Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
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Textvarianten:
Kommentar:

Diese Bauernklage in bairischer Mundart wurde vor allem von Strobach (1964) aufgearbeitet.
Die drei ihm vorliegenden handschriftlichen Varianten (siehe Cod. germ. 5290 und Ms. germ. qu. 1327) datiert er der Schrift nach etwa in die erste Hälfte des 17. Jahrhundert (vgl. Strobach 1964, S. 109); Neben diesen drei Varianten in bairischer Mundart finden sich bei Strobach zwei Varianten jüngeren Alters - belegt in zwei Drucken in Form fliegender Blätter (je unter dem Titel 'Ein ausbündig Lustig ... Lied')).
Als weitere Variante wurde zusätzlich die Version aus der Liederhandschrift des Andreas Mayr (UB Tübingen Md 290, um 1670) eingestellt, die von Strobach nicht erfasst wurde.

Die ersten zwei Verse dieser Bauernklage finden sich übrigens auch in einem Notburga-Spiel aus Kiefersfelden (Bayern) von 1776 ( 'Reimb: Von der H: Nothburg' ): "Dass Paurn Werch ist nicht mehr werd | der Handl hat sich ganz Verkhert". In der Folge wird im Spiel nur die generelle Thematik weiter aufgegriffen, man kann daher nicht wirklich von einer weiteren Variante sprechen; dennoch ist dies ein wichtiger Hinweis darauf, wie bekannt die Bauernklage war - und dass sie, um ein bestimmtes Motiv aufzurufen, auch in solchen Kontexten zitiert werden konnte.

Detaillierter Vergleich insbesondere der drei handschriftlichen Varianten aus Cod. germ. 5290 und Ms. germ. qu. 1327 nach Strobach:

Die beiden Varianten aus Ms. germ. qu. 1327 (bei Strobach: D und E) sind in einem Konvolut mehrerer Texte überliefert und sollen nach Strobach von gleicher Hand niedergeschrieben sein, aber wohl von unterschiedlichen Verfassern stammen (vgl. Strobach 1964, S. 103, vgl. auch Weinhold 1853, S. 185);
Sie könnten, geht man nach der Schrift, möglicherweise etwas früher als die Hauptvariante aus Cod. germ. 5290 (bei Strobach: C) niedergeschrieben worden sein – die Unterschiede könnten aber auch auf verschiedene örtliche und individuelle Gewohnheiten zurückzuführen sein (vgl. Strobach 1964, S. 111).

Nur in Variante E findet sich Strobach zufolge eine Verteilung des Textes auf zwei Rollen in Form einer Wechselrede zwischen Hauser und Hännsl; ebenso sei hier die Reihenfolge der Verse im Vergleich mit allen anderen Fassungen umgruppiert; und auch im Wortlaut zeigen sich starke Veränderungen. Diese Variante scheint eine bewusste Umarbeitung eines zugrundeliegenden Textes zu sein, wobei Aussage und Wortlaut verändert sind. Sie beruht aber keineswegs auf der in denselbem Konvolut überlieferten Variante D , denn Variante E enthält Elemente, die in Variante E nicht vorkommen, sehr wohl aber in der Hauptvariante (bei Strobach: C) wie auch in den Drucken. Variante E scheint somit eine Variation einer anderen Vorlage zu sein. Aber auch zwischen Variante C und D kann lt. Strobach keine direkte Ableitung angenommen werden.
Zusammenfassend ergibt sich, dass keine der handschriftlichen Fassungen als Vorlage für eine andere gedient haben kann – dass also keine der erhaltenen Fassungen die ursprüngliche darstellt, sondern alle als Varianten einer anderen Quelle (oder mehrere Quellen) zu begreifen sind (vgl. Strobach 1964, S. 112ff.).

Im Unterschied zu den Augsburger Drucken sind die handschriftlich überlieferten Fassungen laut Strobach für den Vortrag vorgesehen, wobei Variante C und D als Rollentexte zu verstehen sind, während Variante E angesichts der Aufteilung für ein Spiel bestimmt zu sein scheint. Hinsichtlich der Lokalisierung vermutet Strobach die ursprüngliche Herkunft der Gedichte im bayerischen Gebiet (vgl. ebd., S. 116f.), so sei die Bauernklage möglicheriwese als isoliert erhaltener Teil eines Spieltextes zu sehen und könnte aus „einer bayrischen Schauspieldichtung mit bäuerlicher Rolleneinlage vermutlich der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts“ (ebd., S. 118) stammen; in Variante C und D wird zudem Landshut als Marktort genannt, was als Hinweis auf eine genauere Lokalisierung gedeutet werden könnte (vgl. ebd.).

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.125
Zuletzt geändert: am: 6.9.2016 um: 14:32:34 Uhr