Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
Als Quellenedition bezeichnet man alle Editionen, deren Ziel es ist, Texte zu
veröffentlichen, aus denen historische Informationen gezogen werden können. Als
Quellen können alle aus der Alltagspraxis stammenden Dokumente (‘Überreste’
Mein Kampf durch das
Institut für Zeitgeschichte, München
Diese Editionstradition ist in der Mediävistik eng mit den Editionen der Monumenta Germaniae Historica, für die Neuere Geschichte und
Zeitgeschichte mit der systematischen Edition der Akten der höchsten politischen
Entscheidungsträger (Akten der Reichskanzlei, Ministerratsprotokolle,
Reichtstagsakten) und der Publikation von außenpolitischen Dokumenten als Reaktion
auf die politischen Katastrophen der Weltkriege des 20. Jahrhunderts verbunden.
Nationalstaatlich konzipierte Quelleneditionen greifen frühneuzeitliche
Traditionen auf, in denen Streit um Staatsrecht und Kirchengeschichte die
Publikation von historischen Quellen motivierte. Eng verwandt mit den
Quelleneditionen sind Nachlasspublikationen von Personen des öffentlichen Lebens, wie
Politikerinnen und Politikern, aber auch Künstlerinnen und Künstlern sowie
Wissenschafterinnen und Wissenschaftern.
Aufgrund unterschiedlicher Traditionen disziplinärer und institutioneller Kontexte
haben Quelleneditionen keine gemeinsamen Verfahren in der Textbehandlung
entwickelt. So gibt es z. B. eine Reihe nationaler oder sprachbezogener
Empfehlungen für Quelleneditionen, wie z. B. Ihnatowicz Commission Internationale de Diplomatique noch 1984 den Versuch
internationaler Empfehlungen gemacht hat
documentary editing
) bis zu datenbankartiger Dokumentation der Quellen in Regesten (Regestenedition
Quelleneditionen grenzen sich von anderen Editionsformen meist dadurch ab, dass
sie es den Benutzerinnen und Benutzern erleichtern, die historischen Informationen
in den Dokumenten ausfindig zu machen, indem sie Kopfregesten, umfangreiche
Register und insbesondere einen historischen Kommentar liefern. Mit digitalen
Mitteln können diese Editionen insbesondere mit Hilfe von Methoden des
Semantic Web
als “assertive editions”
Mehrere Institutionen und editorische Unternehmen weisen in Österreich eine
längere Tradition auf. Das heute an der Universität Wien angesiedelte Institut für
Österreichische Geschichtsforschung ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit
der Ausbildung von Editorinnen und Editoren historischer Quellen befasst. Dort
werden auch bis heute editorische Langzeitunternehmen (mit-)betreut und in
mehreren Reihen publiziert, etwa in den QIÖG. Ähnliches
gilt für die Österreichische Akademie der Wissenschaften, deren ‘Historische
Kommission’ ebenfalls seit rund 170 Jahren mit der Herausgabe von historischen
Quellen befasst ist, beispielsweise in der Reihe Fontes Rerum
Austriacarum. Eine ähnliche Rolle erfüllen die Veröffentlichungen der
Kommission für Neuere Geschichte Österreichs.