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VERFOLGUNG UND WIDERSTAND
IM NATIONALSOZIALISMUS
DOKUMENTIEREN UND VERMITTELN

Digitale Erinnerungslandschaft



Geisteswissenschaftliches Asset Management System



Forststraße 111, 6890 Lustenau
Beschreibung: Die SchülerInnen setzen sich anhand der Kunstintervention Fluchtpunkt Alter Rhein mit Vertreibung und Flucht während des Nationalsozialismus auseinander und nehmen dabei besonders die Grenzregion zwischen Vorarlberg und der Schweiz in den Blick. Durch verschiedene Quellen lernen sie Handlungsspielräume von Verfolgten und FluchthelferInnen kennen. Was es für Menschen heute bedeutet, auf der Flucht zu sein, wird ebenfalls reflektiert.
Ort: Lustenau (PLZ 6890)
Zeitbedarf: 120 Minuten
Alter: 13-18 Jahre
Vermittlungsort: Klassenzimmer bzw. öffentlicher Raum


Verbundene Orte:




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Der Alte Rhein, speziell von den Vorarlberger Gemeinden Mäder bis Lustenau, war einer der wichtigsten Fluchtwege jüdischer und politischer Verfolgter aus Nazi-Deutschland. Bereits am 12. März 1938 und in der Folge immer schärfer wurden die Grenzen zur Schweiz von den NationalsozialistInnen bewacht, auch um die sog. Kapitalflucht zu verhindern. Gleichzeitig schotteten sich die Fluchtländer zunehmend ab, verwehrten verfolgten Menschen die Einreise und schickten diese zurück, so auch die Schweiz. An Grenzorten, über die Berge oder das Wasser, wo Verfolgte in die Schweiz flüchteten bzw. es versuchten und wo FluchthelferInnen mit oder ohne Bezahlung Menschen über die Grenze beförderten, sind erst kürzlich Erinnerungszeichen errichtet worden oder werden Gedenkorte- und routen gerade realisiert. Am Gedenkort Am Rohr , der Teil des historischen Radrundwegs der Gemeinde Lustenau ist, erinnert eine von der UNESCO 2009 am alten Grenzgitter angebrachte Gedenktafel an das Schicksal der Menschen, die über den Alten Rhein zu flüchten versuchten. Auch die 2018 initiierte temporäre Kunstintervention von Margit Bartl-Frank soll in Form von Kurztexten vor dem Zollamt Wiesenrain und am Landesradweg nahe des Lustenauer Rohr an Geflüchtete und FluchthelferInnen erinnern. Bekannt ist die Geschichte des Fluchthelfers Paul Grüninger : Der St. Galler Polizeikommandant ermöglichte mehreren hundert Menschen die Flucht in die Schweiz. Obwohl der Schweizer Bundesrat am 18. August 1938 jegliche Einreise ohne Visum verboten hatte, überquerten viele, vor allem jüdische Flüchtlinge, auch danach die Grenze. Grüninger datierte die Grenzübertritte in den Akten zurück, so dass es schien, die Geflüchteten seien noch vor der Einreisesperre in die Schweiz geflohen. Wie viele Menschen beim Versuch, von Vorarlberg über die Grenze in die Schweiz zu fliehen, getötet wurden oder umkamen, ist unklar. Dokumentiert ist der Fall des Deserteurs Josef Hagen , der 1944 beim Versuch, über den Alten Rhein zu entkommen, erschossen wurde.



Literatur

  • Oliver Heinzle, Lustenau in der NS-Zeit, in: Neujahrsblätter des Historischen Archivs der Marktgemeinde Lustenau. 4. Jg., 2013/14, 133-158.
  • Oliver Heinzle/ Wolfgang Schiffknecht/ Vanessa Waibel, Lustenau – eine Gemeinde im Nationalsozialismus. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Lustenau 2018.
  • Johann-August-Malin-Gesellschaft (Hg.): Von Herren und Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933-1945 (= Beiträge zu Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs 5), Bregenz 1985.
  • Meinrad Pichler, Nationalsozialismus in Vorarlberg. Opfer – Täter – Gegner, Innsbruck/Wien/Bozen 2018, 267-293
  • Hanno Platzgummer/Karin Bitschnau/ Werner Bundschuh: „Ich kann einem Staat nicht dienen, der schuldig ist …“ Vorarlberger vor den Gerichten der Wehrmacht, Dornbirn 2011.
  • Gerhard Wanner, Flüchtlinge und Grenzverhältnisse in Vorarlberg 1938-1944. Einreise- und Transitland Schweiz, Vierteljahresschrift der Rheticus-Gesellschaft 1998, Heft 3/4, 227-271.