Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Zeitraum Entstehung: Ende 18. Jh.
Textvarianten:
Kommentar:

Kurze, G'stanzl-artige Strophen mit dem Refrain "Zum Spinradl tran Sp[inradl] tr[an] Sp[inradl] tr[an] tr[an]."
Beschrieben wird ein Mädchen, das mit seinem "Laterndl" heimgeht. Als sie einer fragt, ihm ihr Laterndl zu borgen, wird ausgeführt, dass man das Laterndl auf keinen Fall hergeben dürfe, wenn es zerbrochen sei, müsse man im Dunkeln gehen etc. Dass das "Laterndl" dabei metaphorisch für die Jungfräulichkeit (bzw. allgemein für die Sexualität) der Mädchen steht, wird noch deutlicher, wenn es gegen Ende heißt, dass, wenn man heirate, beide die Laterne gemeinsam tragen - daher, so der Schluss, sollten die ledigen Männer heiraten, "nacha habts a Laterndl und is eng kein Schand".

Da Graben bzw. Schottenbastei als Orte genannt werden, an denen der suchende junge Mann bei Bedarf Abhilfe bei seinen sexuellen Nöten finden kann, ist eine Entstehung des Liedes in Wien oder Umgebung anzunehmen.

Wolkan (1923, s. 347f.) weist auf mehrere Varianten des Liedes hin, etwa in Nicolai 1777, Nr. XII, S. 81-83 (siehe: http://books.google.com/books?id=YjUaAAAAYAAJ&hl=de&pg=PA81 ) oder auch Blümml 1912, Nr. IX (siehe "Das Laternengsangl" ).
Diese und andere Versionen weichen allerdings inhaltlich und formal stark ab; u.a. fehlt auch das 'Spinnradl'-Motiv. Die anzügliche Laternen-Metapher findet sich dort aber überall wieder.

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.418
Zuletzt geändert: am: 5.11.2016 um: 10:55:35 Uhr