Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Drama
Genre:
Zeitraum Entstehung: um 1750
Textvarianten:
Kommentar:

Liebesverwirrungen, die zu einem glücklichen Ende gelangen sind das zentrale Thema des Nachspiels ‚Die Bauren‘, dessen Handlung sich um Nachbarschaftsstreitigkeiten, Konkurrenz, Eifersucht sowie Liebeshändel und Heiratsanbahnungen dreht.

Es handelt sich um eine Bearbeitung von Gryphius’ vieraktigem ‚Scherzspiel‘ ‚Die geliebte Dornrose‘ (1661). Die Adaption ist in einer handschriftlichen Quelle anonym überliefert. Das Stück wird bisweilen zwar Johann Joseph Felix von Kurz zugeschrieben, doch lässt sich dies nicht stichhaltig legitimieren, sodass die Frage der Autorschaft einstweilen offen bleiben muss.

Das Stück ist gegenüber der Vorlage auf einen Akt verkürzt und zudem auch sprachlich adaptiert. Insbesondere wird der schlesische Dialekt des Ursprungstextes duch ein lokal angepasstes Idiom ersetzt - wenn auch, wie so oft, nicht in stringent realisierter Notation und mit durchaus widersprüchlichen Einsprengseln. Wie in vielen ähnlichen Fällen geht es nicht um eine spezifische Lokalisierung, sondern vielmehr um die Distinktionsfunktion der Mundart selbst.

Zum Inhalt:
Eingangs beklagt Görgel in einem Monolog seine leidige Situation: Unglücklich und anscheinend unerhört hegt er schon für einige Zeit den Wunsch, Urschel, die Tochter des Nachbarn, zu heiraten. Er sieht seine Chancen allerdings mehr und mehr schwinden, da ein militant geführter Nachbarschaftskrieg zwischen Urschels Vater, Jockerl, und Görgels Onkel, Bartel, einer Vereinigung im Wege steht.
Dieser Fehde wird in der Folge relativ umfänglicher Raum gegeben. Dabei dienen die Streitepisoden, in der die Opponenten ihrer Zerstörungs- und Schädigungswut Ausdruck geben, nicht nur als handlungsrelevanter Hintergrund, sondern auch als brachiales-humoristisches, unterhaltendes Element mit burlesken Zügen.
Erschwerend für Görgel kommt hinzu, dass er seinem Onkel als potenzieller Erbe zu Loyalität verpflichtet ist; zudem ist er als Werber nicht allein und muss gegen seinen Konkurrenten Hiesel bestehen.
Als Intrigantin tritt zudem die alte Aschevettel in Aktion, die ihr Eingreifen als sorgsame Hilfsbereitschaft ausgibt, in Wahrheit aber nur von Geldgier und Eigennutzen getrieben ist. So rät sie Hiesel, der ihm abgeneigten Urschel mit Gewalt beizukommen, um sie für sich zu gewinnen. Görgel dagegen, dem Urschel tatsächlich zugetan ist, empfiehlt sie, die Angebetete zu vergessen, da diese ihn nur zum Narren halte – dafür aber kann sie im gleichen Atemzug mit einer tröstenden Alternative aufwarten und schlägt indessen sich selbst als Braut vor.
Ein Ende gesetzt wird all dem durch einen Urteilsspruch des Pflegers Wilhelm, der sich die Vorkommnisse schildern lässt und daraufhin (seinerseits wiederum sichtlich beeinflusst durch den eigendienlichen Hintergedanken, sich Respekt und Reputation zu schaffen) Jockerl, Bartel, Hiesel und Aschevettel drastische Strafen auferlegt und für Görgel und Urschel bestimmt, dass sie vermählt werden sollen. Allerdings setzt sich das jungvereinte Paar für eine Begnadigung der Verurteilten ein, wodurch deren Strafe letztlich nur im Schrecken besteht, mit dem sie davonkommen. Aschevettel schließt das Stück in einem versöhnliche Atmosphäre stiftenden Ton (und freilich ohne jegliche Reumütigkeit): „also wird mein alte tugend, und treüwe auführung belohnt: ich lad alle zusamen auf mein morgige hochzeit, und hiemit gute nacht“ (Die Bauren, f. 113r).

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.1326
Zuletzt geändert: am: 29.8.2016 um: 11:51:05 Uhr