Zitiervorschlag: Anonymus (Hrsg.): "III.", in: Leipziger Spectateur, Vol.5\003 (1723), S. 221-246, ediert in: Ertler, Klaus-Dieter / Doms, Misia Sophia / Hahne, Nina (Hrsg.): Die "Spectators" im internationalen Kontext. Digitale Edition, Graz 2011- . hdl.handle.net/11471/513.20.2557 [aufgerufen am: ].


Ebene 1►

III.

Zitat/Motto► Scimus inurbanum lepido seponere dicto HORAT. ◀Zitat/Motto

Zitat/Motto► Jch nenne den, der mich mit frechem Schertze beist,
Gewißlich nicht mein Schatz;
Denn wenn die Katze schon so Zähn’ als Klauen weist,
So spricht man: Katz! Katz! Katz! ◀Zitat/Motto

Denen Hoch-Edlen und Hochgelahrten H E R R E N,
Herrn Esaias Ernsten, Jur. V. D.
Herrn Philipp Geschwinden Med. L.
Herrn Johann Heinrich Schertzern, Phil. M.
[222] Denen ehmahligen Verfassern des Leipziger SPECTATEURS

Meinen werthesten Freunden
Hochgeehrteste HERREN,

Ebene 2► Ebene 3► Metatextualität► WAhrhafftig sie haben Zeit gehabt, daß sie mit ihren Speculationes eingepacket, würden Sie ferner Jhre Arbeit fortgesetzet haben, so hätte man sie da der Leipziger Diogenes schon gestäupt ist, noch dazu gebrandmahlet und des Landes verwiesen. Wollen Sie wissen wer so gütig gewesen, und seine Ruthen für den armen Leipziger Diogenes eingeweicht und gantz ungebeten und unbarmhertzig selbigen gestäupet hat, so muß ich ihnen sagen da sie so gantz fühlloß sind und nicht schreyen wollen daß es ihnen weh thue, es sey ein Schweitzer, der unlängst heraus gegeben den gestäupten Leipziger Diogenem oder critische Urtheile über die erste Speculation des Leipziger Spectateurs. Meine Herren, Sie gedachten anfangs als Sie den Englischen Spectateur mit solchen Vergnügen lasen, und dabey merckten daß seine Discourse in Engelland sehr angenehm seyn müsten, weil die Historie derselben denen Leuten daselbst bekannt wäre, wovon wir nichts wissen und also nur halb die Annehmlichkeiten der Discourse schmecken können, Sie gedachten sage ich ihren Lands-Leuten ein dergleichen Werck zu lieffern und solche Sachen welche hier zu Lande bekannt sind fürzutragen, wodurch Sie nach Art des [223] Herrn Steele ihre Lands-Leute erbauen möchten. Sie vermeinten ihre Sachen solten nur unter den Leuten hier zu Lande gelesen werden und im gemeinen Leben einigen Nutzen haben, und bekümmerten sich dabey wenig ob auch ein neuer Schweitzer darüber critische Urtheile machen würde, also wolten sie auch ihre Sachen nur nach den Geschmack des hiesigen districts und denen hier, theils bekannten theils unbekannten Historien der privat Leute einrichten. Sie werden sich aber auch noch zu erinnern wissen, daß sie sich anfänglich über die Benennung und Einrichtung ihrer Discourse nicht vergleichen konten. Denn Herr Schertzer wolte mit Gewalt diese Arbeit den Leipziger Diogenem nennen und verfertigte also zum Eingang den 4ten Discours der ersten Speculation. Herrn Ernsten wolte diß nicht gefallen und also brachte er den Titul des Leipziger Spectateurs auf die Bahn, setzte auch den ersten Discours auf. Herr Geschwind beliebte den Titul des teutschen Diogenes, ich aber für meine wenige Person nahm die Parthey des Herrn Ernsts, und da wir eines iedweden Gründe gegen einander hielten, so behielt der Titul des Leipziger Spectateurs Platz, deßwegen, weil wir mit dem Herrn Steele vermeinten gleichen Endzweck zu haben, weil wir hiedurch dem Wercke ohne andere weitläufftigkeit gedachten ein Ansehen zu machen, und endlich nennten wir es von dem Orte, da es zum Vorschein kommen, und in dessen becirck es leben und sterben solte, den Leipziger Spectateur, Herr Ernst setzte also den [224] ersten Discours der ersten Speculation voran, und machte damit den Anfang, nahm an statt der Devise ein Juristisches axioma aus den Novella 30. cap. 11 verfertigte darauf den andern Discours, und setzte ebenfalls die davor befindliche Devise hinzu. Herr Schertzer wolte seine invention nicht umsonst gemacht haben, also machte er sie zum vierdten Discours, setzte den dritten auf und fügte zu beyden die Devisen. Jch machte den fünfften, Herr Geschwind den sechsten, und dieser behielte auch alle Discourse bey sich doch mit dem Beding es niemand zu communiciren, vielweniger drucken zu lassen, indem auf mein erinnern an statt der Devisen noch andere müsten gesetzt, dieselben verteutscht und ein und anders gebessert worden. Hierauf fiel Hr. Ernsten u. mir wegen nöthiger Geschäfte eine Reise nacher Hamburg vor, und wir blieben ein halb Jahr aus. Darüber wurde Herr Schertzern und Herr Geschwinden die Zeit lang, und weilen Sie beyde Poeten sind, so fielen sie auf die Gedancken ein Kupffer dafür setzen zu lassen die Devisen in teutsche Verse zu übersetzen, practicirten das MSt. dem Verleger zu und dieser fügte wider ihren Wissen und Willen was hinten zu Ausfüllung des vacui gesetzt worden. Als wir in verwichener Neu Jahr Messe wieder nach Hause kommen, verwunderten wir uns höchlich daß diese unsere Gedancken als eine unzeitige Geburt an das Tageslicht getreten und noch dazu in einen so unordentlichen Putz erschienen waren, daß wir uns solcher Kinder schämeten. Doch es war ge-[225]schehen, und ob wohl Herr Ernst so übel damit zufrieden war daß er nichts mehr damit wolte zu thun haben, so musten wir andern doch, damit wir dem Wercke keine Schande machten, die Arbeit, wie sie angefangen, fortsetzen, biß wegen eines ungeschliffenen Briefes der einlief, sich unsere Gesellschafft zerschlug, und mit dem andern discours der vierdten Speculation aufhörete. So gieng es meine Herren, wie sie wissen, mit unserer Arbeit, und über diese hat sich ein ziemlich breiter Verstand zu einem critico aufgeworffen, der aber so unglücklich dabey raisonniret, daß ich ihnen zum Spaß doch etwas daraus erzehlen muß. Der Titul heist, wie allbereit erwehnet, der gestäupte Leipziger Diogenes oder critische Urtheile über die erste Speculation des Leipziger Spectateurs; dazu hat der Herr Verfasser die Verse aus den Neukirch gesetzt:

Ein Sieb nenn ich ein Sieb,

Ein Kätzgen eine Katz, und Rollet einen Dieb.

Meine Herren sie lachen schon, und ich muß wahrhafftig mit lachen über den abgeschmackten Titul. Bey uns zu Lande exerciren nur zweyerley Leute das Staupenschlagen oder das Stäupen, die eine Art nennet man Kinder-præceptores und im Schertz Arsch-Paucker, die andere aber heissen Schinder-Knechte oder Scharffrichter, nun gilts rathens, zu welcher Bande sich derjenige rechne, der dem Leipziger Diogeni die posteriora besehen und ihn stäupen will? Doch ich glaube es müsse ein alter verdorbener Schulmeister seyn, [226] denn er führt sich so pedantisch auf in seinem raisonniren, als ich iemahls einen albernen raisonneur gesehen habe. Er stäupt den Leipziger Diogenem, da doch niemand iemahls prætendiret hat, den Titul des Leipziger Diogenis zu führen, also streicht er in die Lufft. Er schreibt critische Urtheile, und weiß nicht wie critisch geschrieben werde, und was es heisse. Daß er diß Wort nicht zu schreiben wisse, siehet man daraus, weil er es mit einem doppelten t schreibt, daß er es nicht verstehe erkennet man daher, weil er es als ein epitheton gebraucht, und dabey eine läppische tautologie begeht. Denn wenn ich critisch teutsch mache, so heist es so viel als urtheilerisch urtheilend, und so sind seiner Schrifft urtheilende Urtheile enthalten. Sehen doch meine Herren, wenn ich spräche der schweitzerische Schweitzer, der schulfüchsische Schulfuchs, der critische criticus, würde ich nicht recht niedlich reden, ob es schon nicht bey uns in Obersachsen approbation fände, so würde es doch in unsers Schweitzers critischen critic für gut passiren. Bey den allegirten Verß des Neukirchs habe ich nichts zu erinnern, als dieses daß ich denselben mir ebenfalls ietzo zur Richtschnur setzen wolle, doch will ich dem schweitzerischen lehrreichen Schweitzer dabey ein oratorisches Kunst-Stück eröffnen, daß man nemlich bey den Wörtern nicht allein auf die Haupt-idee, sondern auch auf die Neben-idee reflectiren müsse, und daß also der angeführte Verß einen Fehler habe. Denn ein Kätzgen und eine Katz sind zwar einerley in den Haupt-[227]ideen aber in den Neben-ideen differiren sie als ein Löffelgen und ein Löffel, oder als Hänßgen und Hanß, und wenn die Mutter ihrer Tochter eine douceur macht so spricht sie: Ließgen, bestrafft sie aber selbige, so sagt sie zu ihr; Liese. Er dedicirt seine Blätter denen Manibus des Diogenes, und nennet es piaculum sarcrum, dieses ist ein Druck-Fehler soll heissen sacrum, steht aber für einen critischen criticum im stilo lapidari sehr übel dergleichen Druck-Fehler zu leyden. Dazumahl die Leute dencken könten, es heisse sarcrum in der Schweitz so viel als sehr krum, und piaculum so viel (wie es bey den auctoribus in eigentlichen Verstande genommen wird) als ein crimen expiatione dignum eine Tod-Sünde, so der Busse und Versühnung werth ist. Also zusammen ein sehr krummes sehr übelgerathenes leichtfertiges Verbrechen, darauf bey Kindern die Ruthe bey erwachsenen Bösewichtern der Staupbesen folgt, davon doch nur die halbe idee auf des Herrn Auctoris critische critic sich reimete. Es würde zu weitläufftig seyn, wann ich so fortführe mich wieder diesen schweitzerischen criticum zu vertheidigen. Also will ich kurtz von den Haupt-Sachen, die er an den Leipziger Spectateur aussetzet, ihnen meinen Herren etwas fürtragen. Erstlich moquirt er sich über den caracter des vermeinten Leipziger Diogenes, und machet einen solchen Mischmasch von Gedancken und terminis, daß man mit hertzlichen Mitleiden an die Angst gedencket, welche der Herr Verfasser bey der Geburt dieser cha- [228] racterisirung muß ausgestanden haben. Er theilt die caracteren der auctorum ein in zweyerley Gattungen in Ansehung der Materie und in Ansehung der Art im Vortrage. Und nachdem er hievon seinem Begriff nach raisonniret, so fällt ihm ein, daß er ohne fundamento dividendi eine division gemacht, und daß noch Gedancken in seinem sinnreichen Gehirn übrig die zu keinen von beyden gedachten membris dividentibus gerechnet werden können. Aber er ist sehr unglücklich, die specialen caracteren kommen auf die Methode und den Tour der Gedancken an, was sind nun die specialesten caracteren vor Dinger? Die auf die Verschiedenheit der Tours ankommen, wie differiren denn die Methode und der Tour von der Verschiedenheit der Tour? Rathen sie einmahl! Meine Herren? Jst das nicht lustig philosophiret, wenn man so schöne dividiren kan, daß die ideen nicht auseinander zusetzen sind? Was für eine grotesque logic mag in dem Gehirn ihres Critici stehen. Doch ich werde auch endlich böse über Sie, mein Hochgeehrtester Herr Schertzer, warum haben sie doch den ten Discours der ersten Speculation eingerücket. Mein GOtt, hätten sie nicht können an den Fingern abzehlen, daß ihr Discours bey einem schweitzerischen Schulmeister würde blanck stehen müssen? Hätten sie sich nicht können vorher bey ihm caracterisiren lassen? Hätten sie nicht begreiffen sollen, daß alle raisons, welche sie bey den vierdten Discours anführten, von einem breiten schweitzerischen critico nicht würden penetriret werden. [229]

Sie sagten, sie wolten ihren Discours mit einrücken um einen Entwurff von denen übelsten Lebens-Arten des bewusten Orts als gleichsam in perspectiv zu machen: Sie wolten etwas aufsetzen daß nach den Begriff gemeiner Leute und nicht gekünstelt sey. Doch aber ihre Phantasie belustigte, da etliche übele Beschaffenheiten durch die blosse Erzehlung eher als durch Königliche Mandata gehoben würden: Sie wolten mit Fleiß die Art der Erfindung grotesque und burlesque einrichten, damit, wann ja iemand critisiren wolte, er eher die übele Einrichtung tadeln als über die angestochenen Laster böse werden möchte. Aber mein lieber Herr, Sie müssen doch gar nicht zu Hause gewesen seyn, daß sie nun alle ihre Cameraden mit in Gefahr setzen, denn sehen Sie doch den Schweitzer par bleu der critisiret aus ihren Discours von dem Caractere des auctoris ja des gantzen Wercks, und was das lächerlichste ist, so will der arme Mann lieber aus dem vierdten Discours, der nur erdichtet Zeug fürträgt, von dem Caractere des auctoris urtheilen, als aus dem ersten, der die Sache deutlich zu verstehen giebt. Welches eine marque ist, daß der critische Urtheiler in den Reguln der Hermenevtic schlecht müsse bewandert seyn. Und mein Herr wann sie den vierdten Discours hätten weggelassen, was würde doch der Herr Censor von den Caractere des auctoris haben sagen können, gewiß er würde Diogenes Laterne oder lieber ein paar Brillen gebraucht und es gesucht haben? Nunmehro da [230] sie ihn eingerückt, mogen sie sehn, wie sie es machen, daß sie, als Diogenes, die unnatürlichen Narrheiten der Menschen nicht nur mit der Rede sondern auch mit würcklichen Handlungen fürstellen; Sie mögen sehn, wie sie die abscheuliche Tautologie verantworten: Diogenes lebt nun en Spectateur, Sie haben Ursach etwas mehr zu lernen als einen Syllogismum zu machen, damit sie einerseits die Vollkommenheit der Natur und anderseits die Eitelkeit und Thorheit derjenigen Gebräuchen (wir Meißner sprechen der Gebräuche) welche die Societät eingeführet hat, erkennen. Wiewohl sie werden fragen, was denn ihr Pritschmeister für einen Concept von unnatürlichen Narrheiten habe da der Mensch gar natürlich närrisch thut? Wie man das machen müsse wenn man Bücher schreiben wolle die lesenswürdig sind, und zugleich dabey so wohl mit der Rede als mit würcklicher Handlung die unnatürlichen Narrheiten fürstellen könne, da würde man z. e. wenn man die üble entblößung des Frauen-Zimmers verhast fürstellen wolte, sich ebenfalls mit halb entblösseten Leibe entweder auf der Gassen oder auf dem Theatro præsentiren müssen. Damit auch diese Handlung recht fürgestellet und in eine lesenswürdige Schrifft hineingebracht würde die den Caractere des Diogenes vorstellet, so müste man die Positur lassen in Kupffer stechen, oder in Wachs bossiren, oder ausnehen lassen und bey der lesenswürdigen den Caracter des Diogenes fürstellenden Schrifft beylegen. Sie [231] werden fragen was denn das für eine Tautologie oder was an der Redensart läppisch sey; Diogenes lebt en Spectateur? Denn sie werden ja nicht hoffen daß sie in ihren Redens-Arten von der Caprice eines Menschen, der so künstlich dividiren und caracterisiren kan, dependiren sollen daß sie den Beschauer als das genus ansehen, und den Diogenem als eine speciem eines Beschauers oder als ein individuum? Und wenn sie ja so complaisant seyn und dieses zugeben, so werden sie ferner fragen, ob denn das so lächerlich wenn ich genus und speciem zusammen setze und von einander prædicire? (die lächerlichen Exempel die der schweitzerische Pritschmeister und Staupenschläger giebt, reimen sich hieher als eine Schweitzer Kuh zum Schooß-Hündgen. Dann die Geometrie ist ein Theil der Mathematic, die Logic ist ein Theil der Philosophie und keine Art derselben, so wie der Arm ein Theil aber nicht eine Art eines Menschen ist, doch sieht man dabey daß der Schweitzer noch nicht a propos lachen könne und daß er noch des Phædri Sprüchelgen zu lernen stulti dum captant Visum levem &c. Denn das ist lächerlich wenn ich spreche: Der Arm lebt wie ein Mensch, aber nicht diß wenn ich sage: Dieser Gelehrte lebt wie ein Mensch, oder der Mensch ist eine substanz. Endlich werden sie sagen sie verstünden so gut die Vollkommenheiten der Natur als unser ungehobelter Schweitzer, sie hätten einen vollkommenern Begriff von den Sitten unserer Societät als der auf seiner Pritsche sich lustig-[232]machende Criticus, sie könten noch bessere Syllogismos machen als er, und hätten noch mehr Arten zu schliessen die dem Schweitzer Böhmische Dörffer wären als Syllogismos machen lernen. Jedoch ich habe noch ein grösser Stück Arbeit für mich, denn ich muß meinen Herrn doch sagen, was der schweitzerische Beschauer an den Titul critisiret. Nachdem er einige passagen aus seinem Quersack von Locis communibus betreffend die Titul angebracht, so schmeltzet er den Titul um und wenn er nun seine umgeschmoltzene Arbeit als absurd ansiehet, so meynt er der Titul sey wider die construction der teutschen Sprache. Es sey zu eng geschrencket wann man es den Leipziger Spectateur nenne, man müsse es den Zuschauer den Welt Beschauer nennen. Gelt das ist ein rechter Stich den er uns giebt? au weh wann Gellius, Macrobius, Athenæus, Petronius und andere unzehlich bey unserm critico wären in die Schule gegangen, die würden rechte Titul für ihre Bücher gesetzt haben, es würden keine noctes atticæ, keine saturnalia convivia, keine Dipnosophitæ, kein satyricon, keine dies caniculares &c. auf die Titul-Blätter kommen, und es hat mich hundertmahl gereuet daß ich nicht meinen Herren gerathen unsern criticum vorher um Erlaubniß zu bitten, daß wir den Titul so machen möchten, oder vielmehr bey ihm um den Titul zu unsern Werck anzusuchen, da würden wir ja einen rechten Titul gekriegt haben. Der würde so gelautet haben: Der Welt-Beschauer welcher nach seiner komlichkeit einerseits [233] und anderseits nach cynischer Art die Eitelkeit und Thorheit der Gebräuchen zu beschauen ihm vorgenommen, und seinem Versprechen zu entsprechen an das frohnlicht getreten. Jedoch ich bitte den criticum er wolle uns arme Leute nicht so arg stäupen, daß wir uns unserer Freyheit bedienet, wir wollen von Hertzen gerne ihm erlauben, wann er dergleichen schreibt, daß er sich den Beschauer, den Mahler, den Menschen Beschauer, und per synecdochen partis pro toto den Beschauer des theils darauf der Mensch sitzt, den Menschen Mahler, und weil die Menschen von Erde sind den Erd-Mahler, weil endlich Erde Koth und Dreck einerley sind den Dreck-Mahler nennen möge. Weiter hat sich auch unser criticus an die Devisen gemacht, und nachdem er gesagt, sie schickten sich zwar wohl zu den Zweck, aber sie wären nicht aus alten Scribenten (denn das übrige was er spricht von zusammen scharren, von verschweren sich über Gelehrte Sachen nicht zu bekümmern, scheint aus einen Trieb herzurühren den der criticus hat, ein neuer prophet zu werden, weil die alten todt seyn) so stolpert er gleich bey den ersten, und da es heissen sollen bey der allegirten Stelle Nov. Novella so liest er Nonius. Wir armen Meißner haben bißher nur von einem Nonno, von einem Ludovico Nonnio gewust, aber wer hätte gedacht daß der Schweitzer so belesen, und in Historie litteraria so erfahren wäre, daß er gleich aus einem Druckfehler einen neuen auctorem gebehren und von demselben so kunstpiklich schön [234] schwatzen könne? Wer hätte ferner gedacht daß unser Schulmeister ein so guter lateiner wäre der bey der andern Devise uns im Codice Schul-Latein suchen hiesse? Wird er nun zwar wohl deswegen bey den criticis Pritsche kriegen, so werden ihn doch die Juristen einen panegyricum halten, daß er das Latein in ihren codice mit so gravitætischer Mine und eingeweichter Ruthe für die Schuljugend gültig macht, und vor Schul-Latein erkläret. Bey der fünfften heist er mich im Schertz einen ehrlichen Mann, aber ich habe noch keine Frau, wie er hat, und also wird sich der Titul zumahl nach dem Frantzöischen für ihn besser schicken, im übrigen bedancke mich für die gute Erinnerung daß die Devise im Horatio stehe, da ich gemeynet sie stehe im Seneca erinnere aber beyläufftig, daß er also oben absurd geurtheilet, wann er gesagt die Devisen wären irgend aus einer polyanthea oder florilegio herfür gescharret, dann wann diß wäre, so würde es nothwendig recht allegiret seyn. Hingegen wenn man aus dem Kopffe schreibet, gehts auch wohl dem grossen Grotio so, daß er meynt es stehe etwas bey einem auctore, da es doch nimmermehr in selbigen anzutreffen, und hier zu Lande liest man die Bücher nur darum daß man will daraus gelehrt werden, man macht Fehler damit man seinem Endzweck erhalte, man redet tausend unschädliche Possen, damit man nur einmahl zugleich eine nützliche und nöthige Wahrheit ohne Gefahr an den Mann bringen möge. Allein stille, die Philosophie [235] ist für unsern schweitzerischen Kuh-Milcker zu hoch. Bey der sechsten Devise sagt er, daß sie ein pedantischer Mönchs-Reim sey, dawieder habe ich nichts einzuwenden, sonst hat es wie mir dünckt meine Herren, in unsern Belieben gestanden Devisen zu choisiren.

Unser Criticus geht zum stilo fort, und da muß ich hertzliches Mitleyden mit demselben haben, wann er unsere Meißner in seine schweitzerische Klipp-Schule führen will, daß sie daselbsten teutsch lernen sollen. Meine Herren, das ist zu arg, aber Gedult wir wollen doch sehen worinn seine Critique bestehet. Er censiret recht gravitätisch, daß in dem 4ten Discours gesetzt: Die Pfeiffe gieng für uns vorbey. Nach seinem schweitzerischen rostro spricht er also: Die Pfeiffen gieng vor uns vorbey. Lernt doch ihr Meißner diese Regul von unserm schweitzerischen Sprach-Meister: Man setzt im singulari an den Wörtern die sich auf ein e endigen ein n hinten an: Also sprecht nicht mehr die Pfeiffe sondern die Pfeiffen, die Speise besser auf gut schweitzerisch deutsch: Die Speisen, die Ehre besser: Oder ihr kriegt die Ruthe: Die Ehren. Mir däucht, da ich kan sprechen auf gut deutsch: Die Music kommt näher, so ist es auch wohl recht: die Pfeiffe geht vor uns vorbey, dann die Pfeiffe ist eine species [236] der Music, aber wir müssen wohl tumme Teufel seyn, daß wir das nicht wissen, daß die Pfeiffen nicht gehen sondern die Pfeiffer, wir hätten ja dencken müssen, daß die Pfeiffen keine Beine haben, und wir haben uns auf das Ding nicht besonnen. Wahrhafftig, es klingt eben so tumm, als wann ich spreche: Die Worte fliessen dir wohl. Man bedencke doch einen Menschen, der da pfeifft, eine Pfeiffe zu nennen? O, wenn wir aller Orten es gut gemacht hätten so wäre diß gewiß ein Schnitzer, der allein der Ruthe werth wäre. Und der folgende, da gesagt worden, die Funcken hätten ihr Andencken stifften wollen, ist gewiß nicht weniger straffbar. Je lernt doch ihr Meißner lernt deutsch von einem Schweitzer; wenn einer erzehlt das Feuer hätte wollen erstlich die eine Gasse ergreiffen so sprecht gleich: Man kan dem Feuer keinen Vorsatz zuschreiben: sagt, er solle sprechen: Das Feuer hätte erst die eine Gasse ergriffen. Wenn er darauf versetzt es sey ein Unterschied unter dem præsenti und futuro, und das Feuer hätte noch nicht die Gasse würcklich ergriffen, es hätte aber dieselbe ergreiffen wollen, so schickt ihn nur zu diesen schweitzerischen Sprach-Verderber da werdet ihr es treffen. Das übrige was er an dem stilo aussetzt, weiß er nicht ob es deutsch, und meine Herren [237] wir sind nicht obligirt einen ignoranten klug zu machen. Mag ers doch nicht wissen, ist es uns doch hier bekandt was ein lateinischer Mann, eine papierne Laterne etc. sey. Wenn wir schon sprächen es sey dictio ludicra oder was die Frantzosen burlesque nennen, so dächte der schweitzerische grammaticus, burlesque und dictio ludicra wären zwey Dörffer wie etwan Colitz und Lindnau, oder eine Comedie wie Weisens Complimentir-Comedie. Wir haben ja wollen Wörter gebrauchen die hier bekannt sind, und es wissen hier alle Bauren was depossediren, ingenium, speculationes, corruption, douceurs, bravoure, invitiren, tendresse &c: seyn. Aber der Schweitzer will dergleichen Wörter nicht leyden, weil sie ohne sein Wissen sich bey uns eingeschlichen, und bey nahe civitate donata sind, und er prætendiret doch dictator im deutschen zu seyn, auch wenn man schon nicht des deutschen wegen schreibt, dennoch seine Künste sehen zu lassen. Weiter kommt er auf unsere Fantasie und da muß ihre arme Fiction, Herr Schertzer, wieder herhalten. Je daß sie doch, ohne von diesem fürchterlichen Manne Erlaubniß zu bitten, die verdamte Fiction eingerückt, denn sonst wüste er wieder nichts an der Fantasie zu tadeln, aber er prostituirt sich selbst bey seiner Tadelsucht, [238] ich will auch nicht mit den Läppischen Glossen die Zeit passiren. Den Traum in dem ten Discours sticht er auch an, und da muß ich doch der Leipziger Welt ein paar Geheimnisse von unsern Fantasten mittheilen, wie sie geschickt träumen sollen: Er sagt .) müssen die Umstände ihres Traums nicht unglaublich seyn oder einander selbst ruiniren (Herr Schweitzer was heist ruiniren gut deutsch: kan man das Wort nicht deutsch haben? Herr Sprach-Meister?) .) muß in einem Traum nichts Platz haben welches entweder nichts zu bedeuten hat, oder nicht zur Erläuterung der Umstände dienet. Ach meine Herren nun werden wir recht nette träumen können. Ach lieber herr Schweitzer habt Danck daß ihr uns durch eure Fantasterey klug träumen lehret. Bißher hat uns nichts sonderliches gutes und ordentliches von eurer Geschicklichkeit geträumet, nun wird uns wohl träumen ihr seyd ein vollkommener Mann. Zur Danckbarkeit für diese schöne Kunst-Reguln geschickt zu träumen will ich euch freundlich erinnern, daß wir wohl wissen, was der Traum bedeutet, aber wir wolten es anfangs nicht wissen. Meine Herren ich sage es ihm bald; soll ich? doch nein, weil er so gerne critische Urtheile macht, so wird er wohl so lange grübeln biß er den Traum selbst erräth, nur will [239] ich ihm die Sache leichter zu machen rathen, daß er erstlich eine rechte Logic lerne, zum andern eine gute Physic, drittens daß er die Historie der Physicorum, Pythageræ, Thaletis, Helmontiorum, David Gorlæi, Carpentarii, Mosis, Democriti, Epicuri, Gassendi, Aristotelis, der Scholasticorum, Cartesii, Nulandi, Böhmii, Fluddii, Paracelsi, Helwigiorum, Campanellæ, Rami, Patritii, Comenii, Boylii, Marci &c. sich zuförderst bekannt mache, und endlich vierdtens die Mythologie studiren, so wird der Traum ihm gar leicht vorkommen, und aus der Uberschrifft der Endzweck desselben auch bekannt werden.

Endlich führt unser præceptor auch die Gedancken an, die in der ersten Speculation zufinden, und da hätte er wohl mögen dencken:

Zitat/Motto► Tecum habita ex noris quam sit tibi curta supellex. ◀Zitat/Motto

Denn er urtheilet recht barmhertzig und mit sehr wenigen judicio. Vorderst (Jhr Herren Meißner sie ärgern sich nicht diß ist ein schweitzerischer Terminus) sagt er: es seyen nicht viel Gedancken in der ersten Speculation. Da geht es ihm wie den Jungens, denn er vielleicht den Cornelium ehmahls gelehret, die lesen den Cornelium, und sagen excerpta können [240] sie nicht daraus machen, er sey nicht reich an Gedancken, und wann der schweitzerische Bauer über Boileau satyren, ja gar über den Tacitum, kömmt so kan er keine Gedancken drinne finden, dann sein Kopff ist wüste. Doch es sey drum, der auctor der critischen Urtheile will sich doch die Mühe geben unsere auch sparsam angebrachte Gedancken zu striegeln. Aber meine Herren, es ist ein Elend wann sich die Leute zum censiren dringen, dazu sie kein Geschicke, keinen Beruff haben, z. e. sehen sie nur unsern critisirenden Criticum. Er fragt warum Sie, Herr Ernst, die Ursachen in den Truck (wir Meißner schreiben sonst Druck) gegeben, warum sie ihr Leben vernünfftig einzurichten befliessen? Sie verwundern sich über diese Frage, und sprechen, daß ihnen in Sinn kommen solches zu thun: So wird dann der Censor ein ungeübtes judicium haben, weil man eben an dieser seiner falschen Gedancke solches abnehmen kan. Er denckt sich bessern und andere Leute auf die Gedancken bringen, daß man mit Raison sich bessere, heisse so viel, als die Ursachen in den Truck geben, warum man sich bessere. Welches gewiß sehr albern. Sie können mit recht fragen, was ihn verbinde etwas zu critisiren, daß er nicht versteht? Er fragt was für Gefahr man unterworffen, wenn man [241] es nicht thun? Dato uno (absurda scilicet quæstione) absurdo Sequuntur plura, und ein Narr kan mehr fragen als zehen kluge beantworten können. Bey dem andern Discours sagt er: es sey derselbe entweder eine kahle Declamation, oder wenn ja ein raisonnement dahinter stecke sey es schlecht bewiesen, denn Gleichnisse wie man wohl zu bemercken beweisen nichts sondern erläutern. Da haben meine Herren eine Probe von der penetration unsers Schul-Majors. Er will errathen was der Endzweck des andern Discourses sey. Dann Leute die keine Logic verstehn die die Historie eines Orts einer Materie nicht wissen, die müssen sich aufs rathen legen, wann sie Proben ihrer penetration in der Hermenevtic an den Tag legen wollen. Damit er sich aber nicht gar Sinnloß und Hirnwund rathe, will ich ihm sagen, doch sub rosa der Endzweck sey der Vortrag einer wahrhafften darinn befindlichen Historie. Bey der heylsamen Erinnerung die er mir von der Krafft der Gleichnisse giebt mache ich folgenden Syllogismum (denn wir können ja ohnedem nichts mehr als einen Syllogisme machen). Wenn die Gedancken gemein sind so ist es eine Anzeige eines ungeübten judicii. Atqui diese Gedancke des auctoris daß die Gleichnisse nichts beweisen ist seine gemeine Gedancke, [242] Ergo ist sie eine Anzeige seines ungeübten judicii. Den Majorem macht er selbst, der Minor ist klar, denn alle oratorische Bücher ja fast alle Menschen haben das axioma Gemein: Similia non probant sed illustrant. Ergo fehlt es dem Censori am judicio. Er spricht ferner im dritten Discours raillirten wir (was heist railliren gut deutsch?) das Tobackrauchen zu Nacht auf der Gassen. Aber das ist nicht wahr, sondern es wird das Pfeiffen und Tobackrauchen der Studenten auf der Gasse durchgezogen es mag zu Nacht (wir Meißner sprechen des Nachts) oder des Tages geschehen. Und zwar dieser Ursachen wegen, weil es wieder den Wohlstand, weil es gefährlich und doch nichts nütze. Ein ieder der nur ein wenig Mutter-Witz mit auf die Welt gebracht, begreifft leicht daß diese Gründe wichtig genung sind, und wer die Logic versteht, der sieht daß hier eine wahrscheinliche Wahrheit sey, da man alle Gründe oder sensiones zusammen nehmen müsse, und eine allein nichts schliesse. Aber unser Schweitzer hat weder bon sens noch Logic. Er nimmt iede Raison apart und sagt die erste tauche nichts, denn der Wohlstand sey eine allgemeine eingeführte Gewohnheit, die höre des Nachts auf, u. habe alleine Platz in dem Umgang mit andern Leuten. Urtheilen sie doch meine Hrn. die Scharffsin-[243]nigkeit ihres Richters! Der Wohlstand hat nur Platz in den Umgang mit andern Leuten und wenn wir auf der Gasse gehen, so sind wir ja nicht in den Umgang mit andern Leuten, also höret da der Wohlstand auf. Dencken sie doch meine Herren, wann der Schweitzer seinen tollen Begriffen nach, zu uns nach Leipzig käme, der lieffe im Hembde auf den Strassen herum, setzte seine Pluderhosen an statt einer quarre perruque auf, zöge die Stieffeln als Handschu an, ließe sich den Steiß schwartz mahlen und mit gelben Zweckgen beschlagen, oder ritte auf einer Kuh und nehme den Schwantz an statt des Zügels in die Hand, der würde recht das decorum hiesiges Orts observiren. Es wundert mich, daß dieser Schweitzer nicht in die Schule geht bey seinen Lands-Leuten, darunter sich doch ietzo viel wahrhafftig gelehrte Leute finden und lernt was raissoniren was der Wohlstand sey. Die andere inconvenience, (Herr Arsch-Paucker; was heist inconvenience deutsch?) sagt er, sey leicht zu heben, durch einen Deckel über die Köpffe der Tobacks-Pfeiffen. Ach das ist eine delicate invention! Müssen aber das nicht tumme Teuffel seyn, die bey Lebens-Straffe an gewisser Orten, wo zumahl Pulver-Magazine sind, das Tobackrauchen verbieten, hätten sie doch unsern Schweitzer gefragt, der hätte [244] gesagt: Last Deckel über die Köpffe machen, so thut das Tobackrauchen keinen Schaden. Die dritte Raison daß das Tobacksrauchen auf der Gasse nichts nütze, sey auch nichts werth, dann es reinige die Lufft. Also meine Herren wollen wir hinführo uns bemühen, ein Königliches Mandat aus zuwürcken, daß alle Leute auf der Gasse Toback rauchen müssen. Denn wer wolte doch nicht ein so vortreffliches Mittel die Lufft zu reinigen, recommendiren und aufbringen. Wenn der Schweitzer zu uns kommt, wollen wir denselben unter die Schiebekärner auf die Ochsenbörse placiren und ihn bitten unsere Lufft mit diesen Leuten durch Toback rauchen zu reinigen. Ferner meint er es folge nicht; weil viele Leute gesund die keinen Toback rauchen, ergo dürffte man auch auf den Gassen nicht rauchen: aber so schliessen wir nicht sondern also: Weil die Leute, welchen ihre Gesundheit lieb, nicht alle auf der Gassen Toback zu rauchen nöthig haben, so ist es wahrscheinlich, daß auch die Studenten ihrer Gesundheit wegen nicht nöthig haben auf der Gasse zu rauchen. Endlich muß die Fiction des ten Discourses und dessen Eingang wieder herhalten, weil er an den Gedancken der übrigen Discourse nichts aus zusetzen hat. Letzlich taxirete der auctor daß wir die Devisen in deutsche Verse [245] übersetzt aber wie diese Censur aus einem Verstande kommt der die Strangurie hat, so wollen wir den ungeschliffenen Censorem demüthigst bitten nicht toll zu werden, daß es uns also gefallen. Schließlich giebt er uns die Lehre oder er wahrnet uns (wir Meißner sprechen warnet) nicht unverschämter Weise uns der Nahmen der berühmtesten Männer zu bedienen, um die ungereimtesten Träume an den Mann zu bringen. Gewiß der philosophische Pickelhering, wie er Diogenem nennt, (denn ein Esel heist immer den andern ein Sack-Träger) ist ein so berühmter Mann, daß wir wohl Sünde gethan, seinen Nahmen zu gebrauchen, und unter den ungereimtesten Träumen, wird er wohl seine critische Urtheile meinen. Jch aber will den Censorem gebeten haben erstlich selbst zu lernen ehe er andere straffen und stäupen will: zum andern sich nicht in fremde Dinge zu mischen, und drittens wenn er censiren will, nicht sich zum Lachen zu zwingen, hätte er fein ernstlich seine Gedancken eröffnet, ohne zu suchen uns Ridicul zu machen, so hätte ich ihn bescheidener tractiret, aber so habe ich müssen das schweitzerische Kälbgen einen Ochsen, wie das Kätzgen eine Katze nennen. Das war es meine Herren was ich ihnen aus dieser critischen Critic erzehlen wollen. Wir sind einmahl von die-[246]sem Werck loß, im übrigen mögen unsere Nachfolger sehen, wie sie es besser treffen. Doch will ich ihnen rathen sich hinführo an keine censuren mehr zu kehren, vielmehr in ihren guten fort zufahren. Dann sind die Censuren so albern, wie diese schweitzerische, so leget man mit den Dreckmahler keine Ehre ein, und wird nur an seinem guten Vorsatz gehindert. Sind die Censuren gut so kan man ohne böse zu werden suchen daraus zu profitiren. Sie leben wohl und nehmen meine freye Feder nicht ungütig. Jch befleißige mich Jhnen bey anderer Gelegenheit vollkommener zu zeigen, daß ich sey dero gehorsamer Diener

Frantz Carl von Linde. ◀Metatextualität ◀Ebene 3 ◀Ebene 2 ◀Ebene 1