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VERFOLGUNG UND WIDERSTAND
IM NATIONALSOZIALISMUS
DOKUMENTIEREN UND VERMITTELN

Digitale Erinnerungslandschaft



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Römerstraße 15, 6845 Hohenems
Beschreibung: Die SchülerInnen beschäftigen sich anhand des Beispiels der Hohenemser Familie Weil mit Antisemitismus vor und nach 1945 und setzen sich mit Verfolgung, Flucht und Vertreibung von Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus auseinander. Sie arbeiten dabei mit verschiedenen Quellen und lernen den Jüdischen Friedhof in Hohenems kennen.
Ort: Hohenems (PLZ 6845)
Zeitbedarf: 60-90 Minuten
Alter: 13-18 Jahre
Vermittlungsort: Klassenzimmer bzw. öffentlicher Raum


Verbundene Orte:




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Der jüdische Friedhof in Hohenems ist die letzte noch bestehende Institution der ehemaligen Gemeinde und der einzige Ort in Vorarlberg, an dem noch jüdisches Ritual praktiziert wird. Im Eingangsbereich des 1617 am Südrand von Hohenems errichteten Friedhofs, auf dem sich mehr als 500 Gräber befinden, wurde 1992 eine Gedenktafel für die jüdischen NS-Opfer Vorarlbergs errichtet. Die ältesten noch erhalten gebliebenen Grabsteine sind in das 18. Jahrhundert zu datieren, einige Grabsteine und Lebensdaten der Verstorbenen verweisen auf die Verfolgungsgeschichte nach 1938. 1938 lebten in Vorarlberg 45 Jüdinnen und Juden nach den Bestimmungen der Nürnberger Gesetze , rund 60 Menschen wurden von den NationalsozialistInnen als Mischlinge kategorisiert. Viele konnten in die Schweiz flüchten, vor allem Ältere wurden nach Wien zwangsumgesiedelt, von wo sie in der Folge in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. 1940 erfolgte die Zwangsauflösung der Gemeinde. Nach dem Krieg lebten noch einige Jahre jüdische Displaced Persons in Hohenems, die Gemeinde vermochte sich jedoch nicht mehr zu rekonstituieren. Das Grab der Familie Weil am Jüdischen Friedhof Hohenems ist die letzte Ruhestätte für Jakob und Rachel Weil, für den 1938 im KZ Dachau ermordeten Alois Weil , für den 1939 in die USA geflohenen Harry Weil , dessen Frau Angelika Weil und den zugeheirateten Moritz Guggenheim. Die Inschrift des Grabsteins lautet: Ruhet in Frieden Jakob Weil 1853 – 1933 Träger des 40-Jährigen Dienstorden Rachel Weil 1855 – 1938 Louis Weil 1878 – 1938 Harry Weil 1898 – 1970 Träger des Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich Angelika Weil 1910 M. Guggenheim 1876 – 1938



Literatur

  • Eva Grabherr (Hg.), „… eine ganz kleine jüdische Gemeinde, die nur von der Erinnerung lebt!“ Juden in Hohenems, Katalog des Jüdischen Museums Hohenems, Hohenems 1996.
  • Eva Grabherr, Grabsteine als Zeichen. Zur Geschichte des jüdischen Friedhofs in Hohenems, in: Eva Grabherr/Arno Gisinger (Hg.): Beit HaChaim. Haus des Lebens. Der jüdische Friedhof in Hohenems. Katalog zur Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems, Hohenems 1992, 7–13.
  • Johannes Inama, Harry Weil, Reisender. Ein Emigrantenschicksal zwischen amerikanischem Traum und gescheiterter Rückkehr nach Hohenems, in: Thomas Albrich (Hg.): „Wir lebten wie sie …“ Jüdische Lebensgeschichten aus Tirol und Vorarlberg, Innsbruck 1999, 341-354.
  • Meinrad Pichler, Nationalsozialismus in Vorarlberg. Opfer – Täter – Gegner, Innsbruck/Wien/Bozen 2018, 159-190.