Tiefland 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w3.tiefland.1596 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 3 Zu spät – Tiefland, Obsession Geoinformation Orte Salzburg-Maxglan Berlin-Marzahn Auschwitz Personen Musiker Autoren Schauspieler Eugen d’Albert Rudolf Lothar Leni Riefenstahl Medien Film/Fernsehen Ereignisse
Tiefland Tiefland Oper aus dem Jahr 1903 von Eugen d’Albert (1864–1932) nach einem Libretto von Rudolf Lothar (1865–1943), zwischen 1940 und 1944 von Leni Riefenstahl mit ihr in der Hauptrolle verfilmt; Uraufführung des Films erst 1954. Als Statisten setzte Riefenstahl Sinti aus den Zwangsarbeiterlagern Salzburg-Maxglan sowie Berlin-Marzahn ein, von denen viele nach den Aufnahmen in Auschwitz ermordet wurden. Erst 2002 erwirkte eine Überlebende eine Unterlassungserklärung: „Demnach darf die wegen ihrer NS-Propagandafilme umstrittene Regisseurin nicht mehr behaupten, sie habe ›alle Zigeuner, die in › Tiefland‹ mitgewirkt haben, nach Kriegsende wiedergesehen. Keinem einzigen ist etwas passiert‹“ ([red.] 2002). [...] Tiefland [...] [...] Hinab wieder ins spanische Tiefland [...] [...] Aus dem Hintergrund nähert sich ein Planwagen und hält neben dem Dorfbrunnen, aus dem Gefährt steigt die schöne Zigeunerin Marta, eine Betteltänzerin, sogleich umringt von Zigeunerkindern aus dem Anhalteund Zwangsarbeiterlager Salzburg/Maxglan, nein – von Kindern aus Roccabruna, die versuchen, einen Blick ins Wageninnere zu tun, vornehmlich auf die für eine spanische Betteltänzerin unentbehrlichen Instrumente, die Kastagnetten (Detail: die Kastagnetten; groß: lachende, staunende Kindergesichter, 1a südländisches Kolorit, authentisch, absolut authentisch, welche Spielfreude! So klein, so jung, und schon, Jahre später, nach der Fertigstellung und Uraufführung von TIEFLAND, nach Cannes eingeladen, zu den Filmfestspielen, auf Anregung von Jean Cocteau, dem Festspielpräsidenten, der, Bewunderer des Filmgenies Riefenstahl, auch selbst für die französische Untertitelung gesorgt hat, wobei er, gewiß kein Problem für ein Universalgenie, so schwierig gebaute Sätze wie „Du kennst das Tiefland nicht“ oder gar „Frauen gibt es nur im Tiefland, und das Tiefland ist schlecht“ zu meistern gehabt haben dürfte [...] [...] Und dann? Dann? Dann kommt es zu einigen volksstückhaften, löwinger- bühnenmäßigen Verwicklungen, wenngleich auf spanisch, weil nämlich – also, der Marquese-Ungusti mit dem stieren Blick, Besitzer einer großen Stierzucht überdies, ist auch sonst stier, blank, illiquid, nicht flüssig, also spitzt er auf das Vermögen der reichen Bürgermeisterstochter Donna Amalia, während die schon etwas angedörrte, leicht eingetrocknete (aber gut, in Spanien, im Tiefland [...]