Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Drama
Genre:
Zeitraum Entstehung: spätes 17. Jh. (?)
Musikvarianten:
Kommentar:

Weihnachtliches Hirtenspiel aus dem 17. Jahrhundert.

Unter der Bezeichnung 'Halleiner Weihnachtsspiel' in der Forschung bekannt, da A. Hartmann Teile des Weihnachtsspiels (in einer späteren Version) in Hallein aufzeichnete. Aufgrund dessen wurde später angenommen, dass auch die umfangreichste Aufzeichnung (durch Joseph Häusl, 1840) in Hallein verfasst wurde (vgl. Hochradner 2001, S. 41f. bzw. Rindler 2015 [Diplomarbeit: S. 6f; Aufsatz: S. 137f.]).
Tatsächlich ist diese aus des 17. Jahrhunderts stammende Fassung (zur Datierung siehe die Anmerkungen zur Quelle) wohl nicht in Hallein entstanden: Weinhold (1953, S. 185) vermutet aufgrund der Ortsnennung in einem anderen Text der Handschrift ( "Ein Lustigs Paurn gspräch" ) sowie aufgrund der Wasserzeichen eine Entstehung in Landshut (vgl. dazu auch Moldan/Fuchsberger 2000, S. 7).
Hartmann (1880, S. 99ff.) und in Folge auch Hochradner (2001, S. 56f.) nehmen dagegen eher ein oberbayrisches oder salzburgisches Kloster an, am ehesten das Benediktiner-Kloster Seeon im Chiemgau.
Die Ortsangaben, die in den von derselben Schreiberhand stammenden Nachträgen des Codex vorkommen, können schließlich aber auch als Hinweis auf eine Entstehung der Handschrift in der Gegend um Zell an der Pram gedeutet werden, das zu dieser Zeit inkorporierte Pfarre des Augustinerstifts Suben war. Möglicherweise wurden die Weihnachtsspiele der Handschrift in diesem Umfeld gesammelt. (Vgl. dazu Rindler [Diplomarbeit] 2015 , S. 15)

Das Stück ist nur teilweise dialektal - d.h. im Großen und Ganzen nur in der Rede der Hirten, und auch dort nicht ausgesprochen stark. Der Hirte "Haußer" spricht etwa: "wie thuot die költ heüt brennen/ Jch main, es werd mir füeß vnd hendt / Ja, gar dem gründt rabbrennen." (f. 6r) Generell ist hier - anders als insbesondere im dritten der Weihnachtsspiele der Handschrift - die Grenze zwischen oberdeutscher (Umgangs-)Sprache und Dialekt nicht ganz deutlich zu bestimmen. Allerdings zeigt gerade ein Vergleich dieser Fassung mit den deutlich dialektalen, im 19. Jahrhundert aufgezeichneten, wie einfach die standardnahe Formulierung der frühesten Niederschrift zu den mundartlichen Teilen der späteren Aufzeichnungen ausgestaltet werden konnte. Man wird deshalb mit der Vermutung nicht fehlgehen, dass das Spiel auch in den Anfängen schon merklich dialektaler realisiert wurde, als es das Schriftbild erwarten ließe.

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.262
Zuletzt geändert: am: 9.9.2016 um: 11:33:55 Uhr