Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Autoren:
Komponisten:
Zeitraum Entstehung: 1770 +/- 10
Hauptvariante (Text):
Musikvarianten:
Textvarianten:
Kommentar:

Wann und wo die Hochzeit stattfand, für die dieses Lied geschrieben wurde, ist noch nicht bekannt. In den Lambacher und Neukirchener Matrikeln finden sich keine Einträge. Auch warum der Autor dem Brautpaar eines seiner Werke widmete, muss vorerst unbeantwortet bleiben. Doch scheint eine besondere Beziehung zwischen der Familie Lötsch und Lindemayr bestanden zu haben, reiste der Gaspoltshofener Dechant und Passauer Geistliche Rat Peter Andreas Lötsch 1783 doch eigens an, um den Dichter am 21. Juli in Neukirchen einzusegnen.

Thuets mäs nit für übel nehmä zählt zu den gelungensten scherzhaften Rollenliedern Lindemayrs. In schwungvollen trochäisch-alternierenden kreuzgereimten Vierhebern gibt hier ein – wie so oft – ungeladener Gast einen launigen Einblick über die Hintergründe der Hochzeit, die mit einer witzig-satirischen Beschreibung des Konventtratschs in einem Frauenkloster abgerundet sind. Das Ich ist ein Wurzelgräber, der sich als Landbote noch ein Zubrot verdient und die Hochzeitsgesellschaft mit Anekdoten über seine Auftraggeber unterhält, um seinen Botenlohn aufzubessern. Aus Passau habe er eine Nachricht zu bestellen und Grüße eines hohen (geistlichen) Herrn, offenbar aus der Verwandtschaft Lötschs. Und für die Braut sei ein Brief aus ihrem ehemaligen geistlichen Zuhause abzugeben. Denn wie die erste Frau Joseph Gotthard Lindemayrs (vgl. 'Losts auf alli Herrn, wanns innä wöllts wern' ) war auch die Jungfer Partling ursprünglich für den geistlichen Stand vorgesehen gewesen, war aber noch vor der Ablegung der Gelübde wieder aus dem Konvent ausgeschieden. Stärker noch als im Hochzeitsgesang für den Bruder wird dieses Thema in einem scherzhaften Parteienkonflikt um den ‚Leckerbissen’ komisiert, der dem Kloster noch weggeschnappt worden war.
Die außerordentlich gelungenen Charakterisierungen, die geschickte Inszenierung der Redesituation, die gekonnte Wortkomik und der heitere Grundton machen dieses Lied zu einem Meisterwerk dieses im Volksgesang beliebten Genres.

1 Melodie (Frauenberger-Arrangement)

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.430
Zuletzt geändert: am: 6.9.2016 um: 11:52:02 Uhr