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VERFOLGUNG UND WIDERSTAND
IM NATIONALSOZIALISMUS
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Digitale Erinnerungslandschaft



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Burggarten/Stadtpark, 8010 Graz
Beschreibung: Im Rahmen der Beschäftigung mit dem „Befreiungsdenkmal“ im Burggarten setzen sich die SchülerInnen mit dem schwierigen Erinnern des Kriegsendes auseinander. Die Analyse des Denkmals soll deutlich machen, dass bei seiner Errichtung nicht das Kriegsende, sondern das Ende der Besatzungszeit mit dem Begriff „Befreiung“ gemeint war.
Ort: Stadt Graz (8010)
Zeitbedarf: 30–45 Minuten, eignet sich für Supplierstunde
Alter: 13–18 Jahre
Vermittlungsort: Klassenraum bzw. (besser) öffentlicher Raum


Verbundene Orte:




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Im Zentrum des Stadtparks, im sogenannten Burggarten, befindet sich seit 1960 das Befreiungsdenkmal. Dabei handelt es sich um eine etwa acht Meter hohe Skulptur aus Metall, die einen Käfig darstellen soll, aus dem sich ein Adler erhebt. Die Position des Erinnerungszeichens, unmittelbar an der Kante einer Böschung, die steil zum Stadtpark abfällt, wirkt dabei verstärkend auf die ohnehin dramatisch anmutende Szene. Nur aus der Datumsangabe „26.10.1955“ geht jedoch hervor, dass hierbei an den Abzug der Besatzungsmächte erinnert werden soll. Das Denkmal von Wolfgang Skala verdeutlicht auch durch seine eindringliche Schlichtheit, dass die eigentliche Befreiung in der Wahrnehmung der Grazer Öffentlichkeit nicht im Mai 1945 stattfand, sondern erst zehn Jahre später, mit dem Abzug der Besatzungsmächte. Es steht auch außer Zweifel, dass mit Skalas Denkmal dieser Abzug und weniger die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert werden sollte, wurde das Erinnerungszeichen doch am 14. September 1955 durch den Beschluss der Landesregierung in Auftrag gegeben. In derselben Sitzung wurde auch eine große Befreiungsfeier für den 25. Oktober 1955 beschlossen. Der Konnex zum Abzug der Besatzungssoldaten liegt also auf der Hand. Allerdings kann auch das „Befreiungsdenkmal“ über den Wandel des österreichischen Gedächtnisses erzählen, wurde es doch Ende November 2008 nach einer öffentlichen Debatte durch eine Zusatztafel erweitert, auf der nun explizit auf den Entstehungszusammenhang hingewiesen wird. Interessanterweise wird auf der Tafel der Begriff „Freiheitsdenkmal“ verwendet und nicht der Begriff der Befreiung aufgegriffen. Die problematische Aussage wurde im Steirischen Herbst 2019 aufgegriffen, als das Denkmal im Rahmen einer künstlerischen Intervention mit dem Opfermythos in Verbindung gesetzt wurde.



Literatur

  • Heidemarie Uhl, Gedächtnisraum Graz. Zeitgeschichtliche Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum nach 1945, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz (Graz 1994), 625–642.