Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Prosa
Genre:
Zeitraum Entstehung: vermutl. 1780
Textvarianten:
Kommentar:

Bauerngespräch in Prosa über das Begräbnis Maria Theresias.
Den Rahmen bildet ein Dialog zwischen zwei Bauern, von denen einer zufällig einen Trauerzug auf dem Weg zur Kapuzinergruft beobachtet hat. Dass es das Begräbnis der Monarchin war, über deren Tod sich beide äußerst betroffen zeigen, wird erst zum Ende der detaillierten Beschreibung verraten.
Zum Schluss bemerkt er: „unse Kaser Joseph ist statt Ihrer, mir ist recht load um Sie, aber Sie hat gut regiert, wird schon der Suhn a so regiern“. Nach Wangermann spricht er damit das zu diesem Zeitpunkt entscheidende politische Thema an, nämlich die Frage der Weiterführung der theresianischen Reformpolitik, über die geteilgte Meinungen bestanden (vgl. Wangermann 2004, S. 30f.). Indem hier die Kontinuität der Herrschaft betont wird, kann also auch die Seite für eine Kontinuität der Reformen ergriffen werden.

Das Bauerngespräch weist die gattungstypischen Konstituenten auf: einer der Bauern kommt aus der Stadt zurück und verkündet in aufgeregter Stimmung seinem Nachbarn, dass er etwas Interessantes erlebt und zu berichten habe. Daraufhin ergibt sich im dialogischen Hin und Her eine längere Erzählungseinleitung. Dabei nähert sich der Berichtende nur sehr langsam dem eigentlich relevanten Kern der Schilderung, während der Meldungsempfänger sich zunehmend ungeduldig gibt und auf die Eröffnung des Neuen, ihm Unbekannten drängt. So beschwert sich Jakel, als Steffel ihm erklärt, er sei spät aufgebrochen und daher erst bei Nacht in Wien angekommen: „Das ist noch nichts Neus, was zum wundern war, ist a nichts Neus von Wien, geh i spatt fort, komm i spatt eini, was Neus will i hörn.“ (f.1v)).

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.523
Zuletzt geändert: am: 4.3.2016 um: 12:17:42 Uhr