochen und auf Biuck Zschekmese oder Ponte Grande kommen und wol accomodiert worden etc.
Under wegs begegnete unß des herren residenten seeliger dolmäz,
Panioti, sambt
Den 12. dito haben wir
zeitlich ein aufbruch gemacht und underwegs ein schönen lustgarten mit vilen
cipreß bäumen und - 75 -
springbrunen geziert angetroffen,
der dem kayßer gehörig, welchen sultan Murath
und Ibrahim offtermahl insitiert.
Ponte Picolo, Kleinbruckh, türkisch Zschuz Zschecmese Dißen abent seindt wir zu Zshu Zshuk Zshekmese oder Ponte Picolo ankommen, so ein schön, lustig statdtel, hart an dem meer gelegen. Seind alda wol accomediert geweßen und ein schön außsehen gegen dem Weißen Meer gehabt.
Den 13. Martii stilgelegen, da ihr gnaden mit etlich wenig zu einem namhafften, nechst bey dem meer gelegnen felßen gefahren. In dem selben war eingehauen ein höle, wie ein capel oder kirchl, darin siz, ein altar und anders mehrs in dem felßen außgearbeit. Consiliarum patriarcharum, rupes excissae Ist ein uhraltes werckh, da sol vor dißem ein versamblung oder consilium der patriarchen geweßen sein soll.
Den 14. Martii ruesteten wir uns auf den einrit nach mügligkheit und waren demselben mit großem verlangen gewürtig.
- 76 -Den 15. Martii 1649, ungefehr ein halbe stund vor der stadt, von unserem commissario, so von Ponte Grande voran geridten, neben etlich vornemben Türckhen und herrn internuntius alten, gueten freinden freindtlich empfangen. Und ist ihr gnaden auf einem wolgezierten ksl. pferdt in beglaitung 60 oder mehr chiausen mit gueter ordnung biß in unser, am meer ligendes losament zu Ballato außer der stadt statlich introduciert worden, welches ihr gnaden zum absonderlichen wohlgefallen concediert, aldie weilen die anderen potschaffter aigentlich im hann und anderwehrts niemahlen logiert worden.
Alle christliche repraesentanten und anweßende pottschaffter haben
ihr gnaden durch ihre secretarien höfflich
complementieren, der holländische resident
zwar ein halbe meil wegs von der stadt
- 77 -
begegnen, der venetianische baylo glaich zu unser ankhunfft in dem
logiament, der französische und
engelländische ambassiator aber
des tags hernach, nebens allerseits gueten offerten
und erfreiung, ihr gnaden glückhlichen
ankhunfft ihn freindtlich begrießen laßen, welches ebenmeßig der siebenbürgische resident in perschon selbst
gethan, denen allen wir solche ehr hin widerumb erstattet und die gegebne
visita hingegen restituirt haben. Und hiermit also unser rayß auf Constantinopel alda mit der hilff Gottes
glüchklich vollendet etc.
Ende deß ersten buechs
- 79 -
Daß ander buech etc.
Nach vollendter constantinopolitanischer rayß beschreibung hab ich etliche denckhwirdige sachen beyzubringen nit underlaßen wollen, so theils in wehrender zeit, so wir darin geweßen, theils aber vor diesen geschehen und sich zugetragen haben etc.
Von deß herren internuntii behaußung und nechstgelegner revier etc.
Eß pflegen sonsten die Türckhen die ksl. pottschaffter oder internuntios in
den hann, so ein groß gasthauß in der stadt gelegen, zu loschieren. Alda ein lang wiriges orth, darin
wenig freudt und recreation zu schöpffen.
Daß aber außer daßelben ihr gnaden zu wohnen erlaubt worden, ist solches aus
lauter - 80 -
gnadt undt gueter affection, so die
Türckhen gegen ihr gnaden getragen, zugelaßen worden.
Die eingegebne behaußung ligt zwar außer der stadt, ein steinwurff ungefehr von Balicapi, das ist Fischthor, dan auf türckhisch heißt bali ein fisch, capi ein thor etc.
Unser losament war an einem bequemmen, ser lustigen orth, theils an dem
landt, theils in dem meer gelegen, da ohne underlaß etwas neues oder
selzambs zusehen war. Erstlich die unzalbare perme und keika, daß seind
kleine und mitelmeßige schifflein, damit die leüth hin undt wider umb ihr
bezahlung geführt werden. Mit solchen schiffen ist das meer täglich erfühlt,
daß ein immerwehrendes hin und wider fahren zu sehen ist. In einer einfachen
perme ist ein schiffman, der zuglaich mit zwey ruderen fahret - 81 -
und in den
keike seind mehrentheil 3 ruederziecher mit
6 rueder, so sehr schnel fahren. Solche schifflein werden gleichfahls mit
seglen regiert, und wunderlich zu sehen, das offter mahl 2 oder mehr schiff
gegen einander fahren und doch beede mit außgestregten seglen glückhlichen
nachwindt haben.
Zu unseren zimren haben wir auch offtermahlen gesehen die menschliebende deplhin, so sich in dem meer hin und wider walzen und schwimen, erlustigen und sehen laßen.
Under der porten unsers losaments seindt unß zwen ianitscharen oder wie bey unß die muscatiarer, zugeben worden, die daß hauß vor ungelegenheit beschirmbten. Und so herr internuntius oder die seinige außgehn einen derselben für ein sicher glaidt zubrauchen, dan ohne ein ianitschar weit in die stadt zu gehn ist gefährlich.
Diße ianitscharen haben große freiheit - 82 -
also, daß
wo sye einem zur guardi zugeordnet werden, denselben darf niemandt
belaidigen, ob schon andere ianitscharen einen, der ein solchen beglaitsman
bey sich hatt, wolten ein spot beweißen, derffen sye nit, dan sye wollen ihr
ansehen undereinander nit selbst ringeren oder minderen. Sye seind gewiß
beschaidne kriegsleüth und dapfer von der faust. Deren seind vil 1.000 in
ganz Türckhey etc.
Gleich gegen unser wohnung, über an der ringmauer, ist ein anzeigen, daß zu
zeiten Constantini Magni und anderer griechischer kayßer ein stadt porten
alda geweßen sey. Ist aber nach der türckhischen eroberung zugemaurt worden,
daran noch zu sehen die bildtnus des erzengel Gabriels in stein außgehauen,
welches bildt von den türckhischen bueben - 83 -
schier
ganz mit steinen zerworffen ist. Auch umb ein thurn oder etlich klaffter
weiter hinumb seind drey in stein gehauen creuz solcher gestalt
aingemaurt.
Von deß herren internuntii underhaltung
aß anbelangt die underhaltung und proviant auf einen internuntius, geben die Türckhen täglich 50 reichs thaller, auch alle Mitwoch von der Porten, also pflegt man den ottomanischen hoff zunennen, gersten für die pferdt wie auch holz in die kuchel. Die übrige victualien und alle andere expensen mueß der herr internuntius von den 50 thalleren oder thain die seinigen außhalten und besolden. Welches gelt aber zimlich klegt und alles umb ein billichen werth zubekommen ist etc.
- 84 -Zu dem waren nit allein die ienigen persohnen, so mit hierein geraißt, sondern auch die bey dem vorigen residenten seelig sich aufgehalten haben, zu speißen, alß herr Panioti, dolmatsch, ein Griech von Constantinopel, Georg Zemper, Iulius Wacher, beede von Wien gebürtig, die auf ihr römisch ksl. Mt. spesa die türckhische sprach lehrnen.
Herr Iesias Barbet von Straßburg, des residenten seelig gewester secretarius, der wegen einer schönen griechischen iunckhfrauen, nammens Schoia, sich in dieselbe also verliebte, daß er ganz perplex und corrumpiert worden und verbliben biß an sein endt.
Von der audientz bey dem groß vesier, ubergebung der present und waß sich weiters darbey zu getragen etc.
- 85 -Nach dem wir etlich wenig tag zu Constantinopel waren, haten wir die erste audientz bey dem groß vesier, so vil alß der vornembste ohne den kayßer. Dem ubergabe ihr gnaden der römisch ksl. Mt. allergnedigistes creditif und legte die gehörige curialien ab, ersuchte den vesier umb audientz bey dem sultan, welcher sich allerseits ganz freindtlich erzaigt. Der ließ cave und scherbet bringen.
Cave ist ein samen, der in Egipten wächst, wie die bonen. Der wirdt von der
hiz des feuers gebradten und alßdan zu pulver gestößen. Diß wirdt in ein
siedents waßer gethan, nemlich beden theils ein gewiße maß. Diß last man
durch einander ein weil sieden; alßdan wirdt es süed heiß in porcellanene
schällel gegoßen und also aufgetragen, so man wegen der hiz nit gehling, sonderen tropffen weiß nach undt
nach trinckhen mueß. Eß ist ein sehr gesundt trankh, aber vil khönen es - 86 -
im anfang nicht trinckhen, biß sye deßen
gewohnen.
Scherbet ist ein süeß tranckh, wie ein iullep mit frischem waßer, zuckher und sirup prepariert, oder auch von dem safft der granatapffel oder anderen lieblichen früchten. Ist ser lieblich zutrinckhen. Und [man] hat nach ihrem brauch unß rauckhen laßen, mit roßen waßer besprüzen und 14 cafftan außtheilen. Das seind selzame, lange türckhische röckh von goldt, silber und seiden gewergt. Der gestalt endete sich die erste audientz, worauß man des vesiers, so ein alter gravitetischer man, guete intention vermörgt.
Alda haben wir einen des vesiers
kammerdiener gesehen, so von Wien gebürtig
und vor etlich monat ein Türckh worden, den es nach geschener that sehr
gereuet. Ist aber, alß gemelter vesier
stranguliert worden, durchgangen und
sich in gehaimb mit hilff des hollandischen - 87 -
schiffherren in sein galleren verstegt, welche nach wenig tagen zu
Constantinopel abgeseglet und zu Venedig glückhlich angelandt. Alda er
außgestigen und widerumb auf Wien kommen.
Von der audientz bey dem iungen türckhischen kayßer, übergebung der presenten und anderer denkhwirdigen sachen.
Den 30. Martii wurdt ihr gnaden zuer audientz
des sultans gerueffen.
Verfüegte sich hieriber sambt seiner comitiva mit einbeglaitung etlicher
chiausen und unsers von Ofen gegebnen
commissarius in bester ordnung nach dem ksl. seraglio. Die present haben
etliche under den mäntlen hinein getragen, dan die orientalische herren der
present gewohnt, und wer solche nit mit sich bringt, der kombt so angenemb
wie ein schwein in das iudenhauß - 88 -
und heist bei
ihnen si nihil attuleris ibis homere foras.
Es waren
underschidliche present, nemlich hirschen, tigerthier und hund kinstlich
nach dem leben gemacht. Darin verschloßne uhren und die zeiger an obgemalter
thier brust waren sambt ser künstlichen anderen uhrwerkhen silberen und
vergulte schalen, uberdiemaßen künstlich gearbeitet, das sich derob
zuverwunderen.
Under anderen ware für den iungn türckhischen kayßer ein uberauß künstlich
uhrwerkh darbei, ein instrument und orgel, viereckhendt, von ebenholz
eingefast und mit helfenbein schön geziert. Das uhrwerckh auf der ein seiten
war ser künstlich sambt, in der einer kugel, die sich nach des mons lauff
wendet. Auf der anderen ein instrument, das spilete ohne menschliche handt,
außgenommen, das man ein klein nägellein rückhet. Auf der driten war ein
kleine orgel, die pfiffen ebenfahls auch selbsten wie das instrument
underschidliche, selzame - 89 -
melodeien nacheinander.
Auf der virten waß anders. Oben auf waren kleine gemachte moschcovatische
mänlein, die danzen nach dem tact wie die obgemelte spil lauten. Sonsten hat
es vil kleine kästlein, darin auch ser köstliche sachen eingeschloßen, so
nit alles genuegsam zu beschreiben etc.
So baldt wir zu der anderten porten, alwo ihr gnaden von dem pferdt
abgestigen, hinnein kommen, saßen zur rechten der ianitschar aga (nunmehr
groß vesier)
und hernach die von ihme dependierende capitän und chiabassi
nebens ungefehr 6.000 ianitscharen, welche ihr gnaden zu sonderlicher ehr
von seinem siz aufgestanden, zwey oder drey schriet herfir getredten und mit
gelegter handt auf die brust gar hofflich die gegenreverentz gethan. Auf der
linkhen - 90 -
saßen die vornemben officier und capitan
der spahy, welche ingleichen aufgestanden und sich mit absonderlicher
ehrentbürtung gegen ihr gnaden genaigt.
Volgents kamen ihr gnaden 20 oder 30 schriet entegegen. Zwen deß großthürckischen cubicularii empfiengen und führten ihn in divan, alwo der groß vesier sambt den anderen vesieren, cadileskir und vilen Türckhen in schöner ordnung geseßen. Ihr gnaden neigte sich zwar allerseits gar ehrerbietig, den groß vesier aber und die andere vesier, auch cadileskir, salutierte er mit absonderlicher reverentz und umbfienge sye auf türckhische manier, an welcher action die Türckhen ein particular wollgefahlen getragen. Der vesier ließ ihr gnaden gleich neben seiner all in contro nidersizen und sprächte mit ihm gar freindtlich. Zu mitelst waren 4 taffel zuberait.
- 91 -Ihr gnaden zwar neben dem Chinan Bassa allein mit dem groß vesier, der herr Reninger aber und ihr gnaden stieffsohn mit den 4 vornemberen vesieren, die anderen vornembsten auß unß mit den anderen principalioren von ungefehr 18 oder 20 speißen, so wohl weilen es in der fasten, von fisch alß fleisch nebens scherbet tractirt worden. Unß war auch vil speißen aufgetragen, so aber mehrentheil von fleisch gekocht, die haben wir nicht angriffen. In wehrender mahlzeit, wie ich verstanden, hat sich in wehrender mahlzeit der sultan zweiffelsohne in beysein seiner großmutter, der alten valida, und anderen frauenzimbers über ihr gnaden in einem vergütterten fenster befunden etc.
Nach dißem trate ihr gnaden auf dem divan gegen der driten porten, müeste alda etwas verharen, biß die vesier zum sultan vorüber passirt und inmitelst 16 cafftan außgetheilt wurden.
- 92 -Endtlichen kamen die capiggi, namen und führten ihr gnaden bey den armen, sambt vier der vornembsten under unß officieren und beyden dolmatschen durch die drite porten (alwo albereit die present gestanden) vor den sultan und legten nacheinander die gebührende reverentz nider. Da übergabe ihr gnaden dem türckhischen kayßer daß von ihr römisch ksl. Mt. allergnadigstes credentional und brachte sein kleine sermon durch den dolmätschen vor, warbey aber den anderen zuverbleiben nit verstadtet worden, sondern sich alßbalden widerumb hinauß verfüegen müeßen.
Der sultan ist ein iunger herr, ungefehr bey 9 iahren, von der viro nomia
etwas braundecht und gravitetisch, in maßen
dan die Türckhen von seiner reuscita große concept machen. Saße mit halbem
leib gegen ihr gnaden - unpaginiert -
Die Zeichnung zeigt Sultan Mehmed IV. Er trägt einen Turban
und ein Szepter.
Abbildung: Türckhischer kayßer, sultan Mehemet Hann.
- unpaginiert -
Die Zeichnung stellt im Vordergrund einen Wachmann des
Sultanspalastes sowie exotische Vögel dar.
Abbildung: Ein bewahrer des türckhischen kayßers palasts.
- 93 -
auf einem rauh gestigten küß, zur rechten, aller
nechst zu ihme, stunde der groß vesier,
gegen uber, iedoch wol abwerths vor
dem eingang, die 4 vornemben vesier. Nach genandter audienz haten ihr gnaden
die capiggi bey den armen widerumb hinauß geführt etc.
Alß ihr gnaden vor der lesten porten des serail wider zu pferdt geseßen, müeste er alda etwas halten und warten, biß die zu dißem acta versamblete hoffstadt, so wohl von ianitscharen, die in einer großen menge und confusion herauß geloffen, alß von anderen vornemben Türckhen für über passiert. Nach solchen vollendten geträng begaben wir unß widerumb in gueter ordnung nach hauß.
Obwohlen die obangezogne credenz und silbergeschir, alles zumahl von seer
köstlicher arbeit, die wol hocher möcht geacht werden alß das goldt oder
silber, so gilt es doch nichts bey dißen leüthen - 94 -
undt wie ich gehört, laßen sye es in der müenz tragen, alles zerschmelzen
und machen alßdan gelt darauß. Die khünstliche uhrwerckh stehlt man in ein
gemach, das sye mehrentheil uber einander verrosten oder werden auch etlich
widerumb verkhaufft. Eß ist
nichts andres an dißem volckh alß wan man einer sau ein neuen belz oder
goldtstuckh anlegte etc.
Von deß türckhischen kaysers burg
Die ksl. burg oder palast, den die Türckhen seraia nennen, ligt an einem
lustigen, bequemen orth der stadt. Da sihet man auf das Weiße und Schwarze
Meer, Pontum Euxinum und Bosphorum Thracicum, und gegen dem Bosphoro über in
Asiam Minorem. Und stöst daß seraia an beeden orthen an das meer. Eß hat in
seinem begriff vast ein - 95 -
teutsche meil. Eß seind
darin vil underschidliche, doch unordenliche gebey, alles mit bley bedegt,
außgenomen ein einiges hauß, so uberdiemaßen schön und hoch, mit lauter
quaderstuckhen gebaut. Diß ist ebenfahls mit blei bedegt und ein zierliches
werkch.
Diße burg hat drey underschidliche porten. Die erste ist zimlich groß,
darunder ein capitschi bassa, ein oberster thürhüeter mit etlich seinen
undergebnen. Alßdan ist ein langer, weiter, ungepflasterter hof, außgenommen
ein schmale straßen, darauf man gen hoff reit und fährt, in welchem hoff ein
ieder nechst bey der anderen porten von dem pferdt absteigen mueß und außer
des kayßers keinem hinein zurreithen leichtlich erlaubt wirdt.
Under
der anderen porten ist ein guardi von ianitscharen. An der wandt herumb
hangen ihre säbel und andere gewähr.
Da ist widerumb ein sehr
großer hoff von - 96 -
cipreß und anderen vilen
selzamen baumen geziert, das es einem lust oder thiergarten nit ser
ungleich. Darin sich etliche zame hirschen aufhalten. Auf den bäumen herumb
sicht man ser vil turtel teibel underschidlicher farben, auch adlergeiern
und ander wilt geflügel ser vil, die sich auf obgemelten baumen heiffig
aufhalten und züglen oder mehren, dan man das eßen, so von hoff uberbleibt,
under die baum schit, das die vegel und ander vich auffreßen. Und vermeinen
die Türckhen, sye thien Gott ein groß wollgefahlen dardurch etc.
Nit weit von der ihneren porten, so von wenig verwacht wirdt, ist das ksl.
zimmer. Der boden oder erden ist mit lauter persianischen tebichen bedegt.
Der sultan sizt auf einer eines schuhs hoch erhöhten bün, die ist mit lauter
köstlichen, seidnen gescheckheten tebich bedegt. Auf der seit herumb, an - 97 -
den wänden, ligen küß, reichlich mit lauter
perel und edelstein gestickht und geziert. An der wandt ist auch ein klein
brünel. In der höche uber dem kayßer hangen ganz guldene knöpff von den
seülen herab etc.
Der türckhische kayßer hat auch einen großen krug, so einer auß den 6 steinernen waßerkrügen ist, die bey der hochzeit zu Cana in Gallilea seind gebraucht worden, wo Christus, der Herr, auß waßer wein gemacht, welchen die Türckhen in eroberung der insel Cypren bekhommen. Eß haben denselben krug die inwohner widerumb umb ein große summa gelts lößen wollen, welches ihnen aber rund abgeschlagen worden. Der oberste in dißer insel Cypren, wie im ersten buech am [...] beschriben, ist lebendig geschunden worden.
Verzaichnuß aller officier, soldaten und diener, welche täglich den iezigen türckhischen kayßer, sultan Mehemet Hann, bey seiner hoffstadt aufwarten müeßen.
Eine andere partey der adelichen hoffbedienten
Die ganze soldatesca unnd anderer zugehöriger persohnen etc.
Diße werden inerhalb 3 monat frist ordtendtlich unnd gewiß bezahlt und so einer stirbt oder stranguliert wirdt, werden alßbaldt andere an ihr stadt gesezt, damit die obbemelte zahl erfühlet bleibe etc.
Den 13. Aprilii ist die erste privat audientz bey dem groß vesier gehalten worden.
Von dem venetianischen baylo, der in gefänckhnus geworfen worden
Etlich tag, ehe wir zu Constantinopel angelangt, ist ein venetianischer dolmatsch mit einem tschiausen nacher Venedig passiert. Etlich vermeinten dazumahlen, es wer auf ein fridens tractation angesehen. In effectu aber befundt sich, daß die Türckhen zuwißen begehrt, ob die Venediger Candia cedieren wollen oder nicht.
- 103 -Dißer chiaus ist den 27. Appril widerumb zuruckh kommen, hat zwar an die Porten brieff gebracht, aber keines cathegorischen inhalts und welche sich allein auf mehrers relation des baylo berueffen. Gabe auch vor, die Venediger hedten ihme ihren schaz und einen großen vorath von kriegspraeparatorien gezeügt, anzudeiten, das sye des kriegs noch nit müedt unnd kaum recht angefangen.
Alß nun der baylo des tags hernach zu dem vesier kommen und ihme im namen
seiner Republica endeckht, wie das die selbe zwar einen beständigen friden
einzugehn und solchen wie vorhero - also noch verbündtlich - zuhalten
allzeit willig seyn, man müeste aber Canea, Retimo und andere abgewohene
orth widerumb abtredten und ihnen Candia völlig cediren, widrigst fahlß sye
keinen friden verlangten, sonderen allem feindtlichen - 104 -
widerstandt zubegegnen entsinnet wehren. Worauf der
vesier gesagt, so habt ihr nun bißhero mit der Porten so falsch gehandlet,
von einer zeit zur anderen vertröstung geben, alß ob man sich accomodiren
wolle, nur ihn dißem ende, damit man unß und unsere macht suspendierte.
Ließe hierüber ihme, baylo,
mitsambt seinem dragoman und bey sich habender
familia intuperosamente durch die schergen ergreiffen, nebens albereith vor
augen stehenden prüglen. Eben alda in ein abscheüliche, maleficische
gefänckhnus werffen, baldt hernach mit einem barbarischen geschrey widerumb
herauß züehen. Ihme baylo zwar,
und den principal dragoman,
Antonio Grillo,
ledig, den Ballerino aber, der Republica secretarium,
den der vesier ohne
bandt gesehen, ließe ihn, gleich den anderen, ein eißnen ring an den halß
legen und - 105 -
also ineinander gehangen, spodtlich
zuefueß durch Constantinopel biß ans meer und volgents in den Schwarzen
Thurn führen. Der capellan und andere mehr, so zu hauß verbliben, seind
ebenmeßig baldt darauf gefänckhlich ergriffen und im pandten zu ihrem herren
gelegt worden. Nit allein des baylo, sondern auch des Grillo
logiament hat
man ungeacht sein weib und kindt incontinenti so gar von kuchelgeschir
spoliert, volgents gespert und verpötschiert. Zwe des Grillo schlavin vor
den vesier geführt, die einen wider entlaßen, die ander aber, pro examine
und etwa verborgen gelt zuerforschen, auf etlich tag hinderhalten etc.
Hierauf war gleich aller orthen, wo venetianische comercien ordre gegeben,
das man alle die kaufleüth in verhafft nemen und ihre güeter confiscieren
solle. Warüber sich dann auch zu Gallata vil verkrochen, und sonderlich bey
dem - 106 -
französischen ambassiator, alwo auch des
balyo secretarius verborgen, in gehaimb aufgehalten.
Der baylo, ob schon man
seiner anfänckhlich mit den pandten verschont, ist er doch entlich auf
etlich tag eingeschloßen und von der oberen gefänckhnus in ein ublers und
finsters orth gelegt worden.
Den Grillo rueffte man in der nacht allein herunder, alß ob er zum vesier
solte. Wurde aber in der still crudel stranguliert, hinauß auf das feldt
geworfen und so vil, daß er nit gar bloß gelegen, mit etwas wenig erden
bedegt, weilen nun dißer actus in die länge nit verhalten köndte werden,
spargierten die Türckhen, er ware die
stiegen eingefallen und wolt der vesier auf kein weiß nit leiden, das man
sagte, er seye dergestalt hingericht worden. Sintiemahlen es nunmehr
geschehen, und das leben unwiderbringlich, haten die befreindten, ihme die
lezte ehr zuthun und honorabl - 107 -
zu conducieren,
den cörper auf intercession des französischen pottschaffters widerumb
außgegraben und zu Gallata widerumb ehrlich begraben worden etc.
Hier kan man sich erinderen, waß vor iahren mit dem armen patriarchen Cirillo de Verria, einem man, der sich mit dem römischen stüel so wohl verstanden, vorüber geloffen. Dan eben dißer Grillo (Gott verzeich ihms), wegen eines schlechten privat interesse, ein sonderliches aufnemen, so durch iezt ermelten patriarchen der christlichen catholischen kirchen in dißen landten erwachßen können, hinderstellig gemacht. Ihme auf das eüßerste verfolgen, von patriarchatu in diße gefänckhnus, auch endtlich umb das leben bringen helffen. Dahero ihme von vilen propheceyet worden, es werde deßhalben kein guetes endt nemmen. Nun ist es geschehen.
Von des könig in Usbeck abgesandten audienz
Den 29. Aprill hat ein abgesandter von dem khönig in Usbeck bey dem sultan audientz gehabt und für den könig wider den selbst aignen sohn umb schuz und protection angerueffen.
Dißer könig, nach dem er von seinem elteren sohn des königreichs beraubt und
sambt dem
iüngeren ins ellendt verstoßen, name sein zuflucht zu dem khönig
in Persien; badte umb gnad und trateniment, welches ihme dan auß höchster
compassion ervolgt, und alß balden ein gebührende aufenthaltung verschafft
worden. Eß wolte aber der undanckhbare sohn bey dißer impietet nit beruehen,
sonderen importunierte den könig in Persien continuo, er wolle ihm seinen
brueder todt oder lebendig schickhen und den - unpaginiert -
- unpaginiert -
Die Darstellung wurde im Nachhinein eingelegt. Sie zeigt die
Seeschlacht um Foccia im Jahr 1649. Venezianische Flotten greifen osmanische Truppen in der Bucht bei Izmir an.
Abbildung: Entwurff und kurtze vorstellung deß höchstgefährlichen seetreffens, so sich zwischen der glorwürdigen herrschafft von
Venedig und [?]der türckischen schiffarmada bey dem asiatischen meerhafen zu
Foggia umb die helffte des Mayen dieses 1649. iahres begeben; worinen diese
biß auff etwan acht galeren gantzlich zernichtet, von [? ienen] aber mit allein 19 galionen und etlich wenigen
fusten die victorii glücklich erhalten worden.
Abbildung: Huictain. Wann Gott spricht, so geschichts, wann er gebeut, so stehet es da, wan sich der feind hochmutig, stoltz auffblehet,
so weiß der Herr ihm wohl in maul ein harts gebieß und ein ring in die nasn zulegen, wie der rieß, der tolle Goliath,
dem zeug des Herrn gesprochen, hohn, spott und schmach, so hat der Herr sich hier gerochen an diessen christenfeind,
das ungestimme thier, daß seine stoltze welln sich mussen legen hier. C. R. V. N.
- unpaginiert -
- 109 -
vadter nit fehrner im landt getulden. Warüber
der vadter obberührten gesandten zu dem sultan umb schuz und protection
geschickht; nit, das er widerumb zu seinem königreich verlangte, sonderen
allein dißes, so er aniezo per favore hadte, mit rueh genießen khönde.
Inmaßen dan der sultan an dißen ungehorsamben sohn ein schreiben mit
bethroungen abgeordert und an den könig in Persien zu des alten königs und
seines iüngeren sohns mehreren trost ein recommendation ertheilt.
Von der schifarmada, so wider die Venetianer abgesegelt, und beschreibung der schiff
Den ersten Maii ist die türckhische schiffarmada, welche über 120 galeeren
hatte starckh sein sollen und - 110 -
von welcher die
Türckhen ein solches geschrei gehabt, ihre eußerste mitl tentiert (also das,
wo wir nun durchgeraist, wegen dißes kriegs iamer und ellend unnd noth auch
vil dörffer öedt undt lähr gefunden), allein mit 60 galleeren, 8 maonen
und 3 gallonen von ungefehr 5 oder 6.000
ianitscharen abgefahren; zu dero glückhlichen progres in einer campagnia die
tag hernach ein allgemein offentlich gebedt angestelt und biß zur
widerkhunfft wochentlich zweimahl continuirt solle werden. Diße militia
hatte ein zeit vor dem aufbruch großen ubermueth, hoffart und insolentzen
verübt. Nit allein Christen und Iuden, wo sie einem begegnet, schmächlich
tractirt, sonderen so gar der vornemben Türckhen selbst nit verschonet und
ihnen die fenster eingeworffen, - 111 -
inmaßen sye
dißer tagen einen armen tervis, die bey ihnen wie dem einsidler und für
heillig gehalten, auß lauter muetwillen zerschlagen und eine vornembe
Türckhin, so mit etlichen ihren sclavin auß dem badt gangen, salva
reverentia offentlich geschendt, in ansehen aller spoliert, außgezogen, also
gehn laßen, welches ein alter, elebter Türckh, so dißem intuperio
gegenwertig, unserem tolmätsch mit übergeloffnen augen erzehlt. Dißer und
der gleichen importuniteten derfte sich niemandt widersezen, dan gleich
under den ianitscharen ein auflauf und mehres übelß entstehen mögen. Wir
haben unß auch wegen insolentz dißer bößwicht auf der gaßen nit vil derffen
sehen laßen. Undt alß unser zwen in wehrender zeit auf Gallata gefahren,
haben sye zweimahl auf unß geschoßen, so nechst neben der perme oder schiff
in das waßer gangen.
Wir haben auch underschidlich mahlen die galleren, so an unserem losament nechst vorbey gefahren, gesehen und under anderen daran wargenommen, waß gestalt die gefangne Christen oder galleoten in dem fahren underwißen werden. Solches geschicht ohne einige mündtliche anweißung, allein mit einem hellen, weit klingenden pfeifflein, nach welchem sich die ruederziecher mit dem rueder für sich, hinder sich, oder auf die seiten waßer zurichten und laiten. Darnach sich auch die schiffknecht mit den schiffen strickhen und seglen, und der timon führer, wißen zuregieren, welches einem selzam fürkombt.
Miten in der galleeren ist ein langer, braiter laden durch auß, darauf gehet
ein schergant mit einem carabatsch, der schlagt die ruederknecht (deren 4, 5
oder 6 an einem rueder seind), so sie nit nach laut - unpaginiert -
Die Darstellung ist in zwei Hälften geteilt. Die obere
Hälfte zeigt zwei Janitscharen mit ihren Waffen, die untere stellt
zwei Janitscharen und einen Bewohner der Stadt dar. Die Figuren sind
beschriftet.
Abbildung: Ianitscharen, die zue feldt ziehen.
Abbildung: A. Ein gemeiner burger. B. Ein ianitschar in der stadt.
C. Ein gemeiner ianitschar auf dem landt.
- unpaginiert -
Auf der oberen Bildhälfte ist eine osmanische Sklavengaleere zu
sehen. Unterhalb werden gefangene Christen und eine osmanische Wache
dargestellt.
Abbildung: A. B. Gefangne Christen auf den galleren. C. Einer, der die Christen iähmerlich prigelt.
- 113 -
deß pfeiffleins züehent, auf den bloßen ruckhen ganz
unbarmherziglich, weilen der ober theil des laibs ganz nackhend. Und der
solchem zuschaut, gehet es einem nit umbillich zuherzen, daß die armen
Christen also laiden müeßen. Dißer Christen und anderer galleoten eßen
ist zwibolten oder hart schwarz brodt und haben darneben das liebe waßer
nit genug zu trinckhen. Und, so ein galleeren in einem streit
undergehet, müessen sye, weilens angeschmidt, ellendiglich versinckhen
und ertrinckhen.
In den größeren schiffen gibt eß zimber wie sonsten in den heüßeren, darin lustig, aber bißweilen gefehrlich zuwohnen. Sye halten auch in den schiffen die wißellein, die maiß zu vertreiben.
Von der Türckhen triumph
Wie genugsam bekhandt, haben die römische kayßer vorzeiten ihren triumph nach
erlangter victori gehalten, - 114 -
da sye mit großem
pomp und pracht in die stadt Rom triumphierendt geritten. Die Türckhen aber
halten das widerspil, in dem sye, wan die selbe wider den feindt außziehen,
ihren triumph zuhalten pflegen, da der oberste der armada und andere
befehlshaber ganz truzig und aller toll, alß wan sye den teuffel freßen
wolten, herfirtreten.
Hart an dem porto, underhalb dem sulitanischen großen seraia, ist ein palast,
Ialy Koschi genandt, in deßen offnen vorgebey hat sich der iunge sultan
sambt anderen vesieren und adell befunden. Und ehe die galleeren oder
armada, darvon oben meldung geschehen, von dem arsenal hier vorbey passiert,
haben sye da gehalten, und der schiff admiral sambt anderen deßen
nachgesezten officiren ungefehr bey 7 zugleich - 115 -
außgestigen. Da haben sie sich dem iungen sultan und anderen presentiert.
Darauf sye durch einen hotza oder türckhischen prediger ihre treu und
herzhafftigkheit bey dißen gegenwärtigen krieg einzugedenkhen ermant, darauf
glückh gewinsch und abschid genomen.
Der sultan saße auf einem zierlichen säßel und hat dem obersten general der armada ein kostbarlichen zobelbelz und, zur ubergebung des völligen kriegs commando, ein säbel verehrt. Darnach die andere vornembsten mit cafftanen begabt und widerumb durch den hotza zu dapfferer verhaltung eine vormanung thun laßen, mit dißem beschluß, das sie sich nit allein auf die macht, die der gegenwertige kayßer ihnen anvertraue, sondern vilmehr auf den gewaltigen Gott, welcher mit seinem beistandt wider die unglaubige Christen große victorien geben werde, verlaßen solten etc.
- 116 -Nach dißem gnandten ceremonien sein sye mit zweymal loßbrenung des geschüz den Dardanellis zugefahren. Die Venediger haben den ganzen winter bey Dardanelli vor der bocca mit etlich undt 20 galleonen gehalten, niemandts auß oder ein gelaßen und obgedachter schiff flotta den paß zu schließen vermeint, da sye aber ankhommen, seind diße venedische galleonen alßbalden gewichen, also, das die türckhische armada salvamente durch passiert, welches under den Türckhen ein große freudt und zum theil wol auch eine zimliche hoffart verursachet, wie sye dan dem ienigen salackhen, so die zeitung gebracht, den 8. Maii in publico divano einen cafftan angelegt und nit anderst vermeint, das spil gwunen und Candia nunmehr genzlich erobert seye.
- 117 -Alß der bailo in dem Schwarzen Thurn etwas erkranckht, ist ihme auff intercession des französischen gesandten der Dr. Skogardi zuegelaßen, und damit das palatium interim nit lähr stunde, auch denen anderen in der gefänckhnus die alimenta verschafft wurden. Der caplan und der ragionato widerumb auf freien fueß gestelt worden.
Warumb der groß vesier stranguliert worden
Die Türckhen seind zwar lüstige köpff, ruefften unß under deßen zu keiner
audientz. Vileicht wie die sachen mit der schiffarmada in Candia ablauffen
möchte zu mehrehren ihrer direction, unnd damit sye die sayten hoch oder
nider zuspanen wüsten, einen außgang erwarten wollen. Eß hatte aber ein
ander außehen, vilmehr - 118 -
von bößen alß gueten
zeitungen.
Den 19. Maii darauf, da ihr gnaden glaich auf sizen und zur audientz zum
vesier solle, auch wir alle gerüst waren, kame post, das gestern gar spath
bey der Porten zeitung eingelangt, das ihr schiff armada von den
Venetianeren geschlagen unnd der resto übel tractiert in dem porto zu Foccia
eingeschloßen. Der capitan bassa lamentierte wegen übler disposition unnd
außmundierung wider den groß vesier.
Dahero er eilendts zu dem sultan in das seraglio müeßen unnd seye zu
besorgen, er möchte villeicht nit mehr nach hauß kommen. Stehet kaum ein
stundt an, kombt eine andere post: Der vesier,
Kerkes Mehemet Bassa, des
vesierats enthept, seine guedter, hauß unnd hoff confisciert unnd an deßen
stadt Murath Aga, capo von
ianitschar aga, vesier sey worden. Etliche wolten
ihn für verlohren - 119 -
oder stranguliert halten,
etliche, er seye 6 meil von hinnen ins exilium geschickht
wor. Sein kehaia oder hoffmeister, so man in der
flucht erdapt unnd in arrest gehalten, solle außsagen, welcher orthen das
gelt hin unnd wider verborgen lige.
Eß last sich ansehen, das im seraglio die alte valida, dreyer kayßer muetter, eine arglistige fürstin, ietzt das ganze werckh dirigiere. Durch das groß vesierat legt sye denen grandesen einen speckh in die fallen, ein nach dem anderen zufangen unnd alle die ienige hinzurichten, welche zu des sultan Ibrahims todt geholffen. Mit dem abgesezten groß vesier ist schon einer hin. Der iezige, Murath Bassa, welcher den ganzen handel angestifft und vornembste rädlführer geweßen, wirdt, sorg ich unversehens auch einmahl darüber unnd den anderen nachfolgen müeßen.
- 120 -Die iezige türckhische regierung ist fast wie ein ubel ordinierte aristocratia. Die vornembste türckhische ministri, ob schon sye sich, so vil ihr barbarische angebohrenheit zulast, höfflich und freindtlich erzeigt, waren falscher alß nie. Unnd das es mit dißem vesier, Murath Bassa, welcher allem ansehen nach nunmehr absolutus unnd vor siben oder acht iahren noch ein gemeiner ianitschar unnd weder leßen noch schreiben kan, auch nit lange beständigen governo führen möchte, ein bestandts hette.
Daß wir bey dem obgemelten vesier, Mehemet Bassa, audienz gehabt, hat man den kopff des groß bassa, so uber ganz Egipten gehärscht, gebracht, der von wegen eines geringen falschen argwons oder müßgöners stranguliert unnd der kopff zu einem augenscheinlichen wahrzeichen nach Constantinopel gebracht worden.
- 121 -Dißes bassa haubt hat man drey tag und nacht verwachter vor dem ksl. seraia ligen laßen, dan bey ihnen breüchig, so man einen stranguliert, schneidt man ihm gemeinikhlich den kopff ab, sezt den selben bemelte 3 tag für die burg, damit ob dißem augenschein andere sich spiegelen und ein augenscheinliches exempel nemen. Nach dem driten tag wirdt er in das meer geworffen.
Von deß kaysers ersten kärchenrit, auch seiner großen pracht und herligkheit
Den 21. Maii ist sultan Mehemet Han in ein uberauß große und schöne moschkea
oder kirchen zu sultan Mehemet, so vil großer und weiter alß St. Stepahns
Thumbkirchen in Wien, geridten. Die ist mit lauter quader stuckhen
aufgeführt und mit bley bedeckht. Inwendig mit großen künstlichen, - 122 -
auß einem stein gehaunen säulen geziert.
Inwendig hangen vil 1.000 lampen, straußen ayer und runde spiegelkugel.
Weilen diß sein erster außrit, versambleten unß unser etlich mit unseren
ianitscharen einen an ein orth, da der kayßer fürüber reiten müeste. Da ware
auch schon ein große menge volckhs, die alle denselben zu sehen verlangten.
Erstlich kame ein große menge der ianitscharen par und par weiß außgetheilt,
alßdan reiten bey 50 wollmundierte spahy oder reißige, nach dißen die
zauschen, fenderich und stalmeister bey 200 mit großen weißen bünden. Die
haben allzumahl faustkolben von eißen und silber geführt, dißen volgten
etlich zeschnihir oder truckhsäßen, die vor dem zausch bassa hergehn.
Hernach ist großer gravitet geriten der zausch bassa, dem volgten vil
haubtleüth der ianitscharen - 123 -
undt spahy. Nach
dißen etlich ianitscharen, so dem
ianitschar aga vor und nachgehn. Alßdan
kamen etliche stumen, schwarz und weiß, die mit underschidlichen zeichen
ihre meinung und intent könen offenbaren. Und ist solche sprach, weilen sye
stil zugehet, bey dem türckhischen hoff sehr breüchlich. Denen volgten vil
verschnitne mohren, die dem kayßer oder auch seinem frauenzimmer aufwarten.
Denen nach volgten bey 20 kleine zwergel. Alßdan bracht man 9 oder 10
außerleßne pferdt, reit oder des kayßers handtpferdt. Deren zaum war mit
köstlichen spangen von silber, goldt und edelgesteinen versezt. Die sätel
ebenfahls orniert, die schiapren, so uber die sätel gedeckht, waren so
schwer undt reichlich mit lauter berel, goldt und edelgestein gestickht, dan
man die materi oder grundt nit sehnen kan und die roß daran zutragen haben;
unnd dem, so es niemahlen gesehen, selzam firkombt. - 124 -
Und wie ich vernommen, soll ein solches pferdt sambt
seinem angehörigen ornat auf ein thona goldt geschazt werden. Demnach kamen
widerumb vil vornembe bassa, denen giengen nach vil
solaki, des kayßers
trabanten, an der zahl bey 300. Ein ieder trägt in der handt ein bogen und
an dem girtel etlich pfeil. Sie haben seidene leibröckh an, auf dem halben
theil under dem gürtel offen, darunder ein weiß durchscheinend hemmet. Mit
dißen gehn auch vermischt die laggeyen des kayßers, die silberne, vergülte
kapen aufhaben. Die können also schnel laufen, das sye in zweyen tagen
weiter kommen alß einer in 3 tagen reiten kan. Deren seind bey 40 und stets
bey dem sultan, damit, wan etwas fürfühle, sye post ohne verzug außrichten.
In den kleideren seind sie den andren nit gar ungleich und wie die
satellides vorzeiten aufgezogen etc.
Weilen nun die handtpferdt also pomposisch gebuzt geweßen, kan ein ieder leichtlich erachten, waß maßen des ksl. leib oder reitroß für zieraden an sich gehabt habe. Der kayßer rite gleich nach den gemelten laggeyen auf einem vil ziehrlicheren pferdt alß die vorige gewest.
Er ist zwar noch iung, wie auch von leibs gestalt ein schöne pershon, mit
köstlichen kleideren gezieret. Neben ihme zu der rechten rite ein vesier,
dan die linkhe seiten halten sye, wie wir, die rechte. Auf des kayßers haubt
war ein großer weißer bundt, darauf 3 raigerbuschen, so unden am ende mit
goldt eingefast und mit grosen diemanten und rubinen versezt gewest. Eß
hangete an dem bund ein klein, von goldt kinstlich gemachtes ketel, daran
drey seer große orientalische beerlein gehangen. Miten an dem bund ware auch
eine von diemandt außgeschnitne roßen, die unerschäzlich. Und als das groste kleinot des
- 126 -
kayßers gehalten wirdt sein talman oder
underrockh. War von bestem arabischen goldtstuckh, daran vorderst kleine
knöpff von lauter edelgesteinen künstlich versezt geweßen. Der gürtel, damit
er sich umbgirtet, ist von lauter goldtspangen und von diemanten, rubinen,
schmaragden reichlich versezt geweßen. Der mantel war von einem selzam
gebliembten silber stuckh, darin auch guldene roßen gewärgt. Die steigbügel,
darin er die füeß mit gelben zschisme oder stifflen angethan gesezt, waren
lauter goldt. Eß schimerte und glanzete alles an ihm, waß einer nur
anschaute. Nach ihme seind 3 vornembe vesier und einer, so des kayßers sabel
geführt, mit köstlichen cafftanen angethan geridten. Der sabel scheinete
auch von lauter edgestein. Denen volgten nach villerlai adelliche
hoffbediente und vornembe herren. Dißer aller hoffbedienten pferdt - 127 -
waren auch auf das schönst bebuzt, mit zaum,
satel und schiapren, dan sye ihr gröste hoffart auf die pferdt und zihrung
derselben wenden. In dem vorüber rith hat der kayßer ohne underlaß sein
haubt ein wenig gegen den volckh genaigt. Wie er dan auch gegen unß gethan
und darauf starckh angeschaut. Der türckhische pöffel, wo er voriber
geritten, ruefften uberlaut auf: Gott gebe dir, kayßer, vil glückh, auf das
du lange iahr glückhlich regierest und deine feind uberwindest. Wir
warteten auch, biß er in vorige ordnung auß der kirchen geridten etc.
Erste audientz bey dem neuen vesier
Nach dem der vorige vesier ohne einige angehörte entschuldigung abesezt oder
stranguliert worden, ist der ianitschar aga, so vil alß generalissimus zu
fueß, an dißen stat gemacht worden - 128 -
Bey dem wir
den 27. Maii die erste audientz gehabt, welcher gleich dißen tag zu ader
gelaßen, deme ihr gnaden glückh gewinscht, der sich alles guets gegen unß
anerboten und erzeigt etc.
Dißer groß vesier bemüehete sich unter anderen mitlen gelt zu machen, auch die underhabenden bassa oder vesier zu refermiren, maßen er dan die bassa zu Esrum, Aleppo, Damasco, Ierusalem und anderer orthen mehr abgesezt unnd an deren stel andere installiert. Der zu Ofen besorgte sich auch, hat aber an seinem weib, die eine sultana und bey der alten valida wol angesehen, eine guete helfferin, die soll ihne bey dem governo zu Ofen erhalten, wird iedoch ohne groses geschänckh nit geschehen sein etc.
Man spargierte undt wurde von dem vesier dem
französchen ambassiator vorgehalten, das sie nachrichtung haben, das bey der
iüngsten faction, so zwischen ihnen - 129 -
und den
Venetianeren auf dem meer voruber gangen, auch Franzosen geweßen. Welches
der ambassiator der gestalten verandtwortet, eß mochte wol sein, das
Franzosen bey den Venetianeren dienst angenommen, dan in ihren landten keine
sclaven, und ein ieder sein fortuna suchen mag, wo er will. Dahero vil
Franzosen dem kayßer wider Franckhreich und e contra Teutsche wider den
kayßer dienen köndten, also hierin nit remedieren. Warauf der vesier dißen
vorschlag gethan, wan die Franzosen mit ihren schiffen denen Türckhen wider
Candia helffen wolten, sye alß dan den Franzosen wider Spanien assistiren,
und waß sye eroberten, under sich theilen. Mit dißer occasion intercedierte
der ambassiator auch für den baylo, damit er seiner harten gefänckhnus
entlaßen wurde.
Audientz eineß persianischen gesandten
Den 8. Iunii hat ein persianischer abgesandter bey dem sultan solleniter audientz gehabt, und nebens anderen gallanterien auch ein par elephanten presentiert, welche noch der sultan Ibrahim begehrt. Dieselbe mit goldt und perel zieren und seine sultanin auf indianisch aufgebuzt, darauf sezen undt reiten wollen laßen etc.
Der Persier gestalt betreffendt
seindt sie nicht lang, aber wol undersezt, braun von farb, wie alle
morgenländische volckher, seindt ernsthafft, geschwinde und frische
leüth. Mit ihrer kleidung etwas von den Türckhen underschiden,
sonderlich am bundt, dan oben in der mite gehet ein spiz herauß, einer
halben elen lang, von papir oder anderer materi zusamen gepapt, - 131 -
damit es steiff bleibe, ring herumb mit rodt weiß gelben strichen
ubermahlet. Die vornembe herren versezens mit lauter edelgestein. Zu den
klaideren tragen sie eingewirgt reiter, fechter, lewen, beren und anderer
thier figuren, welches den Türckhen starckh zuwider, dan sie
derffen keine bilder oder gemahlen figuren, nach laut ihres alcorans,
haben.
Der Persianer kriegs rüstung ist ein säbel, tartschen und werff spieß. In solchem spieß ist ein solcher großer gewalt, dan der lauf des roß und der trib des reitens machen, daß der spieß ein solchen gewalt bekombt, das er durch einen ungeharnischten man wie durch einen strobuschen fahren thuet.
Die persianischen weiber seind über diemaßen schön, das nit baldt ihres
gleichen gefunden werden seindt. Auch zumahl streithbar und, so es die
- 132 -
noth erfordert, züehen sye mit
gewehrter handt sambt den mäneren in das feldt. Wie dan anno 1514 auf
der Calderaner Heydt ein große schlacht mit den Persianeren unnd
Türckhen füruber gangen, in der sultan Soliman daß feldt erhalten. Und
sehr vil persianische weibspershonen under den erschlagnen seindt
gefunden worden, die sich sambt den mäneren wider die Türckhen so
ritterlich gehalten, daß durch der weiber khunheit die manßbilder vil
freudiger undt beherzter worden. Also das, wo Ismael Sophi, der Persiar
könig, nit wär geschoßen worden, so het Soliman den sig nit erhalten,
wie wol er ihn theur genug ankhommen und den sig mit vil bluedt der
seinigen bezahlt. Diße weiber seind derohalben rechte Amazones.
Die Persianer wie auch die
Türckhen seindt mit einem greülichen laster bemackhelt, dardurch das
lob, das ihnen - 133 -
wegen ihr dapfferkheit
gebührt, ganz verfinstert wirdt: Nämlich durch die unnatürliche unzucht,
da man gegen man, weib gegen weib mit unnatürlicher lieb erzizigt wirdt
und wider die natur einander mißbrauchen, welches laster vor villen
iahren bey dißen morgenländischen völckhren hat eingerißen, wie dan an
dem exempel der Sodomiter zusehen ist etc.
Von einer brunst zu Gallata undt feurordnung in Constantinopel
Eben den 8. Iunii ist zu Gallata, gegen Constantinopel über, eine große
brunst entstanden, da etlich heüßer verbrunen. Und hielten die Türckhen diß
für ein böß omen, das die feurs flammen der brenenden heüßer, uber 50 oder
60 schriet hoch, in den alda weßenden vesten thurn - 134 -
khommen, welcher 100 iahr oder mehr, noch vor der
Genueser zeit, gestanden. Er war ganz mit bley bedegt, daßelbig zerrunne
durch die hiz herunder wie ein waßer.
Wan ein feur in Türckhey außkombt,
laufft niemandt zu daßelbig zu löschen, außgenommen die ianitscharen, so
darzu verordnet sein. Zwar nicht zu löschen, sonderen nur mit firbrechen
und einreißen der nechsten heüßer den flammen fürzukommen, damit das
feur nit weiter eingreife. Und solche ianitscharen thun bißweilen durch
ihr unordenlich einreißen mehr schaden alß das feur, dan ihr intention
darbey nur auf das rauben und stehlen gericht ist.
Und wie ich verstanden, legen sie
bißweilen selbst in ein orth feur ein, damit sye in angehender brunst
ihr intent zu stehlen volbringen mögen.
Der ienig, in welches - 135 -
hauß die brunst anfänckhlich ist entstanden, der,
will er anderst salviert werden, mueß sich bezeiten auß dem staub
machen, sonsten wirdt er mit gewalt in die feuersflammen geworffen, ob
er schon kein schuldt daran hat etc.
Von entlaßung deß baylo
Der venetianische baylo, deme der vesier sehr aufsezig, ungeacht er vor disen Venetianern bester freündt und ihre ziggin zimlich kennen lehrnen, ist den 17. Iunii auß lauter gnad und fürbit der anderen podtschaffter und residenten freygelaßen und widerumb in sein losament nach Gallata loschiert worden. Dißer unerhoffte, unglückhseelige fahl haben den baylo etlich 100 ducaten gekost etc.
Von haimbsuchung unnd visita der podtschaffter und residenten
Wie höfflich der anweßende französische und engelländische podtschaffter
- 136 -
zu ihr gnaden ankhunfft durch ihre secretarien
empfangen laßen, hab ich mit mehreren oben angezogen. Weilen dan die vorige
ksl. internuntii gedachten podtschaffter in eigner persohn zubesuchen
gepflegt, alßo hat ihr gnaden auch nicht weniger thun, dieselbe alten
gebrauch nach visitieren und die zue underschidlichen mahlen ihme von ihnen
gegebne ehr erstadten wollen.
Stelte derowegen die erste visita mit licenz des vesiers, die aber zu dem
baylo abgeschlagen worden.
Den 13. Iunii zu dem französischen ambassiator,
alwo ihr gnaden nit allein sein hoffstat ganz ehrenbietig entgegnet, sondern
er selbst, monseur della Haya, ihr gnaden freindtlich empfangen. Alda sie
mitnander in einem zimmer lang von underschidlichen sachen discurirten,
wurde under deßen eine collection für sye zugericht. - 137 -
Herrauß in einem weiten saal war ein lange taffel mit
underschidlichem confect reichlich ubersezt, darzu wir nach unserem belieben
zu eßen berueffen wurden, welches wir auch gethan. Da fiengen an die gläßel
hin und wider zu fahren, und fieng algemach ihr römisch ksl. Mt. undt des
königs in Franckhreich gesundheit an zu halben, daß wir per turpetatione
redlich beschaidt gethan und endtlich wolbezecht ihr gnaden widerumb über
das meer nach hauß beglaitet.
Gleichfahls haben wir auch den holländischen, engelländischen, römischen
potschaffter oder residenten haimbgesucht, von deme wir ebenfahls hofflich
tractirt. Einer under unser compagnia hat sich mit dem spanischen wein bey
der engelländischen visita also erquickht, das er das meer für das landt
angesehen. - 138 -
Dan, alß er auf das landt steigen
solte, stige er von dem schiff in das waßer und ie mehr er vermeinte dem
land zuzugehn, lauffe er ie weiter hinein und wofern im die türckhischen
schiffleit nit herauß gezogen, ware er ertrunckhen etc.
Nach dem unsere haimbsuchungen nunmehr ein endt gehabt und wir des steten eßens und trinckhens vermeinten entlediget zu sein, finnge es gleichsam auf ein neues an. In deme unß die zuvor von unß haimbgesuchten potschaffter und residenten ihre visita nacheinander gelaist und restituirt haben, die, gleichfahls wie wir, wol empfangen und ehrlich tractirt worden. Deren officier wir ebefahls, wie sye unß, wol bezaihter haimbgeschickht und haben zu beederseits in wehrenden visita schwere müeh und arbeit mit eßen und trinckhen in gueter conversation und vertreüligkheit zugebracht und zumahl gleich umb gleich vergolten.
Wie einer von unser compagnia ertrunckhen und wie es sich zugetragen
Gleichwie nun unser herein rayß in der scharpffesten kälte geweßen, also hat
sich die zurückh räyß hingegen in der grösten hiz der hundtstäg begeben.
Damit ihr gnaden derowegen in der hinaußrayß in stilligen (weilen nit
rathsamb ware, aller orths in den heüßeren die quartier zu machen) sich und
die seinige von den so haißen sonnenstralen auch anderen ungewidter auff
freyen feldt gleichwohl in etwas salviren und beschirmen khöndt, oder auch
zu presentieren, hat zu solchem ende ein persianischen und türckhischen zelt
erkaufft. Die selben ungefehr ein stundt weit von Constantinopel bey Alay
Begkai, ein schön gelegen dorff, zu besichtigen aufspannen laßen, - 140 -
darunder ihr gnaden sambt etlich wenig, so er
mitgenomen, das mitag mahl genoßen. Nach dem sich ihr gnaden nach
eingenommen mitagmahl zu rasten nidergelegt, und wir unß wegen schener
gelegnen wiesen auf allerley recreationes begeben, haben wir endtlich wegen
großer hiz unß abzukhülen samentlich in dem alda vorbey und in das meer
flueßendes, süeße waßer genandt, zu baden beschloßen. Darbey sich ein ihr
gnaden adellicher aufwarter, herrn Andreas
de Tomasis auß Tyrol, befunden. Dißer, alß des schwimmens unerfahrene, wagte
sich weit hinein. Darumb er von den andren treülich ermanet, das er im
selbst nicht zu vil traue, welche ermanung er in den windt geschlagen.
Underdeßen giengen und schwumen wir in dem wasser hin und wider und er,
Thomasis, verlohre den grundt oder boden, erdapte - 141 -
mich unversehens und hielte sich starckh an meinen
achßlen. Ich erschrackhe und bemühte mich, sambt ihme an das landt zukomen;
aber vergebens, dan er ein schwere pershon und ich wegen seinen fueßen mit
den meinigen im schwimen nit von der stel khönde, dan ich trate das waßer
und blibe alweil an einem orth. Andere gegenwertige vermeinten, er vopte
sich mit mir. Ihme aber und mir war anderst umb das herz und gedachten unß
von dem todt zuerrödten. Er, Thomasis, trugte und dauchte mich wegen seiner
schwärigkheit alweil hinunder, das ich noch reden, noch umb hilff schreyen
kundte. Ich aber zappelte und bemuehete mich umb mein theil dem undergang zu
entrinnen, so vil ich khundte. Er wolte mich nit außlaßen, wie wollen im die
am land stehende starkh zugeschrien, er solle mich nit ertrenckhen, dan ich
schon ein gute weil under dem wasser mit dem kopff geweßen und gleichsam
hinunder sanckhen, - 142 -
liese er mich auß und ich
des auf mir gelegnen lasts entledigung empfandt, schwume ich mit großer mie
widerumb dem landt zu. Underdeßen wie andere, so darbey waren, gesagt, dan
ich im schwimmen nit vil umbgeschaut, hat er sich zweimal in die höch
geschupfft, alßdan ohne weitere hilff undergesunckhen. Der
gelaßen; und weilen ihn das waßer etwas hinunder getragen, nit finden oder
ergreiffen können. Eß hat sich auch ein Türckh, so ein guter schwimer, ihn
vergebens gesucht. Endtlich aber haben ihn etlich schiffleit herauß gezogen,
den wir gestürzt, aber kein leben mehr zu finden gewest. Darauf wir mit ihm
in einem schiff haimbgefahren und anderten tags sambt der clerisey zu
Gallata in der Christen freithoff außer Pera, nechst bey des vorigen herren
residenten seeligen grab, gelegt. Zuvor aber hat man die par aufgemacht und
seine angehabten kleider ganz zerschniten, weilen es sonsten verwegen leit
gibt, welche zur nacht die todten außgraben und ihren anhabenden kleider
berauben. Diße vers seind ihme ex tempore gemacht worden:
gehet er freywillig drein, so ists hernach kein
wunder, wan todter man ihn fischt, wie gfischt bin worden ich etc.Requiescat in pace etc.
Waß sich nach deß kaysers anderten kirchenrith zugetragen
Den 16. Iulii haten die Türckhen ein solennitet und war der sultan selbst
durch die stadt in die vornembe mosquea oder kirchen, nach sultan Soliman,
sein gebett zuverrichten, geridten. Alß er widerumb zuruckh nach dem
seraglio kommen, stunden alda bey der porten bey 200 pauren, die ströheten
feur auf ihre köpff. Alß der kayßer gefragt, was daß bedeüte, klagten sye
einhelliglich wider die tyranney eines vesiers nahmens
Mussa Bassa.
Dißer sagte, er habe im alles daß seinig hinweckh genomen und in die eüßerste
armut gesezt. Ein anderer klagte, er habe under seinen - 145 -
kinderen tyrranniert und dieselben umbgebracht. Der
drite diß, der vierdte ienes, also das dißer
Mussa Bassa,
welcher sonst auch
vil feindt gehabt, des tags hernach, den 17. stranguliert worden.
Von uneinigkheit der spahi und ianitscharen wegen des strangulierten kayßers
Baldt nach unser ankhunfft auf Constantinopel spargierte man, ob solten die spahi in Asia ein capo nahmens Gurti Nebi aufgeworffen, sich versamblen und so wohl des sultans Ibrahims todt, alß ihren selbst eigen affronte, so sye dazumahlen in der faction mit den ianitscharen erlidten, zurechnen begehren. Und schribe gedachter Nebi noch im Maii, sye wollen wider die Porten nichts anfangen, sondern allein in etlichen differentzen iustitia undt satisfaction haben.
- 146 -Erstlich zwar, damit die iunge spahi, so von etlichen iahren ihre paga niemahlen haben khönen, völlig bezahlt und contentirt wurden etc.
Anderten, ob die ianitscharen und die mit interessierte ohne ihr vorwißen, weilen sye, nobiliones von der ottomanischen militia, allein den kayßer absezen und hinrichten können; sonderlich diß hoch anziehend, das man noch iüngst zwischen der militia gewesten rencontre zu Constantinopel auff dem blaz Atmeidan der spahy ihre cörper in das meer geworffen und ohne sepultur und gewohnlichen suffragiis tanquam infideles et giauros beraubet.
Dritens, warumb man durch Asia sovil und underschidliche befelch diser undt
iener spahy khöpff zu bringen - unpaginiert -
Zwei auf Pferden sitzende Personen sind in der oberen Bildhälfte zu sehen. In
der unteren werden zwei osmanische Reiter gezeigt.
Abbildung: A. Ein reißiger spahi. B. ein doctor.
Abbildung: Zwen türckhische obersten im krieg.
- unpaginiert -
Hier sind zwei Osmanen zu sehen, einer auf einem Pferd sitzend, der andere ist zu Fuß unterwegs. Im Hintergrund sind Festungen zu sehen.
Abbildung: Ein türckhischer atschamoglan, der neben seinem
herren laufft unnd die kapen so es wegenn
möchte nachtragt. Hantschar, ein meßer,
so die Türckhen, meist
ianitscharen, an der seiten im gürtel tragen.
- 147 -
geschickht, sye gleichsam ex cetu türcaram
außgelöscht und für giauren publicieret. Wan sye es verschuldt, wollen sye
es erkhennen laßen und die hierauf gehörige straff außstehen. Hetten sye es
aber nit verschuldt, warumb hat man mit ihnen solches procediren an und
vornehmen wollen, begehrt also iustitia.
Der sultan schickhte hierüber zu dißem Nebi den
Reschep Aga, welchen man sonsten in underschidlichen commissionen zu
brauchen pflegt, und ließe ihne ernstlich ermanen, das er nichts widriges
tentieren, sonderen sich alßbalden zuerrueck begeben und seine gravamina
gehöriger maßen einwenden solle. Man werde ihm gewiß satisfaction leisten
und mit mehreren caricher ehren und digniteten begnaden, wo nit er gewiß die
hochste straff und ungnadt zuerwarten habe. Dan alle die - 148 -
ienige, so iehmahlen wider die Porten eine hostilitet
verüebet, wenig erhalten und endtlich rigorosissime gestrafft worden. Worauf
aber der Nebi kheine andtwort geben, sonderen gedachten aga zu rueckh gehalten.
Von dißer spahy manschafft hat man underschidlich spargiert und nichts aigentlichen wißen könen. Etliche sezten 1.000, etlich 15, 20, und auch 30.000, alßo daß in Constantinopel eine grose forcht. Und sonderlich under denen, die zu des sultan Ibrahims todt geholffen, undt deren köpff die spahi zum theil praetendierten, ein zimliche confusion geweßen.
Der alte vesier, Zerkes Mehemet Bassa,
ob schon er ein zeitlang in exilio
zugebracht und villeicht alda von sich selbst crepieren sollen, ist er doch,
die revolution desto ehender zu stillen, mit sambt seinen - 149 -
kehaia und einem
teffterdar stranguliert worden. Eß
wolte aber noch dißes noch ienes nebens vertröstung mehrer ehren unnd
caricher, wie obgemelt, helffen. Sonderlich kamen imer zeitung, das die
spahi von tag zu tag ie lenger ie mehr vorbey rückhen.
Den 19. Iulii hat man dem muffti, so vil alß türckhischer pabst, sambt seinem sohn, welcher cadi zu Gallata geweßen, weiß nit in vindictam des sultan Ibrahims todt oder den Nebi zu stillen, masul gemacht, unnd an deßen sein stell einen anderen, nahmens Bechay Mehemet Effendi, eingesezt, und in daß exilium verschickht worden.
Den letsten Iunii kame einer auß Asia und brachte dem vesier khundtschafft, daß alberaith über 30.000 spahy beisammen und continuo andere sich zu schlagen und beikommen.
- 150 -Worauf der vesier des
anderten tags in aller früeh mit dem muffty,
cadileskieren, allen capitänen, so woll anweßenden spahyen alß ianitscharen
gleichsam ein offentliche consulta gehalten. Vortragendt, er habe gewiße
nachtrichtung, daß die rebellen in Asia von 20 bis 30.000 man starckh
beisamen sich fahren, wider die Porten sezen und vil unheil verursachen
möchten. Es seye kein anders mitel, dan ihnen mit ernst zu begegnen. Fragte
hierüber die capi von ianitscharen, ob sye auch alß treue diener ihres
kayßers wider die rebellen beraith weren, warzu sye sich alle willig
erkhlärt. Einer aber under den vornemberen stunde auf und sagte, waß thuen
die spahi, so zugegen, wollen sye sich dan nicht auch brauchen laßen?
Welchem ein vornember auß den spahyen - 151 -
geandtwortet, sye weren nicht schuldig zu feldt zu gehn, wan der vesier nit
selbst mitkombt. Deme wider ein ianitschar replicieret, eß ist nicht der
müeh werth, das der vesier auf zwey oder drey mitel aufbreche. Nach dißen
und dergleichen concerten declarierten sich auch endtlichen die spahy mit
dißem geding, das die ianitscharen voran solten, welches denen ianitscharen auch nicht gefallen,
in bedenckhen, die spahy mit denen anderen villeicht
d’accordo, dieße in die miten bringen und sye dergestalt mehrseits
attaquiren möchten. Leztlichen resolvirten
sich die spahi voran zu marschieren, legten zur versicherung iuramentum
fidelitatis ab, das sye sich in dißer occasion, wie es die noth erfordert,
sine mani solo dapffer und redlich verhalten wollen.
Worauf alßbalden zum aufbruch ordre geben worden und continuo - 152 -
von
1. biß auf den 6. Iulii
mehr dan 40 oder 50.000
man mit artigleria undt allen gehörigen kriegs praeparatorien zu roß und
fueß zu Scutari ubergeschifft und denen selben zu begegnen in Asia
gangen.
Der vesier,
muffty,
cadileskeri und alle die vornembste wahren in pershon
mit, haten unweit von Scutari schanzen aufwerffen und ein ordentliches feldt
läger schlagen laßen. Die vornembste officier von spahynen steckheten ihre
standarden auß und publicierten, das, wer under dem Nebi erdapt und nit zu
seinem standar sich verfüegen wolle, allsobalden zu stückh er zerhaut solle
werden. Man hat zwar vermeint, das der sultan selbst mit werde, weilen er
aber noch ein kindt, also hat er zu sinurierung seines willigen gemüets und
das volckh - 153 -
desto beßer zu animiren das fändl
ihres propheten Mahomets geschickht, welches sonst niemahlen, es seye dan,
daß der sultan selbst gegenwertig, zu feldt getragen wirdt. Dißes fändl alß
eine reliquia tragen allein die, so von der machometanischen lini in einem
vergulten trüchel ungefehr eine viertel meil biß zum läger. Da sye vorbey
genahet, stehlete sich die ganze armee, solches mit höchster reverentz zu
empfangen, in eine postur, schlugen die händt uber die köpff zusamben und
fiengen neben underschidlichen kläglichen actionen an zu weinen. Endtlichen
kame der vesier auß seinem zelt, naigte sich vor dem selben gar tief, name
es auß dem vergulten trüchel herauß und zeigte es der militia, warüber sye
zweiffels ohne ein sonderliche consolation gehabt. Aldieweilen sye dißer
opinion, das sye niemahlen verliehren - 154 -
khönnen,
wan dißes fändl im feldt steht. Der vesier schickhte ihme, Nebi, einen
befelch, das, wan er anderst des sultans sclaf, alsobalden kommen und sich
vor ihme praesentieren solle. Deme er aber nit pariert, sondern licenzierte
obgedachten Reschepp Aga, welchen er ein zeit
lang hinderhalten, unnd ließe dem vesier sagen,
er begehre wider die Porten
nichts vorzunehmen, sonderen allein in etlichen differentzen iustitia zu
suechen, und das man den muffti und seinen sohn,
welcher cadi zu Gallata,
ihres ambts entseze. Solches auch denen spahy unnd ianitscharen auf des
vesiers seiten zu gemüeth führendt, ob es nit beßer, daß einer oder zween
cassiert werden, alß das sye sich undereinander ruiniren und sovil 1.000 ihr
leib und leben laßen müeßen; welches dan iezt gemelte militia zum theil vir
rationabl - 155 -
erkhendt und sonderlich under den
spahyen, weilen der vesier den
5. Iulii auf den randevous sich im paßieren und
repaßieren allein vor den ianitscharen und vor den spahyen niemahlen
genaigt, ein gemurmel unnd (wie etliche vermeint) mit dem Nebi gleichsam
einen heimlichen verstandt verursachet etc.
Wegen des muffti (der damahl noch in seinem ambt) wollte der vesier sich nicht erkhlären, vorgebendt, es seye nit der brauch, das man denen rebellen nach ihren willen thue und dardurch ein üble consequentz machen.
Worüber er, Nebi, desto mehrer verbittert mit einer großen resolution angezogen unnd fast 3 tag (inmaßen man zu Constantinopel dinstincte hören khönen) continuo starckh wider ihme canonirt worden etc.
Under anderen dapfferen soldaten, so der Nebi gehabt, ware sonderlich einer,
- 156 -
Katerschiogli. Dißer presentierte sich den
7. Iulii mit einer resoluten partey auf einen berg und ließe nit weit darvon
mit einer verborgnen riserva von ein pahr 1.000 man halten, gegen welchen,
alß der vesier allein mit denen deli und seinen aignen leüthen ohne der
spahy undt ianitscharen avanziert, reterierte sich der Katerschiogli etwas
gedachter riserva vorbey, welche unvermeintlich sambt ihm zugleich auf den
vesier loßgangen und darin fast biß in die 7.000, darunder auch 2 bassa,
todt und 2 verwundt erlegt. Weilen aber des vesiers seine militia
secundierten, alß name er die flucht, schluge sich zu dem Nebi, welcher
iedoch nit stich gehalten, sondern mit seiner ganzen cavalleria, die allein
ein armada volante, ohne infanteria undt artigleria zurückhgangen. Worüber
- 157 -
der vesier obberüehrtes fändl ihres
propheten Machomets also balden dem sultano widerumb anhaimbgebracht und von
gehabter faction parte geben unnd zu der nunmehr erhaltnen victori wider
seine rebellen glückhwünschen; ob man zwar vermeint, diße revolution
gestilt, wie dan die vornembsten Türckhen auch etwas von der soldatesca
albereit widerumb nach Constaninopel wahren, recolligirte sich dan mehr
gemelter Nebi und ließe dem vesier sagen, weilen er iah sehe, das man ihme
weder in iustitia, weder in gnaden nichts zu seinem intent thuen, alß sey er
da und begehr zu schlagen, daher der vesier noch selbigen abent mit allen
zurückh und ihme, Nebi, das haubt bieten wollen.
Eß eraignete sich aber entzwischen under dißen spahi und rebellen selbst ein
uneinighkeit und große disgust wider den Nebi, das er sye sub praetextu, alß
- 158 -
wan es des sultans befelch und die
vornembste mit interessirt wehren, so weit persuadirt und in effectu alles
wider sye sey. Wolten wider das fändl ihres Mahomets nit streiten, sonderen
zertheilten sich und theten in Asia mit rauben und plinderen großen
schaden.
Vil haten die suspicion, ob solte die alte valida mit ihnen conspiriert haben. Die vorsichtigkheit des groß vesiers aber ware so guet, das ihre impressa nit reusciren khönnen.
Den 21. Iulii ließe der sultan dem
groß vesier rüeffen und hielte ihme dißes
versprechendt: Du hast vil wider den alten vesier geklagt, das er nit wol
gubernirt. Ich sehe noch nicht, das du die sach beßer verstehest. Waß ist das
für ein governo, daß meine sclaffen sich selbst ruiniren und sich
undereinander nider machen. Ich bin klein, wirstu aber nit remediren, - 159 -
so will ich dir zeigen, das ich groß bin.
Warauf der vesier alsobalden zu dem Nebi geschickht und ihme zu acquisiren, in specie von zweyen schenen caricher vertröst. Möchte also mit dißem vesier auch in die lenge keinen bestandt haben unnd successive einer nach dem anderen, die zu des sultans Ibrahims todt geholffen, bellmodo auß dem weeg khommen.
Wie ein Christ, so wir außgelöst, ein Türckh worden, sambt seinem aydt, so er gelaistet
Alß unser etlich zu Gallata
ungefehr bey einer gefänkhnus vorüber giengen, da hat unß Martin Waßerman
von Augspurg, ein schueknecht, umb erleßung umb Gottes barmherzigkheit
angesprochen, mit vermelden, er seye nur umb 20 thaller incarcerirt. Wofern
er dieselbe inerhalb wenig tagen nit erlege, werde er dardurch in die ewige
dienstbarkheit gerathen. Daran wir ein herz
- 160 -
liches mitleiden getragen und ihn
ehest außzulösen versprochen. Welches auch den driten tag darauf geschehen
ist, in deme unß ein ieder etwas under unserer compagnia zu seiner
erledigung dargeben. So baldt er nach erlegtem gelt außgelegt wurde, hielte
er sich interim bey unß auf, im willens, mit unß hinauß zu raisen.
Er ist nit mit unß, sondern
zuvor mit einem herren hinein kommen. In wehrender zeit, da er sich bey unß
aufgehalten, hat er einem ungefehr 15 thaller gestolen und dan man ihn
besuechen, und damit der diebstahl verschwigen bleiben solte, hate er das
gelt durch das fenster in das meer geworffen, welches man augenscheinlich
gesehen, ihn darauf in die eißen geschlagen und in unserem hauß behalten.
Welcher darauf, so baldt er loß worden, zu dem vesier geloffen und vorgeben,
er habe lange iahr bey dem vorigen residenten - 161 -
gedient und deßwegen einige bezahlung nie empfangen und er möge nimmer bey
den teütschen giauren, das ist ungläubige, verbleiben. Sondern es gefalle
ihm die türckhische religion und wolle ein Türckh werden. Der vesier lobte
sein vornemben, ließe ihm durch sein dinner ein den teütschen huet
abziehen unnd sezte im ein türckhischen bundt auf, dardurch ein pfeil
gesteckht war. Einer der beystehenden sprach in diße arabische wort vor, die
sprach er nach mit aufgeregtem daum finger. Dan also schweren sye ihren
aydt, la he la he ille la Muhameden resullula tangibir oder türckhisch: ley
la hel la Mahomet soldan. Das ist: Ich glaub das nur ein Godt sey unnd
Mahomet deßen prophet. Daß seindt zwar wenig wordt, aber vil tausent seindt
dardurch ewig zugrundt gangen.
Darauf haben sye ihn Alibassa genendt und volgents zu dem balbierer geführt,
der - 162 -
ihm das har ganz glat hinweg schert,
außgenomen ein klein bischel in der miten. Über etlich monat hernach wirdt
er beschniten. Ich hab ihn darnach 2 mahl angetroffen. Der hat mir geklagt,
wie sehr es in reue, da er nit bey unß gebliben und ein Türckh worden, und
er wolle mitler zeit sehen, das er durchgehe und widerumb in die
christenheit komme. Dan offentlich kan keiner entrinnen und so man einen
warnimbt, das er außreißen will, wirdt er lebendig gespist. Darumb ist
solche scharpffe straff ein ursach, das mancher sein heil zu suchen
underlast, aber so ein gefangner, so zuvor kein Türckh nie geweßen,
außreißen wil und erdapt wirdt, thun sie ihn ahm leben nichts, sonderen
sagen, es sey natürlich nach der freyheit trachten undt streben.
Abbildung: Der griechischen priester tracht in dem gottesdienst.
Abbildung: A. Ein griechischer priester wie er uber die gaßen gehet. B. Zwehn gemeine Griechen.
- unpaginiert -
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Von deß griechischen patriarchen closter in Constantinopel und visita
Den 22. Iulii wurdt ihr gnaden zu dem
griechischen patriarchen, Parthenio,
geladen. Und an dem ufer des meers, da ihr gnaden und wir an das landt
gestigen, hat der patriarch
durch seine officieren ihr gnaden alßobalden
bedienen, durch das stadtthor biß in patriarchato beglaiten und alda im
vorhof von denen vornembsten metropolyten widerumb empfangen und in die
kirchen führen laßen. Nach wenig verrichten gebet zeigten unß die
metropolyten das sanctuarium, ihre reliquien, so hernach beschriben werden.
Volgents führten sie unß widerumb hinauß und khame ihr gnaden gleich vor der
kirchen entgegen der patriarch selbst, umbfangte ihn ganz freindtlich und
führte ihn in ein zimer. Wir aber wurden auch - 164 -
in ein absonder zimmer geführt. In einem anderen zimber ware auf einer
langen taffel von allerley confect gewiß ein statliche collation. In
berraitschafft zu oberst an der taffel ist der patriarch
und ihr gnaden
zimblich lustig mit allerhandt gueten gesprächen fast in die zwo stundt
geseßen und hat der römisch ksl. Mt. gesundtheit der
patriarch einen
rundttrunkh mit vilen segen und benediction stehend herumb gehn laßen. Er
erzeigte in summa alle cortesia und höffligkheit und beglaitete ihr gnaden
selbst in abscheiden durch den hoff biß zum thor des patriarchato, nambe auf
das freindtlichste urlaub und ließ ihr gnaden durch die seinigen widerumb
durch das stadtthor biß zum ufer des meers accompagniren. Darauf wir
widerumb zu unserem losament gefahren.
Die visita restituirte herren internuntioy der patriarch mit seinen vornembsten metropolyten den 27. Iulii. Wurdte mit gleicher cortesia und ehr empfangen, auch mit einer schönen collation von allerley confect tractirt etc.
Den patriarchat belangendt ist zimblich weit aber schlechtlich erbaut. Darin wehren neben dem patriarchen mehrentheils griechische metropolyten und munch, die sich in des patriarchs diensten brauchen laßen. Er halt auch ein ianitscharn, der ihn und die seinige beglaitet.
Die kirchen ist nach alter manier
wohl gebaut.
Die wändt und gewölber mit
underschidlichen heilligen ubermahlt. Nemlich mit underschidlichen
wunderwerckhen und mirackhlen Christi und die bildtnußen Constantini
Magni, Helenae,
Chrysostomi, Athanasy, und auch die bildtnus und gestalt der alten
griechischen kayßer und kayßerin, wie - 166 -
sye
in ihrem ornat aufgezogen.
So hab ich auch in keiner griechischen kirchen mehr alß ein altar gesehen.
Darfir ist ein vorhang, den machen sye in celebrierung der mäß bißweilen auf
und widerumb zu. Und zur zeit der elevation tragen sye unseren herren
verdegter sambt dem kelch in der kirchen herumb. Die gegenwartige schlagen an das herz und machen vil
creüz nacheinander undt sye empfangen das abentmahl Christi in zweyerley
gestalt. In bemelter kirchen haben wir gesehen ein stuckh von
einer steinernen saülen, daran Christus der Herr zu Ierusalem in Pontii
Pilati hauß gebunden und gegeißlet worden. Diße säul ist ungefehr einer
elen hoch und 4 ½ meiner span dickh, so alters halb aschenfarb. Aber an im
selbsten ist es ein weißer marmor in ein eißen gätter eingeschloßen. Ist unß
aber - unpaginiert -
Im Vordergund sind exemplarisch ein griechischer Kaiser und eine Kaiserin abgebildet, im Hintergrund ist eine
Kirche zu sehen.
Abbildung: Tracht der vorzeiten gewesten griechischen kayßer unnd
kayßerin.
- unpaginiert -
Die Zeichnung stellt Kaiser Alexios dar.
Abbildung: Alexius, gewester griechischer kayßer.
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durch den sacristan aufgemacht worden, item 2
heillige cörper. Neben dißer haubt
kirchen haben sye noch vil hin undt wider in der stat, so aber gar
schlicht in den heüßern gebaut, darin sye ihren gottsdienst halten.
Unser etlich seind auch am heilligen Pfingstag zu ihrem ambt gangen, welches unß sehr lang fürkomen, und sye seind 3 mal auf das angesicht nider gefallen und ein gute zeit ligen bliben. Darnach wurden wir zum patriarchen gerueffen, dem wir mit tieffer reverentz den rockh geküst und alßdan mit scherbet, cave und köstlichen ranckhen von aloes geehrt worden, wie sie dan auch unß panem gratia gebracht.
Von den armenischen patriarchen
Eß ist auch zu Constantinopel ein
armenischer patriarch sambt etlich seiner
pfaffen, der auch ein kirchen - 168 -
undt closter in
hat. Under dißen Armenern und Griechen ist ein solches odium novercale, daß
sye kein gemeinschafft mit einander halten, auch zusamen nit heürathen, dan
sye in ihrer religion in vilen artickhlen sehr wider die Griechen seind.
Destwegen sie ein solchen haß gegen einander tragen etc.
Zeittung
Den 29. Iunii hat man in offentlichem divan 6 schöner venetianische
infanteria fahnen, das aber under sich gestelt, nebens zwen gefangene
gebracht, und denen, die es praesentiert, cafftan angelegt, über welches die
Türckhen zimlich pravirt und etliche alda weßende Christen per dispetto,
solche zu sehen, herfir getragen. Nach dem der baylo auß dem
Schwarzen Thurn
ledig worden und etlich tag zu Gallata in seinem logiament geweßen, ließe
ihm der vesier sagen, er
man soll der - 169 -
Republica schreiben, man werde ihrer seits mit der selben gern frid machen,
wan sye nur Candia cediren und völlig abtreten wollen, (der baylo gedachte,
es wurden die schaff under den wölffen schwerlich seher sein) worauf der
baylo geandtwortet, er wolle schreiben, damit sich die Republica hierüber zu
resolviren wiße etc.
Von gelegenheit der statt Constantinopell etc.
Die große, weitberüembte stadt
Constantinopel ist gelegen in der landtschafft Thracia in Griechenlandt.
Gegen aufgang der sonnen stöst sye an den Bosphorum Thraciae, gegen mittag
an Propontidem Maris Aegei, gegen mitnacht hat sye ein schönen portt und
meerhaffen, ein halbe meil lang, darinnen die schiff stehn, welcher mit
seiner bequemligkheit und sicherheit alle andren - 170 -
port in der ganzen welt ubertrifft. Dißer wirdt bey den scriptoribus
Sinus Ceratinus genandt. Die stadt stöst an bey dem meer, alß Mare
Mediterraneum unnd Pontum Euxinum; hadt in seiner lenge, wie Herodotus
anzeigt, 343 teitscher meilen biß gen Theodosia, so iezundt Capha genendt
wirdt – der Tartar könig residentz stadt. Sye ligt in Taurica Chersoneso am
Bosphoro Cimereo. Von danen bringt man alles schmalz in khüeheiten
eingemacht nacher Constantinopel. Bosphorus Thracicushat in seiner leng 4
teütscher meil, nemlich von Constantinopel biß gen Chrysopolim in Natolia
oder Klein Asia, die man iezt Scutari nehnet etc.
Die stadt Stambol, von
den Türckhen also genandt, hat bey den historicis vilerley namen. Das
sye genendt wirdt Byzantium, Anikusa, Athusa, Antonia, Nova Roma und
Constantinopolis, dan zu griechisch ist πολυς
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Dies ist eine kartographische Darstellung des Schwarzen Meers und der
umliegenden Regionen. Sie wurde wohl einem Druckwerk entnommen.
Abbildung: Asia circa Pontum Euxinum et Maeotim ex Plinio lib. V. cap.
12345.
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ein stadt, und hat sye
Constantinus Magnus die stadt des Constantini nennen laßen. Ist auch von
ihme zu einer ksl. residentz stadt gewidmet worden unnd von der selben
zeit ahn biß auf heitigen tag der orientalischen kayßer, nachmahls auch
biß hieher der ottomannischen kayßer residentz geweßen.
Zur zeit des kayßers Alexii
Comneni, der hier begraben ligt, war die stadt von den Franzosen und
Venedigeren eingenommen. Dan die Franzosen selbiger zeit das heillige landt
widerumb verlohren haben, und war das griechische kayßerthumb in zwen thail
gethailt, nemlich in das constantinopolitanisch undt trapetzuntisch reich.
Nach dem nun die Griechen der französischen regierung wegen großen
aufferlegten anlagen und tribut müedt und verdrüßig worden, nemlich biß in
60 iahr, seindt die Franzosen von dem kayßer Paleogolo außgerodtet, mit
hilff der Genueser, welchen - 172 -
hernach der kayßer
die stadt Peram oder Gallatam gegen Constantinopel über verehret, unnd haben
die Griechen von der selben zeit an das regiment erhalten, biß die stadt von
den Türckhen eingenommen worden. Da ist sye der türckhischen kayßer
residentz geordnet worden. Biß heütiges tags, dan zuvor hielten sye hoff zu
Brusia, so auch ein ser große stadt in Bythinia, darnach zu Adrianopoli, biß
sye endtlich Constantinopel erobert etc.
Diße stadt Stambol ist
vorzeiten berüembt geweßen der vortrefflichen universitet halb, welche nicht
weniger geacht worden alß Athen, dan es waren sehr gelehrte leüth alhier,
darunder einer, Ioannes Chrysostomus, von hier gebürtig. Eß hat auch ein
vortreffliche bibliothec gehabt, darinnen 120.000 underschidliche büecher
geweßen, sonderlich ein darm von einem Trachen, 120 schuch lang, darauf die
schrifften Homeri, Odyssea undt - 173 -
Ilias, mit
guldnen buechstaben geschriben geweßen. Diße büecher seindt endtlich alle in
einer großen brunst zugrundt gangen.
Die stadt begreifft mit ihrem umbbriß 2 guete teütsche meil zu waßer undt landt. Hat auch 19 thor, deren namen also lauten etc.
Diße 7 porten seindt gegen nidergang auf dem landt, nemlich von siben thürnen biß an den meerhaffen, da er anfangt etc.
Von danen biß an das seraia oder burg am meerhaffen hinunder seind diße:
- 174 -Gegen mittag am Propontide hat es nur ein thor, Cancapsi genandt, gegeben, da hat man vorzeiten angeländt und ist iezund verschloßen etc.
- 175 -Die stadt ist ganz mit einer maur umbgeben. Gegen nidergang aber, da sye am landt ligt, hat sye ein dreyfache maur; zwischen einer ieden maur ein zwinger. Die maur, so nechst an der stadt, ist höcher dan die anderen zwo, die beyde seindt kaum halb so hoch, überdiemaßen dickh unnd mit vilen starckhen thürnen auf das best versehen. Doch seindt die gemmeür alters halb zimlich ruinirt, dan die Türckhen selten waß renoviren.
Der gemeinen leüth heüßer seindt liederlich ohne kalch, allein mit gaßen koth undt laim gebaut, die seindt gar nider, haben wenig liecht. Gewohnlich gehet ein schmal fensterlein in ein gemach, wie ein lufftloch in einem kheller. Sye wißen von keinen öffen, sonderen haben allein camin wie in Welschlandt der brauch ist.
Die reiche leüth aber haben
feine, weite unnd hoche gebey, von kalch und steinen - 176 -
gebaut. Doch mögen sye den gebeyen in Teütschlandt
nicht daß waßer reichen, dan die türckhische undt griechische werckhleüth
keinen solchen vortheil im bauen wißen alß die Teütsche undt Italianer. Zu
dem fehlet es ihnen auch an kalchstein und bauholz, dan alles dißes gar
schwerlich undt theür zu bekomen. Darumben auch die heüßer sehr hoch
geschäzt unnd verkhaufft werden. Das dachwerckh oder dachstuehl ist erstlich
ganz mit bredteren belegt und nit hoch oder gäch, sonder das der regen mag ablauffen. Darauf legt man holle
züegel bloß dahin, das sye weder angemaurt noch sonst angehefft. Die fenster
noch seind noch in bley noch in holz, sonderen
in gibs eingefast. Außwendig seind die heüßer sehr schlecht anzusehen, aber
inwendig seind in vilen heüßeren ser schöne zimer von goldt und
underschidlichen bluemen gemahlet. Aber die zimer seind nit - 177 -
gewolbt oder mit steinen gemaurt, sondern vast alles
von holzwerckh, so in die läng kaum bestandt hatt etc.
In aufferbauung der kirchen, brueckhen, spital, bäder, brunen, carabansarai oder gastheüßer seindt sye ser prechtig, dan vast alle tempel zu Constaninopel mehrentheils mit lauter quaderstuckh unnd köstlichen großen säulen aufgebaut unnd allzumahl mit bley bedeckht. Sye haben auch wenig stein und führen den mehrentheil von der zerfallnen und destruirten stadt Cipici in Klein Asia in der landtschafft Mysia, wie auch von Troia, der Virgilius gedenckht, welche stadt ieztunder der alten herligkheit nach keinen schadten mehr hat. Sicht auß wie ein alt dorff, darin wohnen lauter Griechen. Da seind auch etliche türckhische mayerhöff und rudera der uhralten, herlichen zerfallnen gebey zu sehen.
Deß iezigen türckhischen kaysers titel etc.
Sultan Mehemet Hann
Sultan Ibrahims sohn, herr zu Constantinopell oder Newen Rom, könig in Affrica unnd zu Trapezunt in Ponte und Bende in Capadocia, Paphlagonia, Cicilia, Pamphilia, Lycia, Caria, Sigea, Seuntia, Armenia und Albania, herr in Tartarey unnd Ungarn, ein bezwinger der welt, ein könig über alles, waß under der sonnen ist, von der göttlichen vorsichtigkheit verordnet, ein bewahrer deß grab Machoment unnd ein zerstöhrer deß christenthumbs, ein herr und könig über alle die ienigen, so mein reich unnd landt anfechten etc.
Von deß kaysers lustgärten und seinem muetwillen, so er mit seinen weibern geübt, samb andern sachen, so darin zu sehen.
Under anderen recreationen des kaysers werden auch nicht unbillich die lustgärten gezehlet, deren theils bey der stadt, theils ein halbe meil oder weiters darvon gelegen. Seind aber denen lustgärten, so die potentaten in der christenheit haben, nit zu vergleichen. Zudeme pflegen sye auch keinen solchen unkosten darauf zu wenden. In einem garten nechst dem seraia über, underhalb Gallata am Ponte Euxino oder Schwarzen Mär, ist under anderen in dem garten ein weit unnd langer gang, zu beederseits vil hoche cipreß bäum. Darin ieder drithalb schuch von dem anderen stehet, zwischen 2 solchen bäumen, alzeit ein roßmarin stock, anderthalb manß hoch, welches sehr prächtig anzuschauen.
- 180 -Eß sein auch zu sehen vil köstlicher frücht tragender bäum, darvon sich der kayßer unnd andere an stadt des weins erlustigen. Dan der wein ihnen zu trinckhen nach lauth ihres alcorans nit erlaubt ist. Die frücht seind mehrentheil pomeranzen, lemoni, granatäpffl, melonen, feygen, birnen, weiße maulbern und andere mehr. Gleich gegen unser wohnung über ist ein anderer überauß schöner lustgarten, darin wir underschidliche denkhwirdige sachen gesehen haben etc.
Eß wurde auch ihr gnaden einmahl von einem vornemben Türckhen, Bagugk Mustapha Aga, ein mann von großem credit, mit deme ihr gnaden noch zu zeit seiner residenz freündtschafft gehabt, in einen solchen lustgarten geladen. Darin sultan Ibrahim sich offtermahl erlustiget unnd darin mit seinen weiberen sehr großen muethwillen getriben.
- 181 -In bemelten garten wurden wir hin und wider geführt zu underschidlichen
schönen waßerkünsten unnd under anderen in ein uberdiemaßen schön summer oder garten hauß, inwendig mit lauter porcellana
gebauen. Der obere boden mit gold unnd vilen underschidlichen farben
künstlich geziert, der under, darauf man geht, mit schönen täbichen bedegt.
In der miten ein stein in gestalt eines bergleins außerhauen, darauf durch
etliche meßinge schlänglein daß waßer gricht unnd im zuruck lauff ein
liebliches gereüsch erwegt. Sultan Ibrahim, der vor regierende türckische
kayßer, hat gemeltes zimmer auf der erden unnd fenster herumb mit zobelbelz
spalieren unnd eines halben mans hoch von der erdt an mit spiegel behengen
laßen. Alßdan hat er sich, wie auch seine sultanin oder weiberen, in einem
absonderlichen, nechstgelegnen käm
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merlein außgezogen unnd darnach mit
seinen weiberen ganz nackhendt auf dem linden zobel herumb gedanzt. Auf der
seiten war etlich auß lauter gold unnd silberstuckh aufgerichte, mit baumwol angefihlte beten, dan sie
keine federen brauchen. Darauf, wan es ihm in wehrendem danzen beliebte, hat
er eine seiner nackhenden weiber genomen unnd seinen muethwillen mit ihr, in
zusehung der anderen, getriben unnd volbracht. Seiner kebs weiber wahren an
der zahl 500. Obgemelte spiegel hat er darumb also auffhencken laßen, damit
er seinen danzenden, nackhenden weiberen nit allein augenscheinlich,
sonderen auch in den spieglen zu schauen und seiner lust desto mehrer büeßen
möchte. Dan an der gleichen närrischen boßen hat er sich vast delectirt unnd
ihme nichts bessers - 183 -
gefallen, alß wan er in
die spiegel geschaut unnd seine weiber also durcheinander lauffen sehen. Wan
mir die schamröthe die übrigen muethwillen unndt üppigkeiten, so er
volbracht, zu beschreiben nit verbieten thete, wehre noch vil zu erzehlen.
Darumb will ich es bey dißem beruehen laßen. In summa dißer kayßer führete
in allem ein ganz neronisches unnd zugleich im regieren ein weiberisches
leben. Die erste vier oder 5 iahr seiner regierung seind ein rechtes primum
quinquennium Neronis geweßen, mildt, sithsamb unnd sanfftmietig. Darnach
volgte auch die neronische grausamkeit, welche zwar den ottomannischen
regenten in gemein gleichsam angebohren, iedoch per intervalla mehrer von
einem dan von dem anderen exerciert ist.
Nachdem wir hin unnd wider in dem garten etliche denckhwirdige sachen gesehen, hat man ihr gnaden zum eßen berueffen, der sich, sambt etlich der vornembsten, zu den Türckhen mit geschrenckhten füeßen auf die erdt nider gesezt unnd seind mit türckhischen spaißen wol tractirt worden.
Eben in dißem zimmer, da ihr gnaden war, legte man auf die erd ein runde
lederne scheiben an stat eines disch, darauf sezte man für unß hoche
kupfferne verzinte schißel, darinen die speißen von underschidlich gekochten
raiß unnd neben anderen auch ein ganz gebratnes lämpel. Bey ihme legt man
keine deller oder meßer auf den disch, dan anstadt der däller nimbt er das
brodt, welches breite fleckel sein, zerreist ers mit den händen, dan die
selben an stat der meßer seind. Darumb sie auch keine gebrauchen. - 185 -
Legt das undertheil des brots für sich anstat
des dällers, das oberthail aber isst man zu den speißen. Unnd so er daran
nit genug hat, ist er alsdan das däller auch. Da wir aufgestanden unnd die
schißel nacheinander fortgetragen worden, wurde von einem Türckhen obgemelte
lederne taffel mit einem riemen wie ein beitel zusamen gezogen unndt an die
wandt gehenckht.
Lezte audientz bey dem groß vezier
Den 22. Iulii hatte ihr gnaden die lezte audientz bey dem groß vesier unnd empfienge die capitulationes sub sigillo et manuscriptione in türckhischer sprach.
Nach dißem rueffete der vesier
ihren internuntium, den Hassan Aga,
übergabe ihm an den römischen kayßer des
sultans - 186 -
credentional, welche er in tieffster
reverenz empfangen.
Sonsten ware der vesier in dißer lezten audientz sehr freundlich, ließe neben anderen bey ihnen gebreüchigen ceremonien 14 cafftan oder türckhische röckh, darvon ich auch ein empfangen, außtheilen unnd namen also von einander auf das freundtlichste uhrlaub, umbfiengen unß unnd endete sich auch der gestalt diße audientz.
Von der malzeit, so unß der türckische kayser hat beraiten lassen, sambt der lezten audienz im seraia
In der lezten audientz bey dem sultan ist es wie oben gemelt ebenfahls ergangen, allein das ienige, so ich zuvor vergeßen, aniezo wil hieher sezen.
- 187 -Nach dem die capitschi bassa ihr gnaden bey den armen gefast unnd zu dem sultan hinein geführt hadten, stießen sye ihr gnaden vor dem sultan unfreindlich zu boden auf die knie. Ein camerdiener reicht dem knieänden den linckhen rockh ermel des sultans, den müest er küßen. Da wurdt er aufgericht und etlich schrits beiseits geführt. Dißer barbarische gewonheit kombt daher: Nachdem vorzeiten Marcus, despota in Servia, von sultan Murath erschlagen war, nam des despotis diener einer ihn, ein Krabat, ihm für, er wolle seines herren todt an dem sultan selbst rechen, wie er dan bald hernach solches ins werckh erfüllet und sultan Murath den ersten erstochen hat, umb destwillen darff kein frembter für den sultan kommen; man führe ihn dan bei den faisten etc.
- 188 -Von der mahlzeit ist vor
genuegsam gemeldt worden, darum ich nur von den spaißen meldung thue,
die mehrenthails von reiß auf mancherley weiß gekocht, alß braun, gelb,
weiß, roth, dickh und din, unnd alles zumahl sueß, eines theils auch
gebachener reiß, ein schaffleisch und gebratne hennen im reiß, gebratne
tauben unnd hennen eingemacht oder verdempfft schaffleisch,
kleine sueße kräpffel mit zuckher bestreüht. Lezlichen, an stadt des confects, tregt man auf
underschidliche früchten, alß melonen, lemonien, pomeranzen, granaten,
birn undt ander dergleichen früchten. Das tranckh war scherbet oder
süeß zuckher waßer. Eben
auf solche manier seindt [die] andere herauß in dem ineren hoff under
einem schönen gang, außgenommen das confect undt 2 oder 3 speißen
weniger, tractirt worden. Under dem eßen gienge einer am tisch (wie wohl
es kein tisch war,
- unpaginiert -
Drei Personen sitzen im Schneidersitz auf einem Teppich rund um
einen runden Tisch. Eine Person nimmt sich mit einem Schöpflöffel
Speisen aus einer großen Schüssel.
Abbildung: Türckhische mahlzeit.
- unpaginiert -
Eine Person sitzt im Schneidersitz am Boden und führt sich einen
Suppenlöffel an den Mund. Im Hintergrund ist eine Hügellandschaft zu
sehen.
Abbildung: Also pflegen alle Türckhen bey dem eßen oder auch
sonsten zusizen.
- 189 -
dan wir saßen nach türckhischer manier auf der
erden mit einer schaalen unnd kupffernen krug) herumb, der gabe unß zu
trinckhen ein hönig oder sonst sueßes waßer. Aber hat kaum der zehendte
unser gnug getrunckhen und etlich gar nichts bekomen. Doch hatten wir
anderst wegen des klezen oder huzelwaßers kein verdruß daran.
Alß wir von dem eßen aufgestanden, da plazten die zschiausen unnd andere vornembe Türckhen in die speißen, so wir übergelaßen, mit solcher ungestim, alß wan die raubvögel auf ein hennen fahlen. Mit einem wort: bey dißer ksl. mahlzeit ist es vil schlechter hergangen alß bey einer gemeinen bauernhochzeit in Teütschlandt etc.
Von eroberung der statt Constantinopel
Alß sultan Mehemet im iahr Christi 14532, den
29. Maii, die stadt in sein gewalt gebracht, haben sych vor
Constantino Magno, der diße stadt zum ksl. siz gewidmet, biß auf diße
belägerung und eroberung 1.100 iahr verfloßen. Der feind lag 54 tag darvor
unnd hat dieselbe endtlich den 29. Maii mit sturm erobert. Waß für
muthwillen damahlen die Türckhen getriben ist nicht außzusprechen, dan eß
waren auff 60.000 persohnen gefangen, ihnen auch sehr vil wolten auf den
schiffen zu waßer entrinnen, so alle ertränckht worden. Die weiber,
iunckfrauen unnd iunge wurden zu unerhörter unzucht genötiget und
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gezwungen. Die kleine kinder vor der
elteren augen zerfleischt unnd nidergemacht, die tempel unnd gottsheüßer mit
schand unnd unzucht verunreiniget unnd zu huerren häüßer gemacht. In summa
das iahmer unnd ellend ist nicht genugsam zu erzehlen. Strabo sagt ηεγαλυ ϖολις ηεγαλυ ερςυα, daß ist: uber große
städt gehet groß verderben unnd undergang.
Von tyraney deß Türckhischen Reichs
Wegen großer tyranney unnd
mordthat vermeine ich, das das Türckhische Reich mit keinem imperio oder
monarchia, die yeh mag geweßen sein, könne verglichen werden. Dan es ist
geweßen Imperium Assyriorum, Persorum, Graecorii et Romanorum, in welchen
gleichwohl villerley unordnung unnd tyranney - 192 -
bey den regenten fürüber gangen. Findt man doch außer Romulo und Remo nicht
vil, das ihr regiment mit bruder mordt sey beflegt geweßen, wie das
türckhische. Auf ihm hat Nero zwar, das greüliche monstrum, sein muedter
Agrippinam beschlaffen unnd hernach, damit er das orth, wo er im leib
gelegen, sehe, umbringen laßen. Wie auch seinen lehrmeister Senecam sambt
vilen seiner vertrautesten hat er ohne einige schuld hinrichten laßen,
welches gleichwohl greüliche thaten seind. Aber das türckhische gesez oder
alcoran hat solches auf sich, alß ein heilliges gesez unnd godtlich recht,
daß ein ieder türckhischer kayßer, so bald er an das reich kombt, mueß laßen
seine brüder erwürgen, dan ihr gesaz lautet also, daß sye einen Gott im
himmel unnd einen herrn allein auf erden erkhennen sollen.
Eben deßgleichen hat der weitberüembte, sighaffte heldt Alexander Magnus dem könig Porro in India sagen laßen, welcher könig begehrte, er solle ihn nit von seinem reich verstoßen, sonderen neben ihm regieren laßen. Hat er, Alexander, geandtwort, die welt bedörffe nit zwo sonnen, hergegen das imperium nicht zwen kayßer. Dan auch Ovidius sagt: Non bene cum sociis regna venusque manent. Das ist: regenten unnd die buelschafft leiden nicht gern andere neben ihnen.
Darumb ist ihr reich vilmehr
ein tyranney unnd zerstörung anderer regiment. Gleich wie Attila unnd
Tamerlanes ein gaißel Gottes sich genendt, also der Türckh terror Europae
oder Christianorum billich kan gehalten werden. Eß beweißen die exempel der
ottomanischen kayßer, deren regiment nichts - 194 -
anderst geweßen, dan daß sye verwuesteten, verderbten unnd zerstöhrten, was
ihnen ihn ihr händt kombt. Waß haben sye in Asia angefangen, ganz Graeciam,
darin vil herliche stadt, das mächtig königreich Ungaren, darin vil
gewaltige vestung seind geweßen, iamerlich verderbt unnd verwüestet.
Warumb aber ihr reich also lange bestehet, ist niemand alß allein Gott dem
almächtigen bewust. Der wird solches zu seiner zeit zu enden wißen.
Eß ist auch ein greüliche sach
zuhören, so schohnen diße tyrannen auch ihrer aignen leüth nicht, sonderlich
denen, darauf ihr reich gleichsam bestehet, die rath unnd that geben,
daßelbige zuerhalten unnd zumehren unnd umb den kayßer unnd das ganze reich
wohlverdiente leüth - 195 -
seind, die werden etwan
umb eines geringen verdachts willen oder durch falsche ahnstiffter unnd
ohrenblaßer tyrannischer waiß stranguliert oder sonsten umbgebracht.
Dergleichen der vorige kayser vilmahl geüebt, in deme er seine getreüeste kriegs leüth, die ihm land unnd städt gewonen unnd durch ihr große mueh erobert, hat er dieselbe ohne einige ursach strangulieren laßen, der darnach selbst von seinen underthanen auch deßgleichen ist stranguliert worden.
Darzu haben sye auch, da wir darin geweßen, den groß vesier unnd ihren muhfti
oder pabst, so die zwen vornembste im reich ohne den kayßer geweßen,
hinrichten laßen. Die haben ihre eüßerste mitel angewendt, das reich der
Türckhen zu erweiteren. Zwar es
ist der alte brauch, das dergleichen vortreffliche leüth unnd
streithbare, - 196 -
ansehnliche helden endtlich
des teüffels danckh verdienen, vermög der alten exempel Themistoclis,
Cimonis, Pausania Miltiades,
Belisarius, Narses, Aetius, welche
allzumahl ihr treü mit gefänckhnus, gifft, exilio unnd endtlich dem todt
belohnet worden. Also gehet es auch allen türckhischen bassa und
vesieren, wie dan einer, so der vorige kayser hat gleich wollen
strangulieren laßen unnd den henckher gerueffen. Hat derienige, so hat
sollen stranguliert werden, mit unerschrockhnem herzen dem kayßer under das
gesicht gesagt: Du tyrannischer kayßer. Daß Ottomanische Reich wird iezund
nicht von einem kayßer, sonderen von einem unverständigen narren regieret, in
dem ich, zu ehren dein und deines reich erweiterung zumehren, mit meinem
aufrichtigen herzen unnd standhafftigem - 197 -
gemueth dir wider deine feind riterlich gestriten unnd gedient unnd muß
deßwegen mein leben laßen. Wie dan ihm solches bald darauf genommen worden
unnd hat also auch den unbillichen lohn seiner treüen meinung empfangen.
Waß gestalt die weiber, iunckfrauen und in Türckey verkaufft werden
Eß ist nunmehr die abscheüliche grausamkeit der Türckhen wider daß
christliche bluet weltküendig, dan, so sye in ein land kommen, verbrennen
unnd zerstören sye nit allein alles, sonderen führen noch die weiber, kinder
unnd iunckhfrauen in die ewige dienstbarkheit. Die manboren leüth machen sye
gemeiniglich gleich nider oder schindens - 198 -
zue
dem ruederziehen auf die galleren, die ein schwere arbeit unnd mit vilen
schlägen ihr leben also armseeliglich durchbringen. Die weiber, iunckhfrauen unnd knäblein, waß schön
von angesicht ist, werden dem sultan verehret unnd die weibsbilder im
türckhischen frauenzimmer mit nähen unnd wirckhen underricht. Unnd dise
werden mitler zeit den großen herren verheürath oder auch des kayßers
kebß weiber, unnd welche das glück hat, kan kayßerin selbsten
werden. Die anderen, so nicht verheürath werden, müeßen wider
ihren willen in immerwehrender iunckhfrauenschafft ihr leben müehseelig
verzehren. Die anderen, schön unnd schandlich durcheinander, werden in dem
besaster, daß ist daß kauffhauß, oder auf den afrätbassar, dem weibermarckh,
zuverkauffen geführt. - 199 -
Da ist ein sehr großer,
weiter hoff, zur ebner erdt allenthalben seind kleine zimerlein herumb.
Deßgleichen auch oben auf einem gang sicht man underschidliche kämerlein,
darin sich christliche leibeigne frauen, iunckhfrauen unnd knäblein
auffhalten. In bemeltem hoff sicht man an einem marckhtag vil 100 lange
bänckh, darauf die gefangne sizen unnd fayl gehalten werden. Unnd treibt
oder führt man ganze scharen miteinander in den hoff, doch halten sich die
mehreren gefangne in den zimerlein des hoffs auf. Welche weibsbilder oder
knäblein von angesicht schön, die werden vil theürer alß die anderen unnd in
dem oberen gang verkaufft.
Ich habe selbst auf dißem gang überdiemaßen schöne, adelliche damen unnd
vornemer herren töchteren gesehen, ob deren schönheit des leibs ich mich
hoch verwundert, - 200 -
deren mehrentheil in dem
neülichen zwischen tartarischen unnd polnischen krieg auß Polen unnd Rußen
von den Tartaren zuverkauffen hieher geschickhet worden. Alß wir eine under
dißen adellichen schönen damen kauffen wollen unnd gefragt, wie theür solche
seye, hat der verkauffer geandtwort, er gebe keine auß dißen keinem Christen
zukauffen, wan ers schon überzahlete, dan sye seyen schon alle von den
Türckhen beschlaffen unnd ihrer iunckhfrauschafft beraubt worden. Unnd
hoffentlich werden sie auch schwanger sein, darum dörffe er unß keine
zukauffen geben, weil der türckhische samen oder frucht, so sye in ihnen
haben, wan wir sye kauffeten unnd mit unß hinauß führten, zu einem Christen
wurde. Dahero er, nach laut seines gesazes, unß keine zukomen laße.
Wan aber ein Türckh im willens eine
zukauffen, besicht er die wahr mit ganzem fleiß an allen gliedtmaßen
unnd vil mehrers, alß man bey unß ein pferdt, so man kauffen will,
besichtiget. Erstlich schaut er an die händt, 2. die zänd, 3. die arm,
4. die brüst unnd halß. So er an dißen orthen keinen mangel sicht,
beschaut er ihnen die schenckhel, die müeßen die weibsbilder biß über
die knie oder weiter biß an bauch hinauf entblößen. Darüber sye sich,
die arme weibsbilder, sehr kläglich unnd schämig erzaigen. Nach
dem nun der kauffer alles woll besichtiget unnd den leib allenthalben woll
beschaut und kein mangel daran findt, macht er erst den kauff. Auf erzehlte
volle manier machts ein ieder also, der eine kauffen will, unnd werden
täglich sehr vil verkaufft. Der solchen kläglichen spectacel zusicht, gehet
es einem billig zu herzen. - 202 -
In deme sye unnß
etlich alß Christen erkhandt, kläglich angeschaut unnd darüber herzilch
gesäuffzet. Die verkauffer seind auch schuldig bey ihrem ayd zusagen, wan
sye ein mädel verkauffen, ob sye noch ein iunckhfrau oder nicht. Dan ehe man
sye dahin auf den plaz zuverkauffen bringt, werden sye vorhero durch gewiße
leuth beschaut. Aber leider, Gott erbarms, wenig oder gar keine werden über
12 oder 13 iahr gefunden, die nit von den Tartaren oder Türckhen ihrer
unwiderbringlichen, edlen iunckhfrauschafft seind beraubt worden. Under dißen weibspersohnen bleiben
ihrer vil bey dem christlichen glauben unnd religion beständig, dahero
sye auch darumb desto übler gehalten werden. Vil werden auch
abtrunnig, damit sye ihrer frauen, bey denen - 203 -
sye dienen, huld unnd gunst erlangen. Andere, die des
wollusts empfinden, ergeben sich dem muethwillen unnd fleischlichen
wollüsten wider die natur unnd nach der natur etc.
Die Türckh treiben auch große wucherey mit den Christen unnd nicht anderst alß wie bey unß die roßtäuscher. Eß kauffen etliche Türckhen oder die türckhischen weiber iunge christliche mädel bey 5, 6, oder mehr iahren, lehrens in nähen unnd wirckhen underschidliche arbeith, verkauffens alßdan sehr theür unnd erhalten sie also mit dem christenblut und werden dardurch sehr reich. Wan die sclaven aber in wehrender zeit, ehe sie waß gelehrnet, sterben, kommen etlich auch dardurch in große armut etc.
Von selzamen thieren in Constantinopel und andern orthen in Türckey
Nach allem ansehen muß der vortreffliche tempel Sophia oder templum Aeternae
Sapientiae andere herliche gebei neben sich gehabt haben. Nechst darbei ist
ein stuckh von einer uralten kirchen, in deren gewölber iezund
underschidliche wilde thier verwahret werden. Darin haben wir gesehen lewen,
tigerthier, leoparden, dreyerlei arth der füchs, zweyerlei arth wölff, so
auß Arabia und Egipten hieher gebracht worden, cibet
kazen, ein haut von einem linckhwurm, ein außgefühlte haut eines
cameleopardelins, so hoch alß ein hirsch
unnd der halß ist zwey klaffter lang. Andere gemeine thier - 205 -
alß meerkazen, pabian affen gibt es sehr vil unnd
werden für nichts selzams geachtet. Sonsten hab wir offtermahlen schaff
gesehen, das eins ein solchen schwaif gehabt, das es denselben kaum ertragen
könne unnd der 10, 15, oder auch 20 pfund wigt. Eß gibt auch vil orices oder
wilder geißen, deren har biß auf die erden hangen. Denen pflegt man es nit
abzuscheren, sonderen außzukämplen, darauß man underschidliche schöne zeüg,
sonderlich aber schameloth machet unnd der seiden nit vil ungleich ist. Von
selzamen geflügel gibt es nit vil mehrers alß straußen, geiren, adler unnd
andere rauberische vögel. Sehr vil sonderlich kleine geiren, die flügen in
großer anzahl herumb, mit denen wir in unserem - 206 -
losament offtermahl ein spaß gehabt, in deme wir ein fleisch genomen und in
die hoch geworffen, haben sie es in lufft empfangen oder unß bißweilen
unversehens auß den händen gerißen etc.
Sonsten gibt es vilerlei selzame enten unnd andere vögel, so in dem meer herumb schwimen unnd ganz heimlich sein.
Wie sultan Ibrahim durch seine muetter valida von dem todt erräthet worden
Nach außweißung des türckhischen gesezes oder alcoran hat sultan Murath seine
drey eltere brüeder, damit ihm keiner nach dem reich strebete, strangulieren
laßen unnd seinem vierten bruder, Ibrahim, starckh nach dem leben getracht.
Dißer aber ist durch die muedter alß der liebste, iüngste sohn
- 207 -
heimlich in Egipten verschickht unnd aldort bey dem
leben erhalten worden. Nach des Muraths todt aber ließe ihn die muedter (so
ein listige matrona [? coronna] unnd dreyer kayßer muedter, alß sultan
Achmets, Muraths unnd Ibrahim)
geschwind rueffen, unnd war gemelter Ibrahim
dem volckh vorgestehlt undt ohne andere ceremoni, die bei ihnen nit
breüchig, zum kayßer erclärth und aufgenomen worden. Der wurdt doch endtlich
wegen üblen geführten regiments auß billichen ursachen stranguliert unnd
sein sohn Mehemet Han succediert.
Nechst bey Sophia kirchen ist ein zwar nicht großer türckhischer tempel und underschidliche capellen, darin alle verstorbne türckhische kayßer ligen unnd 80 sohn des sultan Achmets, die er alle auf einmahl hat stranguliren laßen.
Von dem palatio Constantini Magni unnd anderer alten gebey
Am ende der stadt gegen nidergang ligt das castel zu Siben Thürmen,
türckhisch Iedicola genent. Daßelbig ist mit mauren unnd thürnen auf das
beste verwahret, sonsten ohne weitere besazung alß ein haubtman mit wenig
ianitscharen. In dißem castel ist des türckhischen kayßers bester schaz von
gold unnd gelt verwahret. Diß gebey unnd Sophia, das palatium Constantini
Magni, sambt dem münzhauß unnd ein theil des haußes imperatoris Iustiniani,
so institutionis iuris, unnd ander mehr büecher gemacht, seind noch von den
alten, vornemben gebeyen übrig, an welchen scherben man leichtlich abnemmen
kan, wie der haffen müeß geweßen sein. Das palatium - 209 -
Constantini ist ein hocher, viereckhender bau von
werckhstuckhen. Hat innwendig keine gemach mehr, dan allein hilzerne hitel
an den wänden herumb, in welchen die gefangne Christen aufgehalten werden.
Also ist auch das müntzhauß, darin man asper unnd sultaniner oder ducaten
schlägt etc.
Von dem seraia, darin die türckischen weiber, frauenzimmer unnd cammerdiener wohnen
Nicht weit von der
stifftkirchen sultan Baiazet stehet das alte türckhische schloß, Eßki
Seraia. Daß ist mit einer hochen maur umbgeben, also, das man außerhalb das
darin stehende gebei nicht sehen kan. Darin wohnet des kayßers gemahl, - 210 -
käbßlweiber unnd
verschnitne kammerdiener,
denen salvo honore ihre manheit ganz unnd gar glat hinwegs geschniten ist,
damit sye, weilen sye alweil bey dißen weiberen sein, dem kayßer kein
eintrag thun können. Deren seindt sehr vil unnd doch mehrentheil Mohren.
In gemeltes seraia wirdt weder weibß noch mannß persohnen zukommen vergunt, außgenomen dem kayßer, der schier täglich hinein reit unnd bißweilen etlich tag unnd nächt seinen fleischlichen begirden genug zuthun aufhelt. Die kayßerin fahret auch bißweilen zu deren bassa gemahlin eine mit vilen ihrer cämerlingen unnd ander frauenzimmer.
Ich hab auch etlich nacht zu Constantinopel einen vornemben Türckhen in einem
kleinen wagen fahrend gesehen, welchen zwo schöne sclavin an stat der
- unpaginiert -
Im Bildvordergrund sind zwei Kinder zu sehen. Auf einem Ast
sitzt ein Vogel und eine verschleierte Frau blickt in Richtung des
Vogels.
Abbildung: Ein Türckhin, die mit verbundnem gesicht mit ihren
kinderen über die gaßen gehet.
- unpaginiert -
- 211 -
pferd gezogen haben. Also tribulieren die
Türckhen das christliche geschlecht, daß zuerbarmen.
Von den waßergebeuen in- und außerhalb Constantinopl
Under den vornembsten gebeien
der stadt ist nicht das geringste die cisterna, daß waßerhauß unnd der aquae
ductus. Daß hauß ist tieff under der erden, durchauß gewölbt, hoch und weit
wie ein kirchen. Diß waßergewölb hat 224 schene steinerne seülen, damit man
im fahl der noth unnd zur zeit einer belägerung die stadt nach nothturfft
etliche tag mit waßer versehen kan. Außerhalb der stadt, ungefehr ein meil
wegs im freyen feldt, findt man vil uberdiemaßen hoche unndt
- 212 -
14 schuech dickhe schwibogen, auf welchen das
waßer auß dem fluß wird gelaitet in bleyenen röhren, so oben auf den
gemaurten schwibogen nacheinander ligen. Die seind also gericht, das daß
waßer darauf durch berg unnd thal in die stadt laufft. Bey dem ersten
schwibogen, so zwen tagreiß von Constantinopel, da ligen etlich wenig
soldaten, das waßer zu bewahren, damit es nicht etwan durch uble leüth
vergifft werde. Die bemelte bögen stehn allein in den thäleren unnd seind
einer solchen höche wie der nechstvolgende berg, der die röhren von dem
schwibogen empfacht, unnd also der berg durch andere röhren das waßer so
weit bringt, biß wider zum anderen - unpaginiert -
Im Bildvordergrund sind ein Elefant und vermutlich ein Dachs zu
sehen, im Hintergrund das Aquaedukt, das Konstantinopel mit Wasser
versorgt.
Abbildung: Überauß hoche schwibogen, darauf das waßer in bleiene
canalen in Constantinopel laufft.
- unpaginiert -
Exotische Tiere wie Krokodil und Vögel sind im Vordergrund, im
Hintergrund sind ein osmanischer Krieger und eine Windmühle zu
sehen. Der Soldaten ist im Begriff, gegen die Windmühle zu kämpfen.
Abbildung: Ein Türckh, der in krieg zu ziehen gerüst ist.
- 213 -
thall unnd schwibogen deßelbigen thals. Dißes
gebei zuerhalten kost unseglich groß guet unnd ist ein treffliches gebey,
welches die griechischen kayßer haben bauen laßen. Doch haben die
türckhischen kayßer auch etwas daran machen unndt erneuren laßen. Unnd, so
daß waßer klein, auch sonsten an den schwibogen oder canalen etwaß
zuverbeßeren unnd das waßer dardurch ruckhstellig wird, ist gleich an dem
waßer in der stat ain großer mangel unnd unsere köch zweymal auß mangel des
waßers nicht haben kochen können etc.
Von den wunderseülen und Hipodromo sambt anderen gedächtnussen
Den Hippodromum, den die Türckhen Atmeidan, den Dummelplaz, nennen, da vorzeiten die Griechen ihr ritterschafft gehalten unnd ihre pferdt abgericht haben. Iezund aber wird er nicht mehr gebraucht, dan es sonsten andere tummelpläz gibt, darauf die türckhische ritterschafft ihre ritterspil exercieren.
Auf gemeltem renplaz stehen etliche sehr alte monumenta, so von Constantino oder ander kayßer zu ewiger gedächtnus seind hin und wider in der stadt aufgericht worden, deren vornembst, so ich gesehen, etwas wenigs melden will.
- unpaginiert -Hier sind fünf Säulen auf dem Hippodrom in Konstantinopel zu sehen.
Text im Bild: A. Ein alte, von marmorstein aufgefühlte saul, so von alters halb schier zerfallen. B. Ein hoche zugespizte saul auß roten schönen marmor, von einem einigen stickh etc. C. Ein gegoßne irdene seul. D. Ein hoche, künstliche histori saul. E. Ein hoche seul bey der teütschen potschaffter wohnung. - unpaginiert -
- 215 -
Auf dem Atmeidan stehet erstlich ein alte, hoche seul von marmorsteinen auffgeführt, ist aber alters halb zimlich zerfallen. Darnach ein obeliscus oder pyramis, das ist ein hoche, zugespizte saul auß schönem roten marmor, uber die 40 ellenbogen hoch, von einem einigen stuckh, auf 4 wirffel von erz stehendt, darein seind gehauen eines halben zohls tieff litterae hieroglyphicae. Dergleichen zeichen oder bilder haben vorzeiten die Egyptier an stat der buchstaben gebraucht. Dan es seind underschidliche figuren darin gehauen, alß pferdt, adler, sonnen, mond, geier, sternen, lewen und andere mehr, deren haben auch, wie gemelt, die Egiptier in beschreibung der heidnischen vermeinten göttlichen geheimnußen gebraucht etc.
Ferner stehet auf gedachtem
plaz - 216 -
ein von erzgegoßne seül, Columna
Serpentina, anderthalb man hoch unnd fünffhalb meiner spanen dickh, dreyfach
gewunden, oben mit drey schlangen köpffen. Von dißer schlangen saül ist die
sag, das umb derselben willen zuvor kein schlang in die stadt kommen köndte.
Alß aber kayßer Mahomet die stadt Constantinopel eingenommen unnd dieselbe
besichtiget, hat er diße gegoßne schlang angetroffen unnd mit seinem busigan
einer derselben schlangen den underen theil des kopffs weggeschlagen. Darauf
haben sich alßbald die schlangen heiffig in der stadt erzeügt, iedoch
niemandt beschädiget. Ob diße schlang mit zauberey oder anderen künsten
zugericht geweßen, ist niemandt bewüst. - 217 -
Gemelte schlangen ist auch zerbloben inwendig mit kleinen steinen
angefült.
Außer dißer drey gemelten
säulen, so auf einem blaz nit weit von einander stehen, hab ich noch zwo
andere in der stadt gesehen. Eine, wo sonsten die teütsche podtschaffter zu
wohnen pflegen, nechst bey dem han, die ist von
braunem porphyrstein in die rundierung gemacht, von einem einigen stuckh,
sehr hoch wie ein thurn, welcher stein ieziger zeit, wie man sagt, nit mehr
arbeiten kan. Auf dißer säulen sol vorzeiten die bildnus Apollinis, darnach
Constantini Magni unnd lezlich des elteren Theodosii bildnußen gestanden
sein. Dise aber alle seind entweder von starckhem wind oder erdbiden
herunder gefallen. In dißer säul ist ein schrifft, vast ganz auß dem regen
unnd anderen ungewiter - 218 -
erloschen, das man es
kaum leßen kan, mit dißen worten: το ϑέον εργον
ένδαδε φϐαςεν χςόνω νεόι Μανϑγλ ένϐςζγς άυτοχεατος; daß ist:
diß godtliche werck zugegen, so alters halb schier zerfallen, hat der
gottseelige kayßer Imanuel wider erneuert.
Sye ist, Busbequius meldet, nicht auß einem stuckh, sonder ist ohne das
fundament mit 8 großen porphiersteinen zusamen gefuegt, also künstlich,
das es, so man sie anschaut, einem stein gleich siht. Dan alzeit, wo ein
stein auf dem anderen ligt, ist ein eißeren reiff darumb, das man die
ström wegen der reiffen nit sehen kan. Sie ist auch von dem erdbiden
sehr erschitert, dahero sye vil riß unnd brüch bekommen, darumb, wie
etliche meinen, dem völligen ruin vorzukommen, seyen diße raiff daran
gelegt worden.
Man sagt, daß sye, wie die stadt eingenommen worden, mit silbernen, vergülten reiffen sey eingefast geweßen unnd es habens die Türckhen geplindert unnd mit eißeren reiffen eingefast. Andere sagen, diße eisserne reiff seyen vergult geweßen unnd alß die Türckhen vermeint, sye weren von klarem goldt, haben sye ein feuer darunder gemacht, in meinung, das goldt zuschmelzen. Seind aber ihr hoffnung betrogen worden und endtlichen befunden, daß es nur eißen seye etc.
Nach dißer ist die histori
säul, welche die allerkünstlichste, ohne das fundament von einem einigen
stein oder stuckh; inwendig hol, darin man durch außgehauen taffel biß zu
höchst hinauf gehn kan. Hat auch etliche schruckh oder riß. An dißer
künstlichen Columna Historiata befinden - 220 -
ich
drey wunderbarliche ding: Erstlich, das sie von einem einigen stuckh, daß
ander, das die außgehaune bilder an der selben nach der optica oder
perspectiv gehauen sein, also, das man das höchste unnd niderste bild in
gleicher große auf der erden sehen kan. Das drite, das sye durch unnd durch
hol ist.
Auf dißer historien saül ist von grauen marmor der triumph sig unnd schlachten zu waßer und land, des kayßers Theodosii überdiemaßen künstlich außgehauen unnd zu einer ewigen gedächtnus auf dem afrätbasar oder weibermarckh aufrichten laßen, dan auf türckhisch heist afrät ein weib unnd basar ein marckh.
Von Teütschland unnd Turckey
Daß die Türckhen also
streithbare eißenbeißer seyen, wie man in Teütschland vermeint, ist deme bey
weitem nit also. Dan etliche, ehe sye den nammen eines Türckhen recht hören,
wil geschweigen die vor augen sehen, bekomen sye einen großen schreckhen.
Der Türckhen frecheit unnd gurasche ist fürwar schlechtlich. Unnd wirdt auch
unerhört sein, das die Christen iehmahl ein schlacht mit den Türckhen
gethan, wan beide theil an volckh gleich gewest sein, das die Türckhen die
Christen überwunden haben. Dan wofern sie mit ihrer sterckhe des volckhs nit
3 oder 4 mahl an unß
uberlegen sein, werden sie so leichtlich sich mit unß in kein schlacht - 222 -
einlaßen unnd ist ihre ganze herzhafftigkeit
in der menge ihrer volckher gelegen. Wan nur ganz Teütschlandt unnd die ksl.
Erbländer sich mit einander vereinigten, theten sie die türckhische merheit
noch ubertreffen, dan Teütschland bey den Römeren officina popularum genendt
worden, welches aber iezund ein zeit hero durch lang wirigen krieg,
sterbendt und hunger augenscheinlich abgenomen. Doch an städten, märckhen
unnd fleckhen ist kein mangel nicht unnd reißet einer kaum auß einem dorff,
so kombt er in ein anders. Und so es ein wenig eben ist, sicht er in einem
umbkreiß vil schöne bewohnte fleckhen unnd schlößer; der gleichen aber in
Türckey nicht, Nota bene
dan von Wien biß nach
Constantinopel - 223 -
rechnet man 350 oder, wie andere wollen, 300 gute
teütsche meilen. Auf dißem weg haben wir nit über 12 klein und große
namhaffte städt angetroffen. Da wir durch Bulgaria reisten, haben wir in 3
tagen nit mehr alß 5 kleine dörffer gesehen und zum theil darin loschiert. Da kan iezund ein ieder bey sich
selbst erachten, so er in Teütschlandt solt 350 meilen reißen, waß für
vortreffliche städt, wil geschweigen der märckh, schlößer unnd dörffer
wurden einzusehen vorkomben. Soll sich derohalben ein Christ vor keinem
Türckhen entsezen unnd erschreckhen, unnd sich in fahlle der noth ritterlich
unnd unverzagt gegen ihme wehren, damit das christliche bluet nit umbsonst
vergoßen werde.
Sonsten seind die Türckhen ihn ihrem fridenstand ie lenger ieh mehr insolentz; im oponieren hat man gefahr, im dißimulieren ein böße consequentz zu erwarthen.
Von der Türckhen begräbnußen
Wan ein Türckh, es sey gleich
man oder weibs persohn, mit todt abgeht, pflegt man den leichtnamb mit
warmen waßer zuwaschen, der gestalt, alß wan er lebendig wär. Darnach wird
er in ein leinwat eingewickhelt, in ein hilzerne, verdegte baar gelegt, unnd
für die stadt hinauß getragen unnd alda begraben. Dan ihre begräbnußen alle
gemeiniglich außer der stadt im freien feldt - 225 -
unvermaurt und unverzeint seind. Bey einem ieden grab stehet ein marckhstein
einer ellen hoch oder auch niderer, zum theil rauh und ungearbeit, rund oder
vireckhend gehauen. Man legt auch nicht mehr alß einen in ein grab: Wan
schon vil iahr verloffen unnd er ganz verweßen, begrabt man doch niemandt an
diselbe stedt, sonderen sye machen einem ieden etwas besonders. Dahero sihet
man zu Constantinopel, Griechischweißenburg unnd anderen städten in ganz
Türckhey vil 1.000 solcher grabstein, etwan ein halbe teütsche meil in der
leng und brait, nacheinander herumb.
Waß aber reiche, vornembe
persohnen seind, die laßen tieffe stainerne kasten von marmorstein - 226 -
hauen, wie sonsten die gräber, seind einer
elen oder mehr hoch. Ober halb der erden an dem haubt sein runde,
marmorsteinerne seülen, eines manß hoch unnd eines schenckhels dickh. Oben
auf ein türckhischer bundt außgehauen, an der säul herumb seind schöne
arabische schrifften unnd sprich auß dem alcoran von erhabter arbeit
zierlich gehauen. Die buchstaben seind mit goldt unnd anderen schäckhächten
farben geziert. Sye brauchen keine wapen oder bildnußen wie wir Christen.
Etliche laßen an stadt der runden seülen ein breite marmortaffel meiner
handt dickh unnd eines mans höch durch auff seind
gehen, darin auch etlich sprüch unnd schrifften gehauen
seind. Andere füllen den marmorkasten - unpaginiert -
Im Vordergrund ist ein Mufti zu sehen, im Hintergrund
unterhalten sich zwei Soldaten.
Abbildung: Ein türckhischer pfaff.
- unpaginiert -
Die Darstellung besteht aus zwei Bildhälften. In der oberen
Bildhälfte ist ein Leichenzug dargestellt, an dem viele osmanische
Würdenträger teilnehmen. In der unteren Bildhälfte sind ein Sarg sowie eine Grabstätte zu sehen.
Abbildung: Der Türckhen begräbnus.
Abbildung: Der vornemben herren capellen.
- 227 -
auß mit erden ohne ein deckhel, da pflanzen
oben darauf des verstorbnen weib oder töchter schöne bluemen. Ich hab auch
auf etlichen eines manß hoch roßmarin steckh gesehen, etliche aber deckhen
die kästen, darin der cörper, mit einem großen stein zu unnd thun auch kein
erden hinein. Wegen dißer ursach, damit, wan der böse geist den leib wegen
seiner laster anklag, das er sich desto kuenlicher aufrichten unnd sein sach
vor Gott sizend oder stehend verrichten köne.
Die großen herren aber, alß
bassa, vesier unnd andere ihres gleichen, stifften oder laßen bei lebzeitl
schöne tempel mit brunen, weiten vorhöffen und spital bauen. Darneben ein
besondere capellen, - 228 -
darin sye nach ihrem todt
zu ruehen begehren, auffzurichten pflegen, deren sehr vil ihnen unnd außer
Constantinopel zu sehen seind.
Die weibspersohnen gehn nicht mit der leicht, sonderen allein die männer, vil auß der priesterschafft unnd mönchen. Die weil die stadt groß unnd der weg zur begräbnus weit, sezen die trager den leichtnamb offt ab. Wann sye zu einer kirchen kommen, halten sye über ihn ihr gebett unnd lauffen mit ihm darvon, also schnell, alß wan sye ihn gestohlen hetten.
Uber etlich tag hernach kommen
dan des verstorbnen weiber unnd töchter mit ihren gespilen, verrichten ihr
klag bey der begräbnus, fragen den todten: Nota bene waß hast darmit gemeint, daß du gestorben
bist, hast du doch - 229 -
eßen unnd guete
auffenthaltung gehabt, bist auch von mir, alß deinem weib, lieb und werth
gehalten worden. Wer wirdt sich hinfiro meiner also annemben, wer wirdt mir
also guts thun, wie du gethan hast, unnd führen die nerrächten weiber
dergleichen klag, alß wan es bey dem man zuleben oder zusterben gestanden
wehre. Sie bringen auch ein opffer, alß brodt, käß, ayer, fleisch etc.,
legens zum grab, vermeinen, es solle ihm zum besten kommen, welches hernach
die hund, vögel unnd ameißen genießen.
Die freündt des verstorbnen
tragen keine klagkleider, außgenommen auf dem bund tragen sye ein schwarze,
kleine daffete binden, 3 finger breit. Die weiber aber tragen gar kein
anzeigen der klag, dan die schwarze - 230 -
kleider
bey ihnen wie auch die schwarze farb für das verächtlichste gehalten
werden.
So man einen todten hinauß tragt, brummen die pfaffen ihr gebet über ihn, tragen das theil, wo der kopff voran, und lauffen wie gemelt nit anderst, alß wan sie den todten gestohlen hetten. Die bahr ist bedegt mit einem roten oder grünen seiden tuch, darauf hangen schöne fazenetel oder diechel mit silber, gold unnd seiden genähet. Zuforderst darauf stehet ein bund mit fedren oder auch ohne fedren.
Ob der pestilenz unnd anderen
erblichen gifftigen kranckheiten tragen sye kein abscheüen. Vermelden,
es werde einem ieden, so bald er geboren wirdt, an die stirn geschriben,
wan oder wie und wo er sein leben enden müeße.
- 231 -
Dahero die kranckheiten unnd böße lüfft
zufliehen vergeblich unnd umbsonst seye unnd Gott wiße einen aller orten
zufinden. Dißer teüffliche aberglauben macht, das sie in dem kriegen beherzt
werden unnd dardurch schon vilmahl in einbildung deßen von den Christen die
victori erlanget.
Todten clag der georgianischen völckher
Ich hab auch nit underlaßen wollen zubeschreiben die todten klag der
Georgianer, so zwischen der Meotischen unndt Hircanischen Seen wohnen. Die
pflegen ihre verstorbne dergestalt zubedauren: Erstlich legen sye den todten
auf ein tebich, mit kleideren angethan. Neben dem selben ein säbel - 232 -
unnd bogen wie auch bey den Moschcowiteren
unnd Rußen breüchig; reden den todten ahn: O wie ein unerschrockhner held bist du geweßen, wie rund
unnd fertig warest du mit deinem säbel, wie haben sich deine feind ob deinem
heldenmueth unnd khünheit entsezt. Nun aber, so sye es ihnen werden, das du
den bogen, säbel unnd spieß nimmer kanst unnd magst führen, werden sye sich
deines todts höchlich erfreuen.
Von der statt Gallata oder Pera sambt andern denckhwürdigen sachen
Iezund will ich über den meerhaffen oder Sinum Ceratinum fahren, nach dem ich
mich in der stadt Constantinopel zimlich lang umbgesehen.
Nun - 233 -
wirdt under der stadt Constantinopel begriffen die
stadt Gallata, gleichsam alß ein vorstadt über dem meer gelegen. Diße stadt
wirdt griechisch Pera genandt oder vilmehr Perea, das heist überfahrt.
Gallata heist sye von den alten Teütschen, den Gallen, die könig Brenner an
diße orth gebracht, an welche dan in dißem orth der heillige apostel Paulus
die epistlen an die Gallather geschriben. Die stadt Gallata ligt halb an der
ebne, halb auf einem berg; ist mit einer ringmaur umbfangen, hat im umbkreiß
drey italianische meil; ihr vorstadt aber streckht sich an Pontum Euxinum
ein gute teütsche meil hinab. In beyden orthen, ihn unnd vor der stadt,
wohnen mehrentheil Griechen, die sich von - 234 -
der
fischerey vast alle ernähren. In der stadt seind vil uhralte heüser, die
noch zur zeit der Genueser nach italianischer manier gebaut worden. Die sein
sehr hoch, von lauter stein, aber alters halb baufellig. Neben den Kriechen,
Türckhen unnd wenig Iuden wohnen auch kauffmansleüth, so von Venedig,
Holland, Engelland unnd Franckhreich ihr gewerb treiben unnd die
kauffmanswahren in andere länder befürderen.
Eß seind auch etliche stifftkirchen alhier alß Sanct Francisci kirch unnd
kloster. Diß war ein herlich stifft, so durch ein vor 4 iahren entstandne
brunst mehrentheil im rauch aufgangen. Darnach haben sie in dem kloster ihr
gottesdienst unnd andacht zuverrichten ein guete gelegenheit. - 235 -
Hierin haben wir gesehen ein dorn von der cron, mit
welcher unser her gecrönt worden, sambt einem stickhel von dem creüz, daran
ebenfahls Christus sein menschliches leben mit unseglichen schmerzen geendet
hat. In bemelter verbrunnener kirchen ist noch zusehen des herren oratoris
von Weiß begräbnus; neben anderen grabschrifften auch die seinige:
Hic iacet illustrissimus dominus, dominus Albertus de Wys, sacratissimorum principum ac dominorum divi, primum Ferdinandi Augusti, memoriae ac deinde divi Maximiliani secundi, Romanorum imperatori dum viveret consiliarius et in curia ottomanica complures annos orator qui abiit 21. Octobris anno Domini 1569.
Requiescat in pace.
Neben dißem kibt es noch etlich underschidliche klöster in Galatta, darinnen
- 236 -
halten sich auf Franciscaner, Minoriter,
Dominicaner, Capuciner, Iesuwiter, die täglich in ihren kirchen nach
catholischem brauch ihren Gottes dienst halten. Bey den Dominicaneren hab
ich ein Maria bildnus gesehen, das kindlein Iesus auf dem arm haltendt,
welches der heilige evangelist Lucas selbsten gemahlet. Die Christen
besuechen auch vast täglich dise kirchen, darin mäß zuhören, und ist
zumerckhen, das der alte catholische glaub nit nur in einer oder der anderen
provintz, sonderen in der ganzen welt außgebreitet seye etc.
Außer der stadt Gallata, in der oberen vorstadt,
hat der baylo di Venetia,
des königs auß Franckhreich, unnd anderer potentaten gesandte ihr wohnungen,
sonder der Franzosen über die maßen schön gebaut und an - 237 -
einem lustigen orth gelegen. Der französische,
engelländische unnd hollandische gesandten seind mehrentheil zur befürderung
der kauffmanschafft alhier unnd under dißem schein geben sie doch fleißigs
achtung auf des feindts intent unnd correspondieren ihren potentaten.
Der baylo aber von Venedig ist zwar auch zur befürderung der kauffmanswahren darin, doch mehrentheils alß ein gaißel eingesezt unnd stehet bißweilen, wie oben gemelt, in gröster gefahr.
Under der stadt Gallata, gegen dem seraia, ligen unordenlich durcheinander
vil große geschüz, die den Christen in den kriegen seind genomen worden, alß
maurbrecher, falckhonen unnd andere mehr große stuckh, welche theils an - 238 -
den mund unnd zundlöcheren übel zugericht oder
außgeschoßen sein. Darunder seind etliche, daran 40 pferdt an einem zuziehen
hetten. Das geringste möchte 20 pferdt erforderen, daran auch etlicher
potentaten wappen zusehen, alß Hispanien,
Franckhreich, Österreich, Ungaren
sambt denen namen und anderen schrifften. Die ligen alda, den Türckhen zur
bracht unnd den Christen zur schandt. Eß seind vor dißem sehr vil geweßen,
deren man etlich zerschmelzt unnd darauß neüe gegoßen, die außer der
ringmauren des seraia hart an dem meer – nach einander zugedeckht – auf
lavethen ligen. Die seind alzeit fertig, damit, so unversehens ein feind an
den meerhaffen ansezen wolte, man dem selbigen - 239 -
mit dißen stuckhen widerstehe unnd in der eil ein confusion machen unnd
abtreiben köndte.
Weiter an dem Schwarzen Meer hinab ist ein gewölb in einem berg, ein zimliche lange hölin, darin, wie die Griechen berichten, sollen die sibenschläffer geschlaffen haben, aber die historia ist darwider, dan sye meldet, daß diße 7 schläffer in dem berg Zelto, nach bey der stadt Epheso, 296 iahr aneinander geschlaffen haben.
Ferner ist im Schwarzen Meer zusehen die gefänckhnus, die man den Schwarzen
Thurn nennet. Darin die vornembste gefangne, an denen am meisten gelegen,
behalten werden, in welchen vorzeiten kayßers Ferdinandi primi podtschaffter,
der Ferdinandus - 240 -
Malvetius genand ist,
zwey iahr darin gefangen gelegen im
iahr 1548.
Seine mitgenomne leüth seind verkaufft worden. Darin ist auch
1649 der venetianische bailo etlich wochen ubel gehalten unnd contra ius
gentium ubel tractiert worden. In der lezten
audientz hat man unß auch zwen vornembe Ungarn, welche vor etlich iahren im
Ungerland gefangen worden, geschenckht, die wir glückhlich zu ihren weib
unnd kinderen, wie im driten buch am blat [...] zusehen, gebracht.
Anderthalb teütsche meilen von Constantinopel, am Ponto, stehet ein hocher thurn am uffer des meers, darin alle nacht etliche ewiglich gestiffte ampel brennen, damit die schiffleüth sich erkhennen unnd wegen bevorstehender großer gefahr
- unpaginiert - Im Vordergund wird eine auf einem Haken aufgespießte Person gezeigt. In der linken Bildhälfte transportiert eine zweite Person Wasser auf einem Pferd.
Im Hintergrund sind Häuser sowie ein Wachmann dargestellt.
Abbildung: Schlechte, gemeine haüßer in Constantinopel.
Abbildung: A. Also führet man in ledernen schleüchen den herren das süeßer waßer in das hauß. B. Ein ubelthätter, so an den galgen oder
hackhen geworffen worden.
Das Bild zeigt eine Säule auf einem Fels inmitten des Meeres.
Links und rechts davon sind zwei Fische zu sehen. Im Hintergrund werden ein Fluss, ein Turm sowie eine Ansammlung von Häusern dargestellt.
Abbildung: Columna Pompei sambt dem Phanarthurn. Posuit clavem ponto Caesar Augustus.
desto behutsamber fahren können. Dan Pontus daselbst gar eng unnd vil felsen im waßer seind. Die Türckhen nenen dißen thurn Pharum oder Phanar, da nit weit darvon ein kleiner fluß in das meer laufft, in welchem underschidliche edelgestein, sonderlich aber onychen und sardonichen gefunden werden etc.
Gegen dem Phanar oder laternen thurn über stehet im meer ein hocher felß, darauf ein hoche marmorsteinerne saul, von einem einigen stuckh gebauet. Diße soll Pompeius Magnus zu einer ewigen gedächtnus hiehero bauen laßen, unnd wird noch haitigs tags Columna Pompei genandt etc.
Von Scutari in Asia ligendt
Scutari ist ein schöner, großer, - 242 -
wollerbauter
marckhfleckh in Natolia oder Asia Minori gelegen. Vorzeiten ist es ein
weitberümbte gewerbsstatt geweßen unnd Chrysipolis oder Goldtstadt genendt
worden. Aniezo aber ist es ein fleckh hart an dem asiatischen gestadt, deßen
namen Scutari von den Scutis herkombt, dan die griechischen kayßer haben
alda auf ein firsorg ein besazung gehabt, welche allzumahl tartschen
geführt. Dieselbe besazung hat man in fahlen der noth ohne verzug haben
könen.
Dißer fleckh ist auch sehr berümbt der edlen pferdt halber, die man auß Persia, Armenia, Carmania unnd Arabia zuverkauffen iahrlich zweymahl herbringt, unnd diße pferdt hoch geacht werden, weilen sye schnel unnd dauerhafft seindt. Deren eins wirdt bißweilen zu 2, 3, 4 biß in 500 thaler verkaufft.
- 243 -Unser etliche sein auch auf ein zeit über das meer hieher auf Scutari
gefahren, alda wir zwen uberauß große elephanten gesehen, die sultan
Ibrahim, seine weiber darauf zusezen, vor einem iahr von dem könig in Persia
begehret, welche doch der Ibrahim wegen unzeitigen todts nit erwartet.
Danach hier unnd volgents nach Constantinopl gebracht worden. Nach dem wir
ein geraume zeit dieselbe zusehen gewartet, traten oder trabeten sye gehling
hinder einem hauß herfür, in deren anschauung ich mich gleichsam entsezt,
unnd mir nit anderst alß berg firkomen, dan ich meines theils zuvor nie
keinen gesehen hatte. Der großere gienge auf unß zu, da wir gestanden, dan
wir hatten alle rote kleider ahn, die sye nicht gern sehen, unnd der
elephant hette schier - 244 -
unseren ianitscharen
beschediget. Und ich, zuentrinen, bin dem selben under dem halß
durchgeloffen unnd nicht in geringer gefahr gestanden. Die drey Persianer
aber, so darauf geseßen, haben sye baldt abgetriben unndt sye zu tränckhen
zu einem brunen geführt, denen wir (so vast ein halbe stundt getrunckhen)
zuegeschaut. Die faßten von dem brunen daß waßer in die naßen, ränckhten sye
aldan in das maul unnd trunckhens oder vil mehr sürpffletens auß der naßen.
Da sye nun mit trinckhen ersetiget, spileten unnd sprüzten daß in die naßen
weiter gefaste waßer auf die
umbstehende leüth, daß ich auch zimlich naß worden. Dan ich mich dißer thier
hoch verwunderte unnd im schauen nicht der lezte sein wolt. Diße, wie
obgemelt, seind dem iungen kayßer presentiert worden.
Daß mänlein ist 200 iahr alt geweßen unnd sehr groß, ob deßen größe sich die Türckhen starckh verwundert unnd bezeügt, das sye niemall keinen solchen großen elephanten gesehen haben. Daß weiblein war bei etlich 90 iahren auch nicht so groß wie das mänlein. Sie haben vast 6 pf spang lange zändt gehabt, des mänleins aber einer etwas abgebrochen unnd mit meß eingefast, damit es ihm weiter nicht abbreche oder schade etc.
Ein halbe stund von Scutari ligt der fleckh Calcedon. Darin ein uhralte
kirchen, den Griechen zugehörig, in welcher das groß consilium ihm iahr
Christi under dem kayßer Martiano wider die schwermer ist gehalten worden.
Da ich einmahl mit unserem
Ligt hart an dem meer; ist vorzeiten, ehe Constantinopel erbaut, ein vornembe stadt geweßen unnd Procerastis, Campusa unnd Blindtstadt geheißen, weilen die anfänger unndt stiffter dißes orths im anfang nicht gesehen oder verstanden. Die schöne gelegenheit, da iezund Byzantium oder Constantinopl stehet, welche ersten von Pausania, Spartanorum duce, erbaut unndt Byzantium, volgents aber von dem kayßer Constantino Magno Constantinopolis, genendt worden. Die Türckhen nennens Stambolda, welches so vil alß ein große, [? weite] stadt bedeit. Ligt, wie oben mit mehreren gehort, an dem ungestimmen meer Curipo oder [...] etc.
So man von Constantinopel nach Scutari kombt, spüret man schon ein
merckhlichen underschied des landts unnd des volckhs, da nemlich die Asianer
wie alle orientalische völckher schwarz sein. Seind auch - 247 -
vil gröber unnd töller dan die eüropeischen
Türckhen.
Eß pflegen auch die orientalische völckher, so an dem meer wohnen, daß salz also zumachen: Sye graben an dem gstadt des meers ein weiten grueben, ungefahr eines mans tieff, darein richten sye daß waßer auß dem meer. Solches wirdt von hyz der sonnen zu guetem salz, dan wegen der hiz und gesalzene meer waßer ziecht sich oben auf das salz zusamen wie ein eyß. Da nimbt unnd schöpfft mans ab unnd also nach und nach biß das waßer in den gemachten grueben endtlich zu lauter salz wirdt etc.
Von nuzlicher wißenschafft der türkhischen zahl
So einer in Türckhey von galantherien oder sonsten waß wil einkauffen, - 248 -
1/١, 2/٢, 3/٣, 4/٤, 5/٥, 6/٦, 7/٧, 8/٨,
9/٩, 10/١٠, 11/١١, 12/١٢ ist ihme (wan er sich doch nit weiters auf
die sprach verlegen will) nichts nuzlichers, alß die erkhandtnus des
zehlens, dan die Iuden oder abgefalne Christen, die einem dolmätschen,
gemeniglich pflegen, ein gueten provit unnd gewin darbei zuhaben, dan sye
einem die wahr vil theürer, alß sye der kauffman büeth, ansagen, welches mir
auch geschehen. Aber weilen ich die zahl zuvor schon köndte unnd mich deßen
nit verlauten ließe, da hat mich die geringe zeit, so in erlehrnung der
selben zugebracht, nicht gereuet unnd mir umb etlich thaler nuz geweßen.
Bir: 1 ١, iki: 2 ٢, utsch: 3 ٣, dört: 4 ٵ, besch: 5 ٥, alti: 6 ٦, iedi: 7 ٧, sekis: 8 ٨, dokus: 9 ٩, on: 10 ١٠, onbir: 11 ١١, oniki: 12 ١٢, onutsch: 13, ondort: 14 etc.
Igermi: 20, igermibir: 21, igermiiki: 22 etc.
Otus: 30, kürck: 40, eli: 50, altmisch: 60, iedmisch: 70, sexen: 80, doxan: 90, ius: 100, birius: 101 etc., bin: 1.000 etc.
Von der Türckhen geltsorten unnd anderer münz
Waß die münz in Türckhey belanget, ist kein solche unrichtigkeit wie bei den Christen, da vonöthen wär, wan einer Türckh Teütschlandt oder Welschlandt reißet, daß er ein eignen dolmätsch mit sich führete, der ihme in allen orthen die münz zuerkhenen gebe, dan in Ungaren, in Böhaimb, in Österreich, in Elßaß unnd anderen orthen underschidliche münzen gibt. Hergegen in Türckhey kan man in einer viertel stund alle sorten khenen lehrnen.
Erstlich seind zu Constantinopel allerley ducaten giltig; item die thaler
halb unnd viertel. Den thaler nenen sye grosch, der gilt 80 asper oder
agschi, wie es die Türckhen nennen. Die münz aber, so in Türckhei gemacht
wirdt, seind lauter pur silber, darunder - 250 -
keine
andere metal, wie bey unß gemischt werden, so zu 10, 5, biß in 2 und ein
asper gelten. So haben sie allein kleine viereckhende, kupfferne mangur,
deren 8 ein asper gelten und bißweilen solche den armen leüthen
außtheilen.
Eß pflegen die Türckhen keine bildnußen, wie andere völckher vor alters unnd auch ieziger zeit bey den Christen breüchig, auf die münz zustempffen, da ihr alcoran gestat weder auf der münz oder in andere weg keine bildnußen, darumb auf beeden seiten ein türckhische schrifft diß inhalts: daarb elmassar, saheb les vilnassar, daß ist ein schlag des sigs des herren der ehren; auf der anderen seiten: sultan Mehemet bein Ibrahim, chanas nufru durub Constantinopl, daß ist sultan Mehemet, Ibrahims sohn, deßen sieg geehrt werd, geschlagen zu Constantinopel.
- 251 -Die übrigen sorten, darauf bildnußen gestämpfft, nenen die Türckhen giaur mangur, das ist der unglaubigen gelt.
Von der Türckhen bekandtnuß von Gott
Die 3 völckher, Christen, Iuden unnd Türckhen werden von den Machometaneren,
so vil ihr religion belangt, solcher gestalt underschiden: Sye sagen, daß
diße drey volckher ihr religion von Godt haben empfangen. Moses hab den
Iuden daß gesaz übergeben unnd befohlen, weilen es aber zu streng, also das
den Iuden unmüglich, demselben völligen gehorsamb zu leisten. Wiewoll es
Gott lange zeit mit ihnen vergeblich versuecht, sey er lezlich verursacht
worden, solches gesaz auffzuheben unnd zu milteren. Durch die lehr unnd
evangelia Christi, obwohlen - 252 -
auch in dem
evangelio von Christo sehr schwere artickl unnd last, welche wider die natur
seind, aufferlegt worden, alß den feind lieben, für die vervolger bitten,
sich vor bößen lüsten hüeten, im creüz gedultig sein etc., derohalben habe
Gott Christum erwegt, die lehr des evangelii in die welt zu bringen
befohlen. Alß aber die welt solche sanffte lehr auch verachtet, hab Gott ein
andere lehr nothwendig mit den menschen müeßen fürnemben, die nicht so
streng wie Moysis lehr, unnd nicht so sanfft wie Christi lehr, sonderen die
das mitel hielt unnd welche lehr auß den vorigen beeden zusammen gemacht
wehre. Dieselbe wirdt genandt curan oder alcuran, daß ist Gottes gesaz. Unnd
dißen curan habe Gott dem vortrefflichen begamber oder propheten Machomet
übergeben und - 253 -
vertrauth, in der welt selbigen
außzubreiten, die verächter aber deßelben mit schwerd unnd allerley
grausamkeit auf das eüßerist zu vervolgen.
Von Gott dem almächtigen lehren unnd halten sye also: es sey ein einiger Gott, der seines gleichen nit hab unnd sey ein heiliges weßen, allmächtig, unbegreifflich, er hab alles sichtbares unnd unsichtbares erschaffen.
Sye sagen, Christus seye nicht Gottes sohn; er sey ein geist von himmel
kommen, geboren durch Maria Anna, durch verkündigung des engel Gabriels. Alß
aber die Maria Anna dan ohne einen man schwanger worden, haben die Iuden
durcheinander beschloßen, sye desthalben zu straffen alß eine, die ihr
iunckhfreuliche ehr vergeßen. Sye aber habe zu ihrer entschuldigung - 254 -
fürgewendt, daß sye auß anzeigung eines engels
were schwanger worden. Alß aber mit dißer gethanen entschuldigung die Iuden
sich nit wolten laßen ersetigen, seye ihr der engel widerumb erschinen, sye
soll nur getröst sein unnd auf ihren sohn, den sye im leib trage, berueffen.
Derselbe werde sye genugsam wider der gottloßen Iuden lästerung erräthen.
Disen rath habe sie gevolgt, seye auch hinfiro nimmermehr von ihnen
angefochten worden. Nicht lang nach dißem habe sye ihren sohn zu Behitolah,
das ist Bethlehem, geboren, 600 iahr vor dem propheten Machomet, alß
Chirdeus damahl im iüdischen lannd regiert. Dan gleich wie wir von Christi
gebürth, zehlen auch die Türckhen von der geburt des Machomets, pflegen ihre
iahrzahlen zumachen unnd ist iezo 1.000 unnd 50 iahr, das Machomet geboren
worden.
Nachdem nun Christus zu seinen iahren kommen, hab er firgeben, er sey ein
geistliche, himmlische geburth, wider den algemeinen lauff der natur ohne
ein man erzeüget. Dahero habe er große ungust unnd feindschafft von den
Iuden auf sich geladen, daß sye ihn für einen unehlichen sohn haben
gehalten. Derohalben sye alßbald angefangen zuberathschlagen, wie sye ihn
umb das leben bringen möchten. Dißer ihr anschlag habe auch eines theils
nicht gefählt, dan er sey ihnen in ihre händ kommen durch verrätherey Iudae
Iscariots. Alß sye aber ihn zutöden gedachten, habe ihn Gott auß ihren
händen verzugt unnd dan an sein stadt Iudam gestellt, welchen Gott mit dem
ansehen unnd gestalt Christi angethan. Dißer Iudas unnd vermeinte Christus
sey von ihnen verklagt und - 256 -
zum todt des creüzes
verurtheilt worden, doch sei er nit von dem todt aufferstanden unnd habe
also Iudas den gebührenden lohn für sein verrätherey empfangen.
Alß aber nach dißen geschichten 40 tag verloffen, habe sich Christus widerumb
sehen laßen unnd seye gen himmel gefahren. Sein anhang unnd an Christum
glaubende zur selbigen zeit wie auch die Christen noch heütiges tags seyen
in diße meinung gerathen, das sye glauben, Christus seye getödt worden unnd
vom todten widerumb auferstanden. Vor seiner himmelfahrt habe er 11 seiner
iünger oder diener abgefertiget, sein lehr unnd evangelia an allen orthen
der welt außzubreiten. Die vergehende zeit habe Christus zuegebracht mit
lehren unnd predigen, er habe auch große wunderzeichen gethan, teüffel
außgetriben, - 257 -
todten aufferwegt, allerlai
kranckheiten geheilet etc., unnd in der iugent habe er auß laim kleine
vögellein gemacht und darmit die zeit vertriben.
Sye sagen auch alle propheten, von Adam anen biß auf ihren propheten Machomet, guete unnd böße, sollen an der zahl geweßt sein zehnmahl 124.000.
Eß hat auf ein zeit ihr türckhischer mufti oder pabst gesagt, ein ieder, der
an Gott glaube unnd sich gegen dem selbigen etwas wenigs der empfangen
guthaten danckhbar erzeige, er habe gleich einen glauben was er wolle, so
könne er seelig werden, dan Gott wolle nit den todt des sünders, sonder daß
er lebe in dem anderen, ewigen leben unnd habe underschidliche orth
bestehlt, in welche er eines der verstorbnen Türckhen, an das ander - 258 -
der Christen unnd in das drit der Iuden unnd in
das vierd andere seelen nach dem todt zuthun pflege. Am iüngsten tag aber,
wan die welt wirdt geurtheilt, werde Gott in gemelten bestelten orthen mit
einer großen ruethen herumb gehen, alle herauß unnd durcheinander iagen,
darnach erbärmlich einen sowohl alß den anderen schlagen unnd straffen unnd
Gott werde sagen: Weil ihr euch auf der welt nit habt könen vergleichen,
wil ich euch aniezo mit dißer straff vergleichen. Unnd wan er sye genugsam
geschlagen, werde er alle mitnander in den himmel hinein treiben, da sye
sich mitnander auf das freündtlichest vergleichen unnd darnach in gröster
einigkeit ewiglich alle zu gleich in freuden leben werden.
Von ankunfft deß propheten Machomets
Von ihres falschen propheten Machomets ankhunfft sprechen sye, er seye von vornemben elteren zu Mecha im glückhseeligen Arabia gebohren. Er habe bey 40 iahr sein leben zuegebracht mit kauffmanschafft, da seye ihme auf ein zeit der engel Gabriel (auf den die Türckhen vil halten) erschinen. Der habe ihn zu einem propheten unnd diener Gottes bestelt unnd das heilige buech, den alcoran, übergeben. Auch ihn zumahl mit großer weißheit begabt, daß er alle geheimnußen im curan verstehen köndte. Im iahr nach Christi geburth 630, im 19. iahr der regierung des kayßers Heraclii, ist Machomet, das teufflische monstrum, gebohren worden.
- 260 -Sye sagen, er seye bey Gott in großem ansehen geweßen, habe offt mit Gott von wichtigen sachen geredt unnd wan er seines volckhs halb mit Godt berathschlaget unnd gefragt worden, wie daßelbige sich gegen seiner lehr verhalte, habe er alzeit das best geredt. Er habe neben unnd nach ihm gehabt 40.000 propheten unndt iünger unnd er habe gelehrt 23 iahr, seye eines natürlichen todts gestorben unnd zu Medina in Arabia Petraea begraben worden etc.
Ferners sagen die Türckhen durch die lehr ihres propheten, das im himmel nit
vatter, sohn und heilliger geist seye, sonderen Gott sey einig allein unnd
habe kein sohn, weilen er kein weib niemahlen gehabt, dan so Gott ein weib
unnd sohn hette, würde also Gott nit allein die welt regieren, sondern mit sambt dem weib
- 261 -
unnd dem sohn regieren solte. So wurde auch
under ihnen ein uneinigkheit unnd widerwill der regierung entstehen, dan der
vatter möchte ein sach vornemen, die dem sohn unnd der mutter zuwider wehre,
unnd hergegen möcht der sohn unnd die muetter etwas tentieren, daß dem
vatter mißfiele. In dißem wehrenden streit und hader würde die regierung der
welt an ein nagel gehänckht unnd wehre die welt schon vor etlich 1.000
iahren zugrund gangen; unnd weilen sich die 2 besten freünd wegen 2 offt 1 einer geringen ursach
zerkriegen, also köndte so lange iahr auch geschehen, unnd die freindschafft
kein steten stand haben. Seye derohalben nur ein Gott allein unnd habe noch
vatter, noch sohn, noch weib, noch muedter, sondern sey allein Gott unnd
regiere die welt nach seinem gefallen.
Von der Türckhen gottesdienst unnd manier im betten
Die geistliche und andere andächtige Türckhen pflägen bißweilen alle tag 5 mahl zubesuechen, alda sye dan ihr gebedt verrichten unnd ihr angesicht nach Mecha zur begräbnus Machomets wenden, gleichwie vorzeiten die Iuden alzeit daß angesicht nach Ierusalem, da der tempel war, gewendt haben, damit das gebett desto kräfftiger seye. Solches bilden ihnen die Türckhen auch ein.
In ihrem Gotts dienst brauchen sye vil waschens, gleich wie bey dem
levitischen Gotts dienst vorzeiten breüchig war (exodus 40). Also waschen
sich die Türckhen an dem angesicht, die arm biß an die elenbogen, an
heimlichen orthen unnd auch die füeß, dan ungewaschen - unpaginiert -
Die Zeichnung zeigt vier Personen mit Turbanen in einer
Moschee, die ihr Gebet verrichten.
Abbildung: Der Türckhen arth ihm betten.
- unpaginiert -
Hier ist ein Portrait einer angeblich persischen Person zu sehen. Sie trägt Turban und Bart.
Abbildung: Gestalt eines Persianers.
- 263 -
keinem, bey großer sünd unnd straff, in den
tempel zugehen vergunt wirdt.
Die erste stundt zum gebedt ist, ehe der tag anbricht, wird genendt salach; die ander zue mittag vhile; die 3. zur vesperzeit chindi; die 4., so die sonen undergeht, acs; die 5. umb mitnacht iostna.
In der ersten bettzeit fallen sye virmal auf das angesicht zur erden, in der
anderen stund 10 mahl, in der 4. 8 mahl, in der fünfften fünfmahl, unnd so
offt sye auf daß angesicht den langen weg niderfallen, widerholen sye diß
gebett: O Gott, siche gnädiglich auf unß, deine knecht. Wils du unß etwas
befehlen, so wollen wir dir gehorsamb sein. Lehre unnß, herr, deine weeg
halten, daß wir nit in irthumb gerathen. Sye bitten auch Godt umb
verzeichung der - 264 -
sünden unnd umb zeitliche
wollfahrt unnd betten, das Godt die Christen und die nit des türckhischen
glaubens sein, zu erkhandtnus ihres glaubens bringen wolle. Sonderlich
betten sye auch, das Godt die christenheit nit wol laßen undereinander einig
werden, dan sye halten darfür, welches auch war ist, wan die Christen
undereinander selbst einig wehren, möchten sye von deren gewalt und macht
nicht bestehen.
Ehe sye sich aber zur kirchen versamblen, pflegt ein meschkin oder
türckhischer pfaff von dem kirchenthurn zu 4 orthen überlaut zuschreyen ein
spruch auß dem curan, dan sye ihrem gesaz nach keine glocken haben. Unnd an
ihrem Sabath, welcher auf unseren Freytag fählt, pflegen etwan 5 oder 10
solcher meschkin oder iunge studenten miteinander mit - 265 -
erhebter stim bey einer viertel stund auf dem thurn
zuschreien. Alßdan wirdt daß geschrey mit dißen worten beschloßen: Alla ikewar, la he la he illelah, veeschedu en la illahe
ille la, veschdu en Muhameden resullula, daß ist: Ich bekhen,
daß nur ein Godt sey unnd Machomet sein prophet, unnd schreien widerumb:
Haia alesselah, haio elelphala, daß
ist: Kombt hero, damit ihr aller forcht abkombt. Nach vollendtem geschrei
gehet vast iederman in die kirchen. In dem kirchhoff, in welchen alzeit auch
brünnen sein, waschen sie sich zuvor wie gemeld worden. Waß aber nicht in
die kirchen kombt, daß verricht sein gebett zu hauß.
Warumb die türckhischen weiber nicht in die kirchen dörffen
Die weibs bilder derffen in kein kirchen gehn, eß sey dan, das sye - 266 -
sehens halber, wan kein gottesdienst gehalten
wird, hinein kommen. Sye verrichten aber in den heußeren, wo sye wohnen,
allerdings ihr gebedt, wie die mäner in der kirchen pflegen, dan die
Türckhen halten nicht darfür, das die weiber seelig werden, oder so sye ieh
seelig werden, kommen sye in des himmels vorhoff oder vorhimmel, darin die
fromen aus den Christen verordnet seind. Die kirchen ist darumb den weiberen
verbodten, damit die mäner in anschauung derselben keine böße lust bekommen
unnd in ihrem gebet nit distrahirt werden, dan sye sagen, es sey unmüglich,
das einer ein schön weibs bild anschauen köne ohne begirligkeit des
fleisches. Darumben auch die türckhischen weibsbilder ganz verdegt im
gesicht hergen, daß keiner nit kan wißen, ob eine - 267 -
alt oder iung seye. Doch kann mans kaum ein wenig am
gang unnd händen unnd augen erkhennen, dan so sye unverdegt giengen, weren
sye von dißen ungeheüschen hunden nicht sicher auf den gaßen. Damit ich mich
aber nit länger mit den weiberen aufhalte, will ich wider zu der Türckhen
gebet schreiten. In deme komen die Türckhen allzumahl vast überein, daß sye
nicht wißen, waß sye bedten, dan all ihr gebedt unnd Gottes dienst
verrichten sye in arabischer sprach, die der hunderste nit verstehet, doch
erzeigen sye sich gar eifferig unnd andächtig, wie aller heüchler oder
gleüßer brauch ist.
Sye brauchen in ihrem gebet auch rosenkranz, die sye thesbisch nennen, daß
ist Gottes bekhandtnus. Ein solcher thesbisch wird in drey theil
underschieden. Ieder theil hat 30 ringlein oder kügellein unnd lautet die
erste ordnung also: - 268 -
Suub han alla, welches sye 30 mahl repetiren, daß heist ein
unbegreifflicher Gott. Der ander lauth: Elhem du
lila hi, wir sagen dir dankch. Der 3.: Alla ikewer, Gott du bist allmächtig. Sie pflegen Gott keinen
vadter zunenen, dan sye sprechen, dißer nam sey den ehren Gottes zue gering,
weilen er unß nit wie ein natürlicher vadter erzeügt, dan wir seyen auf
dißer erden nit wirdig, das wir kinder Gottes genendt werden. Unnd weilen er
kein weib gehabt, sey er auch nicht unser vadter, sondern Adam. Man solle
Gott solche titel geben, die seiner maystet gemäß sein, alß heilliger,
gerechter, allmächtiger etc.
Von den ubrigen puncten des gebets Christi halten sye also, daß diße bit sol
außgelaßen werden: zukomme unß dein reich, dan Gott hersche ohne diß in - 269 -
allen orthen über unß. Vergib unß unser schuld,
das seye gar recht, der ander zusaz aber, alß wie vergeben, gehöre nicht
daher, dan diß heiß, Gott dem allmächtigen maß und ordnung fürschreiben. Er
wiße woll, waß er thun solle. Im täglichen brodt soll man allein geistliche
seelen speiß unnd erkhandtnuß Gottes verstehn, dan Gott gebe die zeitliche
narung ohne unser begehren allen creaturen, unnd Gott müeße unnd seye
schuldig, den menschen zuernähren, weilen er ihn erschaffen. Dahero sye auch
kein gebett vor oder nach dem eßen zusprechen pflegen. Sie prangen mit ihrem
gebett unnd roßenkränzen auf öffentlicher gaßen unnd straßen. Wan sye
uberland reißen unnd ihr bettstund zu sein - 270 -
vermeinen, steigen sye im freyen feld ab dem pferdt, führen auch waßer mit
sich, thun sich waschen unnd verrichten ihr gebedt. Die seind rechte
gleißner, ihr äußerliche andacht, schein unnd wandel hat ein solches frombes
ansehen, das kein wunder ist, daß so vil leüth verführt unnd betrogen werden
etc.
Zum endt des gebetts pflegen sye auf beede seithen starckh umb zusehen.
Darnach sezen sye nider, sprechen slunge
slunge bey 40 oder mehr mahlen. Sie grießen unnd favorisieren
den beeden englen, dem gueten unnd bößen genio. Der guete, wie sye
vermeinen, stehe zu der linckhen, der böße aber zu der rechten. Zur linckhen
reden sye den guten engel, alß wan er da stunde, mit freindlichen worten
ahn, sprechendt: allahe illela. Darnach
wenden - 271 -
sye das angesicht gegen der rechten und
widerholen diße wort: allahe ille la, aber
ganz ungestim unnd schnarchendt, alß wan sye den bößen engel wolten an den
halß schlagen. Daß widerholen sye offter mahl. Ich hab in der hinein reiß zu
Ponte Piculo an ihrem Sontag oder Sabath solchem ihrem gebett unnd
gauckhelwerckh zugeschaut unnd alß sie nach gewohnheit ihres gebets also
türmisch unnd zörnig etlich nach einander umbschauten, vermeinte ich nicht
anderist, alß es gienge mich an unnd gieng auch gleich darauf zum tempel
hinauß. Uber etlich tag hernach hab ich erst gemerckht unnd verstanden, das
ich betrogen sey worden in meiner meinung, und solches umbschauen bey ihnen
breüchig sey, damit sye dan auch ihr gebett endet.
So baldt sye das gebett anfangen, greiffen sye mit beyden daumenfingeren an
die ohren, gleich wie die Teütschen einem - 272 -
den
narren stechen. Darmit wollen sye anzeigen, das sye nichts irdisches hören,
sonder Gott allein die ohren öffnen unnd ihme aufmerckhen. Zum anderen
steckhen sye beyde daumen under die girtel vorn werz und neigen sich ein
wenig. Zum driten buckhen sye sich unnd greiffen an die knie. Zum vierdten
sizen sie nider, das sye auf den versen oder waden sizen. Zum 5. fahren sye
mit den händten über das angesicht unnd bart, zum 6. legen sye sich nach der
lengst auf das angesicht etc.
In ihrer kirchen ist kein stuel, sonderen vast alles lähr. Der boden ist mit
däckhen von rohr gemacht bedegt, darauf mehrentheil tapecerien ligen. Kein
gemähl oder bildnus findt man nicht darin, sonderen vil lämpen hängen an
langen unnd runden eißenen stangen von dem - 273 -
gewölb herab, 2 manß hoch von der erd. Alzeit zwischen 2 oder 3 amplen ist
ein straußen ey oder ein gläßerne spiegel kugel. Dise spiegel kugel ist auch
ein stuckh des Gotts dienst, in deren sye sich beschauen unnd Godt für ihr
leib unnd leben danckhen. In und außwendig an den wänden sicht man
gemeiniglich sehr grose arabische buchstaben unnd auch schrifften diß
inhalts: La he la he illela Mahomeden
resullula etc., das ist: Gott ist Gott unnd Machomet sein
prophet. In der kirchen ist auch wie ein kanzel und etlich staffel, da man
hinauf gehet. Unnd gehet bißweilen der pfaf ein staffel hinauf, bißweilen
wider herunder; waß es bedeüt, hab ich nicht erfahren könen. Wan einer zu
spat in die kirchen kombt unnd hat der anderen anfang versaumbt, fangt er
ein be - 274 -
sonders an, last die anderen
in ihrer gauckhlerey fortfahren unnd macht seine fechters boßen besonder,
unnd so einer den geringsten actum, so nicht zum gebett erfordert, begeht,
alß so er in dem kopff krazte oder ein lüftel von ihm gieng, muß er zu der
kirch hinauß sich widerumb waschen unnd widerumb von neuem anfangen. Dan sye
sagen, wan einer mit einem bassa etwas reden müeße, erzeige er sich so
gravitetisch, alß er ihmer könne, unnd vil mehr solches sol er vor Gott,
seinem erschaffer, thun.
Von der Türckhen arth in der predig
Auf alle Dschumadion, daß ist der Freitag, ihr Sabath, pflegen die muderi
(die seind doctores der rechten und der heiligen schrifft zugleich) nach
gehaltnem gebett in einer - 275 -
vornemben kirch ein predig zuhalten, in welcher sye under anderen die
himmlische freuden dem wollust der weiber vergleichen, dan sye melden, eß
seyen vil schöne weiber in dem himmel. Die seyen von weiblicher blodigkeit
unnd unreinigkeit unbeflägt. Die haben auch grosse augen, da werde des
fleischlichen wollusts kein endt noch auffhören sein unnd sich weib unnd man
ohne underlaß miteinander erlustigen werden und einer iede nach seinem
belieben brauchen könne etc.
Unnd die prediger melden, das nach lauth ihres propheten Machomets die Türckhen werden am iüngsten tag alle zu der linckhen seiten gestelt werden, dahero sye die linckh wie wir die recht seiten halten unnd sagen, ihr prophet werde alle straßen der welt an dem iüngsten tag
- 276 -umbreiten und die seiner lehr gevolgt mit sich in das himmelreich führen. Dahero sye auch ihre begräbnußen mehrentheil an der straßen haben. Der prediger zeigt den zuhöreren den bloßen säbel auf der canzel, damit die zuhörer aufzumundteren, das sye die widersprächer unnd verächter dißer lehr mit dem schwerdt vervolgen sollen unnd daß ein ieder Musserman oder Türckh sein leben für dise lehr laßen solle unnd sich vor dem bloßen säbel nit entsezen.
Von der Türckhen beschneidung
Weilen der Türckhen glauben oder alcoran voller falschheit unnd lügen ist,
also haben sye solches in ihrer beschneidung; auch in deme sye vermelden,
alß Adam in dem paradeiß ganz nackhend - 277 -
ohne
rockh herumb gienge, unnd alß er sich allenthalben an dem nackhenden leib
beschauet unnd sich ob der göttlichen weißheit an seinem leib verwundert,
wie das alle glider so ordenlich proportioniert, unnd alß er sein manlich
glied der geilheit warnamme unnd deßen arth woll verstunde, ist er in solche
sorg unnd angst gerathen, das er sich gefürcht, diß glid möcht ihme mitler
zeit zuschanden machen, das er sich villeicht mit muethwillen möcht
vergreiffen, da habe er sich gleich entschloßen, solches glid von dem leib
ganz hinwegzuschneiden unnd künftiger schmach oder schand vorzukommen. Alß
er nun das meßer an das glid gesezt, seye Gabriel, der engell, kommen (den
sye für ein botten Gottes halten), habe ihn an seinem vornemben verhindert
- 278 -
unnd gesagt, weilen er ieh Godt ein
wollgefahlen will erzeigen mit todtung der fleischlichen begirden, so soll
er daß heimlich glied ein wenig beschneiden, daß es so vil sey, alß hette er
es gleich gar hinweggeschniten. Dan, so er es gar hinweg schneiden thete,
wurde er seinen samen nit außbreiten unnd keine nachkömling erzeügen könen,
und Nota benemüeste Gott einen anderen erschaffen,
der mit hilff der Eva das menschliche geschlecht mährete. Hier ist
augenscheinlich zusehen, wie der teüfflische prophet Machomet die seinigen
mit närrischen fablen underweist unnd betriegt etc.
Sye beschneiden die knäblein nit am achten tag wie die Iuden, sonderen sonder im 5., 6., unnd 7en iahr. Diß pflegt ein
balbierer zuverichten. Eß werden auch mehrentheil zwen oder - 279 -
drey miteinander beschnidten. Man beklaidt die
knäblein, so ein wenig reich, in lauter gold oder silber stuckh, sezt sye
auf wollgeschmuckhte pferd. Sye reiten auch zu ihren freinden auf den gaßen
herumb, empfangen von den selben guete verehrungen. Darnach reiten sye in
den tempel, daß der knab darselbst sein bekhandtnus thue. Dan sie sprechen:
Ich glaub, das Gott Gott sey unnd Machomet sein prophet unnd apostel seye.
Darmit wirdt er ein Mußerman, ein kind unnd erb des ewigen lebens (wan ihn
anderst der teüffel nit haben will). Alßdan gehn die freünd unndt nachtbaren
zu des kindts hauß, alda ihnen ein köstliche mahlzeit gehalten wird.
Die kinder empfangen den nammen - 280 -
nit in der
beschneidung, sonderen gleich wan sye geboren werden. Solche namen seind
vast alle auß der bibel – nach ihr sprach etwas verkhert: Ramedan heißt
Adam, Ibrahim Abraham, Iacut Iacob, Iusuph Ioseph, Daut Daniel, Soliman
Salomon, Mustapha Stephan etc.
Die töchteren aber seind an stadt der beschneidung schuldig, die ieztgedachte glaubensbekandtnus zuthun – wie die knaben – mit aufgeregtem daumen finger, mit welchem sye den ayd erstadten. Dan ihren ayd schweren sie nur (wie in dißem buch am […] blat zusehen) mit einem finger unndt empfangen auch ihre namen gleich nach der geburth.
Von der Tückhen fasten
Ihr fasten wirdt genandt Ramezan - unpaginiert -
Auf dem Bild sind zwei gegenüberliegende Moscheen zu sehen.
Zwischen ihren Minaretten ist ein mit Lampen behängtes Seil
angebracht. Dahinter sind Häuser dargestellt.
Abbildung: Thürn, so in der türckhischen fasten mit den amplen
umbhenckht werden.
- unpaginiert -
Im Vordergrund ist ein Elephant mit bewaffneten Soldaten in
einer Art Sattel zu sehen, im Hintergrund zwei antike,
tempelähnliche Bauwerke sowie ein Kamel und ein weiterer
Elephant.
- 281 -
unnd ist auf kein gewiße zeit des iahres
angestelt, sonderen, so sye diß iahr im Ianuarium, volgt sye daß andere im
Februarium unndt also forth forth unnd wehret 30 tag. Sye fasten den ganzen
tag, eßen oder trinckhen nichts, biß die stern am himmel sich sehen laßen.
Alßdan praßen unnd schlemmen sye die ganze nacht durch und durch, biß die
stern wider an dem himmel erlöschen. Unnd sye leben nie herlicher alß in der
fasten, gehn fleißig in die kirchen, geben auch almußen, da ist alßdan ein
ieder schalckh from. Die alten weiber, kinder unnd kranckhe seind nicht
verbunden zu fasten.
Die ganze nacht hängt man an den kränzen oder umbgängen der kirchthürnen vil
lampen in holz eingemacht, daß der schein doch klar herauß geht. Etlich mehr
- 282 -
auch laßen sye von einem thurn zu dem
nechsten anderen ein seil gehn. An daß selbig knipffen sye andere strickh,
daran lampen gehenckht sein, unndt machens durch hin und wider ziehung der
strickh, das es iezt einem volmon biß weilen dem abnemenden mond unnd
anderen formen gleich ist etc.
Solcher lampen seind etwan auf einem vornemben thurn bey 200 aufgehenckht
unnd seind mehr dan 1.000 meschgit oder tempel in Constantinopel, unnd auf
iedem etlich solcher brennenden lampen. Dißes gibt ein wunderlichen schein
von sich unnd alß wir solches wargenommen, ist unß die ganze statt unnd
revier herumb nichts anderst alß wie ein lauter feuer oder sternen fürkomben. Sie
pflegen auch in der fasten zu der nacht den armen leüthen etwas
mitzutheilen, - 283 -
wie auch den hundten, daran vil
1.000 in Constantinopel, unnd keine herren haben, sonderen sich auf den
bläzen unnd gaßen heiffig hin unnd wider aufhalten. Unnd sye haltens für ein
große sünd, wan einer ein hund schlagt oder ein wenig stöst, wil geschweigen
gar erschlägt, unnd pflegen die vornemben herren unnd gemeinen Türckhen den
ligenden hunden auf den gaßen ehender außzuweichen dan einem Christen.
Die geben in ihrer
fasten dißen hunden fleisch, brot, reiß unnd andere speißen, vermeinen mit
dißen almußen Godt dardurch ein groß wollgefahlen zumachen unnd wan die hund
einander beißen, lauffen sye hinzu und wehren ab.
Zu dißem geben sye den kazen auch almußen, dan bey dem stifft sultan Mehemet
Ieni pflegen alweg umb vesperzeit 50 oder 60 elender kazen zusammen
zukommen. Denen werffen - 284 -
die Türckhen, so auf
dem blaz vorhanden, etliche brockhen fleisch oder gebratne leber, für die
man ein kleinen spißlein herumb trägt. Diß wirdt bey ihnen für ein überauß
groß almußen geacht unnd empfangen die hund unnd kazen also solches mit
höchster begird aber schlechten danckhsagung.
Mancher kaufft ein vögellein auß einem vogelhaüßl oder käffig, last es darnach fliegen, vermeinend, er habe Gott dardurch ein sonderbaren dienst erzeigt, weilen er einen gefangenen loßgelaßen. Solche unnd dergleichen narren glauben seind bei ihnen hochgeacht, in dem sye ein klein vögellein loßlaßen und hergegen vil 1.000 Christen in strenger dienstbarkheit unnd rauher gefänckhnus halten. Mit einem wort, sye seind rechte glaißner unnd thun alles nach dem eüßerlichen schein etc.
Von der Türckhen heürath oder hochzeitt etc.
Wan ein lediger gesehl eine iunckhfrau heürathen will, halth er bey dero vadter umb die tochter ahn, unangesehn er die begehrte iunckhfrau im angesicht nie mahlen gesehen hat, oder, so er sye gesehen, ist solches gleichsamb in einem augenbläckh geschehen, dan sye tragen schwarze, durchscheinende härner diechlein, oder das angesicht ist mit einem weißen schlayer verdegt, das man ihrer weiter nichts alß die augen sehen kan. Unndt weis der anhalter im ubrigen nicht wie sye weiters formiert ist, unnd thuet also mancher ein blinden kauff, in dem er waß schönes zubekommen verlangt unnd hernach mit einer schandlichen weitmaulenden schlampen außgezahlt wirdt.
- 286 -So die tochter dem breitigamb oder werber zusagt, alßdan wirdt die hochzeit
ernandt unnd angestehlt, da versamblet sich beederseits die freündschafft,
man und weib, alles zu pferdt. Die weiber haben keine weibersätel wie in
Teütschlandt, sonderen reiten daher alß wie die mannen, mit köstlichem
geschmuckh unnd kleideren angethan, welche sye wie auch in Franckhreich unnd
Schweizerlandt breüchig, entlehnen, so sye solche nicht selbst vermögen. Die
seind mehrentheils von lauter goldt oder silberstuckh, atlas, samet unnd
daffet. Wan nun alle
zugleich gegenwertig, pflegt der breitigamb erstlich, so es ein vornembe
hochzeit, 30 oder 40 eßel in der braut behaußung abzufertigen, ihren
haußrath, sonderlich die klaider unnd andere zur hoffart dienende sachen - unpaginiert -
Im Vordergrund ist eine auf einem Teppich sitzende Frauenfigur,
im Hintergrund sind verzierte Fenster zu sehen.
Abbildung: Ein vornembe Türckhin in ihrem hauß sizendt.
- unpaginiert -
Im Bildvordergrund befindet sich eine Frauenfigur, links im
Hintergrund eine Windmühle, rechts ist eine Häusergruppe zu
sehen.
Abbildung: Ein türckhische iunckhfrau etc.
- 287 -
darauf zuladen. Die eßel seind mit halßbanden
unnd vilen schellen gezihrt, damit es ein groß geschell auf der gaßen gebe,
in meinung, dem bedtel ein ansehen zumachen, so man die sachen köndte auf 5
oder 6 eßel führen, brauchen sye 20 oder mehr, darumb müeßen die eßel der
reichtumb ein groß ansehen machen unnd das werckh helffen zieren. Eß wirdt
auch der braut unnd ihren versambleten gästen unnd freünden durch etliche
iunge knaben von des breitigambs behaußung vil confect unnd schöne, von
weißem wachs gemachte schaueßen vorgetragen, darzu ist auch zuvor in der
braut hauß vil confect unnd schleckhbißel zuegericht. Da sezen sich die
weiber in ein absonderlich gemach mit geschrenckhten füeßen auf den schenen,
aufgebreiten tebich zusammen unnd eßen von dem ihnen - 288 -
aufgesezten confect. da
In deme sye sich nun
ersetiget, faßen sye von dem überblibnen die fazenet oder diechel wol an
unnd tragens mit sich hinweg.
Endtlich kombt auch der breitigamb die braut zubeglaiten mit seiner seits geladnen gästen hergeridten. Da sezt sich iederman zu roß, etliche weibspersohnen sizen in roth bedegten kobelwägen mit grünen schnüren, hinden und vornen verbunden, an welchen die hinderen räder vil höcher seind dan die forderen.
Alßbalden wirdt die braut in des breitigambs hauß ganz stadtlich unnd herlich begleitet, under einem seidenen, rotten himmel reitend verdegt, alda im hauß ein malzeit zubereit nach ihrer arth wie oben am […] blat gemeldt. Den reiß nenen sye briesch, coin schaff, dus salz, sai schmalz, eet fleisch, su waßer, scharap wein, eckmeck brot und ander etc.
Der braut tragen nach zwen knaben ein schenen, großen wächßenen buschen von allerlei bluemen artig formieret.
- 290 -Kein dannz wirdt anderst bey ihnen nit gehalten, dan die Türckhen hieltens für ein spodt unnd eifferten starckh, wan ein man mit des anderen weib wie im Teütschlandt danzen thäte, dan sye sagen, das danzen sey ein große anleitung unzimlicher, unkeüscher liebe.
Die weiber sizen allein unnd haben ihr besondere music, in ieder handt 2 hölzlein, solche regieren sie mit schnellem greiffen und kläperen, gauckhlen mit denselben mit außgestregten armen herumb; ihrer zwo oder drey drethen also gegen einander mit üpiger, leichtfertiger bewegung des leibs, singen underschidliche, unzüchtige hurren lieder darein. Ein andere instrument, einer reiter gleich, brauchen sye, auch die mit pergament überzogen, darin breite meßing spangen unnd sehr laut klampert.
- 291 -Die manen sizen auch allein unnd brauchen in gemein des türckhischen feldtspils, von welchem im ersten buch am […] blat mehrers gemeldt ist.
Wan das nachtmahl für über, welches sich weit in die nacht verweilt, da nemen die gäst ihren abschied vom breitigamb. Dißer verfüegt sich in sein gewehnliche kammer, welche mit geligeren bolsteren, tebichen stadtlich zuberait ist. Alßbaldt wirdt durch etliche weiber, der braut besten gespile, die braut in gedachte des breitigambs kammer mit vilen scherz- unnd schimpffreden gestoßen. Endtlich gehet iederman zuhauß unnd wird die hochzeit damit vollendet.
Die braut bringt ihrem breitigamb nichts anders von heürath gueth unnd
ehesteür zu, dan ihren leib. Die kleider, haußrat unnd weiber geschmuckh muß
er mit gelt bey dem schwer lößen, sonst - 292 -
werden
sye ihme nicht ervolgt.
Unnd waß die ehescheidung belangt, wan er sye ein lange zeit gehabt und sye ihm mißfählt, laßt er sich durch den stadtrichter oder cadi, so die macht haben, scheiden, welches doch ohne große wichtige ursach nicht geschicht; dan nimbt das geschieden weib ihren zugebrachten schmuckh unnd kleinodien, der man aber mueß sein gelt hinden laßen, damit er die kleider und kleinot von seinem schwäher erkaufft hat. So sye dan in wehrender ehe haben kinder gezeügt, behält der man die knäblein, das weib aber die töchterlein. Die andere weiber, so ein Türckh über eine nimbt, alß 3, 4, 5, oder mehr, braucht er kein ceremoni unnd müeßen dem rechten weib, so er offentlich geheürath, underthenig sein, dan der man die anderen (wan sein recht weib etwan nicht recht gesund oder sonsten ein mangel hat) zubrauchen pflegt.
- 293 -So ein hochzeit gehalten wirdt, hat khain priester damit zuthun, der sie einsegne oder einige ceremonien verricht. Sye komen auch nicht in die kirchen, wie bey den Christen breüchlich etc.
Gleich wie die Türckhen in der kleidung des leibs überflißig unnd prächtig sein, also seind sie mit anderem nothwendigen haußrath unnd dergleichen übel versehen.
Weilen ich mich lang mit der hochzeit aufgehalten, will ich endtlich auch recht schauen, waß die weiber machen.
Von den türckhischen weibern
Gleich wie Cicero an einem orth von den Römeren sagt: Nos Romani omnibus hominibus dominamur, nobis autem mulieres.
Das ist: Wir Römer herschen über - 294 -
iederman, aber
die weiber herschen über unß. Eben also ist es mit den Türckhen auch
beschaffen, das die ganze welt vor ihrem gewalt erschrickht unnd hergegen
förchten sye sich vor ihren weibern unnd seind rechte haußnarren, pflegen
tag und nacht mit den weiberen ihren muethwillen volzubringen unnd ergebe
sich ihnen, das sye gleichsam ihre sclaven sein müeßen. Sye zwingen die
natur zu fleischlichen wollüsten unnd damit sye den weiberen genugsam
obligen, brauchen sie mitel, die ich zu verhuetung einer ärgernus nit melde
etc. Die mäner schaffen den weiberen von ihrer besoldung alles in das hauß,
die weiber aber seind dem mießiggang ganz ergeben, fahren zu 6., 10., oder
mehr rothweiß ohne ihre mäner auf dem meer, spazieren oder gehn in der stadt
herumb.
Hier befinden zwei übereinander angeordnete Darstellungen. Beide zeigen jeweils
drei Frauenfiguren in unterschiedlichen Trachten.
Abbildung: Underschidliche türckhische weibspersohnen.
Im Vordergrund sind zwei auf einem Teppich sitzende Frauen, im
Hintergrund Meer mit darauf segelnden Schiffen sowie ein Ausschnitt
eines Hauses zu sehen.
Abbildung: Türckhische weiber, wie die in dem hauß sizen auf der
erden mit geschrengten füeßen.
Unnd in das bad, in dem volbringen sye mit den worten oder bißweilen auch mit dem sodomitischen oder natürlichen werckh ihren muethwillen, dan es darff auß befelch ihres gesazes kein weib bey ihrem man schlaffen, sie habe sich dan zuvor in dem bad oder sonsten zu hauß gereiniget unnd gewaschen. Unnd wan eine oder mehr zur nacht von dem mann beschlaffen worden, muß sye in der früe widerumb in das bad gehn unnd sich nach gewohnheit an dem leib sauber waschen. Solches thun auch die mäner. Dahero seind die bäder tag und nacht eingeheizt und offen unnd seind für die manen und für die weiber auch besondere bäder.
Die türckhischen weiber wißen nichts, waß haußhalten ist unnd halten vil
christliche sclavin oder dienstmägdt, die sie, wie oben am [...] blat, auf dem marckh
kauffen. - 296 -
Mit dißen prangen sye auf den gaßen
herumb, unnd welche vil dergleichen sclavin hat, für ein vornembe, reiche
frau gehalten wirdt. Unnd eine gemeine bürgers frau wirdt 3, 4, oder mehr
sclavin haben, deren eine mehr an einem tag arbeiten thuet alß ein Türckhin
in 4 oder 5 tägen. Die Türckhinnen thun anderst nichts, alß das sye leinwat,
hemeter, schleyer unnd dergleichen waschen unnd mit den kinderen umbgehn
oder bißweilen auch fazenetlein mit gold, silber und seidenen blumen
außnähen. Sye erhalten sich von ihrer männer besoldung, die er von dem
kayßer hat oder waß er täglich mit seiner handtarbeit gewint, das
verschwenden sye mit der hoffart. Mit dem eßen halten sye sich sparsam, aber
in der kleidung seindt sye uberdiemaßen stolz und aufblaßen unnd mueß ein
armes weib sein, - 297 -
die nicht in seiden oder
anderen kostlichen zeüg oder tuch geklaidet ist.
Am bloßen leib haben sye weite, durchscheinende
hoßen, darüber ein durchscheinendt hemmet, rot, weiß, gelb, blab, von seiden
oder leinwat. Die hoßen sein schön von blum oder laubwerckh außgenähet. Auf
dem haubt ein hietlein von silber, gold oder seiden zeüg; flechten nur ein
zopff, den binden sye in ein lang säckhlein; stehen auf hochen holzschuchen
von farben gemahlt oder silber beschlagen. Über das hemmet ein gestebten,
seidnen leibrockh biß an die knie, weite stiffel an den füeßen unnd ein
großen, langen leibrockh von gutem englischen tuech. Wan es kalt, legen sye
auch wullene hoßen über die leinwaten ahn. Sye brauchen auch köstlich arm
und halßgeschmeid sambt fingerring unnd ohrgehenckh etc. - 298 -
Wan sye ausgehn, seind sye mit einer schwarzen härenen
visier bedegt, dan sye sich nit sehen laßen, gleich wie von der Fauna oder
Dea Bona die historien melden, das sie ihre lebtag niemand iemahls gesehen
hab. Also laßen sich sonderlich der großen herren weiber von ihrem
hoffgesindt unnd dieneren nimmer sehen, unnd da sie auf die gutschen sizen,
spanet man düecher von ihrem gemach von beeden seiten biß zum koblwagen, das
sye kein manspersohn sehen mög, daß sye gleich wie zwischen zweyen wänden
von der haußthür an in den kobelwagen hinein gehen. Unndt solte das
christliche frauenzimmer, welche den oberen leib mehrentheil zeigen, an
dißen Nota benebarbarischen
weiberen sich spieglen.
Nicht weniger gehn auch die manß persohnen ganz prächtig unnd köstlich, schier allerdings wie die weiber geklaidt,
- unpaginiert -- unpaginiert -
Die Szene zeigt schaukelnde und musizierende Personen. Links im
Bild ist ein Zelt aufgebaut. Im Hintergrund werfen zwei Männer Tücher in
die Luft.
Abbildung: Auf diße manier schuzen die iungen Türckhen mit
einander.
unnd ist anderst kein underschied, alß an dem haubt unnd fießen an der kleidung. Deßgleichen wirdt auch aller pracht und zier den kinderen angewendt unnd in solcher pracht stehet vast all ihr reichtumb und haußhaltung unnd zeücht mancher in einem köstlichen kleid auf unnd hat weder zu nagen noch zu beißen im hauß unnd heist woll bekleidet unnd übel geßen etc.
Erlustigung der türckhischen iugendt
An den haubtstraßen oder gaßen pflegen sye auf ihre festäg einen oder etwan
zwen hilzerne galgen auffzurichten, an welchen ein seil herab hangt. Dahin
versamblen sich die türckhische zschelebi oder iugent unnd last - 300 -
sich ein ieder, der lust hat, ein weil in dem seil
schuzen unnd in die höch schwingen. Darzu seind etliche bestelt, die mit
einem langen tuech die anderen hoch hinauf schuzen, denen, so er absteigt,
verehrt er ein trinckhgelt. Über diese seülen oder galgen ist ein tebich
gelegt. Daran, wie auch ringherumb, apffel, bir, lemoni, pomeranzen,
granatapffl und andere frichten hangen. Unnd welcher ganz hinauf geschwungen
wirdt, deme ist erlaubt, die hangenden früchten herunder zureißen. Der galgen
ist schön mit grünem laubwerckh umbwunden unnd dißem spectacul ist
kurzweilig zuzuschauen. Die strickh, darauf man sizt, seind also gemacht,
das einer nit herauß fallen kan.
Die großen herren unnd ansehnliche leüth, wie auch der kayßer selbst, richten in ihren behaußungen solche galgen auf und exercieren sich darmit.
- unpaginiert -Im Vordergrund steht eine männliche Person, ihre Beine einem
kreisförmigen Gebilde zugewandt. Im Hintergrund sind palmenartige
Pflanzen zu sehen.
Die Zeichnung zeigt drei männliche Personen.
Abbildung: A. Einer,
so einem ledernen sackh waßer herumb tregt unnd darvon den leuthen
zuetrinckhen gibt. B. Ein türckhischer heilliger, so auf solche arth
oder auch ganz nackhendt in der statt herumb gehe. C. Ein bilgram,
die ihnen selbst die augen außstechen etc.
Von den türckhischen ordenßleüthen oder mänschen in Constantinopel etc.
Eß seind auch vilerley orden bey den Machometaneren, so genadt werden tervis, omalier, calendier unnd torlachi. Seind alle ungeschickhte eßel, haben lauter aberglauben unnd keinen verstandt darin. Führen ein wild, viechisches leben unnd begehn sodomitische greuel wider die natur.
Under dißen sauberen, nichtsnuzen münchen seind die Calendier im besten, in
deme sye die keüschheit in acht nemmen. Sie tragen meßinge ring an der
scham, fleischliche unreinigkeit zuverhieten. Der übrigen andacht stehet
durchauß in lauter bueberey, geilheit - 302 -
muethwillen, in tichten der buehlenlieder, haben allerley sprich von der
geilheit unndt üpigkeit.
Entlich under dißen gehn mit bloßem haubt herumb, ganz glat geschoren, andere haben lange har biß auf die schultren, mit bund oder einer weißen, hochen kappen bedegt. Sye pflegen auch etliche ihr haut zuverwunden unnd mähl oder buechstaben darauf zuäzen, dergleichen etliche türckhische weiber auch thun. Wir haben auch ganz nackhendt, wie sye Gott erschaffen, gesehen, die in die stadt, ohne alles scheüchen, in der stadt hin unnd widergehn unnd von den Türckhen für heilige gehalten werden. Dißes unziffers ist sehr vil in Türckhey. Keine nonen oder kloster iunckhfrauen seind nicht bey ihnen.
- 303 -Under diß saubere gesindl werden auch gezehlt die waldtbrüeder, Hagislar, die mehrentheil arabisch beklaidt, unnd verrichten ihr bedtlerey mit sizen unnd seind mehrentheil blindt. Wan sye nemlich von ihres propheten Machomets begräbnus abscheiden, stechen sye ihnen selbst die augen auß, weilen sye nemlich diß vermeinte große heiligthumb gesehen haben, unnd sagen, das sye nun hinfiro nichts weltliches, irdisches unnd fleischliches mehr anschauen können, dan es wer ein greuel vor Gott, das einer soll die welt unnd die geschöpff Gottes anschauen, den schöpfer darauß erkhenen lehrnen unnd ihme für seine guthaten danckhen etc.
Die Türckhen in gemein seind auch - 304 -
schuldig,
vermög ihres gesäz ein ieder einmahl begräbnus des propheten Machomets zu
Medina in dem reichen Arabia,
3 tag reiß von dem Roten Meer gelegen,
zubesuchen. Dahin kommen iährlich auf ihr fäst endschuk weyram auß India,
Persia, Türckhey,
Morenland, Aegipten etc. biß in die 6.000 oder mehr
bilgran zusamen, da sye daselbst ablaß unnd verzeichung ihrer sünden
zuerlangen vermeinen. Danen reißen sye gen Mecha, 10 tag reiß von Medina,
durch die sandige wiesten, da es sehr gefehrlich ist, dan man nichts alß
sand unnd himmel sicht unnd nach dem gestirn unnd compas - wie auf dem meer -
reisen mueß. Unnd muß ein ieder waßer mit sich tragen, dan es ein
unbewohnetes orth ist. Von Mecha reißen etliche wider - 305 -
umb nacher hauß, andere aber auf Ierusalem
den tempel Salamonis zubesuechen, alda sye ein großen ablaß zuerlangen
verhoffen.
Von einnem nach Medina geführtem cammeel
Eß ist auch in wehrender zeit, da wir zu Constantinopel geweßen, ein cammeel mit schönen ceremonien sambt einem unseglichen schaz nach Medina geführt worden, alwo des Machomets grab ist, unnd pflegt solches iährlich zugeschehen. Das cammel war ganz rot gefärbt, auf dem rückhen truge es ein schene deckhen von lauter goldtstuckh in gestalt eines zelt. Oben darauf ein großer knopff von guetem arabischen gold. Die gemelte deckhen gehört auf das grab des propheten Machomets.
- 306 -Nach dißem cammeel volgten 15 maulesel unnd ein ieder deren tragte 40.000
ducaten pahrgelt. Der
Diße große summa gelts ist destiniert zu ehren des propheten Machomets für
allerley arme wittwen unnd waißen, - 307 -
für die
kirchen, zuerhaltung der schuelen unnd spital. Dißes wirdt neben anderen
unausprechlichen unkosten alle iahr mit solchen ceremonien hinein
geschickht.
Von den Dardanellis unnd dem meer Hellesponto
Nicht fern von Constantinopel seind zwey castell oder schlößer, Sesto unnd Abydo, diß ligt in Asia, ienes in Europa. Die Türckhen nenens Bgazohar, daß ist meerschlundt, unnd seind die schlüßel oder port zu waßer. In der Türckhey daselbst ist das meer Hellespontus kaum so weit, das man kan mit einem dopelhackhen von einem orth an das ander reichen. Diße castell ligen beede an den bergen und seindt von denselben überhocht unnd nicht so vest wie man sye macht.
- 308 -Alle schiff, die da hinnein oder hinauß fahren wollen, müeßen daselbst die anckher senckhen unnd stillhalten, bey dem capitan umb freyen baß anhalten, es seye gleich christliche oder türckhische schiff, unnd, so sye solches nicht thun wolten, hat der commendant macht unnd gewalt auf die schiff zueschißen.
An dißem orth hat der könig
Xerxes durch Mandroclem ein bruckh uber daß meer
laßen bauen und ist mit 700.000 man starckh darüber in Europam gezogen. Diße
zwey castel seind auch von Ovidio dem Späten beriembt, von wegen den zweyen
liebhabenden: Leander von Abydo unnd Eros von Sesto. Die castel stößen fast
an die uralte verhergte stadt Troia unnd werden Dardanel - 309 -
genendt.
Unnd auch von den poeten Dardania von Dardano,
dem sohn Iovis unnd Electrae, denen mehrere meldung in den heroischen versen
des beriembten poeten Virgilii zu sehen.
Zimlich weit darvon, wie man nach Rhodis oder
Alexandria fahrt, ist ein insel, Icaria genandt,
darin Icarus, filius
Dedali, weilen er sich understanden zufliegen, in das meer gefallen. Weiter
hinüber ligt die insel Patmos, da Iohannes Evangelista seine offenbahrungen
geschriben. Von danen auch Pythagoras philosophus gebürtig geweßen. 10 meil
ungefehr von Rhodis (da vorzeiten Colossus gestanden, das überauß große
bild, welches eines der siben wunderwerckh der welt geweßen ist) ist ein
insel, Coum genandt, da Hipocrates
medicus unndt - 310 -
Apelles, der mahler, geboren.
Hypocrates hat zur zeit Alexandri Magni 350
iahr vor Christi geburth gelebt etc.
Von den bäderen in Constantinopel und selzamen breüchen darinnen
Under den vornembsten gebeyen werden auch nit unbillich die offentliche
badheüßer, smums genandt, gezehlet. Die selben haben auch wie ein kirchen
ihr iährlich einkommen, damit sye in ihrem gebau erhalten werden. Die heüßer
seind hoch, gewölbt in der rundierung, wie ein thor in einer kirchen. Zu
höchst des gewelbs, da zugleich das dach, so mit blai bedegt ist unnd hat
vil einfallende liechter. Die seind mit großen, runden, gläßernen huet - unpaginiert -
Die Darstellung zeigt die Außenansicht sowie einen Querschnitt
eines Bäderkomplexes mit jeweils einer Person im Inneren.
Abbildung: A. Gestalt einer türckhischen badstuben außwendig. B.
Inerliche form einer badstuben.
- unpaginiert -
In der Bildmitte ist eine weibliche Figur mit langem Haar zu
sehen. Sie trägt ein transparentes Kleid. Neben ihr steht eine Vase.
Im linken Hintergrund sind ein zeltförmiges Gebäude und Landschaft
erkennbar.
Abbildung: Ein Türckhin, die in ihrem badkleid ist.
- 311 -
oder kolben uberdegt, damit der regen nicht
durchtringe. Dan an den wänden herumb ist sonsten kein fenster. Der boden
ist mit schönen marmorsteinernen tafflen unnd von laub eingelegter arbeit
geziret. Inwendig an der wandt herumb hat es underschidliche gewölblein, 14
oder 18 schuech weit, gleich wie kleine capellen. Diße gewölbel seind auch
der hiz nach underschiden, also, das eines gar heiß, das ander mitel meßig
etc., das einer in welches er will nach seinem belieben gehn kan. In diesen
ieden gewölblein seindt zwen hannen oder zapffen an der wand, da man auß dem
einen warm, aus dem anderen kalt waßer haben kan. Sye gebrauchen keiner
stuehl oder bänckh, sonderen sizen auf der erdt herumb. In - 312 -
der mite oder bißweilen auf der seith stehet ein
marmorstein eines schuechs hoch, zum schwizen verordnet, dan bey bemeltem
stein ist die hiz am gresten. So baldt einer hinnein kombt, sezt er sich auf
denselben stein zuschwizen, da kombt ein bad iung, der umbfahet den
sizenden, rengt ihm den leib hin unnd her, darmit die glider recht
zudisponieren, nimbt die arm, händt unnd schenckhel, alß wolt er mit einem
ringen. Darnach legt der badiung ein nach der leng auf den stein, stehet ihm
sonstiglich auf den leib unnd trit ihm mit füeßen auf die glider. Auf solches ränckhen unnd
tredten befind sich einer gar gering und wohl, so man in Teütschlandt
für ein sport - 313 -
hielte, wan man einen mit
füeßen trith. In Türckhey aber hat mans gern unnd mueß noch darfir
lohnen etc.
Alß einmahl ein Teütscher neben anderen seinen cameraden in das badt gangen unnd umb solches trethen nichts gewüst unnd ihn nach gewohnheit der badiung also truckhen unnd trethen wollen, hat er überlaut seine cameraden umb hilff zurueffen angefangen zu schreyen unnd vermeint, man wolle ihn umb das leben bringen, welcher schimpfliche casus ein größ gelächter verursachet etc.
Nach dem obbemeltes ringen bey einer halben, viertel stund gewehret, darnach sezt sich einer in offtgemeltes gewölblein eines, welches im beliebt, ganz allein oder mit etlich anderen.
- 314 -Alß dan fangt das schrepffen an. Der bader nimbt ein abgebrochen schermeßer, daß fast er also, das schier ein zohl für die finger herauß gehet. Mit dißem abgebrochen schermeßer schneidt er in der haut hin unnd her, zindt ein werckh an, thuts in die schrepffköpflein, das sezt er einem sambt dem brennenden werckh auf die wunden unnd last ein ein guete weil also sizen, das mancher wegen großen schmerzen die zändt auffeinander beist.
Daß haar pflegen sye beydes, weib und mann, an heimlichen orthen mit einer scharpffen salben glat hinweg zuezen.
Die weiber pflegen auch ihre nägel mit roter farb zufärben, die nicht abgehet, biß die nägel herfür wachßen.
Deßgleichen färben sie auch die augbrauen mit schwarzer - unpaginiert -
- unpaginiert -
- 315 -
farb, welches einem frembt fürkombt etc.
Die türckhischen manßbilder laßen ihnen auch das har under den achßlen unnd auf dem haubt mit einem schermeßer glat hinweckh scheren. Außgenomen miten auf dem kopff laßen sye ein klein bischel stehn.
Die männer unnd weiber haben beydes besondere bäder unnd bedeckhen sich in den bäderen vil ehrbarlicher unnd züchtiger alß die Christen. Die knipffen ein blau pestemal oder tuech umb die hift, daß gehett biß auf die erden unnd zweymahl umb den leib.
Wie aber dem allem, so verwunderen sich die Griechen unnd Türckhen, unndt wollens ganz
unnd gar nit glauben, wan man ihnen sagt, das die Teütschen sich also können im zaum halten,
ob - 316 -
wohlen underschidliche man unnd weib in einer badstuben,
darzu nebeneinander auf einer banckh,
beynahe gahr nackhendt sizen, das doch kein leichtfertigkeit unnd üppigkheit vermergt wirdt
oder dardurch ehebruch unnd hurreray verursacht solt werden,
welches die Türckhen, Griechen, Italianer, Spanier etc. nit nachthun werden.
Dergleichen bäder aber, darin weib unnd man zusamben kommen,
seind nicht in ganz Teütschlandt, sonderen nur
ihn etlichen provinzen breüchig.
Die bäder seindt tag unnd nacht offen, durch das ganze iahr eingeheizt
unnd pflegen die Türckhen so wohl bey tag alß nacht in das badt zugehn.
Solcher badstuben seind in Constantinopel uber
die 150 unnd darunder seind gewölbte gäng, in welche man das
- 317 -
feur anmacht unnd darunder sich die wärm hin unnd her außbreit.
Dergleichen badtstuben haben vorzeiten die Römer unnd Griechen auch gehabt.
Von den kinder schuelen in Türckhey
Ihn der stadt Constantinopel seind sehr
vil schuelen, darinen die iunge knaben im schreiben unnd leßen underwißen werden.
Unnd mag ein ieder, der sich understehn will,
schuelmeister sein. Unnd seind keine absonderliche heüßer wie bey unß,
sonderen allenthalben wo der lehrmeister sein behaußung hat oder wohnt,
da pflegt er auch die schuel zuehalten. Die reichen leüth halten ihren kinderen in ihren haüßern eigne praeceptores,
unnd die türckhischen kinder werden auch nicht in solcher harter - 318 -
unnd strenger zucht gehalten wie die Teütschen, die mit ewigen balderen unnd schlagen den kinderen allen lust zum lehrnen nemmen.
Sye straffen zwar die kinder auch, aber mit bescheidenheit unnd können
mit ihnen gedult tragen, welches die vornembste tugendt an einem lehrmeister ist.
Wan sye die kinder schlagen, schmeißen sye dieselbe mit einem kleinen steckhlein oder stablein auf die bloße fußsohlen unnd sye derffen sich nicht entblößen wie die Christen, brauchen auch keine ruethen.
In dem haben sye ein böße gewohnhait, das die knaben durcheinander ihr
lesen lauth verrichten, darvon sye schier toll werden solten unnd,
wie ich vermein, ein ander ihr machen. Sye sizen auch nit still,
sonderen wanckhen von einer seit auf die ander, wie ein - 319 -
voll getrunckhner mann.
Nach abfahrt ihrer schiff armada, deren oben am [...] blat gemelt,
haben wir etlich tag nach einander etlich schuelmeister mit ihren kinderen gesehen
über das meer fahrn und
auf ein hohen berg gehen, darauf sye ihr gebet verricht unnd Gott gebedten,
das ihr armada die giauren oder unglaubige alle uberwinden solle. Unnd sein also pahr und pahr
mit einander gangen unnd wie man bey unß die litanein bettet, gesungen haben.
Von den hochen schuelen unnd studiis zu Constantinopel sambt der Türcken gericht unnd gerechtigkeit
Bey den stifftkirchen, sonderlich bey sultan Mehemet Ieni,
seind nicht kinder, sonderen - 320 -
hoche schuelen, darin vil talismani oder studenten erzogen werden,
darvon sye ihre geistliche unnd weltliche ambter besezen, alß cadi,
stadtrichter, cadileskir, kriegs richter unnd andere dergleichen.
Eß seind dise mitresa oder hoche schuelen, waß das gebey anlangt, underschidlich gewölbt, darin zur ebner erdt nidere gemach seind. In iedem derselben ist ein gewiße anzahl der studenten, gleich wie bey unß die classes dividiert unnd underschiden seindt.
Ein solches collegium hat 5 muderos oder doctores,
ein ieder hat seine claßen oder auditoria. Unnd sye haben diße ordnung im studieren,
wan ein schueler oder dschoch das schreiben unnd leßen in der kinderschuel
ergriffen unnd zumehrer ein tauglich zusein geacht wirdt,
wirdt er in eine stifftkirchen befürdert. - 321 -
Da werden ihm 20 buecher, so nit gar groß, zulehrnen aufferlegt:
Nemlichen ein grammatica, sarf genandt,
die nicht lateinisch oder griechisch, dan diße sprachen lehrnen sye nicht,
sonder die grammatic in persianischer, türckhischer unnd arabischer sprach.
In arabischer halten sye ihren gottsdienst,
die persianische brauchen sye in den canzleyen zu ziehrung ihrer sprach,
gleich wie wir das teütsch mit den lateinischen wörteren zieren.
Wan er die grammatica ergriffen, werden ihme 4 buecher in syntaxi, den sye narf nenen, firgeben. Item 4 in dialectica, mantic, item 6 in kelam, darin wird nit allein rhetorica, sonderen auch die ganze philosophia verstanden. Nachdem der dschochda diß alles begriffen, wirdt er talisman, daß ist so vil alß magister artium, genandt.
- 322 -Sye haben auch in arabischer sprach Aristotelem, den sye Erasto nennen, Plutonem Iflaton, Socratem Sucrat, Hipocratem Pucrat unnd andere solche geschribne buecher, dan die truckherey bey ihnen nit breüchig, darumb ihre büecher auch sehr theür seind.
Sye disputieren auch nicht miteinander, dan solches ihrem gesaz zuwider, sonderen sye melden, ihr gesaz seye ohne diß rein unnd unwidersprechlich von Gott dem großen propheten Machomet ubergeben worden, darumb bedarff es kein disputation. Unnd so ein sach ohne diß ganz clar sey, sey die müeh, daßelbige clarer zumachen, verlohren, unnd sye sollen ihr lehr nit mit worten, sonderen mit dem säbel, bogen unnd waffen defendieren etc.
Volgendts wird er in ein hocher collegium - 323 -
oder midressa befürdert, alda wirdt er angehalten zu der heilligen schrifft (wie sye ebenfahls haben wie wir, aber wan etwas darin wider sye ist,
sagen sye, die Christen haben solches verfälscht),
wie auch zu den weltlichen rechten, dan beede rechten lehrnen sye miteinander unnd seind gleichsam
iuris utriusque studiosi unnd werden zumahl doctores theologiae unnd iuris.
Umb die medicin wißen sye nichts, laßen solche den apodeckheren, balbieren unnd baderen befohlen sein.
Benendte cadi oder doctores werden auch hoff kriegs presidenten. An diße appellieret man alß oberste hoffrichter.
Sye führen zumahl auch etlich ein geistlichen standt, haben kein solchen pracht an leüthen und kleideren
wie die andere officier, reiten mehrentheils auff mauleßelen, sizen bey dem - 324 -
groß vesier in dem rath oder divan, darin ieder ohne ansehen der persohn,
der arm alß der reich, kan audienz unnd außführung seines händels erlangen.
Man appelliert auch an die muderos, die malefiz persohnen, so ein
todtschlag oder sonsten ein criminal sach begangen,
unnd welcher zum galgen erkhendt wirdt, wirdt nicht an ein strickh, wie bey unß breüchig,
sonderen auf ein andere manier gehengt. Ihr galgen ist ungefehr 4 klaffter hoch.
An dem seind etliche eißene hackhen angenagelt, in den selben einen wird der ubeltheter geworffen,
also, das ihm der hackhen an dem anderen orth widerumb hinauß gehet.
Unnd wan der hackhen dem ubelthater das herz nit trifft, so bleibt er etlich tag lang ganz
- 325 -
lebendig also hangen, welches grausamlich anzuschauen.
Etlichen aber wirdt bißweilen diße iähmerliche gnad erwißen, das man ihm die gurgel
oder kopff abschneidt. Die landts verräther werden gespist oder mit pferden geschlaifft.
Die dieb werden gekopfft, die ehebrecher in das meer versengt, die knabenschender
von den kirchthürnen herunder gestürzt, unnd welcher der Türckhen alcoran verunehrt
oder ihr lehr lestert, wirdt lebendig verbrent oder versteiniget.
Die ehebrecher unnd knabenschender bey den Türckhen werden selten gestrafft,
dan solches laster zu Constantinopel und ganz orient im völligen schwung gehet,
so wohl hoch alß niderstandts persohnen; iedoch erfordert ihr gesaz,
das dergleichen verbrecher auf gemelte weiß gestrafft werden. Aber es mueß - 326 -
ein kalter winter sein, wan ein wolff den anderen frißt.
So baldt aber ein Christ, Griech, Armener, Iud und andere,
so nit des machometanischen glaubens seind, im geringsten wider gesagte übel
waß verbricht, wirdt er ohne einige gnad auf obgemelte manier gestraft.
Doch kan solches mit einer großen summa gelt verhüetet unnd verkommen werden.
Ein gemeine straff aber ist bey den Türckhen, das man den beklagten unnd schuldig
befundnen mit einem strickhel die füeß an ein steckhen bindt, welchen
2 andere scherganten in die hoch halten und auf die erd legen, das die fueß empor stehen.
Denselben schmeißen zwen scherganten mit einem egiptischen rohr,
so im Roten Meer wachßen,
oder sonsten ein steckhen, auff die füeß sollen. So vil einem der
richter streich erkhendt, so vil mueß er - 327 -
außstehn unnd noch für einen ieden streich dem schergen ein asper bezahlen.
Unnd das solt den schmerzen mehren, wen einer die streich zahlen mueß.
Eß bekhombt bißweilen einer 50, 100 oder mehr streich etc.
Die falsche münzer unndt falsche zeügen werden hinder sich auf einen eßel gesezt, denen sezt man ein hochen, weißen huet mit hörneren auf, die werden durch alle gaßen der stadt geführt, von den buben mit kodt geworffen, unnd mueß ein große straff erlegen unnd noch darzu iahmerlich geschmißen und gebrügelt werden. Ebenfahls wirdt auch die gemeine hurrerey gestrafft, aber an niemand alß an Christen, Iuden unnd anderen. Denen Türckhen gehet alles hin unnd schauen ihnen die richter nur durch die finger.
- 328 -Die Türckhen haben sonsten keine verordnete scharpffrichter, dan des subbassa seine diener verrichten solches.
Der kayßer hat bey sich in dem seraia seinen eignen scharpffrichter, der muß tag unnd nacht beyhanden seyn, damit, wan man seiner bedarff unnd was zuverrichten hat, er dem bevelch ohne verzug nachkomme. Wie in den romanischen historien zuleßen, ist dem kayßer zu Rom ein scharpffrichter mit einer hackhen oder beiel vorgangen unnd Lucius Tarquinius ließ 6 solcher scharpffrichter vor ihm hergehn, dan sye pflegten nicht mit dem schwerdt, sonderen mit dem beiel zuerichten.
Eß hat auch bey den Türckhen sehr eingewurzelt die falsche zeügnus, dan welche partey der anderen in vile der
- 329 -
zeügen überlegen ist, die hat gemeiniglich daß recht erhalten.
Unnd welcher ein unrichtigen handel hat, der bringt 10 oder mehr zeügen herfir
in langen bärten, dan sye darauf vil halten. Solche wißen gleichsam nichts umb den handel,
alß waß der ienige, so sye bestehlt, vorgelogen. Darnach legen sye ihr zeügenschafft
ab unnd wan sich die parteyen vor dem richter zanckhen unnd ihr sach weiters durch zeügen
beweißen wollen, unnd der handel dem richter suspect oder verdächtlich zusein
gedunckht unnd der kundtschafft nicht will völligen glauben geben, alßdan berueffen sich
die großbartete zeügen auf ihr bärt, zeigen dieselbe dem richter und streichen in mit der handt durch, ob sprechendt:
Wie solt ein solcher ehrlicher man mit einem solchen ehrbaren barth unnd ansehen - 330 -
ein unwahrheit können vorbringen.
Unnd kan solche handt vol bart einem offt ein guet trinckhgelt gewinen.
Aber einer in der falschheit ergriffen wirdt, wirdt er auf erzehlte weiß gestrafft.
Under allen richteren in ganz Türckhey ist der vornembste der muffti. Der ist bey ihnen pontifex maximus, daß ist der oberste pabst, zue dem der sultan selbst unnd alle andere richter zu appellieren pflegen unnd von ihme auch ein bescheid, ultha genandt, zu erlangen.
Sonsten seind die Türckhen in volziehung des rechts geflißen.
Der sub wassa, so vil alß regiments provos, reith in der stadt hin unnd wider,
besichtiget in allen gewers läden das gewicht unnd maß im brot, schmalz, - 331 -
unnd allen anderen sachen. Unnd so er bey einem ein zu gering oder falsches gewicht findt,
er sey gleich Griech, Türckh oder anderer religion,
last er denselben durch seine diener mit gewalt auß den kauffläden herauß schläppen
unnd mit steckhen durch seine hasassen oder schergenten auf gemelte weiß priglen etc.
Von der Griechen begräbnussen unnd hochzeit
Vil von der Griechen hochzeiten zubeschreiben bin ich nicht gesinnet. Neben
anderen vilen ceremonien hab ich gesehen sonderlich in den weibsbilderen ein
uberauß große pracht in kleideren unnd kleinodien, das ich mich darüber
verwundert hab unnd in anschauung der braut nit anderst vermeint, es komme
widerumb herfir die schöne Helena - 332 -
auß
Griechenlandt. An dißer großen hoffart der Griechen sihet man, wie es vorzeiten
mueß geweßen sein; unnd geschicht solche hoffart bey ihnen in der
dienstbarkheit, waß wirdt erst vor der dienstbarkheit, in wehrender freyheit,
geschehen sein? Auß welchem ervolgt, daß ohne zweiffel der große uberfluß unnd
pracht das Griechische Reich in das verderben gestürzt hat. Mit eßen unndt
trinckhen füllen sye sich auch uberflißig an, legen sich bey dem tisch nider,
biß sye widerum außgenicht, unnd pflegen solches 3, 4, oder mehr tag
nacheinander anzustellen. Die pfaffen bey den Griechen haben auch weiber, aber
dem patriarch wirdt keine erlaubt.
Wan bey den Griechen weib oder man mit todt abgeht, pflegen sye den leichtnam
zuwaschen unnd anzustreichen, dan die Griechen, sonderlich die
iunckhfrauen - unpaginiert -
Diese Darstellung zeigt eine Fusionierung mehrerer Abbildungen
aus dem Bericht Schweiggers. Dargestellt werden insgesamt vier
Frauenfiguren in unterschiedlicher Kleidung.
Abbildung: Griechische weibsbilder.
Abbildung: Ein griechische braut. Ein Armenin.
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- 333 -
streichen sich mit farben an, das sye ein schene
gestalt haben. Das geschicht auch bei lebzeiten unnd der todte leichtnamb nicht
anderst außsicht, alß wan er lebete. Da versamblet sich die freündtschafft unnd
nachtbaren, treten zu dem todten hin, küßen oder bußen ihn, anzeigendt, alß wan
er ihr gueter freünd wäre. Alßdan legt man ihn in ein unbedegte par, laß im das
gesicht bloß, tregt in also fort, so von den freinden beglaitet wirdt. Ein
priester oder mehr gehn voran bettendt. Daß weib, so ihr man stirbt, gehet gleich mit
fliegendem haar nach der bar, schreit uberlaut und weinet erbärmlich, reißt
ihr selbst das haar auß. Solches haben auch die töchteren im brauch, wan
ihre eltren sterben, lamentieren unnd weinen also kläglich, das ich mich
ihrer erbarmet hab.
Von den atschmoglanen unnd Christen kinder
Diß ist ein unnuze burst unnd seindt allzumahl zeheindt kinder, die der
Türckh von den underthanen seines reichs zur schazung nimbt unnd alweg im
fünften iahr etlich 1.000 solcher knaben zusammen bringt, auß Ungaren,
Crabaten, Bulgaria, Servia,
Graecia, unnd anderen orthen, welches daß gröste
ellendt ist. Dan wan ein vadter zwen, drey oder mehr söhn hat, so nimbt man
ihm den schönsten darauß unnd schickhts alßdan nacher Constantinopel. Deren
werden etlich zu hoff behalten, andere under die burger unnd officier
außgetheilt. Die empfangen von ihnen kleidung unnd underhaltung des leibs,
unnd werden - unpaginiert -
- unpaginiert -
Die Zeichnung zeigt zwei männliche Personen mit jeweils einer
spitzen und einer abgerundeten Kopfbedeckung sowie
Waffengürtel.
- unpaginiert -
- unpaginiert -
Hier sind drei männliche Personen mit Waffengürtel und
Kopfbedeckung zu sehen.
Abbildung: Gestalt der türckhischen lackhgeyen.
- unpaginiert -
Die Zeichnung zeigt zwei Waffenträger mit Kopfbedeckungen und
Federschmuck. Im Hintergrund ist links eine Stadt
zu sehen.
Abbildung: A. Türckhischer reitknecht. B. Türckhischer lagey.
- 335 -
mehrentheil den pferden zuwarten gebraucht.
Die gar iungen aber, wan sie etwas bey ihrem herren an alter zugenommen unnd
von gestalt schön seind, nimbt der kayßer in seine dienst auf. Andere werden
in ein zu Gallata große verordnete behaußung gethan. Alda in schreiben,
leßen unnd zu allerley kunstreichen handthierungen zulehrnen angetriben
werden. Ander werden zu allerhannd arbeit angetriben, alß barbierer, schmid,
schneider unnd andere handtwerckh, die man ihn einem feldtzug vonnöthen hat.
Etliche werden hinüber in Asiam zum viechhüeten gebraucht, damit sye alda
hunger, durst, frost, hiz unnd andere beschwerligkeiten gewohnen unnd alß
dan zum kriegsweßen tauglich werden, - 336 -
insonderheit aber damit sye daselbst erwilden unnd grausamkeit lehrnen. Diße
alle haben von hoff ihre kleider zu empfangen.
Von dißem gesindlein wirdt auch die ianitscharen rath ersezt, dan so der selben etlich in einem scharmüzel oder schlacht umbkommen, wirdt alßdan die anzahl der verstorbnen oder erschlagnen mit dißem iungen unkraut erfüllet.
Der ianitscharen söhn, so bald sie gebohren werden, für ianitscharen gehalten. Eß fangt auch ihr besoldung in der wiegen an unnd nimbt mit den iahren zue.
Obgemelte atschomoglani seind über diemaßen
ein muetwillig, unrüehig gesindtlein, die den Christen, Griechen, Iuden vil
ungelegenheit machen, dan sye lauffen hin unnd wider in den wirthsheüßeren,
sauffen auch hin unnd wider sich - unpaginiert -
- unpaginiert -
Diese Zeichnung entstammt einer anderen Hand. Rudolf Schmid zum
Schwarzenhorn ist eine mögliche Quelle. Sie zeigt drei osmanische Personen, eine Frau und
zwei Männer.
- 337 -
ganz voll unnd geben kein zäch. Sagt
der haußwirth, waß schlagen sye ihne die haut voll, unnd dem faß den boden
ein, das [d]er ubrige wein
zugrund gehet. Unnd so einer einen feind hat und dißen sauberen gesellen
einer ein grosch, daß ist ein thaller, verspricht, geben sye dem begehrten
guete stöß oder schlagen sye ihn bißweilen gar zu todt unnd verdienen ihr
gelt nicht umbstonst. Sye tragen gespitzige kapen von cammeel har
gemacht.
Verzaichnuß der ienigen persohnen, so theils von unser rayß compagnia, theils von anderen orthen in Constantinopel verbliben.
Diße 2 lehrnen auf ihr römisch ksl. Mt. kosten die sprach.
Diße obgemelte seind bey dem herren residenten darin verbliben.
Uber diß seind noch mit unß herauß gereist, deren namen ich auß gewißer ursach kürzlich andeiten will:
Weilen ich mich lang in dießem anderten buech aufgehalten, will ich mit zu endt schreiten unnd die reiß von Constantinopel nacher Wien vornemmen etc. Ende des anderen buechs.
Daß dritte buech der rayßbeschreibung. Von Constantinopel nacher Wien in Österreich. +
Nach dem wir anno 1649 von dem 15. Martii biß vierdten Augusti dißes iahrs zu
Constantinopel verharet unnd in wehrender zeit vil underschidliche
denckhwirdige sachen gesehen unnd erfahren haben, welche mehrentheil im
anderen buech genugsam beschriben unnd erklärt worden, wil ich widerumb die
zueruckhreyß vornemben unnd der durchgereisten örther - 342 -
unnd anderer denckhwirdiger sachen, so im ersten buech
wegen der kirze nicht genuegsam an tag gegeben worden, will ich aniezo
etwas, so ich darin gesehen unnd erfahren, darvon weiter meldung thun unnd
des landts eigenschafft auch nicht vergeßen unnd alzeit in anfang eines
landts beschreibung von demselbigen etwas erzehlen.
Daß weitberiembte landt Romania hat seinen namen von der weitberiembten stadt Constantinopel, welche vor zeiten Newen Rom genandt worden. Hat vor vilen iahren den nammen Thracia von Thrace, des Martis sohn empfangen. Wirdt durch den fluß Strymonem von Macadonia under schieden, nimbt gegen miternacht an dem waßer Haemo unnd an der anderen seiten an dem meer sein endt.
- 343 -Hat vil vornember städt, aber die haubtstat ist Constantinopel, von dem Pausania, der Spartaneren obersten, erbaut unnd anfänckhlich Byzantium, volgents aber von den griechischen kayßer Constantino Constantinopolis genandt worden. Die Türckhen nenens Stambola. Ligt an dem ungestimmen meer Euripo etc. Das vornembste under den alten gebeyen ist templum Aeternae Sapientiae oder Sophia, von Iustiniano erbauet.
Constantinopel hat in ihrem umbkreiß und bezirckh 13.000 Nota bene error schrit unnd ungefehr uber 700.000 inwohner. Die flüß seind deren etliche, wie auch die berg. In Macaedonia entspringen Hebrus, Melaeus, Taurus, Arsus, Bethynia und Nesla. Seine vornembste berg Haemus, Rhodope, Pangaeus unnd Mesopus, die, wie gemeld, sein etlich in Macaedonia unnd auß gewißer ursach hieher gesezt worden etc.
- 344 -Den 5. Augusti 1649 seind wir zu Constantinopel auffgebrochen. Ihr gnaden aber sambt wenig anderen seindt den selbigen tag noch alda verbliben unnd volgenden tags in ein keika auf das meer nach Siliveria zufahren begeben, da sye ein tag vor unß angelangt unnd unser erwarteten. Wir waren samentlich frölich auf dem weeg, dan wir gespürt unnd erfahren, das unß der türckhische pöffel auß gewißen ursachen einer günstig war. Wir kamen dißen Ponte Picolo abent auf Ponto Piculo oder Klein Bruckh, alda in ein lustige crabansarai unnd unser erstes nachtleger geweßen.
Den 6. Augusti fahrten wür uber ein schöne, doch nit gar große bruckh unnd
seind zeitlich in einem han oder herberg - 345 -
zu
Ponte Grande angelangt. Alda, wie auch bey anderen carabansarai gebreüchig,
Ponte Grande ein capellen
geweßen, darin wir ein zeitlang den Türckhen in ihrem gebedt zuegeschaut.
Alßdan seind unser etlich zu dem meer herauß gangen, darin wir unnß mit baden, weilen es sehr große hiz war, gelegt und erfrischt haben.
Den 7. Augusti seind wir nach Siliveria Siliveria in
eine uhralte, griechische stadt, an dem meer
Propontis ligend, ankommen. Allem ansehen nach ist es vorzeiten ein veste
stadt geweßen, wie dan solches die zerfallne ringmauren unnd andere alte
rudera genugsam anzeigen. Da haben wir ihr gnaden sambt dem herren
residenten unnd andere, so auf dem meer gefahren, angetroffen. Darnach haben
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wir, alß daß eßen beraith war, daß valete
durcheinander getrunckhen unnd hat in wehrender valedicierung entweder der
wein oder das redliche teütsche gemüet unnd scheiden etlichen die augen
ubertriben.
Tschiorli Den 8. Augusti auf
Chiurli oder Schiorli in einem schönen fleckhen kommen, da wir ansehnlich
accomodiert wurden nach bey einem türckhischen tempel, den ein vornember
bassa noch bey lebzeiten sambt 2 großen gärten gestifft hat; unnd diße
garten seind auf volgende weiß gestifft worden, daß wan ein reißender dahin
kombt unnd die früchten zeitig seind, darff er nach seinem belieben in dem
garten herumb gehn unnd die früchten, deren die gärten ganz voll, eßen. Daß
thuet niemand wehren, allein, so er genug hat, gehet er widerumb fort unnd
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darf die seckh auch nit aufillen, sonderen
nur so vil er eßen kan abzubrechen erlaubt ist. Dißer guthat haben unser
etlich auch genoßen.
Eben dißen tag, da ihr gnaden ob dem mittag eßen, kam herr Georg Zemper, der
von Constantinopel mit brieffen nacher Wien geschickht worden, widerumb zu
ruckh. Der unß nach ubergebnen schreiben ein große freudt gebracht, dan, so
lang wir in Türckhey geweßen, haben wir niemahlen keinen gewißen bericht auß
Teütschlandt haben können. Etlichen under unß ist er ein uberauß angenember
bodt geweßen, dan das von Wien auf die constantinopolitanische reiß
mitgenomne gelt hat der wein unnd das spilen mehrentheil weggenommen. Die
seind widerumb etwas erquickht worden. Einem, den ich nit nenen will, hat
sein vetter 16 thaler geschickht, so er inerhalb - 348 -
zwen tagen verlohren unnd also der müeh, das gelt weiters zubewahren,
enthebt geweßen.
Bergas Den 9. Augusti kamen wir nach Bergas in ein extraordinari schönen han. Darin, wie auch in anderen orthen breüchig, das man den reißenden persohnen etwas zu eßen gibt, welches im ersten buech am [...] blat weiter darvor gemeldet wirdt. Da wir fortreißen wolten, erhub sich gehling ein starckher sturmwindt mit großen hagel unnd regen, welcher sich aber bald widerumb geendet. Hier hab ich ein groß unglückh unnd glückh gehabt, dan die roß an meinem wagen in der nacht tieff über ein bruckhen in ein waßer hinund gefahlen unnd wenig gefehlt, dem wagen unnd mir wehre auch solches geschehen.
Hapsa Den 10. Augusti kamen wir
auf Hapsa zu einem han mit blai bedegt unnd wie gehört, pflegen die Türckhen
ihre vornembe - 349 -
gebey alle mit blay bedeckhen. Da
haben wir mit großer verwunderung wargenommen, waß großen schaden der
geweste sturmwind unnd hagel causiert habe: Nemlich in
dißer revier herumb hat er alle zeitige unnd unzeitige frichten ab den
bäumen geworffen, die äst mehrentheil herunder geschlagen unnd theils bäum
ganz auß der wurzel gerißen, daß bley ab dem han unnd templen gerißen unnd
ein solches grausames ansehen gemacht, das wir unß hoch darüber verwundert.
Zu dißem hat das geweste ungewiter vil storckhen (die sich wegen vilen waßer
unnd ihnen gueten gelegenhait heiffig auffhalten) sambt anderen vöglen
erbärmlich erschlagen. Da seind wir etlich unß in dem recreiren in das feldt
hinauß gangen, haben wir alda nit weit von ein ander mehr dan 100 von dem
ungewiter erschlagen - 350 -
storckhen hin unnd wider
ligendt gesehen. Etliche, so nicht ganz todt, sonderen nur an flüglen oder
füeßen verlezt, haben wir gefangen unnd widerumb loßgelaßen etc.
Im zurueckh gehen, da des herrn internuntii stieffsohn solche storckhen zuschauen mit unß hinauß gangen, da haben etliche Türckhen mit drey pfeilen auf unß geschoßen, welche nechst bey unß nider gesunckhen. Solche haben wir gleich bey dem Hassan Aga, alß ihrem herren, verklagt, ist ihnen aber nichts widerfahren. Dan es beißt nicht leichtlich ein wolff den anderen.
Adrianopel Den 11. Augusti seind
wir zu Hadrianopel, türckhisch Endrene genandt, angelangt. Etliche
scribenten nennen sye Uscudama oder Oresta. Ist ein sehr große statt, der
kauffmanschafft halber sehr beriembt unnd allerhand sachen umb ein billichen
werth- unpaginiert -
Die Darstellung zeigt das Innere einer Herberge, deren Tore
geöffnet sind. Dahinter sind drei Personen und zwei Pferde zu
sehen.
Abbildung: Gestalt einer carabansarai oder offentlichen
türckhischen herberg.
- unpaginiert -
Hier ist die Selimiye Moschee in Edirne zu sehen.
Abbildung: Der vortreffliche tempel zue Hadrianopel.
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zu kauffen seind. Die stadt hat der kayser
Hadrianus erbauen unnd nach seinem nammen nennen laßen. Alda ist neben
anderen denckhwirdigen sachen zusehen ein große kirch oder türckhisches
stifft, dschuma genandt; ist ein ansehnlich gebey, von dem kayßer, sultan
Selim, nach eroberung der insel Cypren erbaut worden, zu welchem gebey er
alles einkhomben derselbigen insel verschafft. Dißes gebey ist uberdiemaßen
groß, außerhalb von schönen werckhstuckhen gebaut, inerhalb geziert mit
vilen gefärbten steinen, alß allerley marmor, alabaster, serbentin, phirphir
und andren mehr. Sye ist nicht von den türckhischen maureren (dan sye
dergleichen kunstwerckh nicht wißen zubauen), sonderen von den gefangnen
Italianeren erbauth worden.
In der mite dißer kirchen hangen an etlichen circkhen herumb bey 5.000 amplen. An den viereckhen des tempels seindt 4 thurn unseglicher höch, ganz rund. Ein ieder hat drey kränz oder umbgäng, die seind künstlich von den steinmezen durchgebrochen. Inwendig in iedem thurn seind 3 schneckhen neben einander mit einer maur. Ieder absonderlich underschiden, da doch die thürn ein solches schmahl ansehen haben, das man kan gedenckhen, es solte kaum ein einige stiegen darin sein unnd gehn solche schneckhen biß an die höche des tachß.
Von hier wurdt unser hoffmeister unnd secretarius, Dr. Mezger, ihr ksl. Mt. wichtiger geschäfften zu refferiren auf der post mit einem schiaussen nacher Wien gesandt.
- 353 -Den 12. Augusti seind wir stilgelegen und haben die stadt hin unnd wider besichtiget, auch etliche sachen nach unserer nothurfft eingekhaufft.
Den 13. dito aufgebrochen unnd zu Mustapha Bassa Dschupri
Mustaffa Bassa Tschupri, daß ist
gen Bruckh, ankommen unnd alda unser mittag mahl gehabt unnd nach vollendung
deßen weiter gereist. Daselbst ist ein sehr schöne steinerne bruckh, so 370
gemeiner schriet lang unnd 10 breit. Deßgleichen auch ein carabansarai oder
herberg, die 133 schrit lang unnd 36 breit.
Darin
können 3.000 pferdt woll stehen. Unnd seindt diße beede, die bruckh unnd das
gasthauß von einem auß den vornembsten türckhischen bassa oder häubteren
gebaut und nach seinem namen, Mustapha Bassa,
nennen laßen. Dißer bassa hat
im iahr Christi 1571 [? il grante] sultam Selim die insel
Cypren eingenommen unnd den - 354 -
obersten der
selben insel, nammens Antonium Bracademum, lebendig schinden laßen.
Auf dißen abent kamen wir nach Hermanli in ein extraordinari schön gasthauß, da wir unser rastläger gehalten und widerumb in Macedoniam kommen.
Capidervent Den 14. Augusti kamen wir nach langer gehabter tagreiß in ein dorff, Caialiderven, da wir widerumb die selzamen trachten der macedonischen weibs bilder gesehen.
Philipopolis Den 15. dito zu
Philipopolis angelandt, so die haubtstadt in Macedonia. Ligt schier am ende
des bergs Rhodope, welches eines der vornembsten gebürgen des Griechenlandts
ist, dan wir über daßelbige gereist unnd deßen höche genugsam erfahren
haben. Die stadt hat vor dißem geheißen Poniropolis unnd Trimontium.
Trimontium wirdt sye - 355 -
meines erachtens von den
Römeren also genandt worden, weilen drey hoche berg in der stadt seindt, auf
welchen vor zeiten königliche paläst oder schlößer gestanden, deme ein
zeügnus noch die alte verhandne rudera geben, das solche nit geringe gebey
geweßen seyen.
Zwey oder drey istadia vor der stadt seind zusehen zwey gewölbte gräber, doch ohne grabschrifften, sambt einem anderen ungewölbten, welche vor dißem etlicher macedonischer könig begräbnißen geweßen.
Diße stadt hat Philippus, des großen Alexanders vadter, erbaut unnd zu einer haubtstadt gewidmet. Auch sein residentz darin lange iahr gehabt.
Den 16. Augusti seind wir biß auf den abent hier stilgelegen, da ist ihr
gnaden sambt unser etlichen von einem hauptman in die griechische kirchen,
so des patriarchen kirchen zu
Constantinopel nicht ungleich,
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geführt worden. Da haben wir hin unnd wider ihn dem
closter etliche uhralte bildtnußen der heilligen gesehen, die in eroberung
der stadt von den Türckhen schandtlich zerkrazt unnd übel zuegericht worden.
Tartar Bassar Den 17. Augusti kamen wir nach Tatarbasarschickh, so ein sehr weite landtschafft umb sich hat. Alda haben unser drey in einer viertel stund umb 4 ducaten weingetrunckhen, dan die oka oder maß gilt 2 asper; die asper nenen sye hier ducaten. Darnach seind wir in Ienikay einem dorff, Ienikai, ubernacht verbliben.
Den 18. dito reisten wir uber ein hoches gebürg; darauf fanden wir ein
uhralte, schon zimlich zerfallne porten. Unden an dem fundament mit großen
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quaderstuckhen, im ubrigen ganz mit
ziegelsteinen gebauth. Da sol vor dießem ein vornembe stadt oder baß in
Macedoniam geweßen sein. Nechst darbey ist ein Christen derfflein, Dervent,
auß welchem unß gleich die weibsbilder mit wein unnd anderen victualien
entgegen kommen, unnd weilen wir von dem gehen ganz müedt unnd math geweßen,
dan hinauf zufahren gar gefährlich, haben wir unß umb unser gelt mit den
gebrachten victualien unnd wein etwas erquickhet etc.
In dißer gegendt herrumb haben wir vil geflügel gesehen, alß habich,
löffelgänß, kranich, adler, geyren unnd dergleichen mehr. Da sichet man auch
alweil von Constantinopel auß zu beeden seiten die zwey hochen - 358 -
gebürg.
Zur rechten Erebum, zur linckhen Hemum; dißer
ist wohl 2 teütsche meilen hoch unnd man list bey Plinio in historiis, liber
14, das könig Philippus auß Macedonia des Alexandri Magni vadter, vier
tagreißen an dem berg Emo hinauf unnd zwo herab gereist, damit er sich auf
dißem berg möchte umbsehen, dan man sagt, das auf deßen höche man ein sehr
weiten prospect habe. Auf den abent seind wir in ein Ichtimon
schlecht dörffel, Ichtimon, einquatiert
worden etc.
Bulgaria Daß landt Bulgaria ligt
zwischen Servia, Macedonia unnd der Thonaw. Ist in allen orten mehrentheil
von bergen sehr rauh, stregt sich an den hinderen theil des berg Haemi; ist
gleichsam allenthalben ödt. Sein haubtstadt ist Sophia. - 359 -
Darin ist geweßen die vortreffliche brückh, von deren
noch etliche rudera zusehen, welche der kayßer Traianus, alß er wider die
Gothländer kriegte, über die Thonaw hat machen laßen.
Sophia Den 19. Augusti seindt wir zeitlich in der stadt Sophia angelangt, welche von der heiligen Sophia erbaut unnd nach ihrem namen also genandt worden. Aniezo hat sye ein schlecht ansehen, aber die alte gebey seind der alten herligkeit ein genuegsame zeügnus. Sye war vordißen mit vilen kirchen geziehret, die Godt unnd seinen heilligen geweicht geweßen, iezund aber der teüfflichen, machometanischen sect zugehörig.
- 360 -Diße stadt ligt zwischen zwey überauß großen felderen, so zimlich fruchtbahr, aber nicht erbaut werden.
Wir seindt hier in einem nechst bey der türckhischen moschke ligenden han einquatiert worden unnd in gemeltem tempel ist zusehen, das solche nicht von den Türckhen, sonderen von den Christen erbaut worden.
Den 20. Augusti hier stilgelegen und von einem
racuseischen priester in ein
catholische kirchen geführt worden, welche nach altem brauch schon zugericht
war. Nach dißem seind wir in das alda weßende, von natur warme bad gangen,
welches zue underschidlichen gesundhaiten dienet. Der gleichen bäder hab ich
zu Ofen unnd anderer - 361 -
orthen in Türckhey, wie
auch zu Baden in Österreich unnd
Baden in Schweizerlandt gesehen etc.
Den 21. Augusti aufgebrochen unnd durch ein sehr weite hayd, so nicht schöner
gemahlt köndt werden, geraist. Über diße heyden haben wir ein guete zeit
zuegebracht, darauf vil 1.000 bergel oder hügel gesehen mit graß
überwachßen. Wie sye dahero kommen unnd waß sye bedeiten, ist mir unbewist.
Etliche vermeinen, es möchten kenodaphia tumuli honorarii vel manes sein,
daß ist ehrengräber, dan die Tartar heitiges tags ihren königen solche
begräbnußen auffrichten. Wie Salomon Schweiger sagt, haben die Türckhen
einmahl in einem solchen bergel einen schaz vermeint zufinden gegraben;
haben sye einen kopff, wie ein sester oder - 362 -
waßerschaff, herauß gegraben. Eß können auch bemelte bergel in einem
namhafften feldtzug ein schanz wider die feindt geweßen sein, dan die
Griechen haben im brauch gehabt, in ihren feldtlägeren dergleichen hügel
auffzuwerffen, wie solches Herodotus in libero Caliope, folio 628, bezeügt,
da er den zug Xerxis in Griechenlandt beschreibt, den er wider die
Athenieser geführt. Gedachte hügel seind auch ungleicher weite voneinander
bey 20 oder mehr schuech, ungefehr 15 elen hoch.
Tragoman Wir kamen zeitlich in ein
griechisch dorff, Tragomanli, unnd wurden in ein extraordinari schönen han
einquatiert, unnd weilen wir zeitlich hier angelangt, ist Pater Marcellus,
herr Franz Vischer unnd ich auf einen - unpaginiert -
Die Darstellung zeigt ein Feld mit aufgeschütteten Hügeln sowie
Schildkröten und Hasen.
Abbildung: Die schone weite heid bey Sophia.
- unpaginiert -
Auf dieser Darstellung ist der reichlich verzierte Obelisk am heutigen Sultan Ahmed Platz,
dem ehemaligen Hippodrom in Konstantinopel, zu sehen.
Abbildung: Columnma haec visita Constantinopoli in Hypodromo
turciae Athmeydanae.
Abbildung: Ioannes Georgius Metzger Brisaiensis, nunc postarum
praefectus Brunae in Moravia.
Text im Bild: Dificilis quoniam dominis puere serenis iussus et
extinctis palmam portare tyrannis.
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nechst beyligenden berg, so ein teütsche meil
hoch, gestigen. Auf dem höchsten gipfel deßelben stehet ein altes,
hilzernes, griechisches creüz, daran vil namen mit lateinischen buechstaben
eingeschniten, dan vast ein ieder, so hinauf kombt, sein namen in daß creüz
zuschneiden pflegt. Nechst neben dem creüz sihet man löcher wie die runde
käßel, alßwan sye außgehauen währen. Ob sye aber außgehauen oder von natur
also, oder wer alda gewohnet, könen die inwohner kein gewißen bericht geben.
Doch hab ich von etlichen gehört, es sey vor dißem ein patriarch oder
metropolita alda geweßen.
Den 22. Augusti seind wir zeitlich zu - 364 -
Pirota Pirota oder Scharkoi
angelangt, dan wir die ganze nacht über ein gefährliches gebürg geraist. Dan
an vilen orthen der mond, der sonsten schön leichtete, nit hat können
zwischen die hochen berg hinnein scheinen. Unnd es halten sich bißweilen
auch die mörder darinen auf, unnd wir hier einen Bulgarer angetroffen, der
in dißem gebürg von den mörderen angetast, ihme ein arm, neben vilen anderen
wunden, abgehauen worden; deme auch ihr gnaden ein almußen geben.
Alhier lagen wir in eines spahi behaußung, der ist so vil alß einer von adel,
der den Teütschen adelsleüthen kaum, wie man sagt, daß waßer reichen möchte.
Sye leben in eßen unnd trinckhen vil geringer unnd - 365 -
sparsamber alß ein gemeiner bürger in Teütschlandt.
Seind des faulenzens ganz unnd gar gewohnet, erhalten unnd ernähren sich von
der besoldung, die sye von dem kayßer haben etc.
Nechst vor dem dorff stehet ein alt castel, unden an einem berg, darbey vil frische waßerquellen entspringen. Daß schloß hat 5 starckhe thurn. Auf dem berg sihet man auch vil alte gemeür, so von den Römeren vorzeiten erbaut oder villeicht destruirt worden etc.
In anbrechender nacht müesten wir widerumb über ein gefährlich, rauch gebürg,
unnd alß wir allberaith aufbrechen wolten, kamen etliche Türckhen zu unß mit
weinenden augen, klagendt, wie das sye unversehens von ungefehr 40 mörderen
- 366 -
seyen überfallen, ihnen ihn pahrem gelt
1.000 ducaten und so vil thaler in specie sey genommen worden, ohne das
kleine gelt, deßen, wie vil es geweßen, niemand alß der herr darüber
wißenschafft gehabt, welcher sambt seinem sohn von den mörderen erschoßen
worden. Die übrigen Türckhen haben sich mit der flucht salviert, sonsten
hetten sye, waß ihr herr unnd sein sohn empfangen, auch zugewarten gehabt.
Alß wir dißes zu unserem großen vortheil vernommen, rüsteten wir unß auff
das beste mit röhren, säblen unnd anderen waffen, den rauberen oder mörderen
widerstandt zuthun und zubegegnen; haben auch ein starckhe convoi auß dem
dorff, da wir loschiert, mit - 367 -
genommen und
seind also vor unnd nach den wägen schier die ganze nacht zu fueß gangen.
Doch andres nichts von mörderen, alß etliche feuer, so sie in dem gebürg
angezindt, gesehen, dan sye sich wegen unser starckher convoi nicht an unß
getraut; haben sich auf dißmahl mit dem von den Türckhen erlangten gelt
begnügen laßen.
Mein fuhrman, alß ich gegen tags auf den wagen gestigen, ist derselbige wegen schnellen fahrens zweymahl umbgefallen. Erstlich seind die schwere trugen auf mich gefallen, anderten in ein von natur heißes waßer, welches Gott sey gedanckht beede mahl ohne großen schaden, doch einmahl zimlich naß, abgegangen.
- 368 -Mustaffa Bassa Palanka Den 23. Augusti kamen wir nach Mussa Bassa Balanca, vor dißem Curiscesme, in ein schönen han, darbey ein viereckhende, mit vier thürnen bewachete balanca; darbey ein sehr schöne gelegenheit unnd vil alte gemeür, uhralte monumenta oder grabschrifften zusehen, so genugsam anzeigen, daß diß orth vorzeiten ein berimbte vestung wider die feindt geweßen seye.
Auß den alten, steinernen grabschrifften unnd anderen verhandnen steinen hat Mussa Bassa ohnlengst diße balanca aufführen laßen, darin die grabschrifften bey der porten an dem han, unnd sonst hin unnd wider eingemaurt; auch etlich under sich und unleßlich einmauren laßen, weilen sie der gleichen sachen nicht achten unnd verstehen.
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Die Abbildung zeigt die Inschrift eines Epitaphs.
Abbildung: Verzaichnus eingemaurten antiquiteten:
Text im Bild: Tuliae dominae Augustae matri castrorum Res Publica suae ulpiana
curante Quinto Anicio Fausto legatus Augustorum pro praetore. Imperatori Caesari, divi Marci Antonini pii Germanici Sarmatici
filio, divi Comodi fratri, divi Antonini pii nepoti, divi Hadriani
pro nepoti, divi Traiani parthici ab nepoti, divi Nervae ad nepoti
Septimo Severo Pertenaci Anici Augusto.
Alß wir widerumb verreißen wolten, kamen 4 Türckhen zu unß, so von 25 gewaffneten mörderen angestrengt worden, aber ihnen eilendts entritten. Darauf die mörder auf sye geschoßen, das 2 pferdt verlezt unnd der eine Türckh ein schuß durch den arm bekommen. Darauf wir unß auf ein neues widerumb versehen unnd glükhlich Bulgaria fortgeraist.
Nissa Den 24. Augusti seind wir zeitlich zu Diße stat hat suldan Murat seu Amuratis von Lazio, fürsten in Servia, anno 1366 erobert. Mehemet Bassa, vezier zue Ofen, hat hier ein schöne bruckhen nechst uber den fluß Nisa machen laßen, auf welcher ein große marmor stainere taffell mit türckhischen buechstaben des inhalts: Gott wolle annehmen dißes werckh des wolthaters unnd gebe ihm ein uber fleißig lohn, welches auf fürbit des fürsten allen inwohnern geschehen wird. Nissa, da vorzeiten die haubstadt in Servia geweßen, angelangt.Diße Ligt an dem fluß Nissa, der Serviam von Bulgaria scheidet. Da wurden wir in eines vornemben Türckhen behaußung, nechst an dem fluß gelegen, einquatiert.
- 371 -Zu Nissa bey einem türckhischen tempel hab ich in einem marmorstein diße schrifft gesehen: Dis manibus Aureliae Florentinae dulcissimae et Victorinae et Candidani et Urbi auct. liberto Severo et sibi et suis posuit. Das ist also zuverstehen: Zu ehren des allerhöchsten Godtes, seiner lieben Aureilie von Florenz, item der Victoriner unnd dem Candidano unnd Severo, der die freyheit der stadt erhalten, auch ihm unnd allen seinen zugehörigen ist diße begräbnus verordnet worden.
Die landtschafft Servia wird bey dem Lazio Moesia Superior, daß ist Ober Sirsy, genandt. Ligt zwischen Bosnia unnd Bulgaria, wirdt von vilen für die alte landtschafft der Treballorum gehalten.
Eß haben auch die Dardani das land Serviam unnd Rasciam bewohnet,
welches zimlich fruchtbar, aber wegen mangel - 372 -
si
der inwohner schlechtlich erbaut wirdt. Die erden darin hat auch vilerlei
farben. Ich hab auch wenig große baum oder wälder, sonderen mehrentheil
aicher gestraiß wie in Bulgaria gesehen.
Alexinza Den 25. Augusti seind wir zu Alexintza, nach dem wir die ganze nacht geraist, zeitlich ankommen unnd wegen großer hiz nicht in han, sonderen im freyen feldt randen gehalten: sono io stato malato.
Baratschina oder Para Kina Den 26. dito seind wir durch Iaschna nacher Baraschina kommen.
Mur oder Morava fluvius Den 27.
Augusti reisten wir die ganze nacht unnd kamen bey gueter tagzeit an den
waßerfluß Mur oder Morava. Da understunden sich etliche, weilen das waßer
nit groß, deßen tieffe mit den pferden zugründen, denen wir - 373 -
auch mit den wägen nachgevolgt unnd glückhlich
durchkommen. Sonsten, wan das waßer groß, mueß man die reißenden mit großen
blaten oder schiffen hinüber führen. Darnach Iagodna
aßen wir zu Iagotna ein früestuckh unnd
haten volgents zu Baticina unser Baticina rastläger.
Hassan Bassa Palanka Den 28. dito seind wir zeitlich zu Hassan Bassa Balanca ankommen.
Den 29. haben wir ein sehr weiten conack gehabt. In deme wir die ganze nacht starckh gereist, seind wir zu einer balanca, Isarschik Isartschick genandt, kommen. Da zogen etlich derselbigen inwohner, unß zuempfangen, mit fliegenden fahnen, doch zufueß, entgegen. Dergleichen gelaits leüth haten wir schier auß allen dörfferen.
Den 30. Augusti haben wir ein unbestandigen - 374 -
tag
gehabt, unnd nachmitag zu Belgrad oder Griechischweißenburg angelangt, unnd
nicht weit von der stadt von dem caimecan sambt den seinigen zu roß unnd
fueß, wie auch mit einer music, auf das freündlichest unnd schönest
empfangen unnd für unß destiniertes losament beglaitet worden.
Bellgrad Die stadt Griechischweißenburg ligt zum theil in der ebne, zum theil in der hoche; die gelegenheit darumb ist überdiemaßen schön anzuschauen. Die ringmauren seind alle zerfallen von der zeit ihrer eroberung an, daß sye einem offnen marckh nicht ungleich.
Von kauffmanschafft ist sye sehr beriembt, der fluß Savus unnd Danubius flüeßen alhier zusammen.
Eß ist zumerckhen, das von Wien - 375 -
biß auff
Belgrad 16 schiffreiche waßer in die Thonaw fahlen, welche ihren nammen biß
in das meer behalt, da sye in Pontum Euxinum flüest unnd in dem meer ihr
süeße krafft biß auf 40.000 schrit bewahrt.
Daß schloß hier ist mit starckhen mauren unnd thürnen, so mit bley bedegt, umbfangen, unndt sein starckhe, veste gegenwehr wider unnß Christen.
Nicht unfern von Belgrad hebt sich an daß schöne unnd fruchtbare königreich
Ungaren, welches keinem landt wegen seiner reichlichen fruchtbarkheit
weichen wirdt. Serviae finis. Initium
Sclavoniae et Hungariae
Der fluß Savus theilet alda Servia von
Ungaria; diß fluß kombt durch das herzogthumb Bosna unnd ergüeßt sich hier
in die Thonaw. Hat seinen nammen bekommen - 376 -
von
dem könig Sav, welcher nach dem algemeinen sündtfluß mit Tuiscone in diße
landt kommen. Eß ist auch der vortreffliche kirchenlehrer Hieronymus von
Stridone in Ungaren gebürtig geweßenn.
Die stadt Griechischweißenburg, wie in der ungerischen kronig
zuleßen, hat sultan Murath (deßen tempel und begräbnus zu Constantinopl
zusehen) mit krieg starckh angefochten. Erstlich anno 1440, alß könig
Vladislaus auß Polen an das reich Ungaren kam, dan damahlen kein natürlicher
erb verhanden war; dißer könig Lasla sambt dem helden, graff Hanßen von
Huniad, so beede mit ihrem volckh den wietrich Murath ritterlich abgetriben,
ihme ein namhafftes volckh - 377 -
erlegt, darzu
Sirffenland unnd Bulgaria weggenommen, welches dem wietrich ein großer
schmerz war. Darumb er auch endtlich mit könig Lazla ein fridenstandt auf 10
iahr aufgericht. Aber nach wenig iahren wurd der frid gebrochen auß
uberredung des babsts Eugenii unnd cardinals Iuliani, welcher Lassla nach
gebrochnem friden mit ganzer seiner macht bey Varna geschlagen. Die
schuld war im gegeben, weilen er den versprochnen ayd wider den friden
gebrochen. Diße histori find man außführlicher in den ungerischen
cronickhen.
Baldt darnach, anno Christi 1455, kam sultan Mehemet der ander diß nammens
mit 400.000 man - 378 -
für Belgrad. Im driten iahr
hernach, alß er Constaninopel eingenommen unnd alß er Belgrad 46 tag
belägert, mueste er mit schandt abziehen. Da zoge ihm der ungerische zug
entgegen, bey 40.000 man starckh, under graf Hanß von Hunniad; der schlueg
den feindt in die flucht, das über 40.000 Türckhen gebliben unnd der sltan
Mehemet mit einem pfeil verwundt darvon geflohen.
Anno 1521 zug sultan Soliman mit einer überauß großen macht nach Belgrad,
undergrueb sye an vil orthen unnd erobert sye in kurtzer zeit, dan könig
Ludwig war ein iunger herr.
Niemandt wolt sich
der sach recht annemben, also gienge - 379 -
die stadt
zuegrund unnd seithero alzeit der Türckhen underworffen geweßen.
Alhier haben wir widerumb frische haußen, so sehr groß und hier heiffig gefangen werden, sambt vilen stierlein gesehen. Ein solcher haußen ist etwan 20 oder mehr schuech lang, wigt in 5 oder 6 centner. Diße kommen unnd steigen auß der Meotischen See dem süeßen waßer nach, werden auch Pisces Anacaei, von dem fluß Antacite, genandt, welcher auß Sarmatia in Paludem Maeotidem laufft.
Demnach wir von dem 30. Augusti biß auf den 4. Septembris bey dem mittag eßen
verbliben unsere vorige wägen, die wir von Constantinopel auß gehabt,
umbgeladen, seind wir - 380 -
den vierdten dito
nachmitag uber den fluß Sav sambt den wägen geführt worden, Semtin
Semeniko unnd in ein derffel,
Semoniko, kommen. Alda ist vorzeiten ein vestes schloß auf den alda weßenden
berg, und eines an dem waßer, gestanden. Darauf etliche strukh geweßen, den
feindtlichen schiffen auf dem Tonaw strom ein verhindernuß zumachen. Solche
schlößer seind von dem Türckhen, ehe er Belgrad bekommen, eingenommen unnd
zerstört worden. Unnd ist da ein schene gelegenheit unnd außsehen auf die
Tonaw.
Collubintz Den 5. Septembris reisten wir durch ein schönes, fruchtbares, doch unerbautes feldt, unnd kammen in ein groß dorff, Colubintz, in welchem die heüßer mehrentheil under der erden.
- 381 -Den 6. Septembris kamen wir nach Mitrowitz,
so ein kleine balanca; Mitrowiz daß ist ein orth mit
einem hochen zaun oder palisaten, mit laim gepflastert unnd angestrichen,
das man nit kan durchsehen. Solche orth seind für allerhandt gehlinge
zueständt gar heimlich, dan man sich darinen etwas deffendieren kan. Sye
haben auch porten wie in den städten; in der ganz Türckhey seind sehr vil
solcher balanca, theils auch ganz mit maurwerckh umbgeben unnd zimlich vest.
Die ungemaurten aber könen sich, so ein recht ernst verhanden, nit lang
deffendieren, dan solche pfal bald eingerißen oder zuhauffen geschoßen
werden. In einem solchen orth kan sich auch zur kriegszeit ein namhafftes
volckh zu seinem vortheil auffahlten - 382 -
unnd in
großer noth verschanzen.
Den 7. Septembris reisten wir widerumb durch ein groß ebenfeldt, darin vil prein oder hirsch angebaut, deßen bin ich bericht worden, das die inwohner alda an stadt des traidts, wie auch in der ganzen revier herumb, brein anbauen, dan er gibt woll auß unnd bedarff auch keiner solchen müeh wie das traidt; denselben zermahlen sye unnd bachen volgents auß dem selbigen mähl ein brodt, welches nicht ungeschmackh unnd keinen großen underschied von dem anderen brodt hadt. Auf dißen abent seind wir auf Tavernick kommen. Tavernick
Den 8. Septembris kamen wir früe nach Bucowar oder Wolcowar, da sahen wir ein
zimlich alt dach, vordißen woll - 383 -
erbautes
schloß, so hart an der Thonaw gelegen. Eß seind auch sehr vil schiffmühlen
Wolkowar
Bukowar nacheinander. Diß ganze
orth ist ringherumb mit vilerley obsbaumen unnd gärten reichlich umbgeben.
In summa das ganze königreich Ungaren ist voller fruchtbarkheit unnd eines
so bequemlichen unnd zum bauen tauglichen erdtbodens, das es nicht baldt
einem landt weichen wirdt.
Alhier ist auch ein schöne, wollerbaute schnur oder perspectiv grade hilzerne bruckhen. Zu ende derselben wir under vil 100, dickh in ein ander stehenden nußbäumen im schadten stilgelegen. Diße nußbaum waren einem waldt nit gar unehnlich.
Den 9. Septembris haben wir nechst bey - 384 -
Osseg,
neben der bruckhen in einer schönen grüenen au stilgehalten. Die stadt Osseg
ist auch mit einer balanca umbgeben. Die gaßen mit langem holz bedegt oder
besezt. Eß ist auch hier ein uberauß lange bruckhen, die unser etlich
gemeßen und befunden, daß sye 8.225 schrit lang, da der schiffreiche fluß
Dravus oder Trab durchfliest, so von mittag auß Croaten flüeßt. Der
türckhische kayßer, sultan Soliman, hat dem
bassa zu Ofen bey dem strang
anbefohlen, alhier ein bruckhen uber die Trab zuschlagen, die er gleich an
der stadt an mit 25.000 man angefangen zubauen, welche inerhalb 10 tagen
ganz fertig gewest. Hat gleichwol gemelter bassa den kopff laßen - 385 -
müeßen,
weilen sye nicht nach des sultan befelch,
inerhalb acht tagen, fertig worden. Diße bruckh ist vil lenger alß ein
teütsche meil, 14 elen oder mehr brait. Ein herlich unnd denckhwirdig
werckh, an welchen bruckhen vil lange stangen auffgericht, darauf allerley
selzame, doch dölpisch außgehaute zeichen unnd figuren seind. An welchen
orth die ioch wegen tieffe des waßers den grund nicht erlangen mögen,
brauchen sye schiff, damit dieselbige nit abkomme, dan diß ein völliger baß
ist.
Mohatsch Den 10. Septembris haben wir unser nachtläger zu Mohaz gehabt; darbei ein alte zerfalen kirchen, welche vor dißem Gott geweicht war, ist iezund aber von dem Türckhen zu einem khüestahl gemacht worden.
- 386 -Hier ist vorzeiten die unglückhseelige schlacht zwischen dem kayßer Soliman unnd könig Ludwigen geschehen, welcher könig hernach in der flucht in einer pfizen, welche wir gesehen, ellendiglich umbs leben kommen.
Sicciar Den 11. Septembris zu
Sicciar ankommen, da auch ein balanca, darin stehet ein groß, uhralt gebey,
in ansehen alß wan es vorzeiten ein groß closter unnd kirchen geweßen weer,
darin wir hin unnd wider etliche alte gemähl der heilligen gesehen, welches
unß hochgeschmerzt, das vil solche, vorzeiten Godt geweichte orth von der
machometanischen sect verunreiniget worden. Da vordißen ein neben capellen
in dem closter geweßen, haben die Türckhen zu einer meßgit gemacht, - 387 -
darin sye ihren gottsdienst halten.
Gegen abents ist gehling ein großer regen und sturmwind entstanden unnd in dem beede cammerdiener ihr gnaden außgezogen, ist der cammerwagen von etlich dieben, in welchem alle heimliche schrifften unnd ihr gnaden völlige expedition sambt etlich 100 ducaten, geweßen, fortgeführt worden. In dem nun die cammerdiener sich zur rueh in wagen begeben wolten (dan ein ieder alzeit in seinem zugegebnen wagen geschlaffen), seind sye ihren wagen fyr gangen, unnd wo er zuvor gestanden, nicht mehr finden könden. Da erhub sich gleich ein tumult under unß unnd wurdt ihr gnaden der verlorne wagen auch zue wißen gethan, der gleich also zu lamentiern angefangen, das nicht zu glauben.
- 388 -Darauf gleich der Hassan Aga, der mit unß alß türckhischer internuntius unnd zugleich unß zuschüzen, herauß geraist sambt seinen dieneren, unnd wir auch auf alle straßen unnd weg außgeloffen unnd ein viertel meil weit von dem vorigen orth, ganz unversehrt mit allen sachen, gefunden. Die dieb haben sich retariert, welches under unß ein große freudt verursacht. Dan wan dißer wagen oder die sachen darin wären verlohren worden, hedte ihr gnaden dem kayßer ein schlechte podtschafft verricht unnd wehre zugleich unß allen ein große schandt geweßen.
Fätwar Den 12. September seind wir
zue Fätwar in eines spahii behaußung übernacht gelegen. Alda sahen wir
etliche Christen köpff auf einer - 389 -
balanca
steckhen, dan die Hußaren oder ungerische reiter pflegen bißweilen biß
hieher zustreiffen unnd so sye einen darvon bekommen, schneiden sye ihm den
kopff ab unnd steckhen den selben, anderen zu einem exempel, auf die
balanca. Sonsten haben wir auch in 3 oder 4 orthen solche aufgestegte köpff
gesehen etc.
Ertschin Den 13. September seind wir zeitlich zu Erschin, in einem han mit einer balanca umbgeben, angelangt. Darbey ein groß dorff. Die balanca ist nichts saubers, sonderen mehrentheil stähl, dan wegen der streiffenden Unger mueßen sye daß vich alle nacht in die balanca führen unnd alda verspehren. Da haben wir widerumb 4 aufgestegte Christen köpff gesehen.
- 390 -Den 14. September, ehe wir gar nach Ofen kommen, seindt wir vor der stadt von etlich Türckhen freundlich empfangen unnd in unser zueberaites losament beglait worden.
Ofen Buda Die stadt Ofen oder Buda ligt halb in der eben, halb in der höche. Ist zimblich groß unnd von schönen, alten gebeyen aufgeführt, die vor dißem die Christen gebauen haben.
Hier ist ein groß, vestes schloß, darin noch villerley schrifften unnd nammen
der alten regenten zusehen, unnd under anderen schrifften stehet ob einer
thür Mathias Corvinus rex Hungariae; ob einer anderen Vladislai hoc
magnificum opus MVII unnd andere mehr dergleichen schrifften, sonderlich
auch vil gemahlte sphaerae oder himmelskugeln auf underschidliche,
mathematische weiß schön abgezirckhelt - 391 -
unnd
außführlich gemahlet.
Unden an dem berg gibt es etliche, von natur warme bäder, die seind zumahlen auch köstlich gebaut. An dem boden ligen marmorsteinerne taffel, miten in der badtstuben ist ein tieffer kasten, bey 18 schriet weit, daß einem man biß an die achßel gehet. Ring herumb seindt vier steinerne taffel, damit ein ieder nach seinem beliben, dieff oder seicht, in das bad gehen kan etc.
Wie diße stadt in der Türckhen händ kommen unndt waß sich darvon weiters verloffen, findt man weitleiffig in den ungerischen cronickhen beschriben.
Pest Gegen Ofen über, ienseit der
Thonaw gegen norden, ligt in ebnem feldt die stadt Pest. Hat hoche, dickhe
ringmauren unnd ist wegen ihrer vestigkeit über vil städt in Ungaren. Die
heüßer darin - 392 -
seind schlechtlich erbaut. Da
wohnen auch etliche Christen sambt einem pfarherren evangelischer
religion.
Den 16. September hat ihr gnaden bey dem vesier offentliche audientz gehabt unnd mit denen 2 mitgenommen kobelwägen wegen des regens hingefahren; darin von allerhandt vorgeloffnen händlen unnd den granizheüßeren geredt worden. Alß wir zur bestimbten behaußung zunaheten, stunden vil ianitscharen, unnd oben auf andere officier, darauf bald der vesier komen und nach gebreüchlichen ceremonien die audientz geendet worden.
Eß kame auch widerumb zue unß herr Dr. Mezger, hoffmeister unnd secretarius,
der von Adrianopel etlicher wichtiger geschäften nacher
Wien auf - 393 -
der post geschickht worden. Mit ihme kame auch herr
Iohann Andre von Liebenberg von Wien, von denen wir neben anderen auch den
traurigen todt der römischen kayßerin Mariae Leopoldinae mit schmerzen
vernemben müeßten.
Den 17. hat ihr gnaden privat, unnd den 18. darauf offentliche audienz bey den vesier Serxes Siausch Bassa gehabt; darin ihr gnaden ihme valediciert etc.
Den 19. September seind wir widerumb aufgebrochen, welcher auffbruch einen
under unser compagnia, deßen namen ich ehrens halben geschweige, nicht sehr
angenemb geweßen, da er in wehrender zeit, da wir hier verhareten, mit zwe
schönen türckhischen iunckhfrauen sich bekhandt gemacht, - 394 -
welche er, unnd sye ihn hingegen, uberdiemaßen
geliebt. Unnd wofern wir ihm solches nicht so häfftig disuadiert, hette ihn
der teüffel schier betrogen, das er wegen der schnöden, zergäncklichen lieb
seinen christlichen glauben verlaugnet unnd zu einem Türckhen worden
wäre.
Bitschke Den 20. September kamen wir auff Bitschke in ein gehuldigtes, calvinisches dorff, da unser etlich, wenig in abweßen des predicanten, von seinem weib mit einer iausen ehrlich tractiert worden.
Den 21. dito haben wir unß in aller früe auf den weg begeben und von den
Türckhen convoiert worden; unnd underwegs kamen unß auch ein ungerische
compagnia zu convoiren entgegen. Die - 395 -
so woll
ungarisch alß türckhische convoien wexleten bißweilen ab unnd riten widerumb
zue ruckh.
Tottes Alß dan seindt wir auf Dotes, so das erste orth herauß wehrts ist, daß die Christen inhaben, kommen. Darin graff Scaki, oberhaubtman, commandiert. Der hat unß alle gebührende ehr bewißen unnd in eßen unnd trinckhen ihr gnaden freigehalten.
Dottes oder Tata ist ein uhralte vestung oder castel, halb mit einem uberauß
großen teücht, halb mit einem tieffen waßergraben umbgeben. Die vorzeiten
regierende könig in Ungaren haben hier ihre lustgärten gehabt, unnd
sonderlich hat Mathias Corvinus diß schloß sehr prächtig geziert unnd zumahl
auch - 396 -
bevestiget. Eß soll vor zeiten ein große
stadt, ad Statuus oder Theodata genandt, hier gestanden sein. Heitiges tags
aber ist nichts mehr von der stadt vorhanden, alß das iezige schloß. Eß ist
auch nechst darbey ein hohe hügel oder berg, von lauter weiß unnd rotem
marmorstein, der dem feind, das schloß zubeschießen, ein gueter vortheil
ist.
Eß hat Solimannus anno 1543, wie er in Ungeren kommen, diß zierliche lusthauß eingenommen unnd verbrennen laßen; dardurch die von natur warme bäder, zierliche lustgärten unnd andere künstliche gebey unnd sachen zugrundt gangen.
Ist darnach widerumb etwas wenigs aufferbauet worden unnd seithero - 397 -
haben solches bißweilen die Türckhen, bißweilen
die Christen beseßen, welches es iezund noch inhaben unnd ein guete vormaur
wider die streiffende Türckhen ist.
Weilen, wie vor gesagt, unß etliche Unger convoirten unnd etliche von Papa widerumb abgewexlet, seind sye zu einer abgewexelten compagnia Türckhen kommen, welche, weilen sye noch einmahl stärckher alß die Unger, wider alle billigkheit die ungerische convoi angegriffen, unnd was nit entrunen, nider gemacht unnd gefangen genommen.
Comoren Alß wir den 22. Septembris
bey gueter mittagzeit bey Comoren an dem fluß Thonaw mit unser caravana
angelangt, da ist ihr gnaden, des herren podtschaffters gemahlin, von Wien
biß hiehero sambt etlichen
2 ihren - 398 -
iungen herren
söhnen, ihren herren zuempfangen,
entgegen kommen, da wir die beladne wegen an dem fluß verwachter stehn laßen
unnd auff den tschaiquen oder schiff vorgeführt worden. Ein tschaique ist
ein schnel streit schiff, darin bey 30 Heiduckhen, deren ein ieder mit einem
rueder, kopa oder renspieß, langen rohr sambt einem säbel, versehen ist.
Seind beherzte,
geschwinde leüth, die den baß auf dem waßer sicher erhalten.
Diße vestung, Commorren, hat kayser Ferdinandt der erst vor etlich 90 iahren bauen laßen. Sye ligt zwischen der Tonaw unnd dem fluß Wag, daß sie einem triangel gleich im waßer stehet, unnd an dem spiz die 2 gemelte waßer zusammen stößen.
- 399 -Eß ist die vestung von gewaltigen werckhstuckhen aller orthen sambt einem tieffen waßergraben versehen. Hat inwendig auch ein starckhe burg, darin der commendant Iohann Christoff graff von Burghaimb wohnet etc., mit 400 teütschen muscetiereren. Die ubrigen gebey auf der maur, wie mans nent, seind vast mehrentheil kleine soldaten heüßel. Der oberist leütnambt darin ist ein Unger unnd herschet in abweßen des commendanten; commandiert auch ein compagnia Hußaren von 100 man zu pferdt, unnd 100 Heyduckhen zue fueß.
In der vestung haben wir sehr große stuckh geschüz auf den wählen oder
pasteyen herumb gesehen. Unnder anderen ist ein überdiemaßen groß stuckh,
die Türckhin genandt, welches ob der - 400 -
fahlbruckhen stehet. Solches haben die Türckhen in einer umbsonst
angewendten belagerung vor der vestung stehen laßen, weilen erzherzog
Mathias mit 40.000 man, die vestung zu entsezen, in anzug war. Solches alß
die Türckhen wargenommen haben, sye die belägerung auffgehebt unnd
fortgezogen.
Diße vestung ist undersich ganz gewölbt, daß man darunder hin und her gehen kan, zwar mit einem windtliecht, dan es sonsten sehr finster; unnd man kan sich zur zeit einer brunst ohne einige gefahr in den gewölben auffhalten.
Nicht weit von Comorren seind zwo zerstörte, alte, heidnische stadt, Zironia unnd Bolonia genandt, darvon man die stein, ungerische heüßer zubauen, ausgrabt.
- 401 -Alda auch bißweilen guldene, silberne, meßinge unnd kupfferne geltsorten gefunden werden, deren ich auch zwey hab, die alda seind gefunden worden, unnd mir von einer bekhandten persohn zu sonderbarer gnad seind presentiert worden. Die buechstaben darauf seind nicht außführlich zuleßen, die bildnußen, so darauf gestempfft, zeigen an, alß wan es ksl. bilder weren. Solcher gestalt hat man vor wenig iahren ein guldenes gefunden, welches ihr römisch ksl. Mt. presentiert worden.
Den 23. Septembris lagen wir zu Comoren stil, besichtigten die vestung und
den nechstgelegnen marckh hin unnd wider, dan wir hadten schon widerumb
völlige freyheit außzugehn, weilen wir unß keiner Türckhen mehr besorgten
- 402 -
unnd auch ihr gnaden sich mehrentheil bey
ihr excellentz, dem graffen von Puechhaimb, auffhielt, unnd unsres
auffwartens nicht bedürfftig geweßen. Hier wurden wir auß befelch des
graffen extraordinari stadtlich in der vestung tractiert, daß wir unß dißer
großen gnad billich zuebedanckhen gehabt.
Eben dißen tag, nach vollendter meß unnd predig, hat man das te Deum laudamus
gesungen wegen bestädtigung des fridens. Underdeßen alles klein unnd groß
geschütz auf dem wählen drey mahl nacheinander loßgebrent worden. Ebenfahls
in dem castel über der Thonaw, da unsere wägen gestanden, unnd in den neuen
schänzel über der Wag, ist das geschüz loßbrent worden. - 403 -
Dißes schänzel last ihr excellenz, die
herzustreiffenden Türckhen zuvertreiben, aufbauen.
Gegen anbrechender nacht wurde ein ansehnliches, kunstreich feurwerckh
gehalten: Die unzalbare ragetlein seind künstlich in die hoch getriben
worden, die schwimmerlein hin unnd wider gefahren, geknalt unnd gekracht,
alß wan man scharmizierte. Es gieng in allen orthen an, das einer nicht
genuegsam hat alles ersehen mögen. Under anderen traten 4 manßbilder herfir,
die mit feurigen säblen scharmicierten, dan die funckhen unnd flammen darvon
gestoben; auch ein brinnend rad lang ihm ring herumb geloffen. Dißen und
mehren schau recreationen unnd künstlichen - 404 -
feur
werckhen haben wir auf der bastey zugeschaut unnd solches ist nechst an der
vestung gehalten worden.
Welcher zu Comoren geweßen, der mueß volgende drey denckhzeichen wißen: Erstlich, das kinder auf der kirchen gemacht werden; anderten ist ein steinerne iunckhfrau, welche ein kranz in der hand unnd denselben einem Türckhen zeigt. Das kan man sehen an der Wag pastey außerhalb, dan Comora ist noch ein iunckhfrau, weilen sye niemahlen eingenommen worden. Dritens, so ist kein [? d.] in Comorren, der nit auß der vestung auf die Wag gelegt wirdt.
- 405 -Raab Den 24. Septembris seind wir auf Raab, alda unß underschidliche quartier assigniert worden, kommen unnd weilen wir etwas zeitliches hier angelangt, ist ihr gnaden sambt anderen in einer tschaiquen von Comorren hierauf wehrts gefahren. Seind unser etlich, ihr gnaden aufzuwarten unnd zubeglaiten, entgegen gangen unnd seiner ankhunfft bey dem waßer erwartet. Nach beglaitung seind unser vier zu einem fleischhackher oder metzger einquatiert worden, da wir umb unser gelt vertreülich unnd frölich geweßen etc.
Raab, lateinisch Ianrinum, Ianreum,
Ianrea, ungerisch Gyor, ist ein gewaltige
vestung in Ungeren, 14 mail von Wien. Auf der ein seit flüeßt die Thonaw
doppelt, auf der anderen die Raab unnd - 406 -
Rabiniz
oder Rabsa. Unnd dißer fluß Arabo thuet die gehuldigte unnd ungehuldigte
dörffer, daß ist, welche dem Türckhen tributhbar oder demselben noch nicht
underworffen, underscheiden.
Eß ist Raab mit pasteyen, gräben, bolwerckhen, geschüz unnd munition also versehen, das sye im fahl der noth anderen vestungen in Under Ungaren genugsam beyspringen kan. Wie dan auch der oberste alhier, herr graff Philipp von Manßfeldt, allen anderen haubt- unnd befelchsleüthen in Under Ungaren zugebiedten hat. Kayßer Ferdinand unnd Maximilian der ander haben bey bevestigung dißer stadt unnd schloß vil gethan.
Eß seind auch underschidliche antiquiteten alhier, darauß man das alter dißer
- 407 -
stadt, unnd das vorzeiten die Römer ihr
winterläger hier gehabt, genuegsam abnemmen kan. Eß seind auch gleich wie zu
Comorren zwo besazung alhier.
Wir haben auch das thor gesehen, durch welches herr von Schwarzenberg anno 1598, den 29. Martii, die stadt mit einem kriegslust von den Türckhen erobert; iedoch nicht ohne große müeh, dan die Türckhen in der stadt sich dapffer defendiert unnd gewehrt haben, das ihr über 1.400 umbkommen. Der türckhische commendant darin hat sich, weilen es bey nächtlicher weil geschehen, im hemmet mit 2 sablen lang, ritterlich defendiert unnd vil beschädiget, biß er doch endtlich erlegt worden, dan vil hund seind deß haßen todt etc.
- 408 -Wie im anderen buech gemeldt worden, hat man ihr gnaden nach letst empfangner
audientz zwen Ungaren geschenckht, welche ungefehr vor siben iahren in
Ungaren gefangen worden unnd etlich iahr zu Constantinopel in der grausamen
gefänckhnus zum Schwarzen Thurn in schweren, eißnen banden gelegen seind;
die hatten wir glückhlich nach Raab unnd volgents nach Wien gebracht. Sye
hadten auch beede weib unnd kind unnd der
eine zu Raab in der stadt seßhafft
geweßen, hat auch zuvor sein weib wegen seiner ankhunfft durch ein schreiben
erindert. Unnd alß wir auf Raab kommen, ist sye, sein
weib, - 409 -
sambt den kindern, den
man zuempfangen, entgegen gangen
unnd ihme gleich erkhandt, umb den halß weinend gefallen unnd ihn sambt den
kindren fleißig griast unnd mit freuden empfangen. Der man hat auch wegen
großer lieb, so er gegen seinem weib unnd lieben kinderen getragen, die
zöcher vergeßen, darauf ihn das
weib unnd die kinder an den händen nach hauß geführt.
Ungerisch Altenburg Den 25. Septembris kamen wir auf ungerischen Altenburg, das war an einem Sambstag; unnd weilen wir keine fasten speißen bekommen köndten, haben wir es mit den lutherischen halten müeßen.
- 410 -Ungerisch Altenburg ist das haubt in der Mosoviensischen provinz unnd hat vorzeiten der ungerische könig Salomon residiert; unnd Marcolphus, gewesten königs Salomon hofnar, von hier gebürtig geweßen.
Alß kayßer Solimannus nach Wien gezogen, hat er diß orth eingenommen unnd verbrent, so aber nachmahls widerumb erbauet worden. Daß schloß ligt an einem kleinen arm der Tonaw unnd Leitta, ist auch mit einem tieffen, breiten waßergraben umbgeben. Darin hat auch der vorige palatinus Trascowitz gewohnet etc.
Bruck an der Leyta Den 26. seind
wir nechst bey Bruckh - 411 -
über das waßer Leitta
gefahren, so Ungeren von Östreich scheidet.
Austria Darnachen in der stadt in underschidliche
heüßer außgetheilt worden. Die stadt Bruckh isth schön gebaut unnd ligt an
einem ser lustigen, fruchtbaren orth, das alles umb ein billichen pfening
zu kauffen etc.
Schwechet Den 27. kamen wir
zeitlich auf die Schwechet. Alda wir ein guete zeit stilgelegen unnd ist ihr
gnaden von einer ansehnlichen compagnia des waldtambts unnd andern bedienten
unnd bekandten empfangen worden, welche ihr gnaden alß herren waldtmeisteren
ein glückhliche ankhunfft winscheten. Solches hat angeordnet - 412 -
herr Caspar Fleckhenstein auß
Elsaß, des ksl. waldambts
verwalter, unnd er wie ein cornet mit einem grünen standarten, darauf der
ksl. adler unnd des herrn internuntii wappen geweßen, miten under ihnen
geritten. Welche compagnia wolß außgemundiert unnd ein schön ansehen gehabt.
Die seind abgestigen unnd sich mit einem trunckh erquickht. Darnach, alß man
zu pferdt geblaßen unnd sich ein ieder fertig gemacht unnd algemach gegen
Wien zuenäheten, ist ihr gnaden von herren graff Schernin, der vor vier
iahren völliger podtschaffter in Türckhey geweßen, freindlich empfangen
worden. Wir raisten über - 413 -
den traidtmarckh in
schener ordnung auf St. Margrethen; alda wir ein tag verbleiben müesten unnd
keinem in die stadt vor dem offentlichen einrit zugehn erlaubt worden,
welches etlichen muedtersöhnlein selzam fürkommen.
Der türckhische internuntius Hassan Aga sambt seiner rayß familia, so von Constantinopel auß alzeit mit unß geraist, ist auf der Schwechat biß auf weitere ordinanz verbliben.
Den 29. Septembris, auf St. Michaelis tag, reiteten wir von St. Margrethen in
unserem türckhischen habit, die Türckhen in die stadt zuebeglaiten, auß, biß
auf die Eberstorffer Wißen bey - 414 -
dem Neügebey.
Alda schon alberaith der löbliche, wolweiße stadt magistrat unnd die
vornembsten der burgerschafft zu pferdt, den türckhischen internuntium oder
elzi zuempfangen, gegenwertig waren. Darauf kamen bald die Türkhen unnd
wurden von unß unnd dem magistrat auff das freundlichste unnd höfflichest
empfangen. Da reiteten wir also in schöner ordnung durch die Landtstraß zum
Stubenthor hinein, die Wollsaul hinauf, zum Rothen Thurn hinauß, unnd
volgents uber die Schlagbruckh zu dem Guldnen Lämpel, daß ihnen zum losament
deputiert war.
Die gaßen vom Stubenthor biß zum Rothen Thurm seind beederseits mit
bewaffneten oder gerüsten burgeren ordtentlich bestelt geweßen, das - 415 -
gleichsam einer an dem anderen gestanden.
Alle gaßen unnd fenster waren voller leüth, die unserem einrith zugeschaut unnd ieder seinem bekhandten ein willkhomb wünste. Da gienge das kapen unnd huetruckhen bey den bekhandten ann, dan keiner den anderen zuegrüßen der lezte sein wolt etc.
Alß nun der türckhische internuntius oder podtschaffter in sein quartier mit großer reputation unnd solennitet gewißen unnd beglait worden, beglaiteten wir ihr gnaden, herren Iohann Ruedoplh Schmidt (aniezo freyher von Schwarzenhorn, der ehest widerumb alß völliger ambassiator auf Constantinopel reißen wirdt), durch die Khärnerstraße auf Sanct Margarethen hinauß.
- 416 -Alß dan war unser pracht durch die stadt, die rayß abdanckhung, valediction unnd alles vollendet und rüthe ein ieder hin, wo er wolte oder gehörte; unnd hiemit war auch die rayß vollendet.
Weilen die constantinopolitanische reyß beschreibung nun mehr zum endt geschriten, will ich wegen verrichtung derselbigen etwas wenigs, so vil mir wißendt, kürzlich beybringen unnd mit wenig worten beschreiben:
Eß ist meniglich unnd weltkundtbahr, daß die christenheit unnd sonderlich
Teütschlandt durch langwürige, schwäre krieg, hunger, pest und andern
grausamen üblen, ein augenscheinlichen schaden, nit allein an provinzen unnd
- 417 -
städten, sonderen auch am volckh gelidten,
unnd aniezo dem türannischen wietrich oder erbfeindt mit der macht unnd
kräfften nicht bastant oder gemäß wären, unnd weilen unsere soldaten durch
die seithero große, gehabte krieg unnd schlachten mehrentheils müedt,
krafftloß unnd außgemerckhelt seindt.
Darumb einer dißer ursachen halber ist ihr gnaden, herr Iohann Ruedolph
Schmidt zum Schwarzenhorn etc. alß internuntius auf Constantinopel
geschickht worden, auß den Türckhen zuvernemben, (weilen die zeit unsers vor
dißem mit ihnen geschloßnen fridens sich nicht lang mehr erstregte) ob sye
einen friden einzugehn vermeinten, - 418 -
oder waß
sonsten ihr intent unnd meinung wäre, welches ihnen (weilen sye mit den
Venetianeren ein schwähren krieg zu waßer unnd landt führten) ebenfahls auch
sehr dienstlich wäre, aber wofern man sich an der Porten gegen dem
internuntio etwas widerspenstig erzeigt, hete er gleichfahls die Türckhen
mit keinem friden versicheren können, die sich aber alles guets gegen unß
anerbodten. Unnd damit nicht die arme underthanen an den gränizen hin unnd
wider beederseits ganz ruiniert unnd in das eüßerste ellendt gebracht
werden, auch ein guete nachtbarschafft zuerhalten, darumb ist zwischen den
zwen großmächtigsten kayßeren Ferdinando Tertio unnd sultan Ibrahim Hann ein
frid auf 22 iahr beschloßen unnd - 419 -
beederseits
zuhalten versprochen worden. Welcher frid iezund durch abwechslung einer
türckhischen unnd teütschen völligen podtschafft diß 1650. iahr bestätiget
unnd zugleich von beeden theilen corroberiert wirdt werden. So wir dißer
zeit in riewigem friden leben können, wir mitler zeit außrasten unnd an
proviant unnd volckh zunemmen, daß wir alßdan dißem türckhischen erbfeindt
mit unerschrocknem herzen begegnen unnd genugsamen widerstand thun können.
Unnd ist also mit der hilff des Allerhöchsten vollendet worden.
Gott dem allmächtigen, der allerheiligsten dreyfaltigkheit, der mein schuzschirm, beystandt unnd gelaitsman zu waßer unnd landt geweßen, deme sey ewiglich danckh für diße unnd andere mir erwißne guethaten, in ewigkeit zu ewigkheit amen.
Ende
Timar ist der zehend, so etlich soldaten wegen ihren meriten genießen.
Samogliani schuelen.
Der Bayram wehret 3 tag und nacht.
60 tescheizier oder truchssäs seind bey hoff.
Der divan wird besezt von vornembsten vezieren, 6 beglerbeg ex Graecia und admiral bassa, wan er in loco, unnd dem canzler. Item 2 andren beglerbeg, 2 hasnadar ex Graecia et Asia geben dort ihr conclusum dem kayßer, welcher es meist approbirt; wird in des groß veziers hauß gehalten.
Der große divan aber bey hoff in einem großen zimmer, worin ein fenster gehet, durch welches der kayßer alle sach sehen und eines iedes votum hören kann; worin sye erstlich mit heller lauter stim erstlich discuriren, die sache recht debatieren, dan erst mit großer bescheidenheit ihre vota laut geben, damit es alle wie auch der kayßer hören könen.
- unpaginiert -Der Türckhen rueff in ihren läger ist gleich wie: wer da? anrueffen, umb allert zuesein: allergo; die schildtwachten solch wort einer nach der andtren umb unnd umb repetiren, umb ihren officiren zueverstehen zuegeben, das sye vigilant sein.
Allergo allergo.
Zue Medina unnd nicht Mecha ist der Machomet begrebnus; ligt auf der erd unnd nicht in der lufft wie etlich falsch außgeben.
Werela
Zinder olda
Wer bistu: zinder sen
- unpaginiert -
Abbildung: Henricus Vroom, Inventor; Meynert Jelissen; Gedruckt t'
Amsterdam by Kornelis Janßen.
In d seylende ys schuyt by d buers. Anno 1612; Iac, Honeruogt
- unpaginiert -
Spahi: aldelliche reiter
Lagnizi: minirer
Tobzi: zeügwert
Gebezi: bey der munition
Serdey Serdengezi
Lagnezi
Ein wochen: bir heffda
Bir hin: ein iahr. Bir tschu
Gott wird mir und dir helffen: alla gutaschem
Ein gute stund sollst haben: ey sahat
Gehe in Gottes namen: alla rasos; alla has marladuck
Wo wilst hin gehn: han da gidersen
Ich wil wider weg gehn: ben giderum olda
Ich wil hinauf gehen: iocarda giderum
Ich wil fortgehen: keide giderum
Wir da: zimder olda oder zimber burda
Er ist nit hier: burda ioctur
- unpaginiert -gib quartier: odassa
Wie heistu: neder sen
Wie heist das: ne demetor bu
Was machstu: nilosen
Wer bistu: zinder sen
Waß machstu: nilo sen
Wo wilst hin gehn: han da gidersen
Ich wil wider weggehn: ben giderum oda
Ein guete stund solst haben: eysahatt anwort
Alla rasos: gehe in Gottes namen
Gott wird mir und dir helffen: alla gudasch zen
Bir heffda: ein wochen, bir tschu
Ein iahr: bir hin
Wilstu eßen: tshelle bundi gima
Iß: gima
Ich hab geßen: [? warfur bin jedum]
Gefangener: tutschack, gefangen: [? halnicka]
Rote hand: kisul elunder
Haar: sata; leib: zanunda; susunder: augen
Da[? l]i: fueß; [? j]ack: faist
Waß machst du da: [? neistersen] burda
Ich wil hinauf auf gehn [? apffel kauffen]:
ben iocarda [? giduum ista alla allerum]
- unpaginiert -Venader adam: ein schlimer man
Venader affret: ein böß weib
Prae anassanatim: giaur; [? schiffargidi]
Alla pallabersen
benum kardasch: mein bruder
[? iowasch:] camerad
iusel: schön
Hepp iusel: alles schön; hep sender venader: alles mitnander schlim
- unpaginiert -Schreiberwechsel
Veröffentlichung im Neuen Wiener Tagblatt. 28.10.28,
wobei die redaktion fast alles auf Ungarn bezügliche wegliess.