Irrenanstalt Cholm 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w2.mordschein.75 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 2 Hotel Mordschein Geoinformation Orte Lublin Berlin
Irrenanstalt Cholm Irrenanstalt Cholm Die sogenannte Irrenanstalt Cholm im Distrikt Lublin war ein Tarnbetrieb, um die „Euthanasie“-Morde im Rahmen der „Aktion T4“ gegen jüdische Anstaltsinsassen, die im Sommer 1940 in Berlin ihren Ausgang nahm und den ersten planmäßig organisierten Massenmord an Juden im Deutschen Reich darstellte, zu verschleiern. (vgl. Hinz-Wessels 2013) Auf Briefpapier mit der Aufschrift „Irrenanstalt Cholm“ und dem Poststempel des Postamtes der polnischen Stadt Cholm (bzw. Chelm) wurden zuerst die Nachricht über die Unterbringung in der Anstalt, dann Beileidsschreiben und Totenscheine verschickt. Die Angehörigen ließ man häufig noch monatelang nach der Ermordung der Verwandten für deren vermeintliche Pflege bezahlen. (vgl. Halter 1988) [...] Zur Überstellung in eine Nervenheilanstalt, in eine Irrenanstalt Cholm, wie behauptet wurde, wurde die Sängerin eines Morgens in einen als Rotkreuzwagen nur nachlässig getarnten Vergasungswagen gezerrt; in diesem sogenannten S-Wagen fand sie, auf einer Fahrt ins Blaue, den Tod [...] [...] Von meinem Lager aus kann ich den offenen Medikamentenschrank sehen; hat man damals schon mit Encephabol, Somnibel und Rohypnol gearbeitet, und nicht nur mit Cyanhydratsalzen und Caladium Seguinum, dem Schweigrohr, das nicht gedeiht auf deutschem Boden? Wo bin ich? Bin ich hier richtig, in der Irrenanstalt Cholm? Bin ich endlich im Reich Sarastros? Wo bin ich? Ihr seid am Ziel [...] [...] – Irrenanstalt Cholm [...] [...] Funktion und Geschichte des weinroten ärmellosen Pullovers in der jüngeren Literatur – ich beobachtete mich, wie ich, in meinem Literaturhauszimmer, um Mitternacht und übler Laune, wie ein Hochschullehrer germanistische Hausund Doktorarbeiten, die mir zugespielt worden sein dürften, prüfend zur Hand nahm; Untersuchungen wie Der Literaturhauswitz oder Irrenanstalt Cholm, Hotel Mordschein, Schweigrohr – Prosa als Geheimschrift [...]