1
   
L + J
   
Logik

    [l.R.:]Begriff
 12.956[1] 1. Wir beginnen heute d Logik ↲
Da ist es vor Allem nöthig, dass↲
wir ė kurze Begriffsbestim̅g v ↲
d Disziplin geben, die wir↲
behandeln wollen.↲
 12.956[2] 2 D Logik wird von verschiedenen ↲
verschieden definiert.↲
 12.956[3]  Ich sehe ab von solchen De↲
finitionen, die vermöge irriger↲
Grundanschauungen ihr Ziel↲
gänzl verfehlen. Aber auch
die, w an k derartigen Übel↲
krank sind weichen [l.R.:]beim ersten Anhören nicht↲
unwesentlich von einander ab.↲
Manche haben d Logik als↲
d Kunst des Denkens defi↲
nirt, andere sagten sie↲
sei d Kunst des Schliessens ,↲
der Folgerung im weitesten↲
Sinne.↲
 12.956[4]  Ich möchte sie lieber, zw ↲
beiden Bezeichngn die Mitte↲

1
haltend, d Kunst d Urtheilens
nennen. Denn d Logik↲
[l.R.:] in d althergbrachten u gemeinübln Bedeutg d Worts soll uns d Verfahren lehren
[zw.Z.:] zum richtigen Urthei das uns zur Erkenntnis d
Wahrheit führt, d.i. zum↲
richtigen Urtheile , denn d ↲
Wahrheit liegt im Urtheile. [l.R.:] d gute Urtheil ist Erkenntniss
 12.957[1]  3. D Unterschied nicht so gross
als er vielleicht scheint.↲
Denn d Kunst d Urtheilens ↲
besteht fast ganz u gar↲
in d Kunst d Schliessens
a) nicht bloss, weil unsre meisten
Urtheile vermittelt sind ↲
b) sond auch weil ė un↲
mittelbar einleuchtende Wahrh ↲
kaum mehr ė Kunst Raum↲
geben möchte, indem was↲
unmittelbar einleuchtet ↲
ohne Schwierigk einleuchtet.↲
Nichts destoweniger geschieht↲
es, dass manchmal etw, was↲
nicht unmittelbar erkannt↲
wird, ja manches, was nicht↲
einmal wahr ist, für ė ↲
unmittelbare Erkenntniss ↲
gnom̅en wird; [l.R.:] 0. Äuſsere Wahrnehmg / 1. Antipoden (Mill) / 2. III Axiom d Spinoza / 3. Aehnls wirkt Aehnls / 4. d Ursache vorzüglr / als d Wirkg / 5. Dinge die nichts mit/ einander gmein haben / können nicht aufeinander/ wirken (Körper – Geist) / 6. Es ist unmögl, dass ė ein/ziges Ding theilweise Geist/ u theilweise Körper sei [u.Z.:] u dgl / 7 Unveräußerle Menschen/rechte: volle pers. Freih. / Aufhebg d Ehe / Volkssouveränität/ [zw.Z.:] (Indeſs schauderhafter [ Despot– | [ü.Z.:] Caesarismus ] u / Militarismus d Folge / Und Andere sagten gar k / Rechte, nur Pflichten./ u ebenso
wird – was fast noch↲
auffallender ist – manch↲
mal
einer, durch Trug↲
schlüsse verwirrt, [an| [ü.Z.:]in Betreff ] ė ↲
unmittelbar einleuchtenden↲
Wahrh zweifelhaft, u ↲
darum sind gew Regeln↲
für dsn Theil
d Erkennt↲
niss doch nicht ganz ohne↲
[(Werth)| [ü.Z.:] [r.F.:]Sinn ] [Bl.:] , ↲
 12.957[2]  Wenn aber dies, so wäre↲
es unnatürl , sie von d Kunst↲
d Schliessens zu trennen,↲
da ja doch d Richtigk ↲
ė Schlusssatzes nicht bloss↲
v d Rechtmässigk ė Fol↲
gerung, sond auch von↲
d Wahrh d Prämissen ab↲
hängt.↲
 12.957[3]  Wenn man also sagen↲
würde, d Logik sei d Kunst↲
d Schliessens
, so würde das↲
höchstens nach d Grundsatz↲
richtig sein: a potiori fit ↲
denominatio. Genauer↲

2
aber ist: Kunst d Urtheilens
od Kunst d Erkenntniss .
 12.958[1]  4. Auch d Meing derer, w ↲
d Logik als d Kunst d
Denkens fassen, steht d ↲
unsrigen nicht so fern,↲
als es scheinen könnte.↲
Sie begreifen unter dem Denken↲
freil mehr als d Urtheilen
u namentl auch d Vorstellen
[l.R.:]Aber Die Logik, wie wir sie fassen,↲
schliesst nun [ü.Z.:]aber in der That [ü.Z.:]auch gew
[ Untersuchgn | [ü.Z.:]Erörterungen ] über d Vorstellgn ↲
nothwendig ein. Denn der↲
Act d Urtheilens setzt den
d Vorstellens voraus u ist↲
ohne Rücksicht auf ihn nicht↲
zu denken u [ü.Z.:]in s Eigenthümlichkeiten zu begreifen.↲
Weiter [i.Z.:] [r.F.:], [Bl.:]als hiedurch geboten[i.Z.:] [r.F.:],
[Bl.:]wird freil d Kunst d Urtheils ↲
sich mit d Vorstellgn nicht
befassen.↲
 12.958[2]  Aber [ü.Z.:] und thatsächl gehn auch jene
Logiker nicht weiter od doch↲
nicht viel weiter darauf ein.↲
Sie sind weit entfernt ė ganze↲
Aesthetik in d Logik einzu-↲

3
2.
fügen, u doch ist dse so↲
recht eigentl d Kunst↲
der Vorstellg u strebt↲
d Vollkom̅enheit d Vor
stellgn als solcher , wie d ↲
Logik d Vollkom̅enh d ↲
Urtheile an.↲
 12.959[1]  Daher also [ü.Z.:]So ist denn der Unterschied↲
nicht so wesentl .↲
 12.959[2]  Aber [l.R.:] So ist denn dennoch thut [ü.Z.:]zugleich deutl, dass man eben↲
desshalb nicht wohl daran [ü.Z.:] thut
d Logik die Kunst d Denkens
im Sinne d Vorstellens u ↲
Urtheilens zu nennen
 12.959[3]  Wenn d eingflochtenen Be↲
merkgn über d Vorstellgn ↲
hiezu berechtigten, so↲
würde man d Logik [ü.Z.:]aus ähnlichem Grund noch↲
weiter, als d Kunst d Sprechens
u Denkens fassen müssen ↲
denn auch v d Sprache muss↲
sie in etwas handeln, u leicht
würde man noch weiter gführt.↲
Aber von k v diesen handelt sie↲
vollständig , u ihr Interesse
wo sie etw davon berührt, einzig↲
u allein d [ü.Z.:] Urtheil, die Erkenntniss .↲
[l.R.:] Auch definirt man/ jede prakt Disciplin nach/ d Zwecke. Baukunst, Heil/kunst &c Aber d Zweck einzig/ u allein d Urtheil, d Erkenntniß.
   

4
   
    [l.R.:] Ob d Logik Kunst/ oder Wissenschaft?/
Warum nicht?/ sie soll auch/ prakt Warngn/
 12.960[1]  5. Viele definiren d Logik nicht
[l.R.:] bloſs als Kunst, sond Wissen
schaft.↲
 12.960[2]  So sagen manche: sie sei d ↲
Wissenschaft, w d Gesetze für
d Denken darstellen
 12.960[3]  u. Andere (wie z.B. Überweg
[l.R.:] Whately : sie sei/ d Wissenschaft/ sowohl als die/ Kunst d Schließens, [ü.Z.:] Überweg genauer, sie sei d Wissensch.
d d normativen Gesetzen d
menschln Erkenntniss
 12.960[4]  [ Etw vornehmer dann auch↲
so: d Logik sei d wissen↲
schaftle Lösg d Frage nach↲
d Kriterien d Wahrh od ↲
d Lehre von d normativen↲
Gesetzen, [l.R.:]auf deren Befolgg d Realisierg d Idee↲
d Wahrh in d theoretischen↲
Vernunftthätigk des Menschen↲
beruhe.] ↲
 12.960[5]  Normalgesetze (opp. Natur↲
gesetze
d Denkens [l.R.:]wovon d Psychologie = Vorschriften ↲
w d Denkthätigk zu befolgen↲
hat, um richtig zu sein u zu↲
wahren Erkenntnissen zu führen.↲
 12.960[6]  Es fragt sich: ist [ü.Z.:]die Logik ė Wissenschaft? dies richtiger od wenigstens eben so richtig
gsagt, wie wenn wir d ↲
Logik als Kunst bestim̅ten?
 12.960[7]  [l.R.:]2' Kunst u Wissenschaft nicht↲
dasselbe, nicht jede Wissen↲
schaft Kunst, nicht jede↲
Kunst Wissenschaft. [l.R.:] cf. Gesch d Philos.
 12.960[8]  Zur Kunst ghört, dass ė ↲
praktischer Zweck d[red_pencil:]en [pencil:] [l.R.:]Wahrheiten Einheit↲
gebe.
 12.960[9]  Zur Wissenschaft, dass d ↲
betrachtete Complex von Wahrheiten ė intellegible
Gattg ausmache.↲
 12.960[10]  Beides nicht im̅er geeinigt . ↲
Doch [ möglich | [ü.Z.:]denkbar ].
 12.960[11]  [l.R.:]3' Für unsern Fall [ü.Z.:](wie bemerkt) vor allem↲
klar, dass d Logik Kunst . Dies die erste Forderg, die man↲
an sie stellt.↲
 12.960[12]  Dies d Grund ihrer Bildg.
Die alten Aristoteliker schon↲
Organon. [red_pencil:] d Erkenntniss
 12.960[13]  [pencil:] [l.R.:]4'
 12.960[14]  [l.R.:]5'
 12.960[15]  [l.R.:]6'
 12.960[16]  Was dazu dient, muss sie geben,↲
wen̅ sie ihrem Zweck gnügen ↲
soll.↲
 12.960[17]  Wenn sie dsm Zweck gnügte,↲
indem sie d normativen Ge↲
setze d Erkenntniss [l.R.:] (d allgemeinen Beschaffen/heiten d richtigen Er/kenntnisverfahrens) aufstellte,↲

5
so könnte man sie vielleicht↲
zugleich auch Wissenschaft
nennen; denn dse könnten↲
wohl als [ü.Z.:] ė abgeschlossener Kreis verwandter Wahr↲
heiten angesehn werden.↲
Aber sie kann sich, wenn↲
sie ihrer prakt. Aufgabe ge↲
nügen will, nicht wohl in↲
dsn Schranken halten.↲
 12.961[1]  [l.R.:]7' Sie muss ausserdem, dass sie↲
ė Canon für d Erkenntniss↲
thätigk aufstellt, noch gar
manches aus andern psychi
schen Gebieten beibringen,↲
um vor d in unsrer Natur↲
liegenden Versuchgn zu irrigen↲
Verfahren zu warnen. Sie↲
muss von d Sprache u ihrer↲
Bedeutg für d Erkenntniss, von↲
d Macht d Gewohnh u Ideen↲
association
u. d Willensein
flusse handeln. Und bei↲
ė ganz vollständigen Behand↲
lung geht sie als specielle
Logik auf d Verhältnisse auf↲
d verschiedenen einzelnen Ge
bieten d Forschg ein, u ↲
nim̅t so gar manches auf,↲

6
3.
was, wie auch im̅er d ein↲
heitle Zweck es zusam̅en↲
binden mag, doch schwer als
ė specieller in sich selbst
abgerundeter Kreis natur
verwandter Wahrheiten, als↲
ė geschlossne intelligible Gattg gelten kann.
 12.962[1]  [l.R.:]8' (Blick in Aristot [ü.Z.:] Kategorien II / Anal od in Stuart/ Mill ) Causalg. / Mech. Chem. / Verschiedenerlei Ursachen./
 12.962[2]  [l.R.:]9' Wichtigk. Abirrg vieler/ Philosophen /
 12.962[3]  So also ist d Logik nicht
eigentl ė Wissenschaft, sond ė Kunst, od wenn es ė Wissen↲
schaft d Logik gibt, so ist↲
sie mit d Logik als Kunst↲
nicht identisch, sond nur ė ↲
Theil von ihr
[l.R.:] [bl.Fst.:](was nicht so/ miſszuverstehen / als ob ich sagte:/ nicht gesicherte/ Wahrheiten /
    [l.R.:] Logik im weitern / u engern Sinn./ Beschränkg / auf diese./
 12.962[4]  6. Die Logik als Kunst d ↲
Erkenntniss kann aber↲
selbst wieder in ė weiteren
u in ė engeren Sinne↲
gefasst werden
 12.962[5]  Aehnlich wie auch d Ethik.↲
Diese wird bald so gefasst,↲
dass sie auch d (Ökono↲
mik u.) Politik also auch↲
d Regeln ė Familie od ė ↲
Gemeinschaft v Bürgern zur↲
Tugend u zum Glücke zu führen ↲
u nicht bloss d sittln Vorschrif↲
ten für d eigene Thun u Lassen↲

7
d Einzelnen gibt, bald aber↲
wird sie speciell auf dsn ↲
letztern Theil eingeschränkt.↲
So ist es auch bei der Logik.↲
Die Logik im weitesten Sinn↲
ist d Kunst, w lehrt, nicht
bloss sich selbst, sond auch
Andre zur Erkenntniss zu↲
führen.↲
 12.963[1]  So fasste Thomas v A. in↲
s Com̅entar zu d II Analy↲
tiken d Logik, wo er die↲
Rhetorik u sogar d Poetik↲
unter d Logik rechnet.
 12.963[2]  Und Arist. dehnt manch↲
mal in dsr od doch ähn↲
licher Weise ihre Gränzen.↲
Auch Pascal in s geistvollen↲
Artikel „de l’art de per↲
suader“, dem 3ten des Iten ↲
Theils s berühmten Pensées↲
stellt diesen weiteren Begriff↲
d Erkenntnisskunst auf, ↲
obleich er sie nicht allseitig↲
behandelt.↲
 12.963[3]  Und Arnauld in s trefflichen↲
Werk: La logique ou l’art ↲
de penser (auch latei↲
nisch erschienen: Logica ↲
sive ars cogitandi) nähert↲
sich dsm weiteren Begriff,↲
wenn er d Logik [ü.Z.:]also definiert:↲
„d Logik ist d Kunst s ↲
Vernunft gut zu handhaben↲
bei d Erkenntniss der Dinge ↲
sei es zur eignen Belehrg,↲
sei es zur Unterweisung Ande↲
rer“
 12.963[4]  Doch was er dann gibt, ist↲
nicht ė erschöpfende Behandlg ↲
dieser weiten Aufgabe.↲
 12.963[5]  [l.R.:] [red_pencil:] L 2 [Bl.:] Diese Logik im weiteren
Sinne zerfällt naturgemäss↲
in 2 Theile
 12.963[6]  1. Wenn wir so sagen wollen,↲
die individuelle [l.R.:]für sich selbst erwerbende Logik, die↲
Logik zur eigenen ↲
d.i. d Logik im engern, u ↲
gewöhnln Sinne ↲
 12.963[7]  2. die Logik, w die Regeln↲
gibt, andere zur Wahrh zu↲
führen, u die wir d com̅u↲
nicative Logik nennen↲
können, die dan̅ selbst wieder↲
in 3 Theile , die Didaktik

8
Dialectik u Rhetorik zer↲
fällt ↲
 12.964[1]  (Lehre vom wissenschaftln Unter↲
richt, Disputierkunst, Rede↲
kunst die insbes auch d Willens↲
einfluss zu benützen sucht)↲
 12.964[2]  [l.R.:] (auch l’art d’ecrire / so weit als persuader./ So weit ästhetisch, auch/ nicht d Rhetorik. Man/ müßte denn geltend/ machen daß auch d / Schönh v Bedeutg ./ u in Wahrh. (Voltaire, Platon &c) / aber auch d Tugend/ d Redners / u doch wird man darum/ d Ethik nicht zur/ Logik rechnen. Nur / Hinweis auf diese/ Disziplinen u ihre/ Dienste./ Es kom̅t ihr nicht auf d / guten Geschmack an, mehr/ auf d Accomodation.)/
 12.964[3]  Die erstere ist d naturgemäss↲
d frühere Theil u hat selb
ständig Werth u kann selb
ständig behandelt werden.↲
Auf ihn allein werden wir,↲
dem gewöhnln Gbrauche fol↲
gend unsere Betrachtg be↲
schränken ↲
 12.964[4]  [l.R.:]Die individuelle Logik
selbst in 2 Theile, entspr. ↲
dem doppelten Falle [ü.Z.:]Lage, in↲
w wir uns gegenüber ė ↲
Erkenntniß, die wir ge↲
winnen
[ü.Z.:]erwerben wollen, befinden↲
können. 9.d. u 10
    [l.R.:] D Logik philos / Disciplin
 12.964[5]  7. Die Logik obwohl sie ė ↲
Kunst, nicht eigentl ė abge↲
rundete Wissenschaft ist, ist↲
doch ė Disciplin d Philoso
phie.↲
 12.964[6]  Ist, was sie lehrt, nicht ė ab↲
gerundete Gattg von intelligiblen↲
Wahrheiten, so gehen [ü.Z.:]liegen doch
ihre Lehren [ü.Z.:]Sätze nicht so sehr
einander fern, dass sie nicht alle↲
(od doch [in ihrer grossen Zahl| d Hauptsache nach]) zu↲
ė u demselben allgemeineren Ge↲
biet d Wahrheit gehörten. Und↲

9
4.
dieses ist d Gebiet d Philoso
phie. Denn diese handelt↲
von d Eigenthümlichkeiten d Seien↲
den, insofern es unter Begriffe↲
fällt, die durch d innere Er↲
fahrg
gegeben sind. [l.R.:] cf. Gesch d Phil.
 12.965[1]  Auf dsn Gebiet liegen offen↲
bar
[ü.Z.:] selbstverständl auch d Untersuchgn d ↲
Logik, die ja offenbar [ü.Z.:]selbstverständlich besond
ers d Psychologie nahe[steht| steh[red_pencil:]n ] [pencil:].
   8. Wie nun d Philosophie in↲
unsrer Zeit überhaupt ė↲
gew Verachtg verfallen ist↲
so gilt dies auch von d↲
Logik, obwohl d Vorwurf↲
den man ihr gewöhnl macht↲
[ nicht ganz derselbe | [ü.Z.:]keineswegs derselbe|nicht [ü.Z.:] [red_pencil:]gerade [pencil:]derselbe]ist, den↲
man gegenüber den anderen Dis↲
ciplinen erhebt.
   Man hält sie für sicher, für voll-↲
endet (beides oft mehr als sie↲
es verdient)↲
aber für nutzlos u in sich↲
selbst v geringem Interesse↲
   

10
   
    [l.R.:] Werth
 12.966[1]  8. Sie alle wissen, dass d Philos.
einer gew Verachtg verfallen ↲
D Logik theilt ihr Schicksal ↲
Den̅ nicht drselbe Grund:↲
Wenn jene , weil unzuverlässig,↲
diese, weil ohne Werth .↲
 12.966[2]  α) Aber wie ohne Werth?↲
Ist nicht jede Kunst um↲
so werthvoller, je werth↲
voller d Zweck
, dem sie↲
dient?↲
 12.966[3]  Und w von d Zwecken ande↲
rer Künste lässt sich dem↲
d Logik, der Erkenntniss ,↲
vergleichen?
 12.966[4]  I , ist sie nicht in sich selbst
ė d höchsten Güter des↲
Menschen, so dass es↲
jeder v Natur nach ihr↲
um ihrer selbst willen↲
begehrt?
 12.966[5]  πάντος ἄνϑρωποι &c sagt↲
Aristot. , u weist darauf hin ↲
wie um ihretwillen auch↲
d Sehen vorzügl u s.z.s. ↲
vor allem andern begehrt↲
werde.↲
 12.966[6]  II Und hiezu kom̅t noch↲
ihre praktische Bedeutg.↲
D Erkenntniss begründet↲
d Macht des Menschen↲
über d Natur . ↲
( Baco )
 12.966[7]  (III) Wer nicht gut urtheilt ↲
ist auf k Gebiete viel
zu brauchen od höchstens↲
wie d Thier als leben
diges Werkzeug Anderer Bei jedem Schritt u Tritt
müssen wir urtheilen u ↲
schliessen, u es ist keines↲
wegs gleichgiltig ob wir↲
es in vollkom̅enerer od un↲
vollkom̅enerer Weise thun,↲
wenn auch nicht in jedem
Falle ė Irrthum gleich
verhängnisvoll wird.↲
 12.966[8]  Es scheint also in d That ↲
sonderbar u unbegreifl , dass↲
man aus solchem Grunde d ↲
Logik geringschätzt.↲
   

11
   
 12.967[1]  β. Aber diej w die Logik↲
geringschätzen u spöttisch↲
u verächtl von ihr sprechen,↲
werden mit dem hier Gsagten sich kaum zufrieden geben.↲
 12.967[2]  Das, werden sie sagen, sei ferne↲
von uns, dass wir d Ziel d ↲
Logik, d Erkenntniss für↲
werthlos erachten [ü.Z.:]halten, aber wir↲
verachten das Mittel, denn↲
in der That ist [ü.Z.:]scheint es uns für↲
[l.R.:] d Erreichg dieses Zieles entbehrl ja↲
nicht einmal förderl zu sein
 12.967[3]  1' Wie die Natur u nicht d ↲
Übung u nicht d Aesthetik
d Dichter macht, so auch↲
den scharfen Denker.↲
Diese beiden Factoren kann↲
d Logik nicht ersetzen. Wo↲
aber sie sich finden, da ist↲
sie überflüssig.↲
 12.967[4]  2' Man weist dan̅ auf Bei ↲
spiele grosser Denker hin,↲
die sich nie mit Logik abge↲
gegeben.
 12.967[5]  3' Ja man weist hin auf die↲

12
5.
Wissenschaften, w die gröss
ten Fortschritte gemacht↲
haben u noch machen ↲
Es sind, sagt man, die, deren↲
Träger sich, wie jeder weiss, gewöhnlich am wenigesten
um Philosophie und um Logik küm̅ern.↲
 12.968[1]  4' Und auch die Männer↲
praktischer Erfolge, haben↲
sie kaum in d Schule↲
d Logik vorbereitet ↲
Es fragt sich, ob ė Bis↲
mark
je Logik studirt ↲
hat, jedenfalls wird er↲
an ihre Regeln nicht zu↲
rückgedacht haben, da er↲
s Pläne ausspann.↲
Ich erinn̅ere mich nicht, dass↲
er od ė anderer, nach [ü.Z.:] s gross↲
en Erfolge d Studium d
Logik beigemessen.
 12.968[2]  Emporköm̅linge ohne regel
rechte akademische Studien
waren es oft, die im Staate↲
nach innen u aussen am↲
meisten mit Verständniss [ü.Z.:]Klugheit u Umsicht
walteten.↲
   

13
   
 12.969[1]  γ. So also sucht man s Ver↲
achtg d Logik zu recht↲
fertigen.↲
 12.969[2]  Und es ist wohl hiemit et ↲
was gesagt, nicht aber ↲
doch so viel als man glaubt.↲
 12.969[3]  1' Ich bin keineswegs geneigt↲
zu behaupten, dass die↲
natürle Anlage etw gleich↲
gültiges sei od durch d ↲
Studium d Logik ersetzt↲
werdn könne.↲
 12.969[4]  Und ebensowenig leugne ich,↲
dass, was überall, auch bei↲
dem Forschen nach d Wahrh ↲
gelte, dass d Übg d Meister↲
mache.↲
 12.969[5]  2' Aber wer desshalb d Logik↲
für werthlos u überflüssig↲
halten wollte, würde nichts
destoweniger irren.↲
 12.969[6]  a' Gilt es doch, um von minder↲
Befähigten zu schweigen, von↲
jedem auch noch so grossen
u geübten Verstande, dass↲
er durch s Talent u s Übg ↲
allein nicht gg jeden Irr↲
thum geschützt
ist.↲
 12.969[7]  α' Vielmehr zeigt ė d Ge↲
schichte d Wissenschaft, wie↲
alle u gerade auch d Her
voragendsten geirrt haben ↲
u. wenn jede Wissenschaft↲
wie d Theologie ihren↲
Index hätte, so gehörten [ü.Z.:]kämen
gerade d Werke d grössten ↲
Forscher alle darauf zu↲
stehen.↲
 12.969[8]  Und nicht etwa bloss aus↲
Mangel an Anhaltspuncten
u Daten hat ė einmal ė ↲
irrige Hypothese aufgestellt,↲
sond recht eigentliche↲
Fehler im Beweisverfahren,↲
logische Schnitzer waren↲
es, die oft den einen↲
od andern zu irrigen↲
Anschauungen führten.↲
Höchstens bei d Mathema↲
tik, bei der wg ihrer Ein↲
fachheit [ü.Z.:]sich weniger leicht ein
Sophisma in [ü.Z.:] d Beweisverfahren
einschleichen kann, möchten↲

14
die Beispiele dafür sich↲
schwerer finden lassen.↲
Aber bei d andern Wissenschaften allen.↲
 12.970[1]  β' Und auch im praktischen
Leben ist es bekannt, wie↲
viele selbst v d angesehen↲
sten u erfahrensten u höchst↲
gestellten Männern be↲
gangen werden, so dass↲
d Sprichwort freil etw ↲
wenig respectvoll sagen↲
kann, [ü.Z.:]dass durch Gottes Weish ↲
u d Menschen Unverstand
d Welt regiert werde.↲
Die Verständigsten handeln↲
oft unverständig u ihre↲
kleineren u selteneren Fehler↲
werden nur durch d grösse↲
ren u zahlreicheren d Übri↲
gen [aufgewogen| [ü.Z.:] unschädl gemacht ] u ver↲
deckt.↲
 12.970[2]  Wenn nun aber k ausser ↲
Gefahr ist, gg d [ Gesetze | [l.R.:] Regeln ]
des Urtheilens zu ver↲
stossen; so ist wohl kaum↲
mehr zu sagen nöthig,↲
dass der, w d [ Gesetze | [l.R.:]Regeln ]
kennt, sie unter sonst gleiche ↲

15
6.
Umständen leichter beobach ↲
ten werde, als wer sie nicht↲
kennt; u wer v d Gefahren ↲
weiss, denen man am leich↲
testen erliegt, sich besser ↲
vor ihnen hüten werde, als↲
wer von ihnen k Kunde↲
hat.↲
 12.971[1]  b' Auch wird er den begang↲
nen Fehler leichter u schneller erken̅en u berich↲
tigen; während er sonst↲
vielleicht erst, nachdem↲
er s Irrthum zu fernen
geführt od auch↲
niemals ihn entdecken↲
würde.↲
 12.971[2]  α' Denn nicht überall ist es↲
so, wie es allerdings auf↲
d Gebiete u d Mathematik u meist auch [u.Z.:]auf d d Naturwissenschaft
der Mathematik und meist auch auf dem der Naturwissenschaft sein mag, dass d [u.Z.:]anschaulichen Thatsachen ↲
selbst ė Controlle bilden↲
u sofort d Irrthum er↲
kennbar machen.↲
 12.971[3]  Bei d höchsten Wissenschaften ↲
wo doch wg ihrer Schwierigkeit↲

16
am leichtesten ė Fehltritt↲
vorkom̅t, ist ė solche↲
Controlle nicht gegeben.↲
[l.R.:]Und mit ihr zu / sam̅en hängen/ vielfach d höch/sten praktischen / Zweige, wo aller/dings, aber nach / grossem Unheil / sich zeigt, dass/ Fehler in d Theo / rie sein müssen. / Und dann noch/ lange gsucht u / nicht gfunden ./
 12.972[1]  β' Vielleicht wird man sagen,↲
ė genauere Aufmerksamkeit
bei wiederholter Betrachtg ↲
ė Folgrg reiche hin, auch↲
hier d Fehler zu finden.↲
Und ė Kenntniss d allge
meinen Regeln sei darum↲
auch hier nicht gefordert . ↲
Ja sie sei unnütz.↲
 12.972[2]  Denn die [ü.Z.:] besondre Aufmerksamkeit
die sie, wenn man sie zu↲
Hilfe zieht, in Anspruch↲
nähmen, sei nicht [ü.Z.:]wirksamer und nicht minder
mühsam, [ü.Z.:] mühsamer als die noch↲
malige Aufmerksamk auf↲
d Sache allein.↲
 12.972[3]  Aber dies ist falsch, u ↲
die Erfahrg widerlegt es↲
durch merkwürdige Bei↲
spiele.↲
 12.972[4]  1'' Denn es ist geschehn, dass↲
die grössten Denker, sogar↲
auf ihre Fehler [ü.Z.:]schlüsse aufmerk.
gemacht, sie oft nicht↲
erkannten. ( wen̅ durch nichts [ü.Z.:] beisam̅en
(Leere) ↲
[pencil:] Platon [u.Z.:](Ideen) ( Anselm ) Descartes, [ Leibnitz ]
(ontol Arg) [u.Z.:] Kant (ė Ursache, d Ding an sich u. d Antinomien)
[l.R.:] Herbarts Widersprüche u. viele Andere.↲
 12.972[5]  2'' Und bis zum heutigen Tage ↲
über viele Sätze Streit↲
[ob wahr ob falsch ], ob↲
bewiesen, ob nicht bewiesen
E genaue Kentniss d Logik↲
müsste dsn letzten wenig↲
stens sofort heben.↲
 12.972[6]  1) Ontol. Argument
[l.R.:] viele geben ė Fehler/ in d Anselmischen/ Fassg zu. Aber/ anders z.B. Descartes / u bis heute /
 12.972[7]  2) teleol. Beweis d Gottes (weil es ∞ unwahrsch , dass↲
dse Ordng , wen̅ ohne Ordner ↲
opp. Weil d Wesen so ausser↲
ordentl. u in sich selbst ė ↲
∞ Unwahr↲
scheinlk .↲
 12.972[8]  [l.R.:] [3) Beweise d Unsterblk d Seele ]
 12.972[9]  [l.R.:] 4) Glaubwürdigk ė Wunders. / Hume / auf d Erfahrg gstützt,/ dass es nicht vorkom̅t dass so viele Zeugen/ unter solchen Um/ständen nicht falsch . / Aber auf grössere Er/fahrg gstützt, dass/ etw derartiges, wie/ d was sie berichten / unter den angegebnen / Umständen nicht/ vorkom̅./
 12.972[10]  5) [ü.Z.:]Beweise Wahrh d Christenthums
Beweis d kathol Kirche
[l.R.:]Beweis d Pflicht daran zu glauben
 12.972[11]  6) Beweis d Atomismus
aus d Gesetzen d chem ↲
Aequivalente u dgl.↲
Constanz d Gewichts. Multiple Proport. Aequi↲
valent
 12.972[12]  7) Undulationstheorie
[l.R.:] (Manche wie Whewell / wenn Voraussaggn sich/ bewähren, neue Entdeckungen darauf hin Aber[?] Andre[?] In Wahrh bei/ Newtons Diamant /
 12.972[13]  8) Unmöglk d Bewegg
[zw.Z.:] v. Zeno – d Herbartianer.
 12.972[14]  9) Subjectivität v Raum u ↲
Zeit
.
 12.972[15]  10) Unmittelbare Evid d Causalgesetzes ↲
u.s.f.↲
   

17
   
 12.973[1]  3'' Dies [ü.Z.:] geschichtl d Anlass d Logik ↲
[l.R.:] [ Sokr u d. ff gg. ] d ( Sophisten ) [ü.Z.:] pro u contra u früher d wider
streitenden Lehren u Beweise d Philos
Herakl .↲
 12.973[2]  c' Und hierin noch nicht d
einzige Gewinn.↲
 12.973[3]  Nicht bloss Prüfen, sond ↲
auch Erfinden.
 12.973[4]  Hier freil noch weniger
Vertrauen u sogar ė ↲
Hohnglächter.↲
 12.973[5]  Aber thatsächliche Fördrg ↲
d Wissenschaft durch Ver↲
kom̅ng. d Methode der↲
Forschg.↲
 12.973[6]  [l.R.:] [red_pencil:]12 [pencil:]Waren vor Baco k Genies [ü.Z.:]unter euch Naturforschern?↲
[l.R.:]Man kan̅ sagen gew / Wissenschaften da/rum so weit zurück / weil sie ihre Methode / nicht od zu mangel/haft erkannt.
 12.973[7]  d' Daher auch [ü.Z.:]gerade von den grössten
Geistern nicht so wie↲
von d minder hoch gewachse↲
nen verschmäht.↲
 12.973[8]  1. Aristoteles (und speziell bei jeder Schrift fast im Anfang logische Reflexionen über die Methode).
 12.973[9]  [l.R.:]2. Baco : ars artium, v [1 W. unl.] res ↲
Lob [l.R.:] De dignitate & / augmentis scienti / arum: Pars ista / humanae philosophiae, / quae ad logicam spec / tat ingeniorum pluri / morum gustui ac palato / minus grata est & nihil / aliud videbar / quam spinosae / subtilitates la / quens & tendicula [ü.Z.:] [1 W. unlesbar] ./ ..... [Istud lumen / siccum plurimorum / mollium & madida / ingenia offendit & / torret.] Cacterum / unamquamque rem / propria si [ü.Z.:] wollen placet / dignitate [ü.Z.:] Verdienst metiri, ra / tionales scientiae re / liquarum scientiarum / claves sunt; atque / quemadmodum ma / nus instrumentum / instrumentorum, / anima forma for / marum, ita & illae / artes artium ponen / dae sunt. [Neque so / lum dirigunt sed & sed / roborant ; sicut sagit / tandi usus & habitus / non tantum facit, ut / melius quis collimet, / sed ut arcum tendat / fortioren.] /
 12.973[10]  3. Leibnitz (besonders in seinem Schreiben an G. Wagner „Vom Nutzen der Vernunftkunst oder Logik“).
 12.973[11]  4 Liebig in s Weise. Da er nicht be

18
7.
greift, warum in England k Eingang,↲
greift er nach Baco. Lob v Mill.↲
5. Thomson. 6. Helmholtz’ Vorl. in Berlin ↲
 12.974[1]  δ Also jener Vorwurf irrig.↲
 12.974[2]  1' Nur freil eines richtig
dass d Logik, obwohl im↲
allgemeinen Verfall d Philo↲
sophie nicht ganz verfallen,↲
doch oft nicht gibt, was sie↲
geben soll, dagg ė Balast
unnützem ↲
 12.974[3]  Wenn hierüber , berechtigte Klage
(Klage d Descartes , Pascal )↲
u. A.↲
 12.974[4]  Zum Theil , weil ihr prakti
scher Character verkannt.↲
Ich werde den Fehler zu ver
meiden streben, obwohl ich↲
auf Nachsicht rechnen muss ↲
denn m Logik auch gewiss↲
noch nicht vollkom̅en .↲
 12.974[5]  Gewöhnl denkt man sich↲
d Logik wie fertig. Man↲
thut ihr hier zu grosse
Ehre an, wie man dort↲
ihre Ehre schmälerte.↲
Viel mangelhaft.↲
 12.974[6]  Mit Unrecht auch, dass k ↲
Irrthum in d Lehren, wie↲
sie gewöhnl vorgetragen . Wir↲

19
werden sehen.↲

    [l.R.:] Stellg d Logik in d Ordng / Studium d wissen/schaftlichen Studien./
 12.975[1]  Ist d Logik von allen Dis↲
ciplinen des Wissens zuerst
zu studiren ?↲
 12.975[2]  A Es scheint nicht.↲
a) weil praktisch . [l.R.:] [[Eng verwandt, weil sie/ zeigt, wann v Werth)] / Jede prak↲
tische Disciplin nährt sich↲
von theoretischen.↲
 12.975[3]  b) weil philosophisch . Die↲
Forschgn auf dsm Gebiete↲
schwieriger, wg d Schwierigk ↲
d Reflexion auf d eignen ↲
Acte.
 12.975[4]  c) weil später als andere , sogar↲
als andre philos. erfunden .↲
[l.R.:] Aristot d eigentl / Vater d Logik / erst am Schlusse / d aufsteigenden/ Entwickl d griech / Philosophie./ Lasaulx./
 12.975[5]  B Aber dennoch ; mit einziger↲
Ausnahme d Mathematik.↲
Diese so einfach u ihre Grund
sätze u ihr Beweisverfahren
so klar, dass sie ohne ė bes ↲
Lehre über d Gesetze dieses↲
Verfahrens erlernt werden↲
kann.↲
 12.975[6]  a) Sie ist ganz deductiv , [l.R.:] weil nichts als Grössen / verhältnisse, die aus d / Fundamenten,/ nichts v and Eigenthümlichkeiten / nichts v Ursache u Wirkg / nichts v Zweckursache u.dgl./ u ge↲
rade d Lehre über d In↲
duction ist d schwierigere↲
(u bedarf viel mehr d Mathe↲
matik, als d Mathematik ihrer↲
od überhaupt d Logik bedarf.)↲
 12.975[7]  b) Dann sind ihre meisten Sätze↲
nicht bloss allgemein ↲
sond auch convertibel , was↲
ė grosse Vereinfachg u Er↲
leichterung zur Folge hat.↲
2 . 3 = 6 u 6 = 2 . 3.↲
Ich kann schliessen: 2 . 3 = 6 10 – 4 10 – 4 = 2 . 3 Nicht aber: alle Pferde sind Thiere alle Schaafe sind Thiere alle Schaafe sind Pferde. Und so noch Manches.↲
 12.975[8]  Man sieht wohl, wie bei↲
einem [ü.Z.:] u jedem einzenen Gliede so [l.R.:]leichten u. einfachen, und↲
höchstens durch d Zahl
d Schlüsse complicirten
Beweisverfahren, ė be↲
sonderes Studium über d ↲
Gesetze dieses Verfahrens↲
ohne Nachtheil entbehrt wer↲
den kann.↲
 12.975[9]  Anders würde es freilich sein ↲

20
wenn ė in d Mathematik↲
erfinderisch vorgehn woll↲
te. [l.R.:]Dies nicht mehr so/ leicht u einfach./ Vielmehr verlangt/ es ė ganz vorzügl / Denker./ Dann möchte [ü.Z.:]auch wohl↲
ė allgmeine Reflexion über↲
die Methode, die [ü.Z.:]in solchen Falle anzu↲
wenden, wie sie d Logik↲
gibt, nicht unnütz sich↲
erweisen.↲
 12.976[1]  Aber, wie gesagt, das blosse
Erlernen d Mathematik↲
kann [ü.Z.:]wie gesagt ė vorgängigen Studiums↲
d Logik wohl entrathen; u ↲
die Mathematik kann u ↲
soll sogar wenigstens in ė ↲
gew Maasse vor d Logik↲
in dsm Sinne betrieben werden.↲
 12.976[2]  Daher auch unsre Gymnasien
(deren Einrichtgn ich sonst nicht↲
in allem loben will) wohl↲
daran thun, dass sie von↲
d strengeren Wissenschaften↲
in der Mathematik zuerst u al[ü.Z.:]?
lein
die Schüler unterrichten↲
lassen.↲
 12.976[3]  II Bei d andern Wissenschaften↲
dagg , ist ė vorgängiges Stu↲
dium d Logik allerdings wünschens

21
8
werth , da sie den Maass↲
stab
in d Hand gibt, um↲
die Kraft d Beweisführg ↲
u d Evidenz d Principien ↲
zu bemessen.↲
 12.977[1]  Jeder Lernende [ü.Z.:] ė Wissenschaft Erlernende muss zugleich↲
Richter sein, über das was↲
lernt; denn nur dann
wenn er es [ü.Z.:]geprüft u eingesehn, wenn↲
er sich von s Richtigk ↲
überzeugt hat, hat er es↲
wahrhaft erlernt, u kann↲
sagen: ich weiss es.↲
 12.977[2]  Er muss über das, was er↲
von ė Andern hört, im̅er ↲
auch zugleich sich selbst
fragen; u erst die Antwort, die↲
er hier erhält, darf entscheiden.↲
Dazu ist nun aber die kennt↲
niss d Logik von hohem Werth
u in manchen Fällen fast↲
unentbehrl zu nennen.↲
 12.977[3]  Aristot daher mit Recht (in↲
Betreff d schwierigeren Wissen↲
schaften) es sei ungereimt [ü.Z.:] ἀ τοπον
zugleich d Wissenschaft u
die Weise d Wissens erlernen↲
zu wollen, d.h. an d Studium↲
d Wissenschaft zu gehn, ohne↲
noch zu wissen, was zum Wissen↲

22
gehöre, was nebst anderem d ↲
Logik uns lehrt.↲
[l.R.:]Dies so einleuchtend / dass, wenn nicht d / Einwände, allge/mein /
 12.978[1]  C Aber was entgegnen wir↲
auf d Einwände?↲
 12.978[2]  ad a) Allerdings nim̅t d Logik↲
gew Sätze auch anderer
Wissenschaften auf,↲
aber diese sind nicht von
der Art, dass sie nicht ohne
ė tieferes Eingehn in d ↲
Wissenschaft verstanden wer↲
den könnten.↲
 12.978[3]  Dies gilt wie wir sehn wer↲
den selbst bezügl d Psycho↲
logie, von der sie doch der↲
Natur ihrer Aufgabe nach↲
am meisten abhängig ist.↲
 12.978[4]  ad b) [l.R.:] (Schwierigk / weil philosophisch) allerdings sind d philo
sophischen Forschgn , wg ↲
d Schwierigk d Reflexion ↲
d schwierigsten.↲
 12.978[5]  1' Aber d Logik hat ė Vortheil
der diese Schwierigk wesentl
mindert.↲
 12.978[6]  Er liegt in d Sprache.↲
 12.978[7]  Diese dient dem Logiker ähnl ↲
wie dem Mathematiker s Zeichen
dienen, mit w er s ab↲
stracten Begriffe verknüpft↲
u von denen er oft ė sehr
einfaches an d Stelle ė sehr↲
complicirten, [ü.Z.:]in sich selbst gar nicht mehr vorstellbaren Combination setzt.↲
[l.R.:] Million / Klam̅ern (Algebra) /
 12.978[8]  In ė ähnln Weise wird dem↲
Logiker oft d Reflexion auf↲
d inneren Vorgänge d Denkens↲
erleichtert od manchmal↲
auch ganz erspart, indem↲
er sie durch d Betrachtg
d Ausdrucks den sie in d
Sprache finden, zu ersetzen↲
weiss.↲
 12.978[9]  Die Sprache ist ja in ihrer↲
wesentlichen Bedeutg d ↲
Zeichen d Denkens.↲
 12.978[10]  Der [ü.Z.:]Fortgang unserer Logik selbst wird uns dies↲
deutlicher machen.↲
 12.978[11]  [l.R.:]2' Aber angenom̅en u / zugegeben, dass d Unter/suchgn der Logik/ schwieriger als die man/cher anderen Disciplin / so gilt hier doch d / Vergleich mit ė Hand/werker, der unter vielem andern sich auch ein/ Instrument fertigen/ kann, das ihm alle/ seine Arbeiten erleichtert./ Nehmen wir an, s An/fertigg sei schwieriger / als manches andere/ Werk. Er wird sie/ doch weder unter / lassen, noch auch / verschieben, da es,/ Gebrauch einmal ge/macht, alle andern / Werke erleichtert, was/ nicht in gleicher Weise/ auch umgekehrt von/ diesen gilt. – So d Logik./
 12.978[12]  [l.R.:]3.' Der Vergleich ist / aber wie ich ihn/ hier gemacht noch / nicht einmal ganz [ü.Z.:]mangelhaft ./ vollständig . Wir/ müssten uns denn/ d Instrument von/ der Art denken, dass/ es aus mehreren / Theilen bestehend, Stück / für Stück gefertigt/ würde. Und dass jedes / Stück schon mit Vor/theil für d Anfertigg / anderer Werke u namentl / auch d ff Theile verwendet/ werden könnte./
 12.978[13]  [l.R.:]Denn so ist es bei d Logik./ d 1ten Gesetze,/ über die/ unmittelbare Einsicht,/ leisten schon bei den ff über/ d Schlüsse Hilfe. Denn d / allgmeine Gesetz ė Syllogismus/ ist selbst ė unmittelbare Einsicht /
 12.978[14]  [l.R.:] u. so geht es fort im/ ganzen Verlauf der Logik.
 12.978[15]  [l.R.:]Bieten also auch d / späteren Theile [ü.Z.:]Fragen der/ Logik [ü.Z.:]manchmal an u für / sich grössere / Schwierigkeiten als/ d Fragen anderer Wissenschaften / so sind sie doch viel/leicht mit Rücksicht / auf d Hilfsmittel / w die vorangehenden/ Untersuchgn selbst/ schon bieten, und/ w der, w die andere/ Wissenschaft un/mittelbar studirt / entbehrt, minder / schwierig zu nen̅en./ Die 1ten Fragen / d Logik aber/ sind [ü.Z.:]jedenfalls nicht so gar/ kopfbrecherischer/ Art. rev. /
 12.978[16]  ad c Der Einwand ruht auf↲
d Voraussetzg, dass d ↲
historische Ordng d Erfindg
mit der [ü.Z.:] naturgemässen Ordng des Erlernens zu↲
sam̅falle.↲
 12.978[17]  Aber keineswegs ; wenn auch↲
manche Philosophen dergl. ↲

23
Rathschläge vom Standpunct ↲
ė sublimen Pädagogik u ↲
Erziehg d Menschengschlechts ↲
gegeben haben; die Unmögl↲
keit
d Sache selbst hat ge↲
hindert, ihnen zu folgen.↲
 12.979[1]  Wie könnte auch nur ver↲
nünftig denken, dass auf
demselben Wege, auf w ė ↲
Reihe d hervorragendsten↲
Geister erst in Jahrhunder↲
ten ė Sum̅e v Wahrheiten↲
gefunden, ė einziger – u ↲
wäre er selbst v gleicher↲
Begabg , in wenigen Jahren
zu dem gleichen Ziele ge↲
führt werden könne?↲
 12.979[2]  Die allgemeinsten Gesetze z.B.↲
sind gewöhnl nicht die zuerst↲
gefundenen.↲
 12.979[3]  Sie sind aber die, w als d ein↲
facheren [ü.Z.:] u die specielleren mitbestim̅enden naturgemäss zuerst
gelehrt werden müssen ↲
u so ist es mit Anderem.↲
 12.979[4]  Jener Einwand also beruht↲
auf ė Vorurtheil , das bei↲
näherer Prüfg nicht besteht.↲
   

24
   
   
9.
 12.980[1]  D. d. Hier könnte aber einer↲
sagen, auch euer Urtheil
besteht nicht vor d Prüfg.↲
Denn euer Grund ist in↲
sich selbst ė Widerspruch.↲
Es ist unpassend [ü.Z.:] greimt “, sagt ihr,
„zugleich d Wissen u die
Weise d Wissens erlernen zu
wollen.“↲
 12.980[2]  Aber was thut ihr selbst
anderes, als was ihr hier↲
unpassend nennt?↲
 12.980[3]  Wenn d Logik auch k Wissen↲
schaft ist, so ist sie doch↲
ė Complex von Wissen,↲
u ihr forscht also zugleich↲
nach ė Wissen u nach ė ↲
Weise d Wissens.↲
 12.980[4]  1' ad d. D Einwand missver↲
steht d Wort, das er an↲
greift.↲
 12.980[5]  Offenbar hat Aristot Fälle
von solcher Schwierigkeit
im Auge, dass man nicht↲
leicht darüber klar werden↲
kann, ob ė Beweis giltig ↲
ist od nicht.↲
 12.980[6]  In ė solchen Falle nun↲
wäre es thöricht, wenn man↲

25
d Schwierigk d Frage, um die↲
es sich handelt, durch die
der allgemeinen log. Fragen,↲
die bei ihrer Lösg in Betracht↲
kom̅en, noch vergrössern
wollte.↲
 12.981[1]  Die Theilung d Schwierigkeiten↲
ist ė der wirksamsten Mittel ↲
ihrer Herr zu werden.↲
Und sie verlangt [in solchen↲
schwierigeren Fällen], dass man↲
gesondert untersucht 1) was↲
zu ė Beweis ghört u 2) ob↲
seinen Bedinggn gnügt ist.↲
Wenn nun auch nicht bei↲
jedem Satz ė Wissenschaft↲
solche Schwierigkeiten sich↲
[l.R.:]ergeben kom̅en, so genügt doch↲
[l.R.:]das Vorkom̅en auch nur einzelner Fälle,↲
Und dies genügt, um zu zeigen,↲
wie d Studium d Logik [l.R.:] naturgemäss voran↲
gehn soll, da man sich sonst↲
plötzlich aufgehalten sehn ↲
könnte.
   Und hiezu kom̅t dann noch↲
d allgmeine Erleichtrg auch↲
für die Fälle von geringerer↲
Bedeutg.↲
 12.981[2]  [l.R.:] 2' Sagt man , d Logik/ bietet selbst solche/ Schwierigkeiten also/ doch d alte Cirkel!/ – Verweis auf/ früher, wo von der/ Verwendg der früheren Theile ↲
der Logik in d späteren↲
gesprochen wurde.↲
 12.981[3]  [l.R.:] D Methode: Mehr deductiv als inductiv .↲
In manchen Theilen der d ↲
Mathematik ähnl. Doch nicht
rein, wenn sie praktisch↲
sein will.↲
 12.981[4]  Sie muss ja dann manches↲
aus d Psychologie (u.a.), was↲
nicht in ihr durch Induc↲
tion
gfunden , aufnehmen ↲
Also naturwissenschaftl = de↲
ductiv.↲
 12.981[5]  [l.R.:] [red_pencil:] L 4.
    [l.R.:] [Bl.:] Eintheilg :
 12.981[6]  Die Logik als d Kunst, w ↲
uns lehrt, wie wir zur Er↲
kenntniss d Wahrheit zu ge↲
langen ( zerfällt naturgemäss in↲
( 2 ) Theile,↲
entsprechend dem doppelten
Falle, in w wir uns ė [ü.Z.:]aufzunehmenden Er↲
kenntniss ggüber bfinden ↲

26
9. d
können.↲
 12.982[1]  Entweder liegt sie uns als↲
gegeben vor, wie z.B.↲
wenn wir ė Lehrsatz↲
Euclids mit beigefügtem↲
Beweise aufschlagen – denn↲
auch d Beweis muss uns↲
vorliegen, damit uns der↲
Satz als Erkenntniss vorliege –↲
od sie ist erst zu entdecken
uns nicht in der Weise ge↲

geben. Im ersten Falle↲
müssen wir in Stand ge
setzt sein, sie mit Sicherh ↲
zu beurtheilen; im zweiten
Fall müssn wir sie aufzu↲
finden wissen.↲
   Der I Theil d Logik handelt↲
daher v d Prüfg gegebener↲
Erkenntnisse↲
   Der II Theil von d Entdeckg.↲
 12.982[2]  [l.R.:] unmittelbare/ Wahrheiten/ u was Andre / uns lehren./ a) für unsre / Zeit u alle,/ wo es Logik/ gab / b) aber auch bei d / 1ten Denkern klar, dass gew / Erkenntnisse gegeben sein mußten, um auf d Entdeckg andrer einzugehen[?]./
 12.982[3]  Der I Theil d Logik handelt↲
daher v d Prüfg gegebener↲
Erkenntnisse
 12.982[4]  Der II Theil von d Entdeckg
[l.R.:] d.h. v d Beurtheilg / ob etw Gegebenes ė / Erkenntniss od / nicht./
 12.982[5]  [l.R.:] Denn d Prüfg 1. d frühere / 2. d leichtere 3 d allge/meinere : 1. nicht jeder neue Ent/deckgn, 2. u wer lernt doch mehr v / andern; u wenn mehr entdeckend, doch/ öfter in d Lage zu prüfen. 4. d einfachere 5. d unabhängigern /Regeln / Von diesen wieder / d I Theil im engerm / Sinn Logik genannt./ ( Mill : nur mit d Prüfg./
   

27
   
   
10.
 12.983[1]  [l.R.:] II v d Prüfg gegebener Erkenntnisse / d.h. v d Beurtheilg ob etw Gegebenes ė Erkenntniss od nicht. III v d Entdeckung./
    [l.R.:] Ordng .
 12.983[2]  1. Auf den 1ten Blick könnte↲
vielleicht ė meinen, dass↲
[l.R.:]bei d letzten Theilen die umgekehrte Ordng , d ver↲
nünftigere u natürlichere↲
sei, da die Prüfg ė bereits↲
gegebenen Erkenntniss ihre↲
Entdeckg voraussetze.↲
 12.983[3]  Allein dies ist nicht richtig,↲
da vielmehr viele Erkennt↲
nisse, ohne dass wir sie↲
zuvor entdeckt od wenigstens↲
von uns entdeckt werden↲
müssten, uns gegeben sind.↲
Dies gilt von unmittelbar ein
leuchtenden Wahrheiten, die↲
ungesucht sich uns darbieten,↲
u von dem, was Andre uns↲
lehren.↲
 12.983[4]  2.) So verkehrt sich d Argument
in sein Ggtheil , der Theil,↲
der v d Prüfg gegebener Er↲
kenntnisse handelt, erscheint↲
naturgemäss als d frühere,↲
weil wir zunächst solche [ü.Z.:]gegebene
Erkenntnisse aufnehmen u ↲

28
[prüfend uns aneignen] müssen ↲
um dann vielleicht auf Ent↲
deckungen auszugehn.↲
Für uns u unsre Zeit (u ↲
alle Zeit wo es Logik gab,↲
denn später entstanden) klar,↲
aber auch bei d 1ten Denkern
nöthig, dass ihnen gew ↲
Erkenntnisse ggeben sein↲
mussten, um auf d Entdeckg ↲
anderer auszugehn.↲
 12.984[1]  2. Die Aufgabe, gegebene Erkenntnisse↲
zu beurtheilen, ist aber zugleich auch↲
d [ allgemeinere, einfachere ]
u leichtere Aufgabe.
 12.984[2]  (a) Das letzte so sehr anerkan̅t, dass es k Worts ↲
[l.R.:]bedarf./ wen̅ es nun vernünftiger / mit d Leichtern / zu beginnen, so &c./ [l.R.:]3.) Hieraus aber dass/ d allgmeinere :/ α (b) nicht jeder hat neue Ent↲
deckgn zu machen,↲
β u wer , lernt doch mehr↲
1) von Anderen: „d Lebenden↲
werden mehr u mehr v d ↲
2) Todten beherrscht“ – von d ↲
unmittelbaren Erkenntnissen↲
ganz abgesehn;↲
 12.984[3]  γ u wenn ė mehr entdeckte,↲
so würde er dennoch öfter
in d Lage sein gegebene Er↲
kenntnisse zu beurtheilen,↲
weil diese in jener Aufgabe mit eingeschlossen liegt.↲
 12.984[4]  4.) (c) Darum ist es auch klar, wie↲
d Aufgabe des Prüfenden↲
nicht bloss d allgemeinere ↲
sond auch d einfachere [l.R.:] u leichtere ist.↲
Was d Prüfende thut, muss↲
d Forschende alles auch↲
thun u noch mehr. Auch [ü.Z.:]Denn wer [ü.Z.:]z.B. ė Beweis findet ↲
muss ihn als Beweis er↲
kennen, aber noch mehr.↲
 12.984[5]  5) (d) Und die Regeln für das,↲
was er sonst thun muss,↲
sind durchaus von d Regeln,↲
w der Prüfg dienen, ab↲
hängig
, u können ohne↲
sie nicht verstanden wer↲
den.↲
 12.984[6]  Wenn ė nicht weiss, was zu
ė Erkenntniss gehört, wie↲
soll er wissen, was er thun
muss, um das zu ihr Ge↲
hörige zu erlangen?↲
   

29
   
    [l.R.:] Ordng d Regeln/ v d Entdckg /
 12.985[1]  2. Aus ähnlichem Grunde werden↲
wir auch in d Lehre von
der Entdeckg selbst kom̅en ,
[red_pencil:][ [pecil:]die [ü.Z.:]wir freilich kürzer als mir↲
lieb ist, werden abhandeln↲
müssen – gewöhnl wird sie↲
gar nicht od so gut wie↲
gar nicht behandelt [red_pencil:]] zuerst
von d Entdeckg des Be↲
weises ė gegebenen Wahrheit,↲
dann erst von dem Aufsuchen↲
d Wahrheit, dan̅ erst v d Aufstellg d Fragen handeln.↲

 12.985[2]  A Von d Beurtheilg ė gegebenen↲
Erkenntniss
 12.985[3]  Dieser Theil zerfällt wieder↲
d Natur d Sache nach in↲
2 Theile .↲
 12.985[4]  Denn es kann uns etwas als↲
unmittelbare od als mittel
bare Erkenntniss gegeben↲
sein.↲
 12.985[5]  Und die Regeln der Be↲
urtheilg in d ė od andern ↲
Falle sind verschieden.↲
Zuvor aber wird es nöthig
sein einige allgemeine [ü.Z.:]einleitende Bemerk ungen über unser Denken u ↲

30
11.
s sprachlichen Ausdruck↲
durch d Wort vorauszuschicken.↲
Somit bekom̅en wir 3 Ab↲
schnitte
, freilich v sehr un↲
gleicher Gröse.↲
 12.986[1]  I Von [den| [ü.Z.:] d ] Gedanken u [ihrem| [ü.Z.:] s. ]
Ausdrucke in d [Sprache| [ü.Z.:]Wort ].↲
 12.986[2]  II Von d unmittelbaren Er↲
kenntniss.↲
 12.986[3]  III Von d abgeleiteten Er↲
kenntniss od dem Be
weise .↲

    I. Von d Gedanken u ihrem
Ausdrucke in d Sprache.↲
 12.986[4]  1. [l.R.:] 1. Warum? Die Erkenntniss findet sich↲
im Urtheile u macht s ↲
Vollkom̅enheit aus.↲
Daher ist es klar, dass wer↲
Regeln für d Erkennen↲
aufstellen will, nothw einige↲
Bemerkgn über d Urtheil (s ↲
Natur u s Arten) voraus↲
schicken muss.↲
 12.986[5]  2. Aber nicht bloss über d Ur↲
theil, er wird über d psychi

31
schen [ Erscheingn | [ü.Z.:] Functionen ] überhaupt
einige Bestim̅ungen sich nicht↲
ersparen können, zu denen [l.R.:]a)
d Urtheil selbst ghört, an deren↲
allgmeinem Charakter es Theil ↲
hat, u von denen [l.R.:]b) auch diej,↲
w nicht Urtheile sind, innig↲
mit ihm verflochten sind.↲
 12.987[1]  [l.R.:] insbes über d Vorstel/lungen / a, Basis / b, Behauptg : d Urtheil / bestehe in ė Verbindg od / Beziehg v Vorstellgn./ (Die übrigen Phän. zwar/ v Einfl, aber nicht in/ gleicher Weise Vorbedingg / u Grundlage./ V ihnen zunächst nur/ so viel als zur Charakt. / d beiden 1ten Claßen ./
 12.987[2]  3. Aber auch über d Wort, d
sprachl Ausdruck, pflegen↲
d Philosophen am Anfange ↲
ihrer Abhandlgn über Logik↲
einige Bemerkgn zu machen.↲
 12.987[3]  a) Der Gebrauch ist sehr alt, u ↲
führt sich bis auf d Gründer↲
d Logik selbst, Aristotel
zurück. Aristoteles hat ė ↲
s interessantesten logischen↲
Schriften περὶ Eρμηνείας,↲
de Interpretatione , über↲
den Ausdruck d Urtheils in↲
d Sprache, überschrieben.↲
b) Die [ü.Z.:]Logiker des späteren Alterthumes
namentl d Stoiker folgten↲
s Beispiele. [l.R.:]c) Dann die Scho↲
lastiker
, von denen d Nomina↲
listen in Gefahr kamen ↲
die ganze Logik als eine↲
Untersuchg über Worte u ↲
Sprache zu fassen. [l.R.:]d) Die↲
Philosophen nach dem↲
Beginn der neueren Zeit,↲
die mit d Traditionen der↲
Scholastik brachen, u bei↲
denen d Ansehn d Aristot. ↲
gewiss nicht bestim̅end wurde,↲
sehen wir nichtsdestoweniger↲
hierin mit ihnen einig, dass↲
sie, wo es sich um Er↲
kenntniss handelt auf d ↲
Untersuchg über d Worte↲
ė grosses Gwicht legen.↲
[ü.Z.:]So hat Um nur ė Beispiel an↲
zuführen, hat Locke , von↲
[l.R.:] d 4 Büchern s berühmten Werkes über↲
d menschln Verstand d ↲
ganze [ü.Z.:] 3te Buch [ü.Z.:]eines d merkwürdigsten u am meisten geschätzten den Unter↲
suchgn „Über d Worte“ ge↲
widmet. [l.R.:]e) In unserer Zeit
endl finden wir bei Den↲
kern, in w, nach gänzlr ↲
Ausartg, ė bessere Philoso↲
phie wieder aufzukeimen↲

32
beginnt, wiederum d gleiche↲
Erscheing. Mill z.B. der↲
in s deductiven u inductiven ↲
Logik mehr als d meisten↲
zur Vervollkom̅ng dsr Dis↲
ciplin gethan , beginnt↲
sie mit Erörterungen über↲
die Namen, u wiederholt↲
flicht er auch später Unter↲
suchgn über d sparchln Aus↲
druck ein.↲
 12.988[1]  4. Auch wir werden von dsm ↲
Gebrauch nicht abweichen u ↲
unser Verfahren bedarf, da↲
es sich auf d Beispiel so↲
vieler u grosser Denker stützt,↲
kaum ė weitern Rechtfertigg ,↲
wohl aber wird ė kurze Erklärg
nicht undienl sein.↲
 12.988[2]  5. Die Sprache hat zunächst d ↲
Zweck d Gedankenmittheilg,↲
u darum könnte es in d That ↲
scheinen, als kön̅e sie wohl↲
bei ė Logik im weitern Sinne,↲
w auch für d Unterweisg ande↲
rer Gesetze gilt, nicht aber↲
für d Logik im engern Sinn

33
12.
in Betracht.↲
 12.990[1]  6. Aber d sprachle Ausdruck wird↲
durch d Ideenassociation eng↲
mit unsern Gedanken ver↲
kettet, u er gewinnt dadurch↲
auf unser Denken selbst
ė grossen Einfluss, der [l.R.:]a) im
Ganzen wohl ė fördernder↲
ist, so dass Manche wie z.B.↲
auch Mill , die Sprache ge↲
radezu das Hauptwerkeug↲
u Hilfsmittel d Denkens nen↲
nen [l.R.:] französisch/ denken/ (od deutsch u. übersetzen)/ Behauptung: so viel/ Sprachen, so viel/ Denker seien[?] in/ d Menschen/ [blaue_Tinte:] Butain [?] im Einzelnen aber auch↲
nachtheilig werden kann.↲
 12.990[2]  7. Die Sprache fördert, denn [l.R.:]a) d ↲
associierte Wort wird ė Unter
scheidungszeichen mehr für↲
die Gedanken u hindert ihre↲
Verwechslg; u dies ist um
so wichtiger als ė solche bei↲
Begriffen, die nicht durch↲
kräftige Merkmale verschieden↲
sind, sehr leicht statt hat,↲
das [ü.Z.:] associierte Wort aber ė nicht wenig↲
kräftiges Merkmal beifügt.↲
Die Gedanken 9 u 10 [l.R.:] 1 u 1 u 1 u 1 u 1' u 1 &c schwer↲
zu unterscheiden, d Worte leicht ↲

34
 12.991[1]  b) Die Sprache fördert weiterhin
das Denken als Hilfsmittel↲
d Gedächtnisses
 12.991[2]  E Hauptmittel d Mnemonik
ist d Verknüpfg mit sinnln ↲
Zeichen [l.R.:](cf Bain bei Mill, Logik IV, 3, 1./ S. 222.). Die Sprache bietet↲
sich ungsucht als ė solches,↲
[l.R.:] u gerade wg ihrer Spontaneität u wg d Stärke d Ideensassoci↲
ation, als d [ü.Z.:] ė vorzüglichste [ü.Z.:]es der↲
artiges Werkzeug dar.↲
Hersagen d Vater Unsers in↲
andern Worten für jeden v ihnen ↲
unmögl ohne Reflexion auf d ↲
Worte d Vater Unsers.↲
 12.991[3]  c) Endlich fördert d Sprache auch↲
noch in d Weise d Denken,↲
wie d Zeichen d Algebra
d Mathematikers s Rechnen↲
fördert, das er st ė ganzn
complicirten Ausdrucks
setzt. Er denkt an d Be↲
zeichnete nur in dem Sinn↲
eines durch dieses Zeichen be↲
zeichneten u spart das↲
Denken des ganzen verwickel↲
ten Ausdrucks selbst.↲
Aehnl macht er es schon bei↲
d meisten gewöhnln Zahl↲
zeichen, was die Sum̅e ↲
über ė gew Maass hinaus↲
gewachsen ist.↲
 12.991[4]  Wer kann Million anders↲
denken als: ė grosse
mit dem Namen Million
bezeichnete Menge? die ↲
Sum̅e: 1 u 1 u 1 u.s.f. – [ü.Z.:]zur million↲
sten Einheit kann k scharf↲
in sich selbst [l.R.:] specificirt denken,↲
so dass er sie von d Sum̅e:↲
1 u 1 u.s.f. – zur Million u ↲
ersten Einheit unterschiede.↲
Hier haben wir also ė Bei↲
spiel
, wo d Sprache dem↲
Denken in der Art zu Hilfe↲
kom̅t, dass es ihm über
Schwierigkeiten d grössten ↲
Art, ja über Unmöglkeiten
hinaushilft.↲
 12.991[5]  E Knabe kann mit Milli↲
onen rechnen, indem er↲
den Sinn „die mit dem↲
Namen Million bezeichnete [ü.Z.:]Zahl“
mit d Wort verknüpft, der↲
ausgebildetste Verstand wäre↲
aber nicht im Stande die↲

35
Begriffe dsr Millionen [l.R.:]als in sich selbst specificirter in
sich selbst sich klar vor↲
zuführen, od gar mit Leicht↲
igkeit mit ihnen zu rechnen.↲
Aehnliches geschieht fort↲
u fort, auch wo es sich↲
nicht um mathematische
Begriffe handelt, wo im̅ ↲
in ähnlicher Weise ė ↲
allzugrosse Complication ↲
eintritt.↲
 12.992[1]  [l.R.:] [r.F.:] L 5 [Bleistift:]8 Das also möchten etwa d ↲
hauptsächln Dienste sein, w ↲
uns d Sprache [ü.Z.:]schon beim innern ↲
Denken leistet. Einlage
   

   
   
ad 12, d
 12.993[1]  8. Forts .↲
Wozu dann noch d unzähligen↲
u unermesslichen Vortheile kom̅en ↲
die uns durch [ü.Z.:] sprachle Mittheilg unserer↲
Erkenntniss zufliessen. In dem
Erlernen der Sprache selbst wird↲
ė Reichthum v solchen Mittheilgn
uns gemacht. Unter Andern hat↲
d jetzt in England lebende Philo↲
soph Bain [l.R.:] (bei Mill, Log IV,/ 3,1. S. 222.) mit Recht hierauf↲
ė grosses Gewicht gelegt.↲
 12.993[2]  [l.R.:] The Senses and the Intellect „Alle Erweiterungen d mensch↲
lichen Erkenntniss, alle neuen↲
Generalisationen werden, sogar↲
unabsichtlich, durch den Ge↲
brauch v Wörtern fixirt u ↲
verbreitet. [l.R.:]a) Das aufwachsende↲
Kind lernt mit d Wörtern↲
seiner Muttersprache, dass↲
Dinge, welche es für verschieden↲
gehalten haben würde, in wich
tigen Puncten dieselben sind.↲
d) Ohne einen förmlichen Unterricht↲

36-1
lehrt uns d Sprache, in der wir↲
aufgewachsen sind, die ganze↲
allgemeine Philosophie des↲
Zeitalters. [l.R.:]b) Sie veranlasst uns,↲
Dinge zu beobachten u zu erken̅en,↲
die wir übersehen haben würden;↲
c) sie versieht uns mit schon↲
fertigen Classificationen , durch↲
w die Dinge mit den Gegen↲
ständen, mit denen sie die↲
grösste Aehnlk haben, zusam̅en↲
geordnet werden (soweit es die↲
Aufklärg vergangener Geschlechter↲
zulässig macht). [l.R.:]e) Die Zahl↲
der Gemeinnamen einer↲
Sprache u der Grad von All↲
gemeinh dieser Namen bieten↲
ė Mittel, um d Wissen des Zeit↲
alters u d geistige Einsicht↲
zu prüfen, welche das Geburts↲
recht eines Jeden ist, der in↲
demselben geboren ist.“
   

36-2
   
 12.992[1]  9. Aber wie gesagt, sie fördert↲
nicht bloss, sie hindert auch↲
unser Denken, u bringt↲
es in Gefahren d Irrthums.↲
 12.992[2]  [l.R.:]Auch dies in mehrfacher / Weise. a) wenn bei ungleichen Gedanken d gleiche sprachle Ausdruck./ Aequivocation ./ Es führt dies [ü.Z.:]oft zu Ver/wechslgn.
   a) Das zeigt insbesondere der↲
Umstand dass d meisten
Fehlschlüsse, wie ich wenig↲
stens glaube, in Folge von↲
Aequivocationen begangen↲
werden. Verschiedene Ge↲
danken, welchen das gleiche sprach↲
   

36
   
   
13
   liche Zeichen entspricht↲
werden eben desshalb sehr↲
leicht miteinander verwech
selt. Ohne es zu bemerken↲
überträgt man, was von dem↲
einen Begriffe gilt, auf d↲
andern.↲
   Das ist namentl bei abstracten
Begriffen d Fall. Daher↲
 12.995[1]  [o.R.:] Um so mehr, da d Aequivocationen d seltneren Fälle sind u wir/ daher gewöhnt , unter d gleichen sprachln Ausdruck dasselbe / [l.R.:] Nicht zwar in jedem / Fall gleich gefährlich./ Wenn Begriffe an u für / sich durch kräftige / Merkmale geschieden/ sind, die Verwechs/lung nicht wohl zu/ fürchten. Z.B. Hahn,/ Ball u. dgl./ Wen̅ dies aber nicht ,/ wohl . So dass /
Die meisten Fehlschlüsse/ in Folge v Aequivoca-/ tionen begangen./
[roter_Farbstift:]a [Bleistift:] An u für sich sehr ähnle / Begriffe, werden durch/ d Association d gleichen/ Benenng noch ähnlr / u leichter zu verwechseln./ [roter_Farbstift:]b [Bleistift:] Ebenso ist [ü.Z.:]es bei sehr ab/starcten od reflexen / Begriffen, weil diese/ an sich schwieriger kräf/tig zu erfassen. Das/ gleiche, kräftig vorge/stellte Sprachzeichen/ verdeckt d Differenzen/ d Begriffe selbst./ D meisten Fehlschlüsse / vielleicht in Folge von/ Aequivocationen Namentl

wim̅elt d Metaphysik der↲
berühmtesten Denker von↲
solchen Sophismen; u ė d ↲
Hauptaufgaben ė gewissen↲
haften
Ontrologie besteht z.B.↲
in ė [ gewissenhaften | [i.Z.:]genauen ] Unter↲
scheidg d Bedeutgn des
Seienden, d Theils , d Ursache
u. dgl.↲
 12.995[2]  Die Mathematik nur darum↲
nicht, weil d einfache Tech↲
nik ihrer Sprache dsn Aequi↲
vocationen ausschliesst
.↲
a) Wohin aber käme ė Mathe↲
matiker, wenn d Aus↲
druck 2er verschiedner ↲
Grössen z.B. für d Zahl 100↲
u 321 derselbe wäre?↲
b) Wir können es aus dem ersehen,↲

37
was geschieht, wenn ė ↲
Mathematiker aus Ver↲
sehen bei ė Figur an↲
2 Ecken den Buchstaben↲
α verwendet.↲
 12.996[1]  Sie sehn also wie Nachtheile [ü.Z.:]hier ė Weise wie
unter Umständen auss d ↲
Sprache [ü.Z.:]für d Denken entspringen, indem↲
man d Gedanken nach d
Sprachln Ausdruck beurtheilt .↲
Doch ist dies nicht die einzige.↲
   b) Man hielt in d Beispielen d↲
ich ihnen gab, d Ungleiche↲
für gleich. Es kom̅en [ü.Z.:]aber eben-↲
so Fälle vor, wo man d↲
Gleiche, weil es verschiedne↲
Namen trägt für ungleich hält, bes wenn d ė mehr↲
in d einen, der andre in d↲
andern Redeweise gebraucht↲
wird.↲
   Der Grund derselbe
   Und auch dies stört oft d↲
Erkenntniss, obwohl [ü.Z.:]wenn auch d Fälle↲
wed [ü.Z.:]nicht so häufig, noch gewöhnl↲
auch von so [ü.Z.:]weniger schlim̅en Folgen sind.
 12.996[2]  [l.R.:] b) D Sprache hindert/ ferner oft da, wo/ bei gleichen Gedanken/ ė ungleicher sprachl / Ausdruck angwandt / wird. Synonymie./ Bes. wenn d. eine mehr/ in d einen, d andre mehr/ in d andern Redeweise/ gebraucht wird./ z.B. Ort, Raum, Platz/ Stelle, örtle Bestim̅theit/ u. dgl./ Man meint so oft, es/ müssten Unterschiede/ sein, wo k sind; indem d / Unterschiede d associir/ten Worte die Gleichheit/ der Gedanken zu erken̅en / hindern./
 12.996[3]  [l.R.:] Auch hier um so mehr / wg d allgmeineren Gwohnh . / Und nicht gleich sehr in allen/ Fällen./
 12.996[4]  [l.R.:]Am meisten wieder bei ab/stracten u reflexen Be/griffen. Und bes dann /

38
14.
wenn von den Worten d ↲
ė mehr in d einen, d andre ↲
mehr in d andern Redeweise↲
gbraucht wird [l.R.:]oder jeder in be/sondrer Weise aequi/voc . ↲
z.B. Ort, Raum, Platz, Stelle,↲
örtle Bestim̅theit u. dgl.↲
Der Fehler obwohl selten so↲
gefährlich, wie d erstgnan̅te ↲
stört doch manchmal nicht↲
wenig d Fortschritt der↲
Erkenntniss . Wie in dem↲
eben genan̅ten Beispiel.↲
 12.997[1]  10. Wg dieses Einflusses des↲
sprachln Ausdrucks auf d ↲
Denken, des fördernden so↲
wohl als des hindernden u ↲
verwirrenden, hat d Logik
offenbar ė Interesse auf ihn Rück↲
sicht zu nehmen.↲
 12.997[2]  Sie muss ja d Denken zu↲
fördern suchen u d Gefahren
für dasselbe vermeiden lehren.↲
 12.997[3]  [l.R.:] c) Verschieden/heit d Sprache/ u bei solchen/ [1 Wort ] [ü.Z.:] d Zeichen eigentl präcis / doch ungenaues od falsches Verständnis/ (wie in den/ falschen Definitionen häufig / d) farblose u farbhabende/ Ausdrücke &c / d) [ü.Z.:]e) d Lücken in d / Sprache/ ( Aristot. Anal Post. II, 14.) / überhaupt unpassende / Classification der/ gewöhnln Sprache / z.B. Kastanie./
 12.997[4]  11. Gedanken ė ganz neue↲
Sprache zu erfinden ↲
ähnlich wie d Mathematik groſstheils [?]
u theilsweise andre Wissenschaften [ü.Z.:]in Wort u Zahl
so durchaus.↲
[l.R.:] Lange Aristot , Mill / Boole, Lambert,/ Jevons ( Leibnitz ) /
   

39
   
   
ad 14
 12.998[1]  11. Zu dsm 1ten kom̅t aber, nach Vielen, noch ė 2ter Grund
hinzu, um dessentwillen d Betrachtg d Sprache d Logiker↲
unentbehrl :↲
 12.998[2]  Weil d Sprache d Ausdruck d Denkens, sagen sie, so spiegele ↲
sich in ihm d Denken ab.↲
Wohl ist d Wort unähnl d Gedanken,↲
u darum können↲
auch d Sprachen der Menschen von einander verschieden↲
sein, während d Denken dasselbe ist, u wir übersetzen
d Gedanken aus ė Sprache in d andere.↲
 12.998[3]  Aber sie haben auch anderes, was ihnen gemeinsam
ist, was durch d Natur d Denkens gefordert wird, u ↲
in diesen allgemeineren Zügen ist ė Abbild d Gdanken ↲
zu erkennen.↲
 12.998[4]  Daher hat d Logiker ė wesentln Vortheil durch d Be↲
trachtung d Sprache
.↲
 12.998[5]  Die Betrachtg d Denkens in sich selbst ist schwierig,↲
[zw.Z.:]wie jede Reflexion / die Betrachtg d Sprache unterliegt dsr Schwierigk nicht↲
u sie kan̅ vielfach jene ersetzen.↲
 12.998[6]  12 Ob es nun hiemit s Richtigk , d. i. ė Frage. Ich bin
d Ansicht [l.R.:]a) Dass d, was d Sprachen gemeinsam ist, ė ↲
Abbild d Gedanken sein müsse, scheint mir keineswegs
selbstverständl . Vielmehr erklärt sich ė gew Gemein↲
samk
genugsam daraus, dass d Gleiche durch ė
gleiches Mittel bezeichnet werden soll, wenn dss auch↲
s Natur nach dem Bezeichneten so un ist, dass↲
es in k Weise zu ė Abbild sond nur zu ganz un
Symbolen geformt werden kann.↲
Erläutrg : Schrei – Schmerz. Ton – Note.↲
 12.998[7]  b) In d That , glaube ich, dass d[u.Z.:]as letztere d wahre Ver↲
hältniss
, u dass dadurch, dass man d Denken nach↲

40
ad 14, b.
dem sprachlichen Ausdruck betrachtet [ü.Z.:] utheilt hat, in die↲
Psychologie sowohl als in d Logik [ü.Z.:](ja auch in d Metaphysik) viele Irrthümer
eingeführt worden sind. Z.B. a ist b (2 Gedanken nacheinander)↲
Psychologie. Da doch↲
nothwendig zugleich.↲
a ist b. b ist a Conversion (da nur [1 W. unleserlich])
 12.999[1]  c) Wenn auch d Logik vielleicht weniger dadurch ge↲
schädigt worden ist als d Psychologie, so sind
[l.R.:] [roter_Farbstift:]a. [Bleistift:] doch auch in ihr irrige Ansichten über d Rich↲
tigkeit mancher Beweisverfahren entstanden, die↲
grossen Philosophen ihre Trugschlüsse verbargen,↲
u [l.R.:] [roter_Farbstift:]b. [Bleistift:] anderwärts haben sie wenigstens zu unnöthigen
Subtilitäten u Verwicklgn gführt, od [ü.Z.:] [roter_Farbstift:]c [Bleistift:] auch Lücken d ↲
Theorie veranlasst.↲
 12.999[2]  d) Aber wenn auch hier mit geringerm Recht d Logiker↲
v d Sprache Hilfe erwarteten, u d Meing v d Über↲
einstim̅g v Gedanke u sparchl Ausdruck sich↲
als ė ungegründetes Vorurtheil herausstellt, so ist
doch weil d Vorurtheil so natürl ist, auch für den ↲
der es nicht theilt, ė Berücksichtigg d sprachln
Ausdrucks, aus ė neuen Grunde gboten. Damit↲
das Denkverfahren recht klar werde, muss s wahres↲
Unterschied von d Verfahren d Sprache [ü.Z.:] Verhältniss zu s sprachln Ausdrucke , mit dem man↲
es so leicht übereinstim̅end denkt, ins Licht gsetzt [ü.Z.:]nachgewiesen
werden.↲
 12.999[3]  13. [l.R.:]a) Dies also d Gründe, um deren willen v d Sprache.↲
b) Nach ihnen bestim̅t sich aber zugleich d Maass . nicht↲
weiter als es dieser Zweck fordert.↲
c) Und Aehnliches gilt auch v d psychischen Erscheing
selbst, wir nehmen nur, was uns nöthig , d eingehendere↲

41
Betrachtg d Psychologie überlassend.↲
 13.000[1]  [roter_Bleistift:] L 6↲
   [Bleisitft:]14 Vor allem 3 Functionen
Vorstellg.↲
Urtheil od Zustim̅g . Anerkennen od Verwerfen ↲
Wille (Liebe) [wie unter d Zustim̅g d Verwerfg, so hier↲
vielfache Modificationen ↲
Freude, Hoffng,↲
Absehen &c ↲
   15 sie sind verschieden von einander.↲
Verweisg auf d Unsterblichkeitslehre.↲
   16 s haben aber eines gemeinsam:↲
mentale Inexistenz
3fach : als vorgestellt, als behauptet, gliebt-verabscheut ↲
   18. Unterschied zw Vorstellg sact u Vorgestelltem &c. Vorgestelltes u behauptetes↲
kan̅ identisch sein.↲
Unterschied zw Vorstellungsact u Vorstellg &c [l.R.:] E Vorstellgsact insofern durch ihn etw vorgstellt wird heisst/ Vorstellg. Ein Vorstellgsact ist so gewissermassen viele Vorstellgn, näml von Allem was in ihm vorgstellt wird u v jedem Theil. So z.B. ist ė Vorstel/lungsact d Gesichtssin̅s Vorstellg ė Farbe, ė Bewegg, ė Zahl,/ u jeder Einheit. &c. Aehnlich Behauptgsact u Behauptg /
   17 Alle 3 durch d Sprache mitgetheilt.↲
Wir sprechen in Sätzen.↲
Insbes. Urtheile u Wille ausgesprochen.↲
Der Wille durch: Ausrufe. Imperative. Anrufgn.↲
Bitten. Optative [ü.Z.:]Wünsche.↲
Das Urtheil in Sätzen, in w wahr od falsch ↲
(wie dort gut od böse ↲
Die [ü.Z.:]blossen Vorstellgn sprechen wir [u.Z.:]könnten wir auch einander aussprechen durch Nennen ė Namens. [ü.Z.:]wir pflegen aber sie einander indirect ↲
aus[u.Z.:]zudrücken: Ich habe d Vorstellg von &c.↲
Und indirect können auch Affecte u Urtheil ↲
ausgesprochen werden: meine Ansicht ist &c.↲
Da aber d Vorstellungen d einfachste Function ↲
u d Voraussetzgg d andern , so wird sie im̅er ↲
in jedem d beiden andern mitausgdrückt.↲
u wir könnten ė Materie u ė Form d Sätze↲
in d Art unterscheiden, dass

Wir können sagen: wo k Ausruf u k Ausspruch↲
u doch ė Mittheilg blosses Nennen. Z.B. Infinitiv,↲
od ė Mann, w gelehrt ist,
   

42
   
 13.001[1]  19. Alle dse Gedanken theilen ↲
wir einander durch d ↲
Sprache mit.↲
Es geschieht dies in d Rede.↲
 13.001[2]  20 Aber nicht alles was gesprochen↲
wird, ist für sich ė Rede.↲
Vielmehr ist d Gesprochene↲
von ė 3fachen Art:↲
1. für sich allein ganz be↲
deutungslos ↲
[l.R.:]nur mit ė andern / verbunden etwas/ bezeichnend./ Z.B. Partikeln,/ Beuggsfälle / von Substantiven/ u.s.w./ Einwand. Lösg. Bei d / suppositio materialis nicht/ ė Zeichen, sond ė be/zeichnetes: Das „Aber“/ ist ė Conj., wie der da/ (den Ochsen vorführend)/ ist fett. Od ė Name/ für d Partikel, nicht/ d Partikel selbst. / (synkategorematisch Ausdrücke ↲
2. wohl bereits etwas bedeutend,↲
aber nur etwas benennend,↲
u. nicht etwas ė eigentlicher [ü.Z.:]fertiger
Ausspruch (ė Rede) . ↲
wie z.B. jeder Namen, den↲
wir sprechen [l.R.:](kategorematische/ Ausdrücke / auch vielwörterige/ Namen.)
3. etwas bedeutend u ė ↲
fertiger Ausspruch .
(ė Rede) ↲
z.B. Aussage. Ausruf. ↲
Bitte.↲
 13.001[3]  20. In Bezug auf d Namen↲
fragt es sich, was sie be
deuten.↲
   

43
   
 13.002[1]  1, nicht sich selbst ↲
 13.002[2]  2. nicht d Vorstellgsact od d ↲
Vorstellg ↲
 13.002[3]  3. nicht d Vorgestellte als Vor↲
gestelltes ↲
 13.002[4]  4. scheinen sie aber auch nicht↲
d Dinge zu bezeichnen.↲
 13.002[5]  a) Denn viele Namen nicht↲
Namen v Dingen. Fic↲
tionen z.B. Jupiter ↲
 13.002[6]  b) hoc animal u hic homo ↲
hätten nicht verschiedene Be↲
deutg.↲
 13.002[7]  5. Sie bezeichnen ė Vorgstelltes ↲
aber nicht als vorgstelltes,↲
sond als das, als was es vor↲
gestellt wird ↲
Hieraus löst sich a)↲
Und auch b) denn hier [ü.Z.:] ė Ding ↲
aber unter Vermittlg ver↲
schiedener Vorstellgn ↲
   

44
   
   
15
 13.003[1]  Von d Grundclaſsen d psych Phänomene
 13.003[2]  1. [ü.Z.:]Alle psych Phän haben gemein↲
sam ė Beziehg auf ė Inhalt.↲
Das ist, was sie v jedem and ↲
unterscheidet.↲
s lieben od haſsen
 13.003[3]  2. Diese Beziehg auf d Inhalt ↲
ė mehrfache.↲
Nach d Hauptverschiedenheiten ↲
3 Hauptclaſsen . ↲
Vorstellen . (wo im̅er etw er↲
scheint) ↲
Urtheilen . (wo im̅er etw aner↲
kannt od verworfen; be↲
jaht od verneint wird) ↲
Lieben od Haſsen . Lust u Unlust ↲
Begehren u Wegwünschen ↲
Wollen od Fliehen↲
u.s.f. ↲
 13.003[4]  3. Diese Einth. allerdings nicht
allgemein anerkannt.
Gewöhnl Vorst. u Urth als↲
Denken zusam̅en .↲
Und andererseits Lieben u ↲

45
Haſsen in Fühlen u Wollen↲
getrennt.↲
Das Letzte kom̅t für unser Zweck↲
nicht in Betracht.↲
Das 1tere dagg wichtig, u. ob↲
wohl wir d gründlre Erört↲
erung d Psychologie überlaſsen ↲
müſsen, doch einige Worte↲
zur Erklärg u Rechtfertigg .↲
 13.004[1]  4 Die Behauptg also die, daſs ↲
in dem Urtheil ė neue, grund↲
verschiedne Weise d Beziehg ↲
auf d Inhalt . ↲
So daſs Urtheilen und Vor↲
stellen ebenso [ü.Z.:]nicht weniger verschieden als↲
Begehren u Vorstellen.↲
 13.004[2]  5. Damit offenbar nicht gesagt,↲
daſs ė Urtheilen ohne Vor↲
stellen mögl .↲
Dies ja auch nicht beim Be ↲
gehren ↲
Wer urtheilt, stellt d was er↲

46
15a
beurtheilt vor. Nur ė 2te
neue Beziehg zum Inhalt↲
kom̅t zu der im Vorstellen↲
selbst Gegebenen hinzu. ↲
Anerkennen od verwerfen .↲
∼ wie dort: begehren od ↲
verabscheuen, lieben od ↲
haſsen.↲
 13.005[1]  6. Die innere Erfahrg lehrt dies↲
deutl.↲
Und um so klarer wird↲
die Sache je länger u viel↲
seitiger man sie betrachtet.↲
[l.R.:] [blauer_Farbstift:]So [Bleistift:] Zw Vorst. k Ggsätze auſser ↲
die der Objecte: Licht dunkel ↲
&c. ↲
Zw Urtheilen dagg auch ė ↲
Ggsatz in d Beziehgn zum↲
Object.↲
(∼ wie bei Lieben u Haſsen ↲
Und wie ė neue Art v Gg↲
sätzen , ė neue Art v ↲
Intensität:↲
Dort Lebhaftigk d Erscheing ↲
Hier Unterschiede d Gewiſs -↲

47
heit.
(gerade wie bei Liebe – Haſs ↲
Heftigk od Mäßigg in den↲
Gefühlen) ↲
Ebenso ė neue Gattg v Voll↲
ko&enh u Unvollko&enh ↲
Erkenntniss – Irrthum
(∼ wie dort Tugend – Schlechtigk) ↲
 13.006[1]  7. Noch mehr erhellt d Richtig↲
keit aus d Unmöglk jeder ↲
andern Erklärg. ↲
[l.R.:] Irgend ė Innerer Unterschied zw ↲
Vorst. u Urtheilen . ↲
Welcher?↲
a) Intensität? b) Man sagt gewöhnl : [ü.Z.:]Beziehung, Ver↲
bindg od Trenng v Vor↲
stellgn.↲
Aber näher besehn zeigt sich ↲
daſs damit k Urtheil gegeben . ↲
ė grüner Baum.↲
Ist Moham̅ed Prophet Gottes?↲
Es gehört etwas dazu: Anerk od Verwerfg ↲
Umgekehrt , ist ė solche oft ge↲
richtet auf etwas, was k Ver↲
bindg u Beziehg v vorgestell↲
ten Merkmalen.↲
[l.R.:] Es gibt ein / A ist. Hier/ wird nicht die/ Verbindg von/ A mit etw An/derem, sond / A selbst an u / für sich aner/kannt (k Zusam̅ensetzg sond ė Setzg)./ Es gibt kein A / A ist nicht / A selbst ver/worfen u. nicht/ ė Verbindg von/ ihm mit etw / Anderem. (Nicht Trenng, Loslösg v etw anderem / sond Aufhebg schlechthin) / Bezöge sich die/ Leugnung auf ė / Verbindung von A/ mit etw anderem / so wäre dadurch/ A selbst gar nicht/ geleugnet. So wenig/ als in d Satz „kein/ Baum ist grün.“/ Baum./
 13.006[2]  Erinnerung k Prädication d Be↲
griffs Vergangenh ↲
Wahrnehmg k Prädication des↲
Begriffs Existenz.↲
Für den, der nicht an angeborene
Begriffe glaubt, für d 1ten
Fälle ohnehin deutl.↲
So noch weitläufiger zu↲
begründen.↲
Doch auch dies hoffentlich↲
genügend.↲
Verweis auf m Psychol ↲
 13.006[3]  NB . Kritiker: ( Windelband [ü.Z.:] Straßb Stud ) ↲
Unrecht, daſs Urtheil v Gfühl [ü.Z.:] Liebe
geschieden. ( Czarnke ) Literat.bl. )
Weniger dabei verweilt.↲
Aber schon durch Kant u A. klar↲
gelegt, u. leicht [1 W. unl.]
z.B. hinsichtl d Intens. ↲
Unvergleichlk .↲
   

48
   
 13.007[1]  [schwarze_Tinte:] lächerlich: dies ist mir halb so gewiſs als mir jenes↲
lieb ist.↲
 13.007[2]  Der Recensent meinteNein. Man solle nur↲
einen speciellen Fall sich vorführen. Dann ↲
keine Lächerlichkeit. Scherzend: Die Bren↲
tano'sche Theorie vom Urtheil ist mir lieb, aber↲
es ist mir doppelt so wahrscheinlich daſs sie↲
falsch ist.↲
 13.007[3]  Aber offenbares Sophisma: [ü.Z.:]Man versteht nämlich dop↲
pelt so wahrscheinlich daſs sie falsch als↲
daſs sie wahr ist = sie hat für mich ⅓↲
Wahrscheinlk.↲
 13.007[4]  Damit ė Beispiel: Ihre Wahrscheinlk [ü.Z.:]Meine Überzeugung
von ihr ist halb so groß als meine Liebe zu↲
ihr. Und das in Wahrheit ė Lächerlk.↲
Nicht anders als wenn einer sagte:↲
eine Elle ist halb so lang als die↲
Zeit einer viertelstunde. Der Scharfsinn eines↲
Leibnitz war dreimal so groß als der Ste↲
phansthurm. Die Som̅#erhitze in Wien ist↲
manchmal so groß wie ein Eichbaum und↲
drückender [ü.Z.:] [Bl.:]diese mathem Aufgabe halb so schwer [schw.T.:]als ein ½ Centner.↲
 13.007[5]  Auch das könnte aufmerksam↲
machen ↲
 13.007[6]  [Bleistift:]Bei der Uberzeugg [ü.Z.:] Urtheil ė höchstes↲
Maaß [ü.Z.:] d Intensität: die volle Gewiſsheit ↲
Bei d Liebe ė Steigrg ins Un↲
endliche.↲
 13.007[7]  Doch wir verweilen schon zu↲
lang bei etwas, was [ü.Z.:]einerseits einleuchtend ist,↲
u wenn auch nicht [ü.Z.:]andererseits für d Logik↲
wenigstens von minderem Belang ist ↲
Für sie sind Vorst u Urtheil, u d Nachweis↲
ihres Verhältnißes d Wichtigste.↲
   

49
   
   
15, b
 13.008[1]  Vom sprachln Ausdruck [blauer_Farbstift:] [ü.Z.:] Äußern [Bleistift:]der
psych. Phänomene.
 13.008[2]  1. D Sprache hat im Allgemeinen d Zweck ↲
unseren psych Phänomenen Ausdruck↲
zu geben. [ü.Z.:] [bl.F.:]zu äußern [u.Z.:] [bl.F.:]kund zu tun 1 [l.R.:] dem Inhalt/ unserer/ psych Ph / ausdruck/ zu geben;/ dem was/ vorgestellt / geurteilt / gewünscht / geliebt/ wird/ als solchem /
 13.008[3]  (Anderer Gebrauch entfremdet sie ihrem↲
Zweck).↲
 13.008[4]  2. Vorzügl aber Urtheilen u Phänomenen↲
der Liebe u des Haſses
 13.008[5]  3. Doch gibt es sprachliche Ausdrücke die↲
für sich allein nur Vorstellgn Ausdruck↲
geben.↲
 13.008[6]  4. u andere, die für sich allein der abge↲
schloßene Ausdruck gar keines psych ↲
Phänomens sind.↲
 13.008[7]  5. So nicht bloſs Silben, sond auch Wörter ↲
ja ganze Wortcomplexe.↲
 13.008[8]  Z.B. die Partikeln wie: von, zu, wahrlich,↲
nicht, nur. Auch das Wörtchen: kein [ü.Z.:](= nicht ein), irgend ein ↲
[l.R.:] Artikel Casus: mich, ihm, des Vogels,↲
ein mich, ein des Vogels, ein von↲

50
dem Hause, [ü.Z.:]u.s.w. ein aber ist und heiſst
nichts.
 13.009[1]  Nur mit andern Wörtern verbunden↲
tragen sie zum Ausdrucke eines psych ↲
Phänomens bei.↲
z.B. kein Stein ist lebendig ↲
Er hat mich geschlagen . u.s.w.↲
 13.009[2]  6. Diej. sprachln Ausdrücke, w der↲
abgeschloßene Ausdruck ė Vorstellg ↲
sind nennen wir [ü.Z.:]in d Logik Namen. ↲
Haus ↲
aber auch, ein unverständiger Mensch ↲
od ė Mensch, w s Bruder haſst .↲
Man hat sie auch kategorematische
Ausdrücke genannt.↲
Anlaſs offenbar ihre Verwendbarkeit als↲
Prädicate im Kategor. Satze ↲
 13.009[3]  Unter den Wörtern, w für sich nicht↲
der abgeschloſsene Ausdruck ė psych ↲
Phänomens sind, nannte man einige ↲
welche bei der Prädication mit verwandt↲
wurden u das [ü.Z.:] Urtheil als Allgemeinheit od Partikulär↲
kennzeichneten: synkateroremat. Ausdrücke
wie z.B. kein, irgend ein.↲

51
15, c
Später erweiterte sich d Bezeich↲
nung, und umfaſste alle die nicht↲
der abgeschloſsene Ausdruck eines↲
psych Phän. sind.↲
(Dem entspricht schon d Def. ↲
bei Goudin .↲
Insbes auch J. St Mill in dem↲
Sinn erneuert. So auch wir. ↲
 13.010[1]  7. Den abgeschloſsenen Ausdruck ė Ur↲
theils od ė Phän. der Liebe↲
od des Haſses nennen wir ė ↲
Rede.↲
Aussage. Bitte, Befehl, Frage &c. [l.R.:] cf Th v A. / De interpr. .
 13.010[2]  8. Uns sind bes die Aussagen wich↲
tig.↲
Aber auch die Namen. Von↲
ihnen zunächst.
 13.010[3]  9. Was bedeuten die Namen?
 13.010[4]  10. Von jedem sprachln Ausdruck ↲
w [ü.Z.:] abgeschloſsener Ausdruck ė psych Phän. ↲
ist, sagt man daſs er [ü.Z.:]für sich allein etwas bedeute,↲

52
15,
so v d Aussage, v d Frage ↲
aber auch v d Namen.↲
Dagg bedeuten [ü.Z.:]sagt man v d synkategoremat.
Ausdrücken [ü.Z.:]sie bedeuteten für sich allein nichts ↲
sond nur mit and Wörtern↲
verbunden.↲
mich , ihm, des Hauses will [ü.Z.:]bedeuten
bedeuten für sich allein nichts. Dagg wohl: Er schlägt mich . Herr↲
des Hauses . u.s.f.↲
   11. Was bedeuten nun d Namen?↲
 13.011[1]  11. Einwand: aber ist ė Partikel.↲
Aequivocation : hier ist aber in↲
ė and Weise gebraucht. Man↲
sagt: suppositio materialis.↲
nicht Wort, w ė Bedeutg hat↲
sond d Sache selbst wird vorgeführt↲
∼ wie ein Menageriewärter↲
hindeutend: [ü.Z.:]das ist „ė Antilope“↲
hier „aber“ ist ė Partikel.↲
[l.R.:] und ist/ nun wirkl / ein Namen./ = das Wort/ aber ist/ ė Partikel / Daſs dsr Gebrauch ein ganz anderer ↲
sieht man daran, daſs es nicht mit↲
Beifügung der Eigenthümlichkeiten ↲

53
15, d
die ihm als solchem zukom̅en ↲
in den Sätzen, in w es sonst↲
verwandt wird, stehen kann. ↲
z.B. Sie ist [ü.Z.:]nicht reich, die Conjunction ↲
aber tugendhaft.↲
Auch Namen können in dsr ↲
außergewöhnlichen Weise, die↲
man suppos. materialis ge↲
nannt hat, verwandt werden.↲
Mensch ist ė Subst., gut ist↲
ė adjectiv ↲
„Ein Mensch ist gut“ nicht =↲
„das Substantiv Mensch ist d Ad↲
jectiv gut“.↲
Aber hier auch noch, in ge↲
wöhnlr Weise gebraucht, ė ↲
Bedeutung.↲
 13.012[1]  12. Was bedeuten nun d Namen?
Nach dem eben gesagten etwas↲
Anderes als sich selbst, [wenn↲
nicht etwa bei d Suppos materi↲
alis, und diese ja ebenso↲
bei synkat. Ausdrücken, w k Be↲
deutg .] ↲
 13.012[2]  a. Wir sagten es unterscheide sie v ↲

54
den synkateg. Ausdrücken, daſs ↲
sie etw für sich allein bedeuten.↲
Wir sagten es unterscheide sie ↲
daſs sie für sich allein d abgeschloßene ↲
Ausdruck ė psych Phänomens ?↲
Vielleicht [ü.Z.:]Es scheint dieses bedeutet.↲
In d That viele Philosophen : die↲
Namen bedeuteten unsere Vor↲
stellungen.↲
bAber dagg J. St Mill: Dann ↲
d Vorstellg v d Sonne geht auf.↲
 13.013[1]  b. Was nun sonst? Es scheint↲
etwas Äußeres. Ein↲
Ggstand, welcher d Vorstellg ↲
entspricht.↲
 13.013[2]  Aber: a' was würde Jupiter bedeuten?↲
da es kein Ding Jupiter giebt? Hier also↲
kann der Namen doch nur meine Vor↲
stellung von Jupiter bedeuten, sonst be↲
deutete er nichts.↲
 13.013[3]  b' Der Sohn der Phänarete und der↲
weiseste unter den Athenern würden↲
dasselbe bedeuten; denn real eins;↲
ich sage: der Sohn der Ph. ist d. weiseste↲
unter d Athenern ↲
 13.013[4]  Der Sinn, die Bedeutung scheint aber doch↲
eine verschiedene.↲
c', Und wenn einer trotzdem dies zugäbe,↲
so sage ich ferner: E Hund u. ė ↲
Thier hätten k verschiedene Be↲
deutung, denn von demselben aus↲
gesagt.↲
Ebenso aber ein Ochse u. ė Thier ;↲
Also auch ė Ochse u ė Hund ↲
 13.013[5]  d', ja noch mehr ė Ochse wäre ė Hund.↲
 13.013[6]  e', Man könnte entkom̅en, wenn man↲
sagte, Thier habe nicht↲
ė, sond viele↲
Bedeutungen.↲
 13.013[7]  Aber nein! Nicht wie Mars, Hahn &c.↲
Also nicht verschiedne Bedeutungen ↲
Wenn nun die Bedeutg das Ding, so sind↲
d Ochse u Hund ė Ding.↲
 13.013[8]  f'. Oder sollte etwa, wie Platon meinte,↲
die Prädication nur sagen, daſs ↲
beide einem allgemeinen Dinge,↲
Thier , einem Thier an sich, einer↲
Thierheit gemeinsam ähnlich↲
seien? – Dann müßten wir ein↲
Allgemeines außer den Einzeldingen,↲
ė Welt v Allgemeinheiten, ė Welt↲
der Ideen annehmen.↲
 13.013[9]  Längst ist gezeigt, daſs dies unstatt↲
haft u in 1000 Absurditäten verwickelt.↲
Und beim 1ten Blick schon so unannehm

55
bar, daſs viele gar nicht zugeben↲
wollten, daſs Platon sich so verirrt↲
habe.↲
 13.014[1]  c, Vielleicht den Inhalt der Vor↲
stellung [ü.Z.:](als solcher), [l.R.:]das Vorgestellte als solches den im̅anenten Gegenstand ↲
Aber es scheint nicht. Ich kann↲
nicht sagen: der Inhalt meiner↲
Vorstellung geht auf.↲
 13.014[2]  d, Was bleibt noch übrig?↲
Das den Namen Tragende als solches?↲
Hobbes: „In ė jeden Urtheile ist↲

56
15, e
[schwarze_Tinte:] der Glauben des Sprechenden aus↲
drückt, dass das Prädicat ė Namen desselben Dings ist, wovon das Subject ein Namen↲
ist.[l.R.:] Mill . I
 13.015[1]  [Bleistift:] [schwarze_Tinte:] Aber obwohl manchmal, doch
wie wenn der Vater bei der↲
Taufe des Kindes sagt, ich↲
muss ė „Stoffel“ haben, doch
nicht im̅er . [l.R.:] (der Seehund u d Hund/ im Kübel: irgend ė / Hund bewegt sich./ Man spricht: „Hahn./ An irgend ė Hahn (ge/nanntes) denkt er./ Argument wie eben / Auch bei mathemat Zeichen. /
 13.015[2]  ( Nicht einmal im̅er bei den↲
Eigennamen; wogg Mill [l.R.:] [Bleistift:]sonst nicht mehr in / dividuelle Namen / sond allgemeine: / Eigennamen von / Verschiedenem sind/ aequivoc ./ [schwarze_Tinte:] Wenn aber einer [ü.Z.:]gar es allgemein ↲
annim̅t, wie Hobbes, so ist das↲
schier ė unglaubliche Verirrung.↲
Es würde dann alle Wahrheit ↲
die unsere Aussagen enthalten,↲
[l.R.:]z.B. dass d Δe 2 R,/ [Bleistift:]2 + 1 = 3 / [schwarze_Tinte:]wenn nicht von [ü.Z.:]in unserer, so doch↲
von [ü.Z.:]in der Willkür derjenigen ab-
ihren Grund haben, die die Sprachlichen↲
Ausdrücke ursprüngl gebildet haben.↲
 13.015[3]  Hobbes zieht in der That die Con↲
sequenz: „ Hieraus kann noch ge↲
schlossen werden, dass die ersten↲
Wahrheiten willkürl von denjenigen↲
eingeführt wurden, welche den↲
Dingen Namen gaben oder diese↲

57
16.
von Anderen empfingen. Denn↲
es ist (beispielsweise) wahr,↲
dass der Mensch ein lebendes↲
Geschöpf ist, aber [nur] aus↲
dem Grunde, weil es den↲
Menschen gefiel, demselben↲
Dinge diese beiden Namen↲
zu geben. “ [u.Z.:] Mill I, 115. Anm .
 13.016[1]  13. Nochmals also was bezeichnen die Namen?
Antwort: Sie bezeichnen d Ggstände ↲
unserer Vorstellgn u.s.f., aber nicht↲
als Gegenstände der Vorstellg,↲
sond als das, als was sie vorge↲
stellt werden.↲
   Lösung d Einwand: Das als was es↲
vorgestellt wird, was ist das anders ↲
als ė Gegenstand? – Und dies unmögl ↲
nach den früheren Bemerkungen.↲
Antwort: Nicht allgmein ist dies↲
wahr. Oft ist es ė Gegenstand, aber↲
nicht im̅er . Es gibt k Vorstellg, bei↲
w nicht etwas intentional im Geiste↲
existirte, aber es gibt Gegenstandslose
Vorstellungen. Auch etwas was nicht↲
ist, ja etwas was gar nicht exis- [ü.Z.:]sein
tiren kann, kann vorgestellt↲
werden.↲
   a) Hiemit ist d Lösg v Einwand a ge-↲

58
geben: allerdings bedeuten↲
die Namen oft etwas was↲
nicht ist; aber sie haben↲
darum doch eine Bedeutung.↲
Nichts bedeuten = k Bedeutg haben↲
u. ė Nichts bedeuten = etwas,↲
was nicht ist, bedeuten ist↲
zweierlei.↲
   b) [Bleistift:] Dies sind Unterschiede u
sie reichen hin, umd die
Einwände ungiltig zu machen
a) Wiederholt: Also oft nichts
resp.
[l.R.:] D Sohn d Phänarete / u d Weiseste der / Athener bezeichnen/ allerdings den / selben Ggstand, aber/ sie bezeichnen nicht / dasselbe als dasselbe / „Sohn d Phänarete“/ bezeichnet d Sokr / als Sohn d Phänarete/ u d Weiseste Griechenlands/ bezeichnet ihn als den/ Weisesten Griechenlands./ Sie bezeichnen[ü.Z.:]nennen dasselbelb aber unter Vermittlg ver / schiedener Vorstellgn ./ Und d ė Namen nennt/ ihn als das, als was/ er in d ė, der andre / als das, als was er in/ der andern Vorstellg / Man kann also nicht
sagen, dass d Worte
gleichbedeutend seien
wenn d Bedeutg d
Vorgestellte ist als
das als was es vorgst
wird

59
   
   
[schwarze_Tinte:]17.
   [Bleistift:]ad 16, b. p.1. letzte Redaction Einlage ad 16
 13.018[1]  Der Namen bezeichnet in gew Weise
d Inhalt ė Vorstellg als solcher ↲
d im̅anenten Ggstand.↲
 13.018[2]  in gew Weise das was durch d
Inhalt ė Vorstellg vorgestellt
wird.↲
 13.018[3]  der erste ist d Bedeutg d ↲
Namens.↲
 13.018[4]  das zweite ist das was d Name↲
nennt. Von ihm sagen wir,↲
es kom̅e der Name ihm zu.↲
Es ist das, was, wenn es exis↲
tirt, äußerer Ggstand der↲
Vorstellg ist.↲
 13.018[5]  Man nennt unter Vermittlg ↲
der Bedeutg.↲
 13.018[6]  (Die alten Logiker sprachen von↲
ė 3fachen Supposition d Namen ↲
Supp. materialis: v. o. ↲
Supp. simplex: Bedeutg . z.B.↲
Mensch ist ė Species , d.i. die↲

60
Bedeutg d Wortes Mensch ist↲
ė Species d.i. d Inhalt der↲
Vorstellg ė Menschen ist ė ↲
species . ↲
Supp. realis: d Genannte ė Mensch ↲
ist lebendig, ist gelehrt &c.↲
 13.019[1]  Lösg d Einwände
 13.019[2]  Dagg daſs der Inhalt d Vorst die↲
Bedeutg sei wurde eingewandt [l.R.:] cf Nr 5. :↲
Wenn ich sage d Sonne geht auf,↲
so meine ich nicht d Inhalt m ↲
Vorstellg geht auf, ich spreche↲
v ė äußern Vorgang.↲
Antw: dazu genügt, daſs d äußere↲
Object d Genannte ist, die↲
Bedeutg muſs es deshalb nicht↲
sein, diese ist vielmehr d Inhalt↲
d Vorst. Sonne unter deren Ver↲
mittlg d Object genannt wird.↲
 13.019[3]  Dagg daſs d Ggstände bezeichnet ↲
wurde gsagt: 1. Es fehle oft↲
ė Ggstand. Also würden die↲
Namen nichts bedeuten: ↲
Antw. 1'. sie bezeichnen wohl d ↲
Ggstände aber bedeuten sie↲
nicht, sond nennen sie. Das↲
Wort ist also nicht ohne Be↲
deutg.↲
 13.019[4]  2'. Es darf nicht verwechselt↲
werden: nichts bedeuten[ü.Z.:] zeichnen u etwas↲
bedeuten was nicht ist.
(wie ja auch wünschen, hoffen) ↲
 13.019[5]  2. Sohn d Phänarete u d Weiseste↲
d Athener würden dasselbe be↲
deuten.↲
 13.019[6]  Antw. nennen, nicht bedeuten.↲
Sie nennen unter Vermittlg ver↲
schiedener Bedeutg ↲
 13.019[7]  3. So folgt natürl auch d Weiteren↲
nicht, daſs ė Ochse u ė Hund↲
dasselbe bedeuten.↲
 13.019[8]  Ja Sie bedeuten nicht bloß sond ↲
nennen auch Verschiedenes. Thier bedeutet näml zwar eins, nennt↲
aber Vieles.
   

61
   
 13.020[1]  V. d Aussagen.
 13.020[2]  Was bezeichnen sie?↲
 13.020[3]  1. Da wir bei d Namen die Frage↲
aufwarfen, unterschieden wir ↲
was sie bedeuten u was sie↲
nennen.↲
 13.020[4]  Auch hier ė Unterscheidg . Aber↲
nicht dieselbe.↲
Sie bedeuten, aber sie nennen↲
nicht.↲
 13.020[5]  2. Wie d Namen, haben sie ė doppelte↲
Beziehg, a, auf d Inhalt ė psych ↲
Phänomens als solchen, b, auf
etwaige äußere Ggstände.↲
Der erste ist d Bedeutg.↲
 13.020[6]  3. Das betr. Phän. ist aber in dsm ↲
Fall k Vorstellg, sond ė Urtheil.↲
Das Geurtheilte als solches ist d ↲
Bedeutg.↲
 13.020[7]  ∼ bei d Bitte; d Gewünschte als↲
Gewünschtes ist d Bedeutg.↲
 13.020[8]  4. In Folge davon, daſs d was d ↲

62
[schwarze_Tinte:]18.
Beziehg zum etwaigen Ggstand ver↲
mittelt, ė andre Art v Phän. ist, ist↲
d Bezeichng derselben ė andere ↲
kein Nennen, sond ė Anzeigen.↲
Das Angezeigte ist das was anerkannt↲
od verworfen wird.↲
 13.021[1]  Wir können es andeuten od abdeuten
nennen (für dies letzte sagen wir: d ↲
Nichtsein andeuten.↲
 13.021[2]  [l.R.:] NB . Obwohl / d v d Aussage/ bezeichnete/ Object dasselbe / wie d genannte,/ so bezeichnen / Aussage u / Namen da/rum doch/ nicht dasselbe./
—↲

 13.021[3]  1. Wir haben bereits bemerkt, daſs ↲
es d Sprache mehr auf d Ausdruck↲
v Urtheilen als Vorstellgn an↲
kommt.↲
 13.021[4]  2. Obwohl nun dsr Zweck d vorzüg↲
lichste : so geht d Sprache doch↲
nicht direct darauf los, u ge↲
braucht dafür nicht d einfachsten↲
Zeichen. ↲
Sond für d Vorstellg.↲
 13.021[5]  3. Es begreift sich dies übrigens leicht ↲
   

63
   
 13.022[1]  Große Ersparniß
 13.022[2]  1. Ja – Nein ↲
 13.022[3]  2. Bitte &c ↲
 13.022[4]  3. auch d Vorstellg ė Ausdruck↲
für sich, u dies im̅erhin ė ↲
Vortheil.↲
 13.022[5]  4. Doppeltes Zeichen als Er↲
gänzg d Vorstellungsausdrucks↲
zu erwarten.↲
 13.022[6]  5. Indeß finden wir mannich↲
fache verwickeltere Ausdrücke ↲
 13.022[7]  6. Wenn nun dies, so muſs jeder↲
auf ė einfachere Formel↲
reducirbar sein. ↲
Mit 2 Theilen.↲
 13.022[8]  7. Materie – Form d Ur↲
theils u d Aussage.↲
Jene = Inhalt d Vorstellg ↲
Diese = Unterschied d Qualität ↲

—↲
 13.022[9]  Wichtige Folgen der Ver↲
irrungen↲
Einlage↲
   

64
   
   
[schwarze_Tinte:] Einlage zu 18. [Bleistift:]16, b, p.1. Forts.
 13.023[1]  [schwarze_Tinte:] Wichtige Folgen der falschen↲
Ansichten über d Bedeutg ↲
v. Namen u Aussagen. ↲
Wesentliche Hem̅g der↲
Logik u der Wissenschaft.
Bei Platon
Bei den Neueren (worüber↲
Mill ).↲
Statt die Ggstände zu stu↲
diren studirte man die↲
Vorstellungen.↲
 13.023[2]  [Bleistift:]Bei d Logik auf d Ver↲
hältnisse d Ggstände ↲
nicht geachtet, was↲
namentl d Lehre von
d Entdeckg so gut↲
wie ganz vernichtete.↲
Aristot. [ü.Z.:] Comte u Mill mit↲
ihren Berücksichtiggn ↲
dsr Verhältnisse ↲
   

65
   
   
[schwarze_Tinte:]18¹.
 13.024[1]  [l.R.:] [roter_Farbstift:]VII [Bleistift:] Eintheilung der Begriffe u. Namen. ↲
 13.024[2]  1. Wir unterschieden bei d Namen↲
d Bedeutung u das was sie↲
nennen.↲
 13.024[3]  Die Bedeutg = der Inhalt d ↲
Vorstellung welche [ü.Z.:]die Sprache mit d Namen↲
verknüpft.↲
 13.024[4]  Man nennt den Inhalt↲
ė einer Vorstellung auch Begriff ↲
in Rücksicht auf das was↲
ihm etwa entspricht ↲
also d Inhalt d Vorstellung↲
von ė Hund ist d Begriff↲
des Hundes.↲
 13.024[5]  2. Es ist nöthig die für die↲
Logik wichtigsten Unter
schiede d Begriffe namhaft↲
zu machen.↲
   3.
 13.024[6]  —↲
[schwarze_Tinte:]1. [Bleistift:] Man theilt die Begriffe ein↲
in universelle u individuelle,↲
allgemeine u Einzelbegriffe.↲
ė allgemeiner Begriff ist ė solcher ↲
dem verschiedene Ggstände ↲
entsprechen können. ↲

66
[schwarze_Tinte:]18²
[Bleistift:]individuell ė solcher w. nur ein↲
Ggstand entsprechen kann.↲
z.B. Sokrates. Der weiseste unter↲
allen Griechen, w gelebt haben.
 13.025[1]  Man nannte [l.R.:]auch d Namen allgmeine u individuelle und oft auch d Ggstände ė allge↲
meinen Begriffs Universalia u In↲
dividua, u stritt mi
mißverständlich. Der große Streit↲
über d Existenz d Universalien hing↲
damit zusam̅en. Die ė kein↲
Uni↲
versale existire außerhalb d Geistes,↲
die andern ebenso gewiß wie ė ↲
Individuum.↲
 13.025[2]  Das erste richtig, wenn man Uni↲
versale in dem Sinn nim̅t, in w ↲
man Begriffe universell nennt,↲
nicht wenn man darunter d Gg↲
stand ė allgem Begriffs versteht.↲
Das zweite richtig, wenn man d letzte. ↲
u. wenn man will, in jedem Sinne.↲
Denn universell u individuell im↲
eigentln Sinn gelten nur v In↲
halten psych. Phänomene. ↲
allgemeines Urtheil ↲
allgemeine Menschenliebe.↲

67
[schwarze_Tinte:]18³
Um dies Mißverständniß zu ver↲
meiden, besser d Ausdruck ver↲
meiden:↲
beßer universell vorgestelltes, od unbe↲
stim̅t vorgestelltes.↲
 13.026[1]  Noch vor ė andern Verwechslg
zu warnen. ↲
Unterschied w zw ė universellen u ↲
ė Collectivbegriff ↲
Jene oft nicht collectivbegriffe ↲
z.B. Atom ↲
Diese oft individuell: das öster↲
reichische Volk.↲
[l.R.:] (allgemeine / absurde Be/griffe. Ex hypo/thesi impossibile )/
 13.026[2]  [schwarze_Tinte:]2. [Bleistift:] einfache – zusam̅engesetzte u. ↲
(eigentl mehr u minder zusam̅engesetzter)↲
Begriffe ↲
E zusam̅engesetzter ist ė solcher bei↲
w ein Theil [ü.Z.:] Manchmal des Begriffs↲
für sich allein einen Be↲
griff bildet.↲
So z.B. [ü.Z.:]bei Schim̅el, weil Pferd↲
od. Weiß; [ü.Z.:]bei Röthe, weil Farbe.↲
NB. Auch bei Urtheilsvermögen ↲
Fähigkeit; nicht aber Urtheil.↲
[l.R.:] ( in obliquo / in recto:/ es kom̅t nicht allen Ggständen zu.)/
   

68
   
   
[schwarze_Tinte:]18⁴
 13.027[1]  a, bei zusam̅engesetzten entw ggseitige
od einseitige Trennbark d Theile ↲
z.B. ė Schim̅el ↲
dagg. Röthe, Farbe, Ausdehnung, ↲
 13.027[2]  b, zusam̅engesetzt aus↲
1. physischen ↲
2. metaphysischen ↲
3. logischen Theilen (im Aristot. Sinn)↲
ad 1. z.B. ė Heerde, ė Haus ↲
Geist u Leib ↲
ė Körper (quantitativ) ↲
ad 2. wie 2 Eigenschaften↲
z.B. ė Held aus Menschh u Tapferk . ↲
ad 3. ė log. Theil ist z.B. d Begriff↲
Urtheilendes ggüber dem Begriff Leug↲
nendes ↲
Farbiges ggü Rothes ↲
Figur ggü Kreis ↲
Wir sehn ė Begriff ist der log Theil ↲
ė andern, wenn beide einem Ggstand dem↲
selben phys. u. metaphys. Theil nach↲
zukom̅en u. der ė in dem andern einge↲
schloſsen ist.↲

69
18⁵
geschlossen ist.
Logisch zusam̅engesetzt ist also d Ggstand ↲
ė Vorstellg, die ė solche Theilvorstel↲
lung in sich schliesst.↲
 13.028[1]  [schwarze_Tinte:] NB . Die Trennbarkeit der logischen Theile ↲
ist im̅er eine einseitige.↲
 13.028[2]  Der trennbare logische Theil heisst ↲
Gattungs[ bestim̅theit ], wenn das logische↲
Ganze, wovon er ė Theil ist, ausser ↲
ihm noch mehrere logische Theile ent↲
hält die nicht in ihm aufgenom̅en ↲
sind.] ↲
 13.028[3]  Enthält ė logischer Theil selbst [ü.Z.:] [Bleistift:] ė od mehrere↲
logische Theile, so heisst er Art [ bestim̅t↲
heit ↲
 13.028[4]  E höchste Gattung nennt man ė solche,↲
welche nicht zugleich Art ist.↲
E niedrigste Art ė solche, w nicht↲
zugleich Gattung ist.↲
 13.028[5]  NB . E aus mehreren Namen zusam̅enge↲
gliederter Namen, w die sämtlichen↲
logischen Theile eines logischen Ganzen↲
von der höchsten Gattung bis zur↲
niedrigsten Art ihrer Stufenfolge↲
nach nennt heisst Definition. Die↲
Artbestim̅theiten in ihr werden↲
auch die [ü.Z.:] specifischen Differenzen genannt. Die↲
letzte [ü.Z.:] specifische Differenz ist gleich dem letzten↲
Artbegriff u ihr Inhalt gleich dem↲
der ganzen Definition.↲
 13.028[6]  [Bleistift:] [l.R.:]So viel also über d Ein/theilg d Ggstände d Vor/stellg in einfache u zu/sam̅engesetzte./ Wir haben hauptsächl d / Fälle im Auge gehabt, wo/ durch ė Vorstellg etw als/ Ding vorgstellt wird./ Vieles [ü.Z.:]Alles od d meiste gilt aber analog, wo/ etw als Nicht-Ding od ao/riston vorgestellt wird (wie/ wir dies auch schon ange/deutet haben . / z.B. ė von d Griechen Psyche / v d Römern Anima Genanntes/ (metaphysisch). / ė Grösse v 6 Fuss. ė Reise von/ Asch bis Würzb . ė Heer (physisch) / Röthe (logisch) /
 13.028[7]  NB . zu bemerken noch in Bezug auf d zusam̅enge↲
setzten dass d Auflösg in doppelter Art ↲
   [schwarze_Tinte:]E bestim̅t – unbestim̅t Vorgestell-↲
tes u nach ė bestim̅ten – unbe-↲
stim̅ten Vorstellung Genanntes.↲
Unbestim̅t vorgestellt wird was in↲
der Art unvollständig vorgestellt↲
wird, dass eben so gut ė ande-↲
rer Ggstand der Vorstellung ent-↲
sprechen kann. z.B. ė Mensch.↲
[Bleistift:] [l.R.:]Vergleich mit ė unvoll/endeten Zeichng die 2 / in gew Zügen einander/ ähnlichen Gesichtern/ entsprechen kann./ [schwarze_Tinte:]Dagg kann der bestim̅ten Vor-↲
stellung nur 1 Ggstand entsprechen.↲
z.B. Bayern./ Die unbestim̅ten Vorstellungen↲
u die ihnen zugehörigen Na-↲
men nennt man allgemeine
Vorstellgn u. Namen, die bestim̅ten individuelle.↲
[Bleistift:] [l.R.:][bei metaphysisch Ein/fachen nicht mögl./ Aber sonst wohl zur Einh / determinirt, individua/lisirt]/ [schwarze_Tinte:]Auch d Ggstände: Universal – In-↲
dividuum. (freil. missverständl. u An-↲
lass vielen Streites.↲
   NB. Unterschied zw allgemeinen = u Collectiv =↲
   

70
   
   
19
   c. zusam̅engesetzt ↲
1. aus psychischen z.B. ė Heerde ↲
ė Körper aus s ↲
quantitativen Theilen ↲
2. aus metaphysischen 3. aus logischen Theilen ↲
[roter_Farbstift:](im Aristotelischen Sinne)↲
[Bleistift:]
   ad 1. z.B. ė Heerde, ė Haus↲
Geist u Leib↲
ė Körper↲
wie 2↲
   ad 2. Substanz u. Eigenschaften↲
z.B. ė Held aus Menschheit↲
u Tapferkeit↲
ferner [ü.Z.:]verschiedene Relationen u. Aorista↲
[auch d 2 Naturen in↲
Christo]↲
   NB Von d Substanz nur d einen↲
Begriff: Ding.↲
   3. ė log. Theil ist z.B.↲
d Begriff Urtheilendes
[l.R.:] ggüber d Begriff ė Leugnendes
od d Begriff ė Farbiges
ggüber dem ė Rothes
od d Begriff ė Figur gg↲
über dem Begriff ė Kreis.↲
Wir sehen ė [ü.Z.:]Begriff ist d logische Theil
ė andern, wenn beide↲
ė Ggstand demselben physi
schen u metaphysischen
Theil nach zukom̅en, u ↲
der ė in d andern ein↲
   

71
   
   
[schwarze_Tinte:]18⁶
 13.029[1]  3. relative – nicht relative ↲
E relativ bezeichnetes ist ė solches, was↲
in Bezug auf ė anderes bestim̅t wird ↲
Relative Namen sind solche, bei denen außer↲
dem Genannten ė anderes in obliquo ge↲
nannt wird, das, wenn es selbst ė Gg↲
stand ist, ebenfalls einer sein muſs ↲
z.B. wirkend – verursacht ↲
gleich – ↲
größer –↲
(Unterschied zw Beziehungen und↲
vergleichsweisen Bestim̅ungen) ↲
 13.029[2]  NB . Wird d Relativ-bezeichnete aner↲
kannt, so wird außer ihm zugleich das↲
anerkannt in Bezug worauf es bestim̅t ↲
wird. [l.R.:] [Bleistift:]L 42
 13.029[3]  [schware_Tinte:]4. positive – negative.↲
 13.029[4]  5. nach der Herkunft der Vorstellungs↲
elemente, aus w. gebildet. ↲
äußere Wahrnehmg – inn. W. – Phan↲
tasie – d äuß. u innern gemein.↲
a) absolute räumliche ↲
vom Raum freie unräumliche ↲
vom Raum abstrahierende ↲
b) relative ↲
[l.R.:](Beilage)
   

72
   
   
18⁷.
   [l.R.:] [roter_Farbstift:] L 8 II² [Bleistift:] Eintheilung
der gnan̅ten u vorgstelltn Ggstände.
   1. nach d Unterschiede d Inhalts der↲
(vermittelnden) Vorstellung 2. nach d Unterschiede der Weise
wie sie unserem Geiste ggwärtig ist↲
3. nach d Unterschiede des [ü.Z.:] sprachln Aus
drucks.↲
   1. Nach d Inhalt d Vorstellg .↲
   [schwarze_Tinte:]9. [Bleistift:] absurde [ü.Z.:]unmögliche (contradictio in andjecto)↲
sich in sich selbst widersprechende
Vorstellgn. (dass wir irgendwie
auch solches [ü.Z.:]vorstellen, zeigt, dass wir einan↲
der verstehn wenn wir davon↲
sprechen; über d Weise später).↲
Die Annahme wäre absurd.↲
nothwendige , wo im Ggtheil die↲
Verwerfg absurd z.B. ich stelle↲
vor, dass k Δ rund. Die↲
Verwerfg wäre absurd. – (So auch Gott) wed [ü.Z.:]unmögliche, nothwendige
   NB Von den 1ten sehn wir ab, obwohl Man↲
ches von dem, was zu sagen, auch auf sie Anwendg ↲
 13.030[1]  [l.R.:] [schwarze_Tinte:]6. [Bleistift:] 2. als Ding – als Nicht=Ding –↲
als Unentschiedenes ( aoriston )↲
– [als Gemischtes] ↲
 13.030[2]  NB auch ė Fiction kann als
Ding vorgestellt werden, wie z.B.

73
Menschen, die ich mir auf dem↲
Mars wohnend denke. Gespenster.↲
Dann wird d Genannte u Vorge↲
stellte als Ding gnannt u vor↲
gestellt, wenn es, sobald man↲
es anerkennen würde, als Ding↲
anerkannt wäre, u um mit
Wahrheit anerkannt zu werden,
ė Ding sein muss . ↲
z.B. ė Geist.↲
 13.031[1]  NB II als ė Nichtding wird vor↲
gestellt u genannt, was auch wen̅ ↲
es anerkannt u mit Wahrheit aner↲
kannt wird, k Ding ist u k ↲
Ding sein kann ↲
z.B. ė Mehrh v Dingen (Collectivum) ↲
ė Theil v ė Ding (Diversivum)↲
[sei es ė logischer, physischer↲
od metaphysischer] ↲
ė Gränze ↲
ė Nichts (etw was nicht ist), ė ↲
fabelhaftes Wesen (etw, was fälschl ↲
für ė Ding gehalten wird) ↲
 13.031[2]  NB III als ė Unentschiedenes ( a↲
oriston ) wird genannt u vor↲
gestellt, wobei, wenn es aner↲
kannt wird, nichts darüber be↲
stim̅t wird, ob es ė Ding ist od ↲
nicht.↲
Solche sind z.B.↲
Negativa ↲
Päterita u Futura, so wie↲
auch wo über Ggwart, Ver↲
gangenh u Zukunft nichts↲
entschieden wird z.B. ė irgend ↲
wann=Lebender. ↲
Objectiva ↲
Signativa ↲
Possibilia udgl ↲
[ Hypothetica u Disjunctiva ] ↲
[l.R.:]Viele Relativa/ gleich / Ursache /
 13.031[3]  [l.R.:] [ E aoriston kan̅ Indi/viduum sein. z.B. ė Ho/mer Genanntes ]
 13.031[4]  [l.R.:] [ NB . E besonders wichtiges/ u merkwürdiges Ao/riston ist das, wo/ es unentschieden ob / nichts, eins od Col/lectiv wie z.B. ė / Zahl [ü.Z.:]0 u 1 eingerechnet), u mir scheint/ auch „alle [ü.Z.:]Menschen oder die Menschen“ hieher / zugehören = das was/ von Menschen ist, ist/ sterblich (?)] /
 13.031[5]  NB IV . Gemischte Namen endl ↲
sind solche, deren Bedeutg aus↲
der ė aoriston u ė Dinges od ↲
aus der ė aoriston u ė Nicht↲
dinges zusam̅engesetzt ist ↲
z.B. ė Staat, w ich mir vor↲
stelle ↲
Sauerstoffatom w in dsm Waßser ist ↲
ė Körper, w ich gesehn habe. ↲
Geist ohne Verstand ↲
ė Blinder ↲
   3. relativ – absolut (nicht-↲
relativ Bestim̅te ↲
ė Relativ bestim̅tes ist ė ↲
solches was durch Bestim̅gn ↲
bestim̅t wird, w ihm in Beziehg ↲
auf ė Anderes gegeben werden↲
   

74
   
   
[schwarze_Tinte:]20' [Bleistift:]19-20'
 13.032[1]  [schwarze_Tinte:]7. ė wesentlichen – unwesentlichen ↲
Bestim̅g nach.↲
 13.032[2]  a) Wie wir sogleich alsbald, wenn wir↲
von den Verhältnissen des Vorgestellten↲
handeln, eingehender entwickeln [ü.Z.:]zeigen
werden, haben Dinge, die durch ↲
ė Vorstellg gemeinsam vorgestellt↲
werden, ausser der einen auch↲
noch andere Bestim̅gn gemein ↲
w sie von andern, nicht darunter↲
begriffenen unterscheiden.↲
 13.032[3]  b) E doppelter Fall:↲
Bei manchen allgemeinen Vor↲
stellungen unterscheiden sich↲
die darunter begriffenen Dingen ↲
von den nicht darunter begriffe↲
nen nur in gewissen Einzeln↲
heiten, die man aufzählen kan̅,↲
während sich andere in mehr
Einzelnheiten unterscheiden als
wir aufzählen können od sogar↲
als wir jemals zu wissen er↲
warten dürfen. ↲
 13.032[4]  c) Beispiele d 1ten Art: z.B. weiss,↲
2 Schuh gross ↲
der 2ten dagg: Thiere, Pflanzen,↲
Sauerstoff, Phosphor.↲

75
Hunderte von Generationen haben d ↲
gemeinsamen Eigenschaften davon ↲
nicht erschöpft, auch setzen wir↲
gar nicht voraus, dass sie zu er↲
schöpfen seien, sond. wir machen↲
im̅er neue Beobachtungen u Ex↲
perimente in d vollen Zuversicht ↲
neue Eigenschaften zu entdecken ↲
w in den vorher gekannten keines↲
wegs eingeschlossen lagen.
 13.033[1]  [schwarze_Tinte:] „ Wenn sich aber Jemand vornehmen↲
wollte die gemeinsamen Eigen↲
schaften aller Dinge zu untersuchen,↲
w dieselbe Gestalt, dieselbe Farbe
od dasselbe specifische Gewicht
haben, so wäre dies ė handgreif↲
liche Absurdität.↲
 13.033[2]  [schwarze_Tinte:] „ K andern sind ihnen gemeinsam↲
als die in dem Namen selbst ein↲
geschlossenen od [durch ė Causalge↲
setz ] ableitbaren. “ ↲
„Es ist nicht unpassend
 13.033[3]  d) Vielfach hat man dies so gedeutet,↲
dass man sagte, [ü.Z.:]in den ersteren Vor↲
stellungen würden die Dinge ihren↲
substanziellen Bestim̅ungen (sub↲
stantiellen Differenzen nach vorgestellt.↲
Allein falsch.↲
1, überhaupt keine zugänglich ↲
„Ding“ der einzige substantielle↲
Begriff, den wir etwa haben.↲
Nachweis, an d Definition des↲
Menschen.↲
 13.033[4]  2, ė solche Bestim̅g oft in sich↲
selbst von sehr geringer Be ↲
deutung
[Bleistift:] ė Geschmack, Geruch, ė um ė kleinen↲
∡ verschiedne Krystallbildg,↲
die Umhüllgn Blainvilles [l.R.:] 2:Händer
 13.033[5]  [schwarze_Tinte:]e) Allein dennoch ist es gewiss nicht↲
unpassend zu sagen, dass von dsn ↲
2 Classificationen [schwarze_Tinte:] , die ė einer↲
viel radicaleren Unterscheidg in den Dingen selbst entspreche ↲
Wenn solche Bestim̅gen selbst↲
k substantiellen sind, so sind↲
sie doch Zeichen ė besondern ↲
substantiellen Verwandtschaft,↲
die in sich selbst nicht zu↲
beobachten ist.↲
 13.033[6]  [Bleistift:] Was macht diese [ü.Z.:]unzählbaren Eigenthümlichkeiten ↲

76
unzertrennlich, so dass wo die↲
eine ist, auch die anderen sich↲
finden, u wo d ė verloren geht↲
sofort unzähliche aufgehoben↲
werden?↲
 13.034[1]  Aus d Bestim̅gn selbst erhellt ↲
ė solche Nothwendigk nicht,↲
aber dennoch muss ė [ü.Z.:] nöthigender Grund bestehn,↲
u dieser wird in d uns ver↲
borgenen Besonderheit d Substanz ↲
liegen, von der d Eigenthümlkeitn ↲
abhangen. Würden wir sie ken↲
nen so würden wir d Noth↲
wendigk d begleitenden Eigen↲
thümlkeiten einsehn.↲
[l.R.:] (So während die ė [ü.Z.:] ( unwesentln ) ė Viel/fachh d Ursachen, die/ andern ( wesentln ) ė / gemeinsame )
 13.034[2]  Doch dies geht d Ontologie, nicht↲
d Logik an. Es gehört zu den↲
Puncten über die am meisten↲
d Metaphysiker verschiedner Schulen sich streiten.↲
Mag es Substanzen u substan↲
tielle Differenzen geben und↲
mögen auf sie die von uns↲
eben besprochenen Bestim̅gn ↲
hindeuten od nicht – genug ↲
dass [ü.Z.:] sie selbst jedenfalls nicht zu ↲
leugnen sind.↲
   

77
   
   
ad 20'
   [o.R.:] [schwarze_Tinte:]Vorstellgn = u = Namen./ Jene oft Namen von ė Ding ja Theil/ Diese oft individuell
 13.035[1]  7 [Bleistift:] ė wesentlichenunwesent
lichen Bestim̅g nach.↲
 13.035[2]  „Die durch manche [ü.Z.:]allgemeine Namen↲
benannten Dinge unterscheiden↲
sich von andern Dingen nur↲
in gew Einzelnheiten , die↲
man aufzählen kan̅, während↲
sich andere in mehr Ein↲
zelnheiten
unterscheiden als wir aufzählen können od ↲
sogar als wir jemals zu wissen↲
erwarten dürfen.↲
“ ad a. z.B. Weiss : ↲
2 Schuh gross &c. dagg. Thiere, Pflanzen,↲
Schwefel, Phosphor.↲
 13.035[3]  Hunderte von Generationen↲
haben d gemeinsamen Eigen↲
schaften von diesen nicht er↲
schöpft, auch setzen wir gar↲
nicht voraus, dass sie zu↲
erschöpfen seien, sond wir↲
machen im̅er neue Beo↲
bachtungen u Experimente in↲
d vollen Zuversicht, neue↲
Eigenschaften zu entdecken,↲

78
w in [ü.Z.:] d vorher gekannten keines↲
wegs eingeschlossen liegen.
 13.036[1]  „Wenn sich aber Jemand vor↲
nehmen wollte die gemein↲
samen Eigenschaften aller↲
Dinge zu untersuchen, w ↲
dieselbe Gestalt, dieselbe↲
Farbe od dasselbe specifische ↲
Gewicht haben, so wäre dies↲
ė handgreifliche Absurdität.↲
 13.036[2]  „ k andern sind [ü.Z.:]ihnen gemeinsam, als die in d ↲
Namen selbst eingeschlossenen od [durch ė ↲
Causalgesetz ] ableitbaren ↲
 13.036[3]  „Es ist nicht unpassend zu↲
sagen, dass von diesen 2 ↲
Classificationen, die ė einer↲
viel radicaleren Unterscheidg ↲
in d Dingen selbst entspricht.↲
 13.036[4]  „Wo nun [ü.Z.:]so ė gew sichtlicher↲
Unterschied zw Dingen [ü.Z.:](obwohl vielleicht in sich selbst von geringer Bedeutg) ė ↲
uns unbekannten [ü.Z.:] u. als endlos zu betrachtenden Anzahl↲
v andern Unterschieden ent↲
spricht, u nicht allein ihre↲
bekannten sondern auch noch↲
unentdeckten Eigenschaften↲
durchdringt, sagen wir er sei↲
ė wesentlicher.
 13.036[5]  Dagg v bloss begränzten u bestim̅ten Unter↲

79
   
   
[schwarze_Tinte:]ad 20²
 13.037[1]  „Wo nun so ė gew sichtlicher↲
Unterschied zw Dingen, obwohl↲
vielleicht in sich selbst von↲
geringer Bedeutung, einer↲
uns unbekannten u als end↲
los zu betrachtenden Anzahl↲
von andern Unterschieden ent↲
spricht, u nicht allein ihre↲
bekannten, sond auch noch↲
unentdeckten Eigenschaften↲
durchdringt, sagen wir er sei↲
ė wesentlicher.↲
 13.037[2]  Dagg v bloss begränzten u be↲
stim̅ten Unterschieden, wie↲
weiss, roth, schwarz, vier↲
schuhig u.s.w., sie seien↲
unwesentliche.↲
 13.037[3]  [l.R.:] 8. wahr falsch (Begriffe / welchen ė Ggstand entspricht –/ keiner entspricht)
 13.037[4]  [l.R.:] 9. nothwendig – un/möglich – nicht / ė nothw./
 13.037[5]  10. erkennbar – unerkennbar.↲
 13.037[6]  a) Erkennbar ist d Vorgestellte,↲
wenn es mögl ist, ė [l.R.:]wahres und berech↲
tigtes Urtheil sich darüber↲
zu bilden, ob es sei od nicht↲
sei.↲
Sonst unerkennbar.
 13.037[7]  [l.R.:]8'. b) Das Erkennbare ist natürl ė als sei ↲

80
end od nicht seiend Erkennbares ↲
 13.038[1]  [l.R.:]8''. c) Das Erkennbare ist [ü.Z.:]ferner entweder↲
mit absoluter Sicherheit erkennbar↲
[l.R.:] od mit physischer Sicherheit erkennbar od mit Wahr ↲
[l.R.:] scheinlk erkennbar [ wogg d ganz Unberechbare ] ↲
(St. absoluter sagt man auch mathe ↲
matischer od metaphysischer S. .)↲
der letzte Ausdruck ist [schw.T.:]aber nicht↲
glücklich gewählt. Derj. od diejenigen,↲
w wir ihn verdanken, haben (wenn anders↲
[l.R.:] er durch Absicht u nicht/ durch zufällige Verschiebg / d Bedeutg ė Zeichen für/ das geworden ist, was er/ jetzt besagt [ü.Z.:]cf. Metaph. α, 3.) haben offen/bar ė falsche Ansicht/ über den Charakter der/ Metaphysik gehabt./ Die wichtigsten ihrer Sätze/ sind entw gar nicht od nach derselben Methode/ wie die der Naturwissen/schaft festzustellen, u da/rum haben ihre Gegenstände/ auch k andere Erkennbar/keit als die mit physischer Sicherheit./
 13.038[2]  [l.R.:]Die Mathematik dagg ist/ in d That d Wissenschaft,/ deren Ggstände vor allen/ andern mit absoluter/ Sicherh erkennbar sind, u / darum ist dsr Namen wahr/haft entsprechend./
 13.038[3]  [l.R.:]Den Ausdruck / hätten wir dagg lieber syno/nym mit ge/braucht./
 13.038[4]  [l.R.:]Doch wir bleiben beim herge/brachten Sprachgebrauche,/ wie ja auch d Optik beim/ „Polarisirten Lichte“ obwohl sie/ die betreffenden Erscheinungen/ längst nicht mehr auf d Stellg d beiden Pole der emitirten / Lichtkörperchen bezieht./
 13.038[5]  [Bl.:]Was verstehn wir also unter↲
„Mit absoluter Sicherh erkennbar?“ –↲
ist dasj., bei w d Umstände von↲
der Art sind, dass sie ė [ü.Z.:] nothwendig un↲
fehlbares Urtheil gestatten (sei↲
es ė anerkennendes sei es ė ↲
verwerfendes).↲
   Bei dem nicht mit absoluter↲
Sicherh Erkennbaren, sind↲
sind wir zwar zu ė mehr od minder↲
entschiedenen Urtheil berechtigt, [ü.Z.:]ja wie wir sehn werden, machchmal zu ė
 13.038[6]  Der Satz: ė Urtheil, das wie dieses↲
gefällt wird, geht nicht irr, ist↲
nothwendig wahr, der entgegen↲
gesetzte absurd.↲
 13.038[7]  Bei dem nicht mit absoluter↲
Sicherh Erkennbaren sind [ü.Z.:]können wir↲
zwar [ü.Z.:]vielleicht zu ė [ü.Z.:]berechtigten, mehr od minder ent↲
schiedenen Urtheil, ja wie wir↲
sogleich sehn werden manchmal↲
zu ė berechtigt[en| [ü.Z.:]erweise ] vollkom̅e↲
nen Überzeugg gelangen, aber↲
es wird unser Urtheil nie↲
nothwendig unfehlbar sein.↲
 13.038[8]  (e/d) Erläuterung: Unterschied↲
zw d Nothwendigen u Unmögln ↲
einerseits u d mit absoluter ↲
Sicherh als seiend u nichtseiend ↲
Erkennbaren andererseits.↲
[l.R.:](man nennt manch/ mal d absolut/ sicher zu affir/mirende noth/wendig . Das / absolut sicher zu vermeidende / unmögl; aber/ aequivok )/ α) E nothwendiges u unmögls kan̅ ↲
nicht mit absoluter Sicherh er↲
kennbar, ja vielleicht gar↲
nicht erkennbar sein ↲
z.B. d 3 göttln Personen für d blosse ↲
Vernunft.
D Aequivalentzahlen ↲
uns unzugänglr Elemente.↲
E Zufälliges [ü.Z.:](ἐνδεχόμνον) kann mit↲
absoluter Sicherh erkennbar↲
sein. z.B. Mein Denken.↲
β) Nicht d Gesagte [ü.Z.:] (macht) absurd sond d Leugnung wg ↲
[u.Z.:] d Umstände) / [l.R.:] Nicht d Ggtheil d Gsagten / an u für sich [ü.Z.:]ist unmögl , wohl/ aber in Vereinigg [ü.Z.:]ist es unvereinbar mit / d Weise des Verfahrens / w d Urtheilende einge/halten hat./
 13.038[9]  (d/e) Erläuterung: Unterschied↲
von dem mit absoluter Sicherh ↲
u mit absoluter (vollkom̅ner)↲
Genauigk erkennbaren .
z.B. d Verhältniss v Peri↲
pherie u Radius. Ludol↲
phische Zahl.↲
Dagg. dass ė todt ist genau aber↲

81
manchmal nichts [ü.Z.:]weniger als sicher.↲
[Der beförderte Liewtenant. die
(Der Kreuzritter)↲
 13.039[1]  f) Das mit [ü.Z.:] blosser Wahrscheinlk
Erkennbare. [l.R.:]α) [schw.T.:]ist nicht eigentl
u. im [strengen| [ü.Z.:]wahren ] Sinne des Wortes↲
erkennbar.↲
Die Umstände sind von der Art, dass↲
wir auch mit Anwendg aller uns↲
[l.R.:] [Bl.:] 2) [schw.T.:]zu Gebote stehenden Mittel zu nicht
[schw.T.:] mehr als zu ė berechtigten Ver↲
muthung
gelangen können. ↲
[Bl.:]d.h. nicht sowohl zu [ ė berechtigten↲
Urtheile | [ü.Z.:] Erkenntniss / ], dass etwas sei od nicht sei,↲
[Bl.:]als vielmehr zu ė berechtigten An↲
kenng der [ü.Z.:]überwiegenden Wahrscheinlk
, dass↲
etwas sei od nicht sei.↲
 13.039[2]  [l.R.:]β) Beispiel mit d Würfel. Ich bin↲
nicht eigentl berechtigt zu sagen ↲
Du wirst nicht 6 werfen, sond:↲
es ist 5mal wahrscheinlr, dass↲
Du nicht 6 werfen wirst.↲
 13.039[3]  8) John Henry Newman : An Essay in Aid of a↲
Gram̅ar of Assent . 1870. London meint↲
sogar es gebe k Unterschied in d Entschieden↲
heit d Urtheile. Vielmehr urtheilten wir↲
nur manchmal (aber mit aller Entschiedenh)↲
über d Wahrscheinlk . Ob das richtig, mehr↲
ė psychologisch als logisch wichtige Frage. Nur↲
eins sei bemerkt, dass dies ė Anomalie ggüber d übrigen↲

82
ad 20³
psychischen Functionen: Vorstellg. ↲
u Gemüthsbewegg (Begehren, Liebe,↲
Freude &c.) wäre.↲
 13.040[1]  δ D Wahrscheinlk , sagt Laplace in↲
seinem berühmten Essay philo↲
sophique sur les probabilité hängt ab theils v unsrer Un↲
wissenh, theils v unsern Kennt↲
nissen. Wir wissen. dass von↲
3en od ė grössern Zahl von↲
denkbaren Thatsachen [l.R.:] Laplace sagt/ evenements, allein/ d Begriff zu eng / kann sichs doch/ auch um , die ė ↲
od andre [eintreten| [ü.Z.:]wahr sein ] muss; aber↲
nichts bietet uns ė Motiv zu↲
glauben, dass d ė von ihnen↲
eher als d andern [eintreten| [ü.Z.:]wahr sein ]
werden. In dem Zustand der↲
Unentschiedenh , ist es uns un↲
mögl mit Sicherh etwas über↲
[ihr Eintreffen|ihr[ü.Z.:]e Existenz ] auszusagen. In↲
dessen ist es wahrscheinlich
dass [ü.Z.:]wenn man irgendw v diesen Thatsachen ↲
beliebig herausnim̅t, wahrscheinl,↲
dass sie nicht [eintreten| [ü.Z.:]wahr sein ] werde,↲
denn wir sehen mehrere gleich denk↲
bare Fälle, w s Existenz aus↲
schliessen, während ė einziger ihr↲

83
ad 20³
günstig ist.↲
 13.041[1]  Die Wahrscheinlk [ ė Factums | [ü.Z.:] v etwas ] wird dadurch bestim̅t, dass man alle↲
[zw.Z.:]in Betracht kom̅enden sich ggseitig
( in Bezug auf irgend ė Frage )
[ü.Z.:] ausschliessenden denkbaren Thatsachen auf ė be↲
stim̅te Zahl
[ü.Z.:]von gleich denkbaren
d.h. v solchen Fällen redu↲
cirt, über deren Existenz uns↲
d Umstände gleichmässig
in Ungewissheit [ü.Z.:]unentschieden lassen u die↲
Zahl der für d Thatsache, deren↲
Wahrscheinlk gesucht wird,↲
günstigen Fällen bestim̅t.↲
Das Verhältniss dsr Zahl zu↲
d Zahl aller denkbaren Fälle,
ist das Maass d Wahrscheinlk;↲
sie ist also ė Bruch, dessen↲
Zähler aus d Zahl der für d ↲
Thatsache günstigen Fälle u dessen↲
Nenner aus d Zahl aller↲
mögln Fälle besteht.↲
 13.041[2]  ε. Ist d Bruch > als ½ so↲
ist d Annahme [ü.Z.:] d Existenz d Thatsache ↲
wahrscheinlich ↲
Ist er < ½, so ist ihre Nicht↲
existenz wahrscheinl ↲
Würden dagg d günstigen Fälle↲
den ungünstigen ganz gleich
sein, u würden wir daher nach↲
Berücksichtigg aller [ü.Z.:]gegebenen Umstände↲
gar k Grund haben das ė mehr↲
als das andre zu vermuthen,↲
so ist d Ggstand ganz unbe↲
rechenbar.↲
 13.041[3]  Würden die Gründe nur um↲
ė verschwindend kleines Maass ↲
überwiegen, so würden sie so↲
gut wie nicht überwiegen u ↲
d Vorgestellte wäre auch [ü.Z.:]um nichts weniger unbe↲
rechenbar.↲
 13.041[4]  Z.B. Es hätte ė zw 2 Büchern↲
zu wählen, von sehr verschied↲
nem Inhalt, meinethalben ė ↲
mathemat. Werk u ė Poesie, u ↲
ich kennte weder d Werth der↲
Bücher an u für sich, noch d ↲
Bibliothek u die subjectiven ↲
Neiggn des Wählenden. Ich↲
wüsste aber, dass er die ė Art↲
v Einband der andern vorzieht,↲
ohne jedoch auf d Einband viel↲
Gewicht zu legen. Nur in dem↲

84
Fall dass die Bücher ihm im↲
Übrigen genau gleich lieb↲
wären, würde dies d Ausschlag↲
geben. Aber dies selbst ist ∞ ↲
unwahrscheinl u somit d Grund↲
verschwindend klein.↲
 13.042[1]  g. Ein mit physischer Sicherh
erkennbares Vorgestelltes ist↲
ė solches, bei w die Umstände↲
ė zwar nicht nothwendig aber↲
∞ wahrscheinl richtiges Ur↲
theil gestatten d.i. ė solches ↲
bei w die [ Denkbark | [ü.Z.:] Möglk ] d Irrthums ↲
verschwindet [l.R.:] die an u für sich)/ denkbaren Fälle/ d Irrthums verver/schwinden. / . [l.R.:] u zwar verschwindet/ sie in [ü.Z.:] ė so strengen Sinn / d Worts, so dass man/ in d That sagen kann,/ d Vorgestellte gestatte/ ė so gut wie [ü.Z.:]absolut unfehl / bares Urtheil./
 13.042[2]  [l.R.:] Im̅erhin ist hier Der Satz: ė Urtheil das wie↲
dieses gefällt wird, geht nicht↲
irr , ist hier nicht nothwendig ↲
wahr u doch d entgggsetzte ↲
nicht absurd, sond bei beiden [ü.Z.:] Auch hier gilt wieder
[l.R.:]nur, dass bei d einen verschwindet nur[ü.Z.:]auch hier d Möglk [ü.Z.:] Denkbark
bei dem 1ten d Irrthums, bei↲
dem andern [ü.Z.:] d Denkbark der Wahrheit [i.Z.:]ver
[zw.Z.:]schwindet.
In späteren Theilen der Logik↲
wird Manches der hier↲
gegebenen Bestim̅g zur Erläutrg ↲
u Verdeutlichg dienen.↲
Aber auch jetzt schon mag es ė ↲

85
ad 20⁴
Beispiel zieml klar machen.↲
Nehmen wir an, dass es einen↲
vollkom̅en regelmässigen Würfel,↲
aber nicht v 6 sond v
Seiten gäbe, u ė uns sagte,↲
wir sollten mit ihm ė ↲
Wurf thun u 1 werfen, so↲
würden wir sagen, das wird↲
nicht geschehn, u das Urtheil ↲
würde sich unzweifelhaft als↲
wahr erweisen.↲
Es wäre mit physischer Sicher
heit gefällt.↲
 13.043[1]  Obwohl ė Fall denkbar ist,↲
worin 1 geworfen würde, so↲
ist dies doch nur einer unter↲
unendl vielen gleich denkbaren↲
Fällen, worin nicht 1 geworfen↲
wird. Der Fall, der dafür [ü.Z.:]günstig
spricht [ü.Z.:]ist, wäre an u für sich↲
ė Grund zum Misstrauen,↲
jeder ungünstige Fall ist↲
aber ė gleichstarker Grund↲
zum Vertrauen u daher ver↲
halten sich d Gründe zum↲
Misstrauen mit denen zum↲

86
Vertrauen verglichen, wie 1 : ∞.↲
Daher wird das vernünftige, den↲
Umständen entsprechende Miss↲
trauen ∞ kleiner als d Vertrauen↲
sein, d.h. es wird ganz aufhören
es wird verschwinden, wie die↲
∞ kleinere Grösse ggüber der↲
∞ grösseren. Also ich werde,↲
[l.R.:]vernünftig urtheilend, m Sache vollkom̅en sicher sein.
 13.044[1]  Die physische Sicherheit nennt↲
man auch ∞ Wahrscheinlk
u es ergibt sich dies aus d ↲
Sache.↲
 13.044[2]  Denn d Wahrscheinlk = ∞ – 1 / ∞ [r.R.:] ė Unendlk v F. – 1 / dieselbe Unendlk
[l.R.:] aber = 1 – 1 / ∞.↲
 13.044[3]  [l.R.:] Mögls Beispiel/ ∞ Wahrscheinlk / ė geworfene u bei/ ė angegebnen mathe/matischen Punct / zur Ruhe kom̅ende / Kugel./
 13.044[4]  D mit physischer Sicherh Erkennbare↲
ist ė im eigentln Sinn d Worts Er↲
kennbares.↲
 13.044[5]  Ich darf hier nicht bloss urtheilen ↲
es ist unendl wahrscheinl, dass↲
d u. d ist, sond: es ist, ohne↲
im Gringsten zu fürchten, fehl zu gehn.↲
[zw.Z.:] 1 – 1 / ∞ = 1 / [l.R.:]Allerdings. Unter ∞ vielen Fällen von↲
Urtheilen unter ähnlichen Um↲
ständen würde durchschnittlich↲
einer vorkom̅en, worin d Urtheil ↲
falsch wäre. Und hiemit ist↲
natürl gesagt, dass bald↲
gar k, bald auch mehr als↲
ė u manchmal auch ė ↲
recht grosse Zahl unter je↲
ė ∞ Menge v Fällen vorkom̅en ↲
würde.↲
 13.044[6]  Aber ∞ viele Fälle v Urtheilen ↲
gibt es nicht u jede auch noch↲
so grosse endle Zahl ist gg d ↲
∞ verschwindend.↲
 13.044[7]  Somit ist man berechtigt zu↲
sagen, dass ė Fall d Irrthums ↲
bei ė mit physischer Sicherh ↲
gefällten Urtheil niemals vor↲
kom̅en werde.↲
 13.044[8]  Man könnte daher ė mit↲
physischer Sicherh Erkennbares↲
auch so definieren: es sei ė ↲
solches Vorgestelltes, wo d Um↲
stände von ė Art seien, die↲
ein, zwar wohl in ė denkbaren,↲
nicht aber in ė vorkom̅enden
Fall fehlgehendes Urtheil ge↲
stattet.↲
 13.044[9]  Wenn wir dse Bestim̅g des↲
mit physischer Sicherh Er↲
kennbaren geben, so fällen↲

87
wir selbst ė physisch sicheres↲
Urtheil.↲
 13.045[1]  [l.R.:] NB . Wollte man ė / gemeinsame Be/stim̅g des mit/ Sicherh Erkenn/baren geben, w / sowohl das mit/ absoluter Sicherh / Erkennbare als/ das mit ph. S. Er/kennbare um/fassen würde, so/ könnte man, auf/ d letzten Erörtrgn / gstützt sagen:/ Mit Sicherh er/kennbar ist dasj,/ bei w die Umstände/ von ė Art sind, die/ ė in k Fall fehl / gehendes Urtheil / gestattet./
 13.045[2]  NB . Fast alles unsere [ü.Z.:]was uns mit Sicher↲
heit erkennbar ist, ist es↲
mit physischer, nicht mit↲
absoluter Sicherheit ↲
z.B. d Gegenstände [ü.Z.:]Gesetze d Che↲
mie
, ja d Grundgsetze d ↲
Mechanik u.s.w. ja die↲
Existenz ė Aussenwelt, die↲
Annahme denkender Wesen↲
ausser uns, d Dasein Gottes↲
u.s.w.↲
 13.045[3]  h. Ehe wir uns zu and. Unter↲
suchgn wenden, müssen wir↲
wenigstens mit ė kurzen Wort↲
dasj. berühren, was man nach↲
ė übln Ausdruck ė mit morali
scher Sicherh Erkennbares nennen↲
könnte.↲
 13.045[4]  Es ist eigentl k mit Sicherh ↲
sond ė mit Wahrscheinlk Er↲
kennbares, wo jedoch [ü.Z.:]nur die zu↲
erreichende Wahrscheinlk ė ↲
ausserordentl grosse ist z.B.↲
10mal nacheinander mit 2 ↲
[l.R.:] regelmässigen Würfeln Doppel6 zu werfen↲

88
ad 20⁵
od d Hypothese des Laplace ↲
von d Entstehg d Sonnen↲
systems, wenn anders wir↲
s Berechng glauben wollen,↲
4 Billion : 1 ↲
 13.046[1]  Der Namen daher, weil man↲
sich im praktischen Leben↲
im̅er od meist damit be↲
gnügen muss, sei es wg d ↲
Natur d Ggstands überhaupt,↲
sei es, weil d drängende Ent↲
scheidg k eingehendere Unter↲
suchg gstattet.↲
 13.046[2]  Auch d Vernünftige begnügt↲
sich daher mit ihr.↲
Obwohl er nicht ganz exact
verfährt, wenn er v d Urtheil :
„d Wahrscheinlk davon ist ausser↲
ordentl gross“, zu d Urtheil :
„es ist“ übergeht.↲
 13.046[3]  Aber es macht ihn los von be↲
schwerendem Ballast, etwa↲
wie ė Mathematiker d Fallenlassen↲
einiger Decimalen.↲
 13.046[4]  Daher uns allen solche Inexact↲
heit Gewohnh .↲
 13.046[5]  Und dse 2te Natur.↲
 13.046[6]  Daher Newman in d angeführten↲

89
geistvollen Werk nicht ohne↲
Schein, es sei ė Naturgsetz ↲
dass man in gew Fällen über↲
d Maass d Wahrscheinlk hinaus↲
zustim̅e.↲
 13.047[1]  Locke , der dies als unvernünftig↲
verbiete, möge sagen was er↲
wolle, dies Naturgesetz hebe er↲
durch s Verbot so wenig auf↲
als d Anziehgskraft d Körper [l.R.:](nicht wörtl).↲
Newman thut dies, um d Vernünftigk d ↲
Glaubens zu erklären. Aber ob er Recht hat?↲
[l.R.:] Das jedoch möchte er gezeigt haben,/ dass ė solcher Überschuss v Zustim̅g / mögl , u nicht unvernünftiger/ als in 1000 Fällen, wo Niemand / etwas Unvernünftiges darin/ zu finden pflegt. Werfen wir auf/ s Ggstand ė freil ganz flüchtigen/ Blick./ E besondere Art v mit Sicherh ↲
Erkennbarem ist [ [d [ü.Z.:] mit[?] Glaub↲
würdigk Annehmbare
] | [l.R.:] d Glaubliche ], dasj. ↲
bezügl dessen man Glauben [ü.Z.:](fides) er↲
langen kann, d.i. dasj. wovon es↲
mit Sicherh erkennbar ist, dass↲
man zu ė [entschiedenem|völlig zuversichtln ] Urtheil ↲
darüber verpflichtet ist.↲
 13.047[2]  Es ist dies eigentl nicht sowohl↲
ė besondere Art des mit Sicherh ↲
Erkennbaren als ė mit Sicherh ↲
Erkennbares in besonderem Sinne.↲
Aequivok durch Beziehg ↲
 13.047[3]  Mit Sicherh kann man näml ↲
v ihm erkennen, dass man, wenn↲
man es in ė gew Weise zuversichtl ↲
beurtheilt, vernünftig u pflichtgemäss
handelt, u wenn man dies nicht↲
thut, unvernünftig handelt u s ↲
Pflicht verletzt.↲
 13.047[4]  Doch die Erörterung d mit Sicherh ↲
Erkennbaren in dsm Sinn u ↲
die Beseitigg d Schwierigkeiten↲
die sich an dsn Begriff knüpfen ↲
überlassen wir den Theologen
Eingehendes hat Thomas v A. in↲
s Sum̅a th. u in s Quaestiones ↲
disputatae .↲
 13.047[5]  8''' Das Erkennbare insbesondere↲
das mit Sicherheit Erkennbare↲
(sei diese nun ė mathematische↲
od physische) wird ferner↲
eingetheilt in das mittel
barunmittelbar Erkenn↲
bare.↲
 13.047[6]  Mittelbar ist dasj mit Sicherh ↲
erkennbar, worüber nur↲
unter zu Hilfe-Nahme anderer↲
[l.R.:] bereits [ gsicherter ] Urtheile ė untrügls Urtheil ↲
erlangt werden kann. ( ob genau? vgl.
 13.047[7]  Unmittelbar dagg dasj, dessen↲
sichere Erkenntniss k solchen↲
Vorbereitg bedarf.↲
   

90
   
 13.048[1]  8'''' Ferner zerfällt d mit Sicherh ↲
Erkennbare (sowohl d [ü.Z.:]unmittelbar↲
als d mittelbar) in d a priori
[l.R.:] Kant zugeschrieben / Schon vor ihm. Hume./ u in d a posteriori Erkenn↲
bare.↲
   Unmittelbar a priori Erkennbar, ist dasj ↲
worüber sich uns aus blossen [ü.Z.:]unmittelbar
(sei es unmittelbar sei es
mittelbar) aus blossen [ü.Z.:] s, blossen Vor↲
stellgn ė untrügls Urtheil ↲
ergeben kann.↲
   Unmittelbar a Posteriori Erkennbar dagg ↲
ist dasj. dessen [ü.Z.:]unmittelbare Erkennbarkeit↲
nicht in [ü.Z.:]der blossen Vorstellg ↲
sond in ė besondern Verhältniss↲
des beurtheilten Gegenstandes zum↲
Urtheilenden ihren Grund hat.↲
Man nennt es auch: mit un↲
mittelbarer Sicherh wahrnehm
bar.↲
   Mittelbar ist dasj a priori (mit Sicherh ↲
erkennbar, worüber [ü.Z.:]wir ohne zu↲
Hilfenahme ė a posteriorischen↲
Urtheils ė untrügls Urtheil er↲
langen werden können↲
   dagg a posteriori, wobei d Hilfe ė a posteriori↲
   

91
   
   
ad 20⁶
 13.049[1]  [schw.T.:] A priori erkennbar ist dasj, worüber↲
sich uns [aus| [ü.Z.:] [Bl.:]auf Grund ] [ [schw.T.:]blossen[ü.Z.:] [Bl.:]r |bloßer] [ [schw.T.:] Vorstellgn | [ü.Z.:] [Bl.:]Begriffe ] [schw.T.:] ė ↲
untrügls Urtheil ergeben kann.
[l.R.:] [Bl.:]unabhängig v / d Erfahrg / wirklr einzelner/ Fälle) / [zw.Z.:] [ bes Charakter dsr Erkenntniße . D Ggtheil / absurd, sonst nur falsch.] /
 13.049[2]  [schw.T.:]a) Mittelbar a pr. erkennbar, worüber↲
uns nur mittels andrer a prio↲
ischer Urtheile ė [ü.Z.:] untrügls a priorisches ↲
Urtheil mögl ist ↲
 13.049[3]  Unmittelbar a pr erkennbar dagg,↲
für dessen apriorische Erkenntniss ↲
k solche Vorbedingg erforderl ist.↲
[l.R.:] [Bl.:]Beispiele /
 13.049[4]  [schw.T.:] NB . Dazu dass etw unmittelbar a ↲
priori erkennbar sei, genügt es nicht,↲
dass es erkannt werden kan̅ ohne↲
zu Hilfenahme der Zeit nach früher↲
festgestellter a priorischer Urtheile.↲
Es könnte auch etwas mittels gleich↲
zeitig gefällter, aber der Natur nach↲
früherer Urtheile a priori er↲
kannt werden, u auch das was↲
in dsr Weise andre a priorische ↲
Urtheile zur unentbehrln Vorbedingg ↲
seiner a priorischen Erkenntniss ↲
hat, kann nicht unmittelbar
a priori erkennbar genannt werden.↲
So z.B. könnte einer vielleicht sofort↲

92
a priori einsehn, dass es ė hölzer↲
nes Bügeleisen nicht gibt; aber↲
nur indem er einsieht, dass es ein↲
hölzernes Eisen nicht gibt.↲
Oder, dass es k schwarzen Schim̅el ↲
gibt, aber nur indem er einsieht,↲
dass es k schwarzes Weisses gibt.↲
Die ė Erkenntniss a priori wird↲
(in diesen Fällen) im̅er von der an↲
dern abhängig sein, auch wenn↲
sie nicht zeitl vorausgehn sollte.↲
Sie wird in ihr ihren Grund haben.↲
Sie wird also mittelbar sein.↲
 13.050[1]  b) Zu dem a posteriori Erkennbaren↲
ghört Alles Erkennbare, was↲
nicht aus blossen Vorstellgn er↲
kannt werden kann.↲
 13.050[2]  Auch es ist [ü.Z.:]un mittelbar od un
mittelbar.↲
 13.050[3]  Unmittelbar a posteriori erkennbar↲
ist dasj. dessen unmittelbare Er↲
kennbark nicht in d blossen Vor↲
stellung, sond in ė besondern Ver↲
hältniss
des beurtheilten Ggstands ↲
zum Urtheilenden ihren Grund↲
hat.↲
 13.050[4]  Man nennt es auch: mit unmittel↲
barer Sicherh wahrnehmbar,↲
Durch unmittelbare Erfahrg mit↲
Sicherh ge[geben| [ü.Z.:] (währleistet) ] .↲
 13.050[5]  Mittelbar a posteriori erkennbar↲
ist dasj., dessen Erkenntniss für↲
uns nur unter zu-Hilfe-Nahme ↲
ė ((od mehrerer) sicherer Wahrnehmungen↲
zu erreichen ist.↲
 13.050[6]  Man nennt das a posteriori Er ↲
kennbare überhaupt auch das↲
[durch| [ü.Z.:]mit Hilfe der ] Erfahrung Erkennbare.↲
 13.050[7]  c) Das a priori Erkennbare ist↲
im̅er nothwendig od unmögl.↲
Es ergibt sich dies aus den Be↲
griffen.↲
 13.050[8]  Zur a priorischen Erkennbark ist↲
ausser d Nothwendigk od Un↲
lichk (die wir kurzweg unter↲
d Namen Nicht=Contingenz zu↲
sam̅enfassen können) nur noch↲
erfordert, dass die [ü.Z.:] nöthigen Vorstellungen ↲
aus w d Sein od Nichtsein hervor↲
geht, in eigentlr Weise uns gegeben↲
sind, u die etwa nöthigen Vermittelungen ↲

93
nicht das Maass unserer Verstandes↲
kräfte übersteigt,↲
z.B. ė Würfel mit ė um ė kleinen↲
gegebenen ∡ schiefabweichenden↲
Seite. W die Wahrscheinlk?↲
 13.051[1]  Beim a posteriori [ü.Z.:]mit Sicherh Erkennbaren↲
ist [ü.Z.:]dies dagg nicht d Fall. Es kann↲
contingent sein.↲
 13.051[2]  Auch nicht beim unmittelbar .↲
Ja es kann sogar gar nicht ge↲
schehn, dass Anderes als Con↲
tingentes mit unmittelbarer↲
Sicherh v uns wahrgenom̅en ↲
wird.↲
 13.051[3]  NB [ü.Z.:]Gibt es Da es mittelbar u unmittelbar
a priori Erkennbares gibt, nicht↲
auch mittelbar u unmittelbar
Nothwendiges od Unmögls ?↲
Allerdings muss es solches geben!↲
Und mehr muss es geben v beiden↲
Arten, als von denen des a priori ↲
Erkennbaren.↲
 13.051[4]  Da uns die Betrachtg d Unter↲
schiede des Erkennbaren zu den↲
Begriffen d Nothwendigk u Un↲
möglk zurückgeführt hat, so ist↲

94
[Bl.:]ad 20⁷
[schw.T.:]es daher hier der Ort, die Unter↲
einthlg nachzutragen, die hier↲
klarer werden wird, als wenn ich↲
sie früher dargelegt hätte.↲
 13.052[1]  D Unterschdg v äusserster Wichtig
keit.↲
 13.052[2]  Vieles, wie z.B. d Bestim̅g d Be↲
griffs d s.g. [ Causalgesetze | [ü.Z.:] [r.F.:]Grund ] [schw.T.:] ggüber ↲
d [ü.Z.:] [Bl.:] secundären sowie den [schw.T.:] empirischen Gesetzen hängt↲
[schw.T.:]damit zusam̅en . [l.R.:] [r.F.:] Deduction
 13.052[3]  E mittelbar Nothwendiges od Un↲
mögls ist ė solches, dessen Noth↲
wendigk od Unmöglk ė Combi
nation von andern Nothwendig↲
keiten [ od | u. ] Unmöglichkeiten ist, in↲
w sie aufgelöst werden kann↲
u w sie zu Vorbedingungen hat,↲
wie das Ganze die Theile, aus↲
w es besteht. [l.R.:] [Bl.:] [ E [ü.Z.:]besonderer Fall ė od mehrerer/ einfacherer u allge/meinerer Nothwendig/keiten od Unmöglkeiten
 13.052[4]  [schw.T.:]Es ist das, was wenn [wir| [ü.Z.:]einer ] die↲
[ nöthigen | [ü.Z.:]betreffenden ] Vorstellgn hätten hätten, u ↲
[unser| [ü.Z.:]sein ] Verstand ausreichte, aus
den Vorstellgn mittelbar für ihn↲
erkennbar wäre.↲
 13.052[5]  Unmittelbar nothwendig dagg ist↲
dasj etwas, dessen Nothwendigkeit ↲
in k andern auflösbar, ist sondern

95
einfach erkennbar ist.↲
Es ist das, was, wenn d nöthigen ↲
Vorstellungen [ü.Z.:] in eigentlr Weise gegeben sind,↲
unmittelbar einleuchtet.↲
   

96
   
   
[Bl.:] [Bl.:]ad 20⁸
 13.054[1]  [l.R.:]d. Recap. Wir haben in d vor Stunde die↲
letzte u wichtige Unterscheidg des↲
Erkennbaren betrachtet, mit der↲
wir uns hier zu beschäftigen haben:↲
a priori – a posteriori.↲
 13.054[2]  1) Das a posteriori unmittelbar – mitt ↲
 13.054[3]  2) Ebenso das a priori
 13.054[4]  3) Dann rückblickend auch↲
d Nothwendige [ü.Z.:] Unmögle : unmitt. – mittelb. ↲
 13.054[5]  Dies offenbar aus d vorigen, da↲
ja d Begriff Nothwendigkeit u Un↲
möglk besagt, dass Sein od ↲
Nichtsein aus [ d Vorstellg | [l.R.:] [or.F.:] bloſsen Vorstellgn ] [Bl.:]hervor↲
geht.↲
 13.054[6]  Nichts unmittelbar a pr. , was↲
nicht unmittelb. nothw ; ( unmögl) ↲
nichts mittelb. , was nicht mittelbar.↲
 13.054[7]  e. Doch wie überhaupt mehr noth↲
wendig als a pr. für uns er↲
kennbar. ↲
So in Specie mehr unmittelb. – u ↲
mehr mittelbar.↲
Vieles können wir gar nicht er↲
kennen.↲
 13.054[8]  Anderes nur a posteriori . (dass↲
es ist, u dass es nothwendig ist.)↲
[l.R.:] Bei weitem das / Meiste./ S. die gegebnen Beispiele.↲
   

97
   
 13.055[1]  Dann wie d Ausgangspunct ↲
ė anderer, auch d Weg.↲
Während, wenn a priori von↲
dem früher Nothwendigen,↲
weniger unmittelbar aus d Vorstellgn ↲
hervorgehenden, zu dem später↲
Nothwendigen, mittelbarer aus↲
d Vorstellgn hervorgehenden:↲
nun meistens od im̅er umge
kehrt.↲
 13.055[2]  So dass, was an u für sich u. ↲
für den, der durch Analyse
d Begriffe es erkennen würde,↲
früher erkennbar ist, für
uns später, u umgekehrt.↲
 13.055[3]  f. Daher hat schon Aristoteles
ė πρότερον καϑ’ αὑτό od ↲
πρότερον τῇ φύσει u ė ↲
πρότερον πρὸς ἡμἀς, so↲
wie ė γνωϛιμώτιϛον φύσει↲
u ė ἡμῖν γνωϛιμώτιϛον unter↲
schieden.
 13.055[4]  Und in Ggsatz gebracht.↲
So sagt auch das α : zu↲
den [ü.Z.:] τῇ φύσει φανερώτατα πάντων↲
verhalte sich unser Verstand↲
wie d Auge d Nachteule zu↲
dem am hellsten scheinenden↲
Tageslichte.↲
 13.055[5]  Doch, wenn er dies so allge↲
mein ausspricht, so ungenau.↲
Anderwärts genauer.↲
 13.055[6]  g. So auch Thomas , der hier wie↲
anderwärts sen Schüler.↲
Er nennt d unmittelbar Noth↲
wendige: notum per se. 1°, 1.↲
corp. Er unterscheidet aber↲
dann: Dicendum q contingit↲
aliquid esse per se notum↲
dupliciter. Uno modo sec se↲
& quod nos. Alio modo sec↲
se, sed non quod nos.↲
Dann [ü.Z.:]seien wir an d Erfahrg gewiesen u d umgekehrte Weg↲
zu betreten.↲
 13.055[7]  h. Dies führt zur Erklärg der
Namen.↲
 13.055[8]  1) Gebrauch bei Aristoteles :↲
a priori wenn aus dem weniger
mittelbar nothwendigen . ↲
a post : wenn umgekehrt.↲
 13.055[9]  2) Weil wir nun wie gesagt,↲
wenn aus d Begriffen vom↲
unmittelbar u weniger mittel↲
bar Nothwendigen zum mittel-↲

98
bar u mittelbarer Noth↲
wendigen;↲
wenn aber aus d Erfahrg ↲
umgekehrt,↲
so wurde dies d Anlass, wess↲
halb man allmälig, u ↲
wie gesagt schon vor Kant
anfing, das unabhängig↲
von d Erfahrg [l.R.:](auf Grund bloßer Begriffe) erkannte ↲
a priori, das andre a
posteriori erkannt zu↲
nennen.↲
 13.056[1]  Trotz des Berührungspunctes ↲
war hiemit der Begriff↲
wesentl alterirt .↲
 13.056[2]  Denn ist ė weniger mittel↲
bar Nothwendiges gewonnen,↲
so steigen wir wieder ar↲
gumentirend zu dem mittel↲
barer Nothwendigen herab.↲
Und dann zunächst aus↲
früherem, u. mittelbar wenig↲
stens nicht aus späterem.↲
Also k Coincidenz.↲
 13.056[3]  Die frühere Ausdrucksweise ↲
passender.↲
 13.056[4]  Doch es bleibe Alles (wie beim↲
metaphysisch.) Wen̅ nur d Begriff klar.↲

99
   
   
[Bl.:]zu 20⁹
   reflexen verstehe ich hier diej.,deren↲
Vorstellgn [Merkmale enthalten, die] aus [ü.Z.:]nicht ohne d Be↲
trachtg v Urtheilen gewonnen werden

können.↲
Hieher d Negativa↲
Hieher Wahrh Falschh↲
[zw.Z.:] [r.F.:]Existenz, Nicht—
[Bl.:]Hieher: Nothwendigk, Unmöglk↲
Hieher: Gewissheit, Wahrscheinlk &c↲
[r.F.:](Nichtigk dsr Eintheilgn, weil alles↲
nur in Beziehg auf d Urtheil wichtig↲
 13.057[1]  [Bl.:]II
der Vorstellgn ↲
 13.057[2]  Vor allem natürl klar, dass↲
den besprochnen Unterschieden
d Vorgestellten [l.R.:](Inhalt d Vorstellgn(?)) auch Unter↲
schiede d Vorstellgn ent↲
sprechen.↲
 13.057[3]  Hiezu noch einige nach↲
dem Unterschied der Weise
wie [ d Inhalt d Vorstellgn | d [ü.Z.:]was vorgestellt wird ]
unserm Geiste ggwärtig ist. ↲
1. klar – unklar↲
2. eigentl – uneigentl ↲
3. zergliedert – unzergliedert.↲

100
   
 13.058[1]  III der Namen. ↲
 13.058[2]  auch hier vor allem nach den↲
Unterschieden des vorgestellten
Hiezu noch Unterschiede des↲
sprachln Ausdrucks als solchem.↲

101
   
   
20⁹
   schieden wie weiss, roth, schwarz,↲
4schuhig u.s.w. sie seien↲
unwesentliche
   [r.F.:]Erkennbare – Nicht ↲
9. Reflexe – Nicht ↲
   [Bl.:]2. Nach d Weise d Vorstellg
(d.h. nach d Unterschiede d Weise, wie d Inhalt d Vor↲
stellg unserem Geiste gegenwärtig ist.)↲
   3. mittels ė klaren – un↲
klaren Vorstellg vorgestellt↲
u genannt.↲
   ė klare ist ė solche, die↲
mit einer grossen Be↲
wusstseinsstärke vorstellt↲
 13.059[1]  [l.R.:] klar unklar / vorgstellt u / gnannt / klar vorgstellt / wird, was mit/ ė grossen Bewusst / seinsstärke vorge/stellt wird, so/ dass in Folge davon/ ė Verwechslg min/der leicht statt/ haben kann [als/ sonst unter gleichen/ Umständen] /
 13.059[2]  NB . klarer wird unter sonst gleichen↲
Umständen vorgestellt, was↲
allein, als was mit Anderem↲
vorgstellt wird.↲
 13.059[3]  NB Eine zusam̅engesetzter Gg↲
stand , kann zum Theil klar,↲
zum Theil unklar, od mehr↲
u minder klar vorgstellt ↲
werden. (wie bei besondrer ↲
Aufmerksamk auf besondre ↲
Theile) ↲
 13.059[4]  NB Wird ė zusam̅engesetzter ↲
Ggstand in s Ganzen mit↲
so viel Klarheit vorgestellt,↲
dass man s verschiedenen↲
Theile wohl unterscheiden u ↲
angeben kann, so sagt man ↲

102
er werde deutlich (od auch↲
klar u deutlich) vorgestellt.↲
 13.060[1]  1. 2 eigentl – uneigentl vorge↲
stellt (u mittels directer [ü.Z.:] eigentlr –↲
indirecter [ü.Z.:] uneigentlr Vorstellg genannt)↲
[l.R.:]mittels d eigentln / Vorstellg od ė Sur/rogats./
 13.060[2]  uneigentlich stellen wir↲
solches vor, wovon wir↲
k genau entsprechende Vor↲
stellg haben u. oft auch haben↲
können. Wir nennen↲
es, verstehn aber selbst den↲
Namen nicht recht, während↲
wir ihn nennen.↲
 13.060[3]  a) hieher gehört z.B. die inadä↲
quate Weise wie wir Gott
vorstellen durch Analogien ↲
die wir creatürlichen ent↲
nehmen.↲
 13.060[4]  Wir bezeichnen mit dem Namen↲
Gott , das worauf unsre ↲
Analogien zielen. Was das↲
aber ist, entzieht sich unserer↲
Vorstellg. Wir [wissen| [ü.Z.:] verstehn ] eigentl ↲
[nicht, was „Gott“ heisst.| [ü.Z.:] d Sinn des Namens „Gott“ nicht. ] [l.R.:]Gott ist ė nothwendiger Begriff / S Leugng würde für den ihn/ hätte unmittelbar absurd sein / wir aber sprechen wohl/ Gott ist, aber ohne so/fort u aus d Begriff/ d Wahrheit einzusehn./
 13.060[5]  Aehnlich mag d Blinde von↲
d Farbe sprechen. ↲
( Wir v d substantiellen Differenzen
 13.060[6]  b) Aehnlich ist es aber auch ↲
wenn wir Ggstände nennen,↲
einzelne Merkmale wir↲
wohl fassen könnten, die↲
aber wg ihrer Complication ,
für uns nicht mehr vor↲
stellbar sind.↲
 13.060[7]  E Million, ė Billion↲
können wir nicht eigentl ↲
mehr vorstellen, u nennen↲
sie ohne d Namen genau
zu verstehn .↲
 13.060[8]  2 zergliedert unzergliedert
vorgestellt. [l.R.:](auch ė un/eigentliche Weise) /
 13.060[9]  Schwer anders als durch Bei
spiele deutl zu machen.↲
[zw.Z.:]Jeder muss d Unterschied in̅erlich er
[l.R.:]fahren. E Blick stellt mir was ich↲
sehe unzergliedert vor.↲
Wenn ich dagg ė Körper mir↲
als warm u schwarz vor↲
stelle, so ist d Vorstellg ge↲
gliedert.↲
 13.060[10]  Ebenso wenn ich mir ė ↲
König u künftigen Bettler↲
vorstelle.↲
[l.R.:]Am Besten beim/ Widersprechenden / Das nicht unzer/gliedert vorstellbar / z.B. eckige/ Kugel / dagg , rothe kugel./ Aber. auch zer /gliedert./ Und überhaupt / bei allen zusam̅/gesetzten mögl./
 13.060[11]  In zergliederter Weise stelle↲
ich mir auch ė weissen ↲

103
Rappen od schwarzen↲
Schim̅el [l.R.:] früher berührt vor; u es ist dies↲
d einzige Weise wie man↲
Absurdes vorstellen kann↲
(von d uneigentln Vorstellgs↲
weise natürl abgesehen) ↲
„das kan̅ ich mir nicht vorstellen“ ↲
 13.061[1]  3. Nach dem Ausdrucke
(nach d Unterschiede d sprachln Ausdrucks).↲
 13.061[2]  [r.F.:]([Bl.:]1. Benamt – namenlos[r.F.:] )↲
 13.061[3]  [Bl.:]1. durch ė univoken aequi↲
voken
Ausdruck bezeichnet↲
(eindeutige – vieldeutige↲
Namen) ↲
 13.061[4]  die aequivoken Namen sind↲
solche, bei w es unbestim̅t ↲
ist, mittels w Vorstellg sie↲
den Ggstand benennen. ↲
z.B. Mars ↲
Versehen (3fach) ↲
mein (Buch, Vater) ↲
[l.R.:] Zug / Reif . / Staar / Man lässt mich sprechen Man lässt mich stechen Ich bin ė Vogel Und ė Gebrechen verschieden /
 13.061[5]  NB Unterschied v universell, wo↲
bloss d [Bezeichnete| [ü.Z.:] [r.F.:]Genannte ] [Bl.:] nicht↲
d [ Vorstellg [Bl.:],| [ü.Z.:] [r.F.:] Bedeutg [Bl.:], ] mittels welcher,↲
[ü.Z.:]nicht un bestim̅t ist.↲
 13.061[6]  NB E aequivoker Name kann↲
individuell sein. ↲
z.B. Sokrates (für d Philosophen↲
u Geschichtsschreiber) [ü.Z.:]Frankfurt u so die meisten↲
Eigennamen: ↲

104
21.
od auch auf d ė Seite indi↲
viduell, auf d andern uni↲
versell. ↲
z.B. Philaletes . Zug ↲
 13.062[1]  NB . Die aequivoken Namen↲
sind:↲
 13.062[2]  1. durch Zufall: Seele ė Härings ↲
(hiezu auch d transitiven Worte, w ↲
durch wiederholte in Folge v dieser od jener↲
Beziehg, einander ganz fremde Ggstände be↲
[l.R.:]zeichnen.) / Es geht wie bei d / Veränderung v / Worten, so bei der/ v Bedeutgn . dies – Journal Pilgrim – ager per agrum, peragrinus, peregrinus, pellegrina ex stranger ė, ex, extra, ex/tranens, étranger, stranger./ Mast Krebs (Buchhändler [ü.Z.:] Krankh ) ziemlich paganus gentleman a priori [l.R.:] cf Mill II
 13.062[3]  2. durch Analogie . z.B. ė glänzen↲
des Licht, ė glänzende That . ↲
ė Flecken d Charakters (Alle Metaphern) ↲
 13.062[4]  3. durch Beziehung . ↲
z.B. gesunder Spaziergang ↲
hold (Huldgewinnend) ↲
frohe Mienen. freudige Saaten ↲
ė Bild. ė Lerche ↲
d Pflanze empfindet nicht ↲
ė neugeborner Hund sieht nicht ↲
( weiſs sei dentes
 13.062[5]  [l.R.:] durch Erweiterung / z.B. alle Menschen/ sind sterblich, opp / alle werden sterben / (ver/gangene/ u zu/künftige/ mit) /
 13.062[6]  [l.R.:] durch Restriction / z.B. man kann etw / Süßes nicht sehen / aber schmecken. / näml Süßes als solches./
 13.062[7]  4. κατ ἐξοχήν. „philosophus“. ↲
trennbar . unvernünftig „d Dichter“ (Homer) ↲
 13.062[8]  5. u ebenso im engern u ↲
weitern Sinne: Sterne (mit↲
od ohne Son̅e u Mond). Pla↲
neten (die Trabanten mit od nicht) ↲
Thiere . Loyalität . ↲
Gerechtigkeit
 13.062[9]  2. u 3. von besondrer Be↲
deutg, weil am öftesten zu
Verwechslungen.↲
 13.062[10]  NB . Als allgemein ist be↲
merkenswerth die Aequi↲
vocation durch d s.g. mehr
fache Supposition.↲
 13.062[11]  1. für d primär u gewöhnl ↲

105
bezeichneten Ggstand ↲
z.B. ė Mensch ist tugendhaft ↲
2. für d Vorstellg dieses Gg↲
standes.↲
Mensch ist ė allgmeiner Begriff ↲
3. die materiale Supposition:↲
Mensch ist ė Hauptwort ↲
Dazu kommt noch↲
4. die Supposition für d gewöh
Ggstand als durch den Namen
genannten.↲
 13.063[1]  Sie erinnern sich an die Art↲
wie Hobbes die Bedeutg d ↲
Namen fasste u an das:↲
„Ich muss ė Stoffel haben“ ↲
So kann aber jeder Namen
gebraucht werden.↲
 13.063[2]  Wenn ein Francose fragt ↲
was ist d ė Mensch?
 13.063[3]  Od der Seehund u Hund
in dem Korb: E Hund↲
bewegt sich = ė Hund Ge↲
nanntes.↲
[l.R.:] gg die Scotisten [l.R.:]A: Es kan̅ nicht gesagt werden ė / Hund bewegt sich; denn in/ w Bedeutg? nicht in d des/ Seehunds, u nicht in d des/ Landhunds./ B. Antwort: in der des mit dem/ Namen Hund Bezeichneten./
 13.063[4]  Ebenso bei d besprochnen ↲
Räthseln (Homonymen). ↲
z.B. bei Rückert das ich = ↲
ė Staar genanntes.↲
[l.R.:] NB. Auch Namen die nicht / eigentl aequivoc / aber s.z.s. [?] von aequi/ voker Form sind./ Zusam̅ensetzgn aus/ Adj. u. Subst.; gewöhnl / determinirend, manch/mal aber modifizierend. / z.B. falsches Gold / gedachter Thaler . (dagg auch/ grosser / Künstler / aequivoc) / inf 2/ (Bog 23,b)/
 13.063[5]  3. durch ė scharfen[ ver↲
schwom̅enen
| [ü.Z.:] im̅enden ] Ausdruck [l.R.:] cf Mill II /
 13.063[6]  a) ė scharfer Ausdruck ist ė ↲
solcher, dessen Bedeutg ( od ↲
auch dessen Bedeutgn ) ge↲
nau festgestellt [ist| [ü.Z.:]sind ] . ↲
ė verschwom̅ener, wo dies↲
nicht d Fall ist.↲
 13.063[7]  b) technische Ausdrücke, die von↲
ė Wissenschaft [ü.Z.:] od Kunst zu ihrem↲
Zwecke geschaffen werden,↲
sind gewöhnl scharf.↲
(nur von d Philosophie scheint↲
bei manchen Denkern nicht↲
d Gleiche zu gelten; aber↲
vielleicht war ihre Philo↲
sophie nicht wahrhaft↲
Philosophie u Wissenschaft. ↲
 13.063[8]  c) Namen aber, w im ge
wöhnlichen Gebrauch sind,↲
sind gar oft verschwom̅en.↲
[l.R.:]Man gebraucht sie u gebraucht sie/ wieder bei Ggständen, die mehr/ od minder in gew Beziehgn / einander ähnlich/ sind. Was er bei den Leuten↲
ausdrückt, ist ė verworrene↲
Vorstellg v Aehnlk zw ↲
diesen u andern Ggständen,↲
die sie gewöhnt sind mit↲
dem Namen zu bezeichnen ↲
[l.R.:] gew Merkmale [2w. ] / v etwas, worin/ dieser u andre Ggstände, die/ sie gewöhnt sind mit dem/ Namen bezeichnen, einander/ ∼ sind /

106
[So paradox es klingt,] man↲
wendet sie an u weiss doch↲
nicht recht, was sie bedeuten,↲
noch ob sie einen od mehre↲
re Bedeutgn haben. ↲
z.B. d Wort civilisirt . Sie↲
alle haben d Wort schon ge↲
braucht, aber wie es im↲
gewöhnln Leben gebraucht↲
wird als ė nicht scharf um↲
gränzter Ausdruck. Und so↲
wären sie vielleicht alle in
Verlegenheit, wenn sie genau↲
sagen sollten, was d Wort↲
bedeutet, obwohl es [ü.Z.:]ihnen gewiss↲
ė Bedeutg hat, die sich aus↲
allem was sie darüber↲
hörten od lasen, wie civili↲
sirte Menschen od Staaten↲
sind od sein sollten,↲
bildete.↲
 13.064[1]  Doch hat die [ü.Z.:] Bedeutg bei jedem eine↲
etwas andre Schattirg , ja↲
auch bei ė u demselben ↲
wenn er es d ė u andre ↲
mal spricht.↲
 13.064[2]  d) Die Wissenschaft muss suchen
diese [ü.Z.:] verschwom̅enen Ausdrücke in scharfe Uni↲
voca
od Aequivoca zu verwandeln.↲
[l.R.:] [ E anderes, auffallenderes/ Beispiel d Namen Mensch (?) / d Schule: animal rationale / aber ė vernünftiger Vogel k / Widerspruch (wenn ė, ist er Mensch?] / [nach d Schule ja. Nach/ dem Leben?] /

107
   
   
22.
 13.065[1]  e) Doch gilt dies nicht ohne
Ausnahme.↲
Es gibt gew Ausdrücke, die↲
gerade dazu gemacht sind,↲
in etwas confus zu sein,↲
und die als solche be↲
quem u nützl sind.↲
[l.R.:] a) sie ersparen ė läst / ige Vervielfältigg / d Namen, ohne/ besondern Gewinn / b) u dienen auch da,/ wo unsere Kenntniss / ė nur beiläufige / ist./
 13.065[2]  Das sind [ü.Z.:]nun solche, die ein↲
mehr u minder zulassen,↲
wie z.B. gross , viel,↲
schnell u.dgl.↲
Auch Ausdrücke denen↲
ė ungefähr beigefügt↲
wird z.B. ungefähr 1000↲
Menschen waren versam̅elt .↲
Wir gebrauchen sie alle mit
Vortheil , aber sie sind et
was confus , d Gränzen ↲
d Anwendg verschwim̅en.↲
Bei w Fuss fängt ė Berg↲
an ė grosser zu sein?↲
Wann kann man noch↲
sagen: es sind ungefähr↲
1000? – Bei 1001? 1002?↲
1010? u.s.f. Der ė wird ja,↲
d andre nein sagen, u derselbe↲
vielleicht verschiedne male ver↲
schieden ↲
 13.065[3]  f) Wollte man diese Ausdrücke↲

108
als scharfe Ausdrücke behan↲
deln, so würde man in So
phismen verwickelt. ↲
z.B. Wenn ė viele tausend↲
Fuss hoher Berg 1 Fuss ↲
niedriger wäre, wäre er↲
noch ė viele tausend Fuss ↲
hoher Berg?↲
Ohne Zweifel!↲
Und doch consequent fortge↲
fahren, ist so die Ebene↲
ė Berg u [ü.Z.:] ė viele tausend Fuss hoher Berg.↲
[l.R.:] d Megariker: Kahlkopf / Kornhaufen /
 13.066[1]  g) Ich sagte die Wissenschaft↲
verbannt solche Ausdrücke↲
nicht. Sie erfindet sogar↲
solche Ausdrücke.↲
   Die Typen, w z.B. den Pflanzen↲
classen d Namen geben,↲
u um w sich andere, die↲
in mehr od weniger Eigen↲
tümlkeiten mit dem Typus↲
übereinstim̅en gruppieren.↲
Bei neugefundenen Arten kan̅↲
man zweifeln ob zu dieser↲
od ė andern Classe.↲
 13.066[2]  [l.R.:] D Namen, w z.B. d Botaniker / den Pflanzenclassen gibt,/ sind von der Art. E gew / Reihe von Eigenthümlkeiten / macht d Charakter d Classe / aus. Aber nicht bloss das/ gehört zu der Classe, was/ diese Reihe v Eigenthüm/lichkeiten besitzt, sond / auch das wird unter [sie| [ü.Z.:]ihr ] / begriffen, was den Dingen,/ w sie besitzen, mehr gleicht,/ als irgend ė Anderen . Nicht alle Eigenthümlkeiten, w d Cha↲
racter d Classe ausmachen, sind↲
also allgmein, andere erlei↲
den Ausnahmen u kom̅en ↲
nur d meisten darunter↲
befindlichen Dingen zu.↲
[l.R.:] Mill II 295 „Wenn ė Pflanze aufrecht↲
stehende Eichen (ovula), ein↲
fache Narbe, k obliterirtes ↲
Albumen u k Nebenblättchen↲
hätte, so würde sie wahr↲
scheinl
nicht den Rosaceen↲
zugetheilt werden. Aber ė od ↲
mehrere dieser Merkmale kön̅en ↲
ihr fehlen, u sie wird darum↲
doch nicht v d Classe aus↲
geschlossen werden. Den
Zwecken ė wissenschaftln Classification wird besser
entsprochen, wen̅ man sie↲
einschliesst; denn da sie↲
mit der Sum̅e der Charak↲
tere d Classe so nahe überein↲
stim̅t, so wird sie in ihren↲
noch unentdeckten Eigenschaft↲
ten dieser Classe wahrschein↲
lich mehr als irgend ė ↲
andern gleichen. “ ↲
 13.066[3]  Wir sehn , Mill sagt „ [ü.Z.:]sie würde wahr↲
scheinl
[l.R.:]den Rosaceen zugetheilt werden “ denn in der That ↲

109
lässt sich, in Folge d eigen↲
thümlichen Weise, wie bei↲
den so gebildeten Namen↲
die Gränzen ihrer Anwend↲
bark
verschwim̅en, bei ė ↲
neu gefundenen Art nicht
mit Sicherheit sagen, ob↲
man sie darunter rechnen↲
werde od nicht.↲
[l.R.:] [? vielleicht meint Mill / nur, man muss beo/bachten, ob das, was/ er zuletzt wahrscheinl / genan̅t wurde, d / Fall ist, dann folgt/ d 1te nothwendig?] /
 13.067[1]  So viel also von d Unter↲
schiede der scharfen u ↲
verschwim̅enden , genau [ü.Z.:] u minder genau ab↲
gränzenden Namen.↲
inf. 3
 13.067[2]  4. Durch ė zer [ü.Z.:]gegliederten [ü.Z.:] mehrgliedrigen [ü.Z.:] zusam̅engesetzten un↲
zergliederten Ausdruck
[ü.Z.:]einfachen Namen genan̅t.↲
 13.067[3]  a) mehrgliedrig ist ė Namen, wenn er↲
aus mehreren Worten besteht,↲
von denen ė Theil schon↲
für sich allein ė Namen↲
ist, dem ė Theil d Bedeutg ↲
des ganzen Namens↲
zukom̅t . ↲
z.B. [ ė schwarzer Mensch ]
[zw.Z.:] Mohr
ė weisses Pferd ↲
dagg ė Schim̅el .↲
Vermögen zu urtheilen ↲
[l.R.:] hier einseitig ė Theil / für sich bedeutend.
dagg Verstand.↲
[l.R.:]Auch Urtheilsvermögen / kan̅ als mehrgliedrig/ gelten./
 13.067[4]  b) Natürl bestehn die [geglieder↲
| [ü.Z.:]mehrgliedrigen ]

110
23
ten Namen nicht bloss [ü.Z.:] im̅er aus 2
sond oft aus 3 u noch mehr
Gliedern ↲
 13.068[1]  c) Und nicht im̅er entsprechen↲
ihnen einheitliche Ausdrücke . ↲
z.B. Wenn für ė weisses Pferd ↲
nicht für ė weissen Hund↲
od ė weissen Ochsen u.s.f.↲
 13.068[2]  d) Diese [ zergliederten | [ü.Z.:] mehrgliederigen ] Namen↲
scheinen auf d ersten Blick schwierig
 13.068[3]  e) Allein sie gewähren den Vortheil , dass↲
sie übergrosse, dem Gedächt↲
niss
lästige Vermehrg der↲
Worte ersparen.↲
[l.R.:]Wie aus wenigen Elementen ungleich [ü.Z.:]mehr Mischgn . Wie aus 24 [ü.Z.:]wenigen Buchstaben alle [ü.Z.:] un
[l.R.:]ungleich mehr Wörter. ↲
so aus [ü.Z.:] verhältnismässig wenigen Namen die einfacheren↲
Vorstellgn, unzählige Namen
die zusam̅engesetzteren Vorstellgn ↲
entsprechen.↲
 13.068[4]  f) Wir würden alle Augenblicke
genöthigt sein neue Namen
zu erfinden, u Niemand ↲
würde den andern ver↲
stehen ↲
 13.068[5]  g) Man sieht dies deutl bes. auch daran ↲
dass wir auch jetzt, wenn↲
wir für zusam̅engesetzten ↲
Vorstellgn [ü.Z.:] besondre einfache einheitliche
Namen geben,↲
dieselben nicht wohl↲
verständl machen [ü.Z.:]können ohne sie
durch zusam̅engesetzte
zu erklären. Wenn wir↲

111
von der [ü.Z.:]Nominal-Definition sprechen,↲
werden wir darauf zurück↲
kom̅en.↲
 13.069[1]  h) Ausserdem haben d mehr↲
gliederigen Namen auch↲
den Vortheil, dass sie, in↲
dem sie ė Theile des Vor↲
stellgsinhalts für sich allein↲
nennen, sie dieselben [ü.Z.:]eine
klarere u mit gegebener [ü.Z.:] deutlichere Vorstellg
Bewusstseinsstärke zur Vor
stellg bringen davon her↲
vorrufen. ↲
z.B. ė Mann u s Frau ↲
ė Ehepaar ↲
[ü.Z.:] schon hier u doch dies ė d einfacheren↲
Fälle. [l.R.:] Aufmerksamk Mehr ė Geige: ė aus dem u. ↲
[l.R.:]dem Material so u so ge/formtes musikalisches/ Instrument, das mittels/ ė Fidelbogens gespielt/ wird./ Wenn wir [ü.Z.:]von den Urtheilen
handeln werden wir sehen,↲
wie wichtig [ü.Z.:] u förderlich dieser Um↲
stand wird.
[l.R.:](insbes [ü.Z.:]vielfach aufmerksam/ auf d Gemeinsame) / / hervorgerufen
 13.069[2]  2 3 durch ė farblosenge
färbten Ausdruck. ( Arnauld ) ↲
Es geschieht näml oft, dass↲
ė Namen, abgesehn von dem↲
Ggstand den er [ü.Z.:] hauptsächl bezeichnet, etw ↲
von der Stim̅g dessen andeutet,↲
der ihn ausspricht. ↲
so z.B. du lügst (er ent↲
hält Missbilligg u Vorwurf)↲
opp. du [weisst| [ü.Z.:]denkst ] d Ggtheil ↲
von dem [l.R.:]was du mich glauben machen willst sagst .↲
Manchmal geschieht dies↲
bloss im einzelnen Fall↲
durch d Ton d Stim̅e.↲
Wenn ė Diener sagte: m ↲
Herr sprechen [ü.Z.:]Sie nicht so laut,↲
ich kann Sie auch dann↲
verstehn .↲
 13.069[3]  Manchmal aber ist all
gemein ė solche Neben↲
bezeichng ↲
an d Wort ge↲
knüpft ↲
 13.069[4]  Daher sind von d Aus↲
drücken, die dasselbe zu↲
bezeichnen scheinen, die
ė beleidigend, die andern
freundlich, die ė bescheiden,↲
die andern frech, die einen
anständig [ü.Z.:]schicklich, die andern
unanständig [ü.Z.:]schicklich u.s.f.↲
 13.069[5]  Dieser Unterschied↲
der farblosen u gefärbten↲
Ausdrücke war es, den↲
die Stoiker verkannten.↲
Sie sagten es gebe k schmutz

112
igen u unanständigen schicklichen
Worte. Denn sagten sie ↲
entweder kom̅t d Schmäh↲
liche von d Sache od es↲
liegt in d Worten ↲
Es kom̅t nicht schlechtweg
v d Sache, denn es ist er↲
laubt sie in andern Worten↲
auszusprechen, die nicht↲
als unschicklich gelten; ↲
Es liegt auch nicht in d
Worten, als articulirte ↲
Tönen [ü.Z.:] Lauten betrachtet, denn↲
es geschieht oft, dass ė ↲
u derselbe Laut, der ver↲
schiedne Dinge bezeichnet,↲
in dem ė Sinn für schick↲
lich in dem andern für↲
unschicklich gilt. Ergo ↲
Allein d Unterschied liegt↲
in dem was ich d Farbe
d Ausdrucks nannte.↲
Man kann dieselbe [Sünde| [ü.Z.:]schlechte That ],↲
denselben niedrigen Ggstand ↲
das einemal mit ė Namen,↲
der Scheu u Abscheu ver↲
räth, das andere mal mit↲
einem der im Ggtheil ė Wohl↲
gefallen an d Sache andeutet.↲

113
   
   
24
 13.071[1]  Die Vertauschg ė farblosen↲
mit ė ungefärbten Aus↲
drucke, oder die von ver↲
schiedentl gefärbten mit↲
einander, geschieht also↲
nicht ohne ė Aenddrg d Sin̅s .↲
Und es kann auch dies↲
ė Quelle v Sophismen wer↲
den, durch w ė der nicht↲
speciell auf diesen Unter↲
schied d Worte refelectirt hat,↲
sich leicht täuschen lässt.↲
 13.071[2]  z.B. Es hat ė Einem schonend↲
d Bemerkg gemacht: [[es↲
ist schwer zu| [l.R.:]Ich kann nicht ] glauben, dass↲
du das [denkst| [ü.Z.:]selbst für wahr hältst ], was du↲
da gesagt hast.↲
 13.071[3]  und es will ė ihn auf↲
bringen u sagt: er hat↲
dich ė Lügner genannt.↲
 13.071[4]  rev. 4.
rev 3 (21, c) ↲
   

114
   
    Verhältnisse zw Vorstellungen ↲
Namen u Ggständen
    I Verhältnisse der Vorstellungen↲
an u für sich betrachtet.↲
 13.072[1]  Was wir meinen sind die↲
Verhältnisse, welche sich zw ↲
Vorstellgn zeigen, wenn↲
man sie ihrem „ Inhalte “ ↲
[l.R.:]ihren „Merkmalen“ nach vergleicht.↲
 13.072[2]  a) Gleichh d Merkmale = identi
sche Begriffe ↲
 13.072[3]  b) Ungleichh
1. völlige Ungleichheit z.B. Gott u Creatur ↲
2. theilweise
1'. einschliessend ↲
2'. inbegriffen (man sagt auch der↲
eine Begriff gehöre↲
zur Essenz des andern,↲
zu s Wesen.↲
E Ausdruck ↲
den ich ver↲
meide wg d ↲
Aequivocation ↲
mit d wesent↲
lichen Begriffen ↲
s.o.) ↲
3'. sich kreuzende [u.Z.:] theilweise einschliessende Be↲
griffe.↲
[l.R.:] (zweifache Weise
 13.072[4]  NB . Es gilt was hier gesagt wurde ↲
in recto u in obliquo
z.B. Verstand einschliessend „in ob↲
liquo urtheilen“ ↲
Hauptsächlich aber hat man „in recto“ im Auge. (u ich werde sie↲
im̅er so gebrauchen ↲
wen̅ ich es nicht↲
eigens bemerke) ↲
 13.072[5]  NB correlativ nennt man 2 Vor↲
stellgn, die sich in obliquo↲
ggseitig einschliessen . ↲
z.B. grösser u kleiner ↲
Wirkung u Ursache.↲
 13.072[6]  γ. Die ungleichen Begriffe↲
zerfallen ferner in die↲
1. mit entgggsetzten
2. ohne Ggsatz
ohne, z.B. weiss u warm.↲
 13.072[7]  Die entgggsetzten sind:↲
1' contradictorisch ↲
Mensch u Nicht=mensch ↲
 13.072[8]  2' privativ z.B. sehend u blind ↲
animal rationale – brutum ↲
[l.R.:] w contradictorische Be/griffe einschliessen. Auch/ nicht warmer Nichtstein ist/ dem Stein u. d Warmen nicht/ contradictorisch sond privativ entgggsetzt (noch vielfach d Ausdruck Privativ ↲
wovon hier nicht.↲
 13.072[9]  [l.R.:] NB Zu d privativ Ent/gegengesetzten sind/ auch die Correlativa / zu rechnen, von denen/ d ėne ė mehr das/ andere ė minder be/sagt. z.B. A < B u. / B > A. Ebenso dan̅ / die Relationen des/ mehr u minder zu ė / dritten z.B. (A) < C / (B) > C weil > C u / kleinere./
 13.072[10]  3' positiv entgggsetzt ↲
so nennt man Begriffe↲
von Substanzen u. Eigenschaften ↲
w d Gattg nach identisch ↲
aber [ü.Z.:]durch Hinzufügg ver↲
schiedener Differenzen↲
verschieden sind.↲
 13.072[11]  NB . insbesondere wenn↲
die Differenzen nicht bloss ↲
individuelle, sond speci
fische sind.↲
 13.072[12]  NBNB . noch enger d Be↲
griff, wenn d [ü.Z.:] specifischen Differenzen↲
extrem verschieden↲
sind: conträr [ü.Z.:]( Aristot ): weiss ↲
– schwarz [ doch auch des[?] wei↲
teren[?]
: gross – klein ↲

115
[l.R.:] Liebe u Hass ė u desselben Objectes, diametral entgg/gesetzte Richt/tungen u.s.f. / wobei freilich/ im Einzelnen/ noch manches/ zu analysiren / bleibt, was wir/ d Ontologie/ überlassen./
 13.073[1]  NB . Weiter nennt [ü.Z.:]man aber↲
dann auch Begriffe positiv↲
entgggsetzt, w Be
griffe wie die bisher als
positiv= entgggsetzt bezeich↲
neten einschliessen .↲
 13.073[2]  NBNB . endl nennt man↲
auch noch positiv entggge↲
setzt d Begriffe von↲
Dingen u d Begriff Gottes
der ohne Differenz u ↲
Gattg, doch in ė höheren↲
supereminenten Sinn alles↲
das ist was unsre Gattgs ↲
u Differenzbegriffe Vollkom̅en ↲
bezeichnen aber ohne↲
ihre Unvollkom̅enh. Und↲
dies nicht in Folge ė Man↲
gels sond ė Fülle.↲
Und darum verhält er sich↲
s Vorstellg zu der von d Dingen in einer↲
in vieler Beziehg ganz ähnlichen Weise wie↲
die eine ihnen positiv entgggesetzte Vor↲
stellg.↲
 13.073[3]  δ. So viel von d entgggsetzten Begriffen. Nun noch↲
ė Wort über d analogen. Analoge sind solche an↲
w ė Gleichh von Verhältnissen geknüpft ist. z.B.↲
ist d Länge ė Zeit d Länge ė Raums ; d zeitliche↲
Dehng d räumlichen Dehng analog.↲
    II Verhältnisse d Vorstellgn [u.Z.:]zueinander in ihrer
[ Anwendg | [ü.Z.:]AnwendbarkeitAnwendbark] auf d Ggstände betrachtet
 13.073[4]  Bei allgmeinen: Umfang
Unmögliche Begriffe haben gar k Umfang ↲
   

116
   
   
25.
 13.086[1]  1. aequipollent ([ convertibele | [ü.Z.:]reziproke ])↲
sind solche, welche ggseitig un
trennbar sind, also d vollkom̅en ↲
gleiche Sphäre d Umfangs haben.↲
 13.086[2]  NB manchmal auch solche, w ↲
nur ausnahmsweise getrennt↲
vorkom̅en.↲
 13.086[3]  2. von ungleichem Umfang . ↲
a) völlig: disjunct [u.Z.:]unvereinbar d.h. unter w nicht zu↲
gleich in ė u derselben↲
Beziehg u ė u demselben↲
Theile nach ė u der↲
selbe Ggstand fallen↲
kann. z.B. roth u weiss.↲
b) theilweise (vereinbar aber nicht↲
im̅er vereinigt) ↲
1. übergeordnet [l.R.:] höher einseitige
2. untergeordnet [l.R.:] niederer einseitige
3. sich kreuzend wechselseitige
Tren̅barkeit ↲
 13.086[4]  Die Zerlegg des [ü.Z.:] gesam̅ten Umfangs ė höheren Begriffs in die von↲
mehreren ihm untergeordneten [ü.Z.:] disjuncten heisst Eintheilg .↲
Die Begriffe in deren Umfänge bei einer wissen
schaftlichen (zweckgemässen) Eintheilg d Umfang eines↲
[l.R.:] höheren Begriffs zunächst/ zerlegt wird, heissen co/ordinirte Begriffe / z.B. [ Recht∡ ‐ schief∡ / Parallelogram̅ / quadr oblong/ Rombus Romboid./ | ]
 13.086[5]  NB Der Umfang ė Begriffes hängt von
s Inhalte ab. Es kann aber das↲
selbe Verhältniss d Umfangs aus↲
verschiedenen Inhaltsverhältnissen↲
resultiren.↲
 13.086[6]  So können Begriffe aequipollent
sein, weil sie identisch sind.↲
[dann nan̅te Arist. d. ė einen ὅρος↲
des andern]↲
 13.086[7]  Sie können aber auch aequipollent ↲
sein ohne identisch zu sein.↲
Dann ist d ė ė Proprium, ἴδιον
des andern . (im Aristot Sinn) ↲
Es können Begriffe disjunct sein,↲
weil sie contradictorisch od ↲
privativ od in einer der von↲

117
uns unterschiedenen Weisen posi
tiv entgegen̅gesetzt sind.↲
Es können aber auch [ü.Z.:] Denn alle entgggesetzten Begriffe sind↲
disjunct. sein ohne Ggsatz
[l.R.:] NB im̅er muss ė Art/ Ggsatz vorhanden sein / nur [ü.Z.:]oft ohne dass wir/ ihn kennen)/
 13.087[1]  Bei den positiv entgggesetzten
haben in unserer Zeit nur↲
darum einige Logiker mit↲
einigem Schein Einsprache er↲
hoben, weil der Begriff des↲
positiven Ggsatzes falsch ge↲
fasst wird.↲
warm u weiss ist k positiver↲
Ggsatz ; denn sie haben nicht↲
wahrhaft ė u dieselbe Gattg ↲
eben so wenig: guter Mensch
u schlechter Musikant.
Und auch das kann k Instanz sein,↲
dass die Amsel zugleich schwarz
u gelb ist; denn wir sagten dis↲
junct seien s.o. ↲
 13.087[2]  Hier aber nicht ė u demselben↲
Theile nach.↲
[l.R.:] Begriffe bei w aus/ Erfahrg dass disjunct ./
 13.087[3]  NB . Fügt man zu den Merkmalen↲
eines Begriffes andere Merkmale
hinzu so wird d neue Begriff↲
dem alten entw aequipollent [l.R.:] wen̅ ė übergeordneter od ė aequipollenter
od untergeordnet [l.R.:] wenn ė untergeordneter od sich kreuzender , niemals↲
aber übergeordnet sein.↲
[zw.Z.:] [Beschränkung, Restriction.] / Umgekehrt: nim̅t man von↲
den Merkmalen ė Begriffs↲
einige hinweg, so wird der↲
neue Begriff dem alten aequi↲
pollent
wenn ė dem Rest übergeordneter od aequipollenter od übergeordnet wen̅ ė dem Rest untergeordneter od sich kreuzender. , nie↲
aber untergeordnet sein.↲
[Erweiterung, Amplification ] ↲
Dies ists was man sagen will↲
mit der Regel:↲
Je grösser der Inhalt desto kleiner↲
der Umfang. Je kleiner der↲
Inhalt, desto grösser d Umfang.↲
Genauer: gleich od kleiner / grösser.↲
 13.087[4]  NB . Ein weiterer Sprachgebrauch↲
der Namen Gattg u Art
nennt alle [l.R.:] durch wißenschaftle Eintheilg coordinirten
allgemeinen Begriffe, die sich in den↲
Umfang ė höhern Begriffs↲
theilen, seine Arten ; u diesen↲
ihre Gattung .↲
 13.087[5]  Ist ė Artbegriff durch Hin↲
zufügg neuer Merkmale zum↲
Gattgsbegriff gebildet, so heissen ↲
die hinzugefügten Merkmale↲
Differenzen.↲
[l.R.:] Sie können untergeordnet/ od kreuzend sein./

118
Man unterscheidet dann weiter↲
Gattungen u niedrig
ste Arten von d Arten w zugleich↲
Gattgn sind. – Nächste Gattg – nächste
[zw.Z.:] Differenzen u Arten./
 13.088[1]  NB . Der Begriff der niedrigsten Art
unterliegt ė Schwierigkeit.↲
Denn durch Hinzufügg neuer↲
u neuer [ü.Z.:]allgemeiner Bestim̅gn kan̅ man↲
ins Unendliche restringiren.↲
Aber sie löst sich daraus, dass↲
die Eintheilg von ė einheitlichen
Zweck geleitet sein muss.↲
[zw.Z.:] (Der Begriff d höchsten Gattg unterliegt/ v vornherein d Schwierigkeit nicht, weil einfachste Begriffe) /
 13.088[2]  In diesem Sinne muss die↲
Eintheilg stetig sein. Sie↲
muss ununterbrochen den↲
selben Zweck bei den wei↲
teren u weiteren Zergliederungen↲
verfolgen.↲
 13.088[3]  Thäte sie das (einmal) nicht ↲
so wäre d höhere Gattg nicht
mehr eigentlich Gattg der
Unterart.
[l.R.:]so würde die Eintheilg / nicht zu eigentlichen / Arten führen. / z.B. wenn ich [ü.Z.:]als Mathematiker d Körper in↲
Körper mit ebenen u unebenen↲
Flächen eintheile, die 1ten dann↲
in 4flächiche, 5flächiche u.s.w.↲
scheide, u nun auf einmal,↲
[l.R.:] indem ich mich etwa auf d Standpunct / von Jemand stelle, der in ė Körper / ė [?] gew [?] Form abgrenzen[?] will / die 4flächichen in harte, u ↲
weiche steinerne u eintheilen ↲
wollte. Das sind k Arten. Darum↲

119
26
also sind allerdings niedrigste Arten mögl.↲
 13.089[1]  NB Der Begriff d höchsten Gattg unterliegt von vorn↲
[l.R.:]herein ė solchen Schwierigk nicht, weil es einfachste Begriffe↲
[l.R.:] gibt, während/ die Zusam̅en/setzg endlos/ fortgesetzt/ werden/ könnte./
 13.089[2]  NB. E aus mehreren Namen zu↲
sam̅engegliederter Namen, w die↲
Gattgn u Differenzen ė Artbe↲
griffs ihrer Stufenfolge nach↲
[nennt| [ü.Z.:]verzeichnet ], od auch zweigliederig ↲
die nächste Gattg u d letzte ↲
Diff. ė Artbegriffs [bezeichnet| [ü.Z.:]entspricht ]
heisst Definition . ↲
z.B. Rech∡liches Parallelogram̅ (Rechteck); gleichseitiges Rechteck↲
(Quadrat): gleichseitige, recht↲
∡le, die Ggüberliegenden Seiten↲
parallel habende, viereckige,↲
geschlossene, geradlinige,↲
ebene Figur. (Quadrat) ↲
 13.089[3]  NB . Wir haben so eben bemerkt,↲
dass ė Eintheilg, w ė Gattg ↲
in Arten, d Arten in Unter↲
arten u.s.f. zerlegen wolle,↲
stetig sein müsse, d.h. dass↲
ė einheitlicher [ü.Z.:]festgehaltener Zweck bei d ↲
frühern u späteren Eintheilgn ↲
leiten müsse.↲
In demselben Sinne müssen↲
demnach auch d Glieder
ė Definition stetig sein.↲
E gleichseitiges Rechteck ist↲
ė Definition, ė rothes Rechteck↲

120
keine, weil ė rothes Rechteck↲
k Art v Rechtecken ist. Auch ↲
nicht wenn ich es mit ė ↲
Namen nenne z.B. Rubrangel.↲
 13.090[1]  Man hat aber manchmal noch in
ė andern Sinne Stetigkeit der↲
Definition verlangt [l.R.:] Aristot. Met. Z .↲
Man hat gesagt, jede f. Diffe↲
renz müsse ė Differenz der↲
vorhergehenden sein. Und↲
man verstand dies so:↲
Wenn man z.B. die Gattg Thier
in die 2 Arten, der Thiere ↲
die Füsse haben u derer die↲
keine haben scheide, so dürfe↲
man dann d Füssehabenden ↲
nicht etwa in d Geflügelte
u Ungeflügelte sond etwa↲
in Gespaltene Füsse habende ↲
u ungespaltene Füsse habende ↲
scheiden u.s.f. Also jede↲
f. Differenz müsse von einem Unter↲
schiede d früheren Diff. ge↲
nom̅en sein.↲
Allein diese Bestim̅g ist nicht↲
richtig u wird durch jeden Ver↲
such, [ü.Z.:]der sich praktisch an ė ↲
solche Regel zu halten [ü.Z.:]will, widerlegt.↲
Nur bei d Definitionen im↲
engern Sinn, wen̅ anders↲
es hier höhere u niedere↲
Gattgn gibt, ist ė derartige↲
Stetigk erforderlich. ↲
z.B. farbig, roth, scharlachroth ↲
Bei den andern würde sie↲
meistens od im̅er nur auf
kosten der in Wahrheit ge↲
forderten Stetigkeit, d.h. der↲
stets festgehaltenen Einheit↲
des Zweckes zu erreichen↲
sein.↲
So würde z.B. d Zoologie, wen̅ ↲
sie sich an ė solche Regel↲
hätte binden wollen, ihre↲
musterhaften u bis jetzt↲
unübertroffenen Classifi↲
cationen u Definitionen↲
(der Thierarten) nie gefunden↲
haben.↲
 13.090[2]  NB . Betrachten wir ė Defini↲
tion die von ė höchsten Gattgs↲
begriffe bis zu einem niedrig↲
sten Artbegriffe hinunterreicht,↲
so sind mit jedem , der in↲
ihr enthaltenen Gattgs = u. ↲
Artbegriffe gewisse andere↲

121
nicht in die Definition auf↲
genom̅enen Begriffe vereinbar
und zum Theil auch allge↲
mein od regelmässig damit↲
vereinigt.↲
Begleiten solche Begriffe all↲
gemein od regelmässig einen↲
Gattgs = od Artbegriff, so heissen ↲
sie, wenn dieser der höchste in↲
der Definition ist, dem sie↲
in dieser Weise folgen, Eigen↲
thümlichkeiten, Propria
dieser Gattg od Art. ↲
[l.R.:] z.B. zweihändig zwei/ füssig . / beim recht∡ Δ, daß / d Quadr d >ten Seite/ = d Quadr / d beiden kleineren./ Ist er dagg nicht der höchste,↲
so heissen sie [wohl] [ nothwendige | [ü.Z.:]allgemeine ]
Eigenschaften nicht aber Eigen↲
thümlkeiten d Art z.B. dem Menschen zu sterben ↲
In Bezug auf die [ü.Z.:] dem Begriff dessen Propria sie sind übergeord↲
neten Gattgn heissen sie↲
untrennbare zufällige Eigen↲
schaften
z.B. zweihändig↲
für Thier (weil Proprium v ↲
animal rationale .↲
 13.091[1]  Die übrigen heissen ein↲
fach Zufälligkeiten, zu↲
fällige Eigenschaften, Acci ↲

122
27
denzien
, accidentelle Eigenschaften ↲
Kom̅t ė solche zufällige Eigen↲
schaft [ nur | [ü.Z.:]nie anders als ] mit ė Begriffe ↲
der Definition vereinigt vor↲
(aber natürl ohne ihn allge↲
mein od regelmässig zu↲
begleiten) so heisst sie zu↲
fällige Besonderheit der↲
Art od Gattg
. z.B. Spitz↲
bube, Diplomat ė zufällige↲
Besonderheit d Art Mensch.↲
 13.093[1]  [l.R.:] NB. Gattg , Art, Differenz,/ Proprium, Accidenz / hat man die 5 Prä/dicabilien genannt./
 13.093[2]  [l.R.:] NB Es ist zu beachten, dass/ hier der Namen Propri/um etw anders als/ früher gefasst wird,/ wo er die aequipollen/ten, nicht identischen / Begriffe bezeichnete./ Wir werden, wenn/ wir von Propriis/ sprechen, im̅er die/ hier zuletzt angegebene/ Bedeutg festhalten. / (zweifüssig: Vögel) /
 13.093[3]  NB. Das durch den Namen Pro↲
pria
angedeutete Verhält↲
niss ist von vorzüglicher
Wichtigkeit, u um ihret↲
willen vorzügl haben auch↲
d Definitionen Werth .↲
Denn die Wissenschaft hat ė ↲
Interesse zu erken̅en nicht↲
bloss dass gew Eigenschaften↲
ė Dinge zukom̅en sond auch ↲
warum sie ihm zukom̅en.↲
Und dies findet sie [l.R.:]bis zu ė gew Maße , indem↲
sie zeigt, an w d Gattgsbe↲
griffe od Differenzen die↲
Eigenschaft zuerst ständig [ü.Z.:] regelmässig
geknüpft ist.↲
[l.R.:] τὸ καϑόλου τίμιον ὅτι δηλοῖ/ τὸ αἴτιον Dazu dient nun wieder [ü.Z.:]natürlich ganz besonders die De

123
finition, w jedes der in einem↲
w ė Artbegriffe eingeschlossenen↲
allgemeinen Merkmale, an w ↲
sich ė Rihe von Eigenthümlich↲
keiten anknüpft mit grösserer ↲
Bewusstseinsstärke u Deutlk ↲
hervortreten lässt.↲
Die Definition sagt man darum↲
auch enthält d Grund für d ↲
Eigenthümlichkeiten.↲
 13.094[1]  NB . [Die wichtigsten| [l.R.:] Von besonderer Wichtigk ] unter allen↲
Eintheilungen u ihnen zu↲
gehörigen Definitionen sind↲
natürlich die nach den wesent↲
lichen Bestim̅gn
.↲
An sie schliessen sich ja↲
die meisten Propria an.↲
Ihre Gattgn u Arten heissen ↲
Gattgn u Arten der Dinge
od auch natürliche Gattgn ↲
u Arten [l.R.:] κατ᾽ ἐξοχήν .↲
 13.094[2]  [l.R.:] Einlage NB . Wie man es anstellen muss ↲
um zweckgemässe Ein↲
theilungen u Definitionen↲
zu geben, das ist selbst ė ↲
Problem, dessen Lösg nach d ↲
Regeln d Entdeckg entdeckt u denen↲
d Prüfg geprüft werden muss. Wir↲
können hier noch nicht davon handeln./
    III Verhältnisse der Namen.
 13.094[3]  1. Was wir hier ins Auge fassen,↲
sind einzig d Verhältnisse der↲
Namen die ė u demselben
in ė u demselben Sinn zu↲
kom̅en.↲
 13.094[4]  2. Diese Namen nun sind identisch
od nicht identisch. Und [ü.Z.:]im letzten↲
Falle sind sie das, was wir syno↲
nyme
Ausdrücke nennen. ↲
[l.R.:] Kleid – Anzug / Mensch – animal rationale / Anders d Aristotelischen Synonyma.↲
A. nennt so die gleichen Namen,↲
die in gleichem Sinn verschiedenen↲
Dingen zukom̅en.↲
Er sagt [ü.Z.:]dann es werde ė Namen συνο↲
νύμως opp. ὁμωνύμως (uni↲
voce – aequivoce) von mehreren↲
Dingen ausgesagt.↲
 13.094[5]  3. Willkürlich schaffen kann man↲
so viele man will.↲
 13.094[6]  4. Von den in d Sprache gegebenen s.g.↲
Synonymen sind dagg viele nicht↲
wahrhaft u vollkom̅en synonym.↲
Wir haben früher [ü.Z.:]dies gesehn , [ü.Z.:]da wir [ü.Z.:]von den Aus↲
drücken, die, synonym [ü.Z.:]wie wir sagten,↲
Farbe haben, sprachen. Auf den↲
ersten Blick scheinen sie den↲
entsprechenden farblosen Ausdrücken↲
u denen die [ü.Z.:]durch die Andeutg ė andern Stim̅g in anderer Weise ge-↲

124
färbt sind synonym ohne dass↲
sie es doch wahrhaft wären.↲
   
   
ad 27, b, fin
 13.095[1]  NBNB . In ė coordinirten Reihe besteht zw ↲
d coordinirten Gliedern oft ė natürliches↲
früher u später. ↲
relative Unabhängigk ↲
Vollkom̅enheit ↲
[unter Umständen auch Zugänglichk ↲
für unsere Forschung.↲
Ich sage oft, nicht im̅er.↲
Wo , da sind bes die beiden äußersten↲
Glieder intereßant.↲
 13.095[2]  NBNBNB . Συγγινῆ (verwandt, homogen) nennt↲
man Begriffe die wissenschaftl zusam̅enge↲
hörig sind. ↲
wie z.B. solche, die zu ders Definition gehören↲
(wie [ü.Z.:] Art u Gattg) bei wißenschaftlichen Claßification.↲
Oder [ü.Z.:] wenn im̅er ė Artbegriff aequipollent (Proprium↲
ė Artbegriffes) ist u als solches auf↲
Grund der Principien der Wißenschaft ↲
(in Verbindg mit dem Proprium der früheren)↲
nachgewiesen werden kann. ↲

125a
z.B. daß das gleichseitige Δ gleich↲
winklich, nicht daß es das schönste. ↲
daß beim Kreis zw [ü.Z.:]bei gleicher Grenze [ü.Z.:] d größte Inhalt ↲
nicht daß er d schönste [ü.Z.:] geometr Linie↲
od wenn dies d Grade, [ü.Z.:]nicht daß sie es ↲
dagg daß sie d kürzeste zw 2 Puncten ↲
 13.096[1]  NBNBNBNB . Frühere – spätere Wißenschaft .
(wie eben erwähnt ↲
1, innerhalb ders Linie ė Definition↲
(Differenzirg .) Die vom überge↲
ordneten Begriff früher. ↲
2. ἐκ προσϑέσεως↲
(Combinirg); unter coordinirten Be↲
griffen die einfacheren früher ↲
Comtes Hierarchie d Wißenschaften ↲
Mathem. Phys. Chem. Physiol. Soziol.↲
(Metaphysik) (Astron. Mechanik) [ Psychol ] ↲
   

125b
   
 13.098[1]  5. Aber wenn auch viele bloss schein↲
bar synonym sind, im̅erhin ↲
bleibt es gewiss, dass es [ auch↲
unter den in d Sprache gegebenen↲
Ausdrücken] wirkliche u voll↲
kom̅ene
Synonyma gibt.↲
 13.098[2]  6. Namentl können wir für die↲
[l.R.:]einfachen Namen, die mittels ė zusam̅en ↲
gesetzten Vorstellg
etwas benen̅en,↲
ė vollkom̅n synonymen mehr↲
gliederigen Namen setzen.↲
 13.098[3]  Zw solchen vollkom̅en synony↲
men Ausdrücken finden aber↲
doch manche Unterschiede statt.↲
a) der ė kan̅ bekanter , der andre ↲
minder bekannt,↲
b) der ė univok, der andre ↲
aequivok [l.R.:] nicht mißverständl / misverständl (in d Form/ falsches Gol )
c) der ė schärfer, d andre verschwom̅ener sein ↲
d) der ė endlich kan̅ mehr als↲
d andre geeignet sein die Theile ↲
des Vorgestellten im Einzelnen ↲
od wenigstens [ü.Z.:]auch den ė od andern einzel↲
nen Theil d Vor↲
gestellten kräft
tig ins Bewusstsein zu rufen .
[l.R.:] (d Aufmerksamk darauf/ zu richten)

125
28
Er kann, um mich des Ausdrucks↲
zu bedienen in dem ė od andern ↲
oder auch in allen Puncten mar↲
quirender
sein.↲
 13.099[1]  8. In allen diesen Fällen dient↲
der eine [ü.Z.:]Namen dem andern, der↲
bekanntere dem minder bekannten,↲
der minder aequivoke dem mehr↲
aequivoken, der schärfere dem↲
verschwom̅eneren, der mar↲
quirendere
dem minder mar↲
quirenden zur Erklärg u Ver↲
deutlichg.↲
 13.099[2]  9. Und ė solche Erklärg nennt↲
man mit ė Ausdrucke , [den↲
wir schon mehrmals in ande↲
rem Sinne gebrauchen hörten] ↲
Definition, u bestim̅ter: No↲
minaldefinition
.↲
E Definition in diesem Sinne ↲
ist also die Erklärung eines↲
unbekan̅teren, vieldeutigeren,↲
minder scharfen od minder↲
marquirenden Ausdrucks, mit↲
einem Worte eines in irgend ė ↲
Beziehung minder [klar] verständ↲
lichen Namens durch ė gleich↲
bedeutenden verständlicheren.↲
   

126
   
 13.100[1]  10 Hieraus lässt sich leicht er↲
kennen, was zu ė [ü.Z.:]solchen Definition↲
u was zur Vollkom̅enh
ė solchen Definition↲
gehört
. ↲
1)' dass sie dieselbe Bedeutg ↲
wie der definirte [ü.Z.:]Namen hat ↲
2)' dass sie in irgend ė Sinn↲
u in irgend ė Beziehg, die↲
gerade in Betracht kom̅t,↲
verständlr ist als er.↲
Ist diesen Bedindgg nicht genügt ↲
so ist d Definition ganz werthlos
u gar nicht Definition zu nennen.↲
Vollkom̅en aber wird sie dann↲
sein, wenn sie den definirten ↲
Namen entw überhaupt od ↲
[l.R.:]doch in der verlangten Beziehg ↲
vollkom̅en verständl macht,↲
was sie dann thut, wenn sie↲
entw als s Definition od ,↲
was noch besser ist, [ü.Z.:]schon an und für sich↲
[l.R.:] u in sich selbst in d verlangten allein [ü.Z.:]Beziehung vollkom̅en verständl ↲
ist.↲
 13.100[2]  11 Der Unterschied, auf den ich↲
in den letzten Worten anspiele
wird Ihnen sogleich deutlich↲
werden.↲
 13.100[3]  a) Wenn ich einem sage gespannt
sein heisst in übelem Einver↲
nehmen stehen, so ist die De↲
finition an u für sich, u in↲
sich selbst vollkom̅en verständl.↲
Und ebenso wenn ich einem↲
Anfänger in Latein sage:↲
vos heisst ė Ochse (denn auch das↲
ist ė Nominaldefinition) ↲
 13.100[4]  1' b) Wenn ich aber [ü.Z.:]einem sage: gefesselt
[l.R.:]werden heisst gespannt [ü.Z.:] [l.R.:]mächtig und dauernd angezogen u festgehalten werden , so ist die↲
Definition nicht an u für↲
sich vollkom̅en verständlich,↲
aber als Definition . (als Er↲
[zw.Z.:]klärg [zw.Z.:] v gefesselt ist es d deutliche Bezeichng / des betreffenden psychischen Zustandes./
 13.100[5]  2' Ebenso wen̅ ich sage: Seele
heisst Lebensprincip (Maxime) ↲
als Erklärg v Seele ist aber der↲
Ausdruck vollkom̅en deutlich; u ver↲
[l.R.:]deutlicht ihn. Gewiss, dass ich v k Häringsseele spreche ↲
 13.100[6]  3' od. Umgekehrt wenn ich von↲
der Häringsseele spräche u ↲
ich würde sagen: Seele heisst ↲
Fischblase (Gothik) ↲
 13.100[7]  4' So wären noch zahlreiche
Beispiele möglich ↲
z.B. Vergehn heisst auf↲
hören
(= aufhorchen [ü.Z.:]mit Aufmerksamk [horchen| [ü.Z.:]zuhören ] ; aber↲
klar dass nicht vom Ver↲
brechen) u.s.w.↲
 13.100[8]  Es kann also allerdings geschehn,↲
dass ė an u für sich nicht vollkom̅n ↲
verständle Definition das Definierte↲
[l.R.:] vollkom̅n verständl macht, weil/ sie als Definition vollkom̅en verständl ist. Es kann, wie es die gegebenen↲
[l.R.:] Beispiele zeigen, geschehn, dass ein aequivoker Namen den andern ↲
erklärt u [u.Z.:] (wenn er nur ė Bedeutg mit ihm gemein hat) vollkom̅en erklärt.↲
 13.100[9]  [l.R.:]Und Ebenso könnte ė verschwom̅↲
mener
Ausdruck ė schärferen↲
aequivoken u umgekehrt↲
erklären. u. dgl.↲
Und ė Ausdruck könnte in

127
In allen diesen Fällen ist↲
die Definition nicht an u
für sich so vollkom̅en ver↲
ständlich als verlangt ist ↲
aber sie ist es als Defi↲
nition
.↲
Im̅erhin ist es besser, wenn↲
sie [ü.Z.:]es auch an u für sich ist.↲
 13.101[1]  12. Aus dem Begriff der Definition↲
folgt nun aber weiter auch,↲
was definirt u. was nicht
definirt werden kann.↲
E Definition kann von jedem↲
Namen gegeben werden, dem↲
ein in irgend ė Betracht ver↲
ständlicherer Ausdruck synonym ist.↲
 13.101[2]  13. Und es ist nützlich u unter
Umständen nothwendig , dass↲
[l.R.:]in d Wissenschaft jeder Namen, der in ė gew ↲
Sinn u ė gew Beziehg, auf↲
die es gerade ankom̅t, minder↲
verständl ist, als ė anderer↲
ihm entsprechender durch ihn↲
definirt werde.↲
 13.101[3]  14. Wie man solche Namen die↲
nicht ganz verständlich [ü.Z.:]sind, für
die aber auch k verständlicherer
Ausdruck gegeben ist, verdeut↲
licht, werden wir später sehen.↲
 13.101[4]  [l.R.:] 15. Man sieht aus dem Gesagten,/ dass zwei Ausdrücke sich/ ggseitig definiren können. / a) weil beide „als Definition“ ver/ständlich sind (Nr 11) b) weil d eine in einer, der/ andre in ė anderen Beziehg,/ der ė in dem einen d andre in/ ė andern Sinne vollkom̅ner / verständlich ist. Es fragt/ sich nur, auf w Weise d Ver/ständlk es im besondern Fall/ besonders ankom̅t./
   

128
   
   
29.
 13.102[1]  1[ 5 | [i.Z.:]6 ]. a) Die wenigen Regeln die wir↲
für die Nominaldefinition↲
gegeben haben sind die einzigen
die allgemein giltig sind.↲
b) Die Logiker geben gewöhnlich ė ↲
viel grössere Zahl.↲
Diese sind aber theils in den↲
unsern inbegriffen, theils haben↲
sie nur für specielle Fälle Werth ↲
theils endlich beruhn sie auf↲
ė Confusion der Nominalde↲
finition mit der Definition
des Artbegriffs, von der wir↲
früher gehandelt.↲
Der Unterschied zw d einen u ↲
andern ist nach allem, was↲
über jede von beiden gesagt↲
worden, einleuchtend.↲
Die eine ist ė Theil ė Classifi↲
cation bei einheitl festgehaltnem ↲
Zwecke; die andre ist ė Namen↲
erklärg. Die ė ist nur bei gew ↲
Begriffen, bei Artbegriffen mögl;↲
die andre ist verlangt nur, dass↲
es für ė Namen ė gleichbedeuten↲
den u in ė gew Weise verständ↲
licheren Ausdruck [gibt| [ü.Z.:] ebe ], [mag| [ü.Z.:] öge ]
nun der ihm zugehörende Be↲
griff ė Artbegriff sein od nicht.
 13.102[2]  16. Um nichts zu versäumen u ↲
Ihnen die Gelegenheit zu geben ↲
sich selbst zu überzeugen, will↲

129
ich Ihnen kurz d Regeln ↲
die da u dort gefunden wer↲
den vorführen.↲
 13.103[1]  I. Die Definition soll nicht
Überfluss noch Mangel haben.↲
Näml mit dem Definirten ver↲
glichen; sie soll die sämtlichen↲
Merkmale aber nicht mehr Merk↲
male als d definirte Namen an↲
zeigen.↲
Dies ist eingeschlossen in unserer↲
Forderung, die Definition müsse↲
dem Definirten gleichbedeutend
sein. Dasselbe gilt:↲
 13.103[2]  II Was von der Definition gilt ↲
muss auch vom Definirten gel↲
ten u umgekehrt.↲
Andere drücken dasselbe so aus ↲
dass sie sagen. die Definition
dürfe nicht zu weit u nicht
zu eng sein . d.h. sie muss d ↲
gleichen Umfang mit dem↲
Definirten haben.↲
Was sich, wen̅ sie den gleichen↲
Inhalt hat, von selbst versteht.↲
Identische Begriffe sind ja im̅er ↲
u im strengsten Sin̅ aequipollente ↲
Begriffe.↲
 13.103[3]  III Die Definition darf k anderen↲
als wesentliche Merkmale ent↲
halten.↲
Unter wesentlichen Merkmalen ver↲
steht man aber in dem Begriffe ↲
des Definirten inbegriffene Merk↲
male.↲
Somit ist auch diese Regel↲
(die nur einen Theil der Iten ↲
wiederholt) in unserer Forderg ↲
dass d Definition dem Definir↲
ten gleichbedeutend sein müsse ↲
eingeschlossen.
 13.103[4]  IV Die Definition soll klarer
als das Definirte sein.↲
Das ist dasselbe was auch wir ↲
nur mit näheren Erläuterungen ↲
gesagt haben. Sie muss das De↲
finirte in irgend ė Sinn verständ↲
licher machen u also entw an↲
u für sich od doch als Definition↲
verständlr sein.
 13.103[5]  [l.R.:] V Aehnliches gilt v d Regel:/ die Definition soll nur/ vollkom̅en verständliche [ü.Z.:]bekannte / od bereits erklärte Aus / drücke enthalten . (Pascal) / In unserer Regel von/ d vollkom̅nen Definition/ ist diese eingeschlossen /
 13.103[6]  VI. Die Definition darf nicht↲
den definirten Namen [roter_Farbstift:] [ [Bleistift:]ganz↲
od theilsweise [roter_Farbstift:] ] [Bleistift:] wiederholen.↲
[u.Z.:] (Idem per Idem ) Diese Regel gilt nicht ganz
allgemein. Sie gilt wen̅ es sich↲
um d Definition ganz unbekann
ter, nicht aber in gleichem↲
Maasse, wen̅ es sich [ü.Z.:]z.B. um die↲
Definition aequivoker Namen↲
handelt.↲
z.B. könnte ė wohl den Ausdruck↲
trüb , den er metaphorisch ge↲
braucht, erklären als trüb gestim̅t ↲
[l.R.:] „Gesetz“ = „gesetzliche Vorschrift“/ (opp. „Naturgesetz“)./ Ebenso könnte einer, um das was↲

130
[l.R.:] d Namen Röthe bedeutet / s allgemeinen Merkmale / nach marquirender zu/ bezeichnen sagen Röthe / heisst rothe Farbe./ Dass [ü.Z.:] natürl die blosse Wiederholg ė ↲
u desselben Namens niemals↲
ė Definition sein kann ver↲
steht sich von selbst.↲
 13.104[1]  VII Die Definition soll mehr↲
gliederig
(oder auch:)↲
sie soll ė Analyse des defi↲
nirten Namens sein [l.R.:] mitinbegriffen).↲
Diese Regel könnte auf eine↲
Verwechslg der Nominalde↲
finitionen
[l.R.:] (eigentl d definirte Begriffs, der d Bedeutg mit d definirten Namens ist) mit d Definitionen↲
von Artbegriffen gedeutet wer↲
den.↲
Indessen ist sie auch bei
der Nominaldefinition häufig↲
am Platze, wen̅ sie auch↲
[l.R.:]hier nicht allgemein giltig ist.↲
Die mehrgliederigen Namen↲
sind meistens in vorzüglicher↲
Weise für Nominaldefinitionen↲
geeignet.↲
1) einmal schon darum weil↲
sie gewöhnl verständlicher [ü.Z.:]bekannter
sind.↲
Je einfacher ja ė Begriff ist,↲
den ė Namen bezeichnet, um↲
so grösser ist s Umfang u ↲
um so häufiger wird s Name↲
angewandt.↲
Da wir von dem Unterschied der↲

131
30
einfachen u mehrgliederigen ↲
Ausdrücke sprachen, haben↲
wir dieses Vorzugs erwähnt.↲
2) dann weil ein mehrgliede↲
riger Ausdruck seltener↲
aequivok ist ↲
Denn sollte [ü.Z.:]auch ė einzelner aequi↲
voker Namen darin vorkom̅en, so wird er doch↲
oft durch [ü.Z.:]die ihm beigefügten↲
erklärt ↲
3) ferner, weil er seltener↲
verschwom̅en od wenigstens↲
nicht gleich verschwom̅en ↲
ist, indem er ja gewisse↲
Merkmale gesondert fest↲
stellt.↲
4) endlich auch [ü.Z.:]weil er für einzelne↲
Merkmale mehr mar↲
quirend
ist, sie mit grösse↲
rer Bewusstseinsstärke in↲
die Vorstellg treten lässt [l.R.:] (d Aufmerksamk darauf richtet) .↲
Eine solche mehrgliederige De↲
finition od Analyse eines↲
Namens ist nun aber nicht
bloss nicht in jedem Falle ↲
nothwendig , wo man ė Defi↲
nition bedarf, sie ist auch↲
nicht nicht in jedem Falle [ü.Z.:]für alles das möglich
wo [ü.Z.:]wofür ė Definition überhaupt↲
mögl ist.↲

132
Sie ist mögl für alle Namen ↲
[die ė zusam̅engesetzte Bedeutg ↲
haben| [ü.Z.:]denen ė r Begriff/ entspricht ] [roter_Farbstift:][ [Bleistift:] in recto od in obliquo [roter_Farbstift:]] ↲
[Bleistift:]Wollte ich dem Knaben durch↲
ė mehrgliederige Definition↲
klar machen, was res sei,↲
so würde ich mich umsonst↲
bemühn; ich sage einfach:↲
res heisst ė Ding.↲
 13.106[1]  VIII Die Logiker fordern aber↲
nicht bloss gemeiniglich, dass↲
d Definition mehrgliederig,↲
die meisten fordern, dass sie↲
speciell 2gliederig sein müsse.↲
Sie müsse sagen sie aus Gattg
u Differenz bestehen.↲
[roter_Farbstift:]a[Bleistift:] , 1 Dass in d letzten Worten ė Verwechs↲
lung der Nominaldefinition
mit↲
der Definition ė Art vorliegt, ist↲
offenbar. [l.R.:] Schim̅el Franzose Nicht jeder Namen,↲
auch wenn ihm ein zusam̅engesetzter ↲
Begriff entspricht, ist ja der Namen ↲
ė Art, die Gattg u Differenz unter↲
scheiden lässt.↲
[l.R.:] 2. Auch kann einem Namen/ ein Begriff zugehören,/ der aus 2 aequipollen/ten Begriffen zusam̅en/gesetzt ist. z.B. E Pon/derabeles (u ė Ausge/dehntes) / [roter_Farbstift:]b [Bleistift:] Aber auch davon abgesehn , scheint↲
es eine sonderbare Bestim̅g,↲
dass die [ü.Z.:]Nominal= Definition 2gliederig
sein müsse.↲
Man sollte meinen ė 3gliederiger ↲
4gliederiger Namen, ja ė Namen ↲
der ė sehr zusam̅engesetzten Be↲
griff allen s Merkmalen nach↲
analysire müsse dem Zweck↲
der Erklärg [ü.Z.:]in jeder Weise mehr als ė zwei↲
gliederiger Namen dienen.↲
[l.R.:] So hat denn auch z.B. J. St. Mill / gg diese Regel als ė ganz will/kürliche u ungereimte Protest/ eingelegt. Je vollständiger die Ana/lyse, um so mehr, meint/ er, sei d Definition Defi/nition. Und er will da/rum die Definition w / d Analyse vollständig gibt / allein directe , die andere/ nur indirecte Definition/ genan̅t wissen./
 13.106[2]  Nichtsdestoweniger scheint mir↲
in häufigen Fällen auch diese↲
Regel dienlich, u zwar [l.R.:] a) [jedes↲
mal wenn| [ü.Z.:]so/oft ] es gilt ė be↲
stim̅tes Merkmal ė Begriffes↲
besonders markirend
zu be↲
zeichnen. Es wird dies mehr↲
[l.R.:]durch jeden viel gliederigen Namen, der↲
das Merkmal besonders nennt,↲
als durch ė einfachen Namen↲
geschehn; aber mehr noch↲
speciell durch ė e gliederigen ,↲
dessen ė Glied das zu mar↲
kirende Merkmal nennt. Die↲
Aufmerksamk wird dann weniger↲
zertheilt u in Folge dessen↲
die betreffende Bestim̅g mit [ be↲
sonderer
| [ü.Z.:] grös/serer ] Stärke d Bewusstseins
hervorgehoben werden.↲
b) Dazu kom̅t dan̅ noch die Un↲
bequemlichkeit
ė allzu vielgliede↲
rigen Ausdruckes.↲
   

133
   
 13.107[1]  IX Man fordert weiter sehr häufig:↲
Die Differenz dürfe d Gattg
nicht enthalten.↲
 13.107[2]  Nach dem schon Bemerkten kann↲
darin nicht mehr ausgesprochen↲
sein, als dass von den 2 Gliedern↲
des definirenden Namens keines
die Merkmale, w dem anderen
entsprechen, in s Bedeutg ein↲
schliessen dürfe.↲
 13.107[3]  Dies ist nun wieder ė Bestim̅g, die↲
nicht bloss nicht durchweg, sond [ü.Z.:]schlechthin für alle
[ü.Z.:] Definitionen sond auch nicht durchwegs für die↲
2gliederigen Definitionen giltig ↲
ist.↲
 13.107[4]  z.B. wenn ich Röthe definire als↲
rothe Farbe, so ist dies sogar die↲
einzigmögliche Weise sie 2gliederig ↲
zu definiren.↲
 13.107[5]  In anderen Fällen dagg wird es↲
mögl sein, wie z.B. wenn ich ė ↲
Schim̅el als weisses Pferd defi↲
nire.↲
 13.107[6]  Und in solchen Fällen begreift↲
es sich wohl, wie es besser↲
ja durch d Zweck der Definition↲
[l.R.:]als nothwendig geboten sein kann, der [ü.Z.:]hier gegebe↲
nen Regel zu folgen.↲
 13.107[7]  Die Definition wird eben dan̅ nicht↲
bloss für den einen Theil d Merk↲
male, sond auch für den andern
markirender sein als der definir↲
te Namen, was, wenn das ė Glied↲
[l.R.:]für sich allein ebensoviel wie d definirte Namen↲

134
31.
besagt, selbstverständl unmögl ist ↲
Wie bei rothe Farbe .↲
 13.108[1]  X Endlich fordert man gewöhnlich ↲
die Definition müsse nicht bloss ↲
aus Gattg u Differenz, sond ↲
aus d nächsten Gattg u letz↲
ten Differenz
bestehen.↲
 13.108[2]  Es kann dies nach Beseitigung
dessen was aus d fortdauernden↲
Confundirg der Definition ė Art↲
begriffs u der Nominaldefinition↲
[l.R.:] fliesst, k andern Sinn haben, als↲
dass von den 2 Gliedern des
definirenden Ausdrucks [l.R.:] von denen [ü.Z.:]nach d vorigen Regel vorausgesetzt/ wird, dass k die Merk/male des andern [ü.Z.:]mit ein/schliesst das eine
ė einziges [ü.Z.:]beschränkendes Merkmal, das andre
alle übrigen einschliessen [ü.Z.:]bedeuten müsse,↲
wie z.B. bei Schim̅el: weisses ↲
Pferd.↲
 13.108[3]  Das eine soll also ė möglichst↲
kleinen [ü.Z.:] Theil , d andere dem ganzen↲
Rest des Inhalts des Definir↲
ten entsprechen.↲
 13.108[4]  So gefasst mag die Regel oft↲
mal zu beachten sein, weil↲
dadurch [ü.Z.:]der Umstand dass d [ü.Z.:] Bedeutg des ė Namens nur↲
1 unterscheidendes Merkmal ent↲
hält dazu dient, diese [ü.Z.:] eine so vereinzelte↲
Bestim̅g ganz besonders zu↲
marquiren.↲
   Dieses also etwa ist die Wahr↲
heit u der Werth dieser Regeln.
 13.108[5]  [l.R.:] Diese Regel beruht auf d beiden / vorausgehenden. Bestände wirkl / jede Definition, [ü.Z.:] od wenigestens jede/ mehrgliederige aus Gattg u Diffe/renz u schlösse d Differenz nie den/ Gattg[ü.Z.:]sbegriff nicht ein, so müsste sie/ offenbar aus d letzten Differenz/ u nächsten Gattg bestehn./ Denn wäre d [ü.Z.:] angegebne Differenz/ nicht d letzte, so wäre die Defini/tion zu weit, u. wäre d ange/gebne Gattg nicht d nächste,/ [zw.Z.:]sondern eine höhere Gattung, / so würde die Definition nicht/ alle Merkmale des Definirten / einschliessen. Sie würde Mangel / haben, da das Merkmal w d / Differenz d nächsten von d hö/heren Gattg ausmacht in dem / Inhalt d Definition nicht in/begriffen wäre./
 13.108[6]  [l.R.:] Beseitigt man demnach aus dsr / Regel, was aus d fortwährenden Con/fundierung der Definition ė Artbegriffs/ u. d Nominaldefinition fliesst, so ist [ü.Z.:]sind / dies die einzigen Bestim̅gn , die sie/ zu d früheren Regel, dass die Defi-/

135
nition 2gliederig sein/ sein solle hinzufügt. Von ihnen / aber ist es offenbar, dass/ sie in der von uns gestell/ten Forderung, dass d Defi/nition dem Definirten / gleichbedeutend sein müsse,/ eingeschlossen ist./
 13.109[1]  [o.R.:] Dieses also ist etwa die Wahrheit und / der Werth in den üblichen Regeln für d Definition./
 13.109[2]  Sie sehn dass ich mit Recht↲
gesagt habe, dass sie, so weit↲
sie allgemein giltig sind, in↲
unsern wenigen [ü.Z.:]oben gegebenen Forderungen↲
eingeschlossen sind.↲
 13.109[3]  Im Übrigen haben sie zum
Theil in einzelnen Fällen Be↲
deutg, zum Theil aber sind↲
sie nur aus d Confusion 2er ↲
Definitionen in ganz verschiedenem↲
Sinne entsprungen.↲
 13.109[4]  So d Regeln ė wahres
Verderben.↲
 13.109[5]  a, unnütze Schwierigk , wahrer↲
logischer Schnürstiefel“ im↲
drückendsten Sinn d Worts .
(u großentheils daher d Furchtsamk ↲
wenn man ė Def. geben soll) ↲
 13.109[6]  b, ė unüberwindls Hindernißs ,
(∼ wie bei d Def. welche Theil ↲
der Claßsification ) ↲
 13.109[7]  wer an d falschen Regeln sich↲
bindet schließst d Möglk d ↲
Lösg d Problems aus.↲
 13.109[8]  17. Was wir bis jetzt behandelt, war↲
die Nominaldefinition im engern
Sinne.↲
 13.109[9]  Es gibt aber noch Nominaldefintion↲
im weitern Sinne, die man↲
d descriptive [l.R.:] beschreibende Defintion ge↲
nannt hat.↲
 13.109[10]  Sie findet namentl in den Fällen,↲
auf die wir auch schon gelegentl. ↲
hingewiesen haben, Anwendg, wo
ė Namen der ė Erklärg bedarf ↲
k gleichbedeutender verständlicherer
Ausdruck entspricht.↲
 13.109[11]  Es bleibt dann nichts übrig, als↲
ihn durch Namen [ü.Z.:] ė Ausdruck, der nicht
gleichbedeutend ist, aber den- [ü.Z.:]auf
selben Umfang hat, [ü.Z.:]die entsprechende Bedeutg hinweist, zu erklären.↲
   Wird dies [ü.Z.:]Verhältniss zum erklärenden Namen in d Erklärg selbst↲
angedeutet u hat k dritter Be↲
griff denselben Umfang, so↲
kann der Zweck der Verständ↲
lichg genügend ja vollkom̅en↲
erreicht werden.↲
 13.109[12]  [l.R.:] Dies kann in mannichfacher / Weise geschehn: durch An/gabe von Eigenschaften [ü.Z.:] thümlich / [zw.Z.:]keiten, von zufälligen Eigenschaften, / keiten von Ursachen od / Wirkungen od auch durch / Angabe von Beispielen,/ indem [ü.Z.:]man natürlich im̅er / das Verhältniss dessen,/ wodurch erklärt wird, zum/ Erklärenden bemerkt. wird /
 13.109[13]  So z.B. wenn mich ė der unvoll↲
kom̅en Deutsch verstünde ↲
fragte, was versteht man unter↲
Schwarz u ich würde sagen:↲
ė Farbe, wie die des Kleides,↲
das ich trage.↲
 13.109[14]  Was versteht man unter ė ↲

136
Knall? – Ein Geräusch, wie↲
das einer Peitsche od ė Flinte.↲
 13.110[1]  Auch das wären circumscrip↲
tive Definitionen:↲
 13.110[2]  der Sauerstoff ist das schwere↲
re unter den beiden chemischen↲
Elementen, in w d Wasser zer↲
legt werden kann.
 13.110[3]  od : der Sauerstoff ist jener Be↲
standtheil der atmosphärischen↲
Luft der den Verbrennungspro↲
cess in der Lunge erhält.↲
 13.110[4]  Und wiederum: Wahr nennt↲
man ein Urtheil, w verneint ↲
was zu verneinen od bejaht ↲
was zu bejahen ist.↲
 13.110[5]  od. Unter ė Kleidgsstück ↲
versteht man ė [ü.Z.:]Schuh od Strumpf↲
od Rock od Helm od ↲
Ring od etwas anderes der↲
Art.↲
 13.110[6]  Besonders die Verdeutlichg durch↲
Beispiele ist ė sehr dienliches↲
Mittel der Erklärung, weil↲
hier die Definition, wen̅ sie↲
auch nicht dem Definirten ↲
gleichbedeutend ist, doch seine
Merkmale enthält u veran↲
schaulicht.↲
 13.110[7]  Nur muss man Acht haben, dass d Bei↲
spiele aus d verschiedensten Theilen d Be↲
griffssphäre des zu definirenden Namens↲

137
32.
[o.R.:] entnom̅en sind, u keinen andern ausser den/ höheren, in ihm eingeschlossenen Begriffen gemein haben./
 13.111[1]  18. Die Nominaldefinitionen sind↲
an u für sich willkürlich, denn↲
die Worte sind nicht natürliche
Zeichen, wie etwa ė Schrei d ↲
natürliche Zeichen ė Schmerzes,↲
oder ė Lachen d natürliche↲
Zeichen ė heitern Stim̅g ist, sond ↲
sie haben [ü.Z.:]erhalten ihre Bedeutg durch
die positive Bestim̅g der Men↲
schen. erhalten.
 13.111[2]  Es könnte ė also [i.Z.:]z.B. das, was↲
wir Rombus nennen, eben so↲
gut Ofen nennen, u sagen ↲
Unter einem Ofen verstehe ich↲
ė gleichseitiges Parallelogram̅ ↲
mit schiefen Winkeln.↲
 13.111[3]  Daher lässt sich auch an u. ↲
für sich über Namen und↲
Definitionen nicht streiten
[l.R.:](Zahl, ob Eins? – Wenn/ bestim̅te Vielheit: nein;/ Wenn das, was angibt / wie viele, ja, u sogar/ keins eine Zahl. cf. Arnauld IV, 5 [u.Z.:](Simon Stevin .) / Person, ob vernünftiges/ Individuum od ver/nünftiges Suppositum.)/
 13.111[4]  19. Nichtsdestoweniger wäre es↲
zweckwidrig [ü.Z.:]zu tadeln, wenn einer ohne
triftigen Grund den die her↲
köm̅liche n Bedeutg ė Namens↲
ändern, also z.B. das↲
Wort Ofen im Sinne des↲
Wortes Rombus gebrauchen↲
wollte.↲
 13.111[5]  Nach jeder Seite hin würde da↲
durch der Zweck [ü.Z.:] Vortheil den d Sprache↲
[l.R.:]bietet, beeinträchtigt werden.↲
   

138
   
 13.112[1]  1' a) Denn zunächst ist offenbar, dass↲
sie zu ė minder vollkom̅nen Mittel↲
des Gedankenaustausches werden↲
[l.R.:] u häufige Missverständnisse zur Folge [ü.Z.:]haben würde.↲
 13.112[2]  [l.R.:]2' Und ins Extrem geführt,↲
d.h. wenn einer jedesmal jeden↲
beliebigen Sinn dem Worte ge↲
sellte, würde d Zweck sogar↲
vollständig vereitelt sein. Spräche↲
ja doch der Sprechende ė ganz↲
neu erfundene u jedem Hören↲
den [ü.Z.:]völlig fremde Sprache.↲
 13.112[3]  b) Aehnliches gilt aber dan̅ auch↲
für d Dienste, w d Sprache dem↲
Denken des Einzelnen leistet,↲
indem, wie wir früher bemerkt,↲
das [ü.Z.:] associirte Wort dem Begriff als↲
Unterscheidungszeichen dient u ↲
das Gedächtniss unterstützt.↲
 13.112[4]  1' Verbindet Jemand mit ė Wort,↲
das er in gew Sinn zu ge↲
brauchen gewohnt [ü.Z.:]ist, [ü.Z.:]durch willkürliche Aenderg ė andre Be↲
deutg, so schafft er sich ė ↲
Aequivocum, u, indem die↲
frühere Gewohneit nachwirkt,↲
wird es ihm unvermerkt be↲
gegnen, dass das früher damit↲
Bezeichnete wieder dem Worte sich↲
assiciirt, und er wird nun↲
leicht den einen Begriff mit↲
dem andern verwechseln; um↲
so leichter, je näher sich die↲
beiden Begriffe stehn.↲
 13.112[5]  2' Bei einer durchgängig will↲
kürlichen Aendrg d Bedeutgn ↲
der Worte, würde die↲
Sprache gänzlich aufhören ė ↲
Hilfe für d Unterscheidg der↲
Begriffe u ė Stütze des Gedächt↲
nisses zu sein. Jede Bedeutg
wäre jedem, od vielmehr k
Bedeutg k Worte associirt .↲
 13.112[6]  So also ist d Willkür im↲
Gebrauch d Namen durch d ↲
Gesellschaft u durch d eigne ↲
Gewohnheit beschränkt.↲
 13.112[7]  In Folge dessen ist denn auch
d Nominaldefinition nicht↲
mehr willkürlich ↲
 13.112[8]  Sie sagt nicht im̅er bloss: unter ↲
dem Namen verstehe ich das [ü.Z.:] u das,↲
od unter dem Namen [ werde | [ü.Z.:]will ]
ich das [ü.Z.:] u das verstehen ; sond auch:↲
unter dem Namen pflege ich
das zu verstehen, od auch↲
pflegt man das zu verstehen.↲
Unter diesem Gesichtspuncte
nun [ü.Z.:]ist d Nominaldefi↲
nition allerdings der Will↲
kür d
Augenblicks entrückt↲
u kan̅ d Ggstand d Streites ,↲
ja sehr schwieriger Unter -↲

139
suchungen werden.↲
 13.113[1]  Dies dann, wenn es sich um↲
verschwom̅ene Ausdrücke han↲
delt, wie es die des Volkes↲
u in Folge dessen die d eignen ↲
Gebrauchs, so weit sie aus↲
d allgmeinen Sprache genom̅en ↲
werden, sehr häufig sind. Oft
sind solche Ausdrücke, ohne dass↲
man sich dessen bewusst ist ↲
aequivok u spotten so der↲
Mühe dessen, der, diese [ü.Z.:] ė Möglk übersehend,↲
alle Fälle ihrer Anwendg aus↲
einer Bedeutg bgreifen will.↲
Die Feststellg d Nominaldefinition↲
wird also auf diese Weise ė mehr↲
[l.R.:] od minder schwieriges Problem.↲
 13.113[2]  Die Platonischen Dialoge haben↲
oft ein solches zum Ggstand,↲
u schon vor Platon hat Sokra↲
tes
sich mit derartigen Unter↲
suchungen beschäftigt.↲
 13.113[3]  Natürlich muss d Lösg ė solchen↲
Problems nach d Regeln d Ent↲
deckg
gesucht, u nach denen d ↲
Prüfg geprüft werden, wovon↲
zu sprechen hier [ü.Z.:]noch nicht des Ortes↲
 13.113[4]  Nur das kan̅ flüchtig gsagt werden,↲
dass d circumscriptiven Definitionen↲
durch Beispiele gewöhnl d Mittel zur↲
Auffindg d strengeren Nominaldefinition↲
werden.↲
   

140
   
   
33.
 13.114[1]  20. Von der Nominaldefinition↲
unterscheidet man die s.g. ↲
Realdefinition
 13.114[2]  Diese unterscheidet sich dadurch↲
von der s.g. [ü.Z.:] blossen Nominaldefinition,↲
dass sie ausser der Bedeutg
ė Namens d wirkliche od
doch mögliche Existenz des↲
[l.R.:]genannten Gegenstandes erkennen läßt.↲
 13.114[3]  [l.R.:] ? Anders scheint d Usus / cf Arnauld . Goudin . / Mill./ Was ich hier/ Realdef. nenne / berührt sich/ zum Theil mit/ d genetischen,/ näml bei denen / deren Möglk / nicht sofort/ einleuchtet./ Indessen zu vgl / Arist. , wo er gew / Definit., w d hier/ ggebnen Bedinggn / nicht erfüllen / tadelt./
 13.114[4]  [l.R.:] N Namen Realdef / in m. Sin̅ , wäre/ insofern passend,/ als ė solche Def. / nur solchem / was s kan̅, zu/kom̅en kann./ In dem and. Sinn, / wäre es ė Aendrg / d Subjects d Satzes,/ od d Bedeutg des „ist“,/ w bei d Nominaldef / = „bedeutet“. /
 13.114[5]  So z.B. wäre es ė Realdefini↲
tion, wenn ė sagte: ė Kreis
ist ė Figur, w ė gerade↲
Linie, wenn sie in ė Ebene↲
um ihren einen [ü.Z.:]ruhenden Endpunct ↲
gedreht wird, mit ihrem↲
anderen Endpuncte umschreibt.↲
Dagg nennt man [ü.Z.:]es ė blosse No↲
minal
definition, wenn ė sagt:↲
ė Kreis ist ė ebene Figur,↲
bei der alle Puncte der sie↲
begränzenden Linie von einem↲
Puncte in ihr gleich weit ab↲
stehen.↲
 13.114[6]  Indessen würde für den, w ↲
die Möglk einer [ü.Z.:]solchen Figur↲
nachgewiesen hätte, auch
diese Definition des Namens↲
Kreis , sofort die Möglichkeit↲
ė Kreises erkennen lassen, u ↲

141
sie wäre für ihn also zugleich↲
Realdefinition.↲
 13.115[1]  So kann denn überhaupt jede
Nominaldefinition die↲
[l.R.:] ė Ggstand, der ist oder doch↲
sein kann, bezeichnet, durch↲
den Nachweis davon zur Real↲
definition gemacht werden.↲
 13.115[2]  Daher sagen Manche auch, ob↲
wohl nicht ganz genau, eine↲
Realdefinition sei ė Nominal↲
definition u etwas mehr
[l.R.:](?), näml ↲
die Behauptg der Existenz od
Möglk ihres Ggstandes.↲
 13.115[3]  [l.R.:] Mill / [roter_Farnbstift:] Aendrg d Sinns / Unpraktisch!/ Daher v Mill / auch aufgegeben!/ Entschuldigg:/ Schon vor ihm/ Alteration. / [(z.B. Arnauld )?] / Whately? /
 13.115[4]  [Bleistift:] Richtig ist [ü.Z.:] näm [ dass die Rn aller↲
dings |allerdings dass die Realdefinition] ė Nomdfn ist u etw ↲
mehr. Dieses Mehr liegt↲
aber nicht sowohl in d ↲
Hinzu↲
függ ė Behauptg, die ja falsch↲
sein könnte, sond [ü.Z.:]als darin, dass↲
sie mit d Bedeutg auch zugleich↲
die wirkliche od mögliche Exis↲
tenz des Ggstandes erkennen↲
lässt. [i.Z.:] (sie berechtigt zur sofortigen Be/ [u.Z.:] hauptg, ohne sie einzuschliessen /
 13.115[5]  21 Noch ist zu bemerken dass der↲
Ggstand der Realdefinition↲
keineswegs ė Sache od etw ↲
als Sache Vorgestelltes sein muss.↲
Es kann eben so gut, ė Collec↲
tivum
od Divisivum od ↲
ė Gränze od ė Ariston od ↲
irgend etwas anderes sein,↲
von dem man mit Wahrheit↲
sagen kan̅, dass es existire ↲
od doch existiren könne.↲
 13.115[6]  22. Zur Vermeidung ė jeden↲
Missverständnisses wollen↲
wir jetzt, nachdem wir so↲
viel und in so vielfachem ↲
Sinne von Definitionen ge↲
sprochen haben, die sämt↲
lichen Bedeutgn
des Wortes ↲
die wir vereinzelt ken̅en gelernt↲
haben, zusam̅enstellen.↲
 13.115[7]  I sprachen wir von Definition,↲
da wir von d logischen Theilen ↲
im Unterschied v d metaphysi↲
schen u physischen handelten.↲
Dort bedeutete d Definition
ė aus mehreren Namen zusam̅en↲
gegliederten Namen, w die sämt↲
lichen logischen Theile ė logi↲
schen Ganzen von d höchsten Gattg ↲
bis zur niedrigsten Art ihrer↲
Stufenfolge nach nennt.↲
   

142
   
 13.116[1]  II sprachen wir von Definition↲
da wir von d Classification
d Begriffe u den Gattgn u ↲
Arten und Differenzen im↲
weitern Sinn handelten.↲
Es war die Definition der Art
begriffe von der wir redeten, u ↲
wir bestim̅ten sie als ė aus↲
mehreren Namen zusam̅enge↲
gliederten Namen, w die Gattgn ↲
u Differenzen ė Artbegriffes ihrer↲
Stufenfolge nach verzeichnet ↲
od auch zweigliederig der näch↲
sten Gattg u d letzten Differenz↲
ė Artbegriffs entspricht.↲
 13.116[2]  NB . die Definition war ė Defi↲
nition des Wesens wenn die↲
Classification auf der [ihre| [ü.Z.:]sie ]
beruhte, nach wesentln Be↲
stim̅gn gebildet war.↲

 13.116[3]  III sprachen wir von Definition,↲
da wir von d Verhältnisse↲
gleichbedeutender Namen zu↲
einander sprachen.↲
 13.116[4]  Es war dies d Definition im
Sinne der Nominaldefinition . ↲
d. h. die Erklärg eines in irgend

143
34
ė Weise minderverständlichen↲
Ausdrucks durch ė gleichbedeut↲
enden verständlicheren.↲
 13.117[1]  Die Definition konnte verständ↲
licher sein entw als bekannte↲
rer od minder aequivoker od
schärferer od marquirenderer ↲
Namen.↲
 13.117[2]  Diese Definition war nicht
nothwendig mehrgliederig , ob↲
gleich die mehrgliederigen u ↲
analysirenden Ausdrücke↲
sich in d vfachen Beziehung↲
als hauptsächlich zu Nominal↲
definitionen geeignet er↲
wiesen.↲

 13.117[3]  IV sprachen wir von der No↲
minaldefinition im weiteren
Sinne, nämlich von der↲
circumscriptiven Definition
od Beschreibg, sie ist eine↲
Nominalerklärg durch e ↲
nicht gleichbedeutenden aber↲
doch auf die Bedeutg des↲
definirten Namens hin↲
weisenden (sie kennzeichnen↲
den) Ausdruck.↲
 13.117[4]  [l.R.:] Bes. dienl war d circumscrip/tive Definition durch Beispiele./ Sie ist auch dadurch ausge/zeichnet, dass sie der Weg zur Auffindg ė Nominalde/finition im eigentln Sinne d / Wortes ist./
   

144
   
 13.118[1]  V endlich sprachen wir von↲
der s.g. Realdefinition, d. i.↲
ė derartigen Nominalde↲
finition, w mit d Bedeutg ↲
des definirten Namens zu↲
gleich die wirkliche od ↲
mögliche Existenz des↲
genannten Ggstandeser↲
kennen lässt.↲

 13.118[2]  23. So viel von d Definitionen.↲
Ehe wir aber v d Betrachtg ↲
d Verhältnisse d [ü.Z.:]synonymen Namen↲
scheiden müssen wir ė Blick↲
auf ė Frage werfen, die↲
[l.R.:] v Verschiedenen in verschiede↲
nem und entgggesetztem Sinn↲
beantwortet worden ist. Sie↲
betrifft d s.g. concreten u
abstracten Namen, die sie ↲
alle aus d Gram̅atik kennen:↲
schön u Schönheit ↲
gut u Güte ↲
möglich u Möglichkeit ↲
[l.R.:] ( vergangen vergangenheit
Und ebenso hat man aus↲
dem üblichen Wort Mensch ↲
in der Philosophie d Wort↲
Menschheit, aus Stein Steinheit ↲
gebildet.↲
 13.118[3]  Von diesen concreten u ↲
ihren entsprechenden ab↲
stracten Namen fragt es↲
sich also, ob sie einander
synonym seien od nicht.↲
Und dasselbe fragt sich in↲
Betreff der Participia u der↲
betreffenden Infinitive, denn↲
d Verhältniss ist hier ein↲
ganz ähnliches.↲
 13.118[4]  Sind sterbend u Sterben,↲
lebend u Leben ↲
schlagend u Schlagen ↲
wohnend u Wohnen [l.R.:]auch Mensch u Mensch=sein / denn Mensch u Mensch/seiend ist offenbar das/selbe gleichbedeutende Ausdrücke ↲
od ist d Sin̅ des ė u an↲
dern Namens ė verschiede↲
ner?↲
 13.118[5]  [schw.T.:]a) Ohne Zweifel sind sie einander↲
nicht synonym.↲
 13.118[6]  Denn wäre dies, so müsste man↲
sagen können, ė Tugendhafter↲
sei ė Tugend u umgekehrt, u.dgl. ↲
was offenbar nicht möglich ist.↲
[l.R.:] [Bl.:] [ NB auch Gotth u Gott / scheinen nicht dasselbe/ zu bedeuten. Den̅ Gott/ ist zwar nicht aus/ mehreren realen meta/physischen Theilen aber aus Substanz/ u Beziehgn u Aoris/ten (gedacht &c) zu/sam̅engsetzt??]
 13.118[7]  [schw.T.:]b) Dagg sagt man ė Tugend↲
hafter habe ė Tugend, u das↲
die Tugend habende u Tugendhafte
sind [ü.Z.:]bedeuten in d That ė u dasselbe.↲
Ebenso ist das Schöne das↲

145
Schönheit habende, u das↲
Geformte das ė Form habende ↲
u.s.f.↲
 13.119[1]  c) Wie verhält sich also d Begriff↲
d Schönheit zu dem des Schönen?↲
Offenbar in ähnlicher Weise↲
wie der des Geflügelten zu [Bl.:]dem↲
[schw.T.:] der Flügel n; denn auch dieses↲
ist nicht die Flügel, hat aber↲
die Flügel, u das Flügel habende ↲
u das Geflügelte sind dasselbe.↲
 13.119[2]  d) Es verhält sich also das eine↲
zum andern wie das einem
Theile nach genannte Ganze
zu dem Theile, nach welchem↲
es genannt wird.↲
 13.119[3]  e) Die Theile aber sind theils ↲
physische, theils metaphy
sische wie z.B ė Eigenschaft,↲
theils logische wie ė allge↲
meines Merkmal.↲
 13.119[4]  Der [ü.Z.:]Bei dem Namen Flügel ist das, was er↲
bezeichnet, ė physischer Theil.↲
Bei dem abstracten Namen↲
dagg ist es gewiss, dass sie k
physischen Theil nennen[Bl.:], [schw.T.:]viel↲
mehr wird nur darüber ge↲
stritten, ob sie ė metaphysi
schen oder logischen bezeichnen.↲
Vielleicht löst sich der Streit↲
durch Anerkennung einer Aequi↲
vocation. Manchmal mag der

146
[Bl.:]35 es folgt 39.
unter dem abstracten Namen↲
ė blosser logischer Theil ver↲
standen werden, [ü.Z.:] manchmal aber u gewöhnlich
versteht man darunter ė meta
physischen Theil. Denn wir↲
sagen z.B. die Röthe ist ė ↲
Farbe, Barmherzigkeit ist↲
ė Tugend u.s.f. während wir↲
sonst sagen müssten: [hat| [ü.Z.:]enthält ] eine↲
Farbe, hat eine Tugend od etw ↲
der Art, was nicht das Verhält↲
niss der Identität, sond das↲
ė Ganzen zu [ü.Z.:] ė ihm zugehörigen Theile anzeigte.↲
Denn wenn Farbe u Röthe logi↲
sche Theile bezeichnen, so ist Farbe↲
ė Theil v Röthe; wenn sie aber
metaphysische Theile bezeichnen ↲
so ist d Farbe eines rothen ↲
Dinges u die [ü.Z.:]seine Röthe dasselbe, [ü.Z.:]sie bezeichnen den↲
selben metaphysischen Theil.↲
 13.120[1]  f. Andere übertragene Bedeutgn ↲
der abstracten Namen brauche↲
ich gar nicht [ü.Z.:]kaum zu erwähnen,↲
wie z. B. einer der schön↲
ist, namentl wenn er in aus↲
gezeichnetem Maasse schön ist,↲
ė Schönheit genannt wird [l.R.:] Platons Ideal ; od
auch, wiederum in ė andern Weise,↲
etw was Leben gibt, wegen der↲
ursächlichen Beziehg, selbst Leben↲
genannt wird: Ich bin d Weg ↲

147
die Wahrheit u das Leben. ↲
Die sprachliche Form mag hier↲
[l.R.:]die gewöhnle Form ė [ a | [i.Z.:]A ] stract [i.Z.:]ums sein, die Bedeutg ist↲
die eines Concretums, wie ja
auch umgekehrt die sprachliche↲
Form [ü.Z.:]die gewöhnle Form ė concret [i.Z.:]ums sein kann, während↲
d Bedeutg [ü.Z.:]die ė [ a | [i.Z.:]A ] bstract [i.Z.:]ums ist, wie z. B.↲
wenn ich sage Roth ist ė Farbe.↲
 13.121[1]  g. So viel also von dem Verhältnisse ↲
d abstracta zu den Concretis (denn↲
auf d Gebrauch, den speciell die↲
theologische Terminologie davon↲
macht, können wir hier nicht↲
eingehn .) ↲
   

147
   
   
36
    [schw.T.:] Von d Aussagen.↲
  
1. Alle unsere sprachln Ausdrücke,↲
die etw bedeuten, sind Ausdrücke
von etw was in unserer Seele ge↲
schieht, bedeuten aber etw anderes.↲
Denn wir sprechen ja nicht [ü.Z.:]zu einander bloss v psychi↲
schen Vorgängen in uns ausser et↲
wa in einzelnen Fällen, wenn↲
sich gerade auf diese unser Gespräch↲
richtet, sond von Ggständen, v ↲
Zahlen u Raumgrössen u allen↲
Arten v Phänomenen der äusse↲
ren Natur.↲
   2. Dies sahen wir schon bei den↲
Namen, von denen wir gehandelt.↲
Sie sind ohne Zweifel der Aus↲
druck
(nur freilich der unfertige↲
Ausdruck) unserer Vorstellungen.↲
Nennt [ü.Z.:]Spricht einer einen Namen[ü.Z.:] aus, so↲
ist das ė Zeichen dafür, dass↲
er ė gew Vorstellg hat.↲
Die Bedeutg des Namens aber↲
ist nicht diese Vorstellg, sondern↲
der Ggstand der Vorstellg. Dieser↲
wird durch den Namen genannt.↲
   3. Aehnlich es ist es nun auch bei den↲
Aussagen, d.i. bei jenen sprachlichen↲
Ausdrücken, die etwas bejahen od. ↲

xxx
verneinen. [Bl.:]
[schw.T.:]Sie sind Ausdrücke u zwar↲
fertige Ausdrücke (denn nicht↲
mit blossen Namen, wohl aber↲
mit Aussagen sprechen wir↲
zu einander) von etwas was↲
in unserer Seele stattfindet,↲
sie bedeuten aber etwas anderes.↲
   4. Das in unserer Seele, wovon die↲
Aussagen der Ausdruck sind, sind↲
unsere Urtheile . (wie man↲
darum auch öfters sagen hört,↲
ė Aussage sei ein in Worten↲
ausgedrücktes Urtheil). Macht↲
ė ė Aussage, so ist dies ė Zeichen↲
dafür, dass er ė gew Urtheil ↲
hat.↲
   5. Das aber ↲
bedeuten ist damit noch nicht↲
festgestellt.↲
   6. Wäre das Urtheil, wie gar↲
Viele lehren, nichts anderes↲
als ė Zusam̅ensetzgg zweier
Vorstellgn , so wäre die Frage↲
nach unsern früheren Erörte↲
rungen leicht entschieden.↲
Die Bedeutg des Urtheils würde↲
dann der Ggstand des Urtheils↲
sein.↲
   7. Allein dies ist nicht richtig, wie↲
früher gezeigt. [l.R.:] [Bl.:]a) [schw.T.:]Verbundene↲
Vorstellgn geben eine com↲
plicirte Vorstellung
aber kein↲
Urtheil. Denn ė Urtheil u ↲
ė complicirte Vorstellg sind↲
keineswegs identisch.↲
[l.R.:] [Bl.:]b) [schw.T.:] E Urtheil ist ein psychisches↲
Phänomen von ė ganz anderen
Gattg als ė Vorstellg.↲
Wäre dies nicht d Fall, wären↲
d Urtheile nur ė besondere Art↲
von Vorstellgn, so würden die↲
Aussagen, die Ausdrücke der↲
Urtheile, wenn auch vielleicht↲
etwas anderes, doch in dem↲
selben Sinne
etwas bedeuten,↲
wie die Namen, die Ausdrücke↲
anderer Vorstellungen sind. Aber↲
sie bedeuten, wie wir schon oben↲
sahen, [ü.Z.:]was sie bedeuten in ė ganz anderen
Sinne. Die Aussagen zeigen
an, was sie bedeuten, geben es
[l.R.:] [Bl.:] Kenntniss davon [schw.T.:] kund, während dies die Namen↲
nicht thun. Die Namen nennen,↲
die Aussagen sagen aus.↲
Es folgt also nicht, dass weil↲
die Namen die Gegenstände↲
des psych. Phänomens bedeuten,↲
dessen Ausdruck sie sind,↲
dasselbe auch bei d Aussagen↲
der Fall sein, dass also diese↲
die Gegenstände der betreffenden↲
Urtheile bedeuten müssen.↲
   

xxx
   
   8. Ja es ist dies auch gar nicht
möglich.↲
Denn [ü.Z.:] d Urtheil u die ihm zu↲
Grunde liegende Vorstellg haben↲
denselben Ggstand, u densel↲
ben haben auch Bejahung
u Verneinung ähnlich wie Liebe↲
u Hass, wenn sie auf das↲
selbe Object sich beziehen.↲
Somit würden diese der Namen
u die beiden entgggesetzten
Aussagen dasselbe bedeuten,↲
u namentlich Bejahg u Ver↲
neing dasselbe kund geben,↲
was offenbar lächerlich ist.↲
Über dasselbe mögen wir↲
mit Recht sagen, dass sie↲
Anzeige machen, aber das↲
selbe
zeigen sie offenbar nicht↲
an.↲
   9. Wie finden wir also die Ant↲
wort auf unsere Frage, was↲
die Aussagen bedeuten?↲
Blicken wir auf das, was fest
steht, dass die Aussage d Aus
druck unseres Urtheils ist. Die↲
Bejahung [ü.Z.:]ist d Ausdruck unserer↲
Anerkennung, die Verneing der↲
Ausdruck unserer Verwerfg ė ↲
Ggstandes u. zeigt sie an.↲
Was thut [ü.Z.:]nun der, der ė Urtheil fällt,↲
etwas anerkennt od verwirft?↲
Offenbar behandelt er das, was er↲

xxx
[Bl.:]37
[schw.T.:] beurtheilt [Bl.:], [schw.T.:] als etwas[Bl.:], [schw.T.:]was so zu
beurtheilen ist, wie er es beur↲
theilt. Wenn er es anerkennt,↲
behandelt er es als etwas was↲
anzuerkennen, wenn er es ver↲
wirft[Bl.:], [schw.T.:]als etwas was zu verwerfen↲
ist.↲
Setzen wir daher den Fall, es↲
würde einem gegeben, dass es↲
das Urtheil eines Anderen, u ↲
eines solchen, auf dessen Einsicht↲
er vertraute, unmittelbar wahr↲
nähme, so würde ihm dieses↲
Urtheil zugleich anzeigen, wie
s Ggstand zu beurtheilen , ob↲
er anzuerkennen od zu ver↲
werfen sein.↲
In gleicher Weise wird er dies↲
aber thun, wenn es statt un↲
mittelbar wahrgenom̅en zu wer↲
den, mittelbar durch den sprach↲
lichen Ausdruck erkannt wird.↲
Es wird auch dann uns kund
gegeben[Bl.:], [schw.T.:] wie wir über s Ggstand
urtheilen sollen. Und dieses[Bl.:],↲
[schw.T.:]was uns in solcher Weise das↲
Urtheil kundmacht, nennen wir↲
den Inhalt de Urtheils.↲
Während uns aber das Urtheil
[l.R.:]in ėsolchen Fall s Inhalt anzeigt, zeigt uns
der sprachliche Ausdruck eines↲
Urtheils, die Aussage offenbar↲

xxx
ein doppeltes an:↲
1. das Urtheil , dessen Ausdruck es [u.Z.:]ist. 2. mittels des Urtheil, dass der
Ggstand in ė gew Weise zu be↲
urtheilen
, anzuerkennen od ↲
zu verwerfen ist, mit einem↲
Worte: den Inhalt des Urtheils.↲
Ist die erste Anzeige wahr, so heisst↲
die Aussage eine wahrhafte, ist↲
sie unwahr, eine lügenhafte Aus↲
sage, ė Lüge.↲
Ist die 2te Anzeige wahr, so↲
heisst die Aussage ė wahre, ist↲
sie unwahr ė falsche Aussage,↲
ė Unwahrheit.↲
Und es ist deutlich, wie in der↲
verschiedensten Weise diese Unter↲
schiede sich combiniren.↲
Eine doppelte Anzeige also wird↲
in der Aussage gemacht, aber↲
nur von der einen sagen wir[Bl.:],↲
[schw.T.:]dass sie die Aussage sei, u ↲
das kann offenbar keine andere↲
sein als die[Bl.:], [schw.T.:] deren Wahrheit
die Wahrheit der Aussage aus
macht, also die Anzeige des
Inhalts des Urtheils.↲
So also ist das, was ausgesagt↲
wird, der Inhalt des der Aus↲
sage entsprechenden Urtheils.↲
[zw.Z.:]Dieser also ist die Bedeutung der Aussage.
od mit a. Worten:↲
Die [ü.Z.:] Bedeutg einer Aussage sagt durch den
Ausdruck ist, dass über einen
gew Ggstand so [ü.Z.:]zu beurtheilen wer↲
den soll
sei, wie er in dem↲
durch sie ausgedrückten Urtheil ↲
beurtheilt wird.↲
od. auch (denn all dies besagt↲
dasselbe): die Richtigkeit des [ü.Z.:] [Bl.:]Wahrheit des in
[l.R.:]dem [schw.T.:]durch ausgedrückten Ur↲
theil [ s | [i.Z.:] [Bl.:]e ] anerkannten od d Falschheit↲
[zw.Z.:]des darin verworfenen Ggstandes . [schw.T.:] z. B. wenn ich sage: Es gibt
ė Gott, so ist diese Aussage↲
der Ausdruck davon, dass ich↲
Gott anerkenne. Ihre Bedeutg ↲
aber u das was sie aussagt,↲
ist die Richtigkeit dass Gott↲
durch ė richtiges Urtheil aner↲
kannt werden kann, dass er↲
anzuerkennen ist.↲
Und wenn ich sage: Es gibt↲
keine Chamäleon, so [l.R.:]ist dies d Ausdruck davon, dass ich das Chamäleon verwerfe, es bedeutet↲
dies [ü.Z.:]aber, dass dieser Ggstand zu↲
verwerfen ist.↲
Und in dieser Weise belehren↲
uns die [ü.Z.:]wir einander durch unsere Aussagen über die↲
Ggstände.↲
   1. Nachdem festgestellt ist, was↲
d Aussagen aussagen, fragt↲
es sich nun weiter wie sie↲
aussagen.↲
Ich meine hier nicht mehr↲
das, was bereits erörtert wurde,↲
näml dass sie mittelbar aus↲
sagen, indem sie unser Ur↲
theil ausdrücken, das die↲
Bedeutg der Aussage zum Inhalte [u.Z.:]hat.
   

xxx
   
   2. Ich frage vielmehr: wie drückt
sie dieses Urtheil aus?↲
Nennt sie es?↲
Nein! so wenig der Namen die↲
Vorstellg nennt, die er aus↲
drückt, so wenig die Aus↲
sage das Urtheil, sie nennt es↲
weder, noch schliesst sie seinen↲
Namen ein.↲
   [l.R.:] [Bl.:]a) Sagt sie es aus? Nein nach d Gsagten. / Nein! sie ist ja k Namen ,/ aber sogar die Namen nennen/ nicht das psych Phänomen,/ das sie ausdrücken. Jedes/ Nennen ist ė mittelbares Bezeichnen./ Sie drückt es aus [u.Z.:]unmittelbar wie ė Schrei / den Schmerz ausdrückt u, um/ von [ü.Z.:] andern positiven Zeichen zu sprechen ė Namen d Vorstellg ausdrückt.↲
   b) Weil aber das Urtheil, w die↲
Aussage ausdrückt ė ganz
andre Gattg v Phänomenen ist↲
als die Vorstellg, von der der↲
Namen der Ausdruck ist, so↲
muss [ü.Z.:]wird hat d Sprache auch ė andere
[l.R.:] Gattg von Ausdrücken bilden[ü.Z.:] gebildet .↲
   c) Ferner ist von vorn herein an↲
zunehmen, dass, weil dem was
durch die Aussage Ausgedrückt[ü.Z.:]en
wird ė Vorstellg zu Grunde
zu liegt u [ü.Z.:]in gew Weise von ihm eingeschlossen↲
wird, auch dem Ausdruck der↲
Ausdruck einer Vorstellg [l.R.:] also der Aussage ein Namen zu
Grunde liegen u von ihr ein
geschlossen sein wird ↲
   c) Ferner, weil das, was durch↲
die Aussage ausgedrückt wird ↲
[zw.Z.:]zwar als ė zweites zur Vorstellg hinzukom̅t, aber
[l.R.:]doch, wie auch eben bemerkt, ohne Vorstellg undenkbar u ↲
nicht von ihr trennbar ist, so↲
läßt sich zum Voraus sagen, dass↲

xxx
38
das, was der Ausdruck mehr↲
als der Ausdruck der Vor↲
stellg enthält, für sich allein
genom̅en keine Bedeutg haben↲
wird↲
, obwohl es mit dem↲
andern verbunden mehr besagt↲
als dieses allein.↲
Ein einfacher oder mehrgliede↲
riger Namen u ė zu dem↲
Namen hinzukom̅endes Zeichen↲
der Beurtheilg des Genannten,↲
das für sich allein genom̅en ↲
nichts heisst [ also ė synkatego↲
rematischer Ausdruck ist] ↲
werden die Bestandtheile des↲
Ausdrucks des Urtheils sein.↲
   d) Alles diese also lässt sich von↲
vornherein bestim̅en und auch
noch das können wir zum↲
Voraus angeben, dass das↲
zum Namen hinzugefügte↲
Zeichen von ė doppelten Art
s werde, entsprechend der↲
doppelten Weise der Beurtheilg ↲
desselben Ggstandes. Das↲
eine wird den Namen zu ė ↲
[l.R.:] Ausdrucke der Annahme,das andre zum↲
[l.R.:] Ausdrucke der Verwerfg machen.↲
   e) Alles das scheint von vorn↲
herein erwartet werden [zu müssen] ↲

xxx
19.
während anderes der Willkür der↲
Sprachbildung überlassen↲
bleibt.↲
   3. Blicken wir auf das, was die↲
Sprache thatsächlich zeigt,↲
so finden wir auch die Er↲
füllg aller dieser Bedinggn.↲
A ist, u A ist nicht sind↲
die allgemeinen Formulare in↲
[l.R.:]in denen man jede[i.Z.:]s Aussage [ü.Z.:] Urtheil fassen kan̅ . Und es bezeich↲
net in ihnen „A“ den Namen,↲
ist“ aber u „ist nicht“ das ↲
[l.R.:]was den Namen (den Ausdruck der dem Urtheil Namen [ü.Z.:]zu Grunde liegenden Vorstellg) zur Aussage, zum Aus↲
druck des anerkennenden↲
od verwerfenden Urtheils↲
ergänzt. Für sich allein
genom̅en bezeichnet „ist“ u ↲
„ist nicht“ gar nichts. Es↲
wird nichts darin ausgesagt
u nichts darin genannt, denn↲
der würde irren der glaubte,↲
das das „ist“ od „ist nicht“ einen↲
Namen mit einer Inflection ↲
enthielte, wie wenn einer sagte ↲
lebt, schlägt = ist lebendig,↲
ist schlagend, da es vielmehr
selbst ähnlich wie ė blosse
Inflection zu betrachten ist, ent↲
sprechend der von uns gegebe↲
nen Erklärg. A ist , ist der↲
Ausdruck des Urtheils [ü.Z.:] w das [ü.Z.:] mit A genan̅te ↲
anerken̅t u nicht der ė Verbindg ↲
[l.R.:] od Einheit von etw was mit ė u. etw was↲
mit ė andern Namen genannt↲
wird.
   4. Die Sprache weicht vermöge↲
ihres Reichthums natürlich↲
von dem Formulare, wie wir↲
es gegeben haben, manich↲
fach ab.↲
So weit die Logik dabei interes↲
irt ist, werden wir bei der↲
Eintheilg der Aussagen darauf↲
zurückkom̅en. Dann wer↲
den wir auch von Subject
u Prädicat hören, deren↲
Erwähng Sie in den bisher↲
gegebnen allgemeinsten↲
Bestim̅gn über d Ausdruck↲
der Urtheile vielleicht ver
misst haben. Wir werden↲
sehn u sehn bereits jetzt,↲
wenn wir auf unser allge↲
meinstes Formular blicken,↲
dass sie, wie auch im̅er ↲
dienlich, jene fundamentale
Bedeutg nicht haben, die↲
ihnen gewöhnlich beigelegt↲
wird.↲
   5. NB. Das was in d Aussage↲
genannt wir nennt man↲
auch d Materie d Aussage ↲
Das was sie mehr als der↲
in ihr eingeschlossene Namen ↲
bedeutet, könnte man ihre↲
Form nen̅en. Man hat es aber↲
gemeiniglich ihre Qualität zu nen̅en [u.Z.:]beliebt.↲
   

xxx
   
   
ad 39,b
   [ 4 | [i.Z.:]5 ] Seit Kant pflegt man [ü.Z.:]die Logik wenigstens in [1 W. unl.]
[1 W. unl.] die Urtheile [ü.Z.:] Aussagen unter 4
Gesichtspuncten einzutheilen,↲
die man Qualität, Quanti↲
tät
, Relation u Modalität
genannt hat, u die meisten↲
scheinen wie Kant, der hierauf↲
die wesentlichsten Sätze seines↲
Systems gründete, diese↲
Gesichtspuncte für vollkom̅en
erschöpfend zu halten.↲
Es gilt dies wie ein Dogma
an das keiner prüfend rührt.↲
   [ 5 | [i.Z.:]6 ] Wir aber müssen es thun ↲
u die Kritik wird uns hier↲
nichts als ė eingewurzeltes
Vorurtheil zeigen, das voll↲
ständig unbegründet u irrig ↲
Es wird sich zeigen dass dies↲
weder d einzigen Gesichts↲
puncte sind, die [ü.Z.:]bei d Eintheilg d Urtheile für d Logik↲
in Betracht kom̅en, noch↲
dass sie jene Bedeutg haben ↲
die man ihnen beimisst.↲
   7 Freilich werden wir dabei nicht ↲
wie Kant wollte „auf die blosse↲
Verstandesform im Urtheile Acht↲
geben“ u „von aller Materie
des Urtheils überhaupt abstrahiren [u.Z.:]
   

xxx
   
   
39.
   [schw.T.:]1. „Wenn wir, sagt Kant in seiner be↲
rühmten Kritik der reinen Vernunft,↲
von allem Inhalte ė Urtheils überhaupt“↲
[d.i. von der Verschiedenheit↲
s Ggstände [l.R.:] cf Elementarlehre, Einleitg I. 1), [ü.Z.:]wie wir sagen würden von seiner Ma↲
terie] abstrahiren u nur↲
auf die blosse Verstandesform
darin Acht geben, so finden↲
wir, dass die Function des Den↲
kens in demselben unter 4
Titel gebracht werden könne, deren↲
jeder 3 Momente unter sich ent↲
hält. Sie können füglich in↲
folgender Tafel vorgestellt werden.
   I↲
Quantität d Urtheile
allgmeine ↲
besondere↲
einzelne↲
II↲
Qualität
bejahende↲
verneinende↲
unendliche↲
III↲
Relation
kategorische↲
hypothetische↲
disjunctive ↲
IV↲
Modalität
problematische↲
assertorische↲
apodiktische↲
   2. Aufgegeben hat man bei↲
den beiden ersten u mehr u mehr↲
auch bei dem 3ten das dritte Glied.↲
a) Das einzelne rechnete man als all↲

xxx
gemein;
b) das unendliche als bejahend ↲
c) das disjunctive (wobei Kant ↲
Sprachgebrauche sich ent↲
fernt: denn ich kann sagen: die↲
Menschen kom̅en nicht in Bewegg ↲
ausser durch Furcht od Hoffng ↲
(womit nicht ausgeschlossen, dass↲
beides).↲
Um diese Wissenschaft sich anzu↲
eignen muss ė sehr fleissig↲
od sehr gelehrt [Bl.:]sein (womit↲
wieder nicht ausgeschlossen, dass↲
beides)↲
– führten viele auf mehrere
hypothetische Urtheile zurück ↲
[l.R.:] S. 99 . / Es „enthält d disjunctive / Urtheil ė Verhältnis / zweener od mehrerer/ Sätze gginander, aber/ nicht der Abfolge, sond der/ logischen Entggsetzg, so/ fern d Sphäre des ė die des/ and. ausschliesst, aber doch/ zugleich der Gmeinschaft,/ insofern sie zusam̅en die/ Sphäre d eigentln Erkenntniss / auszufüllen … z. E. die Welt ist entw / durch ė blindn Zufall da, od durch/ innre Nothwendigk, od durch ė / äussre Ursache .....
   [l.R.:] 3. So also machte man im / Einzelnen Ausstellgn u. grösstentheils / mit vollem Rechte. Hätte/ man doch noch grössere / machen können. Nament/lich nach dem von uns/ Erörterten die, dass es/ Aussagen gibt die weder/ kateg. noch hypothet. / noch disjunctiv sind,/ die zu ė Namen einfach/ ein „ist“ od „ist nicht“/ hinzufügen./
   4. Aber an den Gesichtspuncten
selbst hat sich nichts geändert↲
rev und darum könnte einer sagen,↲
dass wir doch die [ü.Z.:] Classe der Gesichtspuncte,↲
die Kant Angeben wollte, nicht↲
vermehrten.↲
   8. Allein 1) wir werden sehn, dass↲
die Gesichtspuncte die Kant be↲
zeichnet auch nicht (auf die↲
blosse Verstandesform Acht haben)↲
von d Verschiedenh d Ggstände
gänzl abstrahiren ↲
(Ist ja das Ggtheil schon jetzt↲
hinsichtl der Quantität [ü.Z.:]wenigstens offen↲
bar),↲
ja dass sie nicht einmal vom↲
Unterschied des sprachln Aus↲
drucks abstrahiren.↲
   2) hat Kant ganz Unrecht, wen̅ ↲
er meint die Logik (u wen̅ sie auch noch so allgemein↲
behandelt wird) könne von
aller Verschiedenh der Ggstände
absehn u solle sogar alles↲
darauf Bezügliche der speciellen ↲
Logik überlassen.↲
Die allerallgemeinsten Unterschiede ↲
die auf allen Gebieten der↲
Erkenntniss sich zeigen muss↲
sie nothwendig berücksichtigen.↲
Und Kant selbst zeigt die Un↲
möglk seiner Forderung durch↲
s eignes Verfahren.↲
[l.R.:] Dies haben ausser mir u / vor mir schon viele gg / Kant gesagt, aber um so/ auffallender ist, dass sie/ trotzdem nicht neue Titel / zu den Kantischen gefügt haben./
   9. Ohne uns bei ė blossen Polemik↲
aufzuhalten, wollen wir↲
sogleich die Gesichtspuncte ,↲
auf die es uns bei der Ein↲
theilg der [ü.Z.:] Urtheile u. Aussagen in der Logik↲
anzukom̅en scheint, darlegen.↲
   10. Es sind zunächst vier
1. nach den Unterschieden der↲
Form od Qualität
2. nach den U. der Materie
3. — des Ausdrucks
4. nach Unterschieden subjectiver
Umstände.↲
[l.R.:] Und zwar:/ 1) Eintheilg d Urtheile / 2) Eintheilg d Aussagen/ ad 1. zunächst 4 Gsichtspuncte:/ 1, [ü.Z.:]blosse Form od Qualität / 2, Materie u Form zugleich / 3, Entschiednh (Intensivität) / 4, Motiv /
   11. Dass man bei jeder Aussage↲
[l.R.:]a, b. Form u Materie unterscheide↲
u was man unter jeder↲
verstehe, haben wir gestern↲
gesehn. Ihre Wichtigk klar.↲
   c, Die Wichtigk der Unterschiede↲
des Ausdrucks ist nach dem ↲
was wir über d Einfluss d ↲
Sprache überhaupt gehört↲
haben u nach d Rücksicht ↲
die wir bei d Eintheilg d ↲
Namen dem Ausdrucke ↲
schenkten, ebefalls ausser↲
Zweifel.↲
   

xxx
   
   
40.
   Hier bei der Betrachtg des Ur↲
theils aber werden wir noch↲
viel Gelegenh haben einzu↲
sehn
seine Bedeutg für d ↲
Denken einzusehn.↲
   d, Was endl den 4ten Titel,↲
die subjectiven Umstände
betrifft, so ist er auch be↲
reits in etwas durch das,↲
was wir bei d Vorstellgn ge↲
than haben erklärt. Haben↲
wir doch die genannten u ↲
vorgestellten Ggstände nicht↲
bloss nach d Unterschieden↲
des Inhalts der Vorstellgn (Be↲
deutg der Namen) sond nach↲
denen des Ausdrucks, sond ↲
auch nach denen der [ü.Z.:] subjectiven Weise
der Vorstellg eingetheilt wie↲
z.B. klar od unklar vorgstellt.↲
   Inhalt, Ausdruck u sub↲
jective Umstände
waren↲
dort u sind nun auch wieder↲
hier unsere Grundgesichts↲
puncte, nur dass der Inhalt↲
beim Urtheile Form u Ma↲
terie
unterscheiden lässt.↲
   
   12. Der [ü.Z.:](blossen) Form od Qualität nach↲
nur eine Eintheilg der Aussagen : ↲
Die gewöhnliche:↲
a) bejahende b) verneinende ↲
Aussagen.↲
   [l.R.:] [ NB vielleicht besser / a) 1. einfach (d Form nach)/ 2 zusam̅engesetzt / b) 1, bejahend/ 2, verneinend/ 3, partiell bejahend, par/tiell verneinend (wovon/ d 2 ersten allein für d einfachen) cf. Nr 16.]
   Die einen der Ausdruck eines↲
Anerkennenden, die andre ↲
eines zustim̅enden Urtheils ↲
Die Bedeutg der einen ist,↲
dass etw anzuerkennen, die↲
der andern dass etw zu ver↲
werfen ist.↲
   Die Sache ist äusserst einfach↲
u Beispiele beiten sich leicht↲
dar.↲
   Indessen sind doch Missgriffe
in der Beurtheilg der Quali↲
tät einer Aussage möglich.↲
So könnte einer Aussagen wo↲
rin negative Namen vorkom̅en ↲
für eine Verneing halten, ob↲
wohl sie Bejahungen sind.↲
z.B [l.R.:]1) Ein Engel ist ein Nichtsterb↲
liches.↲
[l.R.:]2) Es gibt ein Nichtsterbliches [u.Z.:]u.s.f.
Oder auch es könnte einer glauben ↲
[zw.Z.:] Ist die Aussage nach dem Grundsatze dass ė ↲
2fache Negation ė Position sei,↲
dass wenn einer sagt:↲
[l.R.:]3) Ein Mensch ist nicht ė Un↲
sterbliches (d.i. Nichtsterbliches)↲
[l.R.:]4) od Es gibt nicht ė Nicht Menschen ↲
er eine Bejahg ausspreche.↲
Das alles wäre falsch.↲
   [l.R.:] Mögn diese Sätze Bejahgn ↲
aequivalent sein (u sie sind↲
es zum Theil) so sind sie↲
[l.R.:]doch in der That Verneinungen↲
[l.R.:](2 u 4 sind auch nicht den↲
Bejahungen für die man sie↲
[l.R.:]halten könnte aequivalent).↲
   14. Ist die Aussage nach einem dem↲
früher von uns erklärten
Formulare ausgedrückt, so↲
hat die Bestim̅g k Schwierig↲
keit, man hat nur darauf↲
zu merken ob „ist“ od ↲
„ist nicht“ als Zeichen der↲
Bejahg od Verwerfg zum↲
Rest des Ausdrucks hinzu↲
gefügt ist.↲
   Anders aber wenn sie in↲
andern Ausdrucksweisen ge↲
geben wird, u da haben wir↲
sogleich ė Gelegenh, die zeigt ↲
wie beachtenswerth d sprachle ↲
Ausdruck.↲
   Ich will ihnen ė paar Bei↲
spiele geben, u diese von ver↲
hältnissmässig einfacher↲
Art u in ihnen ganz gewöhn↲
lichen Ausdrücken, bei denen↲
ich doch sicher bin, dasswenn↲

xxx
einer irgendwen von ihnen↲
unvorbereitet [ü.Z.:]durch d jetzigen Betrachtgn darüber be↲
fragt hätte, ob d Aussage↲
ė Bejahg od Verneinung>↲
sei, sie falsch geantwortet↲
haben würden.↲
   [l.R.:]1. Alle Menschen sind sterblich↲
[l.R.:]2. Ein Mensch ist nicht gelehrt↲
Die Logiker, die mir bekannt↲
sind, haben alle das 1te für↲
ėBejahung das 2te für eine↲
Verneinung erklärt.↲
   Und doch ist das Ggtheil rich↲
tig, wie wir vom Ausdrucke ↲
handelnd sehn werden.↲
   [l.R.:]3. Und was würden sie zu↲
Aussagen wie diese sagen. ↲
[Entweder siegt er, od er stirbt
[l.R.:] Entw gibt es ė Gott, od es gibt/ (negativ) keinen Gott/ Hin ist hin.
   4. Wenn die Sonne schön unter↲
geht, so gibt es schönes↲
Wetter. [l.R.:](negativ)
   Wer es nicht versteht, diese Aus↲
drücke auf unsere Formeln↲
zurückzuführen, wird hier↲
nicht leicht zu einer richtigen↲
Einsicht kom̅en u höchst wahr↲
scheinlich mit aller Zuversicht↲
gerade das Ggtheil von d Wahrheit↲
aussprechen.↲
   

xxx
   
   
41
   Davon später.↲
   Jetzt wollte ich nur [ü.Z.:]darauf aufmerksam↲
machen, dass, wenn der Satz: ė ↲
Engel ist ė Nichtsterbliches trotz↲
des Nicht , das darin vorkom̅t, weil↲
es nicht zur Copula gehört, eine↲
Bejahg ist, es den̅och viele Sätze↲
geben kann, in denen kein↲
„ist nicht“ als Copula vorkom̅t,↲
ja die gar kein nicht in sich↲
bergen u ganz affirmativ aus↲
sehen u die dennoch in Wahrh ↲
Verneinungen sind.↲
   Die Form von der wir sprechen ↲
ist wie gesagt nicht ė sprach↲
liche Form, sond die Form↲
der Bedeutg der Aussage, des↲
Inhalts ihres Urtheils, die↲
bei ganz verschiedenen sprach↲
lichen Ausdrücken dieselbe↲
sein kann.↲
   Wir werden später sie in jedem↲
Gewande erkennen lernen.↲
   15. Wir haben der Form nach↲
bejahende u verneinende Aus↲
sagen unterschieden. Man↲
könnte auch noch eine dritte↲

xxx
Art, die der partiell bejahen↲
den [ü.Z.:] u partiell verneinenden↲
unterscheiden, d. i. solche↲
Aussagen, w aus ė bejahen↲
den u verneinenden zusam̅en↲
gesetzten wären.↲
   Denn wie in ė Vorstellungsact ↲
viele Vorstellgn u in ė ↲
Willensacte viele Willen↲
sein können (denn zugleich↲
kann ė etw lieben u etw ↲
anderes hassen [ u sogar ė ↲
u dasselbe in verschiedenen↲
Rücksichten) so können↲
auch in ė Urtheilsacte viele↲
Urtheile von denen das ė ↲
etw bejaht, das andre etw ↲
verneint.↲
   Bei den Vorstellgn nun nann↲
ten wir nicht bloss eine↲
einzelne unter den im↲
Vorstellungsact enthaltenen Vor↲
stellgn ė Vorstellg sond auch↲
mehrere zusam̅en.↲
   Und so könnten wir denn auch↲
bei den Urtheilen.↲
   [l.R.:]Und dann gäbe es, da in↲
einem Urtheilsact bejahende↲
u verneinende Urtheile ver↲
eint sein können, auch↲
partiell bejahende u partiell↲
verneinende Urtheile .
[l.R.:]und folglich Aussagen. ↲
[l.R.:] z. B nicht ė Mann, sond / ė Jungfrau hatFrankr / von d Engländern
   16. Allein man pflegt [ü.Z.:] ė solche↲
aus Mehrheit von Ur↲
Allerdings g theilen nicht↲
selbst wieder ė Urtheil, u da↲
solcherher auch den ihnen↲
entsprechenden sprachlichen↲
Ausdruck nicht (wenigstens↲
nicht in der Logik) eine Aus↲
sage zu nennen, weder wenn↲
das eine der Urtheile be↲
jahend, das andere verneinend,↲
noch wenn beide verneinend,↲
noch wenn beide bejahend↲
sind.↲
[l.R.:] ob mit Recht? es scheint/ Urtheile zu geben, die/ in der Art ė Mehrheit/ sind, dass das ėne von/ dem andern nicht aber/ umgekehrt abtrennbar / z. B: Irgend ė Mensch ist/ nicht gut [ü.Z.:] [ebenso: die Menschen sind sterbl ] , wo die Vor/stellg ė guter Mensch theil/weise bjaht, theilweise ver/neint wird, u d Satz nicht/ = ė Mensch ist; ė guter/ ist nicht. Will man/ sagen: ė Mensch ist; dieser,/ gut, ist nicht, so liegt in/ dem dieser ė Zusam̅ensetzg / näml d Urtheil: etwas ist/ ich eben [ü.Z.:]von mir genannt worden./ Sagt man: ė nichtguter/ Mensch ist, so scheint das/ Urtheil eher aequivalent als/ dasselbe. Und dann ist noch/ d Frage ob d Satz: etwas / ist wahr nicht selbst/ ähnl zusam̅engesetzt ist,/ da wahr = zu bejahen ein/schliessen möchte ė vorausge/setzte Behauptg, weil zu be/jahen ist das, was ist. Später/ muss dies untersucht wer/den cf dagg Mill I S. 98./ Auch bei Sätzen wie: weil das/ ist, ist das Schwierigkeit /
   Manche, wie z. B. auch Mill
haben es sogar für absurd er↲
klärt, wenn man ė solche Mehr↲
heit von Urtheilen selbst wieder↲
ė Urtheil nennen, u es denen,↲
w [ü.Z.:]nicht aus einer solchen Mehrh v Urtheilen ↲
einschliess bestehn als zusam̅en↲
gesetztes Urtheil [ü.Z.:]den einfachen ggüberstellen ↲
wollte. Es wäre sagt er „ wie↲
wenn wir Pferde in einzelne↲
Pferde u in Gespanne von↲
Pferden eintheilen wollten “.↲
Sagen wir Cäsar ist todt, aber↲
Brutus lebt, so „ sind hier 2 ↲
verschiedene Behauptungen↲
u wir könnten [ü.Z.:] ė Strasse mit demselben↲
Recht ė zusam̅engesetztes Haus↲
als diese 2 Urtheile ė zusam̅enge↲
setztes Urtheil nennen “.↲
   

xxx
   
   Dass es so absurd nicht ist,↲
beweist das, was wir über die↲
Vorstellgn gesagt haben, u ↲
was Mill selbst in Betreff ihrer↲
u in Betreff der Namen zugibt.↲
Vielleicht liesse sich sogar manches ↲
was mehr als ė blosser Wortstreit↲
wäre, für eine entgggsetzte ↲
Praxis sagen.↲
   Indess wollen wir, da es miss↲
lich wäre zu viel von dem tra↲
ditionellen Sprachgebrauch
abzu↲
gehn, ė Mehrheit von Urtheilen nicht selbst wieder ė Urtheil ↲
nennen. Und dem fallen↲
[l.R.:]die partiell bejahen [ü.Z.:]anerkennenden u par↲
tiell verwerfenden Urtheile ↲
u ebenso die theilweise be↲
jahenden u theilweise verneinen↲
den Aussagen als drittes Glied↲
der Eintheilg hinweg.↲
   17. Eintheilgn d Urtheile nach
der Materie.↲
   Hier ein mehrfacher Ge↲
sichtspunct.↲
   [l.R.:]vid inf. III Urtheile mit einfacher –↲
zusam̅engesetzter Materie.↲
Das sind Urtheile, deren↲
Ggstand, mehreren Theilen ↲
nach vorgestellt, der Anerkenng ↲
od Verwerfg unterworfen wird. ↲
z. B ė Million Menschen ist;↲
ė Million Menschen ist nicht.↲

xxx
42.
[o.R.:] E weisses Pferd ist. E weisser Rabe ist nicht. / Wir kom̅en hier nicht auf das↲
zurück, wovon wir so oben ab↲
stehn zu wollen erklärten.↲
Wir sprechen hier nicht von
Urtheilen, die aus mehreren
Urtheilen zusam̅engesetzt sind,↲
sond von Urtheilen, deren↲
Materie aus mehreren Ma↲
terien zusam̅engesetzt ist.↲
Beides ist nicht zu verwechseln.↲
   a) Wenn ich sage ė Billion
Menschen ist nicht, so↲
sage ich nicht ė [ü.Z.:]Million [u.Z.:] v Menschen↲
ist nicht u ė Million v Menschen↲
ist nicht u. s. f. ↲
vielmehr kan̅, obwohl es k ↲
Billion Menschen gibt, recht↲
wohl ė Million sein.↲
   , wenn ich sage: ė ↲
weisser Rabe ist nicht.↲
Es heisst dies nicht ė Rabe↲
ist nicht, u ė weisses ist nicht,↲
u. was sonst noch in dem Be↲
griff enthalten sein möge, ist↲
nicht. E Rabe kann [ü.Z.:]ja trotz↲
dem sein, u von mir anerkannt↲
werden.↲
   Noch ė Beispiel: wenn ich↲
sage ė Schwan u ė Schwanen↲
ritter
ist nicht, so heisst dies↲
nicht ė Schwan ist nicht u ↲
ė Schwanenritter ist nicht,↲
wenn nur eines von beiden↲

xxx
nicht ist, so ist dem Ur↲
theil genügt.↲
   Somit ist es klar, dass Ur↲
theile deren Materie zusam̅en↲
gesetzt ist, nicht [wie es↲
wohl manchmal geschehen ↲
ist] mit Urtheilen die aus↲
Urtheilen zusam̅engesetzt ↲
sind, u also nach der [ü.Z.:] gewöhnln Sprache↲
der Logiker nicht mehr den↲
Namen von Urtheilen ver↲
dienten, verwechselt werden↲
dürfen.↲
   b) Gilt dies bei den verneinen↲
den
Aussagen, so gilt es↲
auch bei den bejahenden,↲
obwohl hier die Bejahung↲
des Ganzen implicite die↲
Bejahung der Theile der↲
Materie einschliesst.↲
   1) E Million von Menschen sind: ist↲
allerdings nicht mehr, wenn↲
nicht 1000 [ u 1000 u so in↲
1000maliger Wiederholg 1000 ] ↲
sind. Aber desswegen besteht↲
nicht die Behauptung aus↲
1000 Behauptungen von↲
1000 Menschen.↲
   2) Wie sollte es sonst gehn, dass↲
ė ė ausgedehnte Grösse be↲
jahte? Er würde unendlich↲
viele Behauptungen machen↲
müssen.↲
   3) Auch würde man bei den↲
geben ausser Gott ist logischen
Theilen u bei andern in↲
ähnlicher Weise sich in Ab↲
surdes verwickeln. z. B.↲
wenn ė sagte: ė Rothes ist,↲
so ist die Materie nicht einfach,↲
sie lässt als Theil den Begriff↲
ė Farbiges abscheiden.↲
   Aber wenn desshalb der Aus↲
spruch, ė Rothes sei, nicht↲
eine sond 2 Aussagen sein↲
soll, so ist er auch 3 u un↲
endl viele.↲
   [l.R.:] c) Worin aber besteht denn/ der genaue Unterschied zw / ė Urtheile mit zusam̅en/gesetzter Materie u ė Mehr/heit von Urtheilen, die in ė / Urtheilsacte gefällt werden?/ Darin dass bei diesen die/ Materie u die Form, bei/ jenen nur d Materie ė / zusam̅engesetzte ist./ Zu ė Mehrheit v Urtheilen / gehört ė Mehrh v Formen./
   So also ist d Eintheilg d Ur↲
theile in Urtheile mit ein↲
facher u zusam̅engesetzter Materie jedenfalls aufrecht
zu erhalten. Und die aller↲
meisten
bejahenden u. ver↲
neinenden Urtheile sind↲
[l.R.:] Urtheile mit zusam̅engesetzter Materie,↲
ohne desswegen aufzuhören ↲
ė einheitliches Urtheil zu sein.↲
   d) Beispiele [ü.Z.:]von Urtheilen mit ė in jeder Beziehg ↲
einfachen Materie sind z. B ↲
ė Ding ist, Gott ist, irgend↲
etwas ist . [i.Z.:]u. dgl. Beziehungs/ [zw.Z.:]weise einfach ist z. B. Geist. ; Röthe . dgl./
   [l.R.:] NB. Es braucht kaum/ bemerkt zu werden dass/ es nicht daruf, ob viele/ Worte od viele [ü.Z.:] od vielgliederige Namen,/ ankom̅t. E Schim̅el ist,/ = ė weisses Pferd ist.
   [l.R.:] [r.F.:][Bl.:] NB. Damit ė bejahendes Urtheil mit↲
zusam̅engesetzter Materie wahr↲
sei, muss jeder Theil derselben↲
[l.R.:]anzuer ken̅en sein.↲
   Damit ė verneinendes [ü.Z.:]wahr sei, genügt es wenn↲

xxx
[o.R.:] irgend ė Theil von ihr zu verwerfen/ [r.F.:][Bl.:]ist. [l.R.:] [r.F.:][Bl.:]Dasselbe gilt für/ nothwendig u ab/surd./
   [l.R.:] NB. je zusam̅enge/setzter d Materie/ ė bejahenden/ Urtheils ist, um/ so mehr Fälle/ sind denkbar, in/ w es falsch wäre,/ je zusam̅engesetzter / die ė verneinenden / um so mehr, in/ w es wahr wäre./ Je grösser d Materie/ des bejahenden, um so/ [zw.Z.:] grösser sein Inhalt u um/ so weniger (Fälle/ der) Wahrheit./ Je grösser die Materie d / verneinenden, um so kleiner/ [zw.Z.:] sein Inhalt u um/ so mehr Fälle d Wahrh./ Aehnl bei den ver/neinenden./ (Natürl cum grano/ salis zu verstehn / ähnl wie d Satz/ über Inhalt u Um/fang d Urtheile wg / d Aequipollenten / Merkmale.)[r.F.:]⌟/
   [Bl.:] [l.R.:]VI 18. Aussagen mit bestim̅ter ↲
– unbestim̅ter Materie ↲
   Diese Eintheilg bedarf nach↲
dem, was wir früher über↲
den Unterschied der bestim̅ten ↲
u unbestim̅ten Vorstellgn ↲
gesagt haben, kaum mehr↲
ė Worts der Erklärg.↲
   E unbestim̅te od wie man↲
sie auch zu nennen pflegt ↲
allgmeine Vorstellg ist z. B ↲
ė Mensch; ė bestim̅te [ü.Z.:] od individuelle z. B ↲
B. Platon, Aristoteles.↲
Wir haben damals bemerkt, dass↲
die allgemeinen Vorstellgn mit↲
den Collectiven nicht zu ver↲
wechseln seien.↲
   Wir hätten die [ü.Z.:]einen Aussagen auch↲
Auss. mit individueller– ↲
[l.R.:] die andern Aussagen mit allgemeiner Materie nennen↲
können.↲
   Allein wir fürchteten die [ü.Z.:] die Ausdrücke „bestim̅t“ u „unbestim̅t“
[zw.Z.:] schien insofern vorzuziehn, als sie nicht so leicht/ [l.R.:]zu einer Verwechslung mit [u.Z.:]den s. g. allgemeinen↲
u besonderen Urtheilen führen↲
[zw.Z.:]konnten./ Nicht jedes Urtheil ist ė so↲
genanntes allgemeines Ur↲
theil, sondern nur die↲
negativen, während die↲
affirmativen im Ggtheil ↲
zu denj gehören, w die Logik↲
particuläre zu nen̅en pflegt.↲
   

xxx
   
   
43
   19. Wir haben da wir von der↲
Eintheilg der Vorstellgn in↲
bestim̅te u unbestim̅te (indivi↲
duelle u allgemeine) sprachen ↲
auch darauf aufmerksam ge↲
macht, dass die unbestim̅ten ↲
od allgmeinen Vorst. nicht mit↲
den Collectivvorstellgn zu ver↲
wechseln seien.↲
   Auch hieran ist es vielleicht↲
nicht überflüssig jetzt zu↲
erinnern.↲
   Und namentlich hervorzuheben,↲
dass wenn ė die Gesam̅theit ↲
der unter ė unbestim̅ten Vor↲
stellg begriffnen Ggstände zur↲
Materie ė Urtheils macht,↲
das Urtheil nicht ė Urtheil ↲
mit unbestim̅ter sondern↲
mit individueller aber↲
coolectiver Materie sein↲
würde. ↲
z. B. die Menschen sind nicht ↲
d. h. die Gesam̅th der Ggstände ↲
die zum Umfang des Begriffs↲
Mensch gehören.↲
oder auch die Menschen sind.↲
   [l.R.:] [ NB. die Menschen scheint viel/mehr d Gsam̅theit d anzu/erkennenden Ggstände zu/ sein.
   [l.R.:] Die andern: die mögln Menschen/ daher auch in d Urtheil: die / Menschen sind sterbl = das, was/ v Menschen existirt ,] /
   Solche Aussagen kom̅en aber↲
kaum vor, weil der Umfang↲
jedes [ od fast jedes] [l.R.:] jedes glaube ich( wen̅ nicht/ d zusam̅engesetzten Urtheile / gelten allgemeinen↲

xxx
Begriffs unendlich gross ist,↲
u darum die [ü.Z.:]negative 1te Aussage un↲
nütz u selbstverständlich,↲
die [ü.Z.:]affirmative 2te aber offenbar falsch↲
ist. vid inf.↲
   [l.R.:] [r.F.:][Bl.:] NB. Nach d beiden letzten/ Num̅ern können wir/ sagen: die negativen/ Urtheile sind jedesmal/ bestim̅t für d Ganze,/ unbestim̅t für d Theile / d Ggstandes /
   [l.R.:] Die affirmativen manch/mal unbestim̅t für/ d Ganze u d Theile / Wenn aber für d Ganze be/stim̅t auch für d Theile./ Jenes bei unbestim̅ter, dieses/ bei bestim̅ter Materie.[r.F.:]⌟/
   [l.R.:]I [Bl.:]20. Aussagen mit ė anzuerkennen↲
den – zu verwerfenden Ma↲
terie.↲
   [ü.Z.:]Den Inhalt ė Urtheils über ė anzuerkennen↲
de, das sie aner↲
kennt u [ü.Z.:]den ė Urtheiles über ė zu verwerfen↲
de Materie, das sie verwirft,↲
nennt man wahr od richtig ↲
Umgekehrten Falles falsch, od ↲
unrichtig. (irrig)
   [l.R.:] Auch die anzuerkennende/ Materie nennt man in/ ė andern Sinn wahr/ u die zu verwerfende/ falsch./
   [l.R.:] Auch d Urtheil, w einen/ wahren Inhalt, u die/ Aussage die ė wahre/ Bedeutg hat, nennt/ man wahr./ Umgekehrt falsch./
   Man hat dies auch so ausge↲
drückt, dass man sagte,↲
die Wahrheit ė Urtheils , sei↲
die Übereinstim̅g desselben↲
mit dem Ggstande.↲
   Dies scheint auf den ersten↲
Blick mehr zu sagen, als↲
was wir eben bemerkten: wahr↲
sei das Urtheil, dessen Ggstand anzuerkennen sei.↲
Es scheint ė besondere Auf↲
klärung darüber gegeben zu↲
werden, wann ė Materie von↲
der Art sei, dass sie anzuer↲
kennen sei.↲
   Geht man aber auf den Grund ↲
so besagt der Ausdruck↲
Übereinstim̅g des Urtheils mit↲
„dem Ggstande“ nichts anderes,↲
als dass, wenn der Gg↲
stand ist, [schw.T.:]das Urtheil:↲
„d Gegenstand ist“, wahr ist,↲
u wenn der Gegenstand↲
nicht ist, das Urtheil ↲
„der Gegenstand ist nicht“,↲
wahr ist.↲
   „Der Gegenstand ist“ bedeutet↲
nach unserer früheren Erörte↲
rung, dass der Gegenstand↲
anzuerkennen ist, d. h. dass↲
er mit Recht anerkannt↲
werden kann.↲
   „Der Gegenstand ist nicht“ be↲
deutet ebenso: dass der↲
Gegenstand [ü.Z.:] mit zu verwefen ist,↲
dass es mit Recht verworfen↲
werden kann.↲
   Somit ist mit obiger Be↲
stim̅g nichts anderes ge↲
sagt, als dass, wenn der↲
Gegenstand mit anzuerkennen↲
ist, das Urtheil, welches↲
ihn anerkennt u hiedurch↲
anzeigt, dass er anzuerkennen↲

xxx
sei; wenn er aber falsch [ü.Z.:]zu verwerfen ist,↲
das Urtheil, w [ü.Z.:]ihn verwirft u dadurch anzeigt sagt, dass er↲
zu verwerfen ist, falsch ist.↲
Also dasselbe, was wir↲
so eben gesagt haben.↲
   [Bl.:] [l.R.:]II 21 Aussagen mit ė noth↲
wendigen – nicht noth↲
wendigen;↲
unmöglichen – möglichen↲
Materie.↲
   Eine nothwendige Materie↲
ist ė anzuerkennende↲
Materie, bei welcher der↲
Grund, wesshalb sie anzu↲
erkennen ist, in der Vor↲
stellg selbst liegt [l.R.:] in ė Vorstellg von ihm selbst liegt .↲
   Eine nicht nothwendige, ė ↲
solche, bei welcher ė Grund,↲
sie anzuerkennen, in↲
der Vorstellg selbst nicht↲
gegeben ist.↲
   Eine unmögliche Materie↲
ist ė falsche [ü.Z.:]zu verwerfende Materie,↲
bei welcher der Grund, wess↲
halbsie zu verweren ist ↲
in d Vorstellg selbst liegt.↲
E mögliche dagg ė ↲
solche, bei w ė Grund sie zu↲
verwerfen in d Vorstellg selbst nicht gegeben [u.Z.:]ist.
   

xxx
   
   
44
   [o.R.:] NB Ebenso der Inhalt d Urtheils u d Bedeutg / der Aussage: nothwendig . unmögl &c./
   NB. Der Inhalt E Urtheil s [l.R.:] (eigentl d Inhalt eines Urtheils) , w ↲
ė nothwendige Materie↲
verwirft od ė unmögliche↲
anerkennt, heisst absurd.↲
umgekehrt: nothwendig ↲
wahr.↲
[l.R.:] Aristotelischer Gebrauch/ des Ausdrucks „möglich“ / wir sagen lieber zufällif./
   [l.R.:] [r.F.:] [Bl.:] NB Ist eine nothwendige ↲
Wahrheit nicht bloss ein↲
besonderer Fall einer oder↲
mehrerer concurrirender ↲
einfacherer u allgemeinerer↲
[l.R.:] nothwendiger Wahrheiten, sond selbst↲
eine einfachste u allge↲
meinste [erste u höchste] ↲
Wahrheit, so nen̅t man↲
sie ein Grundgesetz, ein↲
[l.R.:] [r.F.:] [Bl.:] [erstes u höchstes] Princip.↲
vid sup. [l.R.:](unten angeführt)
   [l.R.:]V. 22. Aussagen mit ė sicheren↲
– unsicheren (od was↲
dasselbe ist: mit ė offen↲
baren verborgenen) Materie ↲
[l.R.:] (wäre d zusam̅engesetzte / Urtheil Urtheil, dann:/ sicher die w Einsicht/ gewährt)/ [zw.Z.:] (Auch gewiss – ungewiss. Ich vermeide/ aber gern den Ausdruck weil wir ihn bald in anderem/ [l.R.:] Sinne verwenden werden./
   E sichere Materie ist diej, w ↲
ė unfehlbares Urtheil ↲
[l.R.:] [ NB ,/ genauer eigentl: ė sichere/ Materie ist diej., bei w / d Umstände von ė Art sind,/ die ė in k Falle fehlge/hendes Urtheil gestattet ] E unsicher, diej &c ↲
   Die sichere ist sicher anzuer↲
[l.R.:]kennen od sicher zu verwerfen.↲
Die unsichere unterliegt nicht ė ↲
ähnlichen Eintheilg. Sie ist beides↲

xxx
zugleich d. h. wed sicher anzuerkennend
noch sicher zu verwerfend
Schon hierin zeigt sich, dass der
Begriff
   Danach heisst denn wieder, der↲
Inhalt ė Urtheils, w ė sicher↲
anzuerkennende Materie aner↲
kennt od ė sicher zu verwerfende↲
verwirft, sicher wahr [ü.Z.:]offenbar wahr, [ u ↲
ebenso das betreffende Urtheil ↲
selbst u die Aussage[ü.Z.:]?.] ↲
[l.R.:] [doch richtig!?] / Im entgggesetzten Falle sicher↲
falsch, offenbar falsch.↲
   Der Inhalt ė Urtheils über ė ↲
unsichere Materie, mag es sie↲
anerkennen od verwerfen, heisst ↲
unsicher. [Ebenso d Urtheil selbst↲
u die Aussage[ü.Z.:]?.] ↲
   23. Vielleicht meinen manche, diese↲
Eintheilg sei identisch mit↲
ė früher gegebenen.↲
   Die sichere Materie od wenig↲
stens die sicher wahre [ü.Z.:]anzuerkennende sei↲
dasselbe wie die nothwendige,↲
u die sicher falsche wie die↲
unmögliche.↲
   Aber keineswegs! Beide Ein↲
theilgn sind wohl zu unter↲
scheiden.↲
   a) Das sieht man schon daran,↲
dass die der nothwendigen ent↲
gggesetzte nicht nothwendige,↲
u die der unmöglichen entgg↲
gesetzte mögliche nicht zusam̅en↲
fallen, während die [ü.Z.:]nicht unsicher↲
wahr anzuerkennende u↲
nicht sicher zu verwerfende↲
sich decken.↲
   b) Eine nothwendige od unmögliche↲
Materie kann unsicher,↲
eine sichere kann zufällig↲
sein (ė Ausdruck der wie das↲
Aristotelische ἐνδσχόμςνον ↲
uns zur Bezeichng dessen, was↲
wed nothwendig noch unmögl ↲
ist, dienen kann.↲
   ad 1. z. B. Die 3 göttlichen↲
Personen die für die [ü.Z.:] blosse Vernunft↲
ė unsichere Materie sind, aber↲
doch [ü.Z.:]sind sie ė nothwendige Materie.
   ad 2. z. B. Ich denke.↲
   24. Die sichere Materie unter↲
liegt ė weiteren Eintheilg:↲
[l.R.:]absolut od [schw.T.:]mathematisch [ü.Z.:] mathematisch [Bl.:]sichere – physisch↲
sichere Materie.↲
   [zw.Z.:] Die erstere nennt man auch metaphysisch / [l.R.:]sicher. Der Namen aber nicht ganz
glücklich gewählt. Derj. od ↲
diej., w wir ihn verdanken,↲
haben offenbar ė falsche An↲
sicht über d Charakter der↲
Metaphysik gehabt.↲
   Die wichtigsten ihrer Sätze sind↲
entw gar nicht od nach derselben↲

xxx
Methode wie die der Natur↲
wissenschaft festzustellen; u ↲
darum haben sie [ü.Z.:]ihre Materie auch k ↲
andre als d physische Sicher↲
heit. Die Mathematik [ü.Z.:] dagg ist↲
[l.R.:]in d That die Wissenschaft, deren Ma↲
terie vor allen ė absolut siche↲
re ist, und darum [schw.T.:]dieser.
Name wahrhaft entsprechend.↲
Mit Den Ausdruck metaphysisch
sicher hätten wir dagg lieber syno↲
nym mit physisch sicher gebraucht.↲
[Bl.:]Doch wir bleiben beim herge↲
brachten Sprachgebrauche; wie↲
ja auch d Optik beim „ Polari↲
sirten Lichte
“ obwohl sie die↲
[l.R.:]betreffenden Erscheingn längst nicht mehr auf die Stellung↲
der beiden Pole emittirter Licht↲
körperchen bezieht.↲
   Was verstehn wir also darunter?↲
   E absolut sichere Materie ist↲
diej, [ü.Z.:]bei welcherUrtheil die Umstände↲
von der [ü.Z.:]einer Art sind, die sie ė ↲
[l.R.:] in k denkbaren Falle fehlgehendes Urtheil gestattet.↲
   [l.R.:] [ NB / genauer: ė absolut sichere / Materie ist ė solche, bei w / d Umstände ė nothwendig / unfehlbares Urtheil gestatten./ Der Satz: ė Urtheil das wie dieses/ gefällt/ wird, geht nicht irr, ist/ nothwendig wahr, der/ entgegengesetzte absurd.] /
   Ich denke hat ė solche Materie ↲
aber auch [ü.Z.:]bei d Lehrsatz d Pythago↲
ras
: dass das Quadrat der↲
Hypotenuse = ist dem der↲
beiden Katheden ist [ü.Z.:] d Materie in dieser↲
Art sicher, und dasselbe↲
alle Sätze des Euklid gilt↲
von der ganzen Materie der↲
Arithmetik u Geometrie.↲
   

xxx
   
   
45
   E physisch sichere Materie dagg ↲
ist diej, wo die Umstände von↲
einer Art sind, dass die ė in kei↲
nem vorkom̅enden Falle, nicht↲
aber in keinem denkbaren Falle ↲
vorkom̅ene fehlgehendes Urtheil ↲
gestattet.↲
   [l.R.:] [ NB / Genauer: ė physisch / sichere Materie ist ė / solche, bei w d Um/stände ein [ü.Z.:]zwar nicht nothwendig aber unendl wahr/scheinlich richtiges Urtheil / gestatten, d. i. ė solches,/ bei w d Möglk d Irrthums / verschwindet. [r.R.:] [man kan̅ auch sagen: ė so gut wie nothwendig unfehlbares Urtheil gestatten ] / Der Satz: ė Urtheil das/ wie dieses gefällt wird / geht nicht irr, ist hier/ nicht nothwendig wahr, u / auch d entgggsetzte nicht/ absurd; sond bei beiden/ verschwindet nur d Möglk,/ bei d 1ten d Irrthums, bei dem/ andern der Wahrh.
   Was damit gesagt ist, wird↲
erst in späteren Theilen der Logik↲
völlig deutlich werden. Aber auch↲
jetzt schon wird es ė Beispiel↲
ziemlich klar machen.↲
   Nehmen wir an, dass es ė [ü.Z.:] vollkom̅en regelmässigen Würfel ↲
[l.R.:]aber nicht von 6 sond. von ∞ Seiten gäbe [l.R.:] (Kugel mit en runden Abplattgn von gleicher Grösse) , u könnten
[l.R.:]es würde wir mit phys. Sicherheit uns↲
einer sagen: wir sollten↲
[l.R.:]mit ihm einen Wurf thun u 1
werfen, so würden wir sagen:↲
das wird nicht geschehn , und↲
das Urtheil würde sich [ü.Z.:]unzweifelhaft als wahr↲
erweisen. Die Materie ist↲
ė physisch sichere. Obwohl↲
1 Fall denkbar ist, worin↲
1 geworfen würde, so ist↲
dies doch ė einer unter unendl
vielen gleich denkbaren Fällen,↲
worin nicht 1 geworfen wird.↲
Der Fall, der dafür spricht, ist [ü.Z.:]wäre
[l.R.:]an u für sich ė Grund zum Hoffnung [ü.Z.:]Misstrauen, jeder Fall ↲
der dagg spricht ist aber ė [ü.Z.:]gleichstarker Grund↲

xxx
zum Furcht [ü.Z.:]Vertrauen, u daher verhalten↲
sich die Gründe zum Misstrauen↲
mit denen zum Vertrauen ver↲
glichen wie eins : ∞. Daher↲
wird das vernünftige [ü.Z.:]den Umständen entsprechende Miss↲
trauen ∞ kleiner als das↲
Vertrauen sein, d. h. es wird↲
ganz aufhören, es wird ver↲
schwinden wie die ∞ kleinere↲
Grösse ggüber der ∞ grösseren.↲
Also ich werde m Sache vollkom̅en ↲
sicher sein.↲
   E physisch sichere Materie kan̅ ↲
also auch gesagt werden ist ė ↲
solche, welche ė Urtheil ge↲
statten bei dem die Gründe↲
dagg neben den Gründen dafür↲
verschwinden. [l.R.:] d. h. wo d Gründe dafür/ unendl stark, die dagg / unendl schwach sind. / [beigefügt damit nicht einer/ mit einem Falle kom̅e wie beim/ 2ten NB zu 25.] /
   Den Inhalt eines physisch↲
sicheren Urtheils nennt man↲
auch ė unendle Wahrscheinlk
Unter unendl vielen Fällen [ü.Z.:]von Urtheilen unter ähn↲
lichen Umständen würde [ü.Z.:]durchschnittlich einer↲
vorkom̅en, worin das Urtheil ↲
falsch wäre. es müssten aber [ü.Z.:]Und hiemit ist natürl
[l.R.:]gesagt, dass bald gar keiner, bald [zw.Z.:]auch mehr als einer u manchmal/ [l.R.:] auch ė recht grosse Zahl [ü.Z.:]unter je einer unendln Menge v Fällen vorkom̅en würde. ∞ viele vorkom̅en Aber ∞ ↲
viele Fälle von Urtheilen gibt↲
es nicht u jede [ü.Z.:]auch noch so grosse endliche Zahl↲
ist gg d unendliche verschwindend,↲
somit habe ich selbt in meiner↲
1ten Bestim̅g der physisch↲
sicheren Materie, ein Urtheil ↲
Mit physisch sicherer Materie↲
gefällt.↲
   [l.R.:] Im̅erhin wäre d Behauptung / ė bejahendes Urtheil mit physisch/ sicher anzuerkennender Materie/ sei falsch, nicht absurd sond nur/ so gut wie absurd. Während bei mathema/isch sicher [zw.Z.:] anzuerkennender absurd, weil d Satz: ė unter solchen Umständen/ so gefälltes Urtheil ist wahr, ė nothwendige Materie hat./
   [l.R.:] NB Fast alle unsere sicheren/ Urtheile sind physisch/ sicher. z. B. d Gesetze/ der Chemie, ja die Grund/gesetze der Mechanik &c. / ja d Existenz ė Aussen/welt, die Annahme/ denkender Wesen, das/ Dasein Gottes &c./
   25. Die Aussagen mit unsicherer
Materie unterliegen eben↲
falls ė weiteren Eintheilg . ↲
wahrscheinliche Materie –↲
[l.R.:]ganz unberechenbare Materie.↲
   Eine wahrscheinliche Materie↲
ist ė solche, w ė Urtheil ge↲
stattet, bei dem die Gründe↲
dafür die dagg nicht überwiegen,↲
aber nicht ∞ überwiegen. ↲
ganz unberechenbar ist ė, wo↲
auch dies nicht der Fall ist.↲
   [l.R.:] NB. Würden die Gründe/ nur ė ∞ kleines über/wiegen, so würden sie/ nicht überwiegen, u die/ Materie wäre unberechen/bar. z. B. Es hätte ė zw / 2 Büchern zu wählen,/ von sehr verschiedenem/ Inhalt, meinethalben ė / mathemat Werk u ė / Poesie, u ich kennte/ weder d Werth d Bücher/ an u für sich, noch d / [zw.Z.:] Bibliothek und die/ subjectiven Neiggn des/ Wählenden. Ich wüsste/ aber dass es die eine / Art v Einband der an/dern vorzieht, [i.Z.:]ohne jedoch / [zw.Z.:] auf d Einband voll Gewicht zu legen / Nur in dem Fall, dass die/ ihm im Übrigen/ genau gleich lieb wären / würde dies d Ausschlag/ geben, aber dies selbst / ∞ unwahrscheinl u so/mit d Grund verschwindend/ klein./
   Zur wahrscheinlichen Ma↲
terie gehört auch die [ü.Z.:]s. g. moralisch
sichere Materie, d. i. ė ↲
solche, wo die Wahrscheinlich↲
keit ė ausserordentlich ↲
große ist. z. B. hundertmal↲
hintereinander mit zwei↲
Würfeln [ü.Z.:]Doppel6 zu werfen.↲
(Der Namen daher,↲
weil man sich im praktischen↲
Leben [ü.Z.:] im̅er od meist damit begnügt)
[ü.Z.:] u begnügen muss.)↲
   Eine besondere Art von sicherer↲
Materie ist die glaubwürdige
Materie, d. i. diej bei welcher↲
es offenbar ist, dass man zu↲
[l.R.:] ė bestim̅t ė [ü.Z.:] gewissen bejahenden od zuversichtlichen Urtheil darüber↲
verpflichtet ist. Sie ist eigentl ↲

xxx
nicht so wohl ė besondere↲
Art von sicherer Materie, als↲
ė sichere Materie in besonde↲
rem Sinne
.↲
[l.R.:] aequivok durch Beziehung. / Sicher ist nämlich, dass/ ich, [ü.Z.:]wenn in ė solchen Fall das/ Urtheil zuversichtlich/ fälle, vernünftig u pflicht/gemäss handle u wenn/ ich es nicht thue unver/nünftig handle u meine/ Pflicht verletze /
   27. Eine andere Eintheilung ↲
der sicheren Materie ist die↲
in die unmittelbarmittel↲
bar
sichere.↲
   Mittelbar sicher ist die Ma↲
terie wen̅ nur unter zu Hilfe↲
nahme anderer [ü.Z.:]sicherer Urtheile ė un↲
fehlbares [ü.Z.:]trügliches Urtheil mögl ist.↲
Unmittelbar [ü.Z.:] ė solche [ü.Z.:]wo das Ur↲
theil keiner solchen Vorbereitung↲
[l.R.:] (Ableitung) bedarf. (Erkenntnisprincip)
   Auch die nothwendige Materie ↲
wird in ė unmittelbare –↲
mittelbar nothwendige Materie↲
eingetheilt.
   ė mittelbare nothwendige Wahrh↲
[zw.Z.:] Auch unmittelb / ist ė solche w ė blosser be↲
sonderer Fall einer od mehrerer↲
concurrirender &c ↲
S. 44, 1↲
   [l.R.:] Den [r.F.:]([Bl.:]Inhalt ė [r.F.:]) [Bl.:] Urtheils mit/ unmittelbar sicherer Ma/terie nennt man ė Erkenntnissprincip , manchmal auch/ schlechtweg Princip , wie in dem/ Satz: contra principia negan/tem non est disputandum./ Den [r.F.:]([Bl.:]Inhalt ė [r.F.:]) [Bl.:] Urtheils mit/ mittelbar sicherer Materie dagg / nennt man ė beweisbare / Wahrheit (auch ė sicher zu/ erweisende Wahrh u dergleichen). [i.Z.:] [was Beweis beim Verhältniss d Urtheile ] /
   [l.R.:] 28./ Die Erkenntnissprincipien zerfallen/ wieder in a priorische u a posteri/orische Erkenntnissprincipien./ E Erkenntnissprincip a priori/ ist ė solches, bei w d unmittelbare/ Sicherheit in der Vorstellg ihren/ Grund hat, w dem Urtheil inhalt zu Grunde liegt./

xxx
46.
Man nennt sie auch Grundsätze
od Axiome [l.R.:] durch sich selbst einleuchtende Wahrheiten .↲
   E Erkenntnissprincip a posteriori↲
dagg ist ė solches, bei w die↲
unmittelbare Sicherh nicht in↲
der Vorstellg, sond in ė be↲
sondern Beziehung des beur↲
theilten Ggstandes zum Ur↲
theilenden ihren Grund hat.↲
Man nennt ė solches Erkenntniss↲
princip auch ė unmittelbar
mit [ü.Z.:]unmittelbarer Sicherheit wahrnehmbare
Thatsache od ė durch unmittel↲
bare Erfahrung [ü.Z.:]sicher verbürgte That↲
sache [l.R.:] unmittelbar evidente Thatsache .↲
   E Erkenntnissprincip a priori↲
Art verlangt ė nothwendige
[l.R.:] od unmögliche Materie. E Erkenntnissprincip ↲
a posteriori nicht, ja es kann↲
sogar geschehn dass ė ↲
andere als zufällige Materie mit↲
unmittelbarer Sicherheit von uns↲
wahrgenom̅en wird.↲
   [l.R.:] NB. Auch den Inhalt der/ Urtheile mit mittelbar/ sicherer Materie kann/ man in ė a priori u / a posteriori sicheren/ scheiden. A priori sicher/ ist er, wenn man [ü.Z.:] er ohne/ zu Hilfenahme eines/ a posteriorischen Er/kenntnissprincips ė / untrügliches Urtheil / mögl ist./
   29. Die Betrachtung der Eintheilg ↲
der Materie in ė sichere u ↲
unsichere Materie hat unseren↲
Blick hier wieder auf d Unter↲
scheidung der nothwendigen
od unmöglichen u der zu↲
fälligen
Materie zurückgelenkt ↲
Und es ist darum hier der Ort ↲
ė Untereintheilung dieser Classi↲
fication nachzuholen, die von↲

xxx
grosser Wichtigkeit ist, die ich↲
aber nicht ohne Grund erst↲
jetzt mittheile. Wie nämlich↲
überhaupt die zufällige mit↲
der unsicheren, u die sichere↲
mit der nothwendigen od unmög↲
lichen Materie oft verwechselt↲
wird, so könnte insbesondere
diese Untereintheilung leicht↲
mit ė ähnlich scheinenden der↲
sicheren Materie verwechselt↲
werden. Jetzt, wo wir sie↲
nebeneinandergestellt erörtern ↲
wird sich der grosse Unterschied↲
sofort zeigen.↲
   Man theilt näml die Aussagen↲
mit nothwendiger Materie ein↲
in Auss. mit unmittelbar noth↲
wendige
mittelbar nothwendiger
Materie.↲
   Die einen sind die unmittel↲
baren nothwendigen Wahrheiten,↲
die andern sind die mittelbaren↲
nothwendigen Wahrheiten.↲
   E mittelbar nothwendige
Wahrheit ist ė solche, w [ü.Z.:]nur ė ↲
besonderer Fall einer oder↲
mehrerer concurrirender ↲
einfacherer u allgemeinerer↲
nothwendiger Wahrheiten ist.↲
[ Secundäre Gesetze] ↲
Derivirende [derivative] Gesetze↲
E unmittelbare nothwendige ↲
Wahrheit dagg ist ė solche,↲
w nicht bloss ė besonderer↲
Fall einer od mehrerer con↲
currirender einfacherer u ↲
allgemeinerer nothwendiger ↲
Wahrheiten, sond selbst eine↲
einfachste u allgemeinste↲
Wahrheit ist. Man nennt sie↲
auch erste u höchste Wahr↲
heiten, [ü.Z.:]unmittelbare Wahrheiten, Grundgesetze, [l.R.:]fundamentale Gesetze erste↲
Principien, höchste od oberste↲
Principien, Prin unmittel↲
bare Principien, Principien ↲
des begründenden [ü.Z.:] od ableitenden od scientifi↲
schen Beweises, Principien ↲
der Wissenschaft, od auch↲
schlechtweg Principien κατ↲
ἐξοχήν.↲
   Mehr als ė von diesen Benen↲
nungen ist aequivok mit↲
ė Benennung der Erkenntniss↲
principien, u hiemit nicht↲
zufrieden haben in neuester↲
Zeit manche Forscher ange↲
fangen, um die Verwirrung↲
vollständig zu machen, ihnen↲
auch noch den Namen Axi↲
ome zu geben [z. B. Wundt, die↲
Axiome d Naturwissenschaft?],↲
obwohl bei weitem nicht jedes↲
von ihnen ė Axiom im gewöhnln ↲
Sinne ist, vielmehr die↲
Erkenntniss von vielen↲
erst eine Jahrhunderte u Jahr↲
tausende hindurch fortgesetzte↲
Forschung krönten, u andre ↲
und noch im̅er verborgen↲
sind u allzeit verborgen↲
bleiben werden.↲
   Der Unterschied zw den Grund↲
gesetzen von denen wir jetzt↲
sprechen u den Grundsätzen↲
od Axiomen u d Erkenntniss↲
principien überhaupt ist aus↲
d Verschiedenh d Definitionen↲
ersichtlich.↲
   30. Dennoch wird es nicht undien↲
lich sein ihn durch d ↲
[l.R.:] od andre Beispiel ė Grundgesetzes ↲
das k Erkenntnissprincip ↲
ist zu erklären.↲
   Die [ü.Z.:]rationelle Mechanik hat 3 Grund↲
gesetze [ü.Z.:]der Bewegg : 1, das Gesetz der↲
Trägheit 2, das der↲
Gleichheit von Wirkung u ↲
Ggwirkung 3, das Gesetz↲
der Composition der Kräfte.↲
Diese dieser 3 Gesetze sind↲
die 1ten höchsten [ü.Z.:]allgemeinsten u einfach↲
sten nothwendigen Wahrheiten ↲
[zw.Z.:] w die Bewegg d Körper unterworfen ist,/ aus w sich [l.R.:] nachdem sie festgestellt sind alle anderen↲

xxx
47
Lehrsätze der rationellen↲
Mechanik begreifen u [ü.Z.:]der Statik sowohl als der Dynamik ableiten↲
lassen, als Gesetze die für↲
besondere Fälle [l.R.:] d. h. unter Annahme gewisser besonderer Umstände aus der Con↲
currenz von 2 od 3 dieser↲
Gesetze ergeben.↲
   Aber sie sind desshalb nicht↲
Grundsätze (Axiome) od über↲
haupt Erkenntnissprincipien.↲
Nicht einmal das 1te von↲
ihnen, das Gesetz der Trägheit ↲
hat man vor Newton ent↲
deckt gehabt, ė Menge von↲
Beobachtungen u Berechnungen↲
hat dazu geführt u konnte↲
allein dazu führen.↲
   Auch das Dasein Gottes ist↲
ė Grundgesetz [l.R.:] es ist ė Grundgesetz der Metaphysik , es ist nicht↲
bloss ė nothwendige Wahrheit ↲
sond auch ė erste u einfach↲
ste u unmittelbare nothwendige ↲
Wahrheit.↲
   Aber für uns ist sie keines↲
wegs unmittelbar gegeben u ↲
k Erkenntnissprincip, sond ↲
ihre Erkenntniss wird [ü.Z.:] v d Vernunft nur↲
durch schwierige [ü.Z.:] u langwierige Untersuchungen↲
gewonnen.↲
   Thomas von Aquin hat
   

xxx
   
   31. Aristoteles hat darum unter↲
schieden ein ↲
[ü.Z.:] od u ė ↲

, sowie ↲
u ė .↲
Er hat auch (α) die Principien ↲
ge↲
nannt. [l.R.:] Anal Post I, 2
   Ebenso ihm folgend Thomas↲
v Aquin. Er nennt die höchsten↲
nothwendigen Wahrheiten: notum per↲
se. 1a, 1 corp. Er unterscheidet↲
aber dann: „Dicendum quod↲
contingit aliquid esse per se↲
notum dupliciter. Uno modo↲
sei se et quod nos, alio modo↲
sei se et quod nos.“ ↲
   Die letzten sind die w zugleich↲
Grundgesetze u Grundsätze↲
sind wie z. B. dass Gleiches↲
[zw.Z.:] (in gleicher Weise verändert)/ um Gleiches vermehrt od ver↲
mindert gleiches gibt u andre ↲
Axiome.↲
   32. Ist ė mittelbare nothwendige ↲
Wahrheit von uns aus einer
unmittel ihren Grundgesetzen↲
erweisbar, so nennnt man↲
sie eine [ableitbare], eine↲
aus ihren Gründen erkenn↲
bare Wahrheit od auch eine↲
wissenschaftlich erweisbare Wahr↲
heit im engsten Sinne d Worts.↲
Sonst bleibt sie ė bloss em↲
pirisch erweisbares
Gesetz.↲
   34. VI. Eine 6te Haupteintheilg ↲
der Aussagen ihrer Materie↲
nach ist von geringerer Schwierig↲
keit aber auch von grosser ↲
Wichtigkeit. [l.R.:] Tadel Kants bei d Modalität.
   Die Aussagen scheiden sich in↲
Aussagen, w den Inhalt ė ↲
[l.R.:] od mehrerer andern zur Materie haben ↲
u in solche, bei w dies nicht↲
der Fall ist.↲
[l.R.:] (directe –/ reflexe (indirecte) / [besser indirecte, weil oft nicht/ d Inhalt eigner / Urtheile ]
   Die ersteren haben theils bloss ↲
den Inhalt anderer Aussagen↲
zur Materie, theils ist ihrer↲
Materie nur der Inhalt ande↲
rer Aussagen eingemischt. ↲
z. B. hat d Urtheil ein ↲
Löwe ist den Löwen↲
zur Materie.↲
   dagg d Urtheil: die Wahr
dass ė Löwen ist, (nicht) [ü.Z.:]ist (wahr) hat↲
den Inhalt des Urtheils ein ↲
Löwe ist zur Materie.↲
Während d 1te Aussage↲
ė Löwen anerkennt u aus↲
sagt dass ė Löwe anzuer↲
kennen ist, sagt [ü.Z.:]erkennt die zweite
an, dass ė Löwe anzuerkennen↲

xxx
sei, u sagt aus, dass es anzu↲
erkennen sei, dass ė Löwe↲
anzuerkennen sei.↲
Dasselbe würde d Satz aus↲
drücken: [ė wahrer Löwe↲
ist, d. h. ė anzuerkennender↲
Löwe ist.↲
od auch: dass ė Löwe ist, ist↲
wofür wir aber zu sagen pflegen,↲
ist wahr.↲
   Ebenso: ė Chamäleon ist. nicht Dass Falschh [l.R.:]die Nichtexistenz ė Chamäleons nicht↲
[l.R.:]ist, ist (wahr) od. dass[ü.Z.:] ist ė Cha↲
mäleon [ü.Z.:]nicht ist, ist nicht, wofür↲
wir zu sagen pflegen ist falsch.↲
   Ferner: dass ė Chamäleon nicht↲
ist u ė Löwe [ü.Z.:] nicht ist, ist wahr.↲
(hier d Materie der Inhalt zweier ↲
anderer Urtheile.)↲
   [schw.T.:]Glaubst Du an Gott? glaubst↲
du dass er die seinigen nicht↲
verlässt?↲
   Gott u dass die Unschuld
er die Seinigen nicht ver↲
lässt, ist (anzuerkennen)↲
(gemischte Materie) ↲
   Er thut dies, ich glaube es,↲
in guter Meinung↲
= Er thut dies in guter Meinung ↲
Ich glaube, dass er es in guter↲
Meinung thut ↲
   

xxx
   
   
[Bl.:]48
   Hier waren d Inhalt ė Urtheils ↲
u ė Ggstand einfach neben↲
einandergestellt.↲
Es kann aber auch d Inhalt ė ↲
[l.R.:] andern Urtheils als ė Attribut ė ↲
[l.R.:] and Gegenstandes des Urtheils stehn ↲
z. B. Menschen, die ihren↲
Wohltätern schlecht vergelten,↲
gibt es (nicht). [l.R.:] A, welches B ist, ist / ist nicht
   37. Auch gibt es complicirtere ↲
Fälle, mit doppelter, 3facher ↲
u mehrfacher Reflexion ↲
z. B. E Menschen, der, nachdem↲
er seine Eltern erschlagen,↲
um ihren Reichthum zu↲
geniessen, glücklich geworden↲
wäre, gibt es nicht.↲
1. Er geniesst den Reichthum ↲
[l.R.:] E Reichthum geniessender ist / 2. Er wollte, dass er den Reichthum ↲
geniesse ↲
[l.R.:] E wollender dass er d Reichthum / geniesse ist / 3. Er [ü.Z.:]hat erschlagen, weil er wollte, dass↲
er d Reichthum ge↲
niesse ↲
[l.R.:] Dass ė [ü.Z.:]Mensch wollte, dass er d Reichthum / geniesse, [ü.Z.:]war Ursache davon[ü.Z.:] war , dass/ er s Eltern erschlagen.ist / 4. Eine Zeit, [ü.Z.:]ist nach der, in w ↲
ė Mensch s Eltern erschlagen,↲
weil er wollte, dass ihren↲
Reichth geniesse , ↲
[l.R.:] [ü.Z.:]Ein Mensch, bei dem Dass er wollte, dass er d Reichthum [ü.Z.:] s Eltern / geniesse, Ursache davon [ü.Z.:]gewesen ist dass er/ s. Eltern erschlagen, glück/lich geworden [ü.Z.:]ist, ist nicht / 5. E Mensch ist [ü.Z.:]nicht glücklich geworden↲
in ė Zeit nach der, in w er s ↲
Elt. erschlagen, weil er wollte, dass er ihren↲
Reichth geniesse.↲

xxx
Das Ganze nur eine Aussage.
   38. In den Beispielen v Aus↲
sagen, die wir bisher betrachtet ↲
war es deutl ersichtlich, dass↲
der Ggstand, sei es ganz sei↲
es theilweise aus dem Inhalte ↲
anderer Aussagen bestand.↲
Oft ist dies aber für d ersten↲
Blick wenigstens druch d ↲
Sprache verdeckt. [l.R.:] ähnl wie wir etwa derartiges oben bei d Toren andeuteten./
   Nicht im̅er sind es Sätze↲
in den Sätzen, w der Aus↲
druck d Inhalts ė Urtheils ↲
werden, der Ggstand ė andern ↲
Urtheils sind.↲
   Die Sprache hat hier Mannich↲
faltigk von Wendungen, theils ↲
durch d Kürze theils durch↲
d Schönheit [ü.Z.:] u Abwechslung veranlasst.↲
   Ohne ins Einzelne zu gehen,↲
müssen wir sie doch im↲
Allgemeinen charakterisiren
   a) Infinitiva [ü.Z.:]i u [ü.Z.:] gew Haupt↲
wörter.↲
[l.R.:] α, Unglück erfahren ist gut.↲
[l.R.:] β, z. B. Wahrheit, Falschheit, Existenz,↲
Nichtexistenz u dgl.↲
   b) [ü.Z.:] oft Participia u gew Bei↲
wörter.↲
E lebendiges Einhorn, ist [u.Z.:]nicht
E Einhorn, w lebendig ist, [u.Z.:]ist nicht
(doch nicht jedes Particip).↲
z. B. wahr, falsch u dgl.↲
er ist ė wahrer Freund.↲
c) alle Negativa (ausge↲
sprochen od verdeckt ↲
ė nichtsterblicher Mensch↲
ist nicht ↲
ė Mensch, w nicht sterben↲
kann, ist nicht ↲
E unsterblicher Mensch↲
ist nicht.↲
Auch d Comparativa
A ist > als B ↲
A hat ė gew Grösse die↲
B nicht erreicht.↲
Auch ohne u dgl. Er kam ohne
Hut.
[l.R.:] Inceptiva, desitiva / (exlusiva, exceptiva)/ einzig u. allein ohne ihn ihn ausgenom̅en /
   c) Viele Adverbia
unde andere Partikeln
z. B. die [ü.Z.:]manche exclusiva
nur, allein [l.R.:] Goudin, Arnauld
und die exceptiva
fast, [ausser, ohne] ↲
Aber auch [ü.Z.:]andere z. B. leider.↲
   d) Viele Pronomina↲

xxx
wie die demonstrativa.↲
Ich habe den u den gesprochen,↲
dieser erzählte mir &c. ↲
d. h. der w ich genannt[ü.Z.:] (gesprochen) habe ↲
   e) [ü.Z.:] die Conjunctionen ↲
Cäsar ist todt, aber↲
Antonius lebt. ↲
In dem aber liegt ė ↲
dritter Satz: dass [ü.Z.:] zw d Ur/
[l.R.:] theiln: Caesar [ü.Z.:]ist todt ist u An↲
tonius lebt besteht ė ↲
Ggsatz (z. B. der dass↲
d Parthei Cäsars einen↲
Führer verloren – er↲
halten hat).↲
   Cajus ist reich u. Titus↲
ist weise. In dem „und“↲
liegt ė [ü.Z.:] 3ter Satz der die beiden↲
Sätze in seine Materie↲
aufnim̅t u sie vereinigt↲
denkt.↲
   „also“ A ist, also ist B ↲
[l.R.:] 3ter Satz: Dass B ist, ist Folge da↲
von dass A ist.↲
   39. [schw.T.:]Unter die indirecten Ur↲
theile, bei w der Sprachle Aus↲
druck es oft nicht deutl erkennen↲
lässt, dass der Inhalt anderer Ur↲
theile iht Ggstand ist, gehören auch↲

xxx
[Bl.:] [Bl.:]49.
[l.R.:] [schw.T.:]die s. g. [Bl.:]modalen Urtheile ; die den↲
[schw.T.:]Logikern des Mittelalters von so grosser ↲
Wich[Bl.:]tigk schienen, dass sie ė ↲
besondere Eintheilg der↲
Urtheile in absolute u ↲
modale zu machen anfingen.↲
[schw.T.:]Ein modales Urtheil war nach↲
ihnen ė solches, w von dem Inhalt↲
ė and. Urtheils aussagte bejahte↲
od verneinte, dass er noth↲
wendig
od contingent , möglich
od. unmöglich sei.↲
   Nothwendigk , Contingenz , Mög↲
lichkeit
u Unmöglichkeit nann↲
te man die 4 Modi d Inhalts↲
ė Urtheils, od, weil man jedes↲
Urtheil als die Verbindung eines↲
Subjects mit ė Prädicat dachte,↲
die 4 Modi in welchem ė Prä↲
dicat einem Subjecte zukom̅e.↲
Diej. Urtheile, w kei nicht ė ↲
solchen Modus ė Urtheils aus↲
sagten, nannte man absolut.↲
   40. Der Ursprung dieser Eintheilung ↲
ist in den logischen Schriften↲
des Aristot zu suchen.↲
   In den ersten Analytiken I, 2.↲
sagt er: „ Jeder Satz [ü.Z.:]Aussage , sagt entw ↲
aus, dass etwas ist, od dass es↲

xxx
nothwendig ist, od dass es möglich↲
ist.↲
   Und [ü.Z.:] [Bl.:]in [schw.T.:]dem Buch De interpretatione
handelt er, nachdem er zuerst↲
von dem Gegensatze zw Be↲
hauptungen, die auss ė εἶναι
od μὴ εἶναι [ü.Z.:]aussagen, gesprochen hat, von↲
den Gegensätzen zw Behauptungen ↲
die ein δυνατον εἶναι u μὴ↲
δυνατον εἶναι
, ė ἐνδεχόμενον
u μὴ ἐνδεχόμενον, ė ἀδύνατον
u μὴ ἀδύνατον, u endl ė ἀναγ↲
καῖον u μὴ ἀναγκαῖον
εἶναι↲
aussagen.↲
   41Aus diesem: ἀναγκαῖον, ἐνδεχό↲
μενον δυνατον u ἀδύνατον↲
ist deutl das scholastische:↲
necessarium, contingens, pos↲
siblie
, impossibile geworden.↲
Die griech. Com̅entatoren nann↲
ten sie τρόποι, wie z. B Am̅o↲
nius Hermicae in s Com̅entar ↲
zum 12t Cap. de Interpret. , welcher↲
bemwerkt, dass es noch eine Un↲
zahl anderer
solcher τρόποι gebe,↲
dass aber Aristot. [ü.Z.:] bloss diese 4 als↲
die allgemeinsten u für die↲
Logik wichtigsten aufgestellt↲
habe.↲
[l.R.:] [Bl.:]In d That leuchtet nach d früher/ v uns Erörterten ihre Wichtigk/ ein, da sie im Wesentln d Aus/druck/
   Boethius nannte, was die↲
Griechen τρόπος genannt hatten ↲
in s Com̅entaren modus.↲
Und so bildete sich der Name↲
der modalen Propositionen↲
u der Modalität.↲
   42. Die Cartesianer, wie Arnauld ,↲
so viel sie auch [ü.Z.:]sonst an der scho↲
lastischen Logik rüttelten ↲
nahme die Lehre von den↲
4 Modis Propositionen auf.↲
Doch bemerkt auch Arnauld ↲
wieder, dass sie unter ė viel↲
grössere Zahl v Sätzen gehör↲
ten, in w etwas über den In↲
halt ė Satzes ausgesagt werde.↲
[Bl.:] Stillschweigend gibt aber offen↲
bar auch er ė besondre Wichtig↲
keit gerade dieser indirecten
Sätze für d Logik zu.↲
Und diese haben sie auch in d ↲
That
, u sie ist nach dem früher↲
von uns Erörterten einleuchtend.↲
Denn sie sind d Ausdruck von↲
der Classe, unter w ė Urtheil ↲
fällt, wenn man unter ė der↲
wichtigsten [ü.Z.:] v uns g gegebenen Gesichtspuncte, bei↲
w sogar d Untereintheilgn noch↲
v höchster Wichtigk waren, die↲
Urtheile classificirt.↲
   

xxx
   
   43. Indessen kam Kant.↲
Er erhob die Modalität zu ė
der 4 Haupttitel der Ein↲
theilg der Urtheile.↲
   Er that dies aber, indem er↲
über die [ü.Z.:]Natur der Modalität ė ganz an↲
dere Ansicht hatte u änderte↲
auch ihre Gliederung.↲
Nothwendig musste bei ihm d ↲
Eintheilg 3giederig werden,↲
u er erreichte dies indem er,↲
die absoluten u modalen Ur↲
theile zusam̅enwerfend,↲
problematische
assertorische u ↲
apodiktische Urtheile unter↲
schied.↲
   Die assertorischen sind bei ihm↲
d Sätze, die bisher als ab↲
solute den modalen ent↲
gegengesetzt worden waren,↲
der Mangel d Modalität↲
wurde also bei ihm ė Art↲
v Modalität.↲
   44. Was ihn dahin führte war↲
d Verkennung des indirecten
Charakters der modalen Sätze:↲
„ die Modalität d Urtheile ist ė ↲
ganz besondere Function dersel↲
ben, die das Unterscheidende↲
an sich hat, dass sie nichts

xxx
50
zum Inhalte d Urtheils beiträgt↲
(denn ausser Grösse, Qualität u ↲
Verhältniss ist nichts mehr, was↲
den Inhalt ė Urtheils ausmachte)↲
sond nur den Werth der Copula
in Beziehung auf d Denken
überhaupt angeht. Problematische
Urtheile sind solche, wo man↲
d Bejahen od Verneinen↲
als bloss mögl (beliebig) an↲
nim̅. Assertorische, da es↲
als wirklich (wahr) betrachtet↲
wird. Apodiktische, in denen↲
man es als nothwendig an↲
sieht. “ … „ Weil man hier↲
alles sich gradweise dem Ver↲
stand eiverleibt, so dass man↲
zuvor etwas problematisch↲
urtheilt, darauf auch wohl↲
es assertorisch als wahr an↲
nim̅t, endl als unzertrennl ↲
mit d Verstande verbunden,↲
d. i. nothwendig u apodiktisch↲
behauptet, so kann man dse ↲
3 Functionen der Modalität↲
auch so viel Momente des
Denkens überhaupt nennen. “ ↲
Wir sehen, dass nach Kant die↲
Modalität zum [ü.Z.:]Inhalt ė Urtheils nichts↲
beiträgt, sond nur d Copula ↲
energischer od schlaffer macht.↲
Daher ist jeder Satz modal u ↲
d früher „absolut“ genannte Satz↲
ė Satz von mittlerer Modalität.↲
   45. Auch Aristot scheint manchmal↲
geneigt das „kann sein“ od ↲
„muss sein“ für ė blosse [ü.Z.:]geschwächte od verstärkte Copula ↲
zu nehmen.↲
   So sagt er Anal. Prior I, 3.↲
p 25, b, 20. das keinem oder↲
einem zukom̅en können ↲
hat die bejahende Form,↲
denn das „kann“ wird↲
ähnl gesetzt wie das „ist“;↲
[l.R.:] das „ist“ aber, zu welchen Attributen im̅er es
es hinzugefügt werden mag,↲
nicht [ü.Z.:]gibt im̅er u durchaus ė ↲
Bejahg wie z. B. ė nicht Gutes↲
„ist“, ė nicht Weisses ist od ↲
schlechthin: das ė nicht dieses↲
„ist“.↲
   ibid. 13. p 32 b, 1. Es sind↲
aber die so gearteten Sätze↲
bejahend u nicht verneinend,↲
denn das [ü.Z.:](sein) können wird ähnl ↲
wie das Sein gesetzt, wie↲
früher gesagt worden.↲
   Damit scheint auch zu stim̅en
dass er in d schon citirten ↲
Stelle An. Prior. I, 2. die Sätze↲
eintheilt in Sätze des Seins, des↲
nothwendig seins u des mögl↲
seins ↲
   „ Jede Proposition ist ė Proposi↲
tion des Seins, od des nothw↲
seins od des mögl seins; von↲
diesen aber sind die einen↲
bejahend die andern verneinend ↲
“ καϑ ἑκάστην πρόςρησιν . was↲
[l.R.:]nach Waiz so viel sagen würde wie↲
nach jeder dieser Arten von↲
Copula . „ In quavis attribuendi↲
ratione “ übersetzt Jul. Paeius.↲
Und auch im Buch De interpr.
12 sagt er nachdem er die 4 Modi↲
unterschieden: wie bei andern ↲
Sätzen „Sein“ u „Nichtsein“ [ü.Z.:]als προσ↲
ϑέσ εις
dazukämen, so kämen↲
bei Sätzen mit „sein können ↲
u „möglich sein“ diese als↲
προσϑέσ εις dazu, u. bestim̅t
wie bei jenen das „Sein“ u „Nicht↲
sein“ das wahr oder falsch↲
[l.R.:] bestim̅ten, so bestim̅ten in ähnler Weise hier [ü.Z.:]diese über das↲
Möglichsein od Unmöglich↲
sein.↲
   Doch sagt Aristot hier zugleich [l.R.:] vgl Waitz
dass bei d Satze es kann sein ↲
u ähnlichen das „Sein“ nicht↲
zur Copula sond zum Ggstand ↲
des Urtheils gehöre u scheint↲
dadurch zu erkennen zu geben,↲
dass er die modalen Sätze wie↲

xxx
z. B ė Mensch kann weiss sein ↲
für indirecte Sätze gehalten↲
habe.↲
   46 Doch sich d Sache mit Arist ↲
verhalte, ob ihm d Sätze, w ė ↲
„es kann sein“, „es muss sein“ u. ↲
dgl aussprechen für directe od ↲
indirecte gegolten haben, das↲
ist vielleicht nicht so leicht zu↲
entscheiden u auch für uns↲
hier geringerem Belang.↲
Jedenfalls ist sicher dass d An↲
sicht der Scholastiker [l.R.:] cf Cajetan in s Com̅ent. zu De interp II l 8. f. , die↲
von ihnen auch auf spätere Schu↲
len, wie auf die d Cartesianer
übergegangen ist, mag sie↲
nun von Aristot. ihnen über↲
liefert od von ihnen selbstaändig↲
aufgestellt worden sein die↲
richtige [ü.Z.:]ist, u dass die von ihnen↲
s. g. modalen Sätze als indirecte
betrachtet werden müssen.↲
[l.R.:] [zu bedenken bleibt / dass „ist“ vielleicht/ selbst indirect / = (ist) wahr] / vielleicht hat/ darum Arist. / Recht ] Kant fehlte also indem er mein↲
te, dass die Modalität zum In↲
halt ė Urtheils nichts beitrage,↲
u jedem Urtheile ė Modalität↲
zuerkannte.↲
   47 Er beging aber zugleich noch
andere Fehler u unter andern ↲
den, dass er in ė unklaren↲

xxx
51
Weise [ü.Z.:]den Gesichtspunct der subjectiven Gewissh ,↲
[l.R.:]die Zuversicht des Urtheils mit dem d Nothwendigk ver↲
mengte, da doch beide etw ↲
ganz Verschiedenes sind. Der↲
letzte war der Gesichtspunct ↲
der Modalität bei d Früheren;↲
nach ihm haben wir ė Ein↲
theilg gegeben, vom andern ↲
werden wir später bei der↲
Eintheilg nach subjectiven ↲
Umständen handeln. Aber↲
schon jetzt ist klar, dass beide↲
etw ganz Verschiedenes sind.↲
Wenn kant von s apodiktischen
Satz sagt, „ er denke sich den↲
assertorischen durch d Gesetze↲
des Verstandes selbst bestim̅t u ↲
daher a priori behauptend “ ↲
u. deutlicher noch, wenn er↲
die Nothwendigkeit als „ die↲
Existenz die durch [ü.Z.:] d Möglk ↲
selbst gegeben ist “ bestim̅t,↲
so nim̅t er ungefähr d Gesichtspunct ein, von w aus↲
die Früheren die Modalitäten↲
schieden, wenn er aber von↲
dem problematischen Satz, es↲
sei der, w ė bloss willkürliche↲
Aufnehmg ė Satzes in den↲

xxx
Verstand ausdrucke u ↲
problematische Urtheile seien↲
solche, wo man das Bejahen↲
od Verneinen als beliebig↲
annehme, so nim̅t er eher↲
den Gesichtspunct der Sicherh
als den der Nothwendigk ein,↲
od vielmehr er spricht von↲
subjectiver Entschiedenh od
Unentschiedenheit, nicht aber↲
von Zufälligk od ė Möglk ↲
die der Unmöglk entggsteht.↲
   48 kurzum Kant zeigt hier nicht↲
bloss ähnl wie er [ü.Z.:]es auch bei↲
d Beurtheilg der katergorien↲
lehre der Alten thut, auch↲
bei der [ü.Z.:]Lehre von d Modalität, dass er↲
die Absicht gar nicht verstanden↲
hat, sond er verwechselt auch↲
s eignen Begriffe ohne es↲
[l.R.:]nur selbst zu merken. Was freil ↲
auch etwas ist, was ihm nicht↲
bloss hier sond auch sonst, u ↲
mehr als einmal begegnet.↲
   49. Kant war aber auch hier↲
auf d spätere Logik von↲
Einfluss u so ist ė heillose↲
Verwirrung in die Lehre von↲
der Modalität gekom̅en, die↲
noch heute nicht enden will.↲
   Ich habe, um ė vollkom̅ene ↲
Übersicht darüber zu gewinnen ↲
ė ganze Reihe geschätzter↲
logischer Werke verglichen.↲
Ein paar Proben aus den↲
gelesensten Büchern will ich↲
ihnen mittheilen, damit auch↲
Sie sehn, wohin die Dinge↲
gekom̅en sind.↲
   Drobisch, von [ü.Z.:]unter d Herbartianern↲
der gerühmstese Logiker, nennt↲
die Unterschiede der Modalität↲
Unterschiede [ü.Z.:]in der Art der Giltigk
der Urtheile . „ [schw.T.:]Die Giltigk ė ↲
Urtheils ist näml 1, wirkliche↲
(actualis) wenn die in ihm ausge↲
sprochene Bejahung od Verneinung↲
bloss auf d Erkenntniss der Identi↲
tät od Nichtidentität von Subject ↲
u Prädicat beruht. 2, Die Giltigk ↲
ė Urtheils ist unmögl (impossi↲
bilis), folgl d Urtheil schlechthin↲
ungiltig, wenn die bejahte od ↲

xxx
verneinte Verknüpfg des Prädicats mit↲
dem Subject widersprechend ist. 3)↲
Die Giltigk ė Urtheils ist nothwen↲
dig (necessaria), wenn d Aufhebg,↲
d. i. die Verwandlg desselben in ė ↲
Urtheil von entgggesetzter Qualität↲
ė unmögliches Urtheil hervorbringt.↲
4) Ein Urtheil ist endl möglich
(possibilis) wenn weder es selbst
noch sein entgegengesetztes un↲
mögl ist.“ ↲
   „ Von diesen 4 Unterscheidungen be↲
ruht [ü.Z.:]also[ü.Z.:](fährt er fort) „ die erste auf dem Satze der↲
Identität, die 2te auf dem des↲
Widerspruchs, die 3te auf dem↲
selben u dem Satz vom ausge↲
schlossenen dritten, die 4te endl ↲
zeigt offenbar ė noch mangelhafte
Erkenntniss des Verhältnisses zw ↲
Subject u Prädicat an.↲
   „ Alle giltigen Urtheile haben demnach↲
entw wirkliche od mögle od ↲
nothwendige Geltung. Sie heissen ↲
im 1ten Fall assertorische u ihre↲
Copula ist dann in d Regel „ist“↲
od „ist nicht“. Om 2ten problematische
mit d Copula „kann sein“ „muss↲
nicht sein“. Im 3ten apodiktische
mit d Copula „muss sein“ „kann↲
nicht sein“. Diese neue Eintheilg ↲
d Urtheile heisst die nach der Modali↲
tät.↲
   

xxx
   
   
[Bl.:]52.
   Hier haben wir wie bei Kant ↲
den Mangel d Modalität als↲
Modalität, u die Modali↲
tät als [ü.Z.:]Weisen der Copula.↲
   Wir haben ferner einer Ver↲
mengung der Gesichtspuncte ↲
bei 1. ist von ė subjectiven ↲
Umstand d Rede. ↲
bei 2. u 3. von Besonder↲
heiten der Urtheile die aus↲
ihrer Materie fliessen u ↲
die an unser unmöglich ↲
u nothwendig erinnern ↲
denselben Gesichtspunct ↲
hält er zunächst auch bei↲
4. fest; verlässt ihn aber↲
sogleich wieder bei der↲
Erklärung: die 4te endl &c.↲
   50. Aehnl wie in diesem in↲
mancher Beziehg vortreffln ↲
Werke ist die Verwirrung↲
bei ė Menge von anderen.↲
Ohne sie damit aufzuhalten↲
will ich ihnen nur noch↲
ė Stelle aus d Logik von↲
Überweg mittheilen, nicht↲
bloss weil dieses Buch↲
angesehn u verbreitet ist,↲
sond namentl weil es interessant↲

xxx
ist zu sehen, wie dieser Philo↲
soph zum gänzln Verlassen↲
des alten Begriffes [ü.Z.:] d Modalität kom̅t:↲
[schw.T.:]Die Modalität, “ sagt er, „ beruht↲
auf dem Grade u der Art der↲
Gewissheit der Entscheidung.↲
“ „ Der Modalität nach ist das↲
Urtheil problematisch od asser↲
torisch od apodiktisch. Der↲
problematische Charakter liegt↲
in d Ungewissheit der Entscheidg ↲
über die Übereinstim̅g der↲
Vorstellungscombination mit↲
der Wirklichk, der assertorische
in der unmittelbaren (auf↲
eigne od fremde Wahrnehmg ↲
gegründeten Gewissheit, der↲
apodiktische Charakter in↲
der vermittelten (auf Beweis,↲
ἀπόδειξις, gegründeten) Ge↲
wissheit.↲
   „ (Den sprachln Ausdruck der↲
Modalität bilden die Modi↲
des Verbs u die entsprechen↲
den Partikeln z. B. vielleicht,↲
gewiss &c, welche sämtl zur↲
Copula, nicht zum Prädicat ↲
gehören).↲
   [Bl.:]Hier ist nun in der That k ↲
Spur des alten Begriffs der↲
Modalität übrig ↲
   Und in der That wäre dies↲
gewissermassen zu loben,
(denn es ist besser ė neue↲
Eintheilg unter dem alten↲
Namen als eine neue↲
u ė alte durcheinander↲
gemengt zu geben).↲
Überweg gibt lauter sub↲
jective Momente [ü.Z.:]Umstände des Ur↲
theilenden an:↲
   [l.R.:]Un Entschiedenheit – Ent↲
schiedenheit u diese mittel↲
bare – unmittelbare.↲
Aber es ist denn doch [ü.Z.:]auch nicht↲
mehr ganz zu loben, wenn↲
man, wie er es thut, sich↲
gar so weit von allem Her↲
kom̅en entfernt.↲
   Das Moment ob d Ur↲
theil [ü.Z.:] auf mittelbar od un↲
mittelbar gefällt wird,↲
auf Wahrnehmg od Schluss↲
beruht, hatten wed d ↲
Alten noch Kant geltend↲
gemacht. [l.R.:] u der sprachle / Ausdruck: ge/wiss möchte / schwerl bei andern / Leuten die unmittel/bare Gewissh aus/schliessen./
   Wozu die Confusion noch↲
vermehren!↲
   

xxx
   
   [sch.T.:]51. Was soll man denn nun aber↲
thun , da es denn doch bereits↲
so weit gekom̅en ist?↲
   Das einfachste ist, da es doch↲
misslich sein würde, von allen↲
Modernen Umgang nehmend, gänzl ↲
auf den alten Standpunct zurück↲
zugehn, dass man einen↲
mehrfachen Sinn von Modali↲
tät unterscheidet.↲
   Bleiben wir dabei, dass die mo↲
dalen Aussagen indirecte Aus↲
sagen sind d. i. Aussagen, die↲
über den Inhalt anderer Aus↲
sagen etw bestim̅en, so kann↲
dies von mehreren [ü.Z.:] [Bl.:]darum [schw.T.:]für die Logik [Bl.:]bes. [schw.T.:] wichtigen
Gesichtspuncten aus geschehen,↲
[zw.Z.:] w. darum, weil sie einen Bezug auf seine Richtigkeit haben, für die/ [l.R.:] Logik v besonderer Bedeutg sind: / [Bl.:]Diese Gesichtspuncte sind [ü.Z.:]bieten theils d / Na/tur d Ggstände u d Lage der Umstände / theils d subjective n Verhalten des Aus/sagenden zum Inhalte d Aussage dar./ In der 1ten Beziehg kom̅en 3 Gesichts/puncte in Betracht, v w aus wir d / Urtheile der Materie nach classifi/cirten: Wahrh , Nothwendigk od / Unmöglk u Erkennbarkeit . / d. h. es kann etwas 1, [schw.T.:] 1, kann über die Richtigkeit des↲
Inhalts [Bl.:] ė Aussage ↲
[schw.T.:]2, über die [ü.Z.:]seine objective Nothwendigk
od Unmöglichk
3, über die [ü.Z.:]seine Sicherheit (Erkennbark
[zw.Z.:]ausgesagt werden./
   4, endl übere die subjective Zu↲
versicht, mit [ü.Z.:]der das Urtheil w den den Inhalt↲
hat von ė Urtheilenden (der↲
das Urtheil ausspricht) ge↲
fällt wird, ausgesagt werden.↲
   [l.R.:] [Bl.:]In der [schw.T.:]2[Bl.:]ten Beziehung kom̅en / ebenfalls 3 Gesichtspuncte in/ Betracht, von denen wir noch[schw.T.:], von/ den subjectiven Umständen sprechend,/ zu handeln haben, die wir aber auch/ schon jetzt nennen wollen: Wahrhaftigk ,/ Zuversicht u Motiv des Urtheils / [Bl.:]d. h. es kann der Aussagende etw / 1) über s Wahrhaftigk / 2) über d Grad s Zuversicht, endl. / 3) über d Grund [ü.Z.:]Motiv aus w s [ü.Z.:]bei ihm ė Urtheil von ė / [l.R.:] gew. Inhalte hervorgeht, mittheilen./
   Aussagen die von diesen ver↲
schiedenen
Standpuncten [ü.Z.:]aus etw ↲
über den Inhalt von Urtheilen ↲
bestim̅en heissen modal.↲
   52 Man kann also von einer↲
Eine Modalität also in 4fachem Sinne↲

xxx
[Bl.:]53
[schw.T.:]Modalität in einem zweifachen,↲
in ė objectiven u. in einem↲
subjectiven Sinne sprechen,↲
und durch weitere Eintheilungen ↲
sechs Weisen [ü.Z.:]Gattungen von Modalität↲
unterscheiden.↲
   1. Die erste Gattung, wo über die↲
Richtigkeit des Inhalts einer↲
Aussage etw ausgesagt wird ↲
enthält 2 modi :↲
wahr u falsch
   2. die 2te , wo über die Noth↲
wendigk od Unmöglkeit ↲
[l.R.:]des Inhalts gesprochen wird, 5 . ↲
nothw. , nicht nothw.
unmögl , möglich,↲
u. zufällig, welches die Ver↲
bindung von nicht nothwendig ↲
u möglich ist.↲
   Die andern sind entw un↲
vereinbar, oder der eine↲
modus schliesst selbstver↲
ständlich den andern ein.↲
[l.R.:] [Bl.:]Wir haben hier einen / Modus mehr als die/ Scholastiker aufgestellt./ Es schien dies nothwendig / 1) der Sache nach / 2) in Rücksicht auf Aristot. / der einen Modus wie/ unser zufällig statuirte / dem auch d scholastische/ contingens entsprechen möchte./ Der Modus „nicht nothwendig“ der/ bei d Scholast. fehlt war als Ggsatz / zu nothwendig (analog: mögl gefordert) / Indessen kannen diese Classe ↲
von Modis noch vermehrt
werden, wenn man auf↲
Untereintheilungen der Classi↲
fication Rücksicht nimmt. ↲
z. B. wäre dan̅ „unmittelbar
nothwendig “ ein besonderer↲

xxx
Modus dieser Gattung von Mo↲
dalität.↲
   3. Die 3te Gattung, wo über die↲
Erkennbarkeit des Inhalts ge↲
sprochen wird, lässt 2 Modi [l.R.:] [Bl.:](od 4? sicher falsch sicher wahr &c ) [schw.T.:], eigentl aber noch viel mehr↲
unterscheiden, sowohl wg ↲
der Untereintheilungen als↲
wegen der Abstufungen der↲
Sicherheit.↲
   Die 2 Modi, die ich meinte sind↲
ersichtlichnicht ersichtlich
od in demselben Sinne gesagt:↲
sicher erkennbar – nicht sicher↲
erkennbar.↲
z. B. ob Gott dreifaltig ist, ist↲
nicht ersichtlich.↲
   4. Die 4te Gattung, die erste
unter den subjectiven, [l.R.:] wo der Aussagende sich über d Wahrhaftigk s Aussage ausspricht ent↲
hält nur einen Modus :↲
wahrhaftig,↲
da es nicht vorkom̅en kann,↲
dass ė die Aussage, die er↲
macht, zugleich für lügen↲
haft erklärt, indem er sie↲
sonst gar nicht machen↲
würde.↲
   Daher die Lösung der Schwierigk,↲
ob, wenn ė schwörte, dass↲
er falsch schwöre, sein [ü.Z.:]dies
Schwur ein wahrer [ü.Z.:]Schwur od ↲
ė Meineid sei, die ist, dass↲
es wed das eine noch das↲
andre, dass es vielmehr↲
gar k Schwur, ja gar k ↲
Aussage sond ė Unsinn↲
sein.↲
   5. 5te Gattung der Modalität,↲
die 2te unter den subjectiven ↲
[zw.Z.:] wo der Grad der Zuversicht, die/ [l.R.:] der Aussagende hat, ausgedrückt wird, lässt wieder mehrere und↲
vornehml 2 Modi unterscheiden:↲
Ich bin gewiss – es scheint mir.↲
Die grössere Zahl von Mo↲
dis[Bl.:], [schw.T.:]auf die ich als solche,↲
die man hier unterscheiden↲
könnte, hindeutete, würden↲
den verschiedenen Abstufungen
[ü.Z.:]der Gewissheit von der vollen Zuversicht↲
bis hin zum gänzln Zweifel↲
entsprechen.↲
   Die vollständige Ungewissh
kann selbst k Modalität sein,↲
weil sie mit der Thatsache [Bl.:],↲
[schw.T.:]dass etw ausgesagt wird,↲
im Widerspruche stehn u ↲
die Aussage selbst aufheben↲
würde.↲
   

xxx
   
   6. Die 6te Gattung der Modali↲
tät endlich, die 3te unter den↲
subjectiven, wo der Aussagende↲
das Motiv, aus w bei ihm ė ↲
Urtheil [von gew Inhalte ] hervorgeht,↲
ausdrückt, hat zunächst 3
Modi, von denen manche↲
wieder näher specialisirt ↲
sein können.↲
   Beim Mangel entsprechender↲
Ausdrücke Bezeichnungen↲
können wir sie ausdrücken↲
durch: es zeigt sich mir , –↲
ich will annehmen – u ich
nehme instinctiv an .↲
Es kann näml, wie wir bald↲
hören werden, das Motiv der
Zu einer Annahme ė Motiv↲
des Verstandes od ė Motiv↲
des Willens od ė Instinct ↲
sein.↲
   Zu [ü.Z.:]Unter den specielleren Modis↲
dieser Gattung würden auch↲
die Modalitäten von Über↲
weg
: ich nehme unmittelbar↲
wahr u ich habe mich (durch↲
Beweis) davon überzeugt, aufzuzählen sein, nur dass↲
hier auch etwas von der↲
[l.R.:] 5ten Gattg der Modalität einfliesst.↲
   53. Die sprachln Ausdrücke, die↲
wir bei der Angabe der Modi↲
wählten, sind nicht die einzigen ↲

xxx
[Bl.:]54
[schw.T.:]Was man z. B. ausdrücken durch
kann durch: ich bin gewiss –↲
es scheint mir, kann man↲
auch ausdrücken durch die↲
Partikeln gewiss, vielleicht ↲
u was man ausdrücken↲
kann durch: es ist nothw. ,↲
es ist mögl kann auch↲
durch die Adveria: noth↲
wendig , möglicherweise ↲
od durch kann [ü.Z.:]muss sein, kann↲
sein u. dgl. ausgdrückt werden.↲
Nur sind nicht alle Aus↲
drücke wie z. B. gerade die↲
letzten nicht von aller Zwei↲
deutigkeit
frei, u. wir haben↲
genug Gelegenh gehabt, ihren↲
nachtheiligen u verwirrenden↲
Einfluss zu sehen. Darum↲
wählten wir andere, die von↲
jeder Aequivocation frei↲
sind.↲
   Im Übrigen können wir es↲
uns ersparen näher auf die↲
vielen Modificationen [ü.Z.:] [Bl.:]Variationen [schw.T.:], die die↲
Sprache hier zeigt, einzugehn.↲
Es genügt, was über die Ab↲
kürzgn u Verdeckungen

indirecter Urtheile im All↲
gemeinen gesagt worden ist.↲
   [Bl.:]54. So viel über d Unterschied↲

xxx
der absoluten u modalen
[l.R.:] u nicht modalen Urtheile – denn nicht jedes↲
Urtheil ist auch nach allem↲
dem, wodurch wir in Rücksicht↲
auf die moderne Logik den↲
Begriff der Modalität er↲
weitert haben, modal, wenn
auch [ü.Z.:]für jedes ein modales dafür ge↲
setzt werden kann, da man↲
st. A ist auch es ist wahr
dass A ist [l.R.:] (dies d möglichste Annährg an d moderne Fassung) setzen kann, in↲
dem die Richtigk der beiden↲
Urtheile sich ggseitig be↲
dingt.↲
   Mit der Erläuterung der↲
Modalität schliessen wir
[l.R.:](aber) zugleich unsere Erörterungen↲
über d Unterschied der
directen u indirecten Ur↲
theile, zu w letztern die↲
modalen gehören, ab.↲
   

xxx
   
   
39.
    [schw.T.:] Eintheilg d Urtheile u Ausagen↲
 13.184[1]  1. Ankündigg, dass viel Abweichendes ↲
Auffordrg zu besondrer Aufmerksam↲
keit.↲
 13.184[2]  2. Die jetzt übliche Eintheilg im↲
Wesentln v Kant ↲
 13.184[3]  „Wenn wir“, sagt Kant in d Kritik d r. V. [l.R.:] cf. Elementarlehre Einleitg I, 1. ,↲
„ von allem Inhalte ė Urtheils über↲
haupt [d.i. von d Verschiedenh s Gg↲
stände, wie wir sagen würden von↲
s Materie] abstrahiren u nur auf↲
d blosse Verstandesform darin Acht↲
geben, so finden wir, dass die Func↲
tion des Denkens in demselben unter↲
4 Titel gebracht werden könne, deren↲
jeder 3 Momente unter sich ent↲
hält. Sie können fügl in f Tafel↲
vorgestellt werden.↲
I Quantität d Urtheile allgmeine besondre einzelne II Qualität bejahende verneinende unendliche III Relation kategorische hypothetische disjunctive IV Modalität problematische assertorische apodiktische “
 13.184[4]  [l.R.:] Erläutrg durch Bei/spiele./
 13.184[5]  [l.R.:] Zum disjunctiven :/ „ Es enthält d disj. / Urtheil ė Verhältniss / zweener od mehrerer/ Sätze ggeinander …/ [u. zwar ė Verhältniss]/ d Entggsetzg, so fern die/ Sphäre d einen die des/ andern ausschliesst, aber/ doch zugleich der Gemein/schaft, insofern sie zu/sam̅en d Sphäre der/ eigentln Erkenntniss / ausfüllen … z. E. die/ Welt ist entw durch ė / blinden Zufall da od / durch innre Nothwendigk / od durch ė äussre Ursache. “
   

148
   
 13.185[1]  [o.R.:] [Bl.:] die Gesetze d Verstandes selbstbestim̅t u daher a priori behauptend
 13.185[2]  [schw.T.:]3. Aufgegeben hat man allmälig bei↲
d beiden ersten u mehr u mehr↲
auch bei den 3ten das 3te Glied ↲
 13.185[3]  a) d einzelne rechnete man als allge↲
meines b) d unendliche als bejahend c) das disjunctive führten viele auf mehre↲
re hypothetische zurück.↲
 13.185[4]  Und in d That ist dies bei allen Sätzen↲
mit entw — oder möglich. [l.R.:] [Bl.:] die entw — oder sind positiv die wenn — so negativ.
 13.185[5]  Zu bemerken ist, dass Kant allerdings↲
in ihrem Gebrauch vom gewöhnln Sprach↲
gbrauche sich entfernt.↲
 13.185[6]  Denn ich kann sagen: d Menschen kom̅en ↲
nicht in Bewegg ausser durch Furcht od ↲
Hoffng (wobei nicht ausgeschlossen, dass↲
beides).↲
 13.185[7]  Um dse Wissenschaft sich anzueignen ↲
muss ė sehr fleissig od sehr begabt↲
sein (womit wieder nicht ausgeschlossen dass beides).
 13.185[8]  In gew Fällen, wie in Kants Beispiel ↲
geht aus d Natur d Materie, dem inneren↲
Ggsatz d Glieder dsr Ausschluss hervor,↲
ohne in d Form d Ausdrucks enthalten↲
zu sein.↲
 13.185[9]  Aber [l.R.:] [Bl.:]wenn d disj. des gewöhnln Sprachgebrauchs auch Kants disjunct. Urtheile auf↲
hypothetische zurückzuführen, nur auf↲
ė > Zahl.↲
 13.185[10]  4. So also machte man im Einzelnen
Ausstellgn u meist mit vollem Rechte.↲
Hätte man doch noch grössre machen↲
können. Nicht bloss Glieder wegnehmen ↲
sond auch hinzufügen.↲
 13.185[11]  Wir brauchen, um uns davon zu überzeugen ↲
nur an d Nachweis zurückzudenken,↲
dass es Sätze gibt, die zu ė einzigen↲
Namen ein „ist“ od „ist nicht“ hinzufügen ↲
welches keinen Prädicatsbegriff enthält.↲
Der [ü.Z.:]existentialSatz ist also nicht kategorisch.↲
Noch weniger aber hypothetisch od ↲
disjunctiv.↲
 13.185[12]  5. Allein an d Gesichtspuncten d Ein↲
theilg selbst hat man nichts geändert.↲
Seit Kant pflegt die Logik, wenigstens↲
in Deutschland d Urtheile unter den↲
4 Gesichtspuncten der Quantität, Quali↲
tät, Relation u Modalität einzu↲
theilen; u die Meisten scheinen wie↲
Kant, der hierauf d wesentlichsten↲
Sätze s Systems gründete, dse Gesichts↲
puncte für vollkom̅en erschöpfend zu↲
halten.↲
 13.185[13]  Es gilt dies wie ė Dogma an das k ↲
prüfend rührt.↲
 13.185[14]  6. Wir aber wollen es thun. Und d Kri↲
tik wird uns hier nichts als ė ein
gewurzeltes Vorurtheil zeigen, das voll↲
ständig unbegründet u irrig ist.↲
Es wird sich zeigen, dass dse Gesichtspuncte weder d einzigen sind, die bei↲
Eintheilg d Urtheile für d Logik in↲
Betracht kom̅en, noch jene Bedeutg
haben, die man ihnen beimisst.↲
   

149
   
 13.186[1]  7. Freilich werden wir dabei nicht ↲
wie Kant wollte „ auf d blosse Ver
standesform im Urtheile Acht↲
geben“ u „ von alle[r Materie | [ü.Z.:] [Bl.:]m Inhalt ] [schw.T.:] des↲
Urtheils überhaupt abstrahiren “.↲
Und darum könnte einer sagen,↲
dass wir doch die Classe der Ge↲
sichtspuncte, die Kant angeben↲
wollte, nicht vermehrten.↲
 13.186[2]  Allein 1) werden wir sehn, dass↲
die Gesichtspuncte, die Kant be↲
zeichnet auch nicht (auf d blosse ↲
Verstandesform Acht habend) von d ↲
Verschiedenh d Ggstände gänzl ↲
abstrahiren . (Ist ja das Ggtheil [ü.Z.:] hinsichtl d Quantität wenigstens schon beim↲
1ten Blick offenbar),↲
ja dass sie nicht einmal vom↲
Unterschied des sprachln Aus↲
drucks
absehn n.↲
 13.186[3]  2) hat Kant ganz Unrecht, wenn↲
er meint die Logik (u wenn↲
sie auch noch so allgmein ↲
behandelt wird) könne von↲
aller Verschiedenh d Ggstände
Umgang nehmen u solle sogar↲
alles darauf Bezügliche der↲
speciellen Logik überlassen.↲
Die allerallgemeinsten Unterschiede ↲
die auf allen Gebieten der Er↲
kenntniss sich zeigen, muss sie↲

150
[Bl.:]40
[schw.T.:] nothwendig berücksichtigen.↲
Und Kant selbst zeigt d Unmöglk ↲
seiner Fordrg durch s eignes ↲
Verfahren.↲
 13.187[1]  8. Dies haben ausser mir u vor mir↲
schon Viele gg Kant gsagt, aber↲
um so auffallender ist, dass sie↲
trotzdem nicht neue Titel zu den↲
Kantischen gefügt haben.↲
 13.187[2]  9. Ohne uns [ü.Z.:]zunächst bei ė blossen Polemik↲
aufzuhalten, wollen wir sogleich↲
die Gesichtspuncte, auf die es uns↲
bei der Eintheilg d Urtheile u Aus↲
sagen in d Logik anzukom̅en ↲
scheint darlegen.↲
 13.187[3]  Und zwar: I. Eintheilg d Urtheile . II. Eintheilg d Aussagen.↲
 13.187[4]  ∼ wie bei den Vorstellgn u Namen.↲
Damals schickten wir nur noch↲
ė Eintheilgn d Vorgestellten voraus.↲
Wenn jetzt nicht in gleicher Weise↲
ė Eintheilg des Beurtheilten ,↲
so darum, weil, wie früher ge↲
zeigt, dies mit dem Vorgestellten↲
zusam̅enfällt.↲
   

151
   
    I. Eintheilg d Urtheile .
 13.188[1]  Da wir d Vorstellgn eintheilten,↲
haben wir sie unter Anderem in↲
einfache u zusam̅engesetzte ein↲
getheilt.↲
 13.188[2]  zusam̅engesetzt (um kurz nur den↲
gewöhnln Fall zu berücksichtigen)↲
waren solche, die aus mehreren↲
[l.R.:]einfacheren Vorstellungen zusam̅engesetzt sind.↲
So könnten wir [ü.Z.:]sollte man meinen auch d Urtheile ↲
eintheilen:↲
 13.188[3]  einfache – zusam̅engesetzte = solche ↲
w aus mehreren einfacheren be↲
stehn wie z. B. Nicht ė Mann ↲
sond ė Jungfrau hat Frankreich↲
von d Engländern befreit . ↲
Cäsar ist todt, aber Brutus lebt.↲
 13.188[4]  2. Allein man pflegt ė solche Mehr↲
heit v Urtheilen nicht selbst
wieder ė Urtheil zu nennen .↲
Manche, wie z. B. Mill haben es↲
sogar für absurd erklärt, wenn↲
man dies thun, u ė Mehr [ü.Z.:]Vielheit↲
v Urtheilen zusam̅enfassend als↲
ė zusam̅engesetztes Urtheil den↲
einfachen ggüberstellen wollte.↲
Es wäre, sagt er, „ wie wenn wir↲
Pferde in einzelne Pferde u in↲
Gespanne von Pferden eintheilen wollten. “ Sagen wir „Caesar ist todt,↲
aber Brutus lebt“, so „ sind hier 2 ver↲
schiedene Behauptungen u. wir könnten↲
ė Strasse mit demselben Recht ė ↲
zusam̅engesetztes Haus als dse 2 ↲
Urtheile ė zusam̅engesetztes Urtheil ↲
nennen. “
 13.188[5]  3. So absurd schiene mir eine solche↲
Benenng wohl nicht.↲
 13.188[6]  Und der beste Beweis dagg liegt in↲
dem was wir bei d Vorstellgn thun,↲
u was bei ihnen auch Mill thut.↲
Wenn es nicht absurd ist ė aus↲
mehreren zusam̅engesetzte Vorstellg
ė Vorstellg zu nennen, warum soll↲
es absurd sein, [ü.Z.:]von ė aus mehreren↲
Urtheilen zusam̅engesetzten Urtheil ↲
zu sprechen?↲
 13.188[7]  Dies ist man um um so mehr zu fragen↲
berechtigt, als dieselbe innige Ver↲
bindung w zw gew (Theil)vorstellgn)↲
auch zw Urtheilen statt haben kann.↲
Wir können viele Vorstellgn zugleich↲
u in ė Vorstellgsact haben.↲
Ebenso viele Urtheile , wie das↲
schliessen namentl deutl zeigt.↲
Und es ist dies allen 3 Classen d ↲
psychischen Functionen gmein, denn↲

152
wir sind im Stande auch gleichzeitig↲
u in ė Willensact Mehreres zu↲
wollen; d ė zu lieben, d andre zu↲
hassen u.s.f.↲
 13.189[1]  4. Und vielleicht liesse sich sogar↲
Manches, namentl d Analogie zu den↲
Vorstellgn für ė entgggesetzte Praxis↲
sagen.↲
 13.189[2]  5. Indessen fallen sind gew Umstände,↲
die es [ü.Z.:] bei d Vorstellg unbedingt nothwendig machen ↲
auch d zusam̅engesetzten Vorstellgn ↲
mit darunter zu begreifen, beim↲
Urtheile nicht (in gleicher Weise) vor↲
handen. ↲
a) einseitige Ablösbark z.B. bei↲
logischen Theilen . ↲
b) (damit zusammenhängend) dass bei↲
d logisch Vorstellgn nach Ausschluss↲
der zusam̅engesetzten kaum ė
übrig bliebe,↲
jedenfalls nicht genug um ė besondre Classe zu constituieren.↲
Bei den Urtheilen ist keines von↲
beiden der Fall.↲
 13.189[3]  ad a) jedes d Urtheile, aus w ė Vielh besteht,↲
kann allein ohne das andre gefällt werden.↲
 13.189[4]  ad b) (damit im Zusam̅enhang) es gibt sehr viele↲
einfache Urtheile, z.B. „ė Mensch ist“. „Jupiter ist nicht“.↲
   

153
   
   
[Bl.:]41.
 13.190[1]  [schw.T.:] NB. Damit was wir sagen k Missver↲
ständnisse unterliegen, wollen wir↲
noch ausdrückl bemerken, dass wir↲
hier von Urtheilen die nicht aus
mehreren Urtheilen zusam̅engesetzt ↲
sind; nicht aber von Urtheilen ,↲
deren Materie nicht zusam̅engesetzt
ist, sprechen.↲
 13.190[2]  Denn von diesen gilt natürl das
selbe wie von d Vorstellgn.↲
Dass [ü.Z.:]aber beides nicht identisch , sieht↲
man namentl an den negativen
Urtheilen recht deutl.↲
 13.190[3]  Wenn ich sage ė Billion Menschen↲
ist nicht, so sage ich nicht, ė ↲
Million Menschen ist nicht u ė ↲
Million Menschen ist nicht u.s.↲
f. , vielmehr kann, obwohl es↲
k Billion Menschen gibt, recht↲
wohl ė Million sein.↲
 13.190[4]  Aehnlich, wenn ich sage: ė weisser
Rabe ist nicht. Es heisst dies nicht ↲
ė Rabe ist nicht u ė weisses ist↲
nicht u was sonst noch in dem↲
Begriff enthalten sein möge, ist↲
nicht. E Rabe kann ja trotzdem↲
sein u von mir anerkannt wer↲
den.↲
 13.190[5]  Noch ė Beispiel: wenn ich sage ↲

154
ė Schwan u ė Schwanenritter
sind nicht, so heisst dies↲
nicht ė Schwan ist nicht u ↲
ė Schwanenritter ist nicht , wenn↲
nur [ ė von beiden| [ü.Z.:] d Schwanenritter ] nicht ist,↲
so ist dem Urtheil genügt.↲
Somit ist es klar, dass [ü.Z.:] [Bl.:]verneinende [schw.T.:] Ur↲
theile deren Materie zusam̅en↲
gesetzten
ist, nicht [wie es wohl↲
manchmal geschehn ist] mit
Urtheilen , die aus Urtheilen zusam̅engesetzt sind u also↲
nach d gewöhnln Sprache der↲
Logiker nicht mehr den Namen↲
der von Urtheilen verdienten,↲
verwechselt werden dürfen.↲
 13.191[1]  Gilt dies bei den verneinenden
Aussagen [ü.Z.:] Urtheilen , so gilt es auch bei↲
den bejahenden, obwohl hier die↲
Bejahg des ganzen (wie wir↲
noch hören werden) implicite
die Bejahg der Theile der Ma↲
terie einschliesst.↲
 13.191[2]  So wenig das [ü.Z.:]negative Urtheil Satz: „ė Göttin gibt↲
es nicht“, ė Vielheit von Urtheilen ↲
ist, weil es implicite die Urtheile ↲
enthält „ė Juno, [ü.Z.:] ė Minerva gibt es nicht“,↲
so wenig ist das affirmative Ur↲
theil: „es gibt ė Juno“ ė Vielheit↲
von Urtheilen, weil es implicite
das Urtheil enthält „es gibt ė ↲
Göttin“.↲
 13.191[3]  [l.R.:] Es gibt nicht ė Billion Menschen :
implic: es gibt nicht ė Trillion;↲
Es gibt ė Million Menschen : im↲
plicite es gibt tausend.↲
 13.191[4]  Also klar ė Urtheil mit zusam̅en↲
gesetzter Materie, ob bejahend ↲
ob verneinend, nicht = ė Mehrh
v Urtheilen die in ė Urtheils↲
act gefällt werden [l.R.:] = ė aus mehreren Urtheilen zusam̅engesetzten Urtheile .↲
 13.191[5]  Der genaue Unterschied besteht↲
darin, dass bei dsn die Ma↲
terie u die Form
, bei jenen↲
nur die Materie ė zusam̅enge↲
setzte ist. Zu ė Mehrh v Ur↲
theilen ghört ė Mehrh v Formen.↲
Hiemit dann offenbar, was wir↲
gesagt haben, dass wenn wir auch↲
d zusam̅engesetzte Urtheil d.h.↲
mehrere zusam̅en gefällte Ur↲
theile nicht selbst unter die Ur↲
theile rechnen, d Inconvenienzen
die sich hier bei d Vorstellg ergeben,↲
nicht eintreten; u dass namentl ↲
d Umfang d Begriffs „Urtheil“↲
nicht allzusehr beschränkt wird.↲
   

155
   
 13.192[1]  [l.R.:] [Bl.:] 5. [schw.T.:] [schw.T.:]Und daher wollen wir, da es↲
[l.R.:] im̅er misslich ist, von dem traditio↲
nellen Sprachgebrauch
abzugehn,↲
ė Mehrh v Urtheilen nicht selbst↲
wieder ė Urtheil nennen.↲
 13.192[2]  [l.R.:] [Bl.:] 6. Hiemit haben wir genau den
Ggstand unsrer Eintheilg ↲
umgränzt.↲
 13.192[3]  Das Urtheil , dessen Eintheilg wir↲
geben ist das einfache, vollkom̅en ↲
einheitliche Urtheil; u dieses↲
allein werden wir auch im↲
Folgenden Urtheil nennen.↲
 13.192[4]  Zunächst 4 Gesichtspuncte . ↲
a) blosse Form od Qualität, ohne↲
Berücksichtigg d Materie ↲
b) Form u Materie zugleich ↲
c) Entschiedenh (Intensivität) ↲
d) Motiv. [i.Z.:] [Bl.:](Charakter, Modalität, wenn/ nicht mißverständl [l.R.:] (Ich würde gern sagen der Modalität nach , aber)/
 13.192[5]  [schw.T.:] NB. Die Begriffe von Form u ↲
Materie schon früher erklärt.↲
Materie = gleich d beurtheilte Ggstand [l.R.:] [Bl.:] d Inhalt d Vorstellg, w d Urtheil zu Grunde liegt
[schw.T.:]Form = die Weise [wie er beurtheilt | [ü.Z.:] [Bl.:] d Beziehg zu dsm ]
[ [schw.T.:]wird.| [ü.Z.:] [Bl.:]Inhalte ] [schw.T.:].↲
[l.R.:] [Bl.:] d Inhalt/ d Vorstellg, w d / Urtheil zu Grunde/ liegt /
 13.192[6]  Die andern beiden Begriffe sind↲
schon an u für sich zieml ↲
deutl, u was etwa an d Deutlk ↲
mangelt, werden wir später↲
ergänzen.↲
   

156
   
   
[Bl.:]41, 1
    [l.R.:] Eintheilg d Form nach./
 13.193[1]  1. In dieser Beziehg nur ė einzige . ↲
Die bekannte:↲
a) anerkennende ↲
b) verwerfende Urtheile. [l.R.:] [Bl.:](Manche meinten mehrere Eintheilgn [ü.Z.:] d Form nach. Später werden wir ihre Einwände lösen)
 13.193[2]  [schw.T.:] NB . Kants ∞es ist, wie schon nach↲
Anderen bemerkt, bejahend.↲
 13.193[3]  NB . Würde man ė zusam̅engesetz↲
tes Urtheil anerkennen, so könnte↲
als 3tes , d partiell bejahende↲
u partiell verneinende hinzu↲
kom̅en . [l.R.:] [Bl.:]z.B. Nicht ė Man̅ sond ė Jungfrau hat Frankreich v d Engländern befreit.
 13.193[4]  [schw.T.:]So aber jede dritte Form ausge↲
schlossen.↲
 13.193[5]  2. Die Sache ist äusserst einfach
u Beispiele bieten sich leicht↲
dar.↲
 13.193[6]  Indessen sind doch Missgriffe
in der Beurtheilg der Qualität↲
ė Aussage mögl.↲
 13.193[7]  So könnte ė Aussagen, welche↲
ė Negativum zur Materie
haben für negative halten.↲
Wir haben schon gsagt, dass be↲
jahend . ↲
[l.R.:]a. z.B. E Engel ist ė Nichtsterbliches ↲
[l.R.:]b. Es gibt ė Nichtsterbliches.↲
 13.193[8]  Oder auch es könnte einer unter↲
falscher Anwendung des Grund-↲

157
satzes, dass ė zweifache Negation
ė Position . sei, glauben, gew ↲
Urtheile seien [positiv| [ü.Z.:]bejahend ], die negativ sind. ↲
z.B. [l.R.:] c. Es gibt nicht ė Nicht-Mögliches [ü.Z.:] [Bl.:] nichtrecht∡ Quadrat
[zw.Z.:] — ė recht∡es Quadrat
 13.194[1]  3. Im Übrigen hat die Bestim̅g der↲
Qualität der Urtheile so weit sie↲
nach dem von uns erklärten For↲
mulare, durch Existenzialsätze ,
ausgedrückt sind, k Schwierigk .↲
Man hat nur darauf zu merken ↲
ob „ist“ od „ist nicht“; „es gibt“ od ↲
„es gibt nicht“ zum Rest des Aus↲
drucks hinzugefügt wird.↲
 13.194[2]  4. Anders ist es freilich mit andern
Ausdrucksweisen.↲
 13.194[3]  Ich will Ihnen ė paar Beispiele
geben, u diese von verhältniss↲
mässig einfacher Art und in Ihnen↲
ganz gewöhnlichen Ausdrücken, bei
denen ich doch sicher bin, dass↲
wenn einer irgendwen von Ihnen ↲
unvorbereitet durch die jetzigen↲
Betrachtgn darüber gefragt hätte ↲
ob die Aussage ė Bejahg od Ver↲
neinung sei, er falsch geantwortet
haben würde.↲
 13.194[4]  a) Alle Menchen sind sterbl ↲
Alle Δe haben zur Winkelsum̅e 2R ↲
 13.194[5]  b) Ein Mensch ist nicht gelehrt ↲
 13.194[6]  Die Logiker, die mir bekannt sind,↲
haben sämtl die 1ten [ü.Z.:] 2 für ė Be↲
jahgn, d 3te für ė Verneing er↲
klärt.
 13.194[7]  Das Gegentheil ist richtig.↲
 13.194[8]  5. Und was würden sie zu Urtheilen ↲
sagen, wie f:↲
 13.194[9]  a) Wenn die Sonne schön unter↲
geht, so gibt es schöne Wetter! ↲
Es ist negativ.↲
 13.194[10]  b) Oder: Hin ist hin. Es ist negativ.↲
 13.194[11]  c) Oder:↲
Entw es gibt ė Gott, oder es gibt↲
kein wahres Glück. ↲
Es ist negativ [ü.Z.:] [Bl.:]positiv [schw.T.:]. [l.R.:] [Bl.:] (eines von beiden, d Existenz Gottes u d Nichtexistenz ė wahren Glückes ist. So überhaupt d Disjunctiva)./
 13.194[12]  [schw.T.:] Wer ist [ü.Z.:]sich nicht versteht auf diese↲
Ausdrucksweisen versteht, wird↲
hier nicht leicht zu ė richtigen↲
Einsicht kom̅en . [ü.Z.:] Ja, In Betreff des ↲
1teren 2 Beispiels höchsts wahr↲
scheinl mit aller Zuversicht das↲
gerade Gegentheil der Wahrheit aus↲
sprechen. In [Betreff| [ü.Z.:]Folge ] des letzteren [ü.Z.:] [Bl.:]

158
[schw.T.:]aber könnte er wieder an der Zwei↲
zahl der Formen irr werden u ↲
versucht werden trotz des Gesagten,↲
eine partial bejahende, partial↲
verneinende Qualität anzunehmen.↲
Allein mit Unrecht; liegt ja doch↲
k aus mehreren zusam̅engesetztes ↲
Urtheil vor.↲
 13.195[1]  Und so kann denn jede der er↲
wähnten Aussagen in das For↲
mular des Existentialsatzes ge↲
fasst
werden u dann sieht↲
man deutlich, dass sie [Bl.:] [ü.Z.:] d ersten beide↲
negativ sind [ü.Z.:] [Bl.:] d letzte positiv ist [schw.T.:].↲
 13.195[2]  Aber die Reduction nicht ganz
leicht. Wir werden ihre Regeln
angeben, wenn wir von der↲
Eintheilung d Aussagen, des↲
sprachln Audrucks der Urtheile ↲
handeln. Dann werden wir die↲
Form [ü.Z.:] d Urtheils in jedem Gewande er↲
kennen lernen.↲
 13.195[3]  Vor der Hand wollte ich nur darauf↲
aufmerksam machen, dass in Be↲
treff der Form Täuschgn mögl sind,↲
die durch Eigenthümlkeiten des sprachln ↲

159
[Bl.:]41, 2.
[schw.T.:]Ausdrucks veranlasst werden.↲
 13.196[1]  6. In d Geschichte d Philos. waren↲
dse von grossem Einfluss.↲
Ich erinnere an den ontologischen
Beweis des Descartes.↲
Die Erörterungen, die wir noch zu↲
führen haben, werden dazu dienen,↲
etwas, was damals [ü.Z.:]vielleicht minder klar↲
geworden ist, vollends zu verdeutln.↲
    [l.R.:] Eintheilung nach Form / u. Materie./
 13.196[2]  1. Nachdem wir d Eintheilg d Urtheile ↲
ihrer Form nach behandelt, sollte↲
man meinen wir müssten d Ein↲
theilg d Urtheile d Materie nach↲
geben.↲
 13.196[3]  Zumal nach dem gg Kant bemerkten↲
die Materie nicht gleichgiltig .↲
Allein sie ist mit d Eintheilg d ↲
[Bl.:] [ü.Z.:]Vorstellungen([schw.T.:] Ggstände [Bl.:]) [schw.T.:]gegeben.↲
 13.196[4]  Wie wir bei d Eintheilung d Vorstellgn ↲
bemerkt, dass 1 , nach d Unterschied↲
d Ggstände 2 , besondern Unterschieden ↲
so hier.↲
 13.196[5]  2. Dagg allerdings nach Unterschieden↲
d Form unter Mitberücksichtigg
d Materie.↲
 13.196[6]  I, wahre falsche Urtheile.↲
 13.196[7]  [Bl.:]a) [schw.T.:]Sie ist ė Eintheilg nach d Form u. ↲

160
Materie zugleich (nach d Form↲
unter Mitberücksichtigg &c) ↲
 13.197[1]  [l.R.:] [Bl.:]b) [schw.T.:]Man hat d Wahrh [ü.Z.:] ė Urtheils so bestim̅t:↲
Die Wahrh ė Urtheils ist d Überein↲
stim̅ung desselben mit dem ↲
was beurtheilt wird (ungenau:↲
mit d Sache: adäquatio rei & ↲
intellectus). Falschh das Ggtheil.
 13.197[2]  [l.R.:] [Bl.:]c) [schw.T.:]Diese Bestim̅g ist richtig, aber↲
nicht sehr deutlich. [l.R.:] [Bl.:] Verwirrg in die ich augenblickl gekom̅en (sowohl durch d Ausdruck als durch Mangel an Verständn d Formulare Nicht alles ė Sache. z.B. Zukünftiges Negationen da– bei hypothet u disjunct . Auch Andre in Verwirrg gbracht, wussten nicht zu antworten. Übereinstim̅g in 2 Fällen d.h. ė Urtheil ist wahr, wenn es, je nachdem der ihr zu Grunde liegenden Vorstellg entspricht od nicht, sich anerkennt od verwirft.
 13.197[3]  [Bl.:] [l.R.:]d) [schw.T.:] Sie besagt nichts anderes als dass↲
das Urtheil t wahr ist, w das↲
Beurtheile so beurtheilt, wie
zu beurtheilen ist. [i.Z.:] [Bl.:](in dsm Sinn Wahrh d Güte d Urtheils
[schw.T.:] also entwede
 13.197[4]  [Bl.:] [l.R.:]e) [schw.T.:]Wir haben früher ghört, dass d ↲
Vorgestellte eingetheilt wird in ė ↲
solches w anzuerkennen u in↲
ė solches w zu verwerfen ist.
(Ggstände – Nichtggstände ./ Nach der eben gegebenen Be↲
stim̅g ist [demnach| [ü.Z.:]also ] ė Ur wahres
Urtheil dasj, w einen anzuer [ü.Z.:] Ggstand
kennendes Vorgestelltes anerkennt,↲
od einen Nichtggstand verwirft.↲
Ein falsches &c.↲
 13.197[5]  II Nothwendig wahrenicht
nothwendig wahre; absurde –↲
nicht absurde Urtheile.↲
 13.197[6]  [Bl.:] [l.R.:]a) [schw.T.:]Hier wird [ü.Z.:]nebst d Form die Eintheilg der Ma↲
terie in nothwendige – nicht↲
nothwendige; unmögliche –↲
mögliche berücksichtigt ↲
 13.197[7]  [Bl.:] [l.R.:]b) E bejahendes Urtheil mit nothw ↲
ė verneinendes mit unmögl ↲
sind nothwendig wahr
E bej. Urtheil mit unm. ↲
ė vern. Urtheil mit nothw ↲
sind absurd.↲
Dasselbe kann auch so aus↲
gedrückt werden. ↲
E wahres Urth mit nothw od ↲
unmögl Mat. ist nothw [ü.Z.:] wahr
E falsches Urth mit nothw od ↲
unmögl Mat ist absurd.↲
 13.197[8]  c) Hieraus , was nicht nothwendig ↲
wahr u was nicht absurd.↲
 13.197[9]  [l.R.:] d) die noth/wendig / wahren =/ Gesetze /
 13.197[10]  [l.R.:]e) NB. unmittelbarmittelbar
nothwendige Wahrheiten:↲
Grundgesetze secundäre Ge↲
setze; später näher zu be-↲

161
sprechen, wenn von d Grundsatze
u mittelbar sicheren Wahrheiten ↲
damit besser jede Verwechslg ↲
vermieden wird, die namentl ↲
durch d Zweideutigk mancher↲
Termini.↲
 13.198[1]  e) Indem wir dies thun verfahren↲
wir ebenso wie bei d [ü.Z.:] betreff. Eintheilg ↲
d Materie.↲
   

162
   
   
41, 3.
 13.199[1]  [l.R.:]III [o.R.:] das Vorgestellte dem ganzen Umfang [der Vor↲
stellg ] [ü.Z.:]nach beurtheilende – nicht &c ↲
[l.R.:]Beispiele.
 13.199[2]  a) Hier wird nebst der Form die↲
Eintheilg der Materie in uni↲
versell
(unbestim̅) u indi↲
viduell
(bestim̅) Vorgestelltes↲
berücksichtigt.↲
 13.199[3]  b) d Urtheile mit indiv. Materie↲
beurtheilen sämtl [ü.Z.:]das Vorgestellte dem ganzen↲
Umfang der Vorstellg nach.↲
[l.R.:]Beispiel /
 13.199[4]  c) Anderes gilt von denen mit↲
universeller Materie.↲
Von ihnen zwar alle verneinen↲
den, aber k bejahendes.↲
[l.R.:]Beispiele /
 13.199[5]  d) Grund, weil zu verneinen ↲
nur jenes Vorgstellte, dem k ↲
Ggstand entspricht, alle an↲
dern zu bejahen.↲
Das allgmein Vorgstellte also↲
[ü.Z.:]zu bejahen nicht bloss wenn alle sond ↲
auch [nur wenn| [ü.Z.:]wenn nur ] einige od ė ↲
s [ mögln | [ü.Z.:]etwaigen ] Ggstände besteht;↲
zu verneinen nur wenn sämtl ↲
nicht bestehn.↲
 13.199[6]  e) Man könnte die dem ganzen↲
Umfang d Vorstellg nach ė allge↲
meine Materie beurtheilenden ↲

163
Behauptggn universell, die↲
nicht: particulär nennen.↲
Und zu ihnen die andern ↲
als individuelle fügen ↲
So dass: allgm. [ü.Z.:] univ besondre [ü.Z.:] particul individuelle [ü.Z.:]singuläre [l.R.:] mit in d Logik / üblichen Ter/minis / Und in zieml / übereinstim̅endem / Sinn./
 13.200[1]  f. Und (wie man d individ. oft↲
auf d allgmeinen zurückführt) so↲
könnte man die dem ganzen Um↲
fang der Vorst nach beurtheilenden

universell, – die andern parti↲
culär nennen.↲
 13.200[2]  g. Allein [l.R.:] der Sinn wäre doch nicht ganz u gar derselbe; u darum die Ausdrücke [ü.Z.:]vielleicht besser zu ver↲
meiden, Da sonst leicht↲
[ü.Z.:]in manchen Fällen Verwirrung . [l.R.:] D gewöhnle Logik/ achtet bei d Einth / d Urtheile in allgm / u. particuläre [ü.Z.:]einzig auf/ das Subject des Satzes,/ indem sie die Zu/sam̅ensetzg aus [ü.Z.:] u den Unterschied von Sub/ject u Prädicat für/ etw viel Wesentlres / hält als sie wirkl / [ist| [ü.Z.:]sind ], wie wir später/ zeigen werden. Daher/ denn natürl Verwirrg;/ so zwar
Urtheile die wir↲
individuell od universell nen̅en↲
würden, würde man oft parti↲
culär nennen z.B. Irgend ė Mensch↲
ist Sokrates.↲
Ja [ü.Z.:] ohnehin ė so grosse Verwirrg in der↲
gewöhln Logik in Folge des↲
Missverstehens gew sprachlr↲
Ausdrücke;
dass dasselbe Urtheil ↲
sowohl individuell u universell↲
als particulär, wie z. B. Ein↲
Stagirite war d grösste griech Philosoph. [r.R.:] Umgek
Wenn die Eintheilg wirkl eine↲
[o.R.:] Eintheilg v Urtheilen, u nicht v sprachln Ausdrücken,/ so ist dies unmöglich. So denn nach uns/ nur, u in jedem Fall individuell (universell/ im weitern Sinne). Somit mussten [ü.Z.:]würden wir manche/ [l.R.:] Urtheile in/dividuell/ (universell)/ nennen, die/ man gewöhnl / particulär / nennt. Und/ dies wäre/ [zw.Z.:] inconvenient und / Anlass zu/ Missverständ/nissen.
 13.200[3]  h. Schlim̅ genug, dass [ü.Z.:]wir, wie früher↲
bemerkt, dass wir viele Urtheile ↲
negativ nennen müssen, die↲
man zu d affirmativen rechnet↲
u umgkehrt ; weil sie wirkle
Negationen (Affirmationen) auch
nach den hergebrachten Bedeutgn
v Verneing u Bejahg sind.↲
Würden wir nun auch noch↲
Urtheile allgmein [ü.Z.:] od individuell nennen, die↲
man particulär nennt, so↲
würde die Verständigg noch↲
mehr erschwert.↲
 13.200[4]  i. Somit bleiben wir bei den↲
oben gebrauchten Ausdrücken.↲
 13.200[5]  k. Sind sie minder bequem, so↲
wird der Nachtheil doch grossen↲
theils dadurch aufgehoben, dass↲
die Eintheilg, der [ü.Z.:]so weit sie Urtheile mit↲
allgmeiner Materie betrifft (u ↲
dse sind ja die bei weitem zahl-↲

164
reichsten u. in d Logik wich↲
tigsten), ganz mit der in
Affirm. u Negationen zu↲
sam̅entrifft
,↲
also nur als ė Eigenthümlk
v ihnen gemerkt werden↲
muss.↲
Keine Kreuzg wie bei d Ein↲
theilg in allgm [ü.Z.:] bej vernein &.↲
 13.201[1]  IV. Das Vorgestellte dem ganzen
Inhalt der Vorstellg nach be↲
urtheilende – nicht.↲
 13.201[2]  a) Manche Urtheile beurtheilen das↲
Vorgestellte bis auf den kleinsten
Theil , nach w es vorgestellt wird,↲
andre nicht:↲
Beispiele.↲
 13.201[3]  b) Hier wird nebst der Form die↲
Eintheilg der Materie in ein
fache u zusam̅engesetzte be↲
rücksichtigt.↲
 13.201[4]  c) d Urtheile mit einfacher be↲
urtheilen sämtl das Vorgestellte↲
dem ganzen Inhalt der Vor↲
stellg nach.↲
 13.201[5]  d) Anderes gilt von denen↲

165
41, 4.
zusam̅engesetzter .↲
Von ihnen zwar alle bejahenden,↲
aber k verneinendes.↲
 13.202[1]  e) Grund, weil, damit das Ganze↲
sei, alle Theile [ü.Z.:] aus w es besteht sein müssen,↲
u man folgl, wenn auch nur↲
der kleinste Theil davon nicht↲
ist, nicht mehr sagen kan̅, dass↲
das Ganze ist.↲
 13.202[2]  f) Das Gesagte gilt von allen
Weisen der Zusam̅ensetzg ↲
Beispiele . Physisch (Collectiv ; Res) ↲
Metaph.
Log .↲
 13.202[3]  g) Man könnte die dem ganzen↲
Inhalt [der Vorstellg ] nach be↲
urtheilende Behauptg eine↲
total beurtheilende nennen↲
(opp. nicht total –) ↲
[l.R.:] (die [Logik ge/wöhnle | gewöhnliche Logik] kennt/ dse Eintheilg / nicht, obwohl/ so wichtig als/ die vorige)/ Allein misslich neue Termini ↲
Und zudem missverständlich
(Verwechslg mit „dem Ganzen↲
dem Umfange nach“) ↲
 13.202[4]  h) Somit bleiben wir bei den↲
früher gebrauchten Ausdrücken.↲
 13.202[5]  i) Auch hier für die Unbequem↲
lichk
dadurch grossentheils ent -↲

166
schädigt, dass d Eintheilg ↲
so weit sie Urtheile mit zusam̅en↲
gesetzter
Materie betrifft, ganz↲
mit der in Bejahgn u Ver↲
neingn
zusam̅entrifft,↲
also nur als Eigenthümlk ↲
von ihnen gemerkt werden↲
muss. Mit zusam̅engesetzter aber↲
fast alle.↲
 13.203[1]  h. Beziehgn zu der vorigen↲
Eintheilg.↲
 13.203[2]  1) Wie dem ganzen Umfang [ü.Z.:]nach be↲
urtheilend alle, bei denen↲
der Umfang keine Vielheit
v Individuen, so dem ganzen↲
Inhalt [ü.Z.:]nach alle, bei denen der↲
Inhalt k Vielh v [Elementen| [ü.Z.:]Merkmalen ] [l.R.:] Theilen
einschliesst.↲
 13.203[3]  2) Wie [ü.Z.:] bei d 1ten Classification von den Urtheilen, bei↲
w der Umfang [ü.Z.:] der Vorstellg ė Mehrh umfasst grösser , die
[l.R.:] Urtheile von derselben Qualität in
der 1ten Beziehg sämtl zu↲
derselben, die [ü.Z.:] Urtheile von entgggesetzter ↲
zur entgggesetzten Classe ge↲
hören, so [ü.Z.:] gehören bei dsr Classification von die Urtheile n,↲
bei w d Inhalt [ü.Z.:]der Vorstellg ė Mehrh v ↲
Elementen einschliesst, so weit sie & ↲
 13.203[4]  3) Doch während dort die↲
dem Ganzen nach beur↲
theilenden [ü.Z.:] Behauptggn die Verneinenden,↲
hier die bejahenden; [ u ↲
umgkehrt ] ↲
 13.203[5]  4) [ü.Z.:]Daher Wenn dort die [ü.Z.:]mit individueller
[l.R.:]Materie die einzigen dem Ganzen
nach bejahenden, hier↲
die mit einfacher [ü.Z.:]Materie die
einzigen dem Ganzen
nach verneinenden.↲
 13.203[6]  NB . [l.R.:] (Gg Missverständniss) Dort nicht explicite alles↲
untergeordnete u darunter↲
Begriffene verneint.↲
Hier nicht explicite alle↲
im Inhalt enthaltenen↲
Theile bejaht (sonst mehrere↲
Urtheile) [l.R.:](darum sagten wir nicht: allen Theilen des Inhalts nach); sond nur so,↲
dass, wie man sagt, der
Kraft nach dort die speci↲
ellen
, hier die partiellen Behauptgn darin enthalten↲
sind (so dass sie, wie wir↲
noch hören werden, unmittel↲
bar daraus gfolgert werden↲
können).↲
   

167
   
 13.204[1]  [l.R.:] NB. Daraus dass d Bejahg / implicite alle Theile / d Inhalts bejaht, ergibt / sich_irr dass d Verneing / implicite alle Zusam̅en/setztggn mit dem/ Inhalt verneint./
 13.204[2]  [l.R.:] NB . So lässt sich daraus/ (bis zu ė gew Maasse) das früher Gesagte:/ dass alle Verneingn / dem ganzen Umfang/ nach verneinen / ableiten./
 13.204[3]  [l.R.:] (ausgenom̅en die dis/junctiva: ė von a/ u b ist nicht –/ a ist nicht)/ Auch dies nicht/ ausgenom̅en /
 13.204[4]  [l.R.:] Ebenso umgekehrt/ d Spätere aus d / früheren./
   

168
   
   
41, 5
 13.205[1]  V. Bei den bisherigen Classificationen ↲
der Urtheile, w Unterschiede der↲
Form u der Materie zugleich be↲
rücksichtigen, haben wir an die↲
Unterscheidungen des Vorgestellten↲
in anzuerkennendes – zu verwerf. ↲
nothw od unmögl – nicht – ↲
universell – individuell vorgestelltes ↲
zusam̅engesetztes – einfaches↲
der Reihe nach angeknüpft.↲
In weiteren Classificationen ↲
müssen wir nun ebenso [, unl., gestr.] d ↲
Unterscheidg des Vorgestellten↲
in erkennbares – nicht erkennb ↲
[zw.Z.:] u ihre Untereintheilungen / berücksichtigen.↲
 13.205[2]  a) Das Meiste, was hier zu sagen ist,↲
bedarf kaum ė besondern Er↲
örterung, nach dem was früher↲
(bei d Eintheilg des Vorgestellten)↲
auseinandergesetzt worden.↲
 13.205[3]  1) So vor allem die Unterscheidg ↲
in erkennbare Wahrheiten [l.R.:] u d Urtheile , die k erkennbaren Wahrheiten sind , er↲
kennbare Irrthümer u Urtheile ↲
deren Wahrh od Falschh nicht↲
erkennbar ist.↲
 13.205[4]  Die letzteren sind die Urtheile,↲
deren Materie nicht erkennbar ist.↲
[l.R.:] die ersteren sind/ die wahren Ur/theile, deren/ Materie er/kennbar ist./ Die andern um/fassen alle übrigen./ Nach dem, was über/

169
d Wahre u Falsche/ gsagt worden,/ bietet dsr Unter/ schied dem Ver/ständniss kaum/ mehr ė Schwierig/keit /
   Der Unterschied der ersten schliesst ↲
sich an den des als seiend, u ↲
des als nichtseiend erkennbaren
Vorgestellten und zugleich an den↲

169
Unterschied der Formen an↲
u hat [ü.Z.:]bietet nach dem, was über das↲
Wahre u Falsche gesagt worden↲
ist, dem Verständniss keine↲
Schwierigkeit mehr.↲
 13.206[1]  Nur eins sei kurz bemerkt,↲
näml, dass wenn man von↲
erkennbaren Vorgestellten und↲
von erkennbaren Wahrheiten↲
[ od Irrthümern ] spricht, das↲
Wort erkennbar mit einer↲
kleinen Modification des Sin̅es ↲
gebraucht wird.↲
 13.206[2]  E Erkennbare Wahrh ist jenes↲
Urtheil, dessen Materie [ü.Z.:]im früheren Sin̅ des Wortes er↲
kennbar ist kann, u zwar als↲
seiend od nichtseiend je nach↲
dem das Urtheil ė bejahendes↲
od verneinendes ist.↲
 13.206[3]  2) eben so wenig ist es nöthig ↲
bei den Unterschieden der↲
mit [ü.Z.:]absoluter Sicherh , mit physischer
Sicherheit, mit Wahrscheinlk ,↲
[l.R.:] u mit moralischer Sicherheit↲
so wie bei dem Begriff der↲
durch Glauben erkennbaren↲
Wahrheiten zu verweilen.↲
 13.206[4]  3) Wichtiger ist es etwas über↲
die Unt mittelbar u un↲
mittelbar
erkennbaren Wahr↲
heiten zu bermerken. Aber↲
auch in Bezug auf sie haben↲
wir nicht mehr als einige↲
in der Logik übliche Be↲
nenngn
zu erklären.↲
Eine unmittelbar erkennbaren
Wahrheiten [l.R.:] [ ė unmittelbar[ü.Z.:] (durch sich selbst) einleuchtende Wahrh ] nennt man näml ↲
[l.R.:] ė Erkenntnissprincip ien, manch↲
mal auch schlechtweg ė ↲
Princip , wie in dem Satze:↲
Contra principia negantem ↲
non est disputandum.↲
Die mittelbar erkennbaren↲
Wahrheiten dagg nennt man↲
beweisbare Wahrheiten.↲
 13.206[5]  4) Über den Unterschied der↲
a priorischen u a posterio↲
rischen
Wahrheiten ist↲
wieder nichts besonderes↲
zu bemerken ↲
 13.206[6]  Ebenso über den der a↲
priorischen u a posteriori↲
schen Erkenntnissprincipien . ↲
ausser dass die a priorischen
Erkenntnissprincipien einige↲

170
bsondre Namen haben: Grund↲
sätze, Axiome [ [ü.Z.:]unmittelbar durch sich selbst↲
einleuchtende Wahrheiten] ↲
 13.207[1]  E Erkenntnissprincip a poste↲
riori
dagg nennt man ė durch↲
unmittelbare Erfahrg verbürgte↲
Wahrh u dgl.↲
 13.207[2]  NB . Hier ist nun der Ort ė früher
unterlassne Untereintheilg ↲
nachzuholen, nämlich die↲
der [ü.Z.:] nothwendigen Wahrheiten in unmittelbarmittelbar
nothwendige.↲
 13.207[3]  1) E unmittelbar nothwendige ↲
Wahrh ist jene nothwendige ↲
Wahrh, deren Materie un↲
mittelbar nothwendig od ↲
unmögl ist ↲
E mittelbar &c.↲
Auch hier nach d früheren↲
Erörterungen k Schwierigk.↲
Nur die Angabe gewisser↲
besonderer technischer↲
Ausdrücke.↲
 13.207[4]  2) Alle nothw Wahrheiten,
nennt man, wie schon gsagt,↲
Gesetze.↲
   

171
   
   
41, 6.
 13.208[1]  3) Die unmittelbar nothwendigen ↲
Wahrheiten haben aber noch
besondre u. vielfache Be↲
nennungen
.↲
So nennt man sie: erste
u höchste Wahrheiten, un↲
mittelbare
Wahrheiten, Grund↲
gesetze
, fundamentale Ge↲
setze, erste Principien, höchste oder oberste Principien, un↲
mittelbare Principien, Prin↲
cipien des begründenden↲
od ableitenden (apodeik↲
tischen) od scientifischen ↲
Beweises, Principien der↲
Wissenschaft od auch schlecht↲
weg Principien κατ ἐξοχήν. = [l.R.:] [ im prägnanten Sinn des Wortes] .↲
 13.208[2]  4) Mehr als eine von diesen↲
Benennungen ist aequivok
mit ė Benennung der↲
Erkenntnissprincipien. Und↲
hiemit nicht zufrieden haben↲
in neuester Zeit manche
Forscher angefangen, um↲
die Verwirrg vollständig zu machen,↲
angfangen, ihnen auch noch↲
den Namen Axiome zu geben↲
[z. B. Wundt: die Axiome der↲

172
Naturwissenschaft(?)], ob↲
wohl bei weitem nicht jeder↲
von ihnen ė Axiom im↲
gewöhnlichen Sinn des Wortes↲
ist, vielmehr die Erkenntniss ↲
von vielen erste eine Jahr↲
hunderte u Jahrtausende↲
hindurch fortgesetzte For↲
schung krönten u andre ↲
uns noch im̅er verborgen↲
sind u allezeit verborgen↲
bleiben werden.↲
 13.209[1]  So z.B. sind die [ü.Z.:] 3 Grundgsetze ↲
der rationellen Mechanik:↲
1) d Gsetz d Trägh 2 , das der↲
Gleichh v Wirkg u Ggwirkg ↲
3) das Gsetz der Composition ↲
der Kräfte.↲
 13.209[2]  Für das Dasein Gottes, auch↲
ė Grundgesetz, der exacte ↲
Beweis erst spät gfunden ↲
u noch heute vielfach be↲
anstandet.↲
 13.209[3]  Doch nach dem Gesagte was↲
über den Unterschied des↲
unmittelbar Nothwendigen ↲
u des unmittelbar Sicheren↲
gesagt worden, ist der Unter↲
schied zw Grundgsetz
u Grundsatz
od Axiom andererseits↲
auch ohne weitere Erläutrgn ↲
verständlich.↲
 13.209[4]  Wir werden sie im̅er mit↲
diesen od andern unzwei
deutigen Ausdrücken bezeich↲
nen. Beim Studium der↲
Schriftsteller bleibt Achtsam↲
keit auf den jeweiligen Sin̅ ↲
geboten.
 13.209[5]  5) Die mittelbar nothwendigen
Wahrheiten führen ausser ↲
dem, dass man sie [l.R.:]wohl auch eine/ aus ihren Gründen / erkennbare Wahrh / od auch ė wissenschaftl / erweisbare Wahrh / im engsten Sinn des Worts/ mittelbare Gesetze u häufig↲
auch mittelbare Wahrheiten
u dgl nennt, [ü.Z.:]insbesondere auch den↲
Namen secundäre Gesetze.↲
 13.209[6]  6) Kann man ė secundäres Ge↲
setz aus den Grundgesetzen,↲
von w es abhängig ist, er↲
kennen, so nennt man es↲
ein ableitbares oder er
klärbares Gesetz [l.R.:] die andern , falls sie überhaupt erkennbar sind, nennt man bloss empirisch be/weisbare Gesetze. Doch

173
diese Ausdrücke werden,↲
wie auch der zuvor gebrauchte↲
Terminus: Princip des↲
apodeiktischen od scienti↲
fischen Beweises, erst↲
später, wenn wir von der↲
Ableitg u Erklärg der Ge↲
setze sprechen völlig klar↲
werden.↲
    C) Eintheilg nach d Unterschied
der Intensivität (Entschiedenh)
 13.210[1]  Hier gnügen wenige Worte
 13.210[2]  1. Der Intensivität nach sind die Ur↲
theile entw zuversichtliche od ↲
vermuthende (feste, entschiedene↲
od schwankende).↲
 13.210[3]  Ein schwankendes Urtheil ist ė ↲
solches, dem d Zweifel beigemischt↲
ist. [l.R.:] [bl.F.:] nicht jede/ schwächere/ Intensität/ scheint mit/ Zweifel ver/bunden [Bl.:]Man gsteht sich d Möglk des↲
Irrthums zu. E solches Urtheil ↲
nennt man ė Meinung (Vermuthg) ↲
Ein zuversichtls Urtheil dagg ist↲
ė solches, dessen Entschiedenh ↲
vollkom̅en ist, so dass auch nicht↲
die Spur ė Zweifels sie schwächt.↲

174
41, 7. (es folgt 58)
Man nennt es Überzeugung.↲
 13.211[1]  2) Manchmal nennt man die Unter↲
schiede der Entschiedenh auch↲
Unterschiede der Gewissheit.↲
Allein der Ausdruck ist nicht↲
ohne Zweideutigk; indem man↲
unter Gewissh eben so oft die↲
Sicherh als die Entschiedenh
ė Urtheils versteht. Beide ↲
nicht identisch, wie denn Arist
[l.R.:]von Heraklit sagte, er vertraue↲
zuversichtlicher auf s [ Meingn ]
(unbewiesenen An[sichten| [ü.Z.:]nahmen ]) als↲
Andre auf ihr Wissen.↲
 13.211[2]  3) Die Zuversicht ist bald ė ↲
blinde, bald ė auf Einsicht↲
beruhende Zuversicht. Doch
dies greift schon in das Gebiet↲
ė 3ten Classification nach den↲
Motiven über, wovon alsbald.↲
 13.211[3]  4) Wir haben schon gelegentl die↲
Ansicht Newmans erwähnt,↲
w dahin lehrt, dass der sog [ü.Z.:]vermeinte
Unterschied [ü.Z.:]Mangel der Entschiedenh [ü.Z.:]Zuversicht
gew. Urtheile sich darauf reducire ↲
dass in ihnen nicht eigentl
das, was das entsprechende zu-↲

175
versichtle Urtheil behauptet, sond ↲
die Wahrscheinlk davon behauptet↲
werde.↲
 13.212[1]  Hätte er Recht, so würde der↲
Unterschied der Entschiedenh k ↲
besonderer Eintheilgsgrund sein,↲
sond [ü.Z.:]zu ė Unterschied der Materie
werden.↲
 13.212[2]  Wie ich auch früher angedeutet↲
habe, hat diese Ansicht ihre↲
psychol Bedenken [l.R.:] [bl.F.:] insbes. Urtheile bei stärkerer – schwächerer gewohnheitsmäßiger Erwartung (Vermuthgung) [Bl.:], Für die
Logik von denen es fragl ist,↲
ob sie [so leicht] zu beseitigen sind.↲
Für die Logik aber ist es nicht↲
von Belang, ob wir sie annehmen↲
od nicht, da in ihr das schwan↲
kenden Urtheil e jedenfalls nur↲
in solchen Beziehgn in Betracht↲
kom̅t, in w man ė zuver↲
sichtliches Urtheil, w die Wahr↲
scheinlk behauptet, ihm sub↲
stituiren
kann.↲
 13.212[3]  Daher haben wir den̅ auch nicht↲
länger bei dsm Unterschied zu↲
verweilen.↲
 13.212[4]  Ungleich wichtiger ist die ↲
    d) Eintheilg nach den Unter↲
schieden der Motive
 13.212[5]  Hier gilt es zunächst den Be↲
griff des Motivs, so weit dies↲
nöthig ist, zu verdeutlichen.↲
Jedes Urtheil hat ė gew Motiv, als↲
ė Ursache, aus w es entspringt.↲
Nicht als ob das Motiv des Ur↲
theils die einzige u vollkom̅ne ↲
Ursache des Urtheils wäre.↲
Keineswegs. E Ursache u noth↲
wendige Vorbedingg von ihm ist↲
[l.R.:]in jedemfalls Falle die Seele u ↲
ė gew Zustand von ihr, den wir↲
das Wachsein nennen; aber dse ↲
Ursachen, die allen Urtheilen ↲
gemeinsam sind, für sich allein↲
aber nicht hinreichen würden,↲
das Urtheil zu erzeugen, nen̅en ↲
wir nicht Motive. Das Motiv
ist vielmehr jene Ursache des↲
Urtheils, auf die eigentl unsre ↲
Frage gerichtet ist, wenn wir↲
zu Jemanden sagen: warum
hältst du das für wahr?
 13.212[6]  Diese Motive also sind bei ver↲
schiedenen Urtheilen verschieden
u nach ihren allgemeinsten Unter↲
schieden wollen wir jetzt die Urtheile ↲

176
eintheilen.↲
   

177
   
   
[Bl.F.:]ad 41, 7
 13.214[1]  [Bl.:]1. Wir würden sagen Modalität
Motiv nicht = Ggstand ↲
 13.214[2]  2. Motiv nicht = Ursache ↲
Jedes Urtheil hat ė Ursache ↲
Aber nicht jedes ė Motiv ↲
Unmotivierte Urtheile ↲
Nicht genügend motivierte↲
Urtheile ↲
 13.214[3]  3. Motiv ė Urtheil das, worauf unsere↲
Frage gerichtet Warum hältst Du↲
das für wahr ↲
 13.214[4]  4. Erläuterung durch #e mit der Liebe ↲
Jede Liebe hat ė Ggstand, ė Ursache ↲
Aber nicht jede ė Motiv.↲
Unmotivierte Liebe, wo etwas ohne↲
[l.R.:]in sich selbst liebenswürdig zu sein ohne Rücksicht↲
auf etw Andres geliebt wird. ↲
z.B. Liebe d Geizigen zum Gelde ↲
∼ auch gew Urtheile, wie [ü.Z.:]z.B. manche↲
die wir gewohnheitsmäßige Annahmen.↲
 13.214[5]  5. Es gibt dies d Liebe ė bes Charak↲
ter, (bes Modus) ↲
∼ auch d Urtheile.↲
Und daher würden wir gerne ge↲
sagt haben: Unterschied d Modalität ↲
wenn nicht &c.↲
   

178
   
   
[Bl.F.:]ad 41, 7
 13.215[1]  [Bl.:]6. Wir sagen also entw moti↲
virte
[ü.Z.:] od unmotivirte Urtheile
 13.215[2]  7. Zu d unmotivirten gehören↲
die instinctiven .↲
[l.R.:] aus ė gew [ü.Z.:]blinden natürlichen [ü.Z.:] od gewohnheitsmäßigen Neigung
geht d Urtheil hervor. ↲
z.B. äußere Wahrnehmg . ↲
Gedächtnis.↲
gewohnheitsmäßiges Urtheilen
[zw.Z.:] in ∼en Verhältnissen. Manche sagen/ instinctive Folgerung (aber nur entfernte ∼keit, in [l.R.:] sofern/ durch frühere/ Annahmen/ verursacht/ (unbwußte/ Folgrg))
 13.215[3]  [schw.T.:]8. [Bl.:] Ferner solche, wo d Wille ↲
(d Liebe) zur Zustim̅g be↲
wegt.↲
Eitelkeit. – religiöser Glaube.↲
Auch in dsn Fällen ist das↲
Urtheil nicht als Urtheil ,↲
sond nur etwa als Handlg
motivirt . (insofern man↲
ė Handlg motivirt nennt, w ↲
aus ė motivirten Willen her↲
vorgeht).↲
 13.215[4]  9. Eintheilg d motivirten ↲
1. unmittelbare↲
2. mittelbare [r.R.:] cf Nr 65 Blatt 58, C
 13.215[5]  10. Die unmittelbaren haben ihr↲
Motiv entw. in d Vorstellg
entw an u für sich↲
Oder insofern ihr Ggstand mit d Urtheil ↲
real u untrennbar vereinigt ist.
(zu d Urtheil in ė unlösln Verhältnis steht) ↲
 13.215[6]  11. Die mittelbaren haben ihr Motiv in↲
andern bereits gemachten Annahmen↲
58–60.↲
 13.215[7]  12. theilweise motivirte – theilweise unmotivirte ↲
Urtheile a, bezügl d Intensität b, bezügl d Prämissen ↲
[u.Z.:]aus welchen
   

179
   
 13.216[1]  13. Ob es mögl ↲
ob es vernünftig u lobenswerth ↲
ist, mit Bewußtsein ė Mangels↲
hinsichtl der Motivirg zuzu↲
stim̅en? das sind Fragen,↲
die wir d Psychol u Ethik überlaßen mögen.↲
Streit auf d Gebiet d Theologie ↲
Picus v Mirandola.↲
Geradezu als Forderg aufge↲
stellt. Pflicht d Glau↲
bens. Th v A. 2a 2ae ↲
qu. 2 art. 8.↲
Ferner: pia scientia ↲
 13.216[2]  14. Nehmen wir an vernünftig
doch k Vernunfterkenntnißse
u nur v ihnen d Logik ↲
   

180
   
   
58
 13.224[1]  Die Classificationen u die Bei↲
spiele, die wir dabei anwenden↲
werden, was unserer Bestim̅g ↲
etwa noch an Deutlichkeit↲
mangelt, ergänzen.↲
 13.224[2]  64. Die Urtheile sind also nach den↲
Unterschieden ihrer Motive↲
entw Verstandes urtheile od Willens
urtheile od instictive Ur↲
theile; Urtheile mit gemischten Motiven ↲
d.h. das Motiv d Annahme liegt [ü.Z.:]ist [l.R.:] 1)
entw [ü.Z.:] ė unmittelbares Motiv des im Erkenntnissvermögen [ü.Z.:]s selbst ,↲
[zw.Z.:] wie z.B. wenn [ü.Z.:]von einem etw wahrgenom̅en wird, oder [ü.Z.:]ihm aus d Begriffen einleuchtet;
od es ist [l.R.:] 2) ė Motiv des Willens, in↲
w Falle d Wille dann [ü.Z.:]es ist, der erst das Verstand [ü.Z.:] Erkenntnissvermögen
zur [ Zustim̅ung | [ü.Z.:]Annahme ] bewegt, [ü.Z.:]während es an↲
u für sich nicht unentschieden↲
bleiben würde [l.R.:] wie z.B. beim religiösen Glauben , od [l.R.:] 3) endlich es↲
ist ė Motiv ė gew. natürln Neigg ,↲
die k eigentlicher Wille zu↲
nennen ist, ė motivirten Triebes,↲
der ähnl dem [ü.Z.:] eigentln Willen das Er↲
kenntnissvermögen beeinflusst↲
wie z.B. bei der s.g. äusseren ↲
Wahrnehmung, die eigentl k ↲
Wahrnehmg ist, da sie nicht↲
bloss k [sicheres| [ü.Z.:]zuverlässiges ] Erfassen, sond ↲
sogar in vielen Beziehungen falsch↲
ist, zu der aber [ü.Z.:]zu vertrauen Thiere u Menschen↲
ė angeborene Neigung haben.↲
Und ebenso beim Gedächtniss .↲
Verbranntes Kind (Hund) scheut d Feuer↲
(nicht Induction, Association .↲
   

181
   
 13.225[1]  65. Die Verstandesmotive sind↲
wieder von mehrfacher↲
Art. Sie liegen entw in an↲
deren bereits
[ angenom̅enen | [ü.Z.:] gemachten ]
[ Urtheilen | [ü.Z.:]Annahmen ], od nicht.↲
Im letzten Falle ist das↲
Urtheil e ė unmittelbares Ver↲
standesurtheil, ė unmittel↲
bare
[ Einsicht | [ü.Z.:] [bl.F.:] Erkenntniſs ] [Bl.:], wie z.B. die↲
Wahrnehmg der eignen Acte,↲
od d Einsicht des Satzes↲
das Ganze ist > als d Theil .↲
[l.R.:] [bl.F.:]Die unmittelbaren/ Erkenntniße sind/ theils unmittel/bare Einsichten/ (wenn aus d. Be/griffen) theils / nicht. Manchmal / alle Einsichten/ genannt / [Bl.:]Liegt dagg das Motiv in anderen↲
bereits gemachten Annahmen,↲
[schw.T.:]so heisst es ė gefolgertes Urtheil,↲
ė Folgerung. z.B. Da so viele↲
Tausende u Millionen der ver↲
schiedenartigsten Menschen ge↲
storben sind u k ė gew Alter↲
überschritten hat, so werde auch↲
ich, der ich ihnen meiner Na↲
tur nach verwandt bin, ster↲
ben.↲
 13.225[2]  Die Urtheile, w Motive gewor↲
den sind nennt man Prä↲
missen
, das Verfahren, w ↲
aus ihnen die Folgerung zieht [l.R.:] [Bl.:](den Hervorgang der Folgrg aus den Prämissen) [schw.T.:],↲
folgern oder schliessen , u. ↲
die Prämissen mit der Folgerung↲
zusam̅en nennt man Schluss.↲
Auch er wird aber manchmal↲
Folgerung genannt.↲
 13.225[3]  66. Die Folgerungen unterscheiden↲
sich als mittelbare u unmittel↲
bare
Folgerungen.↲
 13.225[4]  Mittelbar sind sie, wenn die↲
Prämissen, oder wenigstens↲
ein Theil derselben selbst↲
gefolgert ist.↲
 13.225[5]  67. Die Folgerungen unterscheiden↲
sich ferner, je nachdem die
sie richtig od unrichtig ge↲
folgert sind ↲
 13.225[6]  Richtig gefolgert sind sie, wenn↲
sie, angenom̅en die Urtheile ↲
aus welchen gefolgert wird seien↲
[richtig| [ü.Z.:] [Bl.:]wahr ] [schw.T.:], [l.R.:] [Bl.:]in der Weise wie es geschieht [schw.T.:]um ihretwillen [ü.Z.:] [Bl.:]mit Zuversicht [schw.T.:]aner↲
kannt zu werden verdienen.↲
Mit a. Worten: wenn das↲
Verhältniss der Prämissen↲
zu den Folgerungen ein↲
derartiges ist, dass es nie↲
u nirgends vorkom̅t, dass
bei [ü.Z.:] [Bl.:] ė [schw.T.:]ähnlichem Verhältnisse [ü.Z.:] [Bl.:]alten
[schw.T.:]gewisser Urtheile zu andern ↲
Urtheilen, die ersten wahr, die↲
andern aber falsch sind; [Bl.:]und↲

182
[o.R.:] dieses Verhältniss der Grund der Annahme/ des gefolgerten Urtheils ist.
 13.226[1]  [l.R.:] [vielleicht 3 noch etw / vorsichtiger zu for/mulieren, damit/ zwar allerdings d / physische Sicherh / aber nicht mehr ein/ geschlossen wird. Be/denken erregt auch / dass man durch falsches/ Verfahren, indem d Fehler/ sich ausgleichen, richtiges/ erschliessen kann)/
 13.226[2]  68. Damit dies der Fall [u.Z.:]sei, muss es↲
unmöglich od so gut wie
unmöglich sein, dass die Prä↲
missen wahr und die Folge↲
rung falsch ist, eine Unter↲
scheidung die aus dem, was↲
über die absolute und physi ↲
sche Sicherheit
gesagt worden ↲
verständlich sein wird.↲
 13.226[3]  69 [schw.T.:]Sonst sind sie unrichtig ge↲
folgert.↲
 13.226[4]  Die unrichtig gefolgerten sind↲
entweder bloss inexact ge↲
folgert; das ist dann der↲
Fall, wenn es nur selten↲
vorkom̅en wird, dass bei ähn↲
lichem Verhältnisse zw Prä↲
missen u. Folgerung die ersten↲
wahr u die letzten falsch sind.
[l.R.:] [Bl.:] u dieses Verhältniss [zw.Z.:]bei der Annahme des gefolgerten Ur/ [l.R.:] theils bestim̅mmend wird. [schw.T.:]Oder sie sind ganz unrichtig
gefolgert. Eigentliche Fehl↲
schlüsse
, Paralogismen.↲
 13.226[5]  [Bl.:]70. [schw.T.:] NB. Trägt einer bei den inexacten ↲
Folgerungen, dem Umstand↲
gebührend Rechnung, dass es↲
zuweilen vorkom̅t, dass bei↲
solchen Verhältnissen die Falsch↲
heit der Folgerung mit der Wahr-↲

183
[Bl.:]59,
[schw.T.:]heit der Prämissen zu↲
sam̅enbesteht, so wird↲
der Schluss ein exacter
Wahrscheinlichkeitsschluss.↲
Man schliesst dann nicht↲
eigentlich auf die Wahrheit↲
[der| [ü.Z.:] [Bl.:]jener ] [schw.T.:]Folgerung, sondern↲
nur auf darauf, dass ihre↲
Wahrheit mit ė gew Maass ↲
von Sicherh Zuversicht↲
zu vermuthen sei [l.R.:] [Bl.:]oder (was auf dasselbe hinausläuft) auf ė gewisses Maass der Wahrscheinlk jener Folgerung .↲
So z.B. beim Würfeln↲
mit ė regulären Würfel,↲
dass 5 gegen 1 zu↲
wetten sei dass der Wurf↲
6 nicht falle. ↲
und mit zweien: dass 35↲
gegen 1 zu wetten sei, dass↲
Doppelsechs nicht falle;↲
und mit dreien: dass 215↲
gegen 1 gewettet werden↲
könne, dass Dreifachsechs↲
nicht geworfen werde.↲
So kann die [ü.Z.:]Stärke der Vermuthung [Bl.:],↲
[schw.T.:]zu welcher der [ü.Z.:] exacte Wahrschein↲
lichkeitsschluss führt, sich↲
mehr od minder der vollen↲
Zuversicht nähern. Ist sie↲

184
sehr gross, so sagt man↲
wohl auch, dass er moralische
Gewissheit gebe. Auch dieser↲
Ausdruck wird durch das, was↲
über die moralische Sicherheit↲
gesagt worden, erklärt.↲
 13.228[1]  71. Die Folgerungen unterscheiden↲
sich ferner in Folgerungen[i.Z.:] [Bl.:],
[schw.T.:]die reine Verstandesurtheile ,↲
u in solche, w dies nicht sind.↲
Reine Verstandesurtheile sind sie↲
nur dann, wenn auch die↲
Prämissen und, im Falle sie↲
mittelbare Folgerungen sind,↲
auch die Prämissen der↲
Prämissen bis hinauf zu den↲
ersten u unmittelbaren An↲
nahmen Verstandesurtheile ↲
sind.↲
 13.228[2]  [Bl.:]72 [schw.T.:]Sehen wir zunächst von den↲
übrigen ab.↲
 13.228[3]  Die Folgerungen, [ w | [ü.Z.:] [Bl.:]so weit sie ] [schw.T.:]reine Verstandes↲
urtheile sind
[l.R.:] [Bl.:]denn jetzt nur von diesen . [Bl.:], sind nach dem Unterschiede ihrer Prämissen↲
von dreifacher Art.↲
 13.228[4]  [schw.T.:] a) können ihre Prämissen↲
unmittelbare Einsichten↲
sein, oder solches, was aus↲
unmittelbaren Einsichten↲
richtig gefolgert ist ↲
b) können ihre Prämissen↲
solches sein, was nicht exact
gefolgert ist ↲
c) endlich können sie von ganz↲
unrichtig gefolgerten Prämissen↲
ausgehn.↲
 13.228[5]  [Bl.:]Was aus Prämissen d 1ten ↲
Art [ü.Z.:]richtig gefolgert wird, nennt↲
man bewiesen [ü.Z.:]im eigentln Sinn, od auch↲
exact bewiesen; d Schluss = Beweis ↲
Auch was aus Prämissen↲
der 2ten Art, sei es exact ↲
sei es manchmal auch↲
minder exact gefolgert wird ↲
nennt man noch [ü.Z.:] in ė uneigentlichern Sinn bewiesen ↲
wenn die Mängel der Exact↲
heit nicht sehr bedeutend↲
sind: inexacter Beweis.↲
Was aus Prämissen der↲
3ten Art [ü.Z.:] wenn auch exact gefolgert wird, ist↲
gar nicht bewiesen.↲
 13.228[6]  [l.R.:] 74. NB. Trägt man bei [ü.Z.:]dem inexact / Bewiesenen den Mängeln/ der Prämissen u des Ver/fahrens gebührend Rechnung,/ so wird ähnlich wie der/ inexacte Schluss zum/ exacten / Wahrscheinlichkeits/schluss wird, der inex/acte Beweis zum exacten Wahrscheinlichkeitsbeweis / Man beweist dann nicht eigentl / d Wahrheit d Folgrg, sond [ü.Z.:]nur dass/ ihre Wahrh mit ė gew Maass von/ 4 Zuversicht zu vermuthen / sei./
 13.228[7]  75. Wird eine Folgerung ↲
sei es unmittelbar, sei↲
es mittelbar aus ė Anzahl↲

185
v Prämissen abgeleitet [ü.Z.:] exact bewiesen richtig gefolgert, die↲
sämtl erste u unmittel↲
bare nothwendige Wahrheiten

d.h. lauter Grundgesetze sind ↲
so heisst sie ė apodik↲
tisch erwiesene
Wahrheit↲
od auch ein abgeleitetes↲
Gesetz.↲
[l.R.:] (Inductionen d Mathe/matiker.)/
 13.229[1]  Und der Schluss, od d Kette↲
v Schlüssen: ė apodiktischer↲
Beweis, ė [ü.Z.:] vollkom̅ene Ableitung.↲
[l.R.:] Aristot. Es/ müßen d Prin/cipien ίδια/ sein. Auf / d
 13.229[2]  [Bl.:]76. Eine Ableitung in unvoll↲
kom̅enerem Sinn
[l.R.:] (Vielleicht besser auch hier eine den doppelter Sinn) nennt↲
man aber auch bereits jeden↲
Schluss, bei dem die Folge↲
rung aus dem bewiesen wird,↲
wovon ihre Wahrheit ab↲
hängt:↲
 13.229[3]  a) wenn d Folgerung ė Gesetz
ist: aus ė höheren Gesetz↲
(doch erst wenn vollständig, ab↲
geleitetes Gesetz schlechthin
, sonst↲
empirisch erkanntes, empirisches↲
Gesetz . ↲
 13.229[4]  b) wenn sie ė Thatsache [l.R.:] ė contingente Thatsache : aus↲
Ursachen u Gesetzen, denen↲
sie unterworfen ist.↲
( Abgeleitete [ü.Z.:] [bl.F.:] contingente [Bl.:] Thatsachen schlecht↲
hin
könnte man solche nennen ↲
die aus d urersten u einfachsten↲

186
60.
Thatsachen u aus höchsten↲
Gesetzen gefolgert wären ↲
Ob aber ė derartige Ableitg ↲
ė Thatsache für uns mögl ↲
ist, ist ė andre Frage, die↲
wir hier nicht zu untersuchen↲
haben.)↲
   
   
ad 76.
 13.230[1]  ad 76. Wird ė niederes Gesetz aus↲
höheren u einfacheren (wenn↲
sie auch nicht die einfachsten↲
u unmittelbaren Gesetze sind)↲
od ė Thatsache aus Gesetzen↲
Ursachen u allgemeinen [ü.Z.:] u andern sie bedingenden That↲
sachen (Ursachen) gefolgert,↲
so nennt man [ü.Z.:]auch dies ė Ab↲
leitung (wenn auch in ė etw ↲
weniger strengen Sinn des Wor↲
tes).↲
   

187a
 13.230[1]  77. Die [ü.Z.:](nachträgliche) Ableitung ė Gesetzes↲
od ė [ü.Z.:] [bl.F.:] contingenten [Bl.:] Thatsache, die bereits↲
früher feststanden, nennt↲
man Erklärung.↲
 13.230[2]  Die [ü.Z.:](nachträgliche) Ableitung ė bereits fest↲
stehenden Gesetzes aus↲
höchsten Gesetzen Ergründg
 13.230[3]  78. Wissen nennt man im↲
weitern Sinn jedes zuver↲
sichtliche Urtheil, das↲
[l.R.:]unmittelbar eingesehn od bewiesen ist. ↲
im engern sagt man bloss ↲
von dem Bewiesenen, dass↲
man es wisse. ↲
im engsten bloss von dem↲
apodiktisch bewiesenen [l.R.:] [bl.F.:](Erkenntniß aus d Grunde) [Bl.:]
 13.230[4]  79. Das alles u noch Manches↲
Andere hat nach dem, was↲
wir v d Unterschieden der↲
Materie handelnd festgestellt↲
haben, keine Schwierigk.↲

187
So z.B. auch d Unterscheidung↲
ė a priorischen u a posteri ↲
orischen
unmittelbaren Ein↲
sicht (od Evidenz) ↲
 13.232[1]  Und ebenso [ü.Z.:] ė a priorischen
a posteriorischen Beweises,↲
und (was beides zusam̅enfasst ↲
einer a priorischen u a↲
posteriorischen
[Verstandes=] ↲
Erkenntniss.↲
 13.232[2]  Man hat nichts zu thun als↲
das, was damals über die↲
objectiv gegebenen Verhält↲
nisse gesagt wurde auf↲
das subjective Verhalten↲
zu übertragen, das ihnen↲
entsprechend ist.↲
[Erkennbarkeit – Erkenntniss [u.Z.:]u dgl ] ↲
 13.232[3]  NB. Die Verstandesurtheile haben das↲
gemeinsam, dass ė Nötigg existirt,↲
die k Reflexion zu beseitigen vermag.↲
[Der Verstand nicht frei wie d Wille ] ↲
Man nennt auch „zwingend“, obwohl↲
k Zwang d Verstandes ↲
Höchstens insofern d Wille sich↲
sträubt u nichts vermag, ihm in↲
direct Zwang (Hem̅niss, wie er möchte ↲
d Verstand zu bestim̅en) ↲
Beim instinct kann Nötigg bestehn,↲
aber durch Reflexion durch d stärkere↲
[l.R.:](Verstandes)Motiv gehoben.↲
   

188
   
   
61.
 13.233[1]  [schw.T.:]80. [Bl.:] Die Willensurtheile unter↲
scheiden sich nach den↲
Unterschieden der Motive
des Willens.↲
 13.233[2]  Jedes Motiv des Willens ist↲
etwas, was als Gut begehrt↲
wird, u man unterscheidet↲
ė 3faches Gut:↲
1) ė bonum honestum: τὸ↲
καλόν = d edle, sittl schöne ↲
[l.R.:] u malum urpe,/ αἰσ ιόν [κακόν] / 2) ė bonum jucundum: τὸ↲

189
ἡδύ = das Angenehme,↲
die Lust. ↲
[l.R.:] u malum injucundum/ u λυπηρόν / 5 3. ė bonum utile, τὸ χρήσιμον↲
= das Nützliche.↲
[l.R.:] [ob d Eintheil vollständig?/ nach Mill wohl nicht/ (Angwöhnungn) /
 13.234[1]  Von diesen aber ist das dritte
nicht um seiner selbst, sond ↲
nur um eines der andern ↲
willen begehrbar, u jedes↲
mal nur in Beziehung zu↲
ė von ihnen begehrt.↲
Somit ist jedes Motiv des↲
Willens im Grunde entw ↲
ė καλόν od ἡδύ .↲
 13.234[2]  Hienach scheiden sich denn↲
auch die Urtheile d Willens↲
in solche, worin ė aus ė ↲
sittlichen [ü.Z.:]guten Motiv u in solche ↲
worin ė aus Annehmlkeit
etw für wahr hält.↲
 13.234[3]  [schw.T.:]81. [Bl.:]Im 1ten Fall kann das↲
Motiv ė solches sein, wo↲
durch man sich für verpflichtet
hält oder ė solches, wodurch↲
man sich nicht für verpflichtet↲
hält ↲
Hält er
 13.234[4]  Ist das Motiv ė verpflichtendes,↲
so ist es wiederum entw ė ↲
zu zuversichtlr od nicht zu
zuversichtlr Zustim̅g verpflichtendes
   Hält ė etwas zuversichtl für↲
wahr, weil er zu zuversicht↲
licher Zustim̅g sich verpflichtet↲
g
 13.234[5]  82. ad 1. z.B. Glauben. Der Glaubende↲
[zw.Z.:] weiss sich verpflichtet etw ganz zuversichtl an/zunehmen, als wenn es bewiesen wäre./ [l.R.:] Cf. D. Thomas 2a2ae / quaest II art 1 corp / u. ad 3um / ad 2. z.B. über den Nächsten,↲
von dem ich nichts Böses↲
weiss, ė gute Meing zu haben.↲
(Ich muss ihm desshalb nicht↲
Gut u Leben anvertrauen).↲
[l.R.:] (Hier ist ė Punct, wo/ Newmans Ansicht/ schwer durchführ/bar wird./ Aber er gehört eigentl / bereits zum eth Gebiete über dessen Gränze wir/ hier etwas hinüberschweifen)/ Aehnl d Zustim̅g, die d ↲
Ausspruch ė [ü.Z.:]hohen kirchln Au↲
torität
verlangt, die nicht↲
die höchstentscheidende ist.↲
 13.234[6]  Als Beispiele von Urtheilen ↲
wo das Motiv ė bonum↲
honestum aber nicht ver↲
pflichtend
ist, können die↲
s.g. piae sententiae , [ü.Z.:]pia opinia from̅e ↲
Meinungen dienen.↲
[l.R.:] es liegt in d An/nahme z.B. ė / Legende ė An/trieb zum Guten./ Die Annahme mag/ darum in gew Weise/ [ räthl | löblich ] genannt werden aber in k / Weise ist man dazu/ verpflichtet. /
 13.234[7]  Aber natürl : nihil est pium ↲
nisi quod idem verum est,↲
wie Bannez sagt d.i. quod ↲
aperte falsum est. Ist etw ↲
sicher als falsch erw[eisbar| [ü.Z.:]iesen ],↲
so hört alle Pietas auf u ↲
die sancta Simplicitas tritt ↲
an die Stelle; abgesehn davon ↲
dass mit dem pie credendum ↲
est ė gewaltiger Missbrauch↲

190
schon getrieben worden ist, u ↲
noch getrieben wird.↲
 13.235[1]  Denn es ist manchmal gar↲
nicht abzusehn, warum↲
die als pia sent. empfohlene [ü.Z.:]gepriesene
Ansicht vor d entgggesetzten ↲
d Vorzug d Fröm̅igk haben↲
soll.↲
[l.R.:] Sehr natürl , dass Partei/leidenschaft sich auch dieses/ Mittels bedient, oft ohne zu/ wissen, was sie thut. /
 13.235[2]  Durch d Nachweis d Falschh ↲
[l.R.:] ė Urtheils verlieren natürl auch [ü.Z.:]zum Assens ver↲
pflichtende Motive
[ü.Z.:]für diesen↲
Fall ihre [ü.Z.:]bindende Kraft. Wie z.B.↲
ė gerichtet sehn , nicht richten↲
ist [l.R.:] Franz v. S. . Und auch d Autoritative ↲
Ausspruch sie verliert.↲
 13.235[3]  83. Die instinctiven Urtheile ↲
unterliegen ebenfalls ė ↲
Eintheilg nach den Motiven.↲
Die Annahme kann aus↲
ė unmittelbaren [l.R.:] [bl.F.:]angeborenen [Bl.:] Instinct ↲
hervorgehn.↲
 13.235[4]  Dann ist sie ė einfach in↲
stinctive Annahme od auch↲
ė instinctive Annahme in↲
engerem Sinn [l.R.:] äussere Wahrnehm Gedächtniss .↲
 13.235[5]  Oder sie kann aus Associ↲
ation u Gewohnheit
ent↲
springen,↲
wie z.B. beim Pferd des Darius ↲
das Futter zu bekom̅en erwartete,↲

191
62
u. bei jedem was d Thier durch [ü.Z.:]in Folge
Abrichtg od spontaner Erfahrg ↲
annim̅t.↲
 13.236[1]  Es liegt hierin ė Aehnlk
mit der Folgerung, denn↲
auch hier sind es frühere↲
Annahmen, [l.R.:] [bl.F.:] w Ursachen [Bl.:]aus w d neue↲
hervorgeht.↲
 13.236[2]  E Folgerung im eigentln Sinne↲
ist es nun gerade nicht, ob↲
wohl manche es dafür ge↲
halten haben, wir können↲
es aber ė instinctive Fol↲
gerung
nennen.↲
 13.236[3]  84. [l.R.:]Wir haben oben erwähnt Dass es ausser d reinen Ver↲
standesurtheilen u d Willens↲
urtheilen u d Urtheilen durch↲
Instinct auch noch ė ↲
gemischte Art v Urtheilen ↲
gibt, [haben wir [ü.Z.:]bei den Folgerungen schon er↲
wähnt.]

 13.236[4]  Man kann sie aber, weil d ↲
Verstand es ist, der aus früher↲
v ihm angenom̅enen Urtheilen ↲
d Folgrg zieht, den Verstandes↲
urtheilen zuzählen
.↲
 13.236[5]  Doch läge nichts daran, wen̅ ↲
ė sie als ė 4te Classe be↲
trachten wollte.↲
[l.R.:] Diese sind alle mittel/bar, und meistens / Folgerungen, u insofern/ in gew Weise Verstandes/urtheile. Aber sie sind/ nicht reine Verstandesurtheile./ Reines Verstandesurtheil ist ė / Folgrg nur dan̅, wen̅ auch die/ Prämissen u im Falle sie mittel/bare Folgrgn sind, auch d Prä/missen der Prämissen bis hinauf/ zu d 1ten u unmittelbaren/ An/nahmen Verstandesurtheile sind./ Ausserdem mögen einige instinc/tive Folgrgn hieherghören../ [zw.Z.:] Auch d Urtheile d Glaubens könnte man in ė gew Weise/ zu d gemischten rechnen, insofern d Verstandesurth / [ü.Z.:] der Verpflichtg mitbstim̅t ∼ bei and Willens. /
 13.236[6]  Das Motiv kann natürl zwei↲
fach u [ü.Z.:] od. 3fach
gemischt sein.↲
Das letzte wenn Willensmotiv u in↲
stinctives zugleich. Denn ė ↲

192
Verstandesmotiv ist im̅er ↲
beigemischt.↲
 13.237[1]  Ist dies ja auch sogar beim↲
eigentln Willensurtheil der↲
Fall.↲
 13.237[2]  Denn es setzt voraus, dass↲
das für wahr halten für↲
ė Gut gehalten wird.↲
So ist jeder Glauben ė ↲
mittelbares für wahr halten, wenn auch k Vernunft↲
folgerung.↲
 13.237[3]  Hieraus gg Deutinger.↲
 13.237[4]  85. Die Urtheile werden aber↲
nach den Motiven auch↲
noch in ė and Weise ein↲
getheilt, die sich [ü.Z.:](theilweise) mit der↲
vorigen kreuzt.↲
 13.237[5]  Sie sind:↲
I Urtheile aus genügenden [ü.Z.:]vernunftgemässen
II ungenügenden [u.Z.:]Motiven
 13.237[6]  [schw.T.:]Genügende Motive [ü.Z.:] ė Urtheils sind solche,↲
bei w der, w sich dadurch↲
zum Urtheil bewegen lässt ↲
vernünftig verfährt. ↲
od. mit a. Worten Worten Mo↲
tive, welche Motive zu werden↲
verdienen [l.R.:] [Bl.:](mit w d Vernunft sich zufrieden zu erklären berechtigt ist) [schw.T.:].↲
 13.237[7]  Betrachten wir die 3 zuvor↲
unterschiedenen Classen, so↲
gilt ↲
[l.R.:]a) für die Classe der instinctiven
Urtheile, dass bei ihnen nie↲
ė genügendes Motiv gegeben↲
ist.↲
 13.237[8]  Und natürlich! das ihnen f. ↲
Urtheil hat ja mit der↲
Vernunft gar nichts zu thun,↲
und findet sich daher bei↲
Thieren wie bei Menschen [l.R.:] [Bl.:]auch innere Wahrnehmung [schw.T.:].↲
Selbst angenom̅en, dass es↲
im̅er wahr sei, was keines↲
wegs der Fall ist, könnte↲
man doch nicht sagen, dass↲
man ihm zustim̅t, weil es↲
Zustim̅ung verdient.↲
Die Zustim̅ung bliebe ohne
blin einsichtslos u. blind.↲
[l.R.:] [Bl.:]Denn ohne alle Ein /sicht./ Er hat k Einsicht in d / Wahrh , u setzt sich also/ d Gfahr d Irrthums aus./ Und er hat eben so wenig/ ė Einsicht,/ dass dadurch / dass er sich/ so d Möglk des/ Irrthums aus/setzt, etwas / Gutes erreicht wird./ Es ist also ein/ völlig blindes Zu/tappen, ė Zugreifen/ aufs Gerathewohl , / [bei dem, wenn Wahrh / u Irrthum nicht völlig/ gleichgültige Dinge/ sind, k Vernünftiger/ sich beruhigen wird.] /
 13.237[9]  [l.R.:] Sagt man: den̅och ge/nügendes Motiv, denn/ d Wahrhaftigk Gottes,/ als d Naturtrieb nicht/ verleitend! Antw : angenom̅en / d Argument sei richtig, so/ würden wir in Folge seiner/ dem, wozu wir instinctiv neigen,/ zustim̅en dürfen, nicht aber/ in Folge d Triebs für sich. Und/ so ė Verstandesurtheil./ Aber offenbar d Argument/ 6 nicht richtig, da sonst nie/ u in k Beziehg falsch,/ während doch./ (d weitere in d Metaphysik). /
 13.237[10]  [l.R.:] Sagt man, d Motiv/ muss genügen. Denn/ d natürle Neigg ist un/frei, also nöthigend. Ein/ nothwendig bstim̅endes Mo/tiv, ist aber gewiss ė genügendes. (Vergebl ists ė psychisches Gsetz zu bekritteln u gg s Herrrschaft zu protestiren )/ Antw : Unterschied zw / unfrei wirken u un/widerstehlich wirken . Die/ erwachte Reflexion ist stär/ker als diese natürle Neiggn,/ so wie auch als instinctive / Neiggn d Gewohnh, so zwar / dass, wo Falschh eingesehn,/ sogar unmögl mehr vertrauend./ Wäre wirkl unser Verstand [ü.Z.:]unwiderstehlich / genöthigt, blind u einsichts/los s Zustim̅g zu geben, so/ würde er eher alles andere/ als ė Erkenntnissvermögen / sein.7 /
 13.237[11]  [l.R.:]b) bei der Classe der Verstandes↲
urtheile
ist es, da sie theils ↲
zuversichtlich theils blosse ↲
Vermuthungen sind, zuerst↲
nöthig die einen u andern ↲
zu scheiden.↲
 13.237[12]  Von den zuversichtlichen haben↲
die unmittelbare Einsicht↲
u das Wissen genügende Mo↲
tive.↲
   

193
   
 13.238[1]  [Bl.:]Von den Vermuthungen diej, w auf↲
ė Wahrscheinlichkeitsbeweis beruhen,↲
u bei w d Maass d Vermuthung ↲
der Grösse der Wahrscheinlk ↲
entspricht, (od doch nicht > ist).↲
 13.238[2]  [l.R.:]c. Aehnliches gilt von d Willens
urtheilen .↲
 13.238[3]  Auch sie sind theils zuversichtl,↲
theils nicht zuversichtl.↲
Von den Zuversichtlichen haben↲
diej ė genügendes Motiv, bei↲
w die Pflicht der zuversichtln ↲
Zustim̅g erwiesen ist:↲
der Glauben.↲
 13.238[4]  Der Glauben setzt also ė Wissen↲
voraus aber ė Wissen das ė and ↲
Inhalt hat als den des Glaubens:↲
ė Wissen nicht v d Wahrh des↲
zu Glaubenden (denn ė solches↲
Verstandesurtheil würde die↲
entsprechende Mitwirkg des↲
Willens einschliessen) aber↲
von der Verpflichtung zum↲
Glauben.↲
 13.238[5]  [l.R.:] [Ob in irgend ė Fall, und] Unter w Umständen [ü.Z.:] [etwa] dieses↲
Wissen gegeben sei, das ist↲
eine specielle Untersuchung ↲
die nicht hierher gehört.↲
[l.R.:] im Allgemeinen geben/ auch dafür d logischen/ Regeln d Beweises/ den Maasstab.
Doch so viel mag in kürze be-↲

194
63
merkt werden, dass dazu gew ↲
Zeichen gehören, w [ü.Z.:]mit über↲
wiegender Wahrscheinlk
beweisen,↲
dass Gott etwas offenbart u
befohlen hat, ihm nicht bloss
nach Maassgabe der Stärke↲
jener Zeichen, sond mit der↲
selben Festigk, als wenn es↲
bewiesen wäre anzuhangen.↲
 13.239[1]  Da es in jedem wichtigen prak↲
tischen Falle, wo ė Fehl↲
griff von d schlim̅sten Folgen↲
wäre, unvernünftig [ü.Z.:] u pflichtwidrig ist, sich↲
in s Handeln nicht an das↲
überwiegend Wahrscheinliche ↲
sond sehr Unwahrscheiliche↲
zu halten, so folgt dass nur↲
der vernünftig [ü.Z.:] u pflichtgemäß handelt, der↲
sich in der bezeichneten↲
Lage an die durch die↲
Zeichen als überwiegend wahr↲
scheinl erwiesene Offenbarg ↲
Gottes hält u. insbes auch an↲
den [ü.Z.:]darin enthaltenen Befehl Gottes zu vollkom̅en ↲
fester Zustim̅g hält. d.h. dass↲
nur der vernünftig u pflicht↲
mäss handelt, der jener↲
Offenbarung, als wenn sie↲
erwiesen wäre, anhangt.↲
Dieses thun heisst Glauben.↲

195
Und jene Zeichen heissen ↲
signa credibilitatis.↲
 13.240[1]  Fehlen die signa credibili↲
tatis u ist darum die Pflicht↲
des festen Willensurtheils nicht↲
erwiesen, so heisst es↲
Aberglauben . (freilich ein↲
Namen der auch in mannich↲
fach anderem Sinne gebraucht↲
zu werden pflegt.↲
 13.240[2]  Von den nichtzuversichtlichen
Willensurtheilen haben diej. ↲
ė genügendes Motiv, bei w ↲
das Maass der Zuversicht↲
dem entspricht, [ü.Z.:] [bl.F.:]w [Bl.:]das als Pflicht↲
od wenigstens als löbl erwiesen↲
ist.↲
 13.240[3]  Ein bonum jucundum für↲
sich allein ist nie ėgenügen↲
des Motiv wie überhaupt [ü.Z.:]nicht zum↲
vernünftigen Handeln, so auch↲
nicht zu ė vernünftigen An↲
nahme.↲
 13.240[4]  [l.R.:]d) Von den dem Motive n nach↲
gemischten Urtheilen endl ↲
haben diej zuversichtlichen
dann ė genügendes Motiv,↲
wenn sie aus zuversichtlichen↲
Urtheilen, die genügende↲
Motive hatten, erwiesen sind.↲
Die nichtzuversichtln aber, wen̅ ↲
d Maass der Zuversicht dem
entspricht, welches aus
der Weise d Schlusses u. d. Zu
versicht, w d Prämissen
sie aus Urtheilen, die genügen↲
[l.R.:]de intellectuelle od ethische Motive hatten, [ü.Z.:] exact erschlossen↲
sind, u das Maass ihrer [ü.Z.:]der Zu↲
versicht [ü.Z.:]zu dem entspricht, der↲
Prämissen u [l.R.:] zum Charakter des Schlusses als sicheren od Wahrscheinlichkeitsschluss, [zu Art des↲
Schlusses] in entsprechendem↲
Verhältnisse steht.↲
 13.240[5]  Unter der Art des Schlusses ver↲
stehn wir d verschiednen Cha↲
rakter d Schlüsse als sichere↲
u Wahrscheinlichkeitsschlüsse.↲
 13.240[6]  [l.R.:] NB D gewöhnle Logik d / Willensurtheile mit gnügen/den Motiven gar nicht/ berücksichtigt. Hiedurch/ eigentl falsch./ Anders Pascal. Wen̅ auch nur / um zu abstrahiren./ Der kurze Blick bei d Interesse/ d Frage war wohl am Platz./
 13.240[7]  86.
Seit Leibnitz pflegt man in↲
d Logik die Regel als eines↲
ihrer fundamentalen Gesetze[ü.Z.:] Prin des
Denkens aufzustellen
[l.R.:] 86 Bei manchen neueren Logikern fand ich als ė der fuindamentalen Gesetze der Logik die Regel aufgestellt: (z.B. Beck, Greith Drobisch III Aufl § 57) : dass
man k Urtheil fällen dürfe↲
ohne genügendes Motiv.↲
Man nennt [ü.Z.:]Sie nennen dieses Gesetz das↲
Principium rationis suffi↲
cientis , u führen es auf Leibnitz
zurück. [l.R.:] Aber weder ist dies das/ Gesetz, das Leibnitz unter/ dsm Namen geltend gmacht / hat, noch würde er in/ dsm Gesetz Fall etwas/ besonders Wichtiges u Be/achtenswerthes vorgbracht / haben. Denn Es ist dies k besonders tief
sinniges Gesetz, k Wahrh, deren↲
Entdeckg grossen Scharfsinn↲

196
forderte. Vielmehr ist diese↲
Regel ė reine Tautologie,↲
denn ihr Sinn ist k anderer↲
als der: Man thut Unrecht,↲
wenn man sich bei einem↲
Urtheile durch Motive be↲
stim̅en lässt, ausser durch↲
solche, duch w man sich↲
mit Recht bestim̅en lässt.↲
[l.R.:] (denn: dass man nie/ ohne jedes Motiv/ sich bestim̅en lassen/ soll bedarf k Regel,/ da dies absolut un/mögl ist. / Oder noch deutlr:↲
( die Motive, wodurch man sich↲
nicht bestim̅en lassen darf,↲
sind Motive wodurch man sich↲
nicht bestim̅en lassen darf).↲
 13.241[1]  Das [ü.Z.:]also ist die ganze Weisheit!
Wir sehn, sie ist nicht sehr gross .↲
Es bleibt erst zu erforschen,↲
welche Motive zu denen ge↲
hören, durch w man sich↲
[mit Recht] bestim̅en lassen↲
darf. Und dies im Allge↲
meinen zu lehren ist vorzügl ↲
die Aufgabe der prüfenden
Logik, so weit sie ė Kunst↲
der Prüfung ist.↲
 13.241[2]  [l.R.:] Wie gsagt, ist dies auch nicht/ d Gsetz, das Leibnitz so/ stark betont u. dem Gsetz des/ Widerspruchs an d Seite stellt./ Vielmehr spricht er dies in/ s Theodice I, § 44 so/ aus: „ il faut considérer qu’il/ y a deux grands principes/ de nos raisonnements: l’un/ est le principe de la contra/diction; – l’autre principe est/ celui de la raison determi/nante, c’est que jamais/ rien n’arrive, sans qu’il/ y ait une cause ou du/ moins une raison déter/minante “. ∼ anderwärts:/ Monadol (Princip. philos.)/ § 30 sqq. [ [ü.Z.:]cf Briefe an Clarke 2. u 5. u.s.w.]: das Princip / des zureichenden Grundes sei: / dass kein Factum als wirkl / erfunden werden u kein Satz/ wahr sein könne ohne einen8 / zureichenden Grund, warum es/ vielmehr so als anders sei. Er/ nen̅t es bald principium r. de/terminantis, bald sufficientis / bald princ. convenientiae./ Wie Leibnitz es verstand [ü.Z.:]näher erklärte, hob/ es d Freiheit auf. Das was/ Wahres darin ist, hebt [ü.Z.:]macht namentl / das allgmeine Causalitäts ge/setz geltend, das ė d wich/tigsten Gesetze d Metaphysik / ist, von dem wir aber jetzt/ nicht zu reden haben./ Genug, dass wir gesehn haben,/ dass d Gsetz mit jener logi/schen Regel nichts zu thun / hat.9 /
 13.241[3]  87. Ein richtiges Urtheil aus↲
genügenden Motiven nennt↲
man Erkenntniss
 13.241[4]  Es gehören hieher nicht alle↲

197
64
richtigen Urtheile. Denn es↲
kann geschehn, dass einer↲
ohne genügende Motive [l.R.:] u nur [ü.Z.:]vielmehr durch äusserst gewagte Annahmen , ja↲
fällig wahr urtheilt in↲
Folge von wiederholten Fehl↲
[l.R.:]schlüssen, die sich aber ggseitig aus↲
gleichen, etwas [ü.Z.:]zu einem↲
richtigen Urtheile gelangt.↲
Sie sind wahre Urtheile, aber↲
k Erkenntnisse.↲
 13.242[1]  Es gehören aber auch um↲
gekehrt nicht alle Urtheile ↲
aus genügenden Motiven
hieher.↲
 13.242[2]  Namentlich gilt dies von↲
[l.R.:] d Urtheilen aus genügenden↲
Motiven, w blosse Ver↲
muthungen sind, u bei w ↲
die Motiven zu blosser
Vermuthung genügend waren.↲
Solche Meinungen [ü.Z.:]können, obwohl↲
sie nicht unvernünftig sind,↲
dennoch irrig sein, wie sich↲
dessen der Urtheilende ja↲
selbst bewusst ist.↲
 13.242[3]  Anders verhält es sich dagg ↲
mit den zuversichtln Ver↲
standesurtheilen aus genügen↲
den Motiven. Sie sind alle↲

198
wahr u daher auch alle↲
Erkenntnisse ↲
 13.243[1]  Und das gleiche nim̅t der↲
Gläubige von den zuver↲
sichtlichen Willensurtheilen
aus genügenden Motiven↲
an.↲
 13.243[2]  [l.R.:] NB. Würden wir, dass mit/ Newman, nach w d Vermuthgn / für zuversichtle Urtheile / über d Grad d Wahrscheinlk / nehmen, was aber wie bemerkt / bei Vermuthungn aus eth. Motiven s / Schwierigk hat, so würden wir/ wohl alle Urtheile mit gnügenden / Motiven für Erkentnisse halten/ müssen. Anders Newman , der/ ė Überschuss v Zustim̅g unter gew / Umständen für psych Gsetz hält (schon einmal bemerkt. Instinct u Gwohnh )/
 13.243[3]  88. Die wahren zuversichtlichen
Urtheile aus genügenden Mo↲
tiven, nennt man auch Er↲
kenntnisse κατ’ ἐξοχήν
[l.R.:] die einen Vernunft /erkenntnisse, die andern Erkenntnisse des Glaubens
Die wahren, aber nicht zu↲
versichtlichen Urtheile aus↲
genügenden Motiven dagg ↲
gegründete Meinungen.↲
Wissen [ü.Z.:] im weitern Sinn od Vernunfterkenntniss [u.Z.:] κατ’ ἐξοχήν
Glauben u ↲
gegründete Meinung sind also↲
die 3 Classen
 13.243[4]  (89.) Wir [ü.Z.:]im weitern nur mit dem Wissen.↲
Nach d Logik d Wissens , leicht↲
ė Logik des Meinens u Glaubens.↲
([ü.Z.:]Vom Wissen d Wahrscheinlk
Wissen d Glaubwürdigk , Glaubens↲
pflicht u dgl. hängt ja d vernünftige↲
Meinen u Glauben ab. ↲
 13.243[5]  89. Es bleibt uns nun noch eine↲
vierte u letzte Eintheilg der↲
Aussagen [l.R.:]nach subjectiven Umständen zu betrachten, u ↲
bei ihr genügt es sie mit↲
kurzem Worte zu berühren.↲
Es ist die Eintheilg der Aus↲
sagen der Intensivität [ü.Z.:]Weise der
Vorstellungen nach.↲
 13.243[6]  Das Urtheil hat, wie schon früher↲
bemerkt, ė Vorstellg zur Voraus↲
setzg, u. die Unterschiede in↲
der Weise des Vorstellens sind↲
daher auch für d Urtheile be↲
deutend.↲
 13.243[7]  Hier gilt Alles, wie es früher↲
festgestellt worden ist.↲
Es gibt also z.B. Urtheile, deren↲
Ggstand u uneigentl vor↲
gestellt wird.↲
 13.243[8]  Und ebenso gibt es Urtheile, deren↲
Ggstand mit grösserer – ge↲
ringerer Bewusstseinsstärke vor↲
gestellt wird.↲
 13.243[9]  Es kann [ü.Z.:]so geschehn, dass ė ganzes↲
Urtheil grössere od geringere↲
Bewusstseinsstärke hat [ü.Z.:] als ė anderes , u ebenso ↲
dass in ė Urtheil von zusam̅enge↲
setzter Materie ė Theil ė andern ↲

199
an Bewusstseinsstärke übertrifft↲
od ihm nahe steht, je nach↲
dem die Aufmerksamk mehr↲
auf d einen od auf den and ↲
concentrirt ist u auch aus↲
and Gründen.↲
 13.244[1]  Fällt ė viele Urtheile zugleich ↲
so wird unter sonst gleichen↲
Umständen die Bewusstseins↲
stärke ė geringere werden [ü.Z.:]sein als↲
wenn ė von ihnen allein gefällt↲
wird wg d grösseren Zertheilg der↲
Aufmerksamk u so gilt noch↲
Anderes, was schon früher erwähnt↲
wurde u jetzt nicht wiederholt zu↲
werden braucht.↲
   

200
   
   
64¹.
 13.245[1]  1. So viel von d Eintheilgn d Urtheile ↲
nach den Unterschieden der Motive.↲
 13.245[2]  Da sie d letzte Grundgesichtspunct ,↲
so ist mit ihrer Erörtrg unsre ↲
Darlegg d Eintheilg d Urtheile ↲
abgeschlossen.↲
 13.245[3]  3. Blicken wir zurück.
4 od auch 5 Gesichtspuncte.↲
 13.245[4]  1) Materie (mit d Unterschieden↲
des Vorgestellten zusam̅enfallend) ↲
 13.245[5]  2) Form od Qualität: bejah – vernein.↲
 13.245[6]  3) Form unter Mitberücksichtigg
der Materie 1) wahre – falsche (Mitberücksich↲
tigg d [ü.Z.:]Unterschieds der anzuerkennenden – zu ver↲
werfenden) 2) nothwendig wahre – nicht —,↲
absurde – nicht ↲
(Mitber. d Untersch d nothw. ↲
unmögl &c),↲
Mit Untereintheilgn 3) dem ganzen Umfang der
Vorstellg nach beurtheilende –↲
(Mitber. d Untersch. d indi↲
viduellen – universellen Mat.) 4) dem ganzen Inhalt der Vor↲
stellg nach beurtheilende
–↲
(Mitber. d Untersch. d einfachen↲
– zusam̅enges. M.)

201
5) Classificationen unter Mitber. ↲
d Untersch. d erkennbaren –↲
nicht erkennbaren . und↲
ihrer Untereintheilungen.↲
 13.246[1]  4) Intensivität (Meinungen – Überzeuggn) ↲
 13.246[2]  5) Motiv.↲
[l.R.:] motivirt unmotiv / (mit Unterab/theilgn . 1) Verstandes = Willens = instinc↲
tive
= gemischte Urtheile ↲
u. Untereintheilgn. 2) mit gnügenden ungnügenden
Motiven.↲
 13.246[3]  4. Dies also die nach uns für den Logi↲
ker nothwendig[ü.Z.:]sten Eintheilgn der↲
Urtheile.↲
 13.246[4]  Sehr abweichend von der üblichen↲
Lehre über dsn Punct, auf w anfängl ↲
ė flüchtigen Blick.↲
 13.246[5]  5. Nach einer Seite wohl schon genug↲
sam gerechtfertigt, insofern näml ↲
neue Gesichtspuncte hinzugefügt.↲
Denn aus d Erörtrgn schon klar,↲
wie ė jede wichtig, u d f. Ent↲
wicklgn werden es bestätigen.↲
 13.246[6]  6. Aber nach ė andern haben wir ↲
nöthig uns [ü.Z.:]sie noch zu verantworten, näml ↲
insofern gew. von andern geltend↲
gemachte [ü.Z.:]grundGesichtspuncte von uns
unbeachtet gblieben scheinen.↲
Von den [ü.Z.:]oben erwähnten 4 Titeln, unter die Kant ↲
die Function des Denkens im↲
Urtheile gebracht hat, u welche↲
die Logiker fast allgmein seither↲
festhalten, ist eigentl nur die↲
Qualität geblieben, u diese↲
mit ė Reduction auf 2 Glieder.↲
An den Unterschied d Quantität
erinnerte etwas unsere Ein↲
theilg in Urtheile die Vorgestellte ↲
dem ganzen [ü.Z.:]– nicht dem ganzen – Umfang der Vor↲
stellg nach beurtheilen, fiel↲
aber doch nicht damit zusam̅en.↲
 13.246[7]  a) Allein in Bzug auf dsn Punkt ↲
haben wir uns schon einiger↲
massen gerechtfertigt. Wir mach↲
ten darauf aufmerksam, dass↲
die Eintheilg in allgmeine , beson↲
dre
u. einzelne Urtheile, je nach↲
der Quantität des Subjects, wie↲
Kant [ü.Z.:] u. Andere sie gebe[ü.Z.:]n, schon darum↲
k richtige Grundeintheilg der↲
Urtheile sein könne, weil nach↲
ihr [ü.Z.:]es mögl sei, dass dasselbe Urtheil, je nach↲
der Ausdrucksweise, [ü.Z.:]als individuell↲
u nicht individuell, [ü.Z.:]als besonderes↲
u nicht besonderes erscheine.↲

202
Weitere Erörtrgn , die wir darüber↲
versprachen, werden wir bald [ü.Z.:] besser etwas
zu geben Gelegenheit [ü.Z.:]später ė geeignetere Stelle finden.↲
 13.247[1]  b) Auch in bezug auf den Unter↲
schied in d Eintheilg nach der↲
Qualität bedürfen wir kaum↲
ė Verteidigg. Es ist, wie schon↲
Andre vielfach vor mir bemerk↲
ten, offenbar das ∞ Urtheil ↲
[zw.Z.:]mit dem negativen Prädicatsbegriff
nicht der Form, sond der Ma↲
terie nach
von dem Urtheil,↲
welches das entsprechende posi↲
tive Prädicat hat verschieden.↲
Und Kant selbst wäre es wohl↲
nicht eingefallen, es zu ė be↲
sondern Eintheilgsglied zu↲
machen, wenn nicht sein pe↲
dantisches Wohlgefallen
an↲
harmonischer Gliederzahl↲
ihn hier wie anderwärts↲
verleitet hätte.↲
 13.247[2]  c) Aber wie steht es mit dem↲
Gesichtspunct der Relation,↲
wonach Kant [ü.Z.:]man die Urtheile ↲
in kategorische, hypothetische
u disjunctive zu scheiden↲
pflegt? Er scheint sehr wich↲
tig. Man theilt nach ihm [ü.Z.:] gewöhnle sogar↲
d Schlüsse ein. Und doch findet↲

203
64²
sich in allen unsern Eintheilgn ↲
nichts, was ihm ∼ sähe.↲
 13.248[1]  d) Und wie verhält es sich mit↲
der Modalität, wonach Kant ↲
die Urtheile in die problema↲
tischen, assertorischen u apo↲
diktischen theilte? [l.R.:]1. Ist der↲
[l.R.:] Gesichtspunct vielleicht identisch mit [ü.Z.:]dem bei unsrer ↲
Eintheilg d Urtheile in noth↲
wendig wahre
– nicht —,↲
absurde – nicht—?↲
Offenbar nicht!↲
[l.R.:] d Satz Gott ist , ist/ nicht apodiktisch / Ebenso A ist A. [l.R.:]2. Oder vielleicht mit dem bei↲
unsrer Eintheilg in [l.R.:] a priorische und a posteriorische
Newton a posteriori/ d Binomischen Satz,/ u doch konnte er/ ihn im kantischen/ Sinn apodiktisch/ behaupten./ A ist A, obwohl a / priori ist nicht apodiktisch./ [l.R.:] 3. oder in absolut
sichere , physisch sichere u ↲
wahrscheinliche?↲
Auch hier wäre es leicht zu↲
zeigen, dass d Eintheilg ė ver↲
schiedne . z.B. Ich bin , nicht apodiktisch.↲
4. Oder hat [ü.Z.:]trifft das apodiktische↲
Urtheil , mit dem apodik↲
tisch erwiesenen
zusam̅en,↲
von dem wir sprachen?↲
Auch dies ist nicht der Fall,↲
sonst könnte, um nur eins zu erwähnen, nur mittelbar↲
Erkennbares [ü.Z.:]im kantischen Sinn apodiktisch be↲
hauptet werden, was keines-↲

204
wegs der Fall ist. Der Namen
ist verwandt u daher genom̅en,↲
aber der Sinn ė [ü.Z.:]ganz anderer, den↲
Kant ihm wohl kaum gegeben↲
hätte, wenn er s Abstam̅g sich↲
verggwärtigt haben würde.↲
[l.R.:] 5. Oder [l.R.:]endlich entspricht/ vielleicht d Ein/theilg Kants unse/rer Eintheilg nach/ d Intensivität?/ Manchmal scheint sie/ hinüberzuspielen./ Aber doch keineswegs./ z.B. Ich bin nicht/ apodiktisch, obwohl/ gewiss mit aller/ Entschiedenheit./
 13.249[1]  So scheint auch für dsn Ge↲
sichtspunct k Platz, u dies↲
um so bedenklicher, da nicht↲
bloss Kant [ü.Z.:] u s Nachfolger ihn für so wichtig↲
gehalten, sond auch vor ihm
Andere. Wie wir denn von d ↲
Modalität auch bei d Cartesi↲
anern
, u vor ihnen bei den↲
Scholastikern hören, ja bis↲
auf Aristot. geht d Wurzel↲
zurück.↲
 13.249[2]  So fragt es sich denn, ob
wir nicht mit Unrecht ihn↲
fallen gelassen u ė Lücke.↲
 13.249[3]  7. Und überhauptfragt es sich,↲
ob vollständig.↲
 13.249[4]  Denn wenn sogar ggüber d ↲
hergebrachten k Lücken, so↲
dies k Beweis, da diese selbst↲
so viele.↲
 13.249[5]  8. Namentl macht Bedenken, ob↲
nicht als besondrer Ge↲
sichtspunct ↲
d Zeit aufzustellen.↲
   

205
   
   
64³ (hierauf 55)
   [l.R.:]55 VII. Wir könnten nun noch eine↲
Eintheilg der Aussagen der↲
Materie nach geben, in↲
dem wir sie nach den↲
Unterschieden der Zeit eintheilten.↲
   a) Durch die Sprache wird↲
diese Eintheilg als ė all↲
gemein wichtige Eintheilg ↲
nahegelegt, indem sie nach↲
dem Unterschiede der Zeiten↲
verschiedene Formen der
Copula unterscheidet,↲
die Tempora der Copula ↲
u des Verbums überhaupt,↲
das wir nach dieser↲
[l.R.:] regelmässigen [ständigen] [ü.Z.:] gewöhnlichen Mitbezeichnung↲
der Zeit geradezu Zeitwort
nennen.↲
   b) Aristot legt darum auf den↲
Unterschied der Zeit beim↲
[l.R.:] Urtheile ė grosses Gewicht.↲
   So in dem Buch de inter↲
pretatione
. Und auch im↲
III Buch v d Seele [ü.Z.:]Kap 6 , wo er↲
vom Urtheile handelt, lässt↲
er den Unterschied der zeit↲
in den Urtheilen nicht unbe↲

xxx
rücksichtigt.↲
   [schw.F.:]c [Bl.:]Und auch Thomas v Aquin
ist geneigt ė Haupteintheilg ↲
d Urtheile nach dem Unter↲
schiede der Zeit zu statuiren.↲
In s [ü.Z.:]unvollendeten Com̅entar zum Buche De interpret. ↲
führt er ė 5fache Eintheilg
der Urtheile auf. ↲
   „ Philosophus in praemissis↲
triplicem divisionem enun↲
ciationum assignavit. Quarum↲
prim[schw.T.:]a fiut sec. unitatem
enunciationis, pront se enun↲
ciatio est una simpliciter, vel↲
conjunctione una. fuit sec. ↲
qualitatem fuit sec quan↲
titatem
; [utpote quod enuncia↲
tio quaedam est universalis,↲
quaedam particularis, quaedam↲
indefinita & quaedam singu↲
laris.] Tangitur autem hic↲
quarta divisio enunciationum↲
sec. tempus. Nam quaedam↲
est de praesenti, quaedam de↲
praeterito, quaedam de futuro.↲
… Potest autem accipi quinta
divisio enunciationum sec. ↲
materiam: quae quidem divisio↲
attenditur sec. habitudinem prae↲
dicti ad subjectum; nam si↲
peaedicatum per se insit subjecto,↲
   

xxx
   
   
[Bl.:]56'
   63. Wie schon bmerkt, wurde↲
bereits vor Kant in d Logik von↲
ė Modalität d Urtheile gsprochen,↲
u d in Aristoteles .↲
   64 Nach ihm u der Scholastik,↲
die sich an ihn anschloss, zer↲
fielen d Urtheile in absolute↲
u modale (für d 1te Glied besser↲
nicht modale.↲
   64. In dem Buch De Interpret
spricht er, nachdem er zuerst↲
von dem Ggsatze zw Bhauptgn ↲
die ė εἶναι od μὴ εἶναι aussagen,↲
gehandelt hat, von d Ggsätzn zw ↲
Bhauptgn, die ė δυνατον εἶναι↲
u μὴ [ü.Z.:]δυνατον εἶναι,↲
ė ἐνδεχόμενον
εἶναι u μὴ ἐνδεχόμενον εἶναι,↲
ė ἀδύνατον u μὴ ἀδύνατον ↲
u endl ė ἀναγκαῖον u μὴ ἀν↲
αγκαῖον εἶναι aussagen.↲
   Die girech. Com̅entatoren [ü.Z.:]wie z. B. Am̅onius Hermiae nann↲
ten sie die [ü.Z.:] dse 4 Bstim̅gn τρόποι. Und↲
Boethius gab in s Übersetzg ↲
u Erklärg d Aristotel Organons,↲
aus w die Scholastiker dasselbe↲

xxx
kennen lernten, den Ausdruck↲
τρόπος durch modus wieder,↲
indem er die Aristotel. Ausdrücke↲
selbst durch: possibile, con↲
tingens
, impossibile, necessa↲
rium
übersetzte.↲
   Daher kom̅t der Namen der↲
Modalität, indem d Scholastiker↲
die Urtheile, je nachdem sie↲
ė dsr 4 modi enthielten od ↲
nicht, modale od absolute
Propositionen nannten.↲
   65. Zw dsr Modalität, von w ↲
die Scholastiker , u w nur↲
gewissen, nicht allen Aussagen,↲
u der der Neueren, nach↲
w alle Aussagen modal offen↲
bar ė Unterschied, wie auch↲
im̅er ė historischer Zusam̅en↲
hang bstehn mag.↲
   Daher gut zunächst uns klar↲
zu machen, in w Weise sich↲
die ältere Eintheilg zu unsern ↲
Eintheilgn .↲
   66. Offenbar zw den absoluten↲
u modalen Urtheilen ė ↲
Unterschied der Materie.↲
Modale Urtheile sind solche,↲
w über d nothwendige Wahr↲
heit, [ü.Z.:] od die Absurdität, od mögle ↲
Wahrh od Falschheit von↲
Urtheilen ė Urtheil fällen.↲
Es ist [ü.Z.:]bildet also das, was sie
beurtheilen von ė besondere↲
Classe, u in Folge dessen
kann man sie selbst als ė ↲
besondere Classe von Urtheilen betrachten, näml als ė Classe ↲
[l.R.:] v Urtheilen w [ü.Z.:]von gewissen andren Urtheilen ↲
aussag[ü.Z.:]en, ob sie nothwendig
wahr od falsch sind, Be↲
stim̅gn, die den ė der von↲
uns aufgstellten Grund-
Gsichtspuncte ihrer Ein↲
theilg betreffen (3, 2).↲
   67. In d That haben auch d
Scholastiker selbst die Sache↲
so gfasst.↲
   So z. B. [ü.Z.:]sagt Cajetan . De interpr. ↲

xxx
II, 8 . „ Possumus dupliciter↲
de rebus loqui: uno modo↲
componendo rem unam cum↲
alia; alio modo composi↲
tionem factam declarando↲
qualis sit
.↲
   Sie hiessen, [ü.Z.:]sagt er, modal, weil sie↲
den modus conjunctionis
praedicati cum subjecto
aussagten. (was an die↲
früher citirte Stelle des Thomas↲
v Aquin erinnert [l.R.:]Potest autem accipi/ quinta divisio/ enunciationem/ sec materiam:/ quae quidem[ü.Z.:]4 di/visio attenditur/ sec habitudinem/ praedicati ad/ subjectum/ “ (per se insit/ per se repugnat/ medio modo/ se habeat) )↲
   68. Offenbar könnten noch↲
viele andere indirecte Aus↲
sagen über Urtheile ge↲
macht werden u namentl ↲
auch solche, w Bestim̅gn ↲
über sie angäben, die bezügl ↲
anderer für den Logiker↲
wichtiger Eintheilgsgründe ↲
ihnen zukämen.
z. B. Wahrh u Falschh. ↲
Unterschiede d Intensivität↲
des Motivs ↲
der Erkennbarkeit u dgl.↲
u ihre Untereintheilgn ↲
   

xxx
   
   
56''
   69. Daher erklärt sich die↲
Bemerkg griech Com̅enta↲
toren
, wie des vorgnannten ↲
Am̅onius Hermias, dass↲
es noch ė Unzahl anderer↲
solcher τρόποι gebe, dass↲
aber Aristot. bloss diese
4 als d allgmeinsten u ↲
für d Logik wichtigsten↲
aufgstellt habe. – Eine↲
Bemerkg die später Paeius
wiederholt, ohne aber die↲
Sache recht zu verstehn, denn↲
Tempus u Unterschiede↲
sehr u etwas sind↲
keine Bestim̅gn über andre ↲
Urtheile.↲
   70. Für d 4 scholastischen
Modalitäten, u für alle
andern die man in Rück↲
sicht auf andere Aussagen↲
die man über Urtheile mache
kann, [ü.Z.:]etwa hinzufügen möchte ↲
ist klar, w Stellg .↲
   I Classif. Unterschied der Materie.↲
   71 Warum nicht bei der Ein↲
theilg des Vorgestellten be↲

xxx
sonders aufgführt?↲
Wenn auch die modalen↲
Propositionen u noch andre ↲
indirecte von besondrer ↲
Wichtigkeit, so ist doch nach↲
den Erörtrgn über d noth↲
wendige Wahrh u Absurdität↲
u andre logisch wichtige↲
Unterschiede d Urtheile, w ↲
in d modalen Propositionen↲
von ihnen ausgesagt werden↲
können, alles übrige, [ü.Z.:]was sie betrifft so klar
u selbstverständl, dass kein↲
besonderes Verweilen nöthig .↲
   72. Höchstens in sprachlr Be↲
ziehg
bleiben einige Schwierig↲
keiten, indem man sich↲
leicht durch Eigenthümlkeiten ↲
d Ausdrucks [ü.Z.:] in Beziehg auf d Bedeutg solcher Bhauptgn täuschen lässt,↲
u um ihretwillen hat auch↲
Arist. De interpr. sie be↲
rührt.↲
   Daher erklärt sich auch↲
das ἐνδεχόμενον neben dem↲
δυνατον von Arist her, u ↲
ebenso v d Scholastikern in ganz↲
gleichem Sinn gnom̅en.↲
Aber dies geht uns hier nicht↲
an. Soviel v d Modalität der älteren↲
Logik.↲
   73. Wenden wir uns nun zu↲
den Neueren u vor Allem↲
zu Kant .↲
   [schw.T.:] Bedeutuende Abweichungen.↲
Eine ganz andere Anschauung über die↲
Natur der Modalität, wobei aber↲
manches Unklarh unklar gedacht↲
ist, und irrige ja einander wider↲
sprechende Behautungen die↲
Lehre verwirren.↲
   [l.R.:] [Bl.:]a) [schw.T.:] Kant scheidet [ü.Z.:]wie schon bemerkt nicht wie die Scho↲
lastiker, zuerst absolute u mo↲
dale
Urtheile. Alle Urtheile modal.↲
   [l.R.:] [Bl.:]b) [schw.T.:]Auch stellt er nicht 4, sondern,↲
wie dies nicht anders zu erwarten↲
war, 3 Glieder auf:↲
1, problematische ↲
2. assertorische ↲
3. apodiktische Urtheile.↲
   [l.R.:] [Bl.:]c) In der Erklärg, die er von diesen↲
3 Classen gibt, findet sich wie↲
gesagt, so viel Irriges nicht↲
bloss, sond auch so viel sich↲
selbst Widersprechendes, dass es↲
schwer, ja unmögl ist, s Ansicht↲
in der Art auseinanderzusetzen,↲
dass Alles, was er sagt, damit↲

xxx
in Einklang steht.↲
   [l.R.:]d) So möchte man nach einigen
s Äusserungen glauben, ihm↲
seine die modalen Urtheile ↲
solche, die ∼ wie die der Scho↲
lastiker
über andere Urtheile
etwas bestim̅en : ↲
z. B. [l.R.:] Kr. d. r. V. S. 100 Problematische Urtheile
sind solche, wo man das Be↲
jahen od Verneinen als bloss ↲
mögl (beliebig) annim̅t. Asser↲
torische
, da es als wirkl (wahr)↲
betrachtet wird. Apodictische ,↲
in denen man es als nothwendig ↲
ansieht.↲
   u weiter unten: „ Der problematische
Satz ist also derj., der nur↲
logische Möglkeit (die nicht↲
objectiv ist) ausdruckt , d. i.↲
ė freie Wahl einen solchen Satz↲
gelten zu lassen, ein bloss
willkürliche Aufnehmg dessel↲
ben in d Verstand. Der asser↲
torische
sagt von logischer
Wirklk oder Wahrh, …↲
u. zeigt an, dass der Satz↲
mit dem Verstande nach dessen↲
Gesetzen schon verbunden sei.↲
   

xxx
   
   
56.⁸
   3. Und endlich indem Überweg ↲
Sätze wie [ü.Z.:] dieser Mensch möchte gut sein dieser Mesnch ist ge↲
wiss gut, was nichts anderes↲
heisst als [ü.Z.:] ich vermuthe, dass ich bin überzeugt,↲
dass dsr Mensch gut ist, für↲
d Ausdruck modaler Aussagen↲
erk den Ausdruck modaler↲
Urtheile, den ersten wohl ė ↲
problematischen, den 2ten ↲
man weiss nicht ob eines as↲
sert. od apodikt in s Sinne ↲
erklärt, geht [ü.Z.:]nähert er [ü.Z.:]sich von s frühern
Bestim̅gen abgehend wieder
einigermassen den Scholastikern
[l.R.:] Berichtigt man/ ihn, so sieht/ man ihn sich wieder/ näher geführt / indem er wie sie die modalen↲
Sätze als indirecte fasst.↲
   78. Und dieses wird denn auch↲
das einzige Mittel sein, in↲
ė solches Chaos Ordng zu↲
bringen [l.R.:] Lotze Sigwart .
   Wir sehn wohl, dass aus ihm↲
nichts für d Logik zu ge↲
winnen ist.↲
   Neue Gesichtspuncte berührt↲
keiner unter den Neueren.↲
Über den Terminus Modali↲
tät ist [ü.Z.:]aber ė babylonische↲
Sprachverwirrg entstanden,↲
u es thut Noth, dass man ihm↲

xxx
die Bedeutg zurückgibt,↲
die er bei d Scholastikern,↲
od vielleicht besser noch [ü.Z.:]die, w er bei↲
d griech. Com̅entatoren hatte,↲
die das τρόπος in ė weitern ↲
Sinn brauchten.↲
   Danach hätten wir modale –↲
nicht modale .↲
   Die modalen solche Urtheile,↲
w über ė Urtheil gefällt wer↲
den, u zwar in der Art, dass↲
sie es in ė der für d Logik↲
wichtigen u von uns früher
angegebenen Beziehgn classi↲
ficiren, also z. B.↲
es ist wahr – falsch↲
— nothwendig wahr – nicht↲
es ist absurd – nicht↲
es ist erkennbar – nicht↲
— a priori – nicht↲
— a posteriori – nicht↲
es ist m Meing – Überzeugg ↲
u. dgl.↲
   79. Dann aber [ü.Z.:]haben wir schon gezeigt, dass↲
d Eintheilg nichts anderes als↲
ė Unterschied d Materie zum↲
Eintheilgsgrund hat, u so ihre↲
Stellg in unsern Eintheilgn ↲
bestim̅t, so wie auch er↲
klärt, warum sie keine be↲
sonderen Erörterungen nöthig ↲
macht.↲
   79. Auch in Betreff d Modalität sind↲
wir jetzt gerechtfertigt.↲
   Wenn sie bei uns neben Materie ↲
Qualit. u. s. w. k Haupttitel ist ↲
k Lücke.↲
   Nach Wegnahme all dessen was↲
irrig od unklar, zeigte sich, dass↲
wir absolute u modale unter↲
scheiden mussten, von denen die↲
letzten von d ersten sowohl als↲
von einander durch nichts An↲
deres als durch Unterschiede der
Materie verschieden waren.↲
   80. Es bleibt nun noch von Allem,↲
was jemals früher zum Gesichts↲
punct d Eintheilg d Urtheile gmacht ↲
worden u bei uns unberücksichtigt↲
geblieben ist, allein noch die↲
Relation übrig.↲
   81 Kant hatte ė s 4 Haupttitel unter↲
w er d Function d Denkens bringen zu↲
können glaubte, mit dsm Namen↲
bezeichnet.↲
   82. Er ging dabei von d Anschaug aus ↲

xxx
dass „ ė Urtheil “ [l.R.:] nach d Definition, die er in s Logik von ihm gibt „ die Vorstellg der
Einheit des Bewusstseins verschied↲
ner Vorstellgn, oder die Vorstellg ↲
des Verhältnisses derselben sei, so↲
fern sie ė Bgriff ausmachen. “ ↲
[l.R.:]Mit dem Unterschied dieses Verhältnisses
ändert sich daher, der Character ↲
des Urtheils als solchen.↲
   83. Und da nun, wie Kant glaubt,↲
dieses Verhältniss von einer 3fachen ↲
Art sein kann, so haben wir der↲
Relation nach 3 Classen v Ur↲
theilen zu unterscheiden: 1, kate↲
gorische
2, hypothetische 3, dis↲
junctive
.↲
   „ die gegebenen Vorstellgn im Urtheile sind nemlich, ė der andern,↲
zur Einheit des Bewusstseins unter↲
geordnet, entw als Prädicat dem Sub↲
ject
; od als Folge dem Grunde; od ↲
als Glied der Eintheilg dem eingetheil↲
ten Bgriffe
. – Durch d 1te Verhält↲
niss sind die kategorischen, durch d ↲
2te d hypothetischen, [ü.Z.:] u. durch das 3te ↲
die disjunctiven Urtheile bstim̅t.↲
   „ In den kategorischen Urtheilen machen↲
Subject u Präd. die Materie↲

xxx
56³
Der apodiktische Satz denkt sich
den assertorischen durch diese↲
Gesetze des Verstandes selbst be↲
stim̅t u daher a priori be↲
hauptend
, und drückt auf solche
Weise logische Nothwendigkeit ↲
aus.↲
   e). Allein ė solchen Auffassg wider↲
spricht
[l.R.:] 1. nicht bloss der, Umstand ↲
merkt [ü.Z.:]dass nach Kant jedes Urtheil modal ist, sondern [l.R.:] 2. auch↲
d Beispiele, die er a. a. O. bei↲
fügt, zeigen dass diess ihn↲
missverstehn hiesse.↲
   So sagt er, der Vordersatz [ü.Z.:] [bl.F.:] u Nachsatz [Bl.:] ė ↲
hypothet. Urtheils sei proble↲
matisch, der Nachsatz asser↲
torisch
z. B. ( Wenn ė vollkom̅ne Gerechtigk ↲
da ist, so wird der beharrlich↲
Böse bestraft)
[l.R.:] [bl.F.:] ⌜gradweise Ein/verleibg: so/ daſs man zu/vor etw pro/blematisch ur/theilt, darauf/ auch wohl es/ assertorisch/ als wahr an/nim̅t, endl als/ unzertrennl / mit d Verstand/ verbunden, d. i./ als nothwendig / u apodiktisch/ behauptet.⌟
   3. Und ebenso erklärt er aus↲
drücklich
, „die Modalität der
Urtheile ist dass die Modali↲
tät der Urtheile nicht ė Un↲
terschied ihrer Materie
sei,↲
ja dass sie gar nichts zum↲
Inhalt desselben beitrage.↲

xxx
„ Die Modalität der Urtheile “,↲
sagt er, „ ist ė ganz besondere↲
Function derselben, die das↲
Unterscheidende an sich hat,↲
dass sie nichts zum Inhalt des↲
Urtheils beiträgt (denn ausser↲
Grösse, Qualität [l.R.:] [bl.F.:](NB also tragen d and dazu bei!) [Bl.:] u Verhältniss ↲
ist nichts mehr, was den Inhalt↲
ė Urtheils ausmachte) sondern↲
nur den Werth der Copula in↲
Beziehung auf das Denken↲
überhaupt angeht.↲
   f) Sehn wir, wie wir im Stande↲
sein werden, uns trotz dieser↲
u ∼er Widersprüche [l.R.:] Schwierigkeiten , das was↲
Kant meint, klar zu machen.
Kant redet von ė 3fachen Weise
wie man ė Urtheil im Verstand
aufnehme.↲
   Nun ist in der That ė 2fache
leicht anzugeben.↲
   1) indem man es vorstellt (in↲
w Falle man es aufnim̅t ohne↲
es zu fällen) ↲
2) indem man es urtheilt
od wie man sagt es fällt.↲
   Es scheint aber auch in Bezug↲
auf d gefällten Urtheile noch↲
ė Unterschied zu bstehn, in↲
dem in einer vor den übrigen↲
besonders ausgezeichneten inni↲
geren u vollkom̅eneren Weise↲
diej mit dem Verstand verbunden↲
scheinen, von denen man zugleich
einsieht, wie sie sich aus den↲
Begriffen selbst [ü.Z.:]unabhängig v der Erfahrg a priori als↲
wahr ergeben.↲
   Und so können wir 3 Classen
unterscheiden: Vorgstellte , Geurtheilte ,↲
[u.Z.:] solche von denen wir zugleich &c
Die 1ten ist die der [ü.Z.:]sind Kants problematische
Urtheile. Und damit stim̅t der↲
Namen u das Beispiel.↲
Die 2te sind s assertorischen
u damit stim̅t das ė Bei↲
spiel
, das er gibt, indem er↲
sagt in ė hypothet Vernunft↲
schluss geschehe es, dass das↲
Antecedens im Obersatz pro↲
blematisch, im Untersatz↲
assertorisch vorkom̅t . ↲
[l.R.:] Wenn A ist, ist B/ Nun ist A nicht / also ist B.
   Dagegen stim̅t ein anderes
das er beibringt, nicht damit,↲
näml, dass der Nachsatz im↲

xxx
hypothet Urtheil assertorisch↲
sei. Aber dies darf uns nicht↲
stören, vielmehr hat Kant ↲
nur in Folge einer andern
Irrthums irrigen Ansicht↲
über d Natur des hypothet↲
Urtheils bei d Wahl des↲
Beispiels fehlgegriffen.↲
   Die 3ten Urtheile, die wir↲
unterschieden sind Kants↲
apodiktische Urtheile, für↲
die Kant kein Beispiel gibt.↲
Doch scheint [ü.Z.:]für unsre Auffassg deutl genug [ü.Z.:]zu sprechen, was↲
wir ihn oben erklären hörten ↲
„ der apodiktische Satz denke↲
sich den assertorischen durch↲
diese Gestze des Verstandes↲
selbst bestim̅t u daher a↲
priori behauptend, u drücke↲
auf solche Weise logische↲
Nothwendigkeit aus, “ was im
Zusammm̅enhang noch deutlr ↲
wird.↲
   Am Ende der Erörterung sagt↲
Kant: „ Weil man nun hier alles↲
sich gradweise dem Verstande↲
inverleibt, so dass man zuvor↲
etwas problematisch urtheilt,↲

xxx
56⁴
darauf auch wohl es asserto↲
risch als wahr annim̅t,↲
endlich als unzertrennlich↲
mit dem Verstande verbunden↲
d. i. als nothw. u apodiktisch
behauptet, so kann man dse ↲
3 Functionen der Modalität↲
auch so viele Momente des
Denkens überhaupt nennen.↲
   Und auch dieses bestätigt unsre ↲
Auffassg. Nicht als ob es↲
richtig wäre u [ü.Z.:]ganz zu dem Vorigen↲
stim̅te, sondern insofern man↲
begreift wie Kant meinen↲
konnte, dass es von [ü.Z.:]in Betreff seinen ↲
Bestim̅gn des problematischen ↲
assert. u apodikt. Urtheiln ↲
wie wir sie erklärt haben,↲
wahr sei.↲
   Er meinte offenbar, sich
man stelle sich im̅er zuerst zuerst sich
stelle man sich im̅er ė Ur↲
theil [ü.Z.:]sich vor, dann fälle man↲
es wirkl, dann sehe man↲
ein, dass es a priori ein↲
leuchtend sei.↲
   Und man begreift wohl ė solche↲
Meing, obwohl sogleich der↲
1te Punct nicht allgmein ↲

xxx
richtig ist. Den deutlchste [bl.F.:]n↲
[Bl.:]Beweis dafür erhält man,↲
wenn man sich fragt, woher↲
man d Vorstellg von Urtheilen ↲
habe? Woher anders, wenn↲
nicht durch Abstraction von↲
(ė) Urtheil [ü.Z.:]en, d vorher gfällt ↲
worden sind.↲
   Manchmal geht gewiss d ↲
Vorstellg ė Urtheils , dem↲
Fällen des Urtheils voraus,↲
nicht aber ist dies allgmein ↲
nothw, vielmehr genügt es
wenn d Vorstellg des Beur↲
theilten vorhanden ist, wie↲
wir auch früher [ü.Z.:]schon erörtert haben.↲
   Somit ist offenbar, dass nicht↲
[l.R.:] im̅er u. überall [ü.Z.:] allmählig die 3 Grade durchschreitend↲
ein [ü.Z.:]apodiktisches Urtheil , welches wir
apodiktisch fällen dem Ver↲
stande sich einverleibt [l.R.:](u das assert. nicht durch 2).↲
   1. Hiemit ist aber auch klar,↲
dass die Eintheilg nicht jene
Bedeutg hat, die Kant ihr↲
beilegte.↲
   2. Aber leicht wenn wir d Sache↲
näher besehn, so zeigen sich↲
noch andre u grössere Fehler.↲
Die Eintheilg, die Kant hier↲
von den Urtheilen gibt, ist↲
so, wie wenn etwa einer die↲
Pferde in die gemalten Pferde,↲
die [l.R.:] [ü.Z.:] geborenen Pferde seienden Pferde u die gesattelten↲
Pferde eintheilen würde.↲
Denn in d That ist ė vorge↲
stelltes Urtheil so wenig ein↲
Urtheil als ė gemaltes Pferd↲
ė Pferd.↲
   Und wie jedes Pferd ė Pferd↲
seiendes Pferd, so ist jedes↲
Urtheil ė assertorisches↲
Urtheil, d. h. ge urtheil tes [ü.Z.:]endes
Urtheil, ė wirkl behauptete [ü.Z.:]nde Be↲
hauptg.↲
   Auch das apodiktische Ur↲
theil ist also ė assertorisches,↲
nur ė solches, zu w eine↲
besondre Bestim̅g hinzukom̅t,↲
[l.R.:] näml dass mit ihm ė zweites
darauf bezügliches Urtheil ↲
verbunden ist, welches von↲
ihm sagt, dass es a priori
einleuchte, also sein Motiv↲
ausspricht [l.R.:] [bl.F.:](in Wahrh d Erkenntniſs d Motivs nicht im̅er ė spätere; wirkl [u.R.:] innerer Unterschied, ė andrer Charakt. so bdeutend als bei d [1 W. ]) .↲
   

xxx
   
   Sie sehn also, dass mein Ver↲
gleich wirkl zutreffend.↲
Und Kant würde besser gethan ↲
haben, mit völliger Weglassg
d 1ten Glieds, das gar k Urtheile ↲
enthält, die Urtheile in apo↲
diktische
u nichtapodiktische
einzutheilen.↲
   3. Aber sonderbar bliebe es auch↲
dann ė solchen Umstand, wie↲
die Verbindg mit ė andern,↲
nachfolgenden Urtheile, zu ė ↲
Grundgesichtspunct der Eintheilg der Urtheile zu machen.↲
   4. Es müsste denn ė sagen, dass↲
durch die nachfolgende Re↲
flexion auf das Motiv, wenn↲
sie es [ü.Z.:]dasselbe als giltig u a priorisch↲
erkenne, ė neues Motiv zum↲
Vertrauen gewonnen u die↲
Intensität gesteigert werde.↲
   Wenn dies, so ist [ü.Z.:]Aber auch dann wäre der Unter↲
schied der apodikt. u nicht-↲
apodikt. Urtheile darein [ü.Z.:]in nichts Andres zu↲
setzen, [ü.Z.:]als darin dass bei jenen zu dsm ↲
anfängln Motiv, noch eine

xxx
56⁵
Reflexion, w seine Annahme↲
als ė auf a prior. Motive be↲
ruhende erkennt, hinzugekom̅n ↲
ist, w s Sicherh bestätigt.↲
   Und somit würde die Besonder↲
heit der apodikt. Urtheile in↲
ė Besonderh des Motivs be↲
stehn u in unsre Classi↲
ficationen nach dem Motive
ge↲
hören, in w sie ein sehr
specielles Glied bilden würde.↲
Wollte man sie [ü.Z.:] (aber) zu ė der all↲
gemeinsten
Eintheilgsglieder ↲
machen, so wäre dies ein↲
∼er Fehler, wie wen̅ [ü.Z.:]z B. einer nach↲
den verschiednen Racen u
Nationalitäten vor Allem in↲
Preussen u. NichtPreussen↲
eintheilen würde↲
(etw was ich beiläufig gsagt ↲
bei ė Berliner nicht für ganz↲
unmögl halte).↲
   NB. 1. Auch wenn Kant einer unter↲
dem apodikt. Urtheile Kants,↲
der ja weg s nicht ganz ein↲
stim̅igen Ausdrücke nicht↲
ganz leicht u sicher zu deuten↲

xxx
stehn ist, [ü.Z.:] überhaupt ė a priori gefälltes↲
Urtheil verstehn wollte, so↲
wäre dies ė Classe fication
aus unserer Classification ↲
nach den Motiven.↲
   2. Und wenn wieder Andere unter↲
seinen apodikt. Urtheilen die↲
nothwendig wahren oder die↲
als nothwendig wahr erkannten
verstünde, so würde auch in↲
diesen Fällen gelten, dass ihre↲
Stelle in unsern Eintheilungen ↲
leicht zu bestim̅en wäre.↲
   Es ist also nicht bloss gewiss,↲
dass Kants Eintheilg der Urtheile ↲
in problem. ass. u apodikt. ↲
insofern verfehlt ist, als das↲
1te Glied gar keine, das 2te
Glied alle, das 3te ė mehr↲
oder minder specielle Classe ↲
von Urtheilen enthält,↲
sond auch [l.R.:] (u dies ist uns hier d Hauptsache) dass in ihnen nichts
berührt wird, was auf ė Lücke↲
in den Gesichtspuncten unserer↲
Eintheilgn hinwiese.↲
   74. So viel v Kant .↲
   Werfen wir nun noch ė Blick↲
auf d Lehre v d Modalität, wie↲
sie sich [ü.Z.:]nach ihm und unter s Einfluss in↲
Deutschland gestaltete.↲
   a) Wir sahen wie Kant selbst mit↲
sich nicht recht in Übereinstim̅g ↲
gblieben ist, kein Wunder dass↲
bei den Logikern nach ihm k ↲
Einigkeit zu finden ist; und
die Verwirrg wird dadruch noch
grösser dass der Gesichtspunct ↲
der Modalität im Sinn der↲
Scholastiker auch noch mit↲
hereinspielt.↲
   b) Nur darin zeigen sie sich [ü.Z.:]scheints [l.R.:] (denn bei Drobisch bin ich mir [ü.Z.:]über d Sache nicht ganz klar geworden) einig,↲
dass sie wie Kant nicht bloss ↲
einige, sond alle Urtheile als↲
modale Urtheile betrachten ↲
Aber im Übrigen sagt der eine↲
dies, der andre jenes, u der↲
selbe bleibt mit demselben nicht↲
im Einklang. Der eine spricht↲
von den modalen Unterschieden ↲
als ob sie Unterschiede der↲
Intensität wären und mischt↲
dann wohl auch etwas von Unterscheidgn nach dem Mo↲
tive
dazwischen. Ein anderer

xxx
spricht davon als ob sie, od ↲
[l.R.:]wenigstens die problematischen u apodiktischen ↲
Urtheile wenigstens [ü.Z.:] ∼ den modalen Urtheilen ↲
der Scholastik Urtheile über↲
andere Urtheile seien, die et↲
was über deren Möglk od ↲
Nothwendigk bestim̅ten, geht
aber unversehens von diesem↲
Gesichtspuncte auf den des↲
Unterschieds der nothwendigen
u contingenten Wahrheiten↲
und Irrthümer [l.R.:]selbst u wiederum↲
auf den der Unterscheidgn ↲
nach der verschiednen Sicherh
oder den Motiven über.↲
   75. Ich habe, um ė vollkom̅ne Über↲
sicht darüber zu gewinnen, ė
ganze Reihe geschätzter logi↲
scher Werke verglichen.↲
Ein paar Proben aus einigen↲
der gelesensten Handbücher↲
über Logik will ich Ihnen↲
mittheilen, damit auch Sie↲
sehen wohin die Dinge ge↲
kom̅en sind.↲
   Ich wähle dazu die „Neue Dar↲
stellg der Logik mit Rücksicht auf Mathematik und↲
Naturwissenschaft von Drobisch ,↲
dem gerühmtesten Logiker aus↲
der zahlreichen Schule der Her↲

xxx
56⁶
bartianer. Sein Werk, das mir↲
in d 3ten Aufl vorlag, mag seit↲
dem noch mehrere gfunden haben.↲
Und dann das „System der↲
Logik u Geschichte der logischen↲
Lehren von Überweg , ein Buch ↲
das auch schon in wenigstens↲
3 Aufl. verbreitet ist, u das↲
annerkennenswerthe Bestreben↲
hat, auch d logischen Leistungen↲
des Arist wieder mehr zu be↲
rücksichtigen u zu verwerthen.↲
[l.R.:] Endlich werde ich noch ė Blick auf Lotze u Sigwart werfen /
   76. Drobisch nennt die Unterschiede↲
der Modalität Unterschiede in↲
der Art der Giltigkeit der Ur↲
theile.↲
   [l.R.:]§ 61. a) „ Die Giltigk ė Urtheils ist näml ↲
1, wirkliche (actualis), wen̅ die↲
in ihm ausgesprochene Bejahg ↲
od Verneing bloss auf der Er↲
kenntniss
der Identität oder↲
Nichtidentität von Subject od ↲
Prädicat beruht.↲
   „ 2, d Giltigk ė Urtheils ist↲
unmöglich (impossibilis), folgl ↲
das Urtheil schlechthin un↲
giltig, wenn die bejahte oder↲
verneinte Verknüpfg des Prä↲
dicats mit dem Subject wider↲
sprechend
ist.↲
   „ 3, d Giltigk ė Urtheils ist noth↲
wendig (necessaria), wenn d ↲
Aufhebg d. i. die Verwandlg des↲
selben in ė Urtheil von ent↲
gggesetzter Qualität ė un
mögls Urtheil nervorbringt.↲
4) Ein Urtheil ist endl möglich
(possibilis) wenn weder es selbst
noch es entgggesetztes un↲
mögl ist.↲
   b) [l.R.:]1) Betrachten wir die hier gegebenen↲
Bestim̅gn, so sehen wir leicht,↲
dass die 3 letzten Glieder jener↲
die Materie u Form zugleich↲
berücksichtigenden Eintheilg an↲
gehören, nach w wir die↲
Urtheile in nothwendig wahre,↲
absurde u nicht nothwendig ↲
wahre u nicht absurde schieden.↲
[l.R.:] d Gsam̅th der/ Urtheile er/schöpfen./
   Wie aber zu ihnen auch noch↲
das 1te Glied ghören soll, ist↲
nicht zu begreifen. Es kann↲
unmögl ihnen coordinirt ↲
sein, wie dies schon daraus↲
hervorgeht, dass für ė 4tes ↲
Glied gar k Platz gelassen.↲
Jedes Urtheil das der Charak↲
teristik der 1ten Classe entspricht ↲
muss offenbar zugleich [ü.Z.:]in einer↲
der 3 letzten, näher gesagt, [ü.Z.:]in einer↲
der beiden letzten Classen ent↲
halten.↲
   Die Bestim̅g die Drobisch v d ↲
1ten Classe gibt, passt etwa↲
auf die Urtheile, welche Er↲
kenntnisse sind, also esauf↲
die wahren Urtheile mit genügendem Motiv u ist also↲
aus ė Eintheilg nach ė ganz↲
andern Gesichtspuncte heraus↲
gerissen u, losgetrennt von↲
den ihr coordinirten Gliedern↲
ohne weiteres den 3 andern ↲
angereiht, als 1tes Glied eigentl
aber als 5tes Rad am Wagen.↲
   [l.R.:] 2) wenn wir nach d / Gesichtspuncten d Ein/theilg, nach d Art der/ unterscheidenden Momente/ fragen, so scheint/ die erste Claſse / d Moment/ v Erkenntniſs u. das/ d [ü.Z.:]ganzen od theilweisen Unmotiviert/heit zu ver/einigen./
   [l.R.:] Es paſst d Bestim̅g / etwa auf evidente/ Wahrnehmgn, viel/leicht aber auch [ü.Z.:]noch auf/ solches was aus/ solcher erschloſsen / wird./
   [l.R.:] Die 3 andern Glieder/ haben nichts mit Evi/denz zu thun. Es ergeben/ sich d Unterschiede als/ Folgen v Besonderheit/ d Materie u Quali/tät./
   c) Doch dabei bleibt Drobisch noch↲
nicht stehn. Im f §§ fährt er↲
also fort:↲
  Alle giltigen Urtheile haben dem↲
nach entw wirkle od mögle,↲
od nothwendige Geltg. Sie heissen ↲
im 1ten Fall assertorische u ↲
ihre Copula ist dann in der↲
Regel „ist“ od „ist nicht“. Im↲
2ten problematische (mit d ↲
Copula „kann sein“, „muss nicht↲
sein“. Im dritten apodiktische
(mit d Copula „muss sein“ „kann↲
nicht sein“). [l.R.:] Das problematisch-/verneinende Urtheil verneint also die/ Nothwendigkeit,/ das apodiktische/ die Möglk der/ Bejahung./
   d) Diese neue Bestim̅g passt↲
durchaus nicht zu den früheren.↲

xxx
Schon [ü.Z.:] d Bestim̅g über das 1te Glied entspricht nicht↲
der früheren. In der Formel↲
A ist kann man auch irrige↲
Urtheile u wenn↲
Drobisch nur von giltigen d. h.↲
wohl von wahren Urtheilen reden↲
will, so gibt es doch wie wir↲
früher erörtert haben auch wahre
Urtheile die keine Erkenntnisse↲
sind.↲
   Die Erklärg der beiden letzten
Glieder stim̅t auch mit der↲
früher gegebenen nicht zusam̅en.↲
Die Bestim̅gn die er hier über sie↲
gibt, passen auf modale Ur↲
theile im Sinn der Scholastiker,↲
   [l.R.:] NB. hier ist zu be/achten daſs nur die/ giltigen Urtheile / ė Moda der 3 Modali/täten haben sollen,/ ungiltig erscheinen/ aber insbes d unmögln,/ w zuvor an 2ter / Stelle aufgeführt/ wurden./
   [l.R.:] Aber merkwürdig/ ist dabei, was über/ d Copula dsr 3 / gesat wird./ Jedes Ungiltige / Urtheile haben/ doch auch ė Copula./ Welche nun? Vielleicht/ d Copula:es ist/ unmögl so?/ Aber ė solche Copula / kann auch in ė wahren/ u nothwendigen Urtheil sich/ finden./
   [l.R.:] Es scheint also viel/mehr daſs Drobisch / sich jetzt d Sache/ ∼ wie d Scholastiker/ auffaſst / wobei nur Drobisch den Fehler↲
begeht, dass er den indirecten
Charakter der Sätze verkennt u ↲
darum das, was Unterschiede der↲
Materie sind, für Unterschiede↲
der Copula hält, wesshalb er↲
denn auch die im scholastischen↲
Sinn absoluten Propositionen↲
mit ihren modalen in ė Reihe↲
stellt.↲
   [l.R.:] So weit nun d scholastische Modal. / Da hätten wir wieder jene/ Besonderheiten d / Materie/
   e) Da hätten wir in der That ↲
schon Verwirrung genug. Es↲
kom̅t aber noch mehr dazu.↲
Drobisch hat nicht bloss ein↲
Glied aus d Eintheilg nach den Motiven↲
mit den Gliedern ė Eintheilg ↲

xxx
56⁷
nach Mat. und Form,↲
u dann die Eintheilg in absolute↲
u modale, wie sie bei d Scho↲
lastikern üblich war, unter↲
Verkenng des wahren Charakters↲
dsr Modalität damit identi↲
ficirt, sondern er hat auch↲
noch den Gesichtspunct der↲
Nothwendigkeit u den [ü.Z.:]der Sicher↲
heit
d Erkenntniss miteinan↲
der confundirt.↲
   So sagt er z. B. von dem↲
möglichen Urtheil, das er↲
in der schon citirten Stelle [ü.Z.:]so de↲
finirt hatte: E Urtheil sei↲
mögl, wenn weder es selbst↲
noch s Ggtheil unmögl (d. i.↲
widersprechend) sei, gleich
darauf d mögle Urtheil ↲
„ zeige offenbar ė noch mangel↲
hafte Erkenntniss
des Ver↲
hältnisses zw Subject u ↲
Prädicat an “. Und ebenso
sagt er weiter unten in↲
Betreff des von ihm unter↲
schiednen nothwendigen Ur↲
theils, das er bestim̅t hatte↲
als das, dessen negativer↲
Ggsatz ė Widerspruch ent↲
halte, von ė Schlussatz↲
erkenne man, dass [ü.Z.:]sei ė nothwendiges sei [ü.Z.:] Urtheil , wenn man sich↲

xxx
überzeuge, dass nicht anders↲
geschlossen werden könne.↲
[l.R.:] Was sind jene Mangel/haftigk u. dse / „ “? viel/leicht Gewiſsheits/grade?/ Das ist ė abermaligen Verän↲
derung d Standpuncts der Be↲
trachtg, die aber offenbar von↲
Kant vorbereitet ist. Wir sahen↲
ja, wie er den Gesichtspunct der↲
nothw Wahrh u Absurdität den↲
die Schol. ins Auge gefasst hatten ↲
aufgebend, Unterschiede, die er↲
in der Vollkom̅enh d Aneigng ↲
ė Urtheils finden wollte zum↲
Eintheilgsgrunde machte.↲
Auch ė Aequivocation in↲
unsern sprachln Ausdrücken↲
trug dazu bei Drobisch zu↲
verwirren.↲
   Es kann [ü.Z.:]nicht sein, [ü.Z.:]dass d ist es muss sein
sind oft Ausdrücke für d ↲
Absurdität u nothwendige Wahrh,↲
oft aber auch für die Sicher↲
heit unsrer Verneing u. Bejahg.↲
   77. So viel von d Modalität bei↲
Drobisch
   Nicht viel besser sieht es bei↲
Überweg aus, der wieder ė ↲
andern Gesichtspunct, näml ↲
den der Intensität in Rechng ↲
bringt.↲
[l.R.:] der vor allem/ d Gewiſsheitsgrund / den er wohl für ė / Untersch d Intensität/ nim̅t in Rechng /
   „ Die Modalität “, sagt er, „ beruht↲
auf dem Grade u. der Art der Ge↲
wissh der Entscheidg. “ [l.R.:] Das wäre also [1 W. ] / d Gesichtspunct. Ja/ da haben wir/ [ü.Z.:] eigentl sogleich 2 / Gesichtspuncte / für einen, wie/ dies die f Er/klärg deutl / macht./
   „ Der Modalität nach ist das Ur↲
theil problematisch od assertorisch↲
od apodiktisch. Der proble↲
matische
Charakter liegt in d ↲
Ungewissh der Entscheidung↲
über die Übereinstim̅g der↲
Vorstellgscombination mit der↲
Wirklichk [l.R.:](Intensität) ; Der assertorische in↲
der unmittelbaren (auf eigne ↲
od fremde Wahrnehmg gegrün↲
deten) Gewissh; Der apodik↲
tische
Charakter in der ver↲
mittelten
(auf Beweis, άπό↲
δειξς gegründeten) Gewissh.↲
   Hier deutl 2 Gesichtspuncte u ↲
zwar solche, [ü.Z.:]von denen wir [ü.Z.:] k bei ė der↲
früher betrachteten Auffassgn ↲
der Modalität wed im Mittel↲
alter, noch bei Kant noch bei↲
Drobisch begegnet sind.↲
Die Unterschiede d Entschiedenh
(Meing – Überzeugg) u die↲
Unterschiede der mittelbaren
und unmittelbaren Erkenntniss,↲
die letzten wohl darum berück↲

xxx
sichtigt, weil der Ausdruck↲
apodiktisch , den Kant un↲
passend genug gebraucht↲
hatte, [ü.Z.:]die Aufmerksamk von Überweg auf die Apo↲
deixis, den Beweis lenkte.↲
[l.R.:] dabei aber 2 Fehler / 1) Überweg meist/ alles motiviert./ Erkennen für ė / folgern / 2) meint er es sei/ ė Art d Gewiſsh,/ während d Besonderh / d Motivierth gewiſs / k Unterschied d Gewiſsh / ist./ Überweg fügt dann noch bei:↲
„ den sprachlichen Ausdruck ↲
dieser Modalität bilden die Modi
des Verbs und die entsprech↲
enden Partikeln z. B. vielleicht,↲
gewiss u.s.w., welche sämtl ↲
zur Copula, nicht zum Prä↲
dicat gehören.↲
   Auch darin liegt sowohl sonst↲
viel Irriges als auch Wider↲
spruch
mit dem früheren.↲
1. So wenig das apodiktisch dem↲
Gedanken nach mit der άπό↲
δειξς etwas zu thun hatte, so↲
wenig hatte die Modalität bei↲
[l.R.:]den Früheren etw mit den Modis des Verbums zu↲
thun, u auch der Namen ist↲
nicht von ihnen, sond von den↲
früher ken̅en gelernten modis „po↲
sibile, contingens, imposs,↲
necess. abzuleiten. [l.R.:]2. Dann ist↲
es ė ∼er Fehler wie jener den [ü.Z.:]wir bei Drobisch ↲
gefunden, wenn Überw. das „vielleicht ↲
„gewiss“ zur Copula gehörig glaubt. [l.R.:] cf Mill.
   
   
56⁹
   aus; – die Form, durch w das↲
Verhältniss (der Einstim̅ung ↲
od des Widerstreits) zw Subject ↲
u Prädicat bstim̅t u ausgdrückt ↲
wird, heisst Copula .↲
   „ die Materie der hypothet. Urtheile ↲
besteht aus 2 [kategorischen vgl ↲
§ 24 Anm.] Urtheilen, die mit↲
einander als Grund u Folge ver↲
knüpft sind. – … Die Vorstellg ↲
dieser Art von Verknüpfg beider↲
Urtheile untereinander zur Einh ↲
des Bwusstseins wird die Conse↲
quenz
gnannt, w d Form der↲
hypothet. Urtheile ausmacht.↲
“ In d Kritik d r. V. bringt er als↲
Beispiel: Wenn ė Grechtigk da↲
ist, so wird d beharrl Böse bestraft. ↲
Dieser Satz, sagt er, enthalte eigentl ↲
d Verhältniss 2er Sätze: „es ist↲
ė vollkom̅ene Grechtigk da“ und↲
„der beharrl Böse wird bstraft“.↲
Ob beide dieser Sätze an sich↲
wahr sein, bleibt hier unausge↲
macht. Es ist nur die Consequenz ,↲
die durch dieses Urtheil gdacht ↲
wird.“↲
   Das disjunctive Urtheil bestim̅t ↲

xxx
Kant in s Logik so: „ E Urtheil ↲
ist disjunctiv , wen̅ die Theile ↲
der Sphäre ė gegebenen Bgriffs ↲
einander in dem Ganzen oder↲
zu ė Ganzen als Ergänzgn ↲
(complementa) bestim̅en. “ ↲
„ die mehreren gegebenen [l.R.:](kategorischen cf § 24 Anm.] Ur↲
theile, woraus das disjunctive ↲
Urtheil zusam̅engesetzt ist, machen↲
die Materie desselben aus, u ↲
werden die Glieder der Disjunc↲
tion oder Entgegensetzung

gnannt. In der Disjunction ↲
selbst d. h. in der Bstim̅g des↲
Verhältnisses der verschiedenen↲
Urtheile, als sich wechselseitig
einander ausschliessender u ↲
einander ergänzender Glieder↲
der ganzen Sphäre des einge↲
theilten Erkenntnisses, beruht↲
die Form dieser Urtheile. “ ↲
   In der Kritik d. r. V. gibt er das↲
Beispiel: die Welt ist entw durch↲
ė blinden Zufall da od durch↲
innere Nothwendigkeit od durch ė ↲
äussere Ursache.↲
   „ Jeder dieser Sätze “, sagt er, „ nim̅t ↲
ė Theil der Sphäre des mögln ↲
Erkenntnisses über das Dasein↲
ė Welt überhaupt ein, alle zu↲
sam̅en die ganze Sphäre. “ ↲
Und so enthält ihm jedes dis↲
junctiv Urtheil ė Verhältniss ↲
der „logischen Entggsetzg“ u ↲
doch zugleich ė Verhältn. „der↲
Gemeinschaft zweener oder↲
mehrerer Sätze“.↲
   84. Dies die Lehre v d Relation bei↲
Kant, der hier wie in and ↲
Puncten für d spätere Logik↲
in hohem Grade maassgebend ↲
wurde.↲
   85. Aber offenbar [ü.Z.:]viel Irriges in dem ↲
was er sagt.↲
   Vor allem schon das verfehlt ↲
dass ihm d Urtheil die Vor↲
stellg
ė Verhältnisses [ v Vor↲
stellgn ] .↲
   Und zwar ist es sowohl falsch ↲

xxx
dass d Urtheil ė Vorstellg ist↲
als auch dass jedes Urtheil auf↲
ė Verhältniss gerichtet ist.↲
Beides schon früher dargethan .↲
Das Letzte (u diess ists worauf↲
es hier vorzügl ankom̅t, da↲
wir ja v der Relation als ė ↲
Titel d Eintheilg d Urtheile sprechen)↲
sahen wir, da wir v d Exis↲
tentialsätzen
sprachen.↲
   Und auffallend, dass Kant diese↲
[l.R.:]hier ganz ausser Acht [ü.Z.:]lässt, das er doch beim ontol ↲
Argument auf seine Besonder↲
heit aufmerksam macht, ob↲
wohl er sie nicht vollkom̅en ↲
richtig auffasst.↲
   Wenn es Existenzialsätze gibt,↲
so gehört es nicht wesentl zum↲
Urtheil Vorstellgn zu einander↲
in Verhältniss zu setzen. Und↲
man kann höchstens bei einem↲
Theil v Relation sprechen.↲
Und ist diess einmal wahr, so↲
fragt es sich sehr ob Kant mit↲
Recht sagt: „ alle 3 Arten von↲

xxx
56¹⁰
Urtheilen beruhn auf wesentl ↲
verschiednen logischen Func↲
tionen des Verstandes“; viel↲
mehr liegt d Vermuthg nahe,↲
dass die Relation d Urtheile ↲
u ihre Unterschiede in nichts↲
Anderem als in Besonder↲
heiten d Materie bestehn wer↲
den. [l.R.:] Die abweichende/ Form d Ausdrucks/weise würde dann/ nicht auf ė Unter/schied des Charak/ters d Urtheile deuten/ u ohne Aenderg des/ Urtheils beseitigt/ werden./
   86 In der That scheint Kant bei↲
seiner Lehre v d Relation↲
ganz auf d von ihm selbst her↲
vorghobnen Unterschied der↲
Qualität oder wenigstens auf↲
s Allgmeinh vergessen zu↲
haben.↲
   Bei d kategorischen finden wir↲
sie. Bei d hypothet. u disjunct. scheint k zu existiren.↲
Denn die Qualitäten der kategor ↲
Sätze, w Materie sind, können↲
diese ja nicht sein.↲
   Aber gerade [ü.Z.:] ė Qualität nothwendig
allgmein . Sie ist also auch↲
in ihnen. Und dann muss wohl↲
auch ė Ausdrucksweise mögl

xxx
sein, in der er bemerkl wird↲
wie diess bei kategor Sätzen wie:↲
ė Mensch ist gelehrt; k Mensch↲
ist ė Vogel der Fall ist.↲
   8.7 In der That hatte man in d
Logik schon wiederholt Ver↲
suche gemacht
, die Unter↲
schiede der Ausdrucksweise des↲
kategor., hypothet u disjunct. ↲
Urtheils als für d Urtheil selbst↲
unwesentl darzuthun, und↲
sie aufeinander zurückzuführen.↲
   88. Schon Kant spricht von solchen↲
und protestirt in s Logik ener↲
gisch gg sie. ↲
   „ Die kategor. Urtheile machen zwar↲
die Materie der übrigen Urtheile ↲
aus; aber darum muss man↲
doch nicht, wie mehrere Logiker,↲
glauben, dass d hypothet sowohl↲
als d disjunctiven Urtheile weiter↲
nichts als verschiedne Einkleidgn ↲
der kategorischen seien u sich↲
daher insgesam̅t auf die letzteren↲
zurückführen liessen. “ ↲
   Und wiederum: „ Einige glauben,↲
es sei leicht, ė hypothetischen↲
Satz in ė kategorischen zu ver↲
wandeln. Allein dies geht nicht↲
an, weil beide ihrer Natur nach↲
ganz v einander verschieden↲
sind. In kategor. Urtheilen ist↲
nichts problematisch, sond ↲
alles assertorisch; in hypo↲
thetischen hingg ist nur d ↲
Consequenz assertorisch “ u. s. w.
   89 Nichtsdestoweniger hat man↲
solche Rückführungsversuche nicht↲
aufgegeben.↲
   Trendelenburg gerade d hypothet ↲
auf d kategorische .↲
   Überweg meint umgekehrt jedes↲
kateg. könne in ė hypothet. ↲
Urtheil verwandelt werden. [l.R.:] ∼ Herbartianer ( d Subject Bedingg
Und in dem disjunctiven sucht↲
er den zusam̅enfassenden Aus↲
druck mehrerer hypothetischer.↲
Vor ihm haben dasselbe [ü.Z.:]letzte auch Whately
und andere in England be↲

xxx
hauptet. Und diesen schliesst ↲
sich auch Mill an.↲
   Die hypothetischen Urtheile selbst↲
wieder will aber dsr Philosoph↲
auf d kategor Urtheile zu↲
rückführen. Es sei ė kateg ↲
Urtheil dessen Subject und↲
Prädicat ganze [ü.Z.:]Namen von Urtheile[i.Z.:]n seien [l.R.:] genauer: dessen Subj. ė Urtheil, u dessen Prädicat ė relativer, auf Urtheile anwendbarer Gemeinname u zwar von dsr Form – „ė Folgerung aus dem u dem“
z. B. in dem Satz, wenn der↲
Koram von Gott kom̅t, so ist↲
Mahomed der Prophet Gottes ↲
sei das Subject d Urtheil ↲
„Mahomed ist der Prophet↲
Gottes“ u die Affirmation [ü.Z.:]ist, dass↲
dies ė legitime Folgrg des↲
Urtheils „der Koran kom̅t ↲
von Gott“ ist.↲
   90. Wir sehn hier etw Gemeinsames
bei mannichfachen Abweichgn. [l.R.:] Sigwart vid 408
Ich nun mit k dsr Versuche völlig↲
einverstanden.↲
   Dennoch darin einig, dass alle↲
auf [ü.Z.:] ė u dasselbe Formular rück↲
führbar [ü.Z.:] näml , wie schon früher gsagt,↲
auf das existentiale.↲
[l.R.:] Widerlegg Überwegs / bei „Alle Δ 2 R passend/ = wenn etw ė Δ . / nicht aber bei ė Mensch ist/ hier./ Widerlegg Mills, Statt/ „wenn“ müsste „weil“ stehn./ Widerlegg Sigwarts / S 409 /
   

xxx
   
   
56¹¹ (mit 57)
 13.282[1]  Wenn dies geschehn, deutl, dass↲
was die Urtheile selbst anlangt,↲
nur Unterschiede d Materie u ↲
Qualität↲
(die Intensität u d Motiv fin↲
den ja k Ausdruck in d Aussage↲
d Urtheils, sond nur etwa in↲
der über d Urtheil .↲
 13.282[2]  Daher führt uns diess zur Be↲
trachtg d Unterschiede d Aus↲
sagen, worin d Urtheile ihren↲
Ausdruck finden.↲
    [schw.T.:]II. Eintheilg d Aussagen .
 13.282[3]  3 Ge↲
sichtspuncte . 1. Wahrhaftigkeit 2. Form der Aussage [Bl.:](Ausdrucksform) [schw.T.:]3. Deutlichkeit [Bl.:](Zweideutigk od Unzweideutigk ↲
[ü.Z.:] d Ausdrucks .↲
 13.282[4]  [l.R.:]I Vor allem also unterscheiden sich↲
d Aussagen danach, ob der w sie macht ↲
wirkl das urtheilt , was er aussagt,↲
od nicht.
 13.282[5]  Die 1ten nennen wir wahrhafte, die↲
2ten nicht wahrhafte Aussagen.↲
Diess aber nur in Ermanglg ė bessern ↲
Ausdrucks, denn gewöhnl nennt man↲
so d Lügen. Was aber wir als nicht↲
wahrhafte Aussagen bstim̅t haben trifft↲
nicht ganz mit d Lüge zusam̅en, ob↲
wohl alle od d meisten Lügen darunter↲

206
gehören werden.↲
 13.283[1]  Gewöhnl ↲

207
57
ganz mit dem, was man Lügen↲
nennt zusam̅en.↲
[l.R.:] I Vielleicht nennt ė nur das eine↲
Lüge, wenn einer aussagt, was↲
er selbst für falsch hält.↲
Dann wäre die Aussage dessen, der↲
etw, was er nicht wüsste, be↲
hauptete, wie es z.B. mancher↲
auf gut Glück im Examen↲
macht, k Lüge.↲
 13.284[1]  Aber es wäre nicht ė wahr↲
hafte Aussage in unserem Sinne.↲
 13.284[2]  c) Noch mehr! Es kann vorkom̅en,↲
dass ė wahrhaftig zu sprechen↲
meint, dass er meint, er ur↲
theile wirkl das, was er sage,↲
u dass dies doch nicht d Fall,↲
also s Aussage in Wahrheit↲
nicht [ü.Z.:] ė wahrhafte Aussage ist.↲
Ein Beispiel!↲
 13.284[3]  Es hat ė Menge von Philosophen↲
gegeben u gibt deren noch, w ↲
das Gesetz des Widerspruchs↲
leugneten u lehrten es könne↲
etw in ė u demselben Sinne ↲
[l.R.:](zugleich) sein u nicht sein.↲
 13.284[4]  Sie für Lügner zu erklären,↲
das wäre ungerecht, u sie↲
haben auch nicht auf gut Glück↲
etw hinausgesagt, sond waren↲

208
überzeugt, was sie sagten, sei↲
wahr u begründet.↲
 13.285[1]  Aber dennoch haben sie nicht↲
das geurtheilt, was sie aussagten,↲
denn es ist nachweisbar, dass↲
Niemand etw zugleich für wahr↲
u falsch halten kann. So wenig↲
ė Körper zugleich warm u kalt↲
od sonstwelche entgggesetzte Eigen↲
schaften haben kann, so wenig↲
kann, wie schon Aristot. mit
Rech bemerkte, ė Geist zugleich↲
entgggesetzte Urtheile haben. Aber↲
einander entgggesetzte Urtheile ↲
hätte der, der etw [ü.Z.:] ė u dasselbe zugleich für↲
wahr u falsch hielte, zu
gleich annähme u verwürfe.↲
Somit hat keiner je geglaubt, dass↲
etw zugeich sei u nicht sei, u ↲
wenn einer es aussagte, so hat↲
er nicht wirkl das geurtheilt ↲
was er aussagte, obwohl er auch↲
nicht gelogen hat. Er meinte↲
er urtheile, was er aussage,↲
aber er verstand selbst nicht ↲
was er aussagte u [ü.Z.:]wusste nicht wie sich↲
zum Inhalt s Aussage d Inhalt↲
s Urtheils verhielt.↲
 13.285[2]  Gerade um dieser, merkwürdigen↲
Fälle willen ist der Unterschied↲
der wahrhaftigen u nicht wahr↲
haftigen Aussagen für die↲
Logik u Metaphysik von be↲
sonderer Bedeutg.↲
 13.285[3]  Und Sie sehn wohl, dass diese↲
Unterscheidg nicht bloss, wie es↲
auf d 1ten Blick scheinen konnte,↲
in d Gebiet der Moral gehört.↲
 13.285[4]  62. II Der Intensivität nach sind↲
die Aussagen [ü.Z.:] u Urtheile entw zuversicht↲
liche
od schwankende.↲
 13.285[5]  E zuversichtliches[ü.Z.:] vollk Urtheil ist↲
ė solches dessen Intensivi↲
tät vollkom̅en ist, so dass auch↲
nicht die Spur ė Zweifels sie↲
schwächt. Man nennt sie↲
Überzeugung.↲
 13.285[6]  Dem schwankenden Urtheile da↲
gegen ist d Zweifel beigemischt,↲
man gesteht sich die Möglk ↲
des Irrthums zu. E solches↲
Urtheil nennt man ė Meinung.↲
Die 1tern nennt man auch ge↲
wisse
, die andern ungewisse↲
Urtheile; allein der Ausdruck↲
ist nicht ohne Zweideutigk .↲
Man könnte unter einem gewissen↲
Urtheile ebenso gut das sichere↲
als das zuversichtliche verstehen.↲
   

209
   
 13.286[1]  Die Zuversicht wird bald ė blinde
bald ė auf Einsicht beruhende
Zuversicht genannt, doch↲
dies greift schon in d Gebiet↲
ė 3ten Classification nach↲
den Motiven des Urtheils über.↲
 13.286[2]  63. III. Jedes Urtheil hat ė gew Mo↲
tiv
, als ė Ursache, aus w es↲
entspringt.↲
 13.286[3]  Nicht als ob d Motiv d Urtheils ↲
d einzige u vollkom̅ne Ursache
des Urtheils wäre. Ganz u gar↲
nicht! E Ursache u nothw. ↲
Vorbedingg von ihm ist in jedem↲
Falle die Seele u ė gew Zustand↲
von ihr, den wir das Wachsein
nennen, aber diese Ursachen,↲
die allen Urtheilen gemeinsam sind,↲
für sich allein aber nicht hin↲
reichen würden, d Urtheil zu↲
erzeugen, nennen wir nicht Motiv. Das Motiv ist jene↲
Ursache des Urtheils auf die↲
eigentl [die| [ü.Z.:] unsre ] Frage gerichtet ist: ↲
[zw.Z.:]wenn wir zu Jemandem sagen:
warum hältst du das für wahr?
Diese Motive also sind bei↲
verschiedenen Urtheilen ver↲
schieden
u nach ihren allge↲
meinsten Unterschieden wollen↲
wir jetzt die Urtheile eintheilen.↲
   

210
   
   
57¹
 13.287[1]  1. II. Wir kom̅en zum 2ten Gesichtspunct,↲
dem der Form des Ausdrucks.↲
Wir sagen nicht schlechthin „des↲
Ausdrucks“, sond der „ Form des
Ausdrucks“ u deuten dadurch an ↲
dass nicht jeder Unterschied des↲
Ausdrucks uns hier in Betracht↲
kom̅t.↲
 13.287[2]  Unterschiede der Namen die↲
im Urtheile vorkom̅en, oder↲
auch Unterschiede des Zeichens,↲
wodurch der Ausdruck der Vor↲
stellung zum Ausdruck des↲
Urtheils ergänzt wird, wenn sie↲
bloss ė gleichbedeutendes syn↲
kategorematisches Wort an die↲
Stelle eines andern [l.R.:] od auch ė Flexion setzen, kom̅en ↲
nicht in Betracht.↲
 13.287[3]  Also z.B. Die Existenz Gottes,
ist beweisbar: dass Gott ist, ist↲
beweisbar.↲
 13.287[4]  Od: es ist ė Gott: es gibt ė Gott:↲
Gott ist: [ Gott existirt ] u.s.w. ↲
Auch: Er ist lebendig u er ↲
lebt.↲
 13.287[5]  Von solchen Unterschieden also↲
sprechen wir nicht; vielmehr von↲

211
tiefergehenden, von syntaktischen↲
Unterschieden, wo die Ergänzg ↲
des Namens zum Ausdruck↲
des Urtheils durch [ ė ganz andere↲
Satzgliederung | ė ganz anderen↲
Satzbau ] zu Stande kom̅t,↲
so dass (bei dem Einfluss, den↲
nach früheren Erörtrgn der↲
sprachle Ausdruck auf unser↲
Denken hat) man beim 1ten An↲
sehn nicht weiss, ob d Sätze↲
denselben od verschiednen Sinn↲
haben, ja ob sie die gleiche↲
od entgggesetzte Qualität haben. ↲
z.B. irgend ė Mensch ist nicht gelehrt . ↲
E nichtgelehrter Mensch ist u so↲
in noch and verwickelteren↲
Fällen.↲
 13.288[1]  2. Natürl nehmen wir auch nicht↲
auf solche, wie auch im̅er ↲
tief greifende, syntaktische Unter↲
schiede Rücksicht, w sich in↲
Ausdrücken finden, die↲
nicht Ausdruck ė einzigen↲
einheitln Urtheils sond einer↲
Mehrheit v Urtheilen sind.↲
Denn dieselbe Beschränkg die↲
wir bei d Eintheilg d Urtheile ↲
dem Ggstand d Eintheilg gaben,↲
geben wir ihm natürl auch bei↲
der Eintheilg d Aussagen.↲
 13.288[2]  3. In dsr Weise erklärt ist nun↲
d Ausdrucksform d Urtheile ↲
vor allem ė zweifache . 1. Eine existentiale 2. ė nichtexistentiale, denn↲
unter diesem Ausdruck wollen↲
wir vor der Hand alle andern ↲
begreifen.↲
 13.288[3]  Sie haben sämtl das mit einan↲
der gemein, dass bei ihnen die↲
Ausdrucksweise ė mehr oder↲
minder künstliche ist, (u ė ↲
Mehrh v Mitteln zugleich an↲
wendet), während der Exis↲
tentialsatz ė ganz einfache↲
möglichst kunstlose Formel↲
der Aussage ist.↲
 13.288[4]  4. Wir haben sie schon früher↲
kennen gelernt. Sie ist die,↲
wo zu dem Namen des beur↲
theilten Ggstandes ein Zeichen↲
hinzukom̅t, welches, für sich↲
allein nichts bedeutend, den↲

212
Ausdruck der Vorstellg zum↲
Ausdruck des bejahenden↲
od verneinenden Urtheils ↲
ergänzt. Demgemäss 2 Arten.↲
Zum Beispiel ė Mensch ist ↲
od ė Menschen gibt es ↲
od es ist ė Mensch ↲
od es gibt ė Menschen ↲
u dan̅: ė Mensch ist nicht ↲
ė Menschen gibt es nicht ↲
u.s.w. ↲
Auch: es blitzt ↲
es schneit nicht ↲
u.s.w. ↲
 13.289[1]  NB Wie sich diese Ausdrücke↲
gebildet haben, das ist ė ↲
Sache die wir fügl den↲
Grammm̅atikern zur Untersuchg ↲
überlassen können.↲
Uns geht nur an, was u. wie↲
sie bezeichnen, u dies im↲
obigen charakterisirt. 2 Theile ↲
v der besprochnen Art.↲
 13.289[2]  5. Die existentiale Form ist für↲
den Logiker die wichtigste
unter allen.↲
 13.289[3]  Und diess aus ė doppelten Grund ↲

213
57²
1) weil sie in ihrer Anwend↲
bark die allgmeinste ist.↲
Jedes einheitle Urtheil muss↲
in ė Existenzialsatz ausge↲
drückt werden können. Denn,↲
wie wir auch schon früher dafür↲
geltend gemacht haben, jedes↲
Urtheil besteht in d Annahme↲
od Verwerfg ė Vorgstellten.↲
 13.290[1]  NB. Damit ist aber nicht gesagt,↲
dass die existenziale Form auch↲
die am häufigsten gebrauchte↲
ist. Sie ist nur die am häufig↲
sten brauchbare. Alle andern ↲
nur für gew Fälle; sie allein↲
ganz ausnahmslos.↲
 13.290[2]  2) weil sie die einfachste und↲
dem psychischen Vorgang ent↲
sprechendste ist.↲
 13.290[3]  So dient sie am meisten sowohl↲
im Allgmeinen d Wesen des↲
Urtheils u s Verhältniss zur↲
Vorstellg klar zu machen (dessen↲
Verkenng für Logik u Metaph ↲
von grösstem Nachtheil geworden)↲
als auch insbesondere den↲
speciellen Charakter des Ur↲
theils zu erkennen.↲
   

214
   
 13.291[1]  In jeder Aussage kom̅t, wie schon↲
bemerkt, nur der Unterschied d ↲
Materie u d Qualität zum↲
Ausdruck.↲
 13.291[2]  Indem nun der Existenzialsatz↲
jede rein für sich ausdrückt,↲
lässt er beide leicht bestim̅en,↲
während bei den andern künstlicher↲
gebauten Sätzen, wie wir sehn ↲
werden, die Bestim̅g manchmal↲
einige Schwierigk hat.↲
 13.291[3]  Die sicherste Weise sie zu geben, ist↲
bei ihnen die, dass man ihren↲
[Inhalt| [ü.Z.:]Gedanken ] in die einfachere Ausdrucks↲
form bringt u ihn [ü.Z.:]auf solche Art s.z.s. an dem↲
sichersten Maassstab misst.↲
Man kann dasselbe wohl auch↲
für ė ganze Classe von Fällen↲
auf einmal erreichen, indem man↲
die Formeln selbst an einander↲
misst. Und wir werden diess ↲
im f. thun. (Nur wird man sich↲
bei d Benützg d Resultats vor Aequi↲
vocationen hüten müssen, wie wir↲
noch sehen werden.)↲
 13.291[4]  6. Von den nichtexistenzialen
Ausdrucksformen, wollen↲
wir zunächst die 3 Arten be↲
trachten, denen entsprechend↲
Kant s kategorischen, hypo↲
thetischen u disjunctiven Ur↲
theile unterschied, also die kategorische, hypothetische u disjunctive Ausdrucksform [l.R.:] (v d pseudokategor. später) .↲
 13.291[5]  7. Von ihnen steht die kategorische
der existenzialen am nächsten.↲
Und zwar sowohl in Bezug auf↲
Allgmeinh d Anwendg als auch↲
in Bezug auf Einfachheit.↲
 13.291[6]  8. Sie ist von d 3en am weitesten
anwendbar, u kann directen u
indirecten , bejahenden u ver↲
neinenden
Urtheilen zum Aus↲
druck dienen, während die↲
andern, wie wir sehn werden, in↲
beiden Beziehgn beschränkt sind.↲
Nur der existenzialensteht sie in dsr ↲
Beziehg nach, indem sie (z.B.) ganz↲
ei ↲
 13.291[7]  9. Sie ist auch am einfachsten unter↲
ihnen, obwohl bereits viel künst↲
licher als die existenziale.↲
Während diese aus 2 Theilen ↲

215
besteht, besteht die kategorische↲
aus 3en u dazu kom̅t noch↲
ė gewisse Künstlk der Zu↲
sam̅enstellg der Syntaxe.↲
Von den Theilen sind 2 Namen,
[ w ė u denselben Ggstand, wenn↲
auch vielleicht mittels ver↲
schiedner Vorstellgn nennen.] Ein↲
3ter, der k Namen ist, ist die s.g. ↲
Copula.↲
 13.292[1]  Die Stellg macht den ė Namen↲
zum Subject, den andern zum↲
Prädicat. Der ė bedeutet das ↲
wovon etw ausgesagt wird, der↲
andre das, was davon ausge↲
sagt wird ↲
 13.292[2]  10. Diese Mannichfaltigk d Theile ↲
u diese Künstlk des Satzbaues↲
zeigt jedes noch so einfache Bei↲
spiel ė kategorischen Aussage. ↲
z.B. Sokr ist weise,↲
Es ist Sokr weise,↲
Es ist nicht Sokr weise, u.sw. ↲
Hier sind 2 Namen: Sokr, weise;↲
u. dann die Copula: ist , es ist,↲
es ist nicht.↲
 13.292[3]  Endlich haben wir ė eigenthüm↲
liche Zusam̅enstellg in Folge↲

216
57³
deren der ė Subj der andre Prä↲
dicat gnannt wird.↲
 13.293[1]  S. sagt man sei das wovon[ü.Z.:] etwas ausgesagt werde; weise
das was v ihm ausgsagt werde↲
.↲
 13.293[2]  11. Dazu kom̅en dann noch besondre
Künstlkeiten in einzelnen Fällen.↲
So wird z.B. die Copula manch↲
mal in 2 gesonderten Zeichen aus↲
gdrückt wie: kein – ist.↲
 13.293[3]  Und manchmal mag es auch ge↲
schehn, dass [der eine | [ü.Z.:] ein ] Namen [l.R.:] Ausdruck ė Vorstellg in↲
ė [ü.Z.:]davon gesonderten Zeichen ė Ergänzg
und durch sie ė Modification ↲
s Bedeutg erfährt.↲
 13.293[4]  Doch dies mag d Verlauf d Unter↲
suchgn zeigen.↲
 13.293[5]  12. Das bis jetzt Gesagte einfach↲
u bekannt.↲
 13.293[6]  Es kom̅t aber darauf an noch↲
ė näheres Verständniss dsr Aus↲
sageform u d Leistgn s einzel↲
nen Theile zu gwienen.↲
 13.293[7]  13. Am leichtesten ist dies bei↲
der Copula .↲
 13.293[8]  Sie wirkt ∼ wie das im Exis↲
tentialsatz zum Namen hin↲
zugefügte Zeichen, ergänzt↲
den Ausdruck blosser Vor↲
stellg zum Ausdruck ė ↲

217
Urtheils.↲
   14. Aber was ist dann d Unterschied↲
v Subj u Prädicat? Es scheint↲
hienach gleichgiltig, was Sub↲
ject u Prädicat.↲
Und wozu d ganze Abweichg von↲
d existentialen Form?↲
   15. Das letzte [ü.Z.:]wäre am Ende aus d Streben↲
nach Mannichfaltigk d Formen↲
erklärbar. Schrecklich wen̅↲
in lauter Existenzialsätzen.↲
Vielleicht auch noch andere Gründe↲
die den Logiker aber nicht interes↲
siren.↲
   Der Unterschied zw Subj u Prä↲
dicat aber offenbar wenig↲
stens in gew Sätzen wie z.B.↲
bei alle A sind B.↲
   In andern wie z.B. in d Satz↲
ė A ist B ist logisch k Unter↲
schied.
   Die Logiker sagen dass d Subject↲
nur quantificirt werde (oder zu↲
   

218
   
   
57⁴
 13.295[1]  14. Was aber d übrigen Theile ?↲
Sie müssen zusam̅en den Aus↲
druck d Vorstellg des Beur↲
theilten
bilden, also ė Namen↲
zusam̅ensetzten, w dann durch↲
die Copula zum Ausdruck der↲
Anerkenng od Verwerfg des↲
Genannten ergänzt wird.↲
Denn alle kategorischen Aus↲
sagen müssen ja, wie schon↲
gesagt, wenn anders sie ein↲
heitliche Aussagen sind auf↲
Existenzialsätze reducirt wer↲
den können.↲
 13.295[2]  15. So deutl in dem einfachen↲
Fall:↲
ė A ist B . ( ė Mensch ist gelehrt ↲
= ė B seiendes A ist od ↲
es gibt ė B seiendes A.↲
 13.295[3]  16. In den andern Fällen muss↲
es ∼ sein; u wenn [ü.Z.:]es nicht
sogleich gelingen will, so↲
müssen solche bes Künstlich
keiten wie die, von denen wir↲
oben gsprochen haben (Aus↲
einanderreissg der Copula od ↲

219
der Namen u in Folge dessen↲
mangelhaftes Verständniss ↲
der Aussage die Ursache↲
davon sein.↲
 13.296[1]  17. Aber doch, abgesehn von dem↲
Misslingen des 1ten Versuchs↲
bei manchen, von vornherein↲
noch 2 Bedenken gg die↲
allgmeine Rückführbark.↲
 13.296[2]  I) Es werden v d Logikern 4 ↲
Formeln kategorischer Aus↲
sagen unterschieden, die auf↲
denselben Vorstellgn bruhn . ↲
1. d s.g. allgmein bejahende↲
alle S sind P ↲
z.B. alle Seelen sind sterblich ↲
2. das s.g. allgmein verneinende↲
kein S ist P ↲
z.B. keine Seele ‐ ↲
3. das s.g. particulär bejahende↲
irgend ė S ist P ↲
z. B. irgend ė Seele ‐ ↲
4. das s.g. particulär verneinende↲
irgend ė S ist nicht P ↲
z. B. ‐ ↲
 13.296[3]  Diese 4 Unterschiede sind überall↲
von Anwendg, wo es sich nicht↲
um ė individuelle Materie↲
resp. um ė individuelles Sub↲
ject handelt; denn der Cha↲
racter des Prädicats, sagen↲
die Logiker bleibe ausser Be↲
tracht. Die Gesichtspuncte ↲
seien nur 1) d Form 2) die↲
Quantifikation des Subjects.↲
Hamilton (u A.) wollten auch↲
noch Unterschiede durch↲
Quantifikation des Prädicats ↲
einführen. Doch that er dabei↲
der gewöhnlichen Aussageweise,↲
w dse nicht besonders zu geben↲
pflegt Gewalt an. Und wir↲
brauchen auch nicht diese neue↲
Complication, da das was↲
hergebracht u allgmein ange↲
nommm̅en gnügt um d Schwierigk ↲
in ihrer ganzen Bedeutg klar↲
zu machen.↲
 13.296[4]  Bleiben wir also stehn bei den↲

220
4 hergebrachten Formen↲
A. E. I. O. ↲
 13.297[1]  Vergl. wir nun d existenziale↲
Aussage.↲
 13.297[2]  Bei ihr lernten wir nur 2 ↲
Formen mit zu Grunde Legg ↲
derselben Vorstellg kennen, u ↲
es ist klar wie nur dse beiden↲
mögl sind. 1. die bejahende:↲
Es gibt ė B
z.B. es gibt ė Seele 2. die verneinende:↲
Es gibt nicht ė B ↲
z.B. — ↲
 13.297[3]  Somit scheint ė Reduction wie↲
die welche wir für allgmein ↲
mögl erklärten nicht wohl↲
denkbar.↲
 13.297[4]  II. Daran knüpft sich sogleich ė ↲
2ter .↲
 13.297[5]  Unter den Arten der kategorischen↲
Aussagen wird ė allgmein be↲
jahende u ė particulär ver↲
neinende aufgeführt.↲
 13.297[6]  Die erste ist ė d Materie dem↲
ganzen Umfang nach beurtheilen ↲

221
57⁵
die 2te nicht.↲
 13.298[1]  Also haben wir hier ė bejahen↲
des Urtheil, w d Vorgestellte dem↲
ganzen Umf nach beurtheilt ↲
u ė verneinende — ↲
 13.298[2]  Unter den existentialen fand↲
sich k dsr Arten. Vielmehr↲
waren dort von d Urtheilen die↲
k individuelle Materie hatten ↲
alle verneinenden dem ganzen↲
Umfang nach verneinend, u ↲
alle bejahenden nicht — ↲
—↲
Dies zeigen auch die obigen↲
Beispiele.↲
 13.298[3]  Hierin aber scheint der deut↲
lichste Beweis für d Unmög↲
lk einer Reduction zu liegen.↲
 13.298[4]  18. In d That, wenn die v d Logikern↲
über d kategorischen Aussagen↲
gegebnen Bestim̅gn richtig↲
wären, so wäre d Beweis ge↲
führt.↲
 13.298[5]  Aber offenbar unrichtig, da↲
abgesehn von der von uns↲

222
begründeten nothwendigen ↲
Rückführbark, auch was↲
wir bei d Eintheilg d Ur↲
theile in „dem [ü.Z.:]ganzen Umfang nach↲
beurtheilende“ u „nicht &c“↲
nachgwiesen damit unver↲
einbar.↲
 13.299[1]  Weit entfernt uns irr machen↲
zu lassen, müssen wir daher↲
vielmehr schliessen, dass es↲
auch v d kategor Aussagen↲
nur 2 [ü.Z.:]erlei bei Formen bei Gleichh ↲
d Vorstellgn gebe ↲
 13.299[2]  Und insbes, dass auch unter↲
d kategor Aussagen k dem↲
ganzen Umfang nach be↲
jahende (ausser etwa bei↲
individueller Materie) u k ↲
nicht dem ganzen ganzen Umfang↲
nach verneinende.↲
 13.299[3]  Wir müssen schliessen, dass d ↲
s.g. allgmein bjahende entw nicht↲
ė unbestim̅te Materie dem ganzen↲
Umfang nach beurtheilt, od nicht↲
bejahend ist.↲
 13.299[4]  Und dass d s.g. particulär verneinende↲
entw nicht ė [ü.Z.:]nicht dem ganzen Umfang↲
nach beurtheilendes, od nicht zu↲
verneinendes ist, sond dass d Ver↲
neing zur Materie ghört.↲
 13.299[5]  19. So ist es denn in d That.↲
Untersuchen wir d 4 Arten ge↲
nauer.↲
 13.299[6]  20 Um dies zu thun ist es vielleicht↲
nicht undienl durchgängig ė ↲
kleine Aendrg in dem üblichen↲
Ausdruck der Copula vorzu↲
nehmen, die aber die kategor ↲
Aussage nicht ihres Charak↲
ters als kategor. Aussage en↲
kleidet.↲
 13.299[7]  Die Copula näml, deren man↲
sich gewöhnl bedient, wenn↲
man Beispiele der 4 Arten↲
der kateg Aussagen vorführt,↲
zeigt sich [ü.Z.:]wie gsagt manchmal künst↲
licher
in ė besondern Weise↲
[zw.Z.:]künstlich, die nicht von dem/ vom Charak an sich schon künst↲
lichen Charakter d kategori↲
schen Ausdrucks im Allgme↲
meinen gefordert wird.↲
 13.299[8]  Und diese neue Künstlichk ist↲

223
für d Deutlichk von Nachtheil.↲
So [ü.Z.:]ist es, um dasselbe Beispiel wie↲
früher anzuführen bei der Aus↲
sage kein S ist P, die Aus↲
druck des s.g. allgmein verneinen↲
den Urtheils ist.↲
 13.300[1]  Bei ihr steckt in dem „kein“ ė ↲
Theil d Copula; u vielleicht↲
gilt ∼es in andern Fällen.↲
 13.300[2]  21. Wir wollen also die Copula ↲
in der Art ausdrücken, dass↲
wir sie wed zerreissen, noch↲
unzertheilt zw Subj u Prädi↲
cat einfügen, sond so dass↲
wir sie an die Spitze des↲
Satzes stellen.↲
 13.300[3]  a) So sagen wir st ė S ist P ,↲
der gewöhnln Weise, wie man I↲
ausdrückt, mit offenbar unver↲
ändertem Sinn: es ist ė S P
Beispiel.↲
 13.300[4]  b) Wenn nun es ist ė S P =↲
ė S ist P, welcher von den↲
hergbrachten Formen wird↲
die gleich sein: es ist nicht ė S
P (offenbar auch ė kategorische↲

224
57⁶
Aussageform.)?↲
Beispiel.↲
Antw. = k S ist P = E ↲
Beispiel
 13.301[1]  c) Wenn aber k S ist P = es ist↲
nicht ė S P; wie haben wir↲
mit vorangestellter Copula den↲
Satz auszudrücken: ė S ist nicht↲
P
? Beispiel.↲
 13.301[2]  Bedeutet es so viel als: es ist↲
nicht ė Mensch S P? In der That manchmal, u zwar↲
wenn wir auf d ist den Ton↲
legen: ė S ist nicht P ↲
 13.301[3]  [l.R.:]1) aber dann = k S ist P, also kann↲
diess der Sinn der Formel O↲
nicht sein, wenn anders sie nicht↲
= E ist.↲
 13.301[4]  [l.R.:]2) Auch legen wir den Ictus nicht↲
auf ist sond auf nicht.↲
 13.301[5]  Wenn es nun nicht = es ist nicht↲
ė S P, was bleibt übrig als zu↲
denken, dass es = es ist ė S nicht↲
P
? also dass das nicht zum↲

225
Prädicat [ü.Z.:]also zur Materie gehört (denn d ganze↲
Copula steht ja nach dsr Methode↲
voraus), u mit ihr nicht nicht zu↲
verbinden) u dass diess durch die↲
Veränderung der Betong ange↲
zeigt. Es ist nothwendig ↲
 13.302[1]  [l.R.:] 2) Damit stim̅t, dass particulär ↲
 13.302[2]  [l.R.:] 3) Aber nicht bloss dies, sondern↲
bejahend, u k Unterschied von↲
dem s.g. ∞. „nicht ė sterbls“↲
= „ė nicht sterbliches“ = „nicht-sterbl“ ↲
Dagg möchte mancher Logiker sich↲
sträuben. Aber dennoch noth↲
wendig u offenbar sowohl aus↲
den angegebenen Gründen, als auch↲
aus ė neuen, den ich jetzt beifügen↲
will, um das letzte Bedenken↲
wegzuräumen.↲
 13.302[3]  Wenn wir den Satz irgend ė Mensch↲
ist nicht gelehrt mit dem Satz↲
k Mensch ist gelehrt vergleichen,↲
so finden wir nicht bloss den Unter↲
schied, dass der 1te nicht allgmein ist,↲
sond noch ė 2ten. Und dsr be↲
steht darin, dass in dem Satz↲
k Mensch ist gelehrt nicht die↲
Existenz ė Menschen anerkannt↲
wird, wogg dies in dem Satz↲
ė Mensch ist nicht gelehrt aller↲
dings der Fall ist. Sagen wir: ↲
ė Mensch sei nicht gelehrt, so↲
sprechen wir von ė der exis↲
tirenden Menschen. Denn offen↲
bar würde uns der Satz nicht↲
mehr für wahr gelten, wenn↲
alle existirenden Menschen ge↲
lehrt wären u nur ė von den↲
Nichtexistirenden es nicht wäre,↲
von denen natürl keiner gelehrt↲
ist.↲
 13.302[4]  Somit liegt in dem Satz ė Mensch↲
ist nicht gelehrt ė Bejahg, d ↲
Anerkenng des Subjects, u folgl ↲
muss, wenn er als einheitlicher↲
Satz betrachtet werden soll, der↲
ganze Satz bejahend sein.↲
 13.302[5]  Offenbar kann also die Negation↲

226
nicht zur Copula gehören, sie↲
gehört also zur Materie u dan̅ ↲
natürl, wie gsagt, zunächst zum↲
Prädicat.↲
 13.303[1]  Es ist also wiederum auch von↲
dsr Seite betrachtet unverkennbar ↲
ė S ist nicht P, wenn es↲
nicht [ü.Z.:]im Sinne von = k S ist P genom̅en wird ↲
sond in dem, w bei Betong des nicht
= es ist ė S nicht P.↲
Setzen wir st P = Q. ↲
= es ist ė S Q.↲
Wir haben also ė Urtheil von↲
der Form I ↲
[l.R.:]
4) Für d Ebengsagte/ auch d gwöhnle Logik./ Sie sagt, dass O per/ contrap convertirt werden/ könne. Also, wenn̅ ė S ist/ nicht P wahr, so auch ė/ nicht P ist S. In dsm/ Urtheil aber offenbar S/ anerkannt. Also auch in/ dem andern./
 13.303[2]  d. Es bleibt noch übrig ė 4te
Form, die gewöhnl als 1te . ↲
Alle S sind P.↲
 13.303[3]  Was erhalten wir, wenn wir↲
bei ihr d Copula voranstellen?↲
Zunächst: es sind alle S P
Aber hiemit die Auflösg viel↲
leicht so wenig vollendet wie↲
durch Umstellg von: k S ist↲
P in: Es ist k S P ↲
 13.303[4]  Vielleicht lässt es wie diess noch↲

227
57⁷
ė andere Ausdrucksweise zu,↲
indem in dem „alle“ so gut↲
wie in dem „kein“ ė Stück der↲
Copula in ė ungewöhnlicheren↲
Wiese enthalten u ausgedrückt ist.↲
 13.304[1]  1) In der That ist diess nach den↲
bisherigen Erörterungen von↲
Von herein sehr wahrscheinl .↲
Denn sie haben ergeben, dass↲
von den angeblichen 3 Formen↲
2 ein u dieselbe, bei bloss ↲
materiellem Unterschied.↲
Es liegt nahe zu denken, dass,↲
wenn alle 4 Formen unter↲
sucht sind, es sich zeigen werde,↲
dass auch die Form, die wir↲
bisher nur einmal erhalten ↲
2mal vertreten sein werde,↲
indem die veränderte Materie↲
ebenfalls in doppelter Weise↲
zu beurtheilen.↲
 13.304[2]  2) Dafür spricht auch, was d ↲
Logiker sagen, dass A ∼ zu↲
O wie E zu I sich verhalte.↲

228
Derselbe Ggsatz sei hier u ↲
dort.↲
 13.305[1]  3) Trügen dse Zeichen nicht, so
muss A ė negative Behauptg
[l.R.:] sein, deren Materie/ ebenfalls noch ė negative/ Bestim̅g enthält. Es/ muss = sein: k / S ist nicht P , oder/ was dasselbe ist: es / ist nicht ė S nicht P ./ Und in der That , so wenig↲
es zuerst scheinen mag, liegt↲
in dem „alle[ü.Z.:]wie in dem kein ė Negation, ja es↲
liegt darin ė doppelte Negation ein↲
geschlossen. Denn von „allen“ reden↲
wir wo keiner fehlt. Daher↲
sagen wir auch mit Nachdruck↲
alle ohne Ausnahme“.↲
 13.305[2]  Es liegt also wirklich darin
4) ja ė doppelte Negation darin.↲
Und diese 2 Negationen verhal↲
ten sich ganz in der verlangten↲
Weise.↲
 13.305[3]  Auch [ü.Z.:]Eine [ü.Z.:]ist zur Form und ė zur Materie, resp.↲
zum Prädicat gehörig.↲
Es müsste A = Es ist nicht ė S
nicht P sein. Denn [ü.Z.:] wen̅ alle da wo keiner ↲
fehlt ist. [ü.Z.:]so wo s. z. s. keiner ė nicht dabei↲
seiender.↲
 13.305[4]  Es ist also wirkl A = k S ist nicht P .↲
 13.305[5]  4) Betrachten wir [ü.Z.:] schliessl zur Bestätigung↲
die Sache noch einmal von ė andern ↲
Seite.↲
 13.305[6]  Da wir nachwiesen dass O affirmativ ↲
war ė Argument, dass d Subject ↲
in dem Satz bejaht werde. In Folge↲
dessen musste d Urtheil ė bejahendes↲
sein.↲
 13.305[7]  Sehn wir nun wie es sich in dieser↲
Beziehg mit A verhält. Ist es be↲
jaht, so ist dies ė Beweis gg uns, sonst ė neuer10
Beweis für uns. Denn↲
5) Wenn in A die Exis↲
tenz des Subjects nicht bejaht ist,↲
so kann [ü.Z.:]scheint überhaupt das Urtheil ↲
nicht bejahend sein zu können.↲
Den̅ die bejahenden Urtheile sind wie11
wir früher gezeigt haben solche,↲
die dem ganzen Inhalte nach↲
beurtheilen. Wie also? – rev. 12
[l.R.:] Noch deutlicher/ weist aber ė / andere Lehre / die nicht bloss / diesem od jenem/ Logiker eigen/thüml, sond / allen gemeinsam/ ist, darauf hin 13 / dass die Existenz des/ Subjects in A nicht/ bejaht wird. Sie/ sagen nämlich, dass/ A in O per contra/positionem conver/tibel sei./ Nullus homo non/ disputat = sei/ omnis homo dis/putat. Goudin / Log min. II, 3./ S. 54. 14 /
 13.305[8]  Es ist hier nicht bejaht.↲
Z.B. alle A sind A (sonst nicht↲
durch sich einleuchtend) ↲
alle Δe haben zur ∡sum̅e 2 R ↲
(sonst nicht a priori zu erweisen) ↲
[l.R.:] [auch v „einige Δe / sind recht∡“ gilt/ dasselbe] / vgl Drobisch / es scheint v mögln / Δen d Rede. ] / Wir haben oben [ü.Z.:]Hieraus erklärt sich auch ė Meing Herbarts↲
u. a Philosophen erwähnt, wonach↲
d kategorischen Urtheile [ü.Z.:]Bejahungen nur↲
hypothetisch Geltg hätten [ü.Z.:] d. h. in dem Fall d Existenz d Subjects d Prädicat mit d Subject verbinden sollen . Wäre↲
dies, so würde k d Existenz des Subjects ↲
[l.R.:] einschliessen. Wir haben [u.Z.:]nun gsehn wie dies allge↲
mein gesprochen falsch. Bei I ist↲
das Ggtheil offenbar. Aber bei↲
A ist es richtig, u da man dies↲
zu den bejahenden rechnete, so mag dies↲
jenen Irrthum veranlasst haben. vert.
   

229
   
 13.306[1]  5. So also von dsr Seite ė neue
[l.R.:] u vollkom̅na Bestätigung. Denn wenn [ü.Z.:]in A das↲
[l.R.:] 5. Subject nicht bejaht ist, u es↲
selbst k bejahendes Urtheil ist,↲
so ist es offenbar dass es = ist↲
dem allgemeinen negativen↲
Urtheil k S ist nicht P , oder↲
es ist nicht ė S nicht P , das gnaue ↲
[zw.Z.:] Ggtheil von O / Setzen wir st nicht P – Q,↲
so erhalten wir↲
es ist nicht ė S Q
 13.306[2]  Wir haben also ė Urtheil von↲
der Formel E ↲
 13.306[3]  22. Wir haben also nur 2 For↲
meln kategorischer Aussagen↲
I u E.↲
 13.306[4]  Und hiemit sind die beiden
Bedenken gg d Möglk ↲
der Reduction d katgorischen↲
Aussagen auf Existenzialsätze↲
gelöst.↲
 13.306[5]  1) nicht richtig, dass während↲
dort 2 hier 4 mit gleichen↲

230
57⁸
Vorstellgn. Vielmehr auch↲
hier nur 2. Sonst ė Bestim̅g ↲
der Materie mit ihrem contra↲
dictorischen Ggtheil vertauscht.↲
 13.307[1]  2) nicht richtig, dass während↲
dort alle negativen u k ↲
affirmatives eine allgemeine↲
Materie dem ganzen Umfang↲
nach beurtheilt, hier sowohl↲
Gegentheil bei negativen als↲
affirmativen beides.↲
 13.307[2]  23. Aber nicht bloss diese Bedenken↲
gelöst, auch die Reduction ↲
auf Existenzialsätze ganz↲
leicht gemacht.↲
 13.307[3]  E S ist P = es ist ė S P =↲
es gibt ė Pseiendes S.↲
Beispiel. [l.R.:] ė sterble Seele
 13.307[4]  k S ist P = es ist nicht ė S P =↲
es gibt nicht ė Pseiendes S.↲
[zw.Z.:] Beispiel
 13.307[5]  ė S ist nicht P =↲
= es gibt ė nicht Pseiendes S ↲
[zw.Z.:] Beispiel
 13.307[6]  alle S sind P = es ist nicht ė S nicht↲
P = es gibt nicht ė Pseiendes ↲
S. Beispiel.↲
   

231
   
 13.308[1]  24. NB. Erwähng ė andern mögln
Auffassg . (u warum weniger↲
zu empfehlen) ↲
[l.R.:] ( alle Δe zur ∡S 2 R / =/ ė Zahl ( v Δen ), w / kein Δ nicht enthält,/ enthält k nicht/ 2 R zur ∡sum̅e / habendes.)
 13.308[2]  Man könnte das „alle“ auch so↲
fassen, dass der Satz bejahend,↲
indem man als Subject nicht↲
„ė S“ sond „die Gesammm̅th der
S“ dächte (w ebensowohl 0 als jede↲
Zahl, in w S existirt, bezeichnen↲
soll) ↲
 13.308[3]  Dann aber ist d Subject [l.R.:] das dann allein d 2 Negationen in sich schlänge denn = ė Zahl ė zu w nicht gehöriges nicht ist) individuell
u 1, auch k Widerspruch dagg , dass↲
k bejahendes Urtheil ė allgemeine↲
Materie dem ganzen Umfang nach. ↲
2, auch nicht mehr als 2 Urtheile
über d gleiche Materie.↲
 13.308[4]  Aber 1, die Rückführg gezwungen
2) insbesondere k solche harmonische
Entggsetzg zw A u O wie sonst ↲
Oder O = es ist nicht d Gesam̅theit
von S B, was offenbar Begriffe↲
hereinzieht, die nicht darin enthalten ↲
 13.308[5]  [l.R.:] NB. auch für O/ vielleicht:/ Gew. O B x/ (dann allgmein, indem/ d O v gew Beschaff. / allgmein ./
 13.308[6]  3) Auch das inconvenient , dass d Formeln↲
A u O nur individuelle Materien↲
enthalten.↲
 13.308[7]  Unsern Regeln indess gnügt . Nicht↲
bloss k Verstoss
gg das bei d Eintheilg in↲
„dem ganzen – nicht dem ganzem Umfang↲
nach beurtheilende“↲
sond auch nicht gg das dem↲
[l.R.:] wg A, sond auch/ nicht wg O. Die Par/ticularität des negativen/ O hätte darin s Grund / weil d negative Urtheil / nicht dem ganzen Inhalt/ nach beurtheilt./
 13.308[8]  25. Aber wenn A ist B = A B ist
u.s.w. ↲
1) wozu dann d ganze kategori↲
sche Aussageform?↲
2) u was der Unterschied von↲
Subject u Prädicat?↲
 13.308[9]  26. Die erste Frage hat wenig auf↲
sich; wenn auch gar k logisches
Bedürfniss dafür vorliegt [l.R.:] vgl aber d 1te Ausarbeitg .↲
Es bestehn in Betreff der Sprache↲
noch andere, namentl ästhetische.↲
Und so wäre denn d Entstehn ↲
d kategor. Aussageform genug↲
sam erklärbar, wenn sie auch↲
nichts als dem Streben nach↲
Mannichfaltigk der Formen↲
diente. Schreckl, wenn in lauter↲
Existenzialsätzen.↲
 13.308[10]  Vielleicht auch [ü.Z.:]so noch andere Gründe,↲
die den Logiker aber nicht in↲
teressiren.↲
 13.308[11]  27 Was die 2te Frage, nach dem↲
Unterschied v Subject u Prä↲
dicat betrifft, so ist es gewiss,↲
dass die Sprache gew Umstän↲
den
Rechng zu tragen pflegt. ↲
   

232
   
 13.209[1]  1, wenn [ü.Z.:]bei der aus Subj u Präd ↲
[ü.Z.:]sich zusam̅en [ü.Z.:]setzenden Vorstellg der
ė Theil als bekanntermassen ↲
zu bejahen vorausgsetzt wird,↲
diese Subject .
(das Prädicat ihm zugeschrieben,↲
neu hinzugefügt)↲
[l.R.:] Hinweis dass wohl/ ursprüngl Ausdruck/ zusam̅engesetzter / Urtheile /
 13.209[2]  2) wenn d ė Bestim̅g bereits die↲
Aufmerksamk auf sich gzogen ↲
hat, diese Subject. ↲
 13.209[3]  3) wenn d ė individuell d andre ↲
universell, die 1te Subject ↲
 13.209[4]  4) wenn d ė wesentl d andre ↲
unwesentl, die 1te Subject [l.R.:] Aristot.
(wohl damit in Zusam̅enhang↲
dass an d wesentln mehr Eigen↲
thümlkeiten sich knüpfen↲
 13.209[5]  5) Zeiml allgmein kann man sagen,↲
es deute die Sprache an auf d
w Bestim̅g [l.R.:] Ggstand man zuerst hingblickt ↲
hat indem man sich (dann) von↲
d Wahrh od Falschh d Ggstands d ↲
beiden Bestim̅gn sich zu über↲
zeugte; od auf w der Angeredete↲
zunächst achten soll, um den Satz↲
zu verstehn oder sich von der↲
Wahrheit od Falschh d Ggstands ↲
der beiden vereinigten Bestim̅gn ↲
Kenntniss zu verschaffen.↲
   

233
   
   
57⁹
 13.310[1]  Man kann sich vom Dasein ė ↲
schwarzen Vogels überzeugen, indem↲
man ihn unter d Vögeln od unter den↲
schwarzen Ggständen sucht.↲
Besser aber unter den 2ten.↲
Und so kann man sich auch besser↲
überzeugen ob ė Individuum↲
unter ė Gattg ghört, wenn man s ↲
Begriff zergliedert, als wenn man↲
den Umfang des Universale durch↲
läuft u.s.f. ↲
 13.310[2]  So erklären sich ungefähr die and ↲
Puncte aus dsm.↲
 13.310[3]  So also ė Art Unterschied bereits↲
unzweifelhaft ergeben.↲
 13.310[4]  28. Ebenso ist es gewiss, und es mag↲
diess [l.R.:] (d Verbindg / u das Prädicat)/ nicht ohne Zusammm̅enhang mit↲
dem oben Erörteten sein, dass↲
der stärkere Nachdruck auf dem
Prädicat liegt[l.R.:] (es tritt stärker ins Bewusstsein).↲
 13.310[5]  Doch diese Unterschiede für die↲
Logiker gleichgiltig.↲
 13.310[6]  29. Für dse nur ė doppelter Um↲
stand beachtenswerth.↲
 13.310[7]  1) dass bei d s. g. allgmein bejahenden↲
kategorischen Aussage, die Prä↲
dicatsbestim̅g nicht aber die des↲

234
Subjects durch die eine der↲
in dem Wörtchen „alle“ ent↲
haltenen Negationen modificirt ↲
u in ihr negatives Ggtheil ↲
verwandelt wird.↲
 13.211[1]  Daher kann der Namen des↲
Prädicats nicht so wie in↲
der Formel kein — u in↲
[zw.Z.:]allen übrigen/ einfach mit dem Namen des↲
Subjects [ü.Z.:]ohne Aendrg des Sinns vertauscht werden.
(O macht k Ausnahme) ↲
 13.211[2]  2) Ein 2ter Umstandder zu↲
beachten ist, dass bei einem↲
Existenzialsatz, der aus↲
ė [ü.Z.:] aus mehreren Bstim̅gn zusam̅engesetzten Namen↲
u dem synkat. [ü.Z.:]Existenzial Zeichen besteht,↲
und in ė kategorischen ver↲
wandelt werden soll,
das↲
Verhältniss des ė Theils des↲
Namens zum andern ė ↲
mehrfaches sein kann. Manch↲
mal bringt er nur ė neues↲
Merkmal hinzu, manchmal↲
aber modificirt er den Sinn↲
des andern Theils . ↲
z. B. [o.R.:] Gewesener König
zukünftige Schlacht ↲
[l.R.:] toter Mensch ↲
Gedachtes Schloss ↲
Gewünschtes Geld ↲
Fingirter Jupiter ↲
ė möglicher Thaler ↲
u.s.w. ↲
 13.211[3]  Will man nun [ü.Z.:] st solcher Existen↲
tialsätze in kategorische↲
gebrauchen, indem man die
[l.R.:]den beiden Bestim̅gn des Namens,↲
die sich nicht im gewöhnln Sinn↲
attributiv zueinander verhalten,↲
den einen zum Subject den and ↲
zum Prädicat macht, so kann↲
man nur der Bestim̅g, deren↲
Sinn nicht durch d andre modi↲
ficirt wird, die Stelle des Prädicats ↲
geben. ↲
z. B. ė König ist gewesen ↲
ė Mensch ist todt ↲
Jupiter ist ė Fiction ↲
ė Thaler ist mögl ↲
ė Schloss ist von mir gedacht ↲
Daher ist in solchen kategorischen↲
Sätzen Subject u Prädicat nicht↲
ohne Sinnesändrg zu vertauschen.↲
Sie sind aber als Abweichungen↲

235
von der [ allgmeinen Regel| [ü.Z.:] regelmässigen Ausdrucksweise ] anzusehn u daher haben↲
die Logiker in ihren Be↲
stim̅gn über die s.g. Conver↲
sion der kategor Sätze nicht↲
auf sie Rücksicht genommm̅en .
(I im̅er simpliciter).↲
[l.R.:] sie sind pseudo/kategorisch dh nicht wirkl / attribut / [l.R.:] ( ė Fehler/ d Logik, daſs / sie vor d Gefahr/ nicht warnte./ Täuschg Mills,/ daſs k Existenz/ ausgesprochen /
   

236
   
   
57¹⁰
 13.313[1]  1. So viel v d kategor. Form d Aussage.↲
Gehn wir jetzt zur konditionalen ↲
über, u zwar zur konditionalen ↲
im weitern Sinn d Worts, in w ↲
es die hypothet u disjunctiven
Aussagen gemeinschaftl begreift.↲
Beide Ihnen aus d Grammm̅atik bekannt.↲
Sagen wir daher kurz: ė hypothet
Aussage ist ė solche, w aus ė ↲
Vorder- u Nachsatze bsteht, die durch↲
die Conjunctionen wenn – so , od ↲
gleichbedeutende verknüpft sind ↲
wie z. B. ↲
 13.313[2]  ė disjunctive ist ė solche, welche↲
[l.R.:]aus 2 od mehrere[ü.Z.:]n Sätzen [ü.Z.:]besteht, die man d ↲
Glieder der Disjunction nennt u ↲
[l.R.:] w durch d Conjunctionen entweder – oder ↲
(oder auch durch gleichbedeutende)↲
verknüpft sind ↲
wie z. B. ↲
   

237
   
 13.314[1]  Ich nenne die beiden Aussageformen↲
konditional , weil in d disjunctiven ↲
ebensowohl wie in d hypothetischen↲
über k der darin enthaltenen Sätze↲
schlechthin sond nur für gew Fälle↲
bestim̅t wird dass er zu bejahen od ↲
zu verneinen sei.↲
 13.314[2]  [zw.Z.:] Daher auch offenbar d Vielh d Sätze k Widerspruch mit d Einh./
 13.314[3]  2. Bei dsn konditionalen Aussagefor↲
men ist d Abweichg v der existen↲
tialen weit > als bei der kategori↲
schen.↲
 13.314[4]  Es gilt dies sowohl [i.Z.:]a) hinsichtl d >en ↲
Beschränkg d Anwendbark als[i.Z.:]b)
bezügl d >en Künstlichk .↲
 13.314[5]  ad a) 1) in beiden nur indirecte Urtheile.↲
Urtheile, zu deren Materie andere Urtheile ghören ↲
2) auch nicht alle indirecte, den̅ nur↲
solche, zu deren Mat mehrere Ur↲
theile ghören.↲
3) u auch dse nicht alle, sond ↲
nur die, bei w die zu ihrer↲
Materie ghörigen Urtheile nicht↲
im Einzelnen beurtheilt werden.↲
Und diess nicht bloss nicht explicite ↲
(den̅ natürlich) sond auch nicht↲
implicite.↲
 13.314[6]  Wir sehn also die ausserordentle ↲
Beschränkg.↲
 13.314[7]  ad b) 1, die Qualität ganz u gar durch↲
Syntaxe.↲
[zw.Z.:]Denn die der Glieder zur Materie./ Also wed d existentiale synkate↲
gorematische Ergänzg noch ė ↲
andre wie d Copula.↲
2, aber noch andre Künstlichk !↲
Wenn d Qualität durch blosse ↲
Syntaxe ausgdrückt ist, so↲
gehören die Sätze ganz zur↲
Materie.↲
 13.314[8]  Und d Qualität scheint leicht zu↲
bestim̅en u so die ganze Aussage↲
form zu begreifen. Man sollte↲
meinen, man brauche nur die↲
Sätze zusam̅enfassen u, sie,
versuchsweise affirmirend u ↲
negirend, zu sehen, bei w Ver↲
fahren man ė der konditionalen ↲
Aussage aequivalenten Aus↲
druck erhält.↲
 13.314[9]  Allein mag man die zusam̅en

238
gefassten Sätze affirmiren od negiren,↲
der Sinn scheint geändert.↲
Und so gewinnt es wiederum, wie↲
früher bei d kategorischen Aussage↲
form den Anschein, als sei es unmögl ↲
sie auf die existentiale zurückzu↲
führen.↲
 13.315[1]  Wenn diess aber [ü.Z.:]dennoch mögl ist muss
(u dies leugnen, hiesse so viel als annehmen ↲
dass ė einheitle Aussage wed bejahend↲
noch verneinend sei) so gehören dazu↲
offenbar besondere Kunstgriffe.↲
 13.315[2]  [r.F.:]1, [Bl.:]Man muss sehen, ob vielleicht die↲
[l.R.:]scheinbare Qualität in dem ė od andern der Sätze↲
od vielleicht auch durchgehends zu↲
ändern ist.↲
 13.315[3]  [r.F.:]2, [Bl.:] Oder, wenn diess nicht zu etwas Be↲
friedigendem führen sollte, ob nicht↲
die eingeschlossenen Sätze in ė andern ↲
Weise zur Materie des Urtheils bei↲
tragen, als wie Theile die zusam̅en↲
gefügt das Ganze bilden.↲
 13.315[4]  3. Wenn aber schon [ü.Z.:]hier für d Rückführg ↲
sich Schwierigkn zeigen,↲
so offenbaren sich deren noch mehr

239
57¹¹
wenn wir auf d grosse [ü.Z.:]Zahl u Mannichfatlig↲
keit
der hypothet u disjunct. For↲
meln blicken, von denen viele ė ganz↲
ausserordentle Verwicklg zeigen.↲
 13.316[1]  α) So z. B. haben wir beim hypothet
[l.R.:] vor Allem wohl 4 verhältnissmässig einfache Form↲
[l.R.:]meln: wenn [schw.T.:]A [Bl.:]ist, ist B —, ist B nicht wenn [schw.T.:]A [Bl.:]nicht ist, ist B —, ist B nicht ↲
   γ) Aber dazu kom̅en dann noch viele andere↲
verwickeltere ↲
[l.R.:] indem die einzelnen Satz/glieder nicht bloss einen / sond mehrere Termini/ enthalten können u für/ sich allein betrachtet statt/ d Gstalt v Existential/sätzen oft die kategorischen/ haben. So bei hypothet / z. B. wenn S ist S P
1) wenn [schw.T.:]A [Bl.:]ist, ist [schw.T.:]A B [Bl.:] u ∼e 2) wenn [schw.T.:]A [Bl.:]nicht [schw.T.:]B ist, [Bl.:]ist [schw.T.:]A [Bl.:]nicht.
u ∼e 3) wenn [schw.T.:]A B [Bl.:]ist, ist [schw.T.:]C wenn [schw.T.:]A [Bl.:]ist, ist [schw.T.:]B C wenn [schw.T.:]A B [Bl.:]ist, ist [schw.T.:]B C wenn [schw.T.:]A [Bl.:]nicht [schw.T.:]B [Bl.:]ist, [schw.T.:]C B u ė ganze Menge mit↲
3 Terminis. 4) wenn [schw.T.:]A B [Bl.:]ist, ist [schw.T.:]C D u.s.w. u.s.w. mit 4 ↲
Terminis.↲
5) wenn a ist u b ist, ist c
wenn u. so noch mannich↲
fache Formeln.↲
 13.316[2]  β) u. Aehnlich ist es bei d disjunctiven
Auch hier vor Allem 4 verhältniss

240
mässig einfache Formeln: entweder A ist od B ist — od B ist nicht entweder A ist nicht od B ist — od B ist nicht ↲
 13.317[2]  [l.R.:]δ) Und ebenso auch bei den disjunctiven [ü.Z.:]hiedurch ė Menge anderer↲
u weit complicirterer . 1) entw ist A nicht od A ist B [u.Z.:] &c 2) entw ist [schw.T.:]A B[Bl.:], od [schw.T.:]C [Bl.:]ist [u.Z.:] &c 3) A ist entw B od C 4) entw ist A B od C D [u.Z.:] u.s.w.
 13.317[3]  [l.R.:] ε) Ja es kann sich treffen / dass d Glieder ė hypothet / selbst wieder hypothet,/ u die eines disjunctiven / selbst wieder disjunctiv / gstaltet sind, od auch / dass d beiden Formen sich/ ineinander/ schieben./
 13.317[4]  4. Alle diese u noch ė Fülle andrer ↲
Formeln schon bei 2 Gliedern.↲
Aber das disjunctive kann mehr
als 2 Glieder haben, u dies wird↲
ė neue Quelle v Verwicklgn . entw ist A od B od C N ist entw A — &c.↲
 13.317[5]  5. Bei den hypothetischen spricht man↲
zwar gewöhnl nur von ė Antecedens ↲
u Consequens, aber auch hier ist↲
ė Vermehrg der Glieder wenigstens↲
insofern mögl, als das Antecedens ↲
ė Mehrheit von Voraussetzgn ↲
enthalten kann. [l.R.:] Wenn A ist u B nicht ist, ist C
 13.317[6]  Und außerdem ist bei ihm noch↲
etwas anderes, was ė ganz↲
besondere Künstlichkeit verräth,↲
näml das Verhältniss der beiden
Sätze zu einander.↲
 13.317[7]  Bei d disjunctiven Aussage↲
sind dieselben gleichheitl neben↲
einander gestellt, u ohne Ver↲
ändrg des Sinnes kann man↲
darum d Glieder ihre Stellen↲
wechseln lassen.↲
 13.317[8]  Bei d hypothet finden wir↲
aber k solche Gleichstellg.↲
Vielmehr wird mit d Vertauschg ↲
d Glieder der Sinn ė ganz↲
anderer.↲
   Alles dies scheint auf ė [ü.Z.:]grosse Verwicklg der Auf↲
gabe [ü.Z.:]hinzudeuten die wir nun zu lösen haben, in↲
dem wir uns daran geben die conditio↲
nalen Aussageformen zu erklären (u↲
auf d Existentialsatz zurückzuführen).↲
was verlangt die Erklärg der betrachteten↲
Formeln?↲
   

241
   
   1) die Bestim̅g der Qualität↲
(u ihres Kriteriums)↲
2) gehört dazu, dass wir d Materie↲
erklären, indem wir feststellen↲
α) welche die einzelnen Sätze↲
(w Qualität sie haben↲
β) wie sie zur Materie ge↲
hören sind.↲
   Indem wir dies thun, beginnen wir↲
mit einfachsten Formeln, [ü.Z.:] jenen Formeln, bei w die eingeschlossenen
[zw.Z.:] Sätze [l.R.:]seien es nun 2 od mehrere an u für sich Existentialsätze sind/ u. sehn von den beosnderen Verwick↲
lungen der andern vorkäufig ab.↲
Vielleicht wird was wir finden↲
haben, auch für [ü.Z.:]ihr verständnis eine sie die Bedeutg↲
haben, ähnlich der, w die Auflösg↲
d äussersten Klam̅er ė mathem.↲
Formel für ihre [ü.Z.:]völlige Entwickl hat.↲
   5. Bei dsr Untersuchg ist nun vor allem↲
a) eines [ü.Z.:]gewiss u selbstverständl, dass näml↲
jede conditionale Aussage entw↲
bejahend od verneinend ist.↲
b) Aber auch noch etw anderes u wich↲
tigeres dürfen wir behaupten↲
näml, dass wenn irgend ė [ü.Z.:]von den hypothet
[zw.Z.:] Aussagen, u zunächst von denj. auf w sich jetzt unsre[?] Unter/ suchg bschränkt, bejahend, alle; u. wen ė verneinend, alle.↲
   

241a
   
   
57¹²
 13.319[1]  So zeigen sich Künstlkeiten u Verwicklgn ↲
aller Art u scheinen die Reduction auf↲
die existentiale Formel u hiemit das↲
Verständniss der conditionalen Formeln↲
zu erschweren.↲
 13.319[2]  4. Allein näher betrachtet ist d Sache nicht↲
so misslich wie es scheinen könnte.↲
Vieles von dem, was oben [ gsagt | [ü.Z.:] aufgzählt ] wurde, wenn↲
es auch die Reduction ė conditionalen ↲
Formel auf ė Existentialsatz im einzelnen↲
Falle schwieriger od wenigstens umständlr ↲
macht, erschwert doch nicht d Auffindung↲
des Gesetzes der Reduction.↲
 13.319[3]  Namentl gilt dies von dem Umstande, auf↲
w vorzügl d grosse Mannn̅ichfaltigk der↲
Formeln gründet, dass näml d einzelnen↲
Satzglieder selbst oft [ü.Z.:] ė künstlichere u ↲
verwickeltere Gestalt als die des↲
Existentialsatzes haben.↲
 13.319[4]  Bei solchen Unterschieden des Ausdrucks↲
der einzelnen Glieder bleibt die Grund↲
formel des hypothet od disj. Aussage↲
unverändert. Wenn – so entw – oder.↲
 13.319[5]  Die Unterschiede sind daher v der↲
Bedeutg wie die der angebln 4 kateg. ↲

242
Aussageformeln. Und wir können ↲
indem wir zunächst das Verständniss ↲
der Grundformen zu gewinnen suchen,↲
vor der Hand von allen conditionalen ↲
Aussagen, bei w die [ü.Z.:]einzelnen Satzglieder selbst↲
wieder ė Verwicklg darbieten, absehen↲
u uns auf die Betrachtg der ein↲
fachsten 2 u mehrgliedrigen Formeln↲
beschränken. Nothwendig wird was wir finden ↲
[zw.Z.:] auch für d Verständniss der verwickelteren ė Bedeutg haben/ ∼ der, w d Auflösg d äussersten Klammm̅er ė mathem. Formel für ihre völlige Entwicklg hat./
 13.320[1]  5. Was müssen wir thun um dse Formeln↲
zu erklären?↲
1, [ü.Z.:] zeigen wie sich die Qualität bestim̅en lässt
2, die Materie erklären, indem wir↲
festellen, α, welches die einzelnen↲
Sätze ↲
β, wie sie zur Materie gehören.↲
 13.320[2]  Bei dsr Untersuchg ist nun vor Allem eines
gewiss u selbstverständl., dass näml jede dsr ↲
conditionalen Aussagen entw bejahend od ver↲
neinend ist.↲
 13.320[3]  Aber auch noch etwas Anderes u Wichtigeres↲
dürfen wir behaupten; näml dass wenn↲
irgend ė von denj unter ihnen w hypothet ↲
sind, bejahend ist, alle bejahend sind; u ↲
wenn ė verneinend, alle.↲
 13.320[4]  Und ebenso für d disjunctiven.↲
   

243
   
   
ad 57¹³
  
und ebenso, dass wenn irgend ė disjunctives
od wenigstens irgend ė der disjunctiven von w jetzt sprechen↲
bejahend, alle; u wenn ė verneinend, alle.↲
 13.321[1]  Denn wie schon oben gzeigt, die Form↲
durch nichts als die Syntaxe ausge↲
drückt.↲
 13.321[2]  Diese aber bei allen hypothet [ü.Z.:](von w jetzt), u ebenso↲
bei allen disjunctiven [ü.Z.:](von w jetzt) gleich.↲
 13.321[3]  Sie bleibt dieselbe, ob d darin ent
haltenen Sätze existential od kategor.
od wie im̅er ausgdrückt sind;
[l.R.:]Denn u ebenso ob beim hypothet ė od mehre↲
re Voraussetzgn, im̅er dasselbe Ver↲
hältniss v Antecedens u Consequens ↲
u ob beim disjunctiven ė od mehrere↲
Glieder, im̅er die gleiche Zusammm̅en↲
ordng.↲
 13.321[4]  Also bleibt auch d Qualität dieselbe.↲
 13.321[5]  6. Es könnte aber geneigt sein, noch mehr↲
zu behaupten.↲
 13.321[6]  Näml dass wenn ė hypothet bejahend ↲
nicht bloss alle hypothet, sond auch↲
alle disj.v u.s.w. ↲
 13.321[7]  Denn könnte einer sagen, jedes ↲
hypothet lässt sich auf ė disjunctive ↲
Formel bringen u umgekehrt. ↲
z. B. wenn A ist, ist B – entw A ist nicht↲
od B ist.↲

244
Dies scheint ė schlagender Beweis,↲
u um so mehr, da selbst bei↲
mehrgliederigen disjunctiven das↲
selbe zu gelten scheint; indem↲
man sie [ü.Z.:]ebenso gut wie andre auf hypothet Sätze, näml ↲
[zw.Z.:]auf solche mit mehrfachem Vordersatz/ rückführen kann.↲
 13.322[1]  Auch ich war daher einmal dsr ↲
Ansicht.↲
 13.322[2]  Allein näher besehn, ist das was↲
[l.R.:] nun die angführten u andre Beispiele↲
zeigen, noch nicht ė voller Beweis↲
für d Reducirbark,↲
vielmehr nur für d Möglk für↲
jeden hypothet Satz ė aequivalenten
disjunctiven u umgekehrt zu bilden.↲
Dies etwas anderes, ↲
Und beweist nicht Gleichh d Form;↲
denn für jeden affirmat. Satz lässt↲
sich ė aequivalenter negativer↲
bilden u umgekehrt.↲
 13.322[3]  Und daher [ü.Z.:]hier Täuschg mögl; namentl ↲
da indirecte Aussagen, bei deren ↲
keiner noch klar [ü.Z.:] festgstellt , [u.Z.:]welcher Art die Form↲
u was d Materie ist.↲
 13.322[4]  In der That werden wir sehen, dass↲
die Ansicht nicht richtig.↲
Vielmehr nachweisbar, dass k ↲
hypothet auf ė disj. reducirbar ↲
u umgek., indem keines mit keinem ↲
[l.R.:]sei es in d Qualität, sei es in d Materie↲
übereinstimmm̅t.↲
 13.322[5]  Und hierin, dass d ė Aussageform↲
nur affirmative, die andre nur↲
negative Urtheile ausdrücken kann ↲
werden wir sogar den Grund der↲
doppelten Formel erkennen.↲
 13.322[6]  7. Nur dieses also [ü.Z.:] hinsichtl d [ü.Z.:] Form gesichert, dass↲
entw alle hypothet bejahend od ↲
alle verneinend ↲
u ebenso alle disjunctiven.↲
Und dies sehr wichtig.↲
 13.322[7]  8. Aber auch hinsichtl d Materie sind↲
wir noch etwas mehr zu bstim̅en ↲
im Stande als was wir früher↲
über d Beschränkg sagten.↲
Wir haben d Aufgabe gestellt
früher d Frage gstellt , ob nicht↲
vielleicht bei d Satzgliedern die↲
scheinbare Qualität ė andre als↲
d wirkle sei.↲
   

245
   
 13.323[1]  und ebenso, ob sie nicht vielleicht [ü.Z.:]einfach als
Theile nd Weise zum Ganzen der↲
Materie sich zusam̅enfügten od ↲
in ė and Weise zu ihr gehörten. ↲
[zw.Z.:] näml in der Weise etwa,/ Und dem entsprechend haben↲
wir dann d d Aufgabe gstellt ↲
zu bestim̅en ↲
1) w d einzelnen Sätze seien ↲
2, wie sie zur Materie ge↲
hören?
 13.323[2]  Was den 1ten Punct, also die↲
Feststellg der Qualität d Glieder,↲
betrifft, so ist leicht zu erkennen ↲
dass bei d disjunctiven Aussage↲
entw bei allen Theilen die schein↲
bare Qualität geändert od ↲
bei keinem (denn wie gesehn ↲
gleiche Stellg u daher Vertauschg) ↲
bei d hypothet dagg jedenfalls↲
entw bei d Vorder- od Nachsatz ↲
nicht aber bei beiden.↲
denn 1, ungleiche Stellg; k Ver↲
tauschg ohne Aenderung des Sinns.↲
2, deutlr noch, dass d Stellg Ein-↲

246
ad 57¹⁴
fluss auf d Qualität hat, wenn↲
beide Qualitäten geändert, u ↲
umgekehrt, der alte Sinn.↲
Nehmen wir an d Qual an d ė ↲
od and Stelle durch d Stelle↲
zum Ggtheil der scheinbaren,↲
so ist dies erklärt. A[nicht] B[nicht] B nicht[u.Z.:][nicht] A nicht.↲
 13.324[1]  3) ė Bestätigg endl in dem Ver↲
gleich mit dem disjunctiven ↲
Aequivalent wenn A nicht B entw A od B. das disjunctive ja wie gesehn ↲
gleichgestellte Glieder.↲
 13.324[2]  9. a) Ebenso in Bezug auf d 2ten
Punct ist klar, dass ausser jener einfachen [ü.Z.:]Auffassung des Verhältnisses↲
der Satzglieder zur Ganzen der Materie, wonach sie zusam̅engefügt das↲
Ganze der Materie ausmachen, hauptsächl noch die in Betracht kom̅en ↲
kann, wonach die Materie ė unbestim̅ter Theil des aus den zusam̅engefügten ↲
[l.R.:] Gliedern gebildeten/ Ganzen wäre./ (A u B; eines von/ A u B.)/ In beiden Fällen/ könnte es näml / geschehn, dass/ durch die Beur/theilg der Materie/ über die Wahrheit/ od Falschh der/ einzelnen Satzglieder/ nichts bestim̅t würde./ (A u B x ; ė v A u B.)/ Beispiel ė so ausgdrückten hyp. / u disj. Aussage.15 /
 13.324[3]  b) Ferner ist vor Allem offenbar, dass ↲
wenn d Glieder so, wie von Theile n
die zusam̅engefügt ė Ganzes
bilden, [ü.Z.:]zur Materie gehören, so dass also d [ Gsamt↲
zahl | Gsamt↲
[ü.Z.:]heit ] der Glieder die Materie↲
ausmacht, so muss [ü.Z.:] ist ds nur mögl wenn̅ die d Aussage↲
ė verneinende sein muss
   

247
   
 13.325[1]  b) [ü.Z.:]Und ebenso dass Wenn aber d Weise wie die↲
Glieder [ü.Z.:]so zur Materie gehören, dass↲
[l.R.:]von dem Ganzen die ist, das sie, [ü.Z.:]ihre Gsamtzahl zusam̅engefügt,↲
ė Ganzes bilden [ü.Z.:]ausmachen, von welchen
in unbestim̅ter Weise ė [ü.Z.:] unbestim̅ter Theil ↲
Materie des Urtheils ist, so
muss das Urtheil bejahend
sein muss. ↲
wg der 2 bei der Eintheilg ↲
d Urtheile betrachteten Gsetze . [l.R.:] (dem ganzen Inh. dem ganzen Umf. nach)
 13.325[2]  c) Ferner ist klar, dass jedenfalls↲
in beiden Weisen ė Aequjivalent ↲
darstellbar ist, nur muss [ü.Z.:]man die↲
Qualität der Glieder die das eine mal ↲
als Bejahungen aufgfasst werden, das↲
andre mal negativ bestim̅en; u um↲
gekehrt.↲
 13.325[3]  Denn ob wen̅ ich sage: d Existenz v A, d Existenz↲
von B u die Existenz von C sind nicht ↲
u. wiederum: ė von den Nichtexistenzen, der ↲
Nichtexistenz v A, der v B u der von C ist,↲
so ist die ė Aussage das genaue Aequivalent ↲
der andern.↲
 13.325[4]  So also auch hier, indem
nur das eine mal [ü.Z.:]jedes der Satz
glieder die entgggesetzte
Qualität [ü.Z.:]hat als d andremal.
Nachweis beim disjunct. ↲
beim hypothet.↲
 13.325[5]  10. Welches nun bloss Aequivalent ↲
u welches dasselbe Urtheil?↲
Hier wird der Grundsatz gelten,↲
dass wo möglichst wenige Modi↲
ficationen der scheinbaren Qualität.↲
 13.325[6]  Zweifache Darstellg des dis↲
junctiven. – Es ist offenbar↲
bejahend.↲
 13.325[7]  Zweifache des hypothetischen.↲
Es scheint zweifelhaft.↲
 13.325[8]  Es entscheidet sich aber↲
1) bei [ü.Z.:] mehr als 2 Gliedern der Mehrh v Vordersätzen↲
[zw.Z.:] (der Nachsatz kann nicht vervielfältigt werden/ ohne Vervielfältigg d Urtheils) / 2) u ė Bestätigg durch den↲
Vergleich mit der (verwandten)↲
kategor Aussage A.↲
Alle Δe zur ∡sum̅e 2 R ↲
wenn etw ė Δen ist, hat es zur ∡sum̅e 2 R ↲
α) negativ ↲
β) Aendrg d [ü.Z.:]scheinbaren Prädicats in d negativen↲
[zw.Z.:] Ggsatz./ Aendrg d scheinbaren Nachsatzes in ė Satz↲
mit entggggesetzter Qualität.↲
   

248
   
 13.326[1]  12. So ist denn d Resultat gwonnen ↲
1) was d Qualität anlangt: die der↲
hypothet Aussagen negativ, die↲
der disj. positiv ↲
2) was d Materie anlangt:↲
α) d Qualität der Satzglieder↲
beim hypothet die des Vorder↲
satzes d scheinbare, die des↲
Nachsatzes die entgggesetzte . ↲
β) beim disjunctiven in allen↲
Gliedern die scheinbare. ↲
β) die Weise wie sie zur Ma↲
terie gehören:↲
beim hypothet istt die zu
Gesam̅theit der zusam̅engefügten ↲
Glieder die Materie ↲
beim disjunctiven ist [ü.Z.:]sie ė un↲
bestim̅ter Theil aus der Gesam̅th der Glieder.↲
 13.326[2]  13. Hienach ist es denn auch leicht ↲
die allgmeinen Gesetze der
Rückführg auf den Existential↲
satz
auszusprechen.↲
1) für d hypothet : Man verändere↲
d scheinbare Qual des Nachsatzes, ver↲
einige ihn copulativ mit dem Vorder-↲

249
ad 57¹⁵
satz u verneine das Ganze ↲
2) für d disjunct : Man vereinige↲
die Glieder der Disjunction copu↲
lativ, u bejahe ė unbestim̅tes ↲
Glied der so erhaltenen Gesam̅theit . von d Existenz[ü.Z.:] [r.F.:]en [Bl.:] v A, d Ex v. B, u d
Ex v C &c ist eine.↲
 13.327[1]  14. Man sieht wie ungelenk die↲
Ausdrücke, u wie sehr die Sprache↲
daher solcher [ü.Z.:] besondrer conditionaler ↲
Formeln bedurfte.↲
 13.327[2]  15. Die hypothetische Aussage lässt↲
sich leicht auch auf ė katego↲
rische zurückführen von der↲
Form E: z. B. Wenn A ist, ist B ↲
es ist nicht d Existenz v A ohne↲
die Existenz von B . (ė ohne d Existenz↲
[u.Z.:] v B seiendes) / Bei der disjunctiven ist dies↲
[ü.Z.:]nicht wohl un mögl, weil sich die Materie↲
nicht in ∼ Weise wie die des↲
hypothetischen in mehrere↲
Bestandtheile zerlegen lässt,↲
um daraus Subject u Präd. zu↲
bilden.↲
 13.327[3]  So Trendelenburg in gew Weise↲
Recht.↲
   

250
   
 13.328[1]  16. Bei den bisher geführten Erörtrgn ↲
hatten wir direct nur die↲
einfachen hypothet [ü.Z.:] u disj Formeln↲
[l.R.:]im Auge und schlossen die verwickelteren,↲
bei w d einzelnen Glieder nicht↲
in existenzialer, sond [ü.Z.:]selbst wieder in ė ↲
der complicirteren Formeln↲
gekleidet waren von der Be↲
trachtg aus.↲
 13.328[2]  Indessen haben die Ergebnisse,↲
wie schon Anfangs bemerkt, auch↲
für sie volle Bedeutg. Auch von ihnen sind alle hypothet ↲
negativ, alle disj. positiv.↲
Und auch sie können [l.R.:] nach d angegebenen Gesetze auf ė ↲
einfachen Existenzialsatz redu↲
cirt werden.↲
 13.328[3]  Nur ist bei ihnen wegen der↲
mehrfachen Verwicklg ein↲
mehrfacher Reductionsprocess ↲
erforderlich.↲
 13.328[4]  17. Man kann [ü.Z.:]hiebei zuerst die Ausdrücke↲
der einzelnen Glieder u dann↲
das Ganze reduciren od auch↲
umgekehrt. ↲
z. B. wenn A B ist, ist C D ↲
= wenn es ė B seiendes A gibt, gibt↲
es ė D seiendes C ↲
= Die Existenz ė B seienden A und↲
Nichtexistenz ė D seienden C↲
ist nicht.↲
oder in umgekehrter Ordng . ↲
= dass A B [ü.Z.:]ist u es ist nicht C D ist,↲
[zw.Z.:]ist falsch / u dann = es gibt [ü.Z.:] dass es ė B seiendes A u Nicht↲
existenz
nicht ė D seiendes C [ü.Z.:]gibt, ist falsch ↲
(od was dasselbe ↲
die Existenz ė B seienden A↲
u.s.w. wie oben.↲
 13.328[5]  18. So zeigt sich denn, wie in der↲
That auch d conditionalen
Formeln alle auf d Exis↲
tentialsatz zurückführbar↲
sind.↲
 13.328[6]  19. Wir sehn also was Kant
begegnet ist, als [ü.Z.:]er den Unter↲
schiede der kategor, hypothet ↲
u disj. Aussagen unter dem↲
Namen des Unterschieds der↲
Relation als einen der 4 ↲
Haupttitel der Eintheilg ↲

251
der Urtheile nach der blossen
Verstandesform aufstellte↲
u darauf s wesentlstn metaph ↲
Sätze basirte.↲
 13.329[1]  Was er für ė Unterschied d ↲
Verstandesform hielt, ist haupt↲
sächl Unterschied der [ü.Z.:]Form des Ausdrucks.↲
Im übrigen spielen nur solche↲
[l.R.:]Unterschiede herein, welche Kant entw.
grundsätzl ausgschlossen hat,↲
wie Unterschiede der Materie,↲
od solche die ė andern Haupt↲
titel anghören: der Form,↲
wie denn d hypothet Formel↲
bloss negativen, d disj. bloss ↲
positiven, d kateg. u (fügen↲
wir hinzu) d existentiale↲
beiden Classen [ü.Z.:]von Urtheilen Ausdruck↲
verleihen kann.↲
 13.329[2]  20. Doch da wir von Kant ↲
sprechen, so muss ė Bedenken
berührt werden.↲
 13.329[3]  Wir erinnern uns, dass Kant ↲
die disj. Aussage anders↲
fasste: E doppeltes Ver-↲

252
ad 57¹⁶
hältniss wollte er in ihr ausge↲
drückt sehn, der Gmeinschaft [ü.Z.:] zusam̅en d ganze Sphäre; k mittleres
u d Entggsetzg .↲
 13.330[1]  Wie wir es fassten [l.R.:] u wir zeigten dass dies d Fassg w. allein weit genug ist, um alle Beispiele disj. Urtheile zu begreifen, nur das 1te ,
[zw.Z.:] (z. B. Die Bösen werden bestraft, entw in dsr od in d andern Welt .) / u so führten wir es zurück.↲
[l.R.:] dies war auch/ d Auffassg in/ älterer Zeit. / z. B. Goudin S. 49:/ „ Propositio dis/junctiva est, quae/ unitur particula/ disjunctiva vel,/ aut … Ad illius/ veritatem suffi/cit alterutram/ esse veram. “ /
 13.330[2]  [l.R.:] Doch schon vor/ Kant findet sich/ d Auffassg in s / Sinn verändert / z. B. bei Arnauld :/ 2 Arten zu schliessen , / 1, ė Theil leugnend / d andern bejahen: / 2, ė Theil bejahend,/ d andern leugnen:/ Bernard war ė / Heiliger od ė Btrüger / &c./ doch sagt er diese/ 2te Art sei „ moins / naturelle “. S. 266. vgl 164. /
 13.330[3]  21. Es fragt sich [ü.Z.:]nun ob auch d disjunctive ↲
Aussage, [ü.Z.:]auch in dem Sinn den Kant
ihr gibt, auf d Existential↲
satz zurückführbar?↲
 13.330[4]  Ja! Man hat zu dsm Zweck↲
ganz das alte Verfahren einzu↲
halten, nur mit dem Unter↲
schied, dass man mit jedem ein↲
zelnen der zusam̅engefügten ↲
Glieder die andern mit umge↲
wandelter Qualität
verbindet. ↲
z. B. entw ist A od es ist B od ↲
es ist C =↲
eines von d Exist v A mit d Nichtex. ↲
v B u d Nicht. ↲
v C d Exist v B mit d Nichtex ↲
v A u d Nicht. v C u d Exist v C mit d Nichtex ↲
v A u d Nex. v B ist.↲
 13.330[5]  Was freilich eine noch weit↲

253
schwerfälligere Formel gäbe↲
als die früher erhaltene; u.
natürl , da der Inhalt um ė ↲
bedeutendes vermehrt.↲
 13.331[1]  22. Aber auch d andre , so wie die,↲
[l.R.:] zu w die hypothet Aussage führt ↲
[ü.Z.:]wie früher bemerkt schwerfällig gnug, um die
Unentbehrlk d conditionalen ↲
Formeln darzuthun. [i.Z.:]Und so der
[zw.Z.:] Grund u d Nothwendigk erkannt./
 13.331[2]  23. Aber noch mehr erkennen wir↲
aus d Untersuchgn.↲
 13.331[3]  Nicht bloss d Nothwendigk bes. ↲
conditionaler Formeln, sond ↲
a) auch den Grund ihrer Mehrh ,↲
[ b) u | u b) ] den Grund warum nicht
mehr als 2 .↲
 13.331[4]  d 1te darum, weil wed in↲
Materie noch Form ė hyp. mit↲
ė disj. identisch sein kann.↲
d 2te weil nur 2 Weisen↲
mögl sind, in w es geschehn kann ↲
dass in ė Urtheil die Materie↲
nicht dem Ganzen nach be↲
urtheilt wird..↲
1) so dass sie nicht dem ganzen↲
Inhalt nach beurtheilt ↲
wird, u diess beim negativen↲
Urtheil mit zusam̅engesetzter ↲
Materie ↲
2) so dass sie nicht dem ganzen↲
Umfang nach beurtheilt ↲
wird, u dies beim affir↲
mativen Urtheil mit all↲
gemeiner Materie.↲
 13.331[5]  Das aber ist, [l.R.:] abgesehn v dem, dass d Urtheile indirect, das Charak↲
teristische
der conditionalen ↲
Aussagen, dass sie über die↲
einzelnen darin enthalte↲
nen Glieder nichts be↲
stim̅t
.↲
 13.331[6]  Und dies [ü.Z.:]erreicht d hypothet. durch↲
d 1te Gesetz. ↲
die disj. in Folge d 2ten ↲
Gesetzes.↲
 13.331[7]  24 Und rechnete man sie Dies ist was sie von
nebst vielen andern [ü.Z.:]Aussagen zu den
s. g. zusam̅ unterscheidet
wie z. B. [l.R.:]a) d copulativen
(– und –), conditionalen ,

254
c) rationalen (also) (Goudin S 49) ↲
d) causalen (weil, damit) zu ihnen auch↲
e) reduplicativen [l.R.:] „homo, inquantum homo est rationalis. “ = „ratio, cur homo sit rationalis est quia est homo“. Goudin S. 52. Arnauld S. 167.
f) relativen [i.Z.:] z. B. d Erde bewegt sich, wie
[zw.Z.:] schon Kopernicus erkannte, um d Sonne . / (in and Fällen aber andrer Ausdruck für hypothet / u. wiederum in andern Theil d Materie. / b) discretiven (das – aber nicht das) u. s. w. u. s. w. mit welchen↲
man sie in der ältern ↲
Logik unter dem Titel↲
der „ zusam̅engesetzten Aus↲
sagen
“ zusam̅enstellte (vgl ↲
Arnauld u Goudin [ü.Z.:]S. 49) ↲
Betrachtet man dse näher,↲
so sieht man dass mehrere
Aussagen.↲
Diese aber eine.↲
 13.332[1]  25. Ein zusam̅engesetztes, das↲
mehrere Aussagen, auch das↲
partitive [l.R.:] od divisive ( theils theils
manchmal auch ausgedrückt ↲
durch entw oder) w nicht↲
mit d disjunctiven zu ver↲
wechseln. ↲
z. B. die lebenden Wesen sind↲
theils geistig, theils körper↲
lich .
= ė Theil der lebenden Wesen↲
sind geistig, die übrigen sind↲
körperlich.↲
   

255
   
   
57¹⁷
 13.333[1]  26. Von den Aussageformen, die nicht↲
existential sind, wollen wir nach↲
dem wir d kategor, d hypothet u ↲
disj. betrachtet, nur noch der ad↲
verbialen
Formeln kurze Erwähng ↲
thun.↲
 13.333[2]  Auch sie sind Formeln für in↲
directe
Urtheile, drücken die↲
selben aber besteht darin , dass sie
dieselben in der Weise ausdrücken,↲
dass sie die zu ihrer Materie↲
gehörigen Urtheile mit blosser ↲
Hinzufügg ė Adverbiums direct ↲
aussprechen. ↲
z. B. Gott ist gewiss gerecht . ↲
ė Kreis ist unmögl 4eckig .↲
Weitere Erörtrgn können wir↲
uns, da die Reduction k ↲
Schwierigk hat, ersparen.↲
Und überhaupt unsre Unter ↲
suchgn über d Eintheilg d Aus↲
sagen hinsichtl d Unterschieds↲
ihrer Ausdrucksformen ab↲
schliessen.↲
 13.333[3]  27. Fassen wir kurz zusam̅en :↲
1, existenziale, die [ü.Z.:] allgmeinste u einfachste; zweitheilig ↲
2, nichtexistentiale, mehr od ↲
minder künstl u auf d erstere↲

256
zurückzuführen.↲
 13.334[1]  Von diesen 1, d kategorische, mit↲
ihren s. g. 4 Classen, die näher↲
betrachtet sich auf 2 reducirten,↲
[zw.Z.:] ė affirmativ particuläre u ė negativ universelle/ [l.R.:] [or.F.:](hier d pseudokategor. erwähnt) / [Bl.:]2, d conditionalen , Ausdruck↲
gew. indirecter Urtheile.↲
 13.334[2]  Zwei Arten. 1, d disjunctiven , alle↲
positiv der Form nach, mit ė (man↲
könnte sich so ausdrücken) dis↲
junctiven Verbindg der zur Ma↲
terie gehörigen Sätze.↲
2, d hypothetischen, der Form nach↲
alle negativ, mit ė copulativen ↲
Zusammm̅enfassg der Glieder zur↲
Materie.↲
3, d adverbialen, von w zuletzt↲
gehandelt.↲
 13.334[3]  28. Die alten Logiker pflegten↲
die Aussagen ihrer Ausdrucks↲
weise nach auch in f. 2 Classen ↲
zu theilen:↲
propositio exponens u prop.
exponibilis . d. i. ė solche, [ü.Z.:] der w. durch↲
ė Besonderh des Ausdrucks den↲
Sinn dunkel machte, u. daher↲
durch ė deutlre zu erklären sei↲
(näml die exponens). Als
exponibiles pflegten sie die oben↲
erwähnten reduplicativen Sätze↲
sowie die [ü.Z.:] w sie die exceptiven [l.R.:] alle animalischen Wesen, ausser den Menschen, entbehren d Vernunft u. exclusiven [l.R.:] Gott allein ist weise
nannten aufzuzählen.↲
 13.334[4]  29. Dies zieml willkürl .↲
 13.334[5]  Wir haben gesehn, wie nicht bloss ↲
diese zusam̅engesetzten Aussagen,↲
sond auch einfache. Eigentl alle
Formeln ausser d existentialen↲
exponibel u diese d exponens.
Will man aber d „exponibel“ in↲
ė beschränktern Umfang anwenden,↲
so nichts dagg; denn allerdings↲
manche Ausdrücke in besonderem↲
Maasse d Erklärg bedürftig.↲
Wir haben gesehn dass kleine↲
Nuancen des Ausdrucks bei↲
den von uns besprochnen Form↲
eln häufig sind.↲
 13.334[6]  Namentl haben [ü.Z.:] bei d kategorischen,↲
[l.R.:] w. als d üblichsten auch d meisten↲
Variationen haben. Diess könnn̅en ↲
so weit gehn, dass Urtheile ė ↲
[l.R.:] Gstalt d Ausdrucks bekom̅en, die sonst↲
ė ganz andern Urtheil zu dienen↲
pflegt. z. B. A ist A . ↲
E fleissige Frau verdient↲

257
Lob . [l.R.:] ė Δ hat 3 Winkel (hypothet. od negativ) ↲
Und so auch bei zusam̅engesetzten Aussagen.↲
Solche Aussagen wohl am meisten
exponibel zu nennen. Sie for↲
dern am meisten Vorsicht, ∼ wie↲
d aequivok gebrauchten Namen,↲
denn auch hier ė Aequivocation.↲
 13.335[1]  30. So führt uns dies zur 3ten
[l.R.:] u letzten Eintheilg d Aussagen, die wir↲
oben angekündigt:↲
1, univoke
2, aequivoke .↲
Was hier zu sagen, ist keine
blosse Wiederholg dessen, was↲
bei den Namen, obwohl es↲
nach dem dort Gesagten k ↲
Schwierigk mehr hat.↲
Denn ganz analog.↲
 13.335[2]  31. Wie näml im Namen, so kan̅ ↲
[l.R.:]auch in den den Namen zum Ur↲
theile ergänzenden synkatego↲
rematischen
Ausdrücken u. ↲
in der Syntaxe ė Aequivocation ↲
liegen u ebenso kann sie↲
sich in d Weise [ü.Z.:] u in d Mitteln d Zusam̅en↲
függ mehrerer
Aussagen sich↲
finden.↲
 13.335[3]  32 Es wäre gut, die wichtigsten↲

258
57¹⁸
vollständig zu sam̅eln .↲
 13.336[1]  [l.R.:] [bl.F.:] NB [Bl.:]Doch da dies noch nicht geschehn, so↲
wollen wir sie wenigstens durch↲
einige Beispiele charakterisiren,↲
die dazu dienen werden den↲
Blick für Entdeckg solcher Aequi↲
vocationen überhaupt zu↲
schärfen.↲
 13.336[2]  1. allgmeine u particuläre kateg. Aus[u.Z.:]sage . ↲
wie in d eben gegebenen Beispielen ↲
[l.R.:] manchmal uner/kennbar z. B./ ė Seele ist d / Unsterblk theil/haft / ė Δ hat zur ∡/sum̅e 2 R / (dann prop. in/definita) / sc. sec. quantitatem./
 13.336[3]  2. [bl.F.:] [ü.Z.:] allgmeine u collective Aussage [Bl.:]Sätze, wo das [u.Z.:] [r.F.:] collective [Bl.:] Subject dis↲
tributiv u wo es Collectiv ↲
supponirt . ↲
[ü.Z.:] [bl.F.:] die Δe haben 2 R [Bl.:] die Apostel sind Gali↲
läer [bl.F.:](2 Sätze) ↲
[Bl.:] die Apostel sind 12 . ↲
[l.R.:] d 2tgeborne von 6 Brüdern, w zusam̅en ė Schwester hatten [l.R.:] [r.F.:] diese Leute sind gelehrt diese besitzen ė Mill. Gulden 16 [zw.Z.:] [bl.F.:](Goudins irrige Regel: alle Sum̅en aus 3[?] Zahlen deren jede < 5 sind 12.
 13.336[4]  [Bl.:]3. Sätze, wo das Subject confus ,
u wo es determinirt [ü.Z.:] [ [r.F.:] indirecte u directe Aussagen ] [Bl.:] supponirt
z. B. ė Auge ist nothwendig ↲
zum Sehen ↲
[zw.Z.:] [bl.F.:] richtig: k Auge ist zum Sehen nothw . Falsch Zum Sehen ist k Auge nothwendig . [l.R.:] [Bl.:] nicht = ė zum Sehen nothwendiges Auge ist . sond = dass ė sieht u k Auge hat ist unmögl Es gibt nicht ė zum Sehen nothw Auge ↲
Es ist unmögl ė Sehen ohne Auge ↲
ė Mensch hat Amerika
entdeckt. [bl.F.:](Goudin irrig ↲
 13.336[5]  [Bl.:]4. Sätze, wo das Subject ampli↲
ficirt [ü.Z.:]nicht amplificirt supponirt ↲
z. B. Mansueti haereditabunt terram ↲
[u.R.:] Dagg. 7 Jahre werden fruchtbar sein [l.R.:] (wo das Tempus der/ copula bloß d Prädicat od / auch d Subject afficirt. / d Könige werden entthront werden / dagg: d Lachenden/ werden weinen / [l.R.:] Goudin
   

259
   
 13.337[1]  [o.R.:] 5. Wo das Subject durch d Prädicat restringirt supponirt / z. B. Alle Menschen gehen durch eigne Schuld ver/loren. [r.R.:] (werden durch eigne Schuld unglücklich)./
 13.337[2]  [l.R.:] 6. Auch andre / Fälle könnte/ man hieher/ rechnen wo/ d Prädicat / d Subject / modificirt./ Von denen / oben . / z. B. ė Mensch/ ist todt /
 13.337[3]  7. Sätze mit d „alle“, wo dies↲
rigourös – nicht rigourös zu↲
nehmen. Arnauld II, 13.↲
Alle Weiber sind schwatzhaft.↲
[zw.Z.:] ebenso: „die“ Menschen haben 2 Hände.
 13.337[4]  [l.R.:] 8. „ “ bald/ jetzig, bald/ zeitl unbeschränkt;/ bald de facto,/ bald nothwendig / z. B. alle Menschen/ sind Christen [ü.Z.:]auf Erden / alle Δe haben/ zur ∡sum̅e 2 R /
 13.337[5]  9. Modale Sätze in sensu com↲
posito
u in sensu diviso.↲
etwas Weisses kann schwarz↲
sein. Wer steht, kann sitzen ↲
componendo albedinem com ↲
nigredine nego.↲
seclusa albedinem concedo.↲
 13.337[6]  10. Eingefügte Relativsätze,↲
explicativ od determinativ
z. B. die Menschen, w gschaffen sind ↲
um Gott zu erkennen u zu↲
lieben ( Arn. II 6.
die Menschen, w from̅ sind ↲
&c.↲
 13.337[7]  11. eigentl relativ od conditional .↲
Wer das gthan hat, wird gstraft werden ↲
Wer das thut, wird gstraft werden ↲
 13.337[8]  12. entw – oder partitiv (schon brührt ↲
 13.337[9]  13. Confuse Subjecte, die 2en aequivalent ↲
sind (Arnauld II, 12.) z. B. die Kirche dses Dorfs ↲
[o.R.:] ist anno X abgebran̅t u dann grösser u / schöner wieder aufgbaut worden. (Dieses Haus stand in Gottes Hand)/ „Diese ist mein Leib cf Arnauld. Beim hinweisen/den Wort „dieses“ noch nicht consecrirt./ Verhältnisse d Urtheile zu einander.
 13.337[10]  14 Man könnte hieher auch noch d Aequi↲
vocation rechnen, woran sich d be↲
rühmte Sophisma knüpft:↲
k Katze hat 2 Schw ↲
ė Katze hat ė Schw mehr als k Katze ↲
also hat sie 3 Schw.↲
„keine Katze“ einmal ė Theil d Copula ↲
das andre mal = 0 Katze ↲
keine Katze im Sinne von 0 Katze hat↲
0 Schwanz.↲
[or.F.:] Mißverständle Aussagen, wg ↲
Aequivoc d Form. obwohl in↲
sich selbst deutl.↲
[Bl.:] cf Nr 3 ↲
 13.337[11]  [l.R.:] [15.17 einige Δe sind/ recht∡ , sc./ unter den denkbaren)./
 13.337[12]  [l.R.:] (16. „ist“ bald/ zeitl, bald/ universell) / (prop. indefi/nita) ] /
   

260
   
   
57¹⁹
    Verhältnisse d Urtheile zu einander
 13.338[1]  Wie wir an d Eintheilg d Vorstellgn u
Namen einige Bemerkgn über gew ↲
wichtige Verhältnisse der Vorstellgn ↲
zu einander knüpften,↲
So müssen wir jetzt d Eintheilg der Ur↲
theile
einiges über gew wichtige Ver↲
hältnisse von [ü.Z.:]die zw Urtheilen bestehen an↲
fügen.↲
 13.338[2]  Sie werden ė unmittelbare Vorbreitg
der spätern Erörtrgn über d Prüfg ↲
der mittelbaren Erkenntnisse sein.↲
 13.338[3]  1. Identität (gleiche Materie u gleiche [u.Z.:]Form)↲
a, mit ↲
b, ohne gleichen Ausdruck ↲
 13.338[4]  Genugsam erläutert durch↲
d Erörtrgn über d Reduction ↲
auf d Existentialsatz.↲
Aber natürl auf das dort↲
berührte nicht beschränkt
wie z. B. Synonymität d Na↲
men, wie der sie zur Aussage↲
[zw.Z.:]ergänzenden Zeichen / Conversion der kategor Aus↲
sagen. (wenigstens die s. g. ein↲
fache
). [l.R.:] Man unterschied eine/ 3fache simpliciter einf / per accid / (mit Veränderg d / Quantität / per contrap / (mit Hinzufügg v / Negationen /
 13.338[5]  [l.R.:] Feci 18 simpliciter convertitur. Eva per accid / Asto per contrap. sic fit conversio tota/ (die letzten Verändrg d Sinns: aequivalent ?) / Conversion d hypothet Aussagen./ (Einfach dreht sich d Derwisch,/ per acc dreht sich d Erdball / Nachen[?], Fährmann[?] / Doch kehrt contraponirt auch d / [Franzose| [ü.Z.:]Kosacke ] sich um / Endlich contraponirt / Contraponirt im Kampf dreht sich auf um d Kosake[?] / k Mensch wohnt auf d Davalagiri./ Irgend ė auf d Davalagiri wohnender ist nicht Mensch /
 13.338[6]  Es kann geschehen, dass [ü.Z.:]einer auf den↲

261
1ten Blick zweifelt ob identisch↲
od nicht.↲
 13.339[1]  [l.R.:] 2. Ggsatz , genauer/ gsagt contra/dictorischer / Ggsatz (Widerspruch) =/ gleiche Ma /terie u ent/gegengesetzte / Form./
 13.339[2]  [l.R.:] NB . gewöhnl ė / 3facher od 4facher Ggsatz / in d Logik./ im Allgmeinen / definirt als/ repugnantia / inter duas pro / positiones eodem / prädicatio & / subjecto con / stantes./
 13.339[3]  [l.R.:] 1) contradictorisch / wen̅ d ė Satz affirm. d / andre negativ u d ė all/gmein, d andre / particulär, od / beide individuell. / (wed zusam̅en / wahr, noch —) /
 13.339[4]  [l.R.:] 2) conträr, wenn/ beide allgmein,/ d ė affirm, d / andre negativ/ (nicht zusam̅en / wahr) /
 13.339[5]  [l.R.:] subconträr / beide partic / d ė affirm, d / andre negativ/ (nicht zusam̅en 19 / falsch) d beiden /
 13.339[6]  [l.R.:] subaltern / beide von/ derselben/ Form, die ė / allg. d andre / partic (na/türl nach/ d gewöhnln / Auffassung, also/ A u I, E u O./ Wenn20 / D allgm / wahr d / partic / wenn dse / falsch / auch d / allgm /
 13.339[7]  [l.R.:] ( die 3 letzten / unrichtig;/ Es bleibt uns/ der contra/dictorische )21 /
 13.339[8]  3. Aequivalenz , die, wenn das e [ü.Z.:] ė od mehrere Urtheile so↲
viel sagt [ü.Z.:]en, wie die [ü.Z.:] ė od mehrere andere [ü.Z.:] Urtheile , wenn↲
sie auch vielleicht nicht mit↲
ihnen identisch sind. ↲
z. B. es ist wahr, dass — ↲
 13.339[9]  Mehrere Fälle. ↲
1) von 1 : 1 ↲
2) von 1 : mehreren z. B. Hans ist fleissig ,↲
Peter ist fleissig ↲
3) von mehreren : mehreren ↲
z. B. Hans u Peter sind fleissig ↲
Hans u Peter sind brav ↲
Hans ist brav u fleissig ↲
Peter ist brav u fleissig .↲
 13.339[10]  Von den einzelnen Classen ↲
wieder mehrfache Fälle.↲
 13.339[11]  [l.R.:] ad 1. 1) indirecte Aequivalenz
zB A ist – es ist wahr, dass A ist ↲
– es ist falsch, dass A nicht ist.↲
Hieher auch die Contrapositionen
irgend ė Mensch ist nicht grecht ↲
Irgend ė nicht gerechter ist nicht nicht Mensch ↲
alle Menschen sind lebende Wesen ↲
Alle nicht lebenden Wesen sind nicht Menschen.↲
[o.R.:] Hieher auch d hypothetischen u d / entsprechenden disjunctiven /
 13.339[12]  2) Aequivalenz v Sätzen mit↲
correlativer Materie [i.Z.:] [dazu Concretum u Abstractum ] ↲
z. B. ėe Ursache ist–↲
ėe Wirkg ist ↲
A wird von B bewegt –↲
B bewegt A u. s. w. ↲
 13.339[13]  3) Aequivalenz von [ü.Z.:]affirmativen Sätzen ↲
von w der eine unbestimmt↲
junctives Urtheil is eines↲
von zweien [ü.Z.:]Termini affirmirt, die↲
durch Hinzufügg contra↲
dictorischer Bestim̅gn zur↲
Materie des andern gebildet↲
sind ↲
z. B. A ist, AB od AB ist ↲
 13.339[14]  4) Aequivalenz von absoluten↲
u relativen Bestim̅gn ↲
od auch von relativen Be↲
stim̅gn unter einander,↲
wie sie in d Mathematik↲
vorkom̅en . ↲
z. B. 2 . 2 sind; es sind 4 ↲
es sind 4 + 5; es sind 9.↲
[l.R.:] (od identisch?/ u nur wg d nicht/Verbindens d Be/griffe in unserem/ Denken verschieden?/ – Dies scheint richtig! /
   

262
   
 13.340[1]  Diese Beispiele (denn mehr↲
als Beispiele sollen es nicht↲
sein, mögen gnügen, um↲
die mannichfaltige Weise, wie↲
Urtheile aequivalent sein können ↲
zu charakterisiren.↲
 13.340[2]  In der ältern Logik sprach man↲
von einer Aequivalenz od viel↲
mehr wie man es nannte von↲
ė Aequipollenz der Urtheile ↲
in ė engern Sinn. Man verstand↲
darunter solche [ü.Z.:] d Verhältniss zweier in unserm Sinn↲
aequivalenter, zum Theil auch↲
identischer Urtheile, [ü.Z.:]von welche[i.Z.:]n [ü.Z.:]das eine durch↲
Hinzufügg von einer od mehreren↲
negativen Partikeln zu ė dem↲
2 Urtheilen, die in [ü.Z.:] andern contradictorischen,↲
conträren od [ü.Z.:]in subalternem Ver↲
hältniss zu ihm stehenden Ur↲
theile gebildet war.↲
[l.R.:] Nicht alle Menschen sind sterblich / Nicht ein Mensch ist ge/recht“./ Kein Mensch disputirt nicht / Alle Menschen disput nicht / Nicht ė Mensch disputirt nicht / = alle Menschen disputiren /
 13.340[3]  Es galt dafür der Vers:↲
Prae contradic: post, contra:↲
prae postque subalter. [u.Z.:] (Goudin 54
[l.R.:] Setze bei contradic/torischer vor, u nach/ bei conträrer / Setze es vor u nach bei/ subalterner Behauptg / [zw.Z.:] [Die etwas ∼ Aequipollenz d Neueren s bes / Überweg.]
 13.340[4]  So eng gefasst, hätten die aequi↲
valenten Urtheile für d Wissen↲
schaft wenig Bedeutg.↲
   

263
   
   
57²⁰
 13.341[1]  [l.R.:] ad 2./ u. 3. Wie es bei d Aequivalenz von↲
1 u 1 Urtheile mehrfache↲
Fälle gibt, so auch bei der↲
Aequivalenz von 1 u mehre↲
ren
u der von mehreren
u mehreren.↲
 13.341[2]  Wir gaben oben ė einfaches↲
Beispiel der 2ten Classe.↲
E anderes wäre z. B. dies:↲
A ist nicht = AB ist nicht↲
und AB ist nicht↲
= ABC x, ABC x u AB x↲
u. dgl.↲
 13.341[3]  Wir gehn nicht weiter darauf↲
ein, da nach den Fällen, die↲
wir für d 1te Classe unter↲
schieden haben, analoge Unter↲
scheidgn bei den andern k ↲
Schwierigkeit haben.↲
   

264
   
 13.342[1]  4. Aequivalenz zum [ü.Z.:] contradictor Ggsatz
od contradict. Ggsatz zum Aequivalent.↲
Auch dies hat nach d Erörtrg ↲
der beiden vorigen Verhältnisse↲
k Schwierigk.↲
Setzt es sich ja aus ihnen↲
zusam̅en.↲
Beispiel: ė Ursache ist –↲
ė Wirkg ist nicht ↲
es sind 12 ↲
es sind nicht 2 × 6.↲
 13.342[2]  5. Einschluss ( u ↲
Eingeschlossensein) ↲
Wen̅ ė Urtheil in [ü.Z.:] ė od mehreren andern ↲
enthalten ist. ↲
entw explizite od actuell ↲
(in ė Mehrh v Urtheilen, von↲
w eines identisch ist)↲
oder implicite od virtuell, der↲
Kraft nach, wenn es aus dem ↲
wovon man sagt, dass dieses es enthalte,↲
gefolgert werden kann.↲
Diese letzteren vorzügl sind↲
v Wichtigk.↲
 13.342[3]  2 Classen
1, von 1 in 1 ↲
2, 1 in mehreren.↲
 13.342[4]  ad 1. mehrere Fälle . ↲
[zw.Z.:] die wichtigsten etwa ff. 1. Bejahg d Ganzen – Bejahg ↲
d Theils [l.R.:] (in mannichfacher Weise) 2. Verneing d Theils – Verneing ↲
d Ganzen 3. Bejahg d Besondern – Be↲
jahg d [u.Z.:]Materie 4. Verneing des Allgemeinen –↲
Verneing d Allgmeinen [ü.Z.:]besonderen [u.Z.:]Materie 5. Indirecter Einschluss ↲
z. B. Es ist sicher, dass ↲
Es ist nothwendig, dass ↲
 13.342[5]  Natürl gilt, was von dem↲
in ė dsr Weisen eingeschlosse↲
nen gilt, auch von s ↲
Aequivalenten . ↲
z. B. es gibt [ ė Besitz | ė [ü.Z.:] Eigenthum ] –↲
es gibt ė vernünftiges↲
Wesen .
[l.R.:] (weil nur ė solches/ besitzt (Eigenthum) /
 13.342[6]  ad 2. ebenfalls mehrere Fälle ↲
ė Beispiel: A ist ↲
AB ist nicht AB .↲

265
Alle Menschen sind sterblich ↲
u ich bin ė Mensch – Ich↲
bin sterblich ↲
 13.343[1]  [l.R.:] eigentl aequivalent Entw ist d Welt nothwendig ↲
od durch Zufall od durch Gott. Sie ist nicht nothwendig ↲
u nicht durch Zufall –↲
durch Gott.↲
 13.343[2]  6. Einschluss ė [ü.Z.:] contradict Ggsatzes
auch wieder explicite od ↲
implicite ↲
von 1 ↲
von mehreren ↲
 13.343[3]  7. Einschluss d Wahrschein↲
lichkeit
.↲
Hier im̅er mehrere Urtheile ↲
(od etwa eines, das mehre↲
re implicite zusam̅enfasst [r.F.:]) ↲
[Bl.:]Denn wir erinnern uns, dass↲
d Wahrscheinlk theilweise auf↲
unserem Wissen theilweise ↲
auf unserer Unwissenheit

266
57²¹
beruht. ↲
z. B. die meisten Würzburger↲
sind brave Leute.↲
Hierin liegt d Wahrscheinlk,↲
dass d nächste der mir begegnen↲
wird, ė braver Mensch ist ↲
vorausgesetzt, dass ich k andern Anhaltspunct zu Vermuthungn ↲
habe.↲
 13.344[1]  8. Einschluss d Wahrscheinlk
des Ggsatzes .↲
Nach dem vorigen ohne↲
Schwierigk.↲
 13.344[2]  Nebst dsn Verhältnissen will↲
ich nur kurz [ü.Z.:]als ė 9t. Verhältnisses↲
[l.R.:] d Verhältnisses zw dem für uns Erkennbareren↲
u [ü.Z.:]dem für uns weniger erkennbaren ↲
u als ė 10ten des↲
Verh. zw dem↲
[ü.Z.:] d Natur nach an sich Erkennbareren u an↲
sich weniger Erkennbaren Er↲
wähnung thun.↲
 13.344[3]  Das, was sie angeht, wurde ge-↲

267
legentl d Eintheilg d Vorgestellten ↲
da wir von dem Unterschied↲
des unmittelbar – mittelbar
Erkennbaren↲
u des unmittelbar – mittelbar
Nothwendigen handelten erör↲
tert.↲
 13.345[1]  (Einige andre Verhältnisse wie↲
z. B. Gleichartigk (Homogenei↲
tät) d Urtheile u Ungleichartigk ↲
u dgl finden besser später↲
[l.R.:](auch oben!! Erörtrg (Classificationen d ↲
Wissenschaften).↲


 13.345[2]  1 Der 1te Theil nun vollendet .↲
 13.345[3]  2 Wer mit d gewöhnln Logiken ver↲
gleicht
mannichfach verschiedne
Resultate.↲
 13.345[4]  3. Ja aus d Erörtrg selbst dies zu er↲
sehen.
Gerade durch d Polemik↲
vielfach aufghalten, sowie dadurch
dass ė Lehre, w nicht d Autorität↲
d Allgmeinh für sich hat, um so↲
mehr d Begründg bedarf.↲
 13.345[5]  [zw.Z.:] Doch ohne Neuerungssucht, u gerade so gut mich selbst/ corrigierend./
 13.345[6]  4 Wir haben nun noch 2 Theile vor↲
uns, die in derselben Weise, in↲
derselben Ausführlichk u Vollständigk zu↲
behandeln die Zeit uns nicht ver↲
stattet.↲
 13.345[7]  Der Raum ė Semesters reicht nicht↲
hin die manichfachen Fragen er↲
schöpfend zu behandeln.↲
 13.345[8]  5. Im̅erhin hat es s Werth aus d ↲
eingehenden u vollständigen Betrachtg ↲
ė Theils ė Begriff von d Charakter
des Ganzen zu gewinnen ↲
 13.345[9]  a) Man lernt so besser die Natur

268
der Disciplin kennen als wenn↲
man alles aber nur oberflächl ↲
berührt hätte.↲
 13.346[1]  b) Ebenso bekom̅t man [ü.Z.:]weit mehr ė Einblick↲
in d ggwärtigen Zustand d ↲
Disciplin.↲
 13.346[2]  c) Und auch das hat s Gutes, wen̅ ↲
man gemahnt wird s logischen
Studien nicht auf d Semester↲
u nicht auf d Collegienheft zu↲
beschränken.↲
 13.346[3]  d) Und der, w d Anregg folgt, wird↲
um so mehr Frucht davon↲
erhoffen dürfen, als er jetzt↲
nicht mehr auf Gnade u Gnade↲
ė Lehrbuche od Handbuche Preis↲
gegeben ist. Er hat an dem↲
Theil, den er gründl kennt ↲
ė Maassstab , wonach er den↲
Werth des Buches auch in↲
d Behandlg d übrigen Fragen↲
mit ziemlr Sicherh wird beur↲
theilen können.↲
   

269
   
   
57²²
 13.347[1]  6 So gross dse Vortheile sind, so↲
würde es mir aber [l.R.:]a) doch sehr un
lieb sein, wenn ich ihnen von den↲
beiden noch rückständigen Theilen ↲
oder auch nur von ė derselben↲
nicht wenigstens so viel mitheilen [ü.Z.:]erklären
könnte, als dazu gehört ihnen↲
den besondern Charakter des Theiles ↲
deutl zu machen. Ja ich möchte [l.R.:]b)
[ü.Z.:]aus jedem von ihnen von d Regeln, die der ė u andere
enthält, Ihnen wenigstens etwas
mittheilen, was [ü.Z.:]sich Ihnen bei Ihrem↲
künftigen Streben nach Erkenntniss ↲
brauchbar u förderlich erweisen↲
wird.↲
 13.347[2]  7. So denn jetzt ė ganz andere
Weise d Behandlg.↲
 13.347[3]  Statt danach zu streben, erschöpfend↲
zu sein, werde ich überall nur↲
einiges Wichtige herausgreifen,↲
u vieles Andere, namentl was von↲
geringerem prakt. Werthe ist od ↲

270
in jedem gewöhnln Lehrbuch↲
gfunden werden kann (u ↲
leider treffen die beiden letzten↲
Eigenschaften auffallend häufig↲
zusam̅en) übergehen.↲
   

271
   
   
57²²
    II Theil
Von d Prüfung
 13.349[1]  1. Erinnerung an d Eintheilg .↲
Warum zuerst von d Prüfg ↲
dann von d Entdeckg.↲
[l.R.:] Von d Prüfg =/ v d Beurtheilg / ob etw Ggebenes / ė Erkenntniss ist/ od nicht)/
   2. Die Zeit kurz gemessen.
So ausführl u vollständig, wie
d 1ten Theil unmögl zu behandeln.
 13.349[2]  2. 2 Theile . ↲
a) von d Prüfg dessen was↲
als unmittelbare Erkenntniss ↲
angnom̅en werden soll ↲
b) ∼ d Prüfg dessen, was↲
d Anspruch erhebt ė mittel↲
bare
Erkenntniss [ü.Z.:](ė Beweis) zu sein.↲
    I Von d unmittelbaren Erkenntniss .↲
 13.349[3]  1. Hier sollte man meinen, sei kein↲
Fehlgriff mögl, uRegeln d Prüfg ↲
überflüssig.↲
 13.349[4]  Aber schon im Eingange d Ggtheil ↲
an Beispielen gezeigt.↲
 13.349[5]  Und manche sogar geleugnet, dass↲
wir überhaupt unmittelbare Erkenntniss ↲
   

272
   
   2. Vor Allem:↲
wovon wir sagen,dass wir es un[ü.Z.:]mit
mittelbar [ü.Z.:]Sicherheit u ohne Beweis erkennten, sagen wir↲
theils wir nähmen es wahr,↲
theils wir sähen es unmittel↲
bar [ü.Z.:]ein, es sei durch sich selbst↲
[ü.Z.:]und von vornherein einleuchtend [u.Z.:]u nothwendig wahr, theils wir hätten↲
davon ė deutliche Erinerung.↲
[zw.Z.:] (denn offenbar ghört auch dse hieher u wir nehmen/ was wir auf d Erinnrg hin annehmen ohne Beweis an/ Hiemit ė 3fache Classe von solchem↲
was d Anspruch erhebt ė un↲
mittelbare Erkenntniss zu sein↲
1) Wahrnehmung↲
2) Axiom,↲
3) Gedächtniss↲
[zw.Z.:] Man könnte auch 4 Classen: indem man/ zw äusserer u innerer Wahrnehmg unterschiede/ od man könnte sie auch auf↲
2 zurückführen, indem man↲
das Gedächtniss mit der Wahr↲
nehmg zusam̅enfasste, da es↲
in der That inė besondern↲
Weise ihr verwandt ist.↲
zufällige Thatsachen↲
[zw.Z.:]einzelne Thatsachen/ nur wg ė besondern Verhält↲
nisses des Beurtheilten zum↲
Urtheilenden, also durch Er↲
fahrg uns gewiss↲
Wir kämen dann auf d Unter↲
 13.350[1]  [l.R.:] 2. Dieses falsch./ Wir haben schon/ früher gsagt,/ dass wir w haben/ (sonst ja auch vol/lendete Sceptiker) / ja dass wir [ü.Z.:]unmittelbar Er/kenntnisse v einer/ doppelten Classe / haben / 1) a priorische / 2) a posteriorische / Diese durch un/mittelbare Erfahrg/ gegeben –/ jene durch sich/ selbst u von vorn/herein als noth/wendige Wahrheiten/ einleuchtend./
 13.350[2]  [l.R.:] 3. [ü.Z.:]In beiden Beziehgn aber nicht alles/ unmittelbare Er/kenntniss, was/ als solche ange/nom̅en wird./ Und daher Noth/wendigk d Prüfg./
 13.350[3]  [l.R.:] 4. Betrachten wir/ zu dsm Zweck/ zuerst d a posterio/rische näher, das / was wir [ü.Z.:]uns als durch/ unmittelbare Erfahrg / gegeben [ü.Z.:]gewöhnlich , ohne Beweis/ anzunehmen pflegen / einen Drang haben / für berechtigt halten./
   

273
   
   
58
 13.351[1]  5. [ü.Z.:] Wir theilen es in Drei Classen ↲
1) äussere Wahrnehmg , äussere [ü.Z.:] sehen hören &c sowohl [u.Z.:]als
2) innere ↲
[l.R.:] NB. zu überlegen d / Abstraction u über/haupt d Wahrnehmg / d Verstandes./ 3) Gedächtniss , das wir auch↲
Wahrnehmg im Gedächtniss
nennen könnten↲
[l.R.:] (wir hätten es [ü.Z.:]ganz deutl in d Erinnerg) [zw.Z.:] auch hier unmittelbar (denn k Beweis) / (auch hier zufällige, einzelne↲
Thatsache, wg ė besondern ↲
Verhältnisses in w d Beur↲
theilte dem Urtheilenden nahe↲
steht.↲
 13.351[2]  6. Indem wir etwas als in ė dsr ↲
3 Weisen sicher gegeben an↲
nehmen, doppelte Täuschg
mögl.↲
 13.351[3]  a) indem man für Wahrnehmg ↲
hält was k ist.↲
1) gleichlebendige Phantasie
z. B. Fieberwahnsinn; Traum ↲
2) (eigentl ė besondrer Fall des↲
ersten) Association .↲
blinder Fleck.↲
[l.R.:] [schw.T.:]Sehen durch d astron. Fernrohr / [Bl.:]Man hört d Schwein/ schreien./ Brodkügelchen . Grösse d Ggstände [u.Z.:](Mond am Horizont)
[zw.Z.:] Perspective / Association v [ü.Z.:] Erfahrgn [l.R.:] Wir sehn d Wasser / [sch.F.:]den [Bl.:] Sohn des Diar[schw.F.:]es / [Bl.:]Theorien u Meingn .↲
Dorfapotheker u erfahrene↲
Am̅e [schw.F.:]selten im Stand den↲
ein↲
fachsten Fall zu beschreiben↲
ohne eine Terminologie wo jedes↲
Wort Theorie ↲
[Bl.:]Nur durch [schw.F.:]langes [Bl.:] u erfolg[schw.F.:]reiches↲
[Bl.:]Studium die allers[sch.F.:]chwierigste↲
d Künste: getreue Interpretation↲

274
d Natur.↲
 13.352[1]  [schw.T.:]Aber überhaupt nicht auf Be↲
schreibgn als Beobachtgn zu fußen

 13.352[2]  [Bl.:]b) indem man ė Wahrnehmg für↲
unmittelbar sicher annim̅t, ob↲
wohl sie es nicht ist
.↲
Denn nicht alle unmittelbar sicher ↲
sond nur d 2te Classe
Hier Einsicht ↲
Sonst zwar ė instinctartiger ↲
psychischer Drang, aber nicht↲
Einsicht u überwindlich; ja bei↲
Überlegg wird es unmögl un↲
mittelbar gwiss zu sein ↲
a) weil klar dass nicht gsichert ↲
[l.R.:] 1, bei d äussern / Wahrnehmg (Gott) / 2, beim Gedächtniss / bei w Grad d Deutlichk / bginnt Einsicht. / (Gott unmittelbar/ d Disposition./ Möglk dass er uns/ eben erschaffen, mit/ allen unsern Habitus) b) weil klar dass in manchen Be↲
ziehgn unmögl richtig (doch dies↲
überlassen wir d Metaph. .) ↲
 13.352[3]  Hier kann man fehlen . ↲
1) indem man mit Unrecht [ü.Z.:]auf d Drang hin un↲
mittelbar ė ganzen Classe vertraut,↲
die nicht Einsicht ist. ↲
2) indem man etwas, was zur ė ↲
Classe ghört, zur andern ge↲
hörig denkt. ↲
a) äussere für innere
z. B. Schmerz (Amputation) ↲
b) Gedächtniss für Wahrnehmg
im gewöhnln Sinne: Auffallend,↲
u dennoch, man meint man sehe↲
Bewegg, man nehme durch innern ↲
Sinn d [ü.Z.:]Fortschreiten d eignen Gdanken, die↲
innern Verändrgn wahr.↲
Aber nicht.↲
(Daher d Zeit nicht unmittelbar↲
gwiss (wie Überweg) so wenig wie↲
d Raum)↲
 13.352[4]  7. Wir können auch fehlen, indem↲
wir etwas evident unmittelbar
Wahrgenom̅enen misstrauen
od zu misstrauen suchen, denn↲
eigentl unmögl . [l.R.:] ? cf pr. Ph.
 13.352[5]  Ebendarum diese Untersuchg ↲
gg d Skeptiker dem Metaphysi↲
ker zu überlassen.↲
 13.352[6]  Bei dem Factum d Unmöglichk ↲
hört d Gfahr es zu thun auf , u ↲
d Frage ob es wohl räthl sei der Noth↲
wendigk zu ghorchen ist lächerlich.↲
   8. Wenden wir uns zur a priori↲
schen Erkenntniss.↲
Auch dse unzweifelhaft gegeben↲
u. nur v Skeptikern ganz negirt!↲
Im Einzelnen Streit, u Täuschg↲
nach verschiedenen Seiten.↲
   

275
   
   
[schw.T.:]ad 58
 13.354[1]  NB Reine Beobachtungen sind↲
nicht mittheilbar
Beschreibung enthält im̅er
mehr als Beobachtung
 13.354[2]  Vergleich
NB. Gesetz in Bezug auf die↲
eben Merklk. Je beſser vergleichbar [u.Z.:] desto > erscheint d Unterschied
 13.354[3]  Claſsification
[ [l.R.:] [r.F.:]4 [schw.T.:]psychophys Gesetz [i.Z.:] [r.F.:]Nähe
[l.R.:]3 [schw.T.:]simultaner Contrast↲
[l.R.:] [r.F.:]1 [schw.T.:] Zöllners Figuren
[l.R.:] [r.F.:]2 [schw.T.:]Zumbuschs Figuren↲
[l.R.:] [r.F.:]5 NB Unmöglk dass psych Wahr↲
mg Beobachtg werde↲
| 1 Zöllners Figuren 2 Zumbuschs Figuren 3 simultaner Kontrast 4 psychophysisches Gesetz Nähe 5 Notabene Unmöglichkeit daſs psych Wahrnehmung Beobachtung werde ↲
]
 13.354[4]  [ NBNB Wahrnehmg d Verhältniſse ↲
 13.354[5]  NBNBNB Miſstraun gg Berichte über sich [u.Z.:]selbst.
   

276
   
 13.355[1]  NBNBNBNB Miſstraun [um so mehr ↲
je höher d | [ü.Z.:] insbes / bei psych. ] Wissenschaft:↲
insbes sociale historische politische 22 Zeitgsberichte ↲
 13.355[2]  [Aber überhaupt wo Intereſsen : (Glück ↲
daſs d Metaph k bes Beobachtgn.] ↲
   

277
   
   
[Bl.:]59
 13.356[1]  8. Wenden wir uns zur [ü.Z.:]unmittelbaren a priorischen
Erkenntniss .↲
 13.356[2]  Wenn bei d a posteriorischen eine↲
Lehre d Prüfg nicht überflüssig,↲
hier noch weniger.↲
 13.356[3]  d Gfahren zu irren noch > ↲
 13.356[4]  d Verirrgn zahlreicher u allge↲
meiner.↲
 13.356[5]  9. In d Philosophie gar viel Streit, ob↲
ė Princip unmittelbar a priori ein↲
leuchtend.↲
 13.356[6]  Und auch im gewöhnln Leben, indem↲
namentl in socialen u politischen↲
Fragen gar gerne d Prätension ė ↲
unmittelbar evidenten Princips den↲
Mangel ė Bweises ersetzen muss.↲
[Auch hört man manchmal: das ↲
ist gg meine Grundsätze , als ė hin↲
reichende Begründg, die jede weitere↲
Discussion abschneiden soll ] ↲
 13.356[7]  10. Auch d Meing, dass gar k [ü.Z.:]unmittelbaren a priori↲
schen Principien häufiger u nicht↲
bloss auf die eigentln Skeptiker
beschränkt.↲
 13.356[8]  Stuart Mill hält sogar d Satz d ↲
Widerspruchs (dass ė u dasselbe Ur↲
theil nicht zugleich wahr u falsch↲
sein kann) u mit ihm um so↲

278
mehr alle andern [ü.Z.:] s.g. Axiome nicht↲
für a priori [ü.Z.:] u nicht für unmittelbar einleuchtend, sond ↲
[l.R.:]wie er sich ausdrückt „für ė unserer 1ten u geläufigsten↲
Generalisationen aus d Erfahrg “,↲
d. h. [ü.Z.:]als durch Induction festgestellt.↲
 13.357[1]  Nicht so weit geht Überweg . Er↲
verlangt k Induction aus vielen↲
einzelnen Fällen. Er erkennt an ↲
dass d Wahrheit gewisser allgmeiner ↲
Sätze unmittelbar aus d Bgriffen ↲
einleuchte. Aber er meint, sie↲
seien eben desshalb k unmittel↲
baren Erkenntnisse, sondern↲
Folgrgn u will sogar d Satz↲
d Widerspruchs (Contradictorisch ↲
entgggesetzte Urtheile können↲
nicht beide wahr, sond d ė od andre ↲
muss falsch sein) aus den Be↲
griffen der Wahrheit, d Urtheils ↲
u der Bejahg u Verneing beweisen [l.R.:] § 77. .↲
 13.357[2]  11. Die Andern, w unmittelbare Axiome↲
anerkennen, streiten ebenfalls↲
nicht bloss über dieses od jenes,↲
sond über ganze Classen u über↲
d Charakter d Erkenntnissweise ↲
 13.357[3]  a) Thomas v Aquin lehrte jene Urtheile seien↲
[l.R.:]unmittelbar [durch sich a priori [ü.Z.:]od wie er sagte | a priori oder wie er sagte durch sich ] einleuchtend, bei↲
w das Prädicat im Begriff d Subjects ↲
enthalten sei.↲
 13.357[4]  Aehnlich auch Descartes u s Schule: Alles ↲
was in d klaren u deutln Idee ė Sache↲
enthalten ist kann mit Wahrh v ihr↲
ausgsagt werden, war ihr Kriterium.↲
(Nach ė spätern Ausdruck, die analytischen [u.Z.:] Urtheile )↲
 13.357[5]  b) Anders dagegen hatte im Alterthum ↲
Platon gedacht, der angeborne Wahr↲
heiten aus ė frühern Leben.↲
 13.357[6]  Und wieder anders dachten Reid u ↲
sein Schüler Dugald Stewart u A. ↲
die ihnen folgten ↲
 13.357[7]  Sie glaubten, dass d Verstand ė Reihe↲
v Grundsätzen, von primitiven↲
Urtheilen, Elementen d Vernunft,↲
Principien d gemeinen Menschen↲
verstands besitze, n, denen er noth↲
wendig [ü.Z.:]unmittelbar zustim̅e [ü.Z.:] u in denen er sich unmögl täusche , obwohl sie keines↲
wegs die Eigenschaften w Descartes ↲
verlangte zeigen. ↲
z. B. dass jede Empfindg ė empfundenes↲
Object verrathe; dass wir jeden so be-↲

279
handeln müssen, wie wir behandelt↲
sein wollen. u.s.w. ↲
 13.358[1]  Diese stünden als Thatsachen unseres↲
Bewusstseins fest, u. es sei Aufgabe↲
d Wissenschaft sie vollständig zu↲
sam̅eln.↲
 13.358[2]  (Offenbar k so grosse Zahl wie Platon,↲
u andre Erklärg; nicht früheres Schauen,↲
sond d Natur d Geistes [ü.Z.:] Einrichtg unsrer geistigen Natur ). ↲
 13.358[3]  Wieder verschieden Kant , der [ü.Z.:]zwar auch↲
ausser den durch Analyse d Begriffe [ü.Z.:]analytischen
ergebenden, andre unmittelbar↲
a priori einleuchtende Principien ↲
anerkennt, wie Reid, aber wenigere↲
u sie nicht empirisch aufsuchen ↲
sond ihre Zahl [ a priori ] [ü.Z.:] aus d Betrachtg d Urtheils dediciren ↲
will. Auch haben sie nach ihm↲
nur innerhalb d Gränzen d Er↲
fahrg Geltung.↲
 13.358[4]  Beispiel: Jedes Werdende hat↲
ė Ursache. Jedem Wechsel liegt↲
ė bleibendes Substrat zu Grunde.↲
u. dgl.↲
   

280
   
   
60
 13.359[1]  Trotz d Verschiedenheiten dieser↲
3 Ansichten können wir als↲
gemeinsam bezeichnen, dass nach↲
ihnen es Axiome [ü.Z.:] Sätze allgmeine Wahrheiten gibt, die↲
uns gleich mit d Vorstellgn aber↲
nicht aus d Vorstellgn einleuchten,↲
während Thomas u Descartes
das Ggtheil . [l.R.:] [auch dies gemein/sam dass Begriffe/ nicht aus d Er/fahrung] / cf Kant u. bei Mill . II, 326./
   Diese [ü.Z.:]d Hauptsach nach Recht. Nur etwas zu emen↲
diren 1) insofern nur d [ü.Z.:]kategorische Aus↲
sageform berücksichtigend↲
2) insofern die Sätze nicht↲
richtig verstanden; nicht affir↲
mativ u d contradictorische↲
Prädicat 3) insofern zu eng.↲
Wie [ü.Z.:]wir näml [ü.Z.:]in d Wahrnehmg nicht↲
bloss ė Ggstand erfasst [ü.Z.:]en u ihn↲
[ü.Z.:]als zu einer unter ė Zahl v Ggständen [ü.Z.:]Gsam̅th gehörig
erkennen lässt, sond auch Überein↲
stim̅g u Unterschiede zeigt [ü.Z.:]sehen, so↲
sehen wir auch in d unmittel↲
baren apriorischen Erkenntniss↲

281
nicht bloss ein dass ė ė gew Vor↲
stellg entsprechendes Object nicht↲
sein kann ohne [ü.Z.:]als solches dieser Vorstellg↲
u vermöge ė Theiles auch ė gew↲
Theile d Vorstellg zu entsprechen,↲
sond auch dass es nicht sein↲
kann ohne gew Verhältnisse [ü.Z.:]relativen Bestim̅gn d↲
Übereinstim̅g u Verschiedenh mit↲
anderem zu unterliegen.
   Mit andern Worten: nicht bloss 1,↲
tautologische↲
   u 2. Urtheile die unter Voraussetzg↲
d Ganzen d Theil bejahen od unter↲
Voraussetzg d Nichtexistenz d Theils↲
d Ganze leugnen
   sond auch 3. a priorische Urtheile↲
über Übereinstim̅g u Verschiedenh.↲
Röthe, w gleich Grüne x↲
Zweiheit w gleich Dreiheit x↲
Daher d mathematischen Axiome.↲
 13.360[1]  12. Wie entscheiden?
 13.360[2]  A) Wir sagen 1) Es gibt Principien, deren↲
nothwendige Wahrh unmittelbar aus den↲
Begriffen einleuchtet, also analytische↲
Axiome.↲
 13.360[3]  α) Der beste Beweis ist d Anführg v ↲
Beispielen.↲
 13.360[4]  Wählen wir als d einfachste: wenn A↲
ist, ist A. od auch: entw ist A, od ↲
es ist nicht.↲
 13.360[5]  Jedem leuchten diese Wahrheiten un↲
mittelbar [l.R.:]als nothwendig aus d Begriffen ein,↲
u selbst d Skeptiker kann sie nur↲
in d Worten bezweifeln.↲
 13.360[6]  Also gibt es ⌜analytische⌞ Axiome.↲
 13.360[7]  β) Zur Bestätigung zeigen wir die↲
Unhaltbark d entggstehenden An↲
sichten
; nicht zwar der [ü.Z.:]Ansicht d Skeptiker,↲
[zw.Z.:] diese die wenn sie consequent sein wollen eigentl gar k Ansicht haben dürfen überantworten wir dem Metaphysiker,/ ihnen überlassen
aber der Ansicht derj., w die Wahrh ↲
aber nicht d Unmittelbark anerkennen ↲
 13.360[8]  I) gg Mill . Er behauptet, sie würden↲
durch Erfahrg u Induction festgestellt.↲
Nach ihm würden wir sehr bald zahl
lose Beobachten machen

282
Selbst der Satz, wenn A ist, ist A , be↲
ruhte auf ė ins endlose vervielfältig↲
ten Erfahrg, dass niemals etwas↲
zugleich sei u nicht sei.↲
 13.361[1]  1. Es ist leicht d Unhaltbark dieser↲
Ansicht zu zeigen. Wenn wir unsere↲
Induction s.g. Axiome [ü.Z.:] z. B. d Satz d Widerspruchs durch Induction ↲
[l.R.:]aus einzelnen Fällen feststellen, so können wir dies offen↲
bar nur thun, wenn es einleuchtend↲
ist, dass was in allen möglichen↲
Fällen wahr ist, allgmein u noth↲
wendig wahr ist.↲
 13.361[2]  2. Ja es scheint sogar, dass, damit unsere↲
Induction [ü.Z.:]sich rechtfertigen lasse, der↲
Satz einleuchtend sein müsse, dass ↲
was in gewissen Fällen von uns als↲
wahr befunden worden ist, als↲
allgmein u nothwendig wahr be↲
hauptet werden dürfe, obwohl↲
unsre Beobachtgn die Zahl d ↲
mögln Fälle nicht erschöpfen. Denn↲
in der That ist d Induction nicht↲
erschöpfend.↲
 13.361[3]  3. In jedem [ü.Z.:]beiden Fällen hätte würde also↲
d Erkenntniss d Satzes d Widerspruchs↲

283
61
d Erkenntniss ė andern allgmeinen ↲
nothwendigen Princips voraussetzen,↲
[zw.Z.:] das selbst wieder durch Induction be-/ in dem letztern (u es ist dies wie ge↲
sagt der eigentl vorliegende) sogar↲
die Erkenntniss ė solchen, das keines↲
wegs so einleuchtend scheint, wie↲
der Satz d Widerspruchs selbst.↲
 13.362[1]  4. Doch auch davon abgesehn, müsste↲
jedenfalls dieses Princip selbst wieder
durch Induction bewiesen werden.↲
Das könnte aber nur sein, wenn es↲
schon vor d Beweis einleuchtend↲
wäre. Und somit verfängt man↲
sich in ė Zirkel ↲
 13.362[2]  5. So ist denn alle Sicherh allgmeiner
Principien dahin, u d ganze Wissen↲
schaft, für die Mill d Regeln fest↲
stellen will, ist unmögl.↲
 13.362[3]  II gg Überweg könnten wir d Argumente↲
sparen, da sein Irrthum nicht von↲
so tiefgreifenden Folgen.↲
 13.362[4]  Dennoch ist d Wahrh ė kurzen↲
Erörterung werth:↲
 13.362[5]  1. Es ist nicht richtig, dass d nothwendigen ↲
Principien, w uns aus d Vorstellgn ↲

284
einleuchten, [ü.Z.:]eben desshalb [ü.Z.:] weil sie uns aus d Vorstellgn erhellen mittelbare
Erkenntnisse od Folgrungen sind.↲
Denn Vorstellgn sind k Urtheile . Aber↲
nur was [ü.Z.:]aus anderen Urtheilen sich ergibt ↲
nennt man Folgrg.↲
 13.363[1]  2. Instanz. Sie scheinen nicht bloss Vor↲
stellgn sond Wahrnehmgn vorauszusetzen. Denn↲
wenn ich nicht wahrnehme, dass↲
gew Begriffe [ü.Z.:] Vorstellgn die ich habe v der u der Bschaffenh ↲
sind, wie soll ich [ü.Z.:]aus ihnen erkennen, dass↲
ihnen etw entsprechen muss od [ü.Z.:]dass ihnen nichts↲
entsprechen kann? z.B. A u d Nichtexistenz v Ax
 13.363[2]  Antwort. Sehr einfach, indem ich die↲
Vorstellungen klar u deutl habe.↲
Also z.B die von A u d[u.Z.:]er Nichtexistenz↲
v A. Indem ich diese zusam̅en vor↲
stelle, stelle ich ė Widerspruch vor↲
u aus d Vorstellg entspringt d Ver↲
werfg.↲
 13.363[3]  3. Instanz. Aber innre Wahrnehmung↲
geht voraus.↲
 13.363[4]  Antwort. Wohl mag dies sein. Aber↲
vorausgehn ist nicht = Grund ė ↲
Folgerung sein; wie in d Natur,↲
nicht im Denken.↲
 13.363[5]  Würde (was freilich unmögl scheint)↲
ė ė Absurdität vorstellen ohne zu [ü.Z.:] innerl
wissen [ü.Z.:]wahrzunehmen, dass er sie vorstellt, so würde in nichts desto↲
weniger aus d Vorstellg die Verwerfg ↲
hervorgehn können ↲
[l.R.:] Ich schlieſse / nicht : ich/ nehme wahr / daſs ich rund/ u eckig vor/stelle, also/ kann etwas/ nicht zugleich/ rund u eckig/ sein./
 13.363[6]  4. Instanz. Die [ü.Z.:]analytischen Axiome [ü.Z.:] selbst d Satz d Widerspruchs können aus↲
innern Wahrnehmgn demonstrirt ↲
werden.↲
 13.363[7]  Versuch Überwegs selbst für d Satz↲
d Widerspruchs 23
   

285
   
 13.364[1]  Antwort . Unmögl! Was gg Mill ↲
gilt, der inductiv feststellen wollte,↲
auch hier.↲
 13.364[2]  Es ist unmögl , dass ė nothwendige ↲
Wahrh aus ė zufälligen gfolgert ↲
wird ohne zu Hilfenahme ė noth↲
wendigen. In infinitum kann ↲
es aber nicht gehen.↲
 13.364[3]  z.B ich stelle vor A u Nichtexistenz↲
von A. Ich erkenne, dass diese↲
Vorstellg in mir ist, u dass ihre↲
Theile in ė [ü.Z.:] gew Verhältniss stehn ↲
w wir mit d Namen d Wider↲
spruchs bezeichnen, kann ich↲
daraus folgern dass d Vorgstellte ↲
nicht ist? Nein! wenigstens nicht↲
ohne zu Hilfenahme ė nothwend↲
igen Princips, wie etw dieses:↲
E Vor[ stellg | [ü.Z.:] gstelltes ], de[r| [ü.Z.:]ss ]en Theile im Ver↲
hältniss d Widerspruchs stehn,↲
kann [nichts| [ü.Z.:]nicht ] [entsprechen| [ü.Z.:] existiren ].↲
 13.364[4]  Das hiesse aber das zu Beweisende↲
ungfähr selbst wieder voraussetzen.↲
   

286
   
   
62.
 13.365[1]  B. Wir sagen 2) Es gibt k unmittel↲
bar einleuchtenden, nothwendigen ↲
Principien, die nicht aus d Be↲
griffen [l.R.:] als solchen (opp wg ė bes Verh. d. Ggstands zum Urtheilenden), sond nur mit ihnen ein↲
leuchten.↲
 13.365[2]  Auch dies ist leicht zu beweisen ↲
   a) Nennen wir ja das ė nothwendige ↲
Wahrheit, die (wenn auch vielleicht↲
nicht für uns) aus d Vorstellg selbst↲
erkennbar ist ↲
   Wie sollte es also mögl sein, dass↲
man etw [ü.Z.:] ė Satz unmittelbar als ė noth↲
wendige Wahrheit erkennte, wenn↲
er nicht aus den Begriffen ein↲
leuchtete.
   b) Vielleicht sagt ė, man muss d Be↲
griff d Nothwendigen [ü.Z.:] Wahrh anders bstim̅en.↲
Man muss sagen, ė [ü.Z.:](unmittelbar erkennbare) nothw Wahrh ↲
sei ė solche, die unmittelbar mit
d [Erscheinen der] Vorstellg [ü.Z.:]selbst erkennbar↲
sei.↲
   Aber es ist leicht dies zu widerlegen.↲
Mit d Vorstellg meines Denkens leuch↲
tet mir zugleich auch s Existenz↲
ein, u doch ist diese weder nothw ↲
noch wird sie v mir als solche er↲
kannt.↲
 13.365[3]  [l.R.:] a) Jede Erkennt/niſs muſs / motivirt / sein/ [r.F.:] an u sich [Bl.:]. Aber die/ Annahme/ v etwas als/ nothwendig wahr,/ wenn es nicht/ aus d Begriffen/ einleuchtete,/ wäre völlig/ unmotivirt./
 13.365[4]  [l.R.:] b) Es gibt aller/dings einiges,/ was unmittelbar/ einleuchtet, u nicht/ aus d Begriffen/ an sich [r.F.:]ja sogar aus / nur nicht / aber[?] bes Be/ziehung [Bl.:] . / Was ich innerl wahr/nehme. Aber nicht/ als nothwendig./
 13.365[5]  c) Ferner, wenn wir wie in diesem↲

287
Fall, etwas durch d innre Wahr↲
nehmg einsehen, was nicht aus↲
d Begriffen erkennbar ist, so be↲
ruht dies auf ė besondern Verhält↲
niss des Beurtheilten zum↲
Ur ↲
theilenden (des Wahrngenom̅enen zum↲
Wahrnehmenden) ↲
 13.366[1]  Worauf beruht denn aber d Einsicht↲
der nicht analyt. Axiome? was er↲
setzt bei ihnen den Mangel ė solchen↲
Verhältnisses?↲
 13.366[2]  Namentl gilt den Modernen, Reid u ↲
Kant u d Übrigen, diese Frage. Platon ↲
könnte zunächst antworten: die↲
frühere Wahrnehmg in d Ggwart der↲
Ideen u käme nur wenn man ihn↲
über d ursprüngle Erfassg d Axioms↲
in der Ideenwelt fragte, vielleicht↲
in Verlegenheiten, die wir ihm er↲
sparen können, da s Lehre von d ↲
Ideenwelt u d Wiedererinnerung↲
noch an so vielen andern Schwierig↲
keiten u Widersprüchen leidet,↲
dass sie ohnedies k Vertheidiger ↲
mehr findet.↲
 13.366[3]  Aber die Modernen, Reid u Kant,↲
mögen antworten, wenn ihnen ė ↲
Antwort zu Gebote steht.↲
 13.366[4]  Diese nun können nichts Anderes ↲

288
63
sagen als dass d Einrichtung un↲
serer geistigen Natur, die sub↲
jective Beschaffenh unserer [Er↲
kenntniskraft| [ü.Z.:]Ver/nunft ] von der Art sei,↲
dass sie uns zu dieser Zustim̅g ↲
dränge, ja nöthige.↲
   
 13.379[1]  Aber hiemit wäre an u für sich↲
gar k Garantie für d Wahrheit↲
gegeben. Auch beim Gedächtiss ↲
ja auch bei d äussern Wahrnehmg ↲
fühlen wir uns [ instinctiv ] zur Zu↲
stim̅g gedrängt u das Thier u der↲
Mensch, der [ü.Z.:] wie d meisten zu höherer Reflexion↲
unfähig ist, [sogar dazu gnötigt | [ü.Z.:] stim̅en ihnen sogar nothwendig zu ]. Und doch sind sie in vielen Be↲
ziehgn falsch. Und Aehnliches ge↲
schieht im Traume.↲
 13.379[2]  In d That wäre daher d Einsicht↲
in diese Axiome, ė vollkom̅en ↲
blinde Einsicht, ė Einsicht, die↲
k Einsicht ist.↲
 13.379[3]  d) [ü.Z.:]Von Denj. w dieser Art v Axiomen↲
d Wort redeten hat namentl Kant
die eben berührte Schwierigk ↲
gefühlt: Daher s Frage, w das↲
Hauptproblem s Kritik der↲
reinen Vernunft ist: wie sind↲
synthetische Urtheile a priori ↲

289
möglich?↲
 13.380[1]  Die philosoph Kritik der am↲
meisten urtheilsfähigen Forscher↲
ist jetzt darüber so gut wie einig,↲
dass er d Räthsel durch s ↲
subjectiven Verstandesformen, die↲
Kategorien, unglöst glassen hat,↲
wie es denn in d That ė un↲
lösbare
Aufgabe ist, etwas [ü.Z.:]von dem was absolut Un↲
möglich es als m [ü.Z.:]ist, die Möglk ↲
zu zeigen.↲
 13.380[2]  e) Die Argumente die Kant u d A. ↲
für d Existenz solcher Axiome↲
bringen, will ich hier nicht im↲
Speciellen widerlegen.↲
 13.380[3]  Nur so viel sei kurz bemerkt,↲
dass man sie in der Art im Speci↲
ellen widerlegen kann, dass↲
man von d Urtheilen, w sie als↲
solche Axiome ausgeben, zeigt,↲
wie die einen analytische Axiome,↲
die andern gar nicht unmittel
bar ja vielleicht nicht einmal↲
a priori einleuchten, wieder↲
andere endl nicht einmal richtig
sind.↲
[l.R.:] z.B. Jedem Werden / ė Substrat zu/ Grunde weder/ einleuchtend/ noch vielleicht/ richtig
 13.380[4]  Dann kann man auch noch von
ė andern Seite den Angriff↲
machen.↲
 13.380[5]  Alle diej, w solche Axiome anneh↲
men, die nicht aus d Bgriffen ↲
sond nur mit ihnen einleuchten,↲
stim̅en auch darin miteinander↲
überein, dass sie uns d Besitz↲
gew Begriffe zuschreiben, die↲
nicht aus d Erfahrg zu gewin̅en ↲
seien. So Platon d Ideen, so↲
Reid u Kant den Bgriff d ↲
Ursache, d Substanz u a.↲
Auch dies kann im Speciellen ↲
durch ė Darlegg d Genesis dsr ↲
Begriffe widerlegt werden [l.R.:] (resp. durch d Nachweis daß sie nicht existiren).↲
Das nähere Eingehn in diese↲
zum Theil sehr schwierigen↲
Untersuchgn überlassen wir↲
wiederum dem Metaphysiker.↲
Es genügt uns d allgmeine Wider↲
legung.↲
 13.380[6]  Aus ihr ergibt sich uns d ↲
wichtige Resultat, dass d Regeln↲
für d Prüfg d analytischen↲
Axiome die für d Prüfg d Axi↲
ome überhaupt sind.↲
[l.R.:] Und welche / diese Regeln?/ 2te Einlage 63, d./
   

290
   
 13.381[1]  C. [l.R.:] Wir haben/ uns mit/ d Leugnern / der Axiome; / u mit d / Vertheidigern / der syntheti/tischen auseinander/gesetzt / Es bleibt uns nun noch übrig ↲
ė vergleichenden Blick auf die↲
Ansicht v Thomas u Descartes
zurückzuwerfen.↲
 13.381[2]  Offenbar sind wir d Hauptsache↲
nach mit ihnen einig. K Axiome↲
ausser solche, die aus d Bgriffen ↲
einleuchten.↲
 13.381[3]  In einigen untergeordneteren,↲
aber im̅erhin nicht ganz un↲
wichtigen Puncten unterscheiden↲
wir uns aber v ihnen.↲
 13.381[4]  Und zwar ist f. an ihren Bstim̅gn ↲
zu tadeln ↲
 13.381[5]  1) haben sie [l.R.:] da sie den Charakter unsrer Axiome stim̅ten zu speciell u aus↲
schliessl d Urtheile v d kategori↲
schen Aussageform ins Auge↲
gefasst ↲
2) waren sie nicht klar über ihren↲
Charakter, dass näml [ü.Z.:]A negativ ↲
(wie sie danach k A ist nicht A unter↲
bringen wollten?) ↲
3) ist d eine Regel zu eng, insofern↲
sie die bejahenden Urtheile mit↲
contradictorisch disjunctiver ↲
Materie unberücksichtigt lässt.↲

291
64.
Wir mit unsern 2 Regeln tragen↲
d [ü.Z.:] unsern affirmativen u negativen↲
Axiomen in gleicher Weise↲
Rechng . ↲
4, endl glaubten sie ihre eine
Regel noch in ė andern Beziehg ↲
zu sehr [ü.Z.:]über Gbühr allgmein gilt [ü.Z.:] herrschend maass↲
gebend.↲
 13.387[1]  Selbst von d 2en , die wir aufge↲
stellt haben, behaupten wir nur↲
in dem Sinne, dass sie allgmein ↲
maassgebend sei, als alles was
was erfahrungsgemäss unmittelbar↲
als Axiom einleuchtet, darunter↲
begriffen ist.↲
 13.387[2]  Nicht aber behaupten wir, dass↲
nicht etwa in [ü.Z.:]vielleicht unter andern Umständen↲
als die in w wir uns bfinden, ein↲
Axiom uns [l.R.:] bei d Ggwart andrer Vorstellgn einleuchten könnte,↲
das unter k v beiden zu begreifen↲
ist. Dies, wenn uns d Vorstellg ↲
Gottes in unserm Geist erweckt↲
würde. [l.R.:] nicht unter d negativen Formel, denn nicht negativ Nicht unter d affirm. denn nicht disjunctiv .↲
 13.387[3]  Anders dagg Descartes u Thomas .↲
Auch diesen Fall subsumieren sie↲
ihrem Princip; und der ė glaubt↲
sogar wirkl daraus d Dasein Gottes↲

292
als a priori uns einleuchtend↲
beweisen zu können.↲
Falsche Ansicht v esse u essentia.↲

 13.388[1]  So wäre denn d Hauptsache nach↲
d Untersuchg über d Axiome u ↲
d Weise wie sie zu prüfen sind ↲
gführt.↲
 13.388[2]  Es bleibt nur noch übrig ∼ wie↲
bei d Wahrnehmg, auf d Haupt↲
gefahren d Täuschg
besonders↲
aufmerksam zu machen.↲
 13.388[3]  Man kann sich täuschen:↲
1) indem man ė (nahe [ü.Z.:]manchmal auch weniger nahe liegende)↲
Folgrg aus analyt. Axiomen mit
ė Axiome verwechselt . ↲
z. B. Die Sum̅e d Neben∡ = 2 R ↲
Vielleicht in dsr Weise gefehlt,↲
dass d grade Linie d kürzeste,↲
u d 11te Euklid Axiom für↲
Axiome u ebenso d Princip ↲
d Causalität.↲
 13.388[4]  Der Fehler nicht von so grosser ↲
Bedeutg wie andre; doch führte↲
er wie in d angegebnen Fällen↲
zu Zweifeln [ü.Z.:]wenigstens an der Apriorität u Andre (Kant) zu↲
womögl noch > Irrthümern ↲
 13.388[5]  2. Auch das kan̅ geschehn, dass↲
man, was gar nicht a priori↲
einleuchtet für Axiom hält. ↲
a) indem d Gwohnh täuscht ↲
 13.388[6]  1) d Gwohnh es für wahr zu↲
halten u von Andern es als↲
wahr betrachtet zu sehen [l.R.:] (Ansehn d Gsetze Aristot. )
 13.388[7]  2) d Gwohnh durch Erfahrg ↲
einzelner Fälle, auch ohne↲
je zuvor d allgmeine Prin↲
cip je gedacht (u daher [ü.Z.:]auch ohne es für↲
wahr ghalten) zu haben.↲
Association u Erfahrg bei↲
d Thieren.↲
[l.R.:] Wie sie d Staunen/ nim̅t,/ So erweckt d / Verletzg staunen,/ u nicht bloss / wundern, sond / unbegreifl u / unmögl finden / z. B. Antipoden; / Lokomotive mit/ d Pferd drin (das viel/ schwieriger) / Schnelligk d Electricität . / Dass ė Raum existirt
 13.388[8]  Dinge die wir zusam̅en denken↲
müssen, müssen zusam̅en ↲
existiren.↲
Dinge die wir nicht zusam̅en ↲
denken können, können nicht↲
zusam̅en existiren ↲
Dinge die wir vorstellen müssen ↲
müssen existiren ↲
Dinge die wir nicht vorstellen↲
können, können nicht ↲
 13.388[9]  3) Insbesondere dient hervorge↲
hoben zu werden d Gewohnh ↲

293
des Zusam̅endenkens in Folge↲
d ∼keitsassoiation ↲
   

294
   
   
ad 65
 13.390[1]  Doppelte Täuschg :↲
 13.390[2]  1. unberechtigte Annahme.
 13.390[3]  a) bei dem der nicht prüft:↲
 13.390[4]  1. Gwohnh [u.Z.:] (u. Ungwohnh. ) α) es für wahr zu halten [i.Z.:] (u zu sehn wie alle es f wahr h.) β einzelne Fälle od ∼e Fälle für wahr↲
zu halten (jenes wen̅ es sich um ė allgmnes ↲
Princip, dses wenn es sich um ė par↲
ticulären Fall handelt); instinctive ↲
Erfahrg d Thiere.↲
[l.R.:] Beispiele/ bes Mill (II, Fehlschlüsse) / Arnauld S 394f [ NB auch Association blosser Vorstellgn
z. B. oft im Drama ↲
Einfluss d Sprache. Ihre Classification scheint d ↲
richtige, während oft oberflächle Aehnlkeiten. [l.R.:] Mill
[l.R.:] 2. Affect Einfluss d Gsetze d Ideenassociation : d ordo ↲
idearum u rerum als derselbe. [l.R.:] Mill Hiemit in↲
Zusam̅enhang (obwohl auch partielle Erfahrgn) ↲
dass ∼es d ∼e wirke; u. ebenso Auspicien .(?) [l.R.:] Mill (Einlage)
 13.390[5]  2. Affect (machen wenigstens dass v vornherein↲
etw wahrscheinlr scheint) ↲
 13.390[6]  3. Aequivocation [hieher vielleicht was unter (β) über↲
d Aequivoc. u dort nur zu bmerken ↲
dass oft bei d Prüfg nicht ganz ghütet?] ↲
 13.390[7]  b) bei dem der prüft: [ü.Z.:]α) Prüfg durch ė falsches [ü.Z.:] od missver↲
standenes Princip
.↲
 13.390[8]  1. Was in d Idee ė Sache enthalten ist u. s. w. ( Des↲
cartes; ontol Argument, u was Mill ↲
rügt, willkürle Combinationen v Dingen (Ver↲
wechslg v Nominal-↲
u Realbestim̅gn) ↲
[l.R.:] Mill II, Fehlschl.
 13.390[9]  2. Was undenkbar ist, ist nicht mögl.↲
daher Gott unmögl.↲
Was denkbar ist, ist mögl [i.Z.:] (was ohne einander denkbar / kann ohne einander sein
daher mögl, dass Wasser nicht aus O u H↲
, dass d Algmeine ohne d Einzelne ↲
, dass d hier Existirende k Mensch ↲
, dass dieses Denkende ohne Leib u. Ausdehngn ↲
Dinge die wir zusam̅en denken müssen, müssen↲
zusam̅en existiren.↲
daher d Grenadir mit d Vollbart. (Association) ↲
Dinge die wir nicht zusam̅en denken können
können nicht zusam̅en existiren ↲
[u.R.:] Wogegen Association des Conträren. Und uns nicht gegebene/

295
[o.R.:] Vorstellgn z. B. ė neue Gattg v Empfindgn in/ andern Thieren; (Blinde k Farbe) /
 13.391[1]  β) Aequivocation in der Minor . [ü.Z.:] mit Ausdruck des gprüften Satzes
 13.391[2]  1. Wolff Es kann nicht sein, dass etwas↲
Nichts zur Ursache hat.↲
 13.391[3]  2. Aufnahme des Prädicats ins Subject durch d Stärke↲
der Association . z. B. Ob alle Körper schwer? Auf↲
nahme d Schweren in d Bgriff ↲
Körper durch Association, die↲
ihn nur so denken lässt.↲
Nur so erklärt es sich wie↲
Descartes u Arnauld [ü.Z.:] S. 294 einige↲
Principien als Axiome auf↲
stellen konnten. z. B. kein ↲
körper kann sich selbst bewegen . kein ↲
körper kann ė andern bwegen, wenn er nicht selbst bewegt ist.↲
[l.R.:] NB. Manchmal hat d / Lewes bei Mill,/ in s. A. Comte S. 77 / die Idee d Materie ohne Schwere sei/ unbegreiflich; daher müsse man/ annehmen dass sie allgmein sei/ selbst in d fernsten Regionen d Ge/stirne./
 13.391[4]  NB. Manchmal ist das was man unberechtigt als↲
unmittelbares Axiom annim̅t, falsch
manchmal wahr, aber nicht a priori erkennbar ↲
manchmal a priori [ü.Z.:]erkennbar, aber nicht unmittelbar
z. B. [ü.Z.:] Jedes Werdende hat ė Ursache D Grade d kürzeste; Euklid. Axiom.↲
Dadurch Misstrauen in d Apriorität der↲
ganzen Geometrie.↲
 13.391[5]  Dies führt uns zur 2ten Classe v Fehlern:↲
 13.391[6]  2. unberechtigte Verwerfg (als Axiom) ↲
 13.391[7]  1. in Folge d vielen Irrthümer (des vielfach↲
grundlosen Vertrauens) ↲
 13.391[8]  2. In Folge d Gwohnh d Induction (einseitige↲
Handhabg dsr Methode ohne zu wissen wie↲
auch sie ohne Axiome unmögl ↲
[l.R.:] ( ∼ Fehler/ hinsichtl / d Deduc/tion. Alles/ müsse be/wiesen werden./ Selbst Pascal / zu weit ggangen)
 13.391[9]  3. Sophismen (Hier sogar Bstreitg d Wahrh;↲
aber nur in Worten; Unmöglk d Ggtheil ↲
zu glauben od auch nur bei klarem Be↲
wusstsein d Sinns zu zweifeln.↲
 13.391[10]  4. In Folge misslingender Prüfg , bei dem der durch↲
Aequivocation sich täuschen lässt, od sonst ė ↲
Ungschicklk dabei begeht.↲
Obwohl d Prüfg einfach, u bei einiger↲
Übg kaum misslingen kann. Wäre sie↲
in irgend ė Fall complicirt, so wäre↲
d Satz nicht Axiom, wenn auch viel↲
leicht a priori wie z. B. bei den oben↲
angegebnen Sätzen u dem Cau↲
salitätsprincip .
[l.R.:] (nur etwa/ bei falschen/ u zu engen/ Regeln./ Wie z. B./ nur auf d / kateg Satz passend wie d v Kant)
   

296
   
   
63
   B. Wir sagen 2) Es gibt [ü.Z.:]k unmittel↲
baren [ü.Z.:]einleuchtenden nothwendigen Principien,↲
die nicht aus d Bgriffen, sond↲
nur mit ihnen einleuchten↲
   
   
ad 65, b Einlage,
1te Seite.↲
   schied, den wir früher als den↲
zw a posteriorischen u a↲
priorischen unmittelbaren↲
Erkenntnissen, od zw Wahr
nehmg im weitern Sinn be↲
zeichnet haben.↲
 13.392[1]  Die Bedinggn ė Phänomens müssen dem↲
Phänomen gleichen Lungen[?] d Fuchese i Gelbwurz (daher prästab. Harmonie ↲
in d Natur dieselbe Ordng wie unter↲
unsern Ideen (den Teufel nicht↲
an d Wand malen; vom Unglück zu sprechen↲
u andere Vorzeichen darauf beruhend,↲
dass sie d Geist das zu denken↲
veranlassen, was sie vermeintlicher Weise bedeuten.↲
 13.392[2]  Namen [ü.Z.:] Deputation[?] Hegesistratos [ü.Z.:] (Führer d Heers) (Herold[?] der[?] Griechen[?]
auf d Weg nach Mykale.↲
 13.392[3]  Hase über d Weg. Furcht, [1 W. ]
 13.392[4]  Gold trinkbar machen. (werthvoll)↲
auch sonst staunenswerth ↲
 13.392[5]  [Was theuer, ist schön – gut ] ↲
 13.392[6]  [Opfer. Wenn man etw, was ė sehr viel werth ist, hingibt,↲
hofft man grossen Vergelt.↲
   Antw
   [l.R.:] ad a / u b. (Dinge die wir zusam̅en denken müssen
müssen zusamm̅en existiren↲
Dine die wir nicht zusam̅en denken↲
können, können nicht —↲
   

297
   
   
66
    V. d. Prüfg mittelbarer Erkenntnisse.↲
 13.393[1]  1. Was wir darunter verstehn früher↲
erklärt.↲
 13.393[2]  Damit etwas ė mittelbare Erkenntnis↲
nis [ü.Z.:]sei in dem Sinne, in w wir jetzt↲
von ė solchen sprechen, muss es↲
exact erwiesen, d. h. es muss aus↲
[l.R.:]unmittelbar sicheren [ü.Z.:]einleuchtenden Verstandesurtheilen sicher↲
gefolgert sein.↲
 13.393[3]  2. Während Viele diesen Theil der↲
Logik als den ihr wesentlichsten↲
u vor allen wichtigen bezeichnen,↲
haben Andere wie z. B. Arnauld ↲
sich zieml gringschätzig über s ↲
Werth ausgesprochen.↲
Man fehle mehr durch falsche↲
Principien als durch falsche Fol↲
gerungen. Und darum sei d ↲
Lehre v d Prüfg d Principien
von weit > Bedeutg.↲
 13.393[4]  3. In der That ist das über d Prin↲
cipien Gsagte in gew Sinn von > ↲
Wichtigkeit.↲
   

298
   
 13.394[1]  a) Es ist v allgmeinerer Anwendg u. ↲
insofern weniger entbehrl.↲
Wer in Gfahr ist in Betreff der Prin↲
cipien fehlzugehn, dessen Beweisen↲
mangelt ebenfalls d Sicherheit.↲
 13.394[2]  b) Es ist [ü.Z.:] strenggenommm̅en für sich allein hinreichend
auch zur Prüfung dessen, was als↲
mittelbare Erkenntniss [ü.Z.:]dargeboten wird,↲
u vermag so für sich allein vor↲
jedem Fehler bei d Annahme ė Urtheil ↲
zu hüten.↲
 13.394[3]  4) Dies leuchtet sofort ein, wenn man↲
sich vergegenwärtigt, was d Prüfg ↲
ė Beweises in sich schliesst .↲
Sie schliesst ein 1) , d Prüfg der↲
[l.R.:]ersten Prämissen des Beweises, w [in letzter↲
Instanz] unmittelbar einleuchtende↲
Wahrheiten sein müssen. ↲
2) , d Prüfg d Richtigkeit der
Folgerungen.↲
 13.394[4]  5) Die 1te ist offenbar nach d Regeln↲
der Prüfg d unmittelbar einleuchtenden↲
Wahrheiten vorzunehmen.↲
 13.394[5]  6) Im Grunde genom̅en aber auch die↲
zweite.↲
 13.394[6]  Denn wann ist ė Folgrg [richtig| [ü.Z.:] brechtigt ]?↲
Wenn es einleuchtend ist, dass die↲
Behauptung die Prämissen seien↲
wahr u d Schlusssatz falsch oder↲
wenigstens die Behauptung die Prä↲
missen seien wahr u d Schlusssatz↲
sei nicht ∞ unwahrscheinl ė Wider↲
spruch enthält.↲
 13.394[7]  Wenn es einleuchtend ist, dass d Be↲
hauptg d Prämissen seien wahr u ↲
d Schlusssatz falsch absurd od wenig↲
stens ∞ unwahrscheinl ist.↲
 13.394[8]  [l.R.:] Wenn es als absolut/ od physisch/ unmögl [ist| [ü.Z.:]einleuchtet ],/ dass d Prä/missen wahr/ u d Schluss/satz falsch ist./
 13.394[9]  Dies z. B.
ABx↲

 13.394[10]  Diese Unmöglk muss [ü.Z.:] entw unmittelbar
[l.R.:] aus d Bgriffen selbst einleuchten, und dann ist [die Be↲
rechtigg | [ü.Z.:]das Gesetz ] der Folgrg ė Axiom, und↲
dies ist sehr gewöhnlich der Fall;↲
oder sie muss selbst [ü.Z.:]durch sichere Folgerung [i.Z.:]en deren↲
[zw.Z.:] Berechtigg unmittelbar einleuchtet aus un / mittelbar einleuchtenden Principien dargethan ↲
werden können.↲
 13.394[11]  In jedem Fall wird d Prüfg in↲
[l.R.:]nichts anderem als in Prüfungen unmittelbar ein-↲

299
leuchtender Wahrheiten bestehn.↲
 13.395[1]  7. Daher konnten wir in d That mit Recht↲
sagen, dass strenggenommm̅en die↲
Lehre von d Prüfg der Principien ↲
für d Prüfg jeder gegebenen Er↲
kenntniss ausreiche.↲
 13.395[2]  Indess hat ausser dem schlechter↲
dings Unentehrlichen auch das↲
Nützliche s Werth.↲
 13.395[3]  Es ist klar, [ü.Z.:]dass wenn man d Gesetze↲
der Folgrg schon zum Voraus u ↲
ė für allemal prüft, die Prüfg ↲
der Beweise sehr erleichtert u ab↲
gekürzt wird
.↲
 13.395[4]  Dies wird schon da der Fall sein,↲
wo das Gsetz d Folgrg unmittelbar↲
einleuchtet.↲
 13.395[5]  Noch mehr aber, wo es selbst des↲
Beweises bedürftig ist. Es ist offen↲
bar viel Mühe erspart, wenn↲
man ein für allemal den Bweis ↲
führt u dann von d Ergebniss ↲
in d einzelnen Fällen Gebrauch↲

300
67
macht.↲
 13.396[1]  So ist denn d Aufstellg von speci- [ü.Z.:]in d Logik geboten ausser
ellen Regeln der Lehre v Prüfg ↲
d Principien ė besondre Lehre↲
von der Prüfg der Folgrgn beizu↲
fügen.↲
 13.396[2]  9. Im Hinblick auf dse Regeln↲
der Logik mag es dann auch↲
geschehn, dass Jemand der etwas↲
als erwiesen darlegen will, sich↲
ė Gesetzes der Folgrg bedient[i.Z.:] [r.F.:], [Bl.:]deren
Gesetz nicht unmittelbar ein↲
leuchtet
, ohne doch ė Bweis dafür↲
beizufügen. Er setzt dann den↲
Beweis dafür als aus der Logik↲
bekannt voraus. Und dies ist ein↲
erlaubtes Verfahren u wir dürfen↲
ihm darum ebensowenig den Vor↲
wurf ė lückenhaften Beweis↲
führg machen als ė Mathemati↲
ker
, wenn er sagt: ∡ α u ∡ β sind↲
Scheitel∡, also sind sie gleich ↲
oder Dieses Quadrat ist d Quadrat↲
der Hypothenuse, während jene beiden↲

301
die Quadrate der Katheden sind,↲
also ist es gleich den beiden.↲
Wer aber die besondre Lehre der↲
Prüfg [ü.Z.:] d mittelbaren Erkenntnisse nicht kennt wird hier↲
nothwendig in Verlegenheiten
kom̅en.↲
 13.397[1]  [zw.Z.:] Aus d Gsagten ist klar, dass d besondre L d Prüfg / d mittelbaren Erkenntnisse, Lehre d Prüfg d Folgrgn , Feststellg d Gsetze / d Consequenz .
 13.397[2]  11. Die allgmeinsten Regeln der↲
Prüfung [ü.Z.:] d Folgrgn sind leicht u schnell↲
anzugeben:↲
 13.397[3]  Die Folgrg ist richtig 1 , wenn d Behauptg d Prämissen u die↲
Leugng d Schlusssatzes ė Wider↲
[spruch| [ü.Z.:]streit ] enthält [l.R.:] z. B. Alle schwarz – Keines weiß
2 , wenn sie [ü.Z.:] ė ∞e Unwahrscheinlk
enthält. [l.R.:] d Würfel regelmäßig – wen̅ [ü.Z.:]man damit beliebig lang würfelt wird man jede Seite werfen
 13.397[4]  12 Aber auch speciellere Regeln↲
sind nöthig aus d oben ange↲
gebnen Gründen.↲
 13.397[5]  Obwohl man auch zu sehr ins↲
Specielle gehn kann.↲
 13.397[6]  Wo ė allgmeines Princip sich↲
mit gleicher [ Sicherh | [ü.Z.:] Leichtigk ] anwenden↲
lässt, ist d specielle Regel un↲
nütz, ja sie wird lästig als↲
ė fruchtlose Beschwerg d Gdächtnisses.↲
 13.397[7]  13. In den speciellen Regeln, w ↲
d Logik seit Aristot für gew ↲
Folgrgn aufgstellt hat, hat↲
sie diesen Fehler oft nicht ver↲
mieden.↲
 13.397[8]  Und daher Arnaulds Gering↲
schätzg, u d Tadel [ü.Z.:] Verachtg vieler,↲
der sich dann auch noch auf
d übrigen Theile d Logik aus↲
dehnt,↲
obwohl er nicht einmal bei dsm ↲
Theil allgmein berechtigt ist.↲
 13.397[9]  14. Ausserdem hat d Logik auch↲
noch den Fehler begangen, dass↲
sie indem sie solche specielle ↲
Gesetze aufstellte, die allge↲
meinen ganz ausser Acht
liess ↲
Und hiedurch hat sie trotz aller↲
ihrer, oft übertriebenen, Ausführlichk ↲

302
im Einzelnen im Ganzen Lücken
gelassen; denn die speciellen ↲
Fälle sind so mannichfach,↲
dass sie kaum zu erschöpfen
sind, was auch, weil viele k ↲
besondre Schwierigk bieten, ohne↲
Frucht wäre.↲
 13.398[1]  15. Hiefür will ich Ihnen vor Allem↲
d Nachweis liefern, indem ich↲
Ihnen zugleich ė kurzen Über↲
blick
über die hiehergehörigen↲
Lehren der gewöhnln Logik gebe,↲
u einiges, was mir irrig scheint,↲
berichtige.↲
 13.398[2]  Dann will ich auf 2 der interes↲
santesten u wichtigsten
Puncte spe↲
ciell eingehn, näml auf die↲
Grundlehren über die Bestim̅g
der Wahrscheinlk .
u auf d Erklärung der Berechtigg
gewisser unvollständiger Inductionen .↲
[l.R.:] [schw.T.:] d vollständige wohl/ leichter einleuchtend:/ Alle recht∡, spitz∡ / stumpf∡ Δe haben/ zur ∡sum̅e 2 R also alle. [u.R.:] Alle spitz∡ u stumpf∡ haben 2 R also alle Ists richtig? Ja / u doch ∞ viele R∡e von w in d Prämisse nichts enthalten./
   

303
   
   
[Bl.:]68
 13.399[1]  15. Die Logiker unterscheiden Folge↲
rungen aus einer u Folgerungen↲
aus mehreren Prämissen ↲
[l.R.:] Wobei aber ė Satz,/ w indirect mehrere/ in sich bgreift z. B./ dass alle MP sind/ und alle SM sind / ist wahr, als ė / Mehrh v Prämissen / gerechnet wird. /
 13.399[2]  16. Von den ersteren unterscheiden↲
sie wieder mehrere Arten, und↲
weichen dabei in Einzelheiten↲
voneinander ab.↲
 13.399[3]  17. Überweg , der sich vor andern ↲
bemüht, sie vollständig aufzuführen unterscheidet 7 Arten [l.R.:] S. 206. 1. Conversion (zum Theil +) 2. Contraposition
[l.R.:] alle S sind P. alle Nicht P / sind Nicht S / S ist . / ist Nichtnicht S 3. Umwandlg der Relation (ungenügend[?] 4. Subalternation +↲
[l.R.:] alle S sind P; einig S sind P / es ist falsch dass einige S P, also/ es ist falsch dass alle. 5. Aequipollenz [i.Z.:] alle S P; k S nicht P
[zw.Z.:] kein S P; alle S nicht P / (manche nur identisch) 6. Opposition [i.Z.:] ad contradictoriam
[zw.Z.:] ad contrariam + / ad subcontrariam + 7. modale Consequenz [u.Z.:] aus d Giltigk / d apodiktischen / die des assertor / aus dser die des/ problematischen / aus d Ungiltigk / umgekehrt./
 13.399[4]  Hier man̅ichfache Fehler.
   

304
   
 13.400[1]  1) Vieles falsch; ruht auf früher erörterten [u.Z.:] Irrthümer .↲
 13.400[2]  2) manches blosse Übersetzgn .↲
So die richtige Conversion ↲
So die [ü.Z.:]richtige Umwandlg der Relation ↲
 13.400[3]  3) Was wir hier besonders hervor↲
heben wollten, es fehlen ė ↲
Menge von Arten. ↲
z. B. AB / A ↲
[l.R.:] auch: dieses ist/ ė recht∡ / also nicht ė / stumpf∡ Ax / AB x Ax / A u Bx A u Bx / AB x A / ė von A u B [l.R.:] ė v AB u A B ė von A u Bx / Ax A / B ohne Ax Wenn AB, sind alle B C / — ist A C Wenn d Schulmeistersbub mit dabei↲
war, wird k der dabei war gstraft ————— wird er nicht gstraft ↲
[o.R.:]sich was wir über d Verh. d Einschlusses [l.R.:] (u d Aequivalenz) alle Raben sind schwarze Raben ————— alle R. sind schwarz. alle Schwäne sind Vögel ————— alle weißen Schwäne sind weiße Vögel./
 13.400[4]  19. Die Folgrungen aus mehreren
Prämissen unterschied man↲
in Syllogismus u Induction [l.R.:] S. 240
Jener v Allgemeinen auf Be↲
sonderes ↲
Dieser vom Besondern auf↲
Allgemeines ↲
[l.R.:] z. B. alle R∡ln / – spitz∡ln / – stumpf∡ln / alle Δe /
 13.400[5]  20 Auch hier schon [ü.Z.:] scheints wieder un↲
vollständig
.↲
A / B / A u B A / Anicht-Bx / AB Ax / entw A od B / B ↲
[Schluss auf d Insel von dem↲
der sie umschifft]↲
 13.400[6]  21. Vielleicht wirden der [ü.Z.:]ein Logiker ↲
um sich gegen d Vorwurf dieser↲
Lücke zu vertheidigen sagen,↲
man dürfe die Definitionen↲
nicht so streng nehmen.↲
Wie der Schluss vom Allge-↲

305
meinen auf das Besondre ↲
so sei jeder Schluss [ü.Z.:]mit mehreren Prämissen der von
ė Ganzen auf ė Theil des↲
selben, schliesse [d. h. von ė ↲
umfassenderen Behauptung↲
auf ė minder umfassende] ↲
schliesse Syllogismus
ebenso [ü.Z.:] wie der Schluss vom Besondren auf d Allgmeine jeder der von Theilen
auf ė Ganzes schliesse In↲
duction zu nennen ↲
 13.401[1]  So wären denn [ü.Z.:] z B der 1te u 3te
der oben angführten Schlüsse↲
den Inductionen beizuzählen.↲
 13.401[2]  22. Aber genau genom̅en auch der↲
2te .↲
 13.401[3]  Denn A ein Theil von AB; u ↲
dies richtiger als dass AB↲
ein Theil von A B x.↲
 13.401[4]  23. Ja es scheint jeder Syllogis↲
mus Induction zu werden.↲
Denn jede der Prämissen ent↲
hält ė Theil der Wahrheit des↲

306
[Bl.:]69
Schluſssatzes; [ü.Z.:]und somit [ü.Z.:]ist dieser ė ↲
Ganzes das aus Theilen er↲
schlossen worden ist.↲
Beispiele.↲
 13.402[1]  [l.R.:]25 24. Dieser Inconvenienz könnte↲
man [indessen| [ü.Z.:]somit ] entgehn, indem↲
man darauf hinwiese, dass↲
k Prämisse ėn Theil des Schluſs↲
satzes [ü.Z.:] sei sondern nur ė Theil v ihm enthalte. Und diesem↲
Theil ggüber erscheint sie dem↲
nach wie ė Ganzes.↲
   

307
   
 13.403[1]  z. B.
od.
 13.403[2]  26. Aber eine neue Schwierigkeit!↲
Wenn eben jeder Syllogismus In↲
duction zu werden drohte, so↲
scheint jetzt in Folge des Aus↲
kunftsmittels jetzt umgekehrt
vieles was man stets zur In↲
duction rechnete zum [ü.Z.:]unter die Syllogis↲
men zu gehören.↲
 13.403[3]  Wenn wir aus vielen einzelnen↲
beobachteten Fällen ė allgmeines Gesetz erschliessen, so ist k der↲
Prämissen als Theil im Schluss↲
satze enthalten. ↲
z. B. Socr. Platon &c gstorben ↲
alle sterben ↲
 13.403[4]  27. Daher scheint in d That jene
erweiterte Auffassg v Syll. ↲
u Induction nicht durch↲
führbar
, ↲
 13.403[5]  Vielmehr nichts übrig, als↲
wirkl die gerügte Lücke der↲
Eintheilg anzuerkennen.↲
 13.403[6]  28. Nur nach ė [ Auffassg | [ü.Z.:] Fassg d Bgriffs ] der↲
Induction, die sich, zwar↲
auch bei verhältnissmässig ↲
wenigen aber [ü.Z.:]sehr bedeutenden↲
Logikern findet, wäre die↲
Lücke allerdings nicht vor↲
handen, wenn wir näml ↲
Nach [ü.Z.:]mit St. Mill u einigen andern ↲
Logikern verwandter Richtg. ↲
würden wir nur solche Schlüsse↲
Inductionen zu nennen würden,↲
in w die Prämissen weder
ė absolutes Aequivalent des↲
Schlusssatzes sind, noch ihn↲
wie ė Ganzes den Theil in↲

308
sich begreifen, so dass in der↲
[l.R.:]Annahme der Falschheit des Schlusssatzes↲
u der Wahrh der Prämissen↲
k Widerspruch[ü.Z.:] streit besteht,↲
u wenn wir alle übrigen
Schlüsse aus mehreren↲
Prämissen zu den Syllo↲
gismen rechneten. [l.R.:]Beispiel
 13.404[1]  29. Diese Fassung hat [ü.Z.:] in manchem Btracht sehr viel
für sich.↲
 13.404[2]  Denn [r.F.:] 1, [Bl.:]dieser Unterschied ist tiefer
greifend; die [ü.Z.:] gewöhnle s. g. vollst. Induction ↲
dem Syllogismus verwandter↲
als der unvollst. Induction ↲
[r.F.:] u. 2, [Bl.:] d Analogie, ė Schluss vom
Besondern auf ė nebenge↲
ordnetes Besonderes, die sonst↲
eigentl neben Syllog. u In↲
duction ė 3te Stelle bean↲
spruchen würde, fände↲
unter dem [ü.Z.:] Titel Induction mit der s. g. unvollständigen Induction ihren↲
Platz [mit der sie ohnehin die↲
grösste Verwandtschaft hat]
[l.R.:] [nicht empfehlend/ ist dagg d Ab/weichg vom/ hergbrachten / Gbrauch d / Worte] / Doch entspricht/ ihr d Arist. Defini/tion d Syllog:/ Elem. Log. § 21. / Συλλογισμὸς δέ ἐστι λόγς/ ἐν ᾤ τεϑέντων τινῶν/ ἕτερόν τι τῶν χειμένων/ ἐξ ἀνάγξης συμβαίνει/ τῷ τάῦτα./
   

309
   
   
[Bl.:]70
 13.405[1]  [l.R.:] 29[ü.Z.:]b. Aber wie dem/ auch sei jedenfalls/ ist das gewiss, dass/ dse Bstim̅g d Bgriffe / Syll. u Ind. nicht/ mit d hergbrachten / Bedeutg derselben/ zusam̅enfällt. Wenn/ d gwöhnle Logik / (u v dsr wollen wir/ ja ė kritische/ Übersicht geben)/ auf die Einth / d Schlüsse in/ Folgrgn aus ė / u Folgrgn aus/ mehreren Prä/missen, die Einth / d letztern in Syll. / u Induction folgn / lässt, so denkt/ sie dabei nicht an / den eben besprochnen / Unterschied, sond sie/ behält die älteren Be/deutgn bei, wie dies/ klar aus ihren Defi/nitionen hervorgeht./
 13.405[2]  30. Wenn man aber so d Bgriffe be↲
stim̅mt, so bleibt zwar bei der↲
Eintheilg der Schlüsse aus↲
mehreren Prämissen in Syll. ↲
u Induction k Lücke, aber↲
um so mehr wird die Ein↲
theilg der Syllogismen selbst↲
dann Lücken zeigen.↲
Auch wäre es [ü.Z.:]dann gut die Einth in↲
Syll u Induction der in Schlüsse↲
aus ė u mehreren Prämissen↲
vorangehn zu lassen, indem↲
man den Syll die Schlüsse↲
aus ė Prämisse mit umfassen↲
liesse.↲
 13.405[3]  31. Wir nun würden etwa so ein↲
theilen, die gewöhnle Logik↲
thut es aber nicht, u wir wollen↲
uns an diese halten.↲
 13.405[4]  [l.R.:]Und Da ist denn nach unsrer Er↲
örtrg nicht mehr zu leugnen,↲
dass sie, wie sie es bei der↲
Eintheilg. der unmittelbaren Schlüsse↲

310
gethan, auch bei der Eintheilg der↲
mittelbaren Schlüsse [ü.Z.:] aus mehr. Prämissen sogleich↲
bei dem 1ten Schritte der Classi↲
fication Vieles übersehn hat.↲
 13.406[1]  32. Doch gehn wir weiter!
Nach der Einth der Schlüsse aus↲
mehreren Prämissen in Syllog ↲
u Induction hat man die↲
Syllog wieder in einfache u ↲
zusam̅engesetzte geschieden [l.R.:] Üb S 240f cf S 335 .↲
Die letztern sind solche, w aus↲
mehr als 2 Prämissen folgern,↲
wobei aber wieder das schon↲
früher einmal Gesagte gilt, dass↲
näml ė Satz der indirect
mehrere Sätze zusam̅enfasst ↲
als ė Mehrh von Prämissen↲
angesehn wird ↲
z. B. Es ist wahr dass alle B C ↲
alle C D sind ↲
Nun sind alle A B
Also sind alle A D ↲
Sie können als Verbindgn von↲
einfachen Schlüssen betrachtet↲
[zw.Z.:] u in sie aufgelöst / werden.↲
 13.406[2]  33. Die einfachen hat man ge↲
theilt in↲
 13.406[3]  a) d einfachen kategorischen
(aus 2 kategor Prämissen↲
ė kategor Schlusssatz) ↲
 13.406[4]  b) d hypothetischen
1, rein ↲
2, hypothet kategor [l.R.:] 324
 13.406[5]  c. d disjunctiven
1. rein ↲
2. kategor disj. ↲
c. hypothet disj. [l.R.:] 330
[l.R.:] [schw.T.:] entw a od b / entw b nicht od c / entw a od c / entw wenn a, b od wen̅ c d / wenn a nicht b./ wenn c d / (aber auch/ kateg. hypothet / disj. / z.B./ wenn a b ist / entw c od d / a ist b / entw ist c od d./ [Bl.:] Entw ist A a od / B b od C c / A ist nicht a / Wenn B nicht b ist/ C c /
 13.406[6]  34. Diese Eintheilg offenbar grossentheils ↲
nach blossen Unterschieden des↲
sprachln Ausdrucks.↲
 13.406[7]  Und klar, dass Lücken, namentl ↲
insofern der Existenzialsatz un↲
berücksichtigt, der doch d wich↲
tigste Ausdrucksform, weil die↲
allgmeinste zugleich u klarste, so↲

311
dass wenn man bei d Prüfg ganz↲
sorgfältig, eigentl erst Reduc↲
tion auf sie.↲
 13.407[1]  Wir haben früher gesehn , wie↲
d Logik manche der complicir↲
teren Formeln v d Logikern selbst↲
missverstanden
z. B. die des disj. Satz[2 Z. ] u von↲
d kategor A u O.↲
 13.407[2]  Wir haben auch gsehn wie dies↲
Einfluss auf d Regeln von d ↲
Schlüssen mit ė Prämisse ↲
Ebenso hat es ihn auch auf d ↲
syllogist. Regeln ghabt, die↲
einerseits übertrieben detaillirt [l.R.:] (was leicht vermeidl, wen̅ d Beziehgn zum Existentialsatz gkan̅t)
andererseits zum Theil auch↲
ganz irrig gegeben werden ↲
 13.407[3]  35. So d Regel, dass man aus ė ↲
2gliedrigen disj Satz u der↲
Bejahg des ė Glieds die Falschh ↲
des andern erschliessen könne. ↲
Falsch. z. B.↲
Dieser Schüler ist, da er so schnell↲

312
[Bl.:]71
ė der schwierigsten Wissenschaften↲
erlernt hat, entw sehr talentvoll↲
od sehr fleissig.↲
Nun ist er sehr talentvoll ↲
Also ist er nicht sehr fleissig ↲
 13.408[1]  36. Dasselbe gilt von den einfachen
kateg. Syll .↲
 13.408[2]  Hier hat man gsagt:↲
1, Jeder müsse aus [ü.Z.:] kateg Syll müsse, wie 3 kategor Urtheile
bestehe, von w 2 die Prämissen,
der 3te [ü.Z.:]aber der Schlusssatz sei,
Ebenso müsse er [ü.Z.:]auch 3 Hauptbegriffe
od termini enthalten, von w ↲
[l.R.:] jeder 2mal u. zwar in 2 verschiednen [zw.Z.:] Urtheilen in ihm vorkom̅e../ der e (term minor) Subj; der
andre (term major) Präd d
Schlusssatzes, der dritte term
medius einmal in jeder
d beiden Prämissen. Von dsn
heisst Obersatz, die ausser d
medius d term major, Unter
satz die ausser ihm d term.
minor.
[l.R.:]
Denj. w im Schluss/satz die Stelle d/ Prädikats einnehme/
Den ė nannte man/ den terminus major / den and. den ter/minus minor / den dritten den/ terminus medius./ Den T. major be/stim̅te man als/ denj, w im Schluss/satze d Stelle des/ Prädicats einnehme./ Den T minor , als denj,/
[u.R.:] der in ihm als Subject stehe. Den T medius als den der nur in d /

313
[o.R.:] beiden Prämissen vorkom̅e. Von diesen nannte man diej, die/ ausser dem T. medius den T major enthalte, den Obersatz (pro / [l.R.:] positio major) diej aber, in der ausser / dem T. medius der/ T. minor vorkom̅e / den Untersatz./
 13.409[1]  2. Dan̅ hat man 4 Figuren
unterschieden nach d Stelle↲
d Mittelbgriffs, die ė vierfache sein↲
[zw.Z.:] kann. 1, SP 2) PP 3) SS 4) PS /
 13.409[2]  3) Und dann [ü.Z.:]hat man [l.R.:] 251 Regeln für d
Giltigk d Schlüsse aufgstellt ↲
sowohl allgmeine als specielle [ü.Z.:]für d einzelnen Figuren.
[l.R.:] Allgmeine : wie z. B. [ü.Z.:] 1, Nicht mehr nicht weniger als 3 Termini 2, wenigstens ė d ↲
Sätze muss allgmein ↲
3, wenigstens ė affirm. sein ↲
4, Der Schlusssatz folgt d schwächern ↲
Prämisse u dgl.↲
 13.409[3]  Aber auch specielle , indem↲
man für jede Figur ė Zahl↲
von Modis, in w man giltig ↲
schliessen könne zusam̅en↲
stellte.↲
 13.409[4] 
Die Modi Eigenthümlk des↲
Modus besteht in d Classe↲
A E I O zu w jede Prämisse↲
[l.R.:] Unter dem Modus/ ėnes Syll. verstand/ man näml die be/sondre Eigenthümlk / die dem Syll. zukom̅t,/ je nachdem die obere/ [u.R.:] sowohl als d untere Prämisse ė kateg Aussage von d Formel A E I od / O ist. Beispiele./
 13.409[5]  [o.R.:] In den 1ten Figur erkan̅te man 4, in der 2ten 4, in d / 3ten 6 in der 4ten 5 als giltig an./
 13.409[6]  Memorialverse:↲
 13.409[7]  Barbara Colarent 1ae Darii ↲
Ferioque.↲
 13.409[8]  Cesare, Camestres, Festino, Baroco ↲
 13.409[9]  2.ae↲
Tertia, grande sonans, recitat Darapti,↲
Felapton
Disamis, Datisi, Bocardo, Ferison. 4ae
 13.409[10]  Sunt Bamalip, Calemes, Dimatis, Fesapo
Fresison.↲
  
37. Falsch ist hier schon, dass 3↲
Begriffe. Es können auch 4↲
sein, wovon aber 2 contradictorisch↲
 13.409[11]  37. Obwohl diese Regeln das Ansehn vieler↲
Jahrhunderte für sich haben, so ist↲
es doch, wie mir scheint, nicht schwer↲
zu zeigen, dass viele darunter fehler↲
haft sind.↲
 13.409[12]  Und zwar finden sich Fehler sowohl↲
in den allgmeinen als in den spe↲
ciellen Regeln.↲
 13.409[13]  Ich will Ihnen dies zuerst an den↲
allgmeinen dann an d speciellen ↲

314
nachweisen u Ihnen dann die↲
richtigen Regeln d Prüfg angeben.↲
 13.410[1]  38. Von d allgmeinen ist z. B. [1 W., gestr.]
die falsch, dass ė einfacher↲
kateg Syllog. nur 3 Termini↲
enthalten dürfe.↲
 13.410[2]  Vielmehr ist es leicht an Bei↲
spielen zu zeigen, dass ė auch↲
4 enthalten darf, von w aber 2 ↲
contradictorisch einander entgegen↲
gesetzt sind ↲
 13.410[3]  So z. B. offenbar Alles Leblose ist unorganisch Kein Stein ist lebendig Also sind alle Steine unorganisch ↲
 13.410[4]  Für den aber der die Bedeutg ↲
der kategor Formeln recht ver↲
steht, hat auch f Schluss 4 ↲
Termini ↲
Alle Organismen sind sterbl Jede Pflanze ist ė Organismus Also ↲
 13.410[5]  Und es ensteht so d Frage ob↲
nicht vielleicht alle Syll. mehr↲
als 3 Termini, was wir später↲

315
[Bl.:]72
untersuchen werden.↲
 13.411[1]  39 Ebenso ist falsch: ė Prämisse↲
wenigstens müsse affirmativ↲
sein. cf d letzte [ü.Z.:]beiden Beispiele ↲
 13.411[2]  40. Ebenso ist falsch, dass d Schluss↲
satz dem schwächern Theil folge, was↲
die Qualität anlangt. Alle Menschen sind sterbl Cajus ist ė Mensch Also [zw.Z.:] [cf nach d gewöhnln Auffassg d 1te der/ beiden oben angführtn Beispiele ] /
 13.411[3]  41. Ohne weiter bei d Betrachtg der↲
allgmeinen Regeln zu verweilen [l.R.:] gnug ja, um zu sehn, dass den ganzen Catalog als unbrauchbar zu erweisen ,↲
wenden wir uns zu den speci↲
ellen, um auch hier d Fehler↲
anzugeben.↲
 13.411[4]  Schon d zu grosse Specialität
ist ė Fehler.↲
 13.411[5]  Doch wir jetzt von den Irrthümern
Doppelter Art
 13.411[6]  1, insofern einige der angegebnen ↲
nicht richtig
 13.411[7]  2, insofern manche nicht angegebnen ↲
richtig .↲
   

316
   
 13.412[1]  a) Unrichtig von den angegebenen↲
sind die 2 ersten Modi der↲
3ten Figur (Darapti u Felapton)↲
und die 1te u 4te der 4ten Figur↲
(Bamalip u Fesapo)↲
 13.412[2]  Nach ihnen würde man ja [ü.Z.:] in ė kateg Schluss aus 2 ↲
negativen [ü.Z.:] kategor Prämissen ė affirmat. ↲
Schlusssatz gwinnen können, was↲
nicht mögl ist.↲
 13.412[3]  b) Von ausgelassnen nur ė paar↲
Beispiele
 13.412[4]  Nehmen wir [ü.Z.:]vor allem eins, dessen wir uns↲
schon früher bedient [l.R.:] M P x A² Alles Leblose ist unorganisch [l.R.:] S M E¹ kein Stein ist lebendig [l.R.:] S P A¹  also sind alle Steine unorganisch ↲
 13.412[5]  E anderes: [l.R.:] M P I¹  Irgend ė Körper ist Blei [l.R.:] S M x E²  kein Incorruptibles ist ė Körper [l.R.:] S P I¹  Irgend ė Corruptibles ist Blei ↲
 13.412[6]  Wir sehn an d Beispielen, dass↲
die letztere Fehler [ü.Z.:] der letzteren Art vorzügl daher↲
kom̅en, dass man behauptete ↲
es dürften nicht mehr als 3 ↲
Termini sein.↲
 13.412[7]  Die der 1tern Art aber daher,↲
dass man A fälschl für affir↲
mativ, O fälschl für negativ↲
hielt.↲
 13.412[8]  Wenn nun aber dse Regeln↲
grossentheils falsch u auch↲
durch lästige Weitschweifigk ↲
unbrauchbar, welcher Ersatz?↲
 13.412[9]  44. Sehr einfach f [ü.Z.:] [schw.T.:] 3 [Bl.:], die freilich↲
in vielfachem auffallendem↲
Contraste zu den gewöhnlichen ↲
 13.412[10]  [schw.T.:]1. Jeder s. g. kateg. Schluss muss,↲
um giltig zu sein, 4 Termini
enthalten, von denen zwei contra↲
dictorisch einander
entgegen↲
gesetzt sind die beiden andern ↲
aber zweimal in ihm zu↲
stehen kommen.↲
[l.R.:] [Bl.:] E, den ausser d Hegelianern manche/ speculativen Theo/logen ganz best [?] / bedauern werden/ wg d Trinität, die/ sie als Schluss/ zu fassen suchen / Gratrg /
   

317
   
 13.413[1]  [schw.T.:]2. Ist der Schluſssatz negativ, so↲
hat jede Prämisse die Qualität u. ↲
einen Terminus mit ihm gemein↲
(und folglich enthalten die beiden↲
Prämissen die beiden contradicto↲
rischen Termini) ↲
 13.413[2]  3. Ist der Schluſssatz affirmativ, so hat↲
die eine Prämisse die gleiche Quali↲
tät und einen gleichen Terminus;↲
die andre aber die entgegengesetzte↲
Qualität und einen entgegenge↲
setzten Terminus.↲
 13.413[3]  45. Nachweis durch Beispiele aus allen↲
Figuren, wie die Modi einer jeden↲
(abgesehn von den früher verworfenen↲
vier) den Regeln entsprechen.↲
 13.413[4]  1) z. B. Jeder der Solche verhungern lässt,↲
die er zu ernähren verpflichtet ist, ist↲
ein Mörder. Jeder Regent, der zur Zeit der Hungers↲
not die Armen nicht unterstützt, lässt↲
Solche verhungern, die er zu ernähren↲
verpflichtet ist. Also ist jeder [ü.Z.:] &c. ė Mörder I Figur Barbara 4 Termini; [ü.Z.:]negativ: also d Qual gleich; ė term. gemein ↲
 13.413[5]  2) Nichts was ė gerechte Reue zur Folge hat ist begehrenswerth Irgend ė Vergnügg hat ė gerechte Reue [u.Z.:]zur Folge Irgend ė Vergnügg ist nicht begehrenswerth ↲
   

318
   
   
[Bl.:]73
 13.414[1]  [Bl.:]I Figur: Ferio 4 Termini; affirm: d ė Prämisse =, d andre entgg.↲
 13.414[2]  3) Kein Lügner verdient Vertrauen Jeder brave Mann verdient Vertrauen kein braver Mann ist ė Lügner II Figur: Cesare 4 Termini; negat: Qual u ė Term. gmein ↲
 13.414[3]  4) Alle bösen Menschen sind unglückl Irgend ė böser Mensch ist reich Irgend ė Reicher ist unglückl III Figur: Datisi 4 Termini; affirm: d ė Präm =; d and. entgg.↲
 13.414[4]  5) Irgend ė Narr sagt d Wahrheit Jeder der d Wahrh sagt, verdient, dass man [u.Z.:]ihm folge Also ist irgend ė, der verdient, dass man↲
ihm folge, ė Narr. IV Figur Dimatis 4 Term. affirm: d ė Präm =; d andr entgg.↲
 13.414[5]  46. Dasselbe gilt von den richtigen Modis, die↲
nicht von d gewöhnln Logik approbirt .↲
Denn wie schon bemerkt viele ausge↲
schlossen, u die Zahl der mit Unrecht↲
verworfenen ist viel > als die der mit↲
Unrecht angenommm̅enen. Diese nur 4.↲

319
Aber während nach deren Abzug von↲
d 19 approb. nur 15 giltige gegeben bleiben ↲
sind in Wahrh 64[ü.Z.:]128 giltige Modi, 16↲
in jeder Figur möglich, indem in↲
jeder 2[ü.Z.:] 4 Modi zu S P (A), 2[ü.Z.:] 4 zu S P (A'),↲
2[ü.Z.:] 4 zu S P (E), 2[ü.Z.:]4 zu (E') S P, 2[ü.Z.:] 4 zu S P (I),↲
2 zu S P (I'), 2 zu S P (O) u 2 zu S P (O')↲
führen.↲
[l.R.:] Sie lassen sich/ sogar aber auf 16/ zurückführen / wenn man als Schluſssatz im̅er / E od I festhält,/ was ja möglich./ Dann 2 dafür/ in jeder Figur./
Diese aber treffen/ miteinander sachl/ zusam̅en, so/ dass eigentl nur/ 8 anzunehmen/ sind. 2 in jeder/ Firgur.
Für d affirmative: I Fig. A I, I u I E', I II Fig E' I, I u I E', I III Fig A I, I u I A, I IV Fig E' I, I u I A, I Für d negative: I Fig. E A, E u E', E, E II — E A, E u A E, E III — E E', E u E' E, E IV — E E', E u A E, E
 13.415[1]  z. B. Alles Leblose ist körperlich Irgend ė Creatur ist unkörperlich Irgend ė Creatur ist lebendig ↲
II Figur: E' I I (oder E I O ) (oder I E' I ) (oder I E' O' )↲
u. s. w. Jedenfalls 4 Termini; affirm. ė Präm = d and entgg.↲
 13.415[2]  M P | SM | SP |||↲
 13.415[3]  47. Instanzen. Gew Beispiele scheinen↲
Ausnahmen zu machen.↲
 13.415[4]  1) Schlüsse mit individuellen Prämissen z. B. Cajus ist tugendhaft Cajus ist ė Mensch
Also ist irgend ė Mensch tugendhaft.↲
 13.415[5]  Lösg : Damit der Schluſs giltig sei muſs ↲
gegeben sein dass der Terminus Cajus
individuell ist; also dass ein andrer ↲
Cajus als der, wovon gesagt wird, er sei tugendhaft, mit a. W. ė Cajus, w nicht↲
tugendhaft ist, nicht ist.↲
 13.415[6]  Hiemit ist dann aber noch ė andre ↲
Prämisse gegeben: kein Cajus ist nicht↲
tugendhaft, u nur um ihretwillen ist↲
der Schluſs nichtig.↲
 13.415[7]  Sagt man: aber das geht aus den Be↲
griffen, also auch aus den sie ent↲
haltenden Prämissen selbst mit↲
hervor: so ist zu antworten: wohl↲
aber nicht aus der Form des Schluſses.↲
So geht auch aus d Prämissen Irgend ė Tugendhafter ist Cajus ↲
Irgend ė Mensch ist Cajus
Irgend ė Mensch ist tugendhaft hervor. ↲

320
und doch sagen alle Logiker dass ė Schluss↲
von d Form I, I, I nicht giltig sei.↲
Wie gesagt folgt eben d Wahrh d Schluſs↲
satzes nicht aus d Form d Schluſses.↲
 13.416[1]  2. Instanz : f. Beispiel:↲
Kein Mensch ist tugendhaft ohne Verfolggn [u.Z.:] zu erleiden
Jeder Heilige ist ė tugendhafter Mensch ↲
also erleidet jeder Heilige Verfolgg ↲
Hier scheinen 5 Termini u auch andre ↲
unsrer Regeln verletzt.↲
 13.416[2]  Lösung. Sie ergibt sich daraus, dass↲
hier die 4 Termini ineinander ge↲
mengt sind, was (wg d mögln Rück↲
führg auf d Existentialsatz) geschehn ↲
kann.↲
 13.416[3]  Geordnet heisst d Schluss:↲
Kein tugenhafter Mensch ist nicht ver[u.Z.:]folgt
Jeder Heilige ist ė tugendhafter Mensch ↲
Also ↲
Also 4 Termini u alle Regeln gewahrt.↲
[l.R.:] k Körp ist eisern magnet. Holz/ Alle eis Körper sind magent. / k eisern Körper Holz
[l.R.:] k Mech Organism lebendig ist pflanzeseiendes Thier / Alle baumart Org sind Pflanzen k baum Org Thier / k Organ eisern. Instr. / alle pflanzl Org. / k Figur ist ė geradlinige Curve Alle elliptischen Figuren sind Curven / k ellipt Figur ist geradlinig./
 13.416[4]  Aus ∼m Grund ist auch der Schluss↲
richtig: A BC x; AD B x; AD C x↲
(zunächst also AD AC x; dann wg d Redu↲
plication = AD C x. ↲
   

321
   
   
[Bl.:]74
 13.417[1]  [o.R.:] Doch sind solche Schlüsse vielleicht nicht mehr (reine)/ kateg. Schlüsse im gewöhnln Sin̅ zu nennen./
 13.417[2]  3. Instanz f. Beispiel ↲
Kein Mensch ist ohne Verfolggn ↲
Cajus ist ė tugendhafter Mensch↲
Also ist Cajus nicht ohne Verfolggn.↲
(5 Termini ↲
 13.417[3]  Ebenso: Kein Heiliger lügt ↲
Jeder Prophet ist ė von Gott erleuchteter [u.Z.:]heiliger Mann
Kein Prophet lügt.↲
(4 Termini aber nicht wie gewöhnl ↲
 13.417[4]  Lösg . Die negativen Prämissen dürfen↲
ė Mangel, die affirmativen ė Über↲
schuss v Bestim̅gn haben.↲
 13.417[5]  Es folgt dies daraus, dass d negative↲
Satz dem ganzen Umfang, der affirm. ↲
dem ganzen Inhalt nach beurtheilt .↲
Allerdings kann man [ü.Z.:]auch von dsn Schlüſsen ↲
[l.R.:] (∼ wie v d vorigen) sagen, sie seien k kategor Schlüsse↲
d gewöhnl Art; aber sie lassen sich↲
durch ė vorgängigen Schluſs auf sie↲
zurückführen z. B. d 1te
aus C Dx; A BC; C D. auf C Dx;↲
A C; A D. oder auf BC Dx; A BC; C DD.↲
Der 2te aus D Ex; A BCD; A Ex↲
auf BDC Ex; A BDC x; A Ex ↲
   

322
   
 13.418[1]  4. Instanz. f Beispiel:↲
1' Alle Δe haben zur ∡sum̅e 2 R ↲
kein Δ hat zur ∡sum̅e 2 R
es gibt k Δ ↲
 13.418[2]  oder. ↲
Alle dreieckigen Figuren haben zur ∡sum̅e [u.Z.:]2 R
keine dreieckige Figur hat zur ∡sum̅e 2 R ↲
keine Figur ist dreieckig ↲
 13.418[3]  2' Irgend ė Figur ist ė Δ ↲
Jedes Δ hat zur ∡sum̅e 2R ↲
Irgend ė Δ zur ∡sum̅e 2R↲
u. dgl ↲
 13.418[4]  3' ferner ↲
AB ohne CD x; AB; CD.↲
 13.418[5]  Diese scheinen nicht bloſs nicht↲
[zw.Z.:] durch d Ausdrucksweise abgewichen
von d gewöhnln Fassg, sond auch↲
nicht zurückzuführen; der letzte↲
analog dem hypothetischen↲
Schluſs.↲
 13.418[6]  [l.R.:] E K gute Ernte ohne fettes fruchtbares [1 W., gestr.] Boden Ackerland / Eine Ernte ist gut / E Boden Ackerland ist fett fruchtbar /
 13.418[7]  [l.R.:] 4' AB AC C ist mit B zusam̅en od auch C ohne B x E pflanzl Lebendiges E thier Lebendiges E Thier ist mit ė Pflanze /
 13.418[8]  [l.R.:] 5' AB x A C A B /
 13.418[9]  [l.R.:] [schw.T.:]6'24 x Alle guten Reitthiere / w nicht Pferde Irgend ė gutes/ Reitthier nicht/ ė Schim̅el Irgend ė gutes Reitthier nicht weiſs./
 13.418[10]  [Bl.:]7'25 alle Hottent häſsI alle Hottent Menschen — häſsI Menschen C6' u C7' hängen eng zusam̅en ↲
 13.418[11]  Lösg : Allerdings ist dies richtig.↲
Hier gilt aber noch mehr als bei↲
den in 2. u 3. Instanz geltend ge↲
machten Beispielen, dass sie k ↲
gewöhnl s. g. kategor. Syllogismen↲
sind; wir aber wollten nur für↲
dse, d. h. für die Syllogismen aus↲
kateg. Aussagen gbildeten Syllogis↲
men die zu der Art gehören,↲
[l.R.:] bei w jed Terminus/ zur Giltigk d Schluſses / beiträgt, u dies in/ Folge gew Verhältniſse / die auch bei d gewöhnl / w die Termini / in k and Ver / hältniſs stehn / als in solchen / die bei d gewöhnl / s. g. kateg Syllog. / in Betracht kom̅en / (also Identität/ od Contradiction ) / und einfache Ver/schiedenheit.) wenig / stens auch k andres / mit a. W. von jenen/ Verhältniſs Rücksicht / kateg. Syllog. / genom̅en wird) / von w man gewöhnl glaubt, dass↲
sie 2 unter Vermittlg ė ↲
dritten zu ė kateg. Aussage ver↲
einigen die richtigen Regeln an↲
statt der hergbrachten fehlerhaften↲
angeben.↲
 13.418[12]  Die Instanzen beweisen also nichts↲
gg uns, sie liefern aber ė neuen Be↲
weis von d vielen Lücken in d her↲
gebrachten Lehre v d Schlüssen.↲
 13.418[13]  Unsre Regeln bleiben also in kraft,↲
u sie sichern vor jedem Fehlgriff↲
bei d Prüfg, wenn man nur d ↲
Aussagen, w d Syll enthält rich↲
tig versteht
. [l.R.:] nicht aff. Satz für negativ u umgekehrt; nicht aff Terminus für negativ u umgkehrt (nicht pseudo-kategor Satz für kategor) Das Missverstehn ↲
gew kateg. Formeln war es das↲
nicht bloss im Einzelnen oft zu↲
Irrthümern verleitet, sond wie↲
wir gsehn habn, die Logiker [ü.Z.:]selbst bei↲
Feststellg ihrer Regeln in Irr↲
thümer gführt hat. Wir aber↲

323
haben [ü.Z.:]uns durch unsre frühern Erörtrgn ↲
über dsn Ggstand in Stand gesetzt ↲
mit Leichtigk solche Missverständ↲
nisse zu vermeiden.↲
   48. Der Beweis den wir für unsre 3 Regeln↲
erbracht haben, war d thatsächle Be↲
währg in jedem einzelnen Falle.↲
Man könnte aber auch noch in andrer
allgmeinerer Weise den [ü.Z.:]doppelten Beweis liefern ↲
  
α) dass jeder kateg. Schluss, der ihnen ent↲
spricht richtig ↲
  
αβ) dass jeder d gewöhnl s. g. kateg Schlüsse,↲
der ihnen nicht entspricht unrichtig↲
ist.
  
Das 1te durch Analyse der 8 [ü.Z.:] affirmativen u d 8 negativen Schluſs↲
modi, welche d affirmativen u der [ü.Z.:] Bedinggn d Re
8 w der zu der allgmeinen affir↲
mativen [ü.Z.:]Formel I, u d 8 Schluſsmodi w zu der↲
allgmeinen negativen Formel E un↲
sern Regeln entsprechend in giltiger↲
Weise führen d. h. durch Auflösg der↲
selben in mehrere einfachere Schlüsse↲
als ihre Elemente.↲
   [l.R.:] Einlage / 48' Auflösg / d s. g. kategor. / Schlüſse in ein/fachere./ NB (od durch Ana/lyse ė einzigen / aff. u ė der/ negat. Regel/ entsprechenden/ Formeln. / D Regeln so/ bstim̅t, dass/ d Spielraum / den sie lassen / nur d Stellg / d Bgriffe in/ d Prämissen/ u d Stellg d Prä/missen betreffen / die offenbar gleich/giltig. daher nur 2 . 2 . 2 = 8 Modi v jeder./
   Die 16 Schlußsmodi s. o. 73, b ↲
Erklärg des A', E', I', O' ↲
Sie umfassen d 15 wichtigsten u noch viele mehr.↲
   

324
   
   
[schw.T.:]74,1.
 13.420[1]  48. Der Beweis den wir für unsere 3 Regeln↲
erbrachten, war die thatsächliche Be↲
währung in jedem einzelnen Falle.↲
k d s. g. kateg. Schlüſse, der ihnen ent↲
spricht ist unrichtig.↲
 13.420[2]  k der richtig, der ihnen nicht entspricht.↲
 13.420[3]  48¹. Man könnte aber auch in deductiver ↲
Weise d doppelten Beweis liefern.↲
 13.420[4]  48². a, Jeder der ihnen entspricht richtig
 13.420[5]  Zur Vereinfachung:↲
 13.420[6]  α, Wenn ein negativer alle die affirmativ [ü.Z.:]negative
Denn der ganze Unterschied breuht↲
auf [1 W., unl., gestr.] [ü.Z.:] d Stellung v Subject u Prä↲
dicat . z. B. u. = Und wir sahen, daſs im̅er con ↲
versio simplex.↲
 13.420[7]  β. Wenn die negativen auch die↲
affirmativen.↲
 13.420[8]  Denn wäre falsch so auch weil sonst S M u [u.Z.:] S M x zuglassn [?]
   

325
   
 13.421[1]  γ. Wir haben also nur 1 negativen↲
Schluſs zu prüfen
 13.421[2]  Dies leicht durch Analyse Aus P M x folgt S P M x Aus S M x — S P M x aus diesen S P x ↲
 13.421[3]  48³. Jeder der nicht entspricht, unrichtig.↲
 13.421[4]  α, Um dies zu beweisen, nöthig wohl zu↲
beachten, daſs es sich nur um↲
die gewöhnlich s.g. kateg Schlüſse ↲
handelt.↲
 13.421[5]  D.h. ↲
 13.421[6]  I. Es handelt sich um d Folgerung↲
ė kateg. Satzes aus 2 kateg. ↲
Prämiſsen.↲
 13.421[7]  II Der Schluſssatz soll nicht mit↲
bloſser Wahrscheinlk sond. ab↲
soluter Nothwendigk aus den↲
Prämiſsen flieſsen.↲
 13.421[8]  also: er soll nicht mehr als↲
die Prämiſsen zusam̅en enthalten ↲
 13.421[9]  III Er soll aber mehr enthalten als↲
jede einzelne Prämiſse.↲
Denn k Prämiſse soll überflüſsig ↲
sein.↲
 13.421[10]  IV Ebenso soll kein Terminus über↲
flüſsig.↲
z.B.
(c über↲
flüſsig)

 13.421[11]  d.h. in d Schluſssatz wenn negativ ↲
in d Prämiſsen, wenn affirmativ↲
k Terminus, deſsen Wegfallen↲
Giltigk des Schluſses bestehn ↲
lieſse. [ü.Z.:] Denn dieses eine unbenützte Er
weiterung der Daten, jenes eine
[u.Z.:] unnöthige Beschränkg / des Ergebniſses
z.B. (c über↲
flüſsig)↲
od. (c über↲
flüſsig ↲
aber
(aa zwar k Erweiterung der Daten ↲
aber 1 Terminus offenbar [u.Z.:] nutzlos)
   

326
   
 13.422[1]  V. Endlich soll k andere Eigenheit↲
d Materie benützt werden als↲
d Verhältniſs d Termini ↲
Und k anderes Verh. zw d Ter↲
minis benützt werden als das↲
d [ü.Z.:]begrifflichen Identität und d attributiven↲
Contradiction ↲
 13.422[2]  Es soll also wed ė Terminus zer↲
theilt, noch ė Mehrh zu ė Ein↲
heit verbunden noch ė disjunctiver ↲
Terminus im Hinblick auf 2 ↲
andere gebildet sein u. ebenso↲
k Verh. d Correlativität zw ↲
2 Terminis vorkom̅en, k. ↲
Terminus die einfache Contra↲
diction ė andern, k Terminus↲
indirect ė od mehrere andere↲
enthaltend u. dgl. od wenn↲
ė solches Verh. besteht soll es↲
wenigstens nicht benützt werden ↲
   

327
   
   
[Bl.:]74.²
 13.424[1]  β, Unter dieser Beschränkung↲
ergibt sich d Nachweis, daſs ↲
alle andern Schlüſse unrichtig ↲
also:↲
 13.424[2]  I. was die Qual. d Prämiſsen ↲
angeht.↲
 13.424[3]  Aus 2 affirmativen k Schluſs ↲
k negativer: weil überhaupt
k Negation auſser v ein-
Allerdings aus 2 negativen↲
kateg Sätzen ė aff. Schluſs↲
satz ohne Benützg andrer ↲
Verh. aber k kategorischer a b x a b x a↲
 13.424[4]  damit ė kategor. ↲
3 Prämiſsen a b x a b x a b x a b
   

328
   
[Bl.:]74.²
   β. Unter dsr Beschränkg ↲
ergibt sich d Nachweis ↲
daſs alle andern Schlüſse ↲
unrichtig.↲
   I' was d Qual anlangt↲
α', Aus 2 aff. k Schluſs ↲
k negativer
, weil über↲
haupt k Negation auſser von einfachen Contradictionen ↲
k affirmativen, weil wohl↲
4 einzelne Termini aber↲
k Attribution zw Terminis↲
verschiedner Sätze.
[ü.Z.:] [Bl.:](natürl noch weniger zw contradictor Terminis
   [schw.T.:]β' folgl aus 1 aff. u. 1 negat. ↲
k negativer ↲
Denn:
   γ' aus 2 negativen k ↲
affimativer

Allerdings aus 2 negativen↲

   
   kateg. Sätzen ė affirmativer↲
Schluſssatz ohne Benützung↲
andrer Verhältniſse ↲
Aber k kategorischer, es↲
müſste denn ė Terminus↲
unnütz sein a b x a b x a (a)
   damit dies nicht 3 ↲
Prämiſsen a b x a b x a b x a b
   Hiemit die Regeln so↲
weit sie die Qualität be↲
treffen dargethan.↲
 13.426[1]  II. Was die Terminis an↲
langt

 13.426[2]  a'. k negativer der nicht↲
von der angegebnen ↲
Art.↲
 13.426[3]  1' , Die negativen haben↲
negative Prämiſsen.↲
Sie beurtheilen, wie↲
die Prämiſsen dem↲
ganzen Umfang nach ↲
 13.426[4]  2' , es muſs ė Einschränkg ↲
d Prämiſsen stattfinden↲
wg III.↲
 13.426[5]  Wegfall ė Merkmals↲
in jeder.↲
 13.426[6]  Dies nicht mögl ohne↲
Verhältniſs.↲
 13.426[7]  Aber auch nicht durch↲
Verh. der Identität.↲
Also nur durch Verh. ↲

329
der Contradiction [ü.Z.:] v Terminis [u.Z.:] verschiedner Prämiſsen
Nichtaufnahme von neuen↲
Merkmalen (wg IV.) ↲
Also mit jedem ė Ter↲
minus gemein ↲
 13.427[1]  Somit für d negativen die↲
Regeln der Terminis als un↲
bedingt giltig [ü.Z.:] nothwendig erwiesen.↲
 13.427[2]  b' hieraus folgt dasselbe für↲
d affirmativen.↲
 13.427[3]  früher dargethan daſs v d Form ↲
folgl =
also d 1te Schluſs =
 13.427[4]  NB Gesehn daſs d s. g. kateg. Schlüſse ↲
nicht unmittelbar, sond ė Ana↲
zu unterwerfen.↲
 13.427[5]  NBNB Unrichtig, daſs d Regeln nur↲
empirisch zu bewähren.↲
   

330
   
   
[Bl.:]75.
 13.437[1]  Von d Weise d Auflösg haben wir schon↲
früher gelegentl ein paar Beispiele ge↲
geben.↲
 13.437[2]  Sie geschieht nach den Formeln die alle unmittelbare Folgen d Gesetzes↲
des Widerspruchs sind.↲
 13.437[3]  Beispiel v Analyse ė aff. u ė negat. ↲
Schlußsmodus.↲
   Das 2te kann man erweisen, indem↲
man d Reihe nach darthut:↲
   1, dass nichts aus 2 affirmativen Prämissen↲
(weil beide particulär; u das sah schon↲
d gewöhnl Logik ein, dass aus 2 par↲
ticulären kein Schlußs.↲
   2, dass aus 2 negativen Prämissen
k affirmativer Schlußs; (weil in ihnen↲
nichts affirmirt wird, in d Schlußssatz↲
aber nichts enthalten sein darf, was↲
nicht auch in d Prämissen inbegriffen↲
ist.)↲
   3, dass aus 1 affirm. u ė negativen
nichts negatives.↲
   weil d affirm. particulär; die↲

xxx
negative aber allgmein; u das wies↲
schon d gewöhnle Logik nach, dass↲
aus particulären nichts Allgmeines.↲
   4. dass Negatives aus Negativem nur↲
durch Entschränkg ė jeden Prämisse↲
nach ė gew Seite hin, durch Elimi↲
nation
ė in ihrer Materie begriffenen↲
Bestim̅g.↲
   Denn sonst entw blosse Wiederholg↲
od blosse Beschränkg. Im 1ten Fall↲
gar k Schlußs, im 2ten k Schlußs aus↲
mehr als ė Prämisse.↲
   Wie soll nun ė Element aus jeder↲
[l.R.:]durch d andre eliminirt werden? Offenbar [ü.Z.:]nur durch↲
d Gsetz d Contradiction, w ja wie↲
wir früher gsagt im Grunde d Ge↲
setz jedes Schlußses ist.↲
   Also muss beim negativen Schlußs
in d ė Prämisse ė Bestim̅g sein,↲
[l.R.:]w ė Bestim̅g in der andern contradictorisch ist.↲
Somit das vollständige Gsetz des↲
negativen Schlußses abgeleitet.↲
2 negative Prämissen; [ü.Z.:]in jeder einer d contradictori↲
schen Termini in ihnen.↲
   5. Dass aus [ü.Z.:]ė affirmativen u [ü.Z.:]ė nega↲
tiven Prämisse Affirmatives↲
nur durch Addition ė Bestim̅g,↲
zur affirm. Prämisse.↲
   Denn sonst entw blosse Wieder↲
holg od blosse Subtraction. Im↲
1ten Fall gar k Schlußs, im 2ten↲
k Schlußs aus mehr als ė Prä↲
misse.↲
   Wie soll nun ė Bstim̅ in Folge↲
[l.R.:]d andern negativen Prämisse zur affir↲
mativen ė Bstim̅g addirt wer↲
den? Offenbar muss dies wiedrum↲
nach d Gsetz d Contradiction ge↲
schehn.↲
   Es muss also ė der in d nega↲
tiven Prämisse enthaltenen contra↲
dictorische Bstim̅g sein.↲
   Aus ė Negation kann, wenn ė↲
Position nur die ė [ü.Z.:]der in ihr ent↲
haltenen contradictorischen ent↲
nom̅en werden. Die hinzugefügte Bestim̅g muss also, wie gsagt die↲
Negation ė Bstim̅g des [ü.Z.:]in d negativen Prämisse Negirten
sein.↲
   Somit haben wir auch das↲

xxx
vollständige Gsetz d affirmativen↲
kateg. Schlußses abgleitet.↲
1 Präm. aff. d andre negat.↲
Im Schlußssatz u in d negativen↲
Prämisse einer der contradictorischen↲
Termin.↲
[l.R.:] d aff. ė gemeinsam [ü.Z.:](wozu addirt) / d negat ė contra/dictorischen Ter/minus (w addirt)
   So viel in Kürze, damit d Begründg↲
nicht defect scheint.↲
 13.440[1]  49. Aber was wird denn aus d vielen
[l.R.:] u man̅ichfachen andern Schlüßsen aus kateg Prä↲
missen
, die nicht zu den gewöhnl ↲
s. g. kateg Schlüſsen ghören, und↲
auf die verschied wir oben gstoſsen sind?↲
Sollen wir [ü.Z.:]sie ganz [ü.Z.:]ohne Regel der Prüfg ↲
lassen?↲
 13.440[2]  Nicht doch! haben wir ja doch schon↲
oben gsagt, dass d Gsetz d Wider↲
spruchs selbst
d allgmeine Regel↲
zur Prüfg jedes Syll. ist.↲
 13.440[3]  Dieser Widerspruch, [l.R.:] der bei jedem/ giltign Syll. / zw d Annahnme/ d Prämissen/ u d Leugng d / Schluſssatzes / besteht,/ leuchtet häufig [ü.Z.:]entweder
sofort ein, namentl wenn d ↲
Aussagen in d existentiale Formel↲
gekleidet, od sonstwie einfach ge-↲

331
76
staltet werden, ↲
 13.441[1]  oder er ist durch ė leichte u einfache↲
Analyse offenbar zu machen.↲
Jeder kateg. Syll. fällt näml [ü.Z.:]irgendwie unter↲
f 2 Formeln, entw direct, od die↲
wir auch oben benützt haben In ihnen ist d genan̅te Widerspruch↲
klar, u [ü.Z.:]also in jedem der ihnen [ü.Z.:]offenbar ent↲
sprechenden Schlüsse.↲
 13.441[2]  Die Analyse aber durch w gezeigt wer↲
den kann, ob ė Schluſs ihr entspreche ↲
besteht [ü.Z.:] wesentl. [schw.T.:] 1, [Bl.:]in ė [ü.Z.:]entsprechenden Bereichrg der Materie
der negativen Prämissen; u [ü.Z.:] [schw.T.:] 2, [Bl.:]nach voll↲
zognem affirmativen Schluſs etwa↲
noch in ė Vermindrg d Materie des↲
Schluſssatzes [ od auch [ü.Z.:] [schw.T.:] 3, [Bl.:]noch in e ↲
Umsetzg aus d directen in ė in↲
directes Urtheil od umgekehrt,↲
z. B. [l.R.:] [schw.T.:]z B./ [Bl.:]a b x c d x a b c d [schw.T.:]Denn a b x NN NN a b. NN a b c d x NN a b c d a b c d. k Pferd hat ė menschln / Oberleib k Weib läuft in ė / Fisch(schwanz) aus Irgend ė Nichtcentaure / ist ė Nichtmeernixe === ∼, nur um ė Kleines/ verwickelter Nichts Gutes ist voll/kom̅en gut. Nichts Schlechtes ist/ vollkom̅en schlecht ――― Irgend ė nicht vollk. / Gutes ist ė nicht/ vollk. Schlechtes./ [ [1W. unl.]: also ist Nichts vollk. gut &c.] [zw.Z.:] 4. endl in d zu Hülfe Nahme [ü.Z.:] a priori selbst/evidenter Behauptungen./ [Bl.:]Es ist nicht ė dreieckige Figur[ü.Z.:] diese Figur dreieckig ohne↲
die Gleichh ihrer ∡sum̅e [u.Z.:]mit 2 R [l.R.:]Es ist nicht Die ∡sum̅e einer Figur ist nicht = 2 R ――― Also ist [ü.Z.:]nicht eine Figur nicht Δig.↲
 13.441[3]  [u.R.:] Es[?] ist dagg ė vollkom̅ Glückseiendes kein [1W. unl.] Trostloses Unglück /

332
 13.442[1]  Ebenso umgekehrt: Es ist eine Figur dreieckig Es ist nicht ė dreieckige Figur ohne d Gleichh ↲
ihrer ∡sum̅e mit 2 R ――― (Also ist ė dreieckige Figur mit d Gleichh ↲
ihrer ∡sum̅e mit 2 R) Also hat ė Figur zur ∡sum̅e 2 R [l.R.:] A A B x A B B/
 13.442[2]  Ein andres Beispiel: kein Heiliger lügt Mahomed ist ė v Gott erleuchteter hl Mann. ――― Mahomed lügt nicht Analyse:↲
[l.R.:] [ABC] D E x A [B C] D dann gewöhnlr kateg Schluſs ――― A B C D E x
A E x
u. dgl.↲
 13.442[3]  [l.R.:] Einlage Alle guten Reitthiere / sind Pferde Irgend ė gutes Reitthier Schim̅el ――― ė gut Reitthier weiſs [B C] A B x A B C zunächst ― ― A C A B C B/ A B C B C x/ ――― [A [B] C /
 13.442[4]  Wir wollen uns nicht länger mit↲
dieser Prüfg d Sch einfachen Syll ↲
aufhalten, da unsre Zeit durch↲
Andres in Anspruch gnom̅en .↲
gehn wir weiter!↲
 13.442[5]  50. Die gewöhnle Logik lässt auf↲
d Lehre v d einfachen Schlüssen,↲
die so lückenhaft, die von den↲
zusam̅engsetzten folgen, welche,↲
wie schon gsagt, Verbindgn ↲
von einfachen sind.↲
Sie theilt sie je nach der↲
Vollständigk d Ausdrucks in↲
vollständige; zu ihnen ↲
die Schlussketten = ė Reihe von↲
[l.R.:] Schlüssen, die/ so miteinander/ verbunden sind,/ dass d Schluſssatz / d einen, ė d / Prämissen des/ andern aus/macht./ Beispiel. / Alle organ W sterbl / d Mensch / / Also / Cajus e Mensch / / Also Cajus / u unvollständige: Zu diesen die↲
Kettenschlüsse. Sie sind kateg. Schluſsketten,↲
bei welchen d letzte Schluſssatz einen↲
Terminus der ersten u ė der letzten Prämisse↲
verbindet, u bei der Ausdruck [u.Z.:]aber in der Art↲
[l.R.:] unvollst. ist, dass nur bei d letzten Schluſs ↲
der Schluſsatz ausgsprochen ↲
wird.↲
 13.442[6]  AristotelischerGoklenischer [ü.Z.:] (Marburger Prof Goclenius) [u.Z.:]Sorites
nach der Ordng der Prämissen.↲
Jener von d proposit. minoribus zu↲
d majoribus aufsteigend dsr
umgekehrt.↲
 13.442[7]  [l.R.:] Aristot. [l.R.:] z.B Wer viel trinkt schläft viel wer ↲
viel schläft sündigt wenig, wer ↲
wenig sündigt kom̅t in d Himel ↲

Also (d Form nach richtig. Aber!↲
   

333
   
 13.443[1]  (Umzukleiden. Bei[?] Goklen. .↲
u in Schlusskette.)↲
 13.443[2]  [l.R.:] NB Nach unsern / Erörtrgn viel/leicht noch mehr/ Arten: z. B. A B x;/ C B x; C D x; E D x =/ A D x (doch eigentl / Unterart der Aristotel) /
 13.443[3]  51. Dann geht d gewöhnle Logik↲
zur Induction über [l.R.:] S 343 , die sie ↲
wie schon gelegentl bemerkt ↲
in d vollständige [l.R.:] S 345 u unvoll
ständige [l.R.:] S 347 scheidet.
(den Namen scheint sie dadurch ent↲
sprechen zu wollen, dass sie v d ↲
vollst zieml vollst, v d unvollst.
aber sehr unvollst handelt [l.R.:] so dass kaum/ ihre Berechtigg / einleuchtet./ [ Indess für ė umge/kehrtes Verfahren/ wären wir dank/barer, denn jene/ bietet k bes Schwierigk ] ).↲
 13.443[4]  52. An d letztere hängt sie ė ↲
kurze Betrachtg d Analogie↲
schluſses
, d. i. des Schluſses vom↲
Besondern zum Besondern an,↲
ė Schluſs, der in d That, wie schon↲
gesagt [l.R.:] S 353 , der unvollst. Induction ↲
nahe verwandt ist ↲
 13.443[5]  53. Vor od nach d [ü.Z.:] Bsprechg der unvollst In↲
duction u Analogie widmet sie↲
ė kurze specielle Betrachtg den↲
Schlüssen, w auf Wahrscheinlk
schlieſsen [l.R.:] cf Drobisch).↲

334
[Bl.:]77
Und hier ist sie wiederum [ü.Z.:] wie bei d unvollst Induction in ihren↲
Mittheilungen äusserst zurück↲
haltend. obwohl [ü.Z.:]gerade diese beiden↲
Puncte zu den vor andern↲
wichtigen gehören.↲
 13.446[1]  54. Wir wollen sowohl aus dsm Grunde ↲
als auch insbesondere wg der↲
hohen Wichtigk der Sache diese
beiden Puncte noch speciell et↲
was behandeln:↲
 13.446[2]  I v d Schlüssen einf Wahrscheinlk [u.Z.:] (Principien v Laplace)
 13.446[3]  II Erklärg d Berechtigg gew
unvollständiger Inductionen .↲
 13.446[4]  Also: I v. d. Schlüſsen
auf Wahrscheinlk.
 13.446[5]  1. Wenn d gwöhnliche Logik, d Lehre von d Schlüssen↲
auf Wahrscheinlk kaum ė paar dürftige Worte↲
widmet, so entschuldigt sie dies, indem sie sagt, dass↲
die eingehendere Betrachtung, Sache d Mathematikers
sei. In d That beschäftigen sich d Mathematiker mit↲
der Wahrscheinlichkeitslehre. Ja wir haben einigen↲
Coriphäen der Mathematik, ihre En einem Pascal ↲
u Fermat, einem Bernoulli u Laplace u. A. ihre↲
Entstehung u Ausbildung zu verdanken.↲
 13.446[6]  Aber hiemit ist nicht gsagt, dass ihre Betrachtg nicht↲

335
Aber ė Fehlschluss.↲
D Wahrscheinlkrechng Sache d Mathem↲
also nicht d Logik (denn d Logik↲
nicht d Mathematik).↲
Beider!↲
Allerdings nicht, wenn ė Wissen↲
schaft.↲
Aber ė Kunst.↲
Und daher aus vielen Wissenschaften↲
z. B. aus Psychologie↲

bleibt↲
[l.R.:] zugleich auch Sache/ des Logikers sein/ könne u sein/ müsse./
 13.447[1]  [l.R.:] Allerdings ist es richtig / dass zw d Wissenschaften/ ė Arbeitstheilg bsteht./ Was d ė hat d andre / nicht zu behandeln./ Aber denken sie zurück/ an unsre Definition/ d Logik. Als ė Kunst,/ nicht als ė Wissen/schaft haben wir sie/ bstim̅t. Und als Kunst/ hat sie mit d andern / Künsten das gemein,/ dass sie Kenntnisse/ aus d verschiedensten/ Wissenschaften ent/lehnt u zu ihrem/ praktischen Zwecke / zusam̅enordnet./ So hat sie denn manche/ Untersuchgn mit d / Metaph. andre mit/ d Psychologie gemein./ Nähme man all dse / weg, was würde noch/ bleiben? So gut wie/ wie nichts! Denn auch/ was sie eigenthüml hinzu/fügt, ist nur ė Fort/bau auf der so gwon̅enen / Grundlage./
 13.447[2]  So aber [ü.Z.:]würde sie auch wenn alles was↲
d Mathematik, namentl d Wahr↲
scheinlkeitsrechng bietet, von d
ihr ausgeschlossen würde, ihrer↲
[zw.Z.:] Laplace mit Recht Aufgabe nicht mehr genügen kön↲
nen.↲
 13.447[3]  Und dass d gewöhnle Logik (ihren↲
eignen praktischen Charakter ver↲
kennend) von allen diesen Lehren↲
wirkl Umgang nim̅t, ist einer↲
der vornehmsten Gründe ihrer
Impotenz zu wirklr Förderung↲
des Wissens.↲
 13.447[4]  Mit Recht sagt Laplace in seinem↲
berühmten Essai philosophique↲
sur les probabilités [l.R.:] der Einleitg s grossen Werks: Analytische Theorie der Probabilitäten : „ D bedeutend↲
sten Fragen des Lebens sind zu↲
meist Probleme der Wahrscheinlk.↲
Ja man kann strenggenom̅ sogar↲
sagen, dass [ü.Z.:] strenggenom̅en fast alle unsre Er↲
kenntnisse bloss wahrscheinlich↲
sind; u bei der kleinen Zahl der↲
Gegenstände, die wir mit [ü.Z.:]absoluter Sicherh ↲
zu wissen vermögen, bei den↲
mathematischen Wissenschaften↲
selbst, gründen sich d vornehm↲
sten Mittel zur Wahrh zu gelangen,↲
die Induction u d Analogie sich↲
auf d Wahrscheinlkeiten; so dass↲
das gesam̅te System d menschln ↲
Erkenntnisse sich an die Wahr-
in diesem Versuch auseinander↲
gesetzte Lehre knüpft. “ ↲
 13.447[5]  Daher fordert er denn auch d Philo↲
sophen, wie schon im Titel selbst,↲
so auch in den ersten Worten
der Einleitg zur Beachtg s Ab↲
handlg auf. „ Ich wünsche, dass↲

336
es den in dsr Einleitg dargelegten Re↲
flexionen es verdienen [ü.Z.:]gelingen möge,↲
den Aufmerksamk [ü.Z.:]Blick d Philosophen↲
auf sich zu ziehn u ihn auf↲
ė Ggstand zu richten, der in↲
so hohem Grade würdig ist sie↲
zu beschäftigen verdient. “ ↲
 13.448[1]  Wir können vermöge der uns eng↲
gemessnen Zeit nicht so eingehnd,↲
wie wir wohl möchten, den Ggstand ↲
behandeln. Wir beschränken uns↲
auf d Angabe [ü.Z.:] u kurze Erläutrg der allgmeinen
Principien der Wahrscheinlkeits↲
rechng
, die Laplace im An↲
fange d genannten Abhandlg ↲
macht; od vielmehr auf die↲
der 7 ersten derselben, indem die↲
3 folgenden bereits nicht mehr↲
in gleichem Masse ė allgmeinen ↲
Charakter tragen. ↲
 13.448[2]  I Das 1te dsr Principien ist die↲
Definition der Wahrscheinlk
selbst. Sie ist, sagt Lapl. , das Ver↲
hältniss d Zahl der günstigen↲
zu der aller [ü.Z.:]gleich mögln Fälle.↲
[l.R.:] Wenn ich weiß daß / D Wahrscheinlk / ė Ereignißes ist / Wenn von 1 od mehreren mitein/ander unvereinbaren/ Fällen denkbar sind, in w ė Ereigniß [ü.Z.:]sicher eintritt u od sicher nicht eintritt / d. ė od andere wirkl ist/ od [?] nicht ist, was/

337
[Bl.:]78
für d Annahme d ė Falles/ u nicht ebenso/ für die ė jeden andern / spricht; so ist/ die Wahrscheinlk / ė Ereignißes / das Verhältniß der Zahl/ der ihm günstigen Fälle/ zu der Gesam̅tzahl./ d denkbaren Fälle /
 13.449[1]  Das Verständniſs dieses Princips ↲
unterliegt, nach dem was wir↲
schon früher über d Wahrscheinlk ↲
erörtert haben, k Schwierigk.↲
Wann ist etwas wahrscheinl? –↲
[l.R.:] Dann z. B. Wann wir [ü.Z.:]wissen, dass von 2en od mehreren Ereignissen [ü.Z.:] Thatsachen
eines u zwar nur eines eintreffen [ü.Z.:] wirkl
muss [ü.Z.:]ist, aber nichts [ü.Z.:]uns ė Anhalt↲
gibt, zu glauben, dass d ė eher↲
als das andre eintreten werde [ü.Z.:] wirkl sein .↲
[l.R.:] so ist d Wahr/scheinlk v ė halb/ so groß als die v / 2 [ü.Z.:]en u n mal > als/ die von Wahrscheinlkeit d Gsam̅th / wenn n Zahl d / Gsam̅th ./ Aber d Wahr/scheinlk d Ge/sam̅th = 1./ Also die d ein/zelnen Falles = 1 / n / wenn nun in m / Fällen d Ereigniſs / eintritt, in allen an/dern aber nicht ein/tritt, so ist d Wahr/scheinlk daſs irgendwelcher/ d ihm günstige Fall u. [u.R.:] somit auch die daſs es selbst eintritt = m • 1 / n = m / n 26 / [l.R.:] Man nennt solche/ Fälle gleichmögliche/ Fälle (uneigentlr / Gebrauch v [?] mögle )/ hier für das, deſsen / Sein od nicht sein uns / ungewiſs, [1 W., unl., gestr.] u nur mehr/ od minder wahrschein/lich ) 27 / Mit Sicherh können wir dann↲
keines behaupten od verwerfen ↲
Indessen ist es, gewiss, dass
im Fall [ü.Z.:]wenn es sich um mehr↲
als 2 derartige [ü.Z.:]gleich mögliche Fälle denkbare That↲
sachen handelt, dass es von einer↲
einzelnen, willkürl herausge↲
nom̅enen, wahrscheinlich[ü.Z.:]er, dass↲
sie [ü.Z.:]nicht wirkl sein werde, da wir↲
mehrere gleich [denkbare| [ü.Z.:]mögliche ] Fälle↲
s Existenz ausschliessen sehn,↲
während nur ė ihr günstig ist.↲
 13.449[2]  Ist d Gesam̅tzahl d gleich denk↲
baren Fälle 3, so ist d WahrscheinlichkeitWahr-↲

338
scheinlk Wahrscheinlichkeit d Nichtexistenz doppelt
so gross als die d Existenz. Und
[l.R.:] dessen, dem nur 1 Fall diese ist [ü.Z.:]günstig ist, ė Dritttheil der Ge-
sam̅tzahl aller Wahrscheinlk ↲
oder vielmehr der Gewissheit ↲
dass ė der 3 Fälle eintreten↲
werde, u daher sagt man, in↲
dem man d Zahl der Gewissh ↲
= 1 annim̅t, ihre Wahrscheinlk ↲
sei ⅓.↲
 13.450[1]  Die Bestim̅g d Wahrscheinlk ↲
von etwas geschieht also in der [ü.Z.:]in der Weise
[l.R.:]dass man Zurückführung alles die sä—tln ↲
[l.R.:] bei ė gew Frage denkbaren Thatsachen Fälle↲
auf ė bsti—te Zahl gleich möglr ↲
Fälle, d. h bei w [ü.Z.:]solcher Fälle zurückführt
in Bezug auf deren Existenz [ü.Z.:]wir gleichmässig
im Ungewissen unentschieden↲
sind, u die Zahl der der
Existenz der Th günstigen↲
Fälle bestim̅t.↲
[l.R.:] Die Wahrscheinlk ė / Ereignißes ist also/ = d Verhältniſs der Zahl der ihm / günstigen zu der/ Zahl aller mögln / Fälle, wenn dse / Fälle gleichmöglich/ sind. Sie ist /
 13.450[2]  Das Verhältniss dsr Zahl zur↲
Gesa—tzahl d gleichdenkbaren↲
Fälle. Der ächte Bruch, dessen↲
Zähler d Zahl d günstigen u dessen Nenner d Gesa—tzahl ↲
d mögln Fälle ist, ist [ü.Z.:]dann das↲
Maass dsr Wahrscheinlk.↲
 13.450[3]  [l.R.:] NB. auch d unwahr/scheinlichste wird/ in dsm Sinn wahrscheinl ge/nannt. Es ist/ in sehr geringem/ Māß /
 13.450[4]  Hienach verstehn wir nicht↲
bloss d 1te Princip, sond auch↲
d 2te.↲
 13.450[5]  II Sind d verschiednen Fälle nicht↲
gleich mögl, so bstim̅e man zuerst↲
[zw.Z.:] das Verhältnis der Möglichkeiten
[l.R.:] ė jeden Falles/ zu der eines/ [zw.Z.:]unter ihnen, / Falles, der[?] / Ausdruck ist / erst ihre beziehgsweisen Mögl=
keiten, deren genaue Bstim̅g [ü.Z.:] Eine Aufgabe die
eines von dem ist, was in d Wahr-
scheinlkeitslehre am meisten [ü.Z.:]ganz besondere Sorgfalt und Be↲
hutsamk verlangt. [l.R.:] Der Ausdruck/ ė jeden solchen/ Verhältnißses / ist ė ganze od / gebrochne Zahl./ Die Sum̅e dieser/ Zahlen, w soweit sie den/ dem Ereignißs günstigen/ Fällen zukom̅en,/ zu ihrer Gesam̅t/sum̅e ist dann die/ Wahr/scheinlk / d Ereigniſses./
Dann wird↲
d Wahrscheinlk d Sum̅e der↲
Möglkeiten aller [ü.Z.:]jedes günstigen Falles↲
sein.↲
 13.450[6]  Beispiel ė [ Würfl | [ü.Z.:]Scheibe ] 2mal gworfen.↲
W Wahrscheinlk 1mal wenig↲
stens [ ė gerade Zahl| [ü.Z.:] d weisse Seite ] zu werfen?↲
4 gleichmögle Fälle. ¾ ↲
[l.R.:]Man kann mit d’Alembert zählte 3 zählen. ↲
1, im 1ten Wurf (dann endigen) ↲
2, im 1ten nicht, aber im 2ten . ↲
3, im 1ten u 2ten nicht.↲
Dies führte ihn zu ⅔ ↲
Aber ½ + ¼.↲
   

339
   
 13.451[1]  III Sind 2 Ereignisse[ü.Z.:] denkbare Thatsachen v einander ↲
unabhängig, so ist d Wahrschein↲
lichkeit, beider dass sie zu- [ü.Z.:]beide
sam̅en wirkl sind [ü.Z.:]eintreten, das Product ↲
der Wahrscheinlk der ė mit↲
der Wahrscheinlk der andern.↲
Wurf v doppeleins mit 2 ↲
W[schw.F.:]ürfeln. [Bl.:]⅙ • ⅙ ↲
 13.451[2]  [schw.F.:] Wichtigk für Beurtheilung ↲
historischer Zeugniſse. [Bl.:] Wen̅ ↲
d Wahrscheinlk [l.R.:] (Glaubwürdigk jeder Mittheilg) [ü.Z.:] ė jeden 20 Zeugen ↲
von d 1 das von d andern Em↲
pfangne weiterberichtet = ↲
9/10, so ist die d Thatsache ↲
(9/10)²⁰ = < ⅛ ↲
 13.451[3]  Veranschaulichg an d Durch↲
sichtigk aufeinandergelegter↲
Gläser.↲
[zw.Z.:] Ebendarum d complicirtern Hypo/thesen weniger wahrscheinl./
 13.451[4]  Man sagt auch kurz: D zu↲
sam̅engsetzte Wahrscheinlk ↲
ist d Product der einfachen↲
Wahrscheinlkeitn.↲
 13.451[5]  [l.R.:] „In d rein mathem. Wiſsen/schaften sind d entferntesten/ Folgrgn noch ebensosicher / wie d Grundsätze, von denen/ man ausgegangen ist. Bei/ Anwendg der Analysis auf/ physical (od philos.) Lehren/ geht die Wahrscheinlk der/ zu Grunde gelegten Voraus/setzgn auf alle Folgrgn über./ In den histor. Wiſsen/schaften / leitet man dagg jede Folgrg nur/ auf ė wahrscheinle Art aus d / vorhergehenden Sätzen ab. Welche/ Sorgfalt man daher auch an/wenden mag, um Täuschgn zu/ vermeiden, so wächst d Größse / des mögln Fehlers doch mit jedem/ Schritte u. für entferntere Fol-/

340
[Bl.:]79
gerungen dieser Art/ wird es viel wahr/scheinlr, daß das/ Resultat unrichtig/ als daß es richtig ist./ “ (wörtl aus Hagen )/ Argument des anglican. / Theologen für d Unter/gang in nicht länger/ als ė gew Zeitraum./ rev. /
 13.455[1]  IV Sind 2 denkbare Thatsachen [ü.Z.:] Ereigniſse
voneinander abhängig, so ist↲
d Wahrscheinlk der zusam̅en↲
gesetzten Thatsache , das↲
Product der Wahrscheinlk der↲
1ten Thatsache mit der Wahr↲
scheinlk der 2ten unter Voraus↲
setzung der 1ten
 13.455[2]  Wie wahrscheinl ists aus 2 ↲
[l.R.:]von 3 Urnen A, B, C, von w ↲
die eine nur schwarze, die↲
andern nur weiße Kugeln↲
enthalten, beim 1ten Zug↲
weiße zu ziehn?↲
 13.455[3]  nicht ⅔ • ⅔ ↲
sond ⅔ • ½ (denn, nachdem↲
aus d Urne A ė weisse ge↲
zogen ist d Wahrscheinlk ↲
daß B weiße enthält nur↲
noch ½. [l.R.:] Wie wahrscheinl ists / bei ė Haufen v Karten / w aus d sämtln einer / Farbe bsteht, zuoberst/ d Ass, dann 2 zu finden / nicht 1/13 • 1/13 sond 1/13 • 1/12 / Wie wahrscheinl in ė / gewöhnln Loterie 13, 82,/ 90 (wenn nicht gerade28 / ė bes. Ereigniſs in d aller/höchsten Kreisen in/ ominöser Weise d Wahr/scheinlkeiten abändert / nicht • • / sondern • • / es wäre auch jenes nur/ / nun aber/ (hiebei29 / vergeſsen / daß 5 Num/mern ge/zogen werden) /
 13.455[4]  [l.R.:] (NB. Eigentl scheint/ d histor Glaubwürdig/keit hieher zu gehören / denn abhängig von/einander. Die Wahrschlk ė / berichteten Ereigniſses, deſsen Wahr/scheinlk a priori ½, sinkt daher nie unter ½./ Anders die Concurrenz / mehrerer histor Zeug/niße ) rev. 30 /
 13.455[5]  Man sieht hier den Einfluss
der vergangnen Ereignisse

341
auf d Wahrscheinlk d zu↲
künftigen
.↲
 13.456[1]  Der Bestim̅g dieses Einfluſses ↲
dient d f Princip, ė Corollar ↲
des vorigen ↲
 13.456[2]  V Berechnet man d vorgängige Wahr↲
scheinlk des eingetretenen [ü.Z.:](beobachteten) Ereigniſses ↲
u die ė Ereignisses, w aus ihm u ė ↲
Erwarteten [ü.Z.:](unbekannten) zusam̅engsetzt ist, so wird↲
die 2te Wahrscheinlk, dividirt durch↲
d 1te, die aus dem beobachteten Ereig↲
nisse sich ergebende Wahrscheinlk des↲
erwarteten Ereigniſses sein.↲
 13.456[3]  Frage nach d Einfluſs d Vergangenh
auf d Wahrscheinlk d Zukunft.↲
Wenn beim Spiel von Kopf od Rücken
Kopf öfter gkom̅en , so drängt uns dsr ↲
Umstand allein schon dahin zu glauben,↲
dass in d Bschaffenh d Münze etwas↲
liege, was dies begünstige.↲
 13.456[4]  Ebenso wenn ė permanent [Glück hat| [ü.Z.:] reussirt ] ,↲
wird dies als Bweis v Gschicklk ↲
betrachtet. Und dies läſst uns mit Vorliebe↲
uns ihrer bedienen.↲
 13.456[5]  In Fällen dagg , wo wir durch d ↲
Unbeständigk d Verhältnisse fort u ↲
fort zu ė Zustand d Unentschiedenh ↲
zurückgführt werden wäre es thöricht ↲
der Vergangenh, die ja k Licht auf d Zukunft↲
werfen kann, Rechng zu tragen.↲
Hiezu:↲
 13.456[6]  Jede d denkbaren Ursachen[ü.Z.:] Gründe ė beo↲
bachteten Ereigniſses ist um so↲
wahrscheinlr, je wahrscheinlr das Ein↲
treten d Ereignisses unter ihrer↲
Vorauſsetzung ist. Die Wahrscheinlk ↲
der Existenz ė jeden dsr Ursachen↲
ist daher ė Bruch, wovon d Zähler↲
d Wahrscheinlk d Ereigniſses unter↲
Annahme der Ursache, u wovon der↲
Nenner die Sum̅e s Wahrscheinl↲
keiten unter Annahme aller dsr ↲
Ursachen ist.↲
 13.456[7]  Sind dse verschiednen Ursachen, vor↲
gängig betrachtet, ungleich wahr↲
scheinl, so muss anstatt der↲
Wahrscheinlk des Ereignisses,↲
die aus jeder Ursache resultirt,↲
das Product von ihr u der [ü.Z.:]vorgängigen Wahr↲
scheinlk der Ursache selbst ge↲
setzt werden.↲
 13.456[8]  Dies d Grundprincip jenes Theils ↲
d Wahrscheinlkeitstheorie w lehrt
v d Wirkgn zu d Ursachen auf↲
steigen lehrt.↲
 13.456[9]  In ihm d Erklärg , warum man↲
regelmäſsige Ereignisse ė [ particulären | [ü.Z.:] besondern ]

342
Ursache zuschreibt.↲
 13.457[1]  Manche Philosophen meinten sie seien↲
minder möglich.↲
 13.457[2]  z. B. 20mal 6 minder leicht für d ↲
Natur als irgend ė unregelmäſsige ↲
Folge. Dies aber offenbar falsch.↲
Nur darum sind regelmäſsigen ↲
Combinationen seltener, weil sie↲
minder zahlreich sind.↲
 13.457[3]  Warum also suchen wir ė Ur↲
sache, wo Symetrie?↲
 13.457[4]  Nicht weil d Symetrische Ereig↲
niss minder mögl. sondern weil
[l.R.:] Da dies Ereigniss [ü.Z.:] kann entw Folge ė regelmäſsigen ↲
Ursache od d Zufalls sein kann
[zw.Z.:] da ist denn
u die 1te dsr Annahmen wahr↲
scheinlr als d 2te ist.↲
[l.R.:] ė u ders constanten / Ursache od von/ ė Aufeinanderfolge / verschiedner von/einander unabhängiger/ Ursachen ist / deren Gesam̅twahr/scheinlk = d Product / ihrer Wahrscheinlk / kleiner ist als die/ ė u ders constanten / Ursache./
 13.457[5]  Konstantinopel (wenn v keiner↲
Bedeutg, nicht↲
leichter durch Zufall,↲
u doch vermuthen ↲
wir ė bsondre Ursache↲

weil unvergleichl wahr↲
scheinlr) ↲
 13.457[6]  [l.R.:] Geringe31 Glaubwürdigk ė auſserordentln Brichts gg De Maistre. [3 W. unl.] , wie Wunder? Es kom̅t in Wahrh darauf an ob seltener ė Wunder od seltener daſs solche Zeugen d Un/wahrh sagen. Und/ dann noch, ob/ nicht denkbar daſs / dieses (daß sie unwahr be/richten, das Wunder,/ od ė wunder∼e auſserordentle providentielle Függ)) Instanz. Jedes histor Ereigniſs ∞ unwahrscheinl z. B. d Exist ė. Mannes/ vom Namen J. Cäsar mit den u den Personalien / Freunden, Feinden &c in d u d Zeit an d u d Ort./ Glaubwürdigk / d Berichts über d Loterie / (worin ich weiſs nur 1 / Kugel schwarz u dse Nr 47) / die und weiß. Ich habe 47/ gesetzt) laſsen fragen ob ė schw od weiſse? – Schwarz./ d Berichtende 89/90 Wahrsch. w Glaubwürdigk in/ dsm Fall?/ laſse fragen welche Num̅er? – 47. Derselbe Berichtende. W / Glaubwürdigk?/ Warum? d einemal ½ / das anderemal 89/90 / Antwort /
 13.457[7]  Alle Naturwissenschaft ↲
 13.457[8]  NB. Der [ü.Z.:]teleologische Beweis vom Dasein Gottes
ruht auf dsm Principe
 13.457[9]  [ NBNB. Was Laplace v d Ursachen
u Wirkgn sagt gilt ebenso
hinsichtl d Gesetze u Folgen.] ↲
   

343
   
   
[Bl.:]80.
 13.458[1]  VII [ü.Z.:] Man erhält D Wahrscheinlk ė zukünftigen↲
Ereigniſses, [l.R.:] das in Folge ver/schiedner denkbarer Ursachen/ eintreten kann, [ü.Z.:] ist d Sum̅e, w man erhält, wenn man ist d Sum̅e der Pro- [ü.Z.:] w man erhä
ducte die aus dem beobachteten Ereig↲
niss sich ergebende Wahrscheinlk ↲
jeder Ursache mit d Wahrscheinlk ↲
des zukünftigen Ereignisses unter↲
Voraussetzg dsr Ursache multiplicirt ↲
u d Producte addirt.↲
 13.458[2]  Beispiel. Urne mit 2 Kugeln ↲
w schwarz, weiss od gemischt↲
sind.↲
 13.458[3]  Man zieht eine heraus u wirft↲
sie wieder hinein.↲
 13.458[4]  Bei 2maliger Wiederholg [ü.Z.:]hat man jedes↲
mal ė weiſse erhalten.↲
 13.458[5]  Wie wahrscheinl ists auch beim↲
3tenmal ė weiſse zu ziehen?↲
 13.458[6]  2 Hypothesen.↲
[l.R.:] W ihre vorgäng Wahr/scheinlk?/ 1 : 2 /
 13.458[7]  In d ė Voraussetzg [ü.Z.:]ist d [ü.Z.:] Wahrscheinlk des beobachteten↲
Ereigniſses = ¼.↲
 13.458[8]  In d andern = 1.↲
 13.458[9]  Daher ist zu Folge des 6ten
Princips d 2te 4mal wahr↲
scheinlr als d erste d. h. diese ⅕ ↲
jene ⅘. Nun ist↲

344
in d 1ten Hypoth. d Wahrscheinlk ↲
ė weiſse zu ziehn ½; in der 2ten ↲
1. Man erhält also ⅕ • ½ + ⅘ • 1↲
= 9/10 als Wahrscheinlk ė weiſse ↲
Kugel beim dritten Zuge zu ziehen.↲
[l.R.:] ⅓ • ½ + ⅔ • 1/ = 1 + 4/6 = ⅚ / (Fehlerhafte/ Lösg v Laplace / u alle ihm gefolgt)/
 13.459[1]  NB. Ist d Wahrscheinlk ė einfachen↲
Ereignisses unbekannt, so kann↲
man dafür [ü.Z.:] dafür alle Werthe von 0–1 in gleicher Weise↲
als s Wahrscheinlk alle Werthe von↲
0–1 für sie vermuthen.
 13.459[2]  Die Wahrscheinlk jeder dsr Hypo↲
thesen, die sich aus dem beobachteten↲
Ereignisse ergibt, ist nach dem 6ten ↲
Princip ė Bruch, dessen Zähler
die Wahrscheinlk des Ereignisses↲
unter dsr Hypothese u dessen Nen̅er
d Sum̅e der ∼en [ü.Z.:]der Wahrscheinlkeiten ↲
die ihm [ü.Z.:]in ähnlr Weise unter allen Hypothesen↲
zukom̅en, ist. [i.Z.:] So ist d Wahrscheinlk, dass d Möglk des/ [zw.Z.:] Ereignisses in gegebnen Gränzen eingeschlossen ist, d Sum̅e d Brüche, w in dn Gränzen / [l.R.:] eingeschlossen sind. Multiplicirt man nun jeden↲
Bruch mit der Wahrscheinlk d ↲
zukünftigen Ereignisses, wie sie sich aus der entsprechenden↲
Hypothese ergibt, so wird die↲
Sum̅e der Producte , die sich für↲
alle Hypothesen ergeben, nach↲
dem VII Princip d Wahrscheinlk ↲
des zukünftigen Ereignißses sein,↲
wie sie sich aus dem beobach↲
teten Phänomen ergibt.↲
 13.459[3]  Man findet so [ü.Z.:] (durch ė sehr einfache Anwendg d Differentialrechng), dass wenn ė ↲
Ereigniss der Reihe nach n mal ↲
eingetroffen ist, die Wahrscheinlk,↲
dass es auch noch das folgendemal ↲
eintreffen werde = N + 1 / N + 2 ist.↲
[l.R.:] Beispiel v Laplace z. B. wenn d Geschichte 5000 ↲
Jahre od 1826213 Tage zurück↲
reicht u [ü.Z.:]wir wissen dass d Sonne während dsr ↲
Zeit bständig nach 24 St. aufge↲
gangen ist, so kann man 1,826,214 ↲
gg 1 wetten, dass sie auch morg ↲
wieder aufgehn werde.↲
 13.459[4] 
 13.459[5]  Natürl nur, wenn wir sonst k ↲
Anhaltspunct hätten. Für den ↲
der aus der Gsam̅theit der↲
Phänomene↲

345
das die Tagzeiten beherrschende↲
Princip kennt u [ü.Z.:] im ggwärtigen Augenbl nichts findet,↲
was s Lauf Einhalt thun kann,↲
ist d Wahrscheinlk ė unver↲
gleichl größsere.↲
 13.460[1]  Buffon in s [ü.Z.:]politischen Arithmetik be↲
rechnet dse Wahrscheinlk anders.↲
Er meint dass sie = 1 Bruch
dessen Zähler d weniger einen↲
Bruch dessen Zähler 1 u dessen↲
Nenner die Zahl auf eine↲
der Zahl der Tage verflossenen ↲
gleiche Potenz erhobene Zahl 2↲
ist.↲
 13.460[2]  [l.R.:]Aber Dsr brühmte Schriftsteller↲
kannte nicht d wahre Weise ↲
aus d vergangnen Ereignissen↲
die Wahrscheinlk der Ursachen↲
u der zukünftigen Ereignisse↲
zu erschliessen.↲
[l.R.:] Aber Fehlerhaftigk / auch der Lösg von/ Laplace. obwohl / auch hier ėner / der bis heute/ im̅er wieder/holt. Einlage./ Warum?    —↲
 13.460[3]  NB Ich will sehn, ob es mir nicht↲
gelingt, [ü.Z.:]Ihnen in ė etwas andern Weise↲
als [ü.Z.:] die w Laplace es hier gethan [ü.Z.:]angedeutet hat ↲
u ohne Anwendg [ü.Z.:]irgendwelcher schwieriger mathe-↲

346
[Bl.:]81.
matischer Operationen, d erwähnten↲
Satz zu bweisen.↲
 13.461[1]  Um d Aufgabe uns zu erleichtern ↲
wollen wir von einigen speciellen ↲
Fällen ausgehen, um dann erst↲
d Satz im Allgmeinen zu be↲
weisen.↲
 13.461[2]  a) Denken wir uns wir stünden vor↲
ė Urne mit 5 Kugeln↲
u es wäre vorgängig gleich wahr↲
scheinl dass 1, 2, 3, 4 od alle 5 od ↲
[l.R.:] auch k weiss .↲
 13.461[3]  Nun zögen wir 4 heraus u alle↲
wären weiſs.↲
 13.461[4]  W Wahrscheinlk , dass d 5te ?↲
 13.461[5]  Lösg Zu Anfang 6 gleichwahr↲
scheinle Hypothesen.↲
 13.461[6]  Von dsn jetzt nur noch 2 übrig. 1. 4 weiss 1 nicht 2. 5 — Nach d 1ten das beobachtete Ereigniss ↲
nach unserm 4t Princip ↲
= ⅘ • ¾ • ⅔ • ½ = ⅕ ↲
Nach d 2ten = 5/5 ↲
   

347
   
 13.462[1]  Also, da vorgängig k Unter↲
schied, nach unserm 6. Princip ↲
d 2te Hypoth 5mal wahrscheinlr ↲
als d 1te, also ⅚↲
= 4+1 / 4+2 ↲
 13.462[2]  b) Denken wir uns statt 5 Kugeln↲
6 [ü.Z.:]oder 7 in d Urne, aus w 4 gzogen.
u wieder vorgängig gleich wahr↲
scheinl, dass 1 od 2 u. s. f. od auch↲
gar k weiss.↲
 13.462[3]  Wiederum 4 herausgzogen. Alle ↲
weißs.↲
 13.462[4]  Wie wahrscheinl [ü.Z.:]nun, dass d [ü.Z.:] 5te w zunächst?↲
Werden d 6te od auch d 6te u ↲
7 Kugel die darin bleiben ė Unter↲
schied machen?es,
 13.462[5]  Es scheint nein!↲
 13.462[6]  Doch sehn wir ob d Rechng d ↲
Vermuthung bstätigt.↲
 13.462[7]  α, für 6. ↲
Einlage.↲
   
   
ad 81 Einlage I
 13.464[8]  für 6:↲
Von d anfängln 7 gleichwahrscheinl ↲
Hypothesen offenbar nur 3↲
übrig. 1. in 4 weiss in 2 nicht 2. 5 1 3. 6 0
 13.464[9]  Nach d 1ten ist d beobachtete Ereig↲
niss nach unserm 4ten Princip = (4/6 • 3)/5 • 2/(4 • 1/3) = 2/30 = 1/15 nach d 2ten 5/6 • (4/5 • 3)/(4 • 2/3) = 10/30 = 5/15 nach d 3ten = 15/15 ↲
 13.464[10]  Also d Wahrsch. d 1ten Hyp = 1/21 ↲
d 2ten = 5/21 ↲
d 3ten = 15/21 ↲
 13.464[11]  Nach d 3ten das nächste mal 1; nach↲
d 2ten ½ nach d 1ten 0 ↲
 13.464[12]  Daher 15/21 • 1 [u.Z.:]d 2ten + 5/21 : 1/2 = 35/42 = 5/6
 13.464[13]  Also dasselbe = 4+1 / 4+2 ↲
   

348-1
   
 13.465[1]  β. Betrachten wir dasselbe↲
noch nach der dritten Annahme↲
der 7 Wirthshäuser ↲
47.↲
 13.465[2]  Von d 8 Hypothesen nur 4 übrig ↲
[zw.Z.:] Nach d 1ten ist d beobachtete Ereigniss nach unserm 4t Princ
1. (4)/7 • 3/6 • 27/5 • 1/(4) = 6/210 = 1/35 Nach d 2. 5/7 • (4)/6 • 3/5 • 2/(4) • 1 = 30/210 = 5/35 Nach d 3. 6/7 • 5/6 • (4)/5 • 3/(4) • 1 = 90/210 = 15/35 Nach d 4. = 210/210 = 35/35 ↲
 13.465[3]  Also Wahrscheinlk d 1ten Hypothese↲
d 1ten = 6/336 = 1/56 2ten = 30/336 = 5/56 3ten = 90/336 = 15/56 4ten = 210/336 = 35/56 ↲
 13.465[4]  Nach d ersten d nächstemal 0; nach d 2ten ⅓; nach↲
d 3ten ⅔ nach d 4ten 1 ↲
 13.465[5]  Daher 35/56 + 15•2 / 56•3 + 15•1 / 56•3 = 140/168 = 10/12 = 5/6 32
   

348-2
   
   = 4+1 / 4+2, wiederum dasselbe.↲
 13.462[1]  c) Man sieht aus d Beispielen, dass↲
es vollkom̅en gleichgiltig , w [ü.Z.:]ob u um wieviel die↲
Zahl d in d Urne enthaltenen↲
Kugeln die 5zahl übersteigt, wenn↲
[zw.Z.:] nur im Übrigen d Bdinggn d gleichen./ Die resultirende Wahrscheinlk ↲
wird die gleiche sein, wenn st ↲
5 Kugeln ė Million od ė Billion↲
in d Urne gedacht wird. Ich↲
wenn man annähme, dass in d
Urne [ü.Z.:]stat ė endln Zahl ∞ viele Kugeln brauche↲
darum gar nicht zu wissen, wie↲
gross d in d Urne enthaltene Zahl↲
v Kugeln, ja nicht einmal ob↲
sie endl od unendl ist.↲
 13.462[2]  d) Doch d letzten Fall noch beson↲
ders!↲
Einlage II↲
   
   
ad 81↲
Einl II
 13.466[3]  Denken : wir stünden vor 1 Urne mit vielen Kugeln. Sehen – weiss [o.R.:] [2 W. unl.]
ohne Wissen [ü.Z.:] > Wahrsch, dass alle weiss od alle [ü.Z.:]0 od 1 od 2 od 3 u.s.w. od alle weiss. [2 W., unl., gestr.]
 13.466[4]  Und man würde fragen, was ist wahrsch [ü.Z.:] u.s.w. , wenn ich jetzt 5 Kugeln [ü.Z.:] [1 W., unl., gestr.]
herausziehe, dass alle weiss od 4 weiss u 1 schw [ü.Z.:]nicht od 3 weiss u 2 nicht & ↲
Ich müsste sagen keines. Es ist alles = wahrsch.↲
 13.466[5]  Nur d 1 weiss ich, dass jedes v ihnen 1/6 ↲
Indem v 6 Fällen jedenfalls einer.↲
 13.466[6]  Es sind also 6 Hypothesen gleich mögl [ü.Z.:] 1, dass d Umstände so, dass ich unter den 1ten 5mal [ü.Z.:] 5mal weiss [u.Z.:] 2,
 13.466[7]  Fragt man nun weiter: wie wahrsch ists unter Annahme ė ↲
jeden d 6 Hypothesen, dass ich beim [ü.Z.:] die [ü.Z.:] 4 1ten mal [ü.Z.:] weiss ziehn werde?↲
 13.466[8]  Nach der dass keins [ü.Z.:]5 = 1 ↲
 13.466[9]  Nach der dass eins [ü.Z.:]4 = ⅘ • ¾ • ⅔ • ½ = ⅕ ↲
 13.466[10]  Nach den übrigen = 0 ↲
 13.466[11]  Man ziehe nun 4mal , u es sei jedesmal ė weisse.↲
 13.466[12]  Wie wahrsch ists dass man d 5te mal ė ziehn werde?↲
 13.466[13]  Offenbar muss d Wahrsch. ⅚ sein.↲
 13.466[14]  Denn d Factum, dass ich 4mal weiss gzogen habe, erklärt sich↲
aus der [ü.Z.:] ė von d vorgängig gleich wahrsch. Hypothesen, dass d Umstände↲
so sind, dass ich [ü.Z.:]unter d 1ten 5 Malen [ü.Z.:] nur 5mal [ü.Z.:] 5mal weiss ziehe 5mal leichter↲
als aus d Hypoth, dass d Umstände so sind, dass ich unter d ↲
1ten 5 Male[u.Z.:]n 4mal weiss ziehe, wie eben gzeigt.↲
 13.466[15]  Nun verhalten sich d Wahrscheinlkn d Hypothesen wie d
d Wahrschn. d zu erklärenden Ereignisses unter Annahme↲
d Hypothese multiplicirt mit d vorgängigen Wahrsch d Hypo↲
these selbst. Also wie ⅚ • ⅙ : ⅙ • ⅙ = ⅚ : ⅙ = 5 : 1 ↲
 13.466[16]  Also ist ⅚mal wahrscheinlr, dass ich auch d nächstemal weiss ↲
ziehn werde = N + 1 / N + 2 ↲
   

348-3
   
 13.462[1]  e) Somit d Behauptg v Laplace ↲
allgmein erwiesen:↲
 13.462[2]  Ist d Wahrscheinlk ė einfaches↲
Ereignisses [ü.Z.:]essen vorgängig völlig unbekannt, der↲
Reihe nach Nmal eingetroffen

348
so ist d Wahrscheinlk, dass es↲
auch noch d folg. mal eintreffen↲
werde = N + 1 / N + 2 ↲
[l.R.:] Denn dann der/ gleiche Fall wie/ bei d Urnen./
 13.463[1]  f) Daher denn auch d Bstim̅g d ↲
Wahrscheinlk d Son̅enaufgangs ↲
unter d angegebnen Bdinggn ↲
richtig.↲
 13.463[2]  g) Man könnte noch mehr ver↲
allgemeinern:↲
 13.463[3]  Man könnte sagen, so ist d ↲
Wahrscheinlk [ü.Z.:] wer[?] dass es d 14[ü.Z.:]te mal ↲
später eintreffen werde, = N + 1 / N + 2 ↲
z. B. ebenso d Sonnenaufgang↲
in 14 Tagen.↲
 13.463[4]  (Wenn 4mal aus d Urne gzogen ↲
so ists eben so wahrscheinl, dass↲
beim 3ten unter d f Zügen als beim↲
1ten wieder weiss ).↲
 13.463[5]  Man fasse nur ihn mit d 4 zu↲
sam̅en u frage w d vorgängige↲
Wahrscheinlk , dass unter dsn 5 ↲
5mal u dass unter ihnen 4mal ↲
weiss u.s.w.)↲
   

349
   
   
[Bl.:]82
 13.468[1]  h. Daher könnte ė glauben, hier↲
habe er ė Princip um d Maaßs ↲
d Wahrscheinlk d Inductionen ↲
zu bstim̅en.↲
 13.468[2]  Bei ∞ vielen Fällen wird jeder↲
folgende Fall ∞ + 1 / ∞ + 2 als Wahr↲
scheinlk .↲
 13.468[3]  i. Allein sehr im Irrthum!↲
jeder einzelne f Fall für sich↲
genom̅en, nicht aber d Gsam̅th ↲
hat d angegebene Wahrscheinlk.↲
2 zusam̅en (nach d 4ten Princ. ↲
= n + 1 / n + 2 • n + 2 / n + 3 u. s. f.↲
 13.468[4]  Und bei unendlr [ü.Z.:]sehr grosser Vervielfältigg ↲
[ü.Z.:]sehr unwahrscheinl statt wahr↲
scheinl, dass [ü.Z.:]sie alle in Überein↲
stim̅g mit d beobachteten.↲
z. B. [l.R.:] 10 Kugeln in d Urne 5/6 • 6/7 • 7/8 • 8/9 • 9/10 • 10/11 = 5/11 ↲
also < ½ ↲
 13.468[5]  k Daher darin nicht [ d Maaßs | d [ü.Z.:] Berechtigg ] für↲
ė Induction sond für ė Analo↲
gie (vom Bsondern aufs Besondre).↲
Am allerwenigsten ė Induction ↲

350
die zu sicherer Annahme des↲
allgmeinen Gsetzes brechtigt.↲
Gar k [ü.Z.:]überwiegende Wahrscheinlk, selbst bei↲
unzähligen Fällen.↲
 13.469[1]  l. Wenn aber dies, so scheint über↲
haupt d [ü.Z.:] unvollst Induction unberechtigt ↲
Zu ihr!↲
 13.469[2]  III. V d Berechtigg gew ↲
unvollständiger Inductionen .↲
 13.469[3]  1. Die Betrachtg am Ende d vorigen↲
Stunde hat uns das Bedürfniss ↲
einer Theorie Lehre v d Prüfg der↲
[l.R.:] unvollst. Inductionen recht fühlbar gemacht.↲
 13.469[4]  2. Die gewöhnle Annahme derj, deren↲
Verstand noch nicht durch d [ü.Z.:]Studium der Logik↲
oder als Ersatz dafür durch eigne ↲
inductive Untersuchgn empirisch↲
über die Erfordernisse ė zuverlässigen↲
Induction belehrt worde ist, geht↲
entweder dahin, dass je grösser ↲
die Anzahl der [ü.Z.:]einzelnen Fälle, w bei ė ↲
[l.R.:] unvollst. Induction in Rechng gbracht, u ↲
sämtl in Übereinstim̅g mit ė gew ↲
denkbaren allgmeinen Gsetz bfunden ↲
worden, desto grösser auch die↲
[ Sicherh | [ü.Z.:] Wahrscheinlk ] sei, dass d Gsetz wirkl ↲
bestehe, [indem d unvollst. Induc↲
tion sich auf dse Weise mehr u ↲
mehr d vollst nähere].↲
 13.469[5]  Zugleich glaubt man daſs diese allein↲
sicher sei, die andre nicht als voll↲
kom̅en sicher betrachtet werden↲
könne.↲
 13.469[6]  Den 1ten Theil dsr Ansicht [l.R.:]scheint voll↲
ständig zerstört.↲
 13.469[7]  Eine [ü.Z.:] Induction per enumeratio[ü.Z.:]nem simplicem, ubi ↲
non reperitur instantia contradic ↲
toria (wie man ė solche Weise des↲
Inducirens nennt), [ist| [l.R.:]scheint ]ist im̅er unbe↲
rechtigt, u zwar vollständig, selbst↲
wenn ∞ viele Fälle. Nicht einmal↲
dann ė irgendwie überwiegende↲
Wahrscheinlk für d Allgemeingiltigk ↲
des Gesetzes, geschweige ė physische↲

351
Sicherheit.↲
 13.470[1]  Nur d Analogieschluſs allerdings↲
kann mit Sicherh gführt ↲
werden.↲
 13.470[2]  4. Für d 2ten Theil d Ansicht, so↲
weit er von dsr [ü.Z.:] ind per enumerationem ↲
simpl. ubi non &c. spricht, [ü.Z.:]also voll↲
kom̅en zuzugeben, dass er richtig,↲
[zw.Z.:] ja mehr als dies./
 13.470[3]  5. Aber nicht von jeder unvollst. ↲
Induction, d. h. nicht von jedem↲
Schluſs der aus ė od mehreren↲
[l.R.:] besondern Wahrheiten auf d Wahrh ė all↲
gemeinen Gesetzes, welchem sie [ü.Z.:]mit vielen andern als besondre Fälle untergeordnet sind,↲
folgert.↲
 13.470[4]  6. Es ist dieſs nicht einmal↲
schwer zu beweisen u ich hoffe ↲
es werde uns in den ff kurzen↲
Erörtrgn zur Genüge gelingen ↲
sowohl d Berechtigg gew un↲
vollst Inductionen überhaupt,↲
als auch die der hauptsächln ↲
Arten klar zu machen.↲
   

352
   
   
[Bl.:]83
>
   7. Jedes allgmeine Urtheil w durch↲
unvollst Induction festgstellt wird ↲
mußs nothwendig sein [l.R.:] [or.F.:] od es mußs ∞ wahrsch. sein, daßs es im̅er eintritt (wie bei ė Würfel mit ∞ Seiten worauf 1) u 1 worauf 2) [Bl.:].↲
   Wenn wenn nicht nothwendig, wie↲
sollen wir wissen, dass allgmein,↲
da d Induction nicht vollständig?↲
   8. Ferner muss es negativ sein, da↲
ja alle allgmeinen Urtheile nega↲
tiv.↲
   9. Somit muss d Materie unmögl ↲
sein. [i.Z.:] [or.F.:](od [ü.Z.:]ihre ∞ Unwahrsch ) / > [zw.Z.:] nothwendig sein /
   [Bl.:]10. Wie soll man nun Dadurch dass↲
man d Nothwendigkeit d allgmeinen ↲
negativen Urtheils, oder, was das↲
selbe sagt, die Unmöglk s Materie↲
constatirt aus [ü.Z.:] d Wahrheit einzelner oder weniger allgmeiner ↲
[l.R.:]negativer Urtheile n darthut, muss also↲
offenbar d [ü.Z.:] allgmeine Urtheil selbst erwiesen↲
werden.↲
   11. Aber ist denn nicht d Nothw u ↲
Unmöglk aus d Begriffen erkennbar↲
u lässt d [ü.Z.:] unvollst Induction entrathen?↲
Lösg. 1, [ü.Z.:] d Bgriffe nicht im̅er gegeben ↲
2, auch dann [ü.Z.:]für uns nicht im̅er mögl ↲
3, auch dann d andre hier[?] oft mögl u leichter[?]
   

xxx
   
   12. Aber wie dse Nothwendigk aus↲
d [ü.Z.:] unvollst Induction einzelner Fälle?
   Antwort: Aus d Harmonie von ein↲
zelnen Fällen mit ė solchen Noth↲
wendigk, wenn sie entweder nur↲
unter ihrer Annahme [ü.Z.:]möglich ist oder [ü.Z.:]wenigstens (selbst wenn
[l.R.:] man d [ü.Z.:]etwaige vorgängige [zw.Z.:] Unwahrscheinlk ė solchen Nothw. in Rechnung bringt) ∞ leichter↲
unter ihrer Annahme als ohne sie↲
zu begreifen ist.↲
   Dann d 6te Princip.↲
   Hierin d [ü.Z.:] allgmeine Māßsstab d Giltigk ↲
aller unvollst. Inductionen.↲
   14. Zugleich ersichtl dass 2fache ↲
Classe.↲
   a) wo d Harmonie einzig u allein↲
so zu begreifen ↲
   wo ∞ leichter.↲
   15. Die zu d ė od andern Classe ge↲
hörigen [ü.Z.:] unvollst Inductionen sind sich nahe↲
verwandt.↲
   Doch wollen wir für jede noch↲
einige speciellere Fälle unterscheiden↲
u indem diese, zugleich d all↲
gmeineren Principien durch↲
Beispiele illustriren.↲
   A. I Classe.↲
   1, Wenn [ü.Z.:]gewiss dass entw [ü.Z.:] ė A mit B od A ohne↲
B unmögl ist↲
u [ü.Z.:] ė A mit B ist
kann ich [ü.Z.:]aus dsm einzelnen Fall schliessen, dass ė A ohne↲
B unmögl ist, also Alle A mit B
(Natürl auch umgekehrt, wenn ė A ohne B↲
ist, dass kein A mit B ist).↲
   z. B. Gewiss dass entw Wasser das↲
aus Wasserst. u Sauerst in ė [ü.Z.:] bstim̅ten Gwichts↲
verh. (v 1 : 8) unmögl, od Wasser ↲
das nicht aus Wasserst u Sauerst &c ↲
unmögl.↲
   Ich finde [ü.Z.:]durch chem Anal. , dass ė einzelnes Wasser↲
aus Wasserst. u Sauerst. &c.↲
Also k Wasser ohne dses mögl,↲
Also alles Wasser &c.↲
   2, Wenn ė AB ohne (mit) C unmögl [u.Z.:]ist
Und ebenso [ü.Z.:]Wenn es unmögl ist, dass B ↲

xxx
indem es zu A hinzukom̅t, die↲
Vereinigg des A mit C (d Trenng ↲
des A von C) unmögl macht,↲
u. ė AB mit (ohne) C unmögl ist ↲
so kann ich aus dsm speciellen ↲
Gesetze schliessen, dass A ė V
allgmein A mit (ohne) C un↲
mögl ist.↲
   z. B. Eherne Kugel [ü.Z.:] v 6 Schuh Durchmesser u [ü.Z.:]senkrechter steinerner↲
Conus, dessen Grundfläche gleich↲
einem grössten Kugelkreise u dessen↲
Höhe gleich ihrem Durchmesser.↲
In [ü.Z.:] ė zum Überfließen volles Wasserbecken getaucht.↲
Überfliessen.↲
   Das 1te mal doppelt, [ü.Z.:]so viel als das 2te ↲
mal.↲
   Und so erkannt, dass die eherne↲
Kuigel 2mal > als d steinerne Konus ↲
So folgt, (schon nach d vorigen Prin↲
cip) dass [ü.Z.:] nothw alle [ü.Z.:] d Kugel völlig gleichartigen Kugeln↲
2mal > als alle d Kegel völlig gleich↲
artigen Kegel.↲
   Aber weiter, dass Kugeln u Kegel von↲
anderm Stoff [ü.Z.:]bei gleichen Dimensionen von andern Dimensionen↲
bei gleichen Verhältnissen [ü.Z.:] ∼er Gestalt ; ja dass↲
   

xxx
   
   
[Bl.:]83.
 13.480[1]  1. Sie muß aus d Daten mit Nothw od ∞er Wahrschein↲
lichkeit folgen.↲
 13.480[2]  2. Hienach 2 Fälle: 2 Hauptclaſsen. (∼ wie d Schlüſse [u.Z.:]überhaupt.
 13.480[3]  4. Auch aus diesem Gsichtspunkts ė Mehrh v Fällen.↲
Entw handelt es sich um ė [ü.Z.:] allgmeinen Begriff mit ė beschränkte[u.Z.:]n Zahl v Individuen↲
od um ė [ü.Z.:]mit unbeschränkter.↲
 13.480[4]  Beispiel: Pferd [ü.Z.:] (alle vergangnen künftigen, je auf d. Planeten lebenden mitinbegriffen – Apostel Christi.↲
1 000 Jahre – alle Jahre die noch kom ↲
werden.↲
 13.480[5]  Ferner entw um etw was allgmein nicht ist, obwohl es
[ü.Z.:]an u für sich mögl ist, od um etw was allgemein nicht ist, weil es [ü.Z.:]an u für sich
unmöglich ist, oder um etwas was nicht ist, was [ü.Z.:]aber nicht an u für↲
sich sondern höchstens de facto unmöglich ist.↲
z. B. daſs k Papst vor Pius IX länger als 25 Jahre regierte.
(nachdem es geschehn, unmöglich nicht; anders daſs k ↲
Δ zur ∡sume > 2 R.↲
 13.480[6]  5. Manche haben auf die letzten Claſsenunterschiede vor↲
zügliches Gewicht gelegt; u sie verdienen auch Beachtg.↲
Wenn man aber so weit ging, die andern aus d Reihe der↲
Inductionen zu streichen, so muſs man fragen, wohin?↲
Auch vielfach ė ganz gleiches Verfahren.↲
 13.480[7]  6. Wichtiger u fundamentaler für d Charakter d Schluſses ↲
d 1te Claſsenunterschied . (Nr 2) ↲
 13.480[8]  Der 1te Fall wenn ė Widerspruch.↲
 13.480[9]  der 2te wenn ∞e Unwahrscheinlk in d Ver↲
werfung des Schluſssatzes u d Annahme d Prämiſsen
   

353
   
 13.481[1]  7. Aber wie das 1te denkbar, wenn d Induction ↲
unvollständig?↲
 13.481[2]  Allerdings unmögl, wenn mir nichts über die↲
Übereinstim̅g der gegebnen Fälle mit andern be↲
kannt ist.↲
 13.481[3]  Aber dies kann d Fall sein, auch wenn ich nicht↲
weiſs, ob sie in Merkmal A od A überstim̅en,↲
somit, ist auch ė Nothwendigkeitsschluſs durch↲
unvollst Induction mögl.↲
 13.481[4]  8. Wir wollen dies etwas erläutern, indem wir auf↲
specielle Fälle die zu dsr Claſsegehören eingehn ↲
u sie durch Beispiele erläutern.↲
 13.481[6]  1. Wenn gewiſs, daſs entw BA od BA unmögl ist ↲
Ich finde [ü.Z.:] thatsächlich daſs BA ist
so kann ich aus dsm einzelnen Fall schlieſsen, daſs ↲
ė BA unmögl ist, also alle BA ↲
 13.481[7]  Beispiel. [ü.Z.:] So in d f. Lage: Es ist gewiſs daſs entw Waſser das aus↲
Waſserst u Sauerst in ė best. Gewichtsverh (v 1 : 8) ↲
unmögl od Waſser, das nicht aus Waſserst u Sauerst ↲
u. s. w. unmögl.↲
 13.481[8]  Ich finde durch chem Analyse, daſs d [ü.Z.:]einzelne gegebenes
Waſser aus Waſsst u Sauerst &c.↲
Also alles aus Waſser &c.↲
 13.481[9]  [l.R.:] 5. II Beispiel [ü.Z.:]Anderer Fall: [ü.Z.:] Es sei gewiſs, daßs wenn der Binominalsatz (a + b) =↲
=
2. Aber ganz analog ist f. Fall
wenn für die Potenz n gilt [ü.Z.:](wo n eine beliebige ganze Zahl) eben, so für die Potenz n + 1 gilt.↲
Nun findet man durch Berechnung daſs er↲
für d 2te Potenz gilt.↲
 13.481[10]  Ergo allgmein für alle Potenzen w ganze↲
Zahlen.↲
 13.481[11]  Der Fall ganz ∼ dem früheren, wie man deut↲
lich sieht, wenn man zunächst d Schluſs zieht ↲
daſs wenn d Satz für 1 ungebrochene Potenz,↲
für alle gilt. [l.R.:] Aber hierin schon ė bes Gesetz: Wenn d Arten ė Gattg ė Reihe u gewiſs daſs entw bei ė best Glied ė Reihe mögl od bei ihm u allen f. unmögl; u ich finde daſs beim 1ten Glied unmögl. so kann ich schlieſsen daſs bei allen.
 13.481[12]  Der Unterschied [ü.Z.:]vom vorigen ist dann nur, daſs während↲
im vor. Beispiel aus ė indir Beobachtg,↲
hier aus ė berechneten speciellen Gesetz↲
das allgemeine inducirt wird.↲
 13.481[13]  2. Das Gesetz d Induction in dsm Fall lautet↲
also: Wenn gewiß daſs entw BA od BA
unmögl ist u. CBA nicht ist,↲
so kann ich aus dsm Specialfall schlieodsen ↲
daods BA unmögl, also alle BA. [u.Z.:]Beispiel hiezu bei 4.
 13.481[14]  3. Aber ganz ders. Schluſs ist auch f. [ü.Z.:] Bisher handelte es sich um an u für sich Nothwendiges, um Gesetze
um Gesetze u Begriffe von ė unbeschr Zahl von↲
Individuen.↲
 13.481[15]  Aber ganz ∼ ist d Schluſs in f Fall:↲
Es sei mir bekannt, daſs Alle Apostel ders [ü.Z.:] Päpste als Päpste Bischöfe der
Race angehörten[ü.Z.:] selben Stadt waren , aber nicht welcher.↲
Ich finde nun daſs Jacobus ė Semit ↲
Ergo alle Semiten.↲
   

354
   
 13.482[1]  Sie sehn daraus, wie Unrecht, diese von↲
d Inductionen zu scheiden.↲
(Nur sind d Inductionen, w zu Gesetzen führen d ↲
allgemeinere u wichtigere Fall.↲
Aber über sie hinaus gilt d Regel, wenn [ü.Z.:] entw BAx↲
od BA x u BA; BA x ↲
 13.482[2]  4. Wenn es unmögl ist, daſs B indem es zu↲
A hinzukom̅t, die Verbindg des A mit C↲
od die Trennung des A von C unmögl macht,↲
u ė AB mit C (resp ohne [ü.Z.:]AB C ) unmögl ist ↲
so kann ich aus dsm speciellen Gsetz schlieſsen ↲
daſs allgemein AC (resp AC ) unmögl ist. ↲
z. B. Ich finde, daſs [ü.Z.:] d Inhalt jeder [ü.Z.:] dreiseitigen Pyramiden ↲
= ⅓ des [ü.Z.:] dreiseitigen Prismas v gleicher Höhe ↲
So kann ich schlieſsen, daſs alle Körper↲
von ebener Grundfläche, bei w [ü.Z.:]auf deßsen Oberfläche von d Grenz↲
linien dsr Grundfläche nach 1 auſserhalb ↲
ihrer gelegenen Punct ė gerade Linie gezogen↲
werden kann = ⅓ d Körpers, w [ü.Z.:] v 2 Parallelen Ebenen und im Übrigen von↲
solchen Flächen begrenzt ist, auf w man↲
[zw.Z.:] von jedem Grenzpuncte d ė Fläche/ gerade, #e Linien v d Grenzen d ė nach ė↲
entsprechenden GrenzPuncten der Grenzen der↲
andern jener beiden Flächen ziehen..↲
[l.R.:] zw je/ 2 Grenz/puncten d ė u / and. d ge/nannten Flächen/ gerade u miteinander / # Linien ziehen kann. Die Mathemat. haben dafür k all↲
gemeinen Namen. Er würde
[l.R.:] Das Bei/spiel/ gehört/ zu Regel/ 2./ Beſser / war das/ Beispiel/ in 1ter / Auflage / [zw.Z.:] (doch noch beſser ė neues zu suchen z. B. Nachweis d Unter/schieds d Dichtigk v Guſseisen u gehäm̅erten durch Wiegen[?] in Luft u Waſser / nur auf d Ausdehng kom̅ts an.33 /
   

355
   
   
[Bl.:]84
   ja dass was v d senkrechten Kegeln↲
von allen Kegeln gilt, die sonst die↲
gleichen Bededinggn erfüllen, weil↲
[l.R.:]auch im Senkrecht kein Grund sein↲
kann [l.R.:] [bl.F.:](nur auf d Volumen ankom̅en kann [Bl.:].↲
   also allgmein dass es unmögl ↲
dass ė Kugel nicht doppelten↲
Inhalt als d Kegel dessen Grund↲
fläche ė grösster Kugelkreis u ↲
dessen Höhe = d Durchmesser ↲
Also dass alle Kugeln [ü.Z.:] d doppelten = d ↲
in solcher Weise zu ihnen sich↲
verhaltenden Kegel.↲
 13.483[1]  B. II Classe.↲
 13.483[2]  1. Wenn nur ė Zweifaches denkbar,↲
näml entw dass etw in allen↲
Reihe v Fällen entweder gleich↲
mässig m/n [ü.Z.:] ė gew endliche Wahrscheinlk hat, od ↲
dass es [ü.Z.:]in einem allen nothwendig ist, von dsn ↲
Beiden aber d ė u andere mit vor↲
gängig gleicher [l.R.:] [bl.F.:] od wenigst nicht ∞ verschiedner [Bl.:] Leichtigk ange↲
nom̅en werden kann.↲
 13.483[3]  Und es in ė ∞ Reihe v Fällen↲

356
ausnahmslos eintritt, so↲
kann ich [ü.Z.:](mit phys Sicherh) schliessen dass das↲
Ggtheil unmögl ist, u dass↲
es also niemals eintreten werde .
(Causalitätsgesetz).↲
 13.484[1]  NB. Unterschied v d mit Laplace ↲
betrachteten Falle.↲
 13.484[2]  Hier ∞ viele. Aber nicht im̅er nöthig ↲
ja oft gnügt einer.↲
 13.484[3]  2. Wenn gewiss, dass AB mit [ü.Z.:](ohne) C [u.Z.:]unmögl,
Wen̅ ∞ [ü.Z.:]un wahrscheinlr, dass der↲
Grund der Unmöglk ė Vereinigg [ü.Z.:](Trenng)
des A u [ü.Z.:]von C in dem Hinzu↲
kom̅en von B [ü.Z.:]zu A liegt, als in A,↲
Und es gewiss, dass AB mit [ü.Z.:](ohne) C [u.Z.:] unmögl
So kann ich [ü.Z.:] aus dsm speciellen Fall (mit phys Sicherh)↲
schlieſsen, dass allgmein A mit [ü.Z.:](ohne) C↲
unmögl ist ↲
 13.484[4]  Beispiele. 1. Peripherie∡ = ½ Centri∡ gmessen ↲
2. Quadrate beim recht∡en Δ gwogen.↲
3. [ü.Z.:] wie[?] Archimedes. cf. Metaph ad 30, 2.↲
[l.R.:] d parabol Segment/ = ⅔ d Parallelogram̅s / w d Sehne zur Grundlinie [u.R.:] hat u deſsen obere Grundlinie mit der ihr #en Tangente34 d Parabel zusam̅enfällt../ 4. Newtonscher Binominalsatz↲
(cf. ebend. Met. ad 30, 2. cf) ↲
 13.484[5]  Oder aus zwei Beispielen:↲
 13.484[6]  3 Wenn ∞ unwahrscheinlr, dass↲
sowohl B als M zu A hinzu↲
kom̅end es unmögl machen, dass↲
A (mit) [ü.Z.:](ohne) C ist, als dass ė solche Un↲
möglk in A selbst ihren Grund hat ↲
Und gewiss ist, dass↲
AB mit [ü.Z.:](ohne) C unmögl u. ↲
AM mit [ü.Z.:](ohne) C unmögl ↲
so können wir aus dsn speci↲
ellen Gsetzen schliessen dass↲
allgmein A mit [ü.Z.:](ohne) C unmögl ist.↲
 13.484[7]  NB. Auch mehr als 2 Beispiele: ↲
z. B. 1. Wir hätten bei den Peri↲
pherie∡en , den der v gleichen↲
Schenkeln u den dessen Scheitel↲
in dem d Sehne # Durchmesser ↲
2. wir hätten bei d R∡ Δen ↲
ė gleichschenkls u ė wo ė Seite↲
½ v d andern u ė [ü.Z.:]wo eine Seite = ⅓ ↲
von d andern ↲
 13.484[8]  Hier aus 1 Beispiel nicht berechtigt ↲
weil auch im Bsondern eine ↲
aber aus d Mehrheit.↲
   

357
   
 13.485[1]  [o.R.:] 4. Wenn es leichter erklärbar / daſs AB wenn/ AB nicht/ nothw./
 13.485[2]  4. Wenn überhaupt ė [ü.Z.:] gew Har↲
monie ė Reihe v Erscheingn ↲
mit der Annahme ė [ü.Z.:]denkbaren allgmeinen ↲
Gesetzes ∞ [ wahrscheinlr | [ü.Z.:]leichter ] unter↲
s Annahme als unter allen↲
andern zu erwarten. [l.R.:] u dse Annahme vorgängig nicht ∞ unwahrscheinl ist.
Und diese Harmonie bsteht .
[zw.Z.:] in ė Reihe v Erscheingn / So sind wir zum Schluſse ↲
auf jenes allgmeine Gsetz ↲
berechtigt.↲
 13.485[3]  [l.R.:] So namentl sich/ begleitende ein/ander entsprechende/ Verändrgn . / z. B. Mondstellgn u ent↲
sprechende Verändrgn in Zeit↲
u Ort d Flut. Der Mond↲
bringt Ebbe u Flut hervor u ↲
allgmeines Gsetz.↲
 13.485[4]  5. Wenn sicher, dass wenn A↲
nicht ohne B, B nicht ohne↲
A sein kann.↲
 13.485[5]  Und noch ė der gnannten [ü.Z.:]angegebenen Ge↲
setze kann [ü.Z.:]aus einzelnen Fällen werden, [ü.Z.:]z. B. aus A mit B dass↲
A nicht ohne B.↲
 13.485[6]  So kann aus dsn auch gfolgert ↲
werden, dass B nicht ohne A.
[l.R.:] (umgekehrte Überein/stim̅gsmethode) / z. B Wenn k / recht∡ Δ ohne Quadr / = Hyp = dem d Kath. / so keines Quadr d Hypoth / = dem d Kath w nicht/ recht∡; u das erste/ inductiv constatirt./
   

358
   
   
[Bl.:] ad 84, 1.
 13.486[1]  5. Es sei d Verbindg [ü.Z.:] Verursachg v A durch jeden bel Fac↲
tor im Einzelnen [ü.Z.:] gleichmäſsig ∞ unwahrscheinl ↲
Es entsteht beim Eintritt von B u N und↲
Factoren. Und wiederum beim Eintritt v ↲
B u N v d 1ten [ü.Z.:] gänzl versch Factoren.↲
So ist d Verursachg v A durch B [ü.Z.:]allein phys ↲
u ist im̅er zu erwarten wo dsr Ein↲
fluss nicht durch pos Ggwirkg para↲
lysirt wird. [l.R.:] (Übereinstim̅ungsmethode?)35
 13.486[2]  Beweis. ( d Einfachh wg 1 Factor auſser B ↲
so nach d Eintritt die Möglk, daſs B allein ↲
daſs C allein, daſs B u C zusam̅en (B↲
u C sollen nicht zerlegbar sein) w wie ė 3ter ↲
Factor betrachtet werden kann, somit d ↲
Wahrscheinlk daſs B allein ⅓. C all ⅓ CB ⅓ ↲
Das 2te Mal wieder auſser B 1 Factor ↲
u wieder Eintritt. 3 Hypoth B allein ↲
D allein B u D zusam̅en. Von dsn ↲
hat vorgäng B ⅓ BD 1/∞ D 1/∞ somit ↲
phys sicher daſs B Ursache von A. C aber↲
u CB verlieren wieder alle Wahrscheinlk ↲
denn aus B mit 1/∞ Wahrsch aus C u D mit 1/∞² [ü.Z.:] u ebenso aus BC u [u.Z.:]BD mit 1/∞² ↲
∼ wenn N ė > u aber endle Zahl. vgl Variationsrechn.↲
[l.R.:] Hieher36 d Beispiel Ende d f Num̅er mit NB
   

359
   
 13.487[1]  [o.R.:] Hieher vide inf Nr 6./
 13.487[2]  NB. Ist d [ü.Z.:] zuf Verb. v A u B nicht ∞ wahrsch u d ↲
nothw [ü.Z.:] gesetzle ∞ unwahrsch; so kann nie auf ė Causal↲
verh geschloſsen werden.↲
 13.487[3]  Aber d Grad d Wahrscheinlk d zufälligen Verbindg ↲
kom̅t v Anfang zu [ u steigt u wirkt allge↲
mein].↲
 13.487[4]  NB. Ist d nothw Verb nicht ∞ unwahrsch u d ↲
zufällige auch nicht, so steigt d Wahrscheinlk nach↲
d Maasse n – 1 / n – 2 in d früher [ü.Z.:]v Buffon am unrechten Platz angegebnen Weise↲
[l.R.:] Es scheint/ in d Maaſse / (½)¹ n+1 / n+2 / Die Wahrsch / d einzelnen/ Falls aber/ wird:/ n / n+2 + 2 / n+2 (n+1 / n+2) / = n²+2n+2 / n²+4n+4 / ∞ wahrscheinl würde sie nur in ∞ vielen↲
Beobachtgn.↲
 13.487[5]  Dann aber wg Ausschluſs d constanten Be↲
dinggn u. s. f. würde d allgmein gelten↲
auſser für Fälle wo [ü.Z.:] pos Störung [ u auch dse ↲
Beschränkg fiele weg da sie [ü.Z.:]ihr Nichteintreten n + 1 / n +2 Wahrscheinlk ↲
erhalten hätte? – Nein! wenn ∞ viele Fälle beobachtet,↲
können ∞ • ∞ viele Fälle wiederkehren. K Garantie!)↲
 13.487[6]  Bernouilli u d entgggsetzte Theorem.↲
 13.487[7]  Wichtigk auch d Wahrscheinlkeitssuche
durch unvollst Induction ; doch beschränkt[?]
vgl Lacroix Traite Elementaire du ↲
Calcul des prob. p 49ff p 156ff u § 112 ↲
u. Poisson . übers v Schnuse [?] § 49–§ 65 ↲
 13.487[8]  Ergebniſs : [ü.Z.:] Nicht bloßs Induction sond auch Unvollst Induction insbes hat k von↲
d Unterordnungsschluſs wesentl verschiednes Verfahren ↲
Die allgmeinen Gesetze hier u dort dieselben.↲
   

360
   
   
84, 2.
 13.488[1]  [ 5. |6] Wenn d Zufällige Zusam̅ensein [ü.Z.:] Aufeinanderfolge (Concomitirung Verbindung)37 [u.Z.:] (d. h. ė Aufeinanderfolge w / k Causalbeziehg zw A u B zu/ Grunde liegt) von↲
A u [ü.Z.:] nach B durch A 38 B vorgängig ∞ unwahrsch. = 1 / U↲
u. d Zusam̅ensein [ü.Z.:] Aufeinanderfolge Verbindung [ü.Z.:] vermöge derer unter Ausschluſs positiver/ Ggwirkg A durch B erzeugt wird von A u B in Folge↲
ė Causal [ü.Z.:]gesetzlichen beziehg zw beiden noch ∞ ↲
unwahrscheinlr = 1 / U (wobei m eine beliebige↲
[ü.Z.:]positive endliche Zahl welche > als 1, so ist [ü.Z.:]es nach↲
ė Zahl von Beobachtgn, welche > als m,↲
[ü.Z.:]wenn dieselben in gänzl veränderten Umständen: [ü.Z.:] statt hatten u ausnahmslos d Aufeinander/folge v A nach B zeigten [ gewiss |physisch sicher] daſs zw A u B ė Causal [ü.Z.:]gesetzliche beziehg besteht,↲
derzufolge [wenn jede [ü.Z.:]positive Störg ausgeschloſsen ↲
ist] A nach B in aller Zukunft mit phys. ↲
Sicherheit erwartet werden kann. [[ü.Z.:]NB ist.
 13.488[2]  Beweis
1. Die ursprle relative Wahrscheinlk =↲
1 / Um : 1 / Un
2. nach > m Beobachtgn 1 / Um : 1 / U>m ↲
 13.488[3]  Somit die 1te Hypothese ∞ wahrscheinlr als d 2te ↲
Daher [ü.Z.:]also ist [ü.Z.:] jene Causalverbindg u zwar ė bei w ∞ Wahrschlk für jede endliche Zahl künftiger↲
Fälle d Wiedereintritt bei Ausschluſs positiver↲
Störg gesichert.↲
 13.488[4]  Da nun Ereigniſse w nicht continuirl stattfinden ↲
in k künftigen Moment ∞ oft stattgefunden haben↲
werden, so kann dse Thatsache allgemein aus-
gemein ausgesprochen werden B ohne Ax (wenn k Störg).↲
verte.↲
   

361
   
   Fälle d unvollst Induction sich nahe ver↲
wandt.
   Dennoch wollen wir (zur Verdeutlichg) für jede↲
Claſse noch einige speciellere Fälle unterscheiden↲
u, indem dse, zugleich d allgemeineren Prin↲
cipien durch Beispiele illustriren↲
I Claſse↲
 13.489[1]  [zw.Z.:] NB (Es scheint Methode d Übereinstim̅g ) D Beispiel gehört nicht hieher eher zum vor [?] Fall / Differenzmethode: Finger ins Feuer: im selben Moment Schmerz. Es/ [r.R.:] könnten zunächst beliebig viele andre / mir unsichtbare Umstände/ an d Ort sein, w d / Schmerz hervorrufen,/ auch Eigentümlichk/eiten d Flam̅e./ Jedes vorgängig ∞ / unwahrscheinlr / aber nach 2 / Anzahl v Beobachtgn in/ ganz verschiedenen/ Verhältniſsen / wenn jeder Umstand/ auſser d gleichen/ eliminirt; sicher / daſs Schmerz, wenn/ nicht ė bes störendes/ Hinderniſs, was/ in dsm Fall kaum/ anders als durch/ ė Wunder denkbar /
 13.489[2]  7. Anders ist d Sache hier als bei d ↲
enumeratio simplex, ubi↲
[zw.Z.:] non invenitur instantia contr ./ Wechsel d Umstände.↲
Wenn darüber nicht vergewiſsert ↲
So schwächt sich d Annahme ab ↲
[l.R.:] doch 1, nur [ü.Z.:]gilt sie noch als sicher innerhalb d Grenzen daſs ↲
d Umstände weiterhin beharren↲
od wiederkehren ↲
[l.R.:] u 2. über sie hinaus [ü.Z.:]aber nur mit der↲
Wahrscheinlk, daſs d Umstände↲
in ė entsprechenden Zahl von↲
Fällen gänzl sich erneuert↲
hatten. [ [i.Z.:]Darum ja auch d Bschränkg bei Nr. 5 / weil d Mangel d Gg/wart gew Factoren nicht/ durch/ wenige, ja kaum durch ∞e Fälle/ auszuschlieſsen .
 13.489[3]  8. Da wir [ü.Z.:]vielfach nicht im Stande sind
alle Umstände die von Bedeutg s können
auszuschlieſsen , namentl allgmeine terrestrische↲
od astronomische u. kosmische Einflüſse ↲
u ebenso Zufälligkeiten d menschln Gsellschaft bei↲
Bestim̅g psych. Gesetze ↲
 13.489[4]  So können wir dann nie 2 , realisieren aber 1 ge↲
winnt um so > Werth u um so [ü.Z.:] umfaſsendere Bedeutg ↲
   

362
   
   
85.
 13.490[1]  NB. Oft durch d Verbindg beider↲
d Übereinstim̅g u d nicht.
(doppelte Übereinstim̅g) ↲
[l.R.:] indirecte Differenzmethode.
 13.490[2]  III Theil. Von der Entdeckung. [l.R.:] [or.F.:]Rückblick auf d untergegangene Logik u den Neubeginn /
 13.490[3]  [l.R.:] [Bl.:]Werke zu empfehlen:
 13.490[4]  2. Arnauld , La Logik ou l’Art↲
de penser. IV bes 1. u 2. Cap.↲
 13.490[5]  3. Laplace. Ess. philos .↲
 13.490[6]  5. Drobisch . Neue Darst. d Logik ↲
Leipzig 1863. II Theil 3 Abschnitt ↲
doch vieles Herbartisch verkehrt.↲
 13.490[7]  d Newtonschen↲
Regeln ↲
 13.490[8]  Lacroix. Traité↲
Elementaires des↲
Calcul des Probab. ↲
p. 3.↲
 13.490[9]  [l.R.:] Baltzer . Lehrb. I./
 13.490[10]  [l.R.:] Condorcet /
 13.490[11]  [l.R.:] [or.F.:] Comte /
 13.490[12]  [l.R.:] Whewell /
 13.490[13]  [l.R.:] Herschel / Gesch d / Wissen/schaften./
 13.490[14]  [l.R.:] Apelt /
 13.490[15]  [l.R.:] Sigwart /
 13.490[16]  [l.R.:] Lotze /
 13.490[17]  [l.R.:] [Bl.:] Bain /
 13.490[18]  [l.R.:] [or.F.:] Lambert Neues Org / Achtsamk auf d S 264 /
   

363
   
 13.491[1]  d einzelnen Fälle ↲
namentl Lesen von↲
Originalschriften groſser ↲
Entdecker.↲
 13.491[2]  Wie die Theologen die↲
Kirchenväter auch nach↲
dem Alles extrahirt wg ↲
d [1 W. unl.] u d christl ↲
Geistes: so wir die↲
groſsen Forscher.↲