Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Originaltitel: Das Unschuldige Vergnügen, Bestehend in LX Ausserlesten, Ernst und Schertz Haften, doch Jedesmal Sehr Eingerzogennen Lieder, gesammelt undt zwahr auff die Harpfen Eingericht undt Mäistens mit Neuen arien versehen, auch zu größerem Nach-truck mit zwey Violinen versterckhet von F. M. Gölle, der H. Gottes Gelehrtheit undt geistlichen Rechten Beflißenen, in saltzburg. Ihm Jahre MDCCLXXVII.
Typus: Handschrift
Herausgeber: Schreiber: P. Meingosus Gaelle
Entstehungsjahr: 1777
Entstehungsort: Weingarten
Standort: ÖNB Musiksammlung: Mus.Hs.19029
Varianten:
Kommentar:

Digitalisat online über die Webseite der ÖNB: http://data.onb.ac.at/rec/AL00218883

Diese heute in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrte Sammelhandschrift enthält unter einer bunten Auswahl an Schäfer-, Freundschafts-, Scherz-, Klage- und Studentenliedern auch vier Werke Lindemayrs. Gaelle studierte 1771-1777 an der Salzburger Benediktineruniversität und legte dieses Liederbuch vor seiner Rückkehr in sein oberschwäbisches Heimatkloster Weingarten an. Neben der hochdeutschen Arie 'Es ist ein kurze Frag' aus dem bislang noch nicht aufgefundenen Lindemayr-Singspiel 'Die Frau von Seltsam' nahm Meingosus Gaelle noch die Mundartlieder 'Wern d Maister, und Gsölln affrontirt' und 'I wais nöt was mär jezund habm' (vermutlich aus einer gemeinsamen Quelle) sowie 'So bhiet dich Gott du eitli Welt' auf. Entgegen der Meinung der älteren Forschung handelt es sich bei den musikalischen Beiträgen allerdings nicht um Originalkompositionen, sondern lediglich um Arrangements der tradierten Melodien für Harfe (und zwei Violinen zur Verstärkung).

Da Emil Blümml bereits 1912 die Liederhandschrift kommentiert edierte, wird im Folgenden auf eine Auflistung des gesamten Corpus (54 + 9 Lieder) verzichtet und lediglich auf die Lindemayriana der Sammlung eingegangen.


Inhalt:
Ia-IIb vacant; 1a-2b praefatio; 3a-b vacat.
1. 4a-5b. "I. Martinus Ammer mortem suam ignominiosam deplangens": (Horrenda sors, tremenda mors.) C.
2. 5b-7a. "Trost-Lied an Phillis". (Ach, Phillis, warum.) C.
3. 7b-9a. "Die Freundschaft". (Die Freundschaft nur allein.) C.
4. 9b-10b. "Der Frühling". (Auf, es kommt der Frühling an.) C.
5. 11a-11b. "Die Freuden des Jägers". (Was kann einen mehr ergötzen.) C. 12a vacat.
6. 12b-14a. "Damons Scheiden". (Ach, will denn mein Damon scheiden?) C.
7. 14b-15b. "Eine Satyr über gewisse Thorheiten". (Wie vieles gibt es doch.) C.
8. 16a-17b. "Die Scheinheiligen". (O mei Gott.) C.
9. 17b-19a. "Schäfer-Lied". (Ei, sprich Amarillis.) C.
10. 19b-20b. "Antwort der Amarillis". (Wie kommt es, mein Schäfer...?) Modi musici idem sunt, qui sub n. 9, quam ob rem non adseripti.
11. 21a-22a. "Lied über den Marche der H. H. Studenten in Salzburg". (Frisch auf, Minervas Sohn.) C.
12. 22a-23a. "Der innerlich Beklemmte". (Alles kommt zu seinem Ende.) T.
13. 23a-24b. "Frage an das Frauenzimmer". (Ich hab’ ein kurze Frage.) T.
14. 24b-25b. "Das Vergnügen des Schäfers". (Hier bin ich zu leben.) A.
15. 25b-26b. "Der gute Mann". (Der beste Mann ist mir beschieden.) C. 27a vacat.
16. 27b-29a. "Der verachtete Liebhaber". (Grausame, fahre fort.) A.
17. 29a-30a. "Der gute Freund". (Ein guter Freund ist höher zu schätzen.) A.
18. 30a-31a. "Der veränderliche Freund". (Sag’, mein Mindor.) C.
19. 31a-32a. "Der todte Freund". (Mein Freund ist todt.) C.
20. 32b-33b. "Die Phyllis". (Als bei einer reinen Quelle.) C.
21. 33b-35b. "Die jetzige Weltmode". (Wer bei der itzigen Welt.) A.
22. 35b- 36b. "Der klagende Ehemann". (Als ich noch in jungen Jahren.) C.
23. 36b-37a. "Der Selbstmord". (O Jüngling, lern.) C.
24. 37b-38b. "Die Zergänglichkeit der irdischen Dingen". (Huius carminis stropha prima et numeri musici desunt; stropha II. incip: "Darius geht aus seinem Reiche.)
25. 38b-40a. "Warnung vor zu großer Gemeinschaft". (Freund, wenn du willst friedlich leben.) T.
26. 40a-41b. "Florindas". (Ich liebe das Denken.) C.
27. 42a-42b. "Der Doris ihr Freund". (Echo! du Freundin.) C. Exstat stropha I., ceterae desunt.
28. 43a-44b. "Die Handwerks-Bursch". (Seid’s lustig und fröhlich.) T.
29. 44b-45b. "Der Fischer". (Fischen ist ein edles Wesen.) A.
30. 45b-47a. "Der Jäger". (Lustiger Weidmann.) T.
31. 47a-48a. "Glückes-Wunsch auf den Namens-Tage eines Hirten". (Liebster Schäfer, deine Phyllis.) C.
32. 48b-49b. "An ***". (Wie soll ich dich denn nennen.) A.
33. 50a-51b. "Der gute Humor". (Wenn schon die Sonn" nicht scheint.) C.
34. 52a. "Der Schäfer". (Ob ich gleich ein Schäfer bin.) C. Exstat stropha I., ceterae desunt. 52b vacat.
35. 53a-54a. "Die Schäfrin". (Ein Schäfrin ist halt so.) C.
36. 54a-55b. "Krisander". (Krisander ist ein guter Mann.) C.
37. 55b-56b. "Gedanken eines Schäfers bei Anhörung eines Echo". (Hör’ welch ein schöner Wiederhall.) C.
38. 56b-57b. "Über das Wort "Thun" und dessen Missgebrauch". (Buema, seids lusti.) C.
39. 58a-59b. "Der Verachter der Welt". (Traure nur, trugvolle Welt.) C.
40. 60a-60b. "Die alt und junge Schwiega". (So willst denn mein Sohn hob’n?) C.
41. 61a-61b. "Die Affen und die Bären". (Die Affen bitten bei den Bären.) C.
42. 61b-62b. "An einen Candidaten". (Vetterl, was willst geistlich werden.) C.
43. 63a-63b. "Der Arme". (Was mach ich denn noch.) T.
44. 64a-64b. "Ob ein böses Weib in Himmel komme". (Die heilig Schrift sei unveracht.) T. In capite huius carminis invenies litteras: "Di P. M. G." quod equidem interpretari audeam: Philippus Martinus (?) Gölle. 65a-66b vacant.
45. 67a-67b. "Die [Meister und die Gesellen]". (Wer d’Moasta und G’sell’n affrontiert.) T. Hoc carmen in codice nostro num. XLVII praeditum est; omittuntur autem XLV et XLVI.
46. 68a-69b. "Die Kalender". (I woas net, wos mir haben.) T.
47. 70a-70b. "Hier in der Einsamkeit"; inscriptio deest. T.
48. 71a. "Über den vorigen Gesang". (Ach, allerliebstes Kind.) 71b-72a vacant.
49. 72b-73a. "Es wollt ein Schneider wandern"; inscriptio deest. T. Omittitur denuo num. LI.
50. 73a-74a. "Komm du, mei dickwampets Bauern-Madl"; inscriptio deest. T.
51. 74a-74b. "Di P. M. G." (Gute Nacht.) T.
52. 75a-75b. "[Daphnis und Phyllis]". (Blumen, Bäume, wo ist Phyllis.) T. 76a-79a vacant; num. LVI-LVIII omittuntur.
53. 79b-80b. "Di P. M. G." (Hemme deine rauhen Klagen.) T.
54. 80b-82a. "Jetz pfitti Gott"; inspcriptio deest. T.
55. 82a. "Als mich der Papa Wasser trinken sah"; inscriptio deest. T.
56. 82b. "Über den vorigen Gesang". (Als mich die Mama Hänschen küssen sah.)
57. 82b-84b. "Peter haut a mahl auf d’Erda"; inscriptio deest. T.
58. 85a-85b. "Was ist am Menschen s’Best?’ inscriptio deest. T.
59. 85b-86b. "Andante. Di P. M. G." (Vier trübe Monden.) T.
60. 86b-87a. "Di P. M. G." (Herr, ich sag’s ihm.) T.
61. 87a-87b. "Das gute Weib. Über den Gesang: der gute Mann". (cf. n. 15)
62. 87b-88b. "Di P. M. G." (Sei ohne Freund.) T.
63. 89a. "Ich weiss nicht, soll ich mehr trauern"; inscriptio deest. T. 89b-91b vacant.

Papier: 4 + 91 Bll., 28 x 23 cm; indifferentes Wasserzeichen einer vermutlich Salzburger Papiermühle; Leerseiten: f. 1r-2v, f. 3r-3v, f. 12r, f. 27r, f. 65r-66v, f. 71v-72r, f. 89v-91v

Lagen: 1 + II (Vorsatz) + 5II + (I+1) + 2II + IV + 4II + 2IV + 2II + (IV-2), originale Paginierung offensichtlich von Schreiberhand ab f. 4r: 1-117, dann fehlt sie; eine Bleistiftfoliierung (1-91) von späterer Hand beginnend mit f. 1r

Einband: beschädigter Kartoneinband, Rücken und Ecken mit Pergament verstärkt

Schreiber, Schrift und Ausstattung: saubere Kurrente des P. Meingosus Gaelle, Titel in Zierlatina, Liednummerierung in römischen Ziffern, dreizeilige Notierung (Melodie und Harfenbegleitung), Strophen zweispaltig aufgelistet; zu den Beiträgen eines zweiten Schreibers und zur weiteren Charakterisierung der Handschrift vgl. die Edition Emil Blümmls

Inhaltsverzeichnis muss ergänzt werden #cn

(zitiert nach Neuhuber 2008, S. 325 f.)

Literatur:
Zuletzt geändert:am: 18.6.2015 um: 13:03:32 Uhr