Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Autoren:
Komponisten:
Zeitraum Entstehung: 1760 +/- 5
Hauptvariante (Text):
Musikvarianten:
Kommentar:

Die Primiz, die erste Eucharistiefeier eines neu geweihten Priesters, wird üblicherweise in dessen Heimatgemeinde gehalten und war früher Anlass zu umfangreichen Feierlichkeiten der gesamten Gemeinde, die mit Stolz dem Beginn der geistlichen Tätigkeit eines Priesters aus ihren Reihen beiwohnte. Höhepunkt war stets der Primizsegen am Ende der Heiligen Messe, dem eine besondere Kraft zugesprochen wurde und derart bei der ländlichen Bevölkerung sehr begehrt war. Wie bei den Hochzeiten wurden auch zur ‚geistlichen Hochzeit’ der Primiz gerne launige, zumeist auf den Primizianten abgestimmte Lieder vorgetragen, von denen sich auch aus dem 18. Jahrhundert einige in oberösterreichischer Mundart handschriftlich erhalten haben. Bei weitem das gelungenste Beispiel für diese Liedgattung aber ist Grüeß di Gott mei liebä Gfadä , ein reizvolles Duett zweier bäuerlicher Wanderer auf dem Weg nach Ischl, das von den Sängern wohl auch schauspielerisch umgesetzt wurde. Der szenische Einstieg zeugt von Lindemayrs Gespür für dramatisch wirksame Genrebilder: Ein ortsfremder Wanderer, der offenbar eine Pause eingelegt hat, um sich ein Pfeifchen zu stopfen, hält einen an ihm Vorbeieilenden an, um ihm nach dem Grund des Aufruhrs im Ort zu befragen. Informationen werden ausgetauscht, die Labungen eingenommen und gemeinsam geht es weiter zur Messe. Den Abschluss des Wechselgesangs bildet ein metrisch abgehobener Lobgesang der beiden auf den Primizianten mit der Bitte um den Segen; die alternierenden auftaktlosen Vierheber der achtzeiligen Strophen werden nun durch einen auftaktigen Zweiheber mit Doppelsenkungsfüllung ersetzt, der Kreuzreim bleibt dagegen erhalten. Zu wessen Primiz dieses Lied entstand, konnte bislang noch nicht eruiert werden. Inhaltliche und formale Korrespondenzen weisen in die 1750er bzw. frühen 1760er Jahre.

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.301
Zuletzt geändert: am: 2.9.2016 um: 12:29:27 Uhr