Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Typus: Handschrift
Entstehungszeitraum: 1790 - 1800
Varianten:
Kommentar:

Das fadengebundene Kleinoktav-Bändchen aus dem Bestand der Stiftsbibliothek St. Florian kam laut eigenhändigem Vermerk auf der Einbandinnenseite 1800 „ex dono Aug. Pscharr“ in den Besitz des Augustiner Chorherrn Carl Eduard Klein (1773-1837). Schriftvergleiche zeigten, dass der Geber, Kleins Mitbruder Augustin Pscharr (1772-1823), nicht der Schreiber dieses Büchleins ist, das etwas vor 1800 entstanden sein dürfte und etliche dramatische und lyrische Arbeiten Lindemayrs enthält. Fünf Dialektstücken folgen sechs Gedichte Lindemayrs ohne Nummerierung. Diese Lieder aus seiner frühen Schaffensphase wurden ebenso später eingetragen wie Scherzfragen und eine Abschrift erbaulicher Erzählungen (am anderen Ende des Bands).

Inhalt:
Dramen:
Der Hanns von der Wert [= Der ernsthafte Spaß, f. 1r-17r]
Die 2te bäurische Komedi [= Der kurzweilige Hochzeits-Vertrag, f. 17v-27r]
Der Gang zum Stadtrichter [f. 27r-30v]
Das Gfadabittn [f. 31r-31v]
Jodl, oder der Friedensstifter [f. 31v-38v]

Lyrik
I waiß nöt, was mä jtzund habm [f. 38v-41v, 13 Strophen ohne Melodie]
I kann mäs unmöglä nöt denkä [f. 41v-43r, 8 Strophen ohne Melodie]
Sagnt alliweil von Stadt löbm [f. 43r-45r, 6 Strophen ohne Melodie]
Hänts ist den kain docta anzkemä [f. 45r-46v, 7 Strophen ohne Melodie]
Ferten in Hörist [f. 46v-48r, 9 Strophen ohne Melodie]
Af der Ofengabl fahrt mein Mueda [f. 48r-49r, 4 Strophen ohne Melodie]

Papier: 106 Bll., 14 x 10,5 cm, fadengebunden, sauber beschnitten; Wasserzeichen des Büttenpapiers im Falz und deshalb schwer zu bestimmen, zumal sich mehrere Papiermühlen der Zeit dieses Motivs bedienen: Doppeladler mit Schwert und zerrissener Kette; Foliierung bis S. 60 offenbar von Schreiberhand, in der Buchmitte ab S. 55 neun Leerseiten

Lagen: II4 + I6 + 12 IV(102) + II(106)

Einband: Kartoneinband der Zeit mit rötlichem Kleisterpapierüberzug, Lederrücken ohne Rückenschild mit zwei erhabenen Bünden

Schrift, Schreiber und Ausstattung: Alltagskurrente des ausgehenden 18. Jahrhunderts ohne kalligraphischen Anspruch; wie an Tinte und Variationen im Duktus erkennbar, erfolgten die Eintragungen mit zeitlichem Abstand; die fehlende Schriftraumbegrenzung, Seitengestaltung und Textauswahl legen gleichfalls nahe, dass es sich hier nicht um eine homogene Abschrift, sondern um eine nach und nach entstandene Gelegenheitssammlung handelt;
zwei Schreiber: Schreiber 1 ist verantwortlich für den größten Teil der Texte; Schreiber 2 ergänzt die Liedersammlung mit dem letzten Lied und fügt die Scherzfragen hinzu; Überarbeitungen sind kaum vorhanden, neben Sofortkorrekturen einige Streichungen, die von Schreiber 2 stammen könnten

(zitiert nach Neuhuber 2008, S. 328 f.)

Literatur:
Zuletzt geändert:am: 11.11.2016 um: 11:43:45 Uhr