Quellenedition Georg Vogeler Thomas Wallnig Projektleitung Helmut W. Klug Datenmodellierung Selina Galka Datenmodellierung Elisabeth Steiner Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz Austria Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz Austria GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY 4.0 2021 Graz o:konde.160 KONDE Weißbuch Projektleitung Helmut W. Klug Weißbuchartikel: Quellenedition Georg Vogeler Thomas Wallnig Herausgegeben von Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner 2021 Austria KONDE Weißbuch

Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.

Deutsch
Quellenedition
Vogeler, Georg; georg.vogeler@uni-graz.at / Wallnig, Thomas; thomas.wallnig@univie.ac.at

Als Quellenedition bezeichnet man alle Editionen, deren Ziel es ist, Texte zu veröffentlichen, aus denen historische Informationen gezogen werden können. Als Quellen können alle aus der Alltagspraxis stammenden Dokumente (‘Überreste’ (Droysen 1937)) und alle erzählend über die Vergangenheit informierenden Texte verstanden werden. Das Editionsinteresse liegt also nicht ausschließlich in der Erzeugung eines philologisch zuverlässigen Textes, sondern ebensosehr darin, Zeugnisse von historischen Prozessen der politisch und wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dafür ist der wissenschaftliche Kommentar (vgl. z. B. die Publikation von Hitlers Mein Kampf durch das Institut für Zeitgeschichte, München (Hitler et al. 2016)) und die Erschließung der Texte durch Register und Regesten von besonderem Interesse.

Diese Editionstradition ist in der Mediävistik eng mit den Editionen der Monumenta Germaniae Historica, für die Neuere Geschichte und Zeitgeschichte mit der systematischen Edition der Akten der höchsten politischen Entscheidungsträger (Akten der Reichskanzlei, Ministerratsprotokolle, Reichtstagsakten) und der Publikation von außenpolitischen Dokumenten als Reaktion auf die politischen Katastrophen der Weltkriege des 20. Jahrhunderts verbunden. Nationalstaatlich konzipierte Quelleneditionen greifen frühneuzeitliche Traditionen auf, in denen Streit um Staatsrecht und Kirchengeschichte die Publikation von historischen Quellen motivierte. Eng verwandt mit den Quelleneditionen sind Nachlasspublikationen von Personen des öffentlichen Lebens, wie Politikerinnen und Politikern, aber auch Künstlerinnen und Künstlern sowie Wissenschafterinnen und Wissenschaftern.

Aufgrund unterschiedlicher Traditionen disziplinärer und institutioneller Kontexte haben Quelleneditionen keine gemeinsamen Verfahren in der Textbehandlung entwickelt. So gibt es z. B. eine Reihe nationaler oder sprachbezogener Empfehlungen für Quelleneditionen, wie z. B. Ihnatowicz (1962), Joly (2003), AHF (2007), Heinemeyer (1978), Normas de transcripción y edición (1944), Norme per la stampa delle Fonti (1906), Smith (2001), obwohl die Commission Internationale de Diplomatique noch 1984 den Versuch internationaler Empfehlungen gemacht hat (Diplomatica et sigillographica 1984). Die Logik der Quelleneditionen reicht von besonders dokumentnaher Edition ( documentary editing ) bis zu datenbankartiger Dokumentation der Quellen in Regesten (Regestenedition (Steinecke 1982, Sprengel et al. 2013)), auch wenn diese Form aus Sicht von Historikerinnen und Historikern klar von der Volltextwiedergabe in einer Edition zu unterscheiden ist.

Quelleneditionen grenzen sich von anderen Editionsformen meist dadurch ab, dass sie es den Benutzerinnen und Benutzern erleichtern, die historischen Informationen in den Dokumenten ausfindig zu machen, indem sie Kopfregesten, umfangreiche Register und insbesondere einen historischen Kommentar liefern. Mit digitalen Mitteln können diese Editionen insbesondere mit Hilfe von Methoden des Semantic Web als “assertive editions” (Vogeler 2019) realisiert werden.

Mehrere Institutionen und editorische Unternehmen weisen in Österreich eine längere Tradition auf. Das heute an der Universität Wien angesiedelte Institut für Österreichische Geschichtsforschung ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Ausbildung von Editorinnen und Editoren historischer Quellen befasst. Dort werden auch bis heute editorische Langzeitunternehmen (mit-)betreut und in mehreren Reihen publiziert, etwa in den QIÖG. Ähnliches gilt für die Österreichische Akademie der Wissenschaften, deren ‘Historische Kommission’ ebenfalls seit rund 170 Jahren mit der Herausgabe von historischen Quellen befasst ist, beispielsweise in der Reihe Fontes Rerum Austriacarum. Eine ähnliche Rolle erfüllen die Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs.

Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen: Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte AHF 2007 https://www.heimatforschung-regensburg.de/280/1/E-Forum_AHF-Empfehlungen.pdf Diplomatica et sigillographica. Travaux préliminaires de la CID et de la commission internationale de sigillographie pour une normalisation internationale des éditions de document et un Vocabulaire international de la Diplomatique et de la Sigillographie Commission Internationale de Diplomatiuqe Zaragoza 1984 Historik. Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte Johann Gustav Droysen Rudolf Hübner München R. Oldenbourg Verlag 1937 Richtlinien für die Edition landesgeschichtlicher Quellen Walter Heinemeyer Marburg, Köln 1978 Hitler, Mein Kampf: eine kritische Edition Hitler, Mein Kampf 978-3-9814052-3-1 DD247.H5 A3 2016 Adolf Hitler Christian Hartmann Edith Raim contributor Institut für Zeitgeschichte (Munich, Germany) München Institut für Zeitgeschichte 2016 Projekt instrukcji wydawniczej dla źródeł historycznych XIX i początku XX wieku Ireneusz Ihnatowicz Studia Źródłoznawcze 7 1962 L’édition des documents des XIXe et XXe siècles Bertrand Joly Bibliothèque de l'École des chartes 161 2 537–552 2003 Normas de transcripción y edición de textos y documentos Madrid 1944 Norme per la stampa delle Fonti per la storia d'Italia Bulletino dell'Istituto storico italiano 28 XI-XXI 1906 Conseils pour l'éditions des document en langue italienne (XIVe-XVIIe siècle) Marc Smith BECh 159 541–578 2001 Gerhart Hauptmann digital. Probleme und Herausforderungen einer Briefregestenedition in 'Kalliope' Peter Sprengel Edith Wack Tim Lörke Im Dickicht der Texte. Editionswissenschaft als interdisziplinäre Grundlagenforschung Gesa Dane Jörg Jungmayr Marcus Schotte 183–208 2013 Berliner Beiträge zur Editionswissenschaft 13 Brief-Regesten. Theorie und Praxis einer neuen Editionsform Hartmut Steinecke Zeitschrift für Deutsche Philologie 101 199–210 1982 The ‘assertive edition’: On the consequences of digital methods in scholarly editing for historians 10.1007/s42803-019-00025-5 The ‘assertive edition’ Georg Vogeler International Journal of Digital Humanities 2524-7832, 2524-7840 1 2 309–322 2019 2020-01-06T12:19:55Z http://link.springer.com/10.1007/s42803-019-00025-5
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