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Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Geburtsjahr: 1745
Sterbejahr: 1803
Kategorie: Autor
Biographie:

Karl Marinelli wird vermutlich 1745 in Wien geboren. Er entstammt einer alten Adelsfamilie, die allerdings zunehmend verarmte und bereits in der Generation seines Vaters den Adelstitel nicht mehr führen konnte. Dennoch dürfte er keine schlechte Ausbildung erfahren haben, zumal sein Vater, Josef Marinelli, Dom-Subkantor von St. Stephan und somit musikalisch gebildet war. Marinelli tritt 1761 in die Schauspielergesellschaft von Johann Schulz ein, welche dann Matthias Menninger als Prinzipal führt. Bereits um 1765 verfasst er seine ersten Vorspiele und etabliert sich bald nicht nur in seinem schauspielerischen Wirken, sondern auch als Hausdichter der (aus der Schulz’schen Truppe hervorgegangenen) Badener Gesellschaft. Während seiner Zeit als Wanderschauspieler sind auch drei seiner vier Geschwister Teil des gleichen Ensembles. Gespielt wird unter anderem in Olmütz, Prag, Pest, Graz und Pressburg. 1769 tritt er zum ersten Mal in der Leopoldstadt auf.
1780/81 ist es Marinelli, der inzwischen Menningers Kompagnon ist, auch durch entsprechenden finanziellen Erfolg möglich, ein stehendes Theater in der Leopoldstadt zu errichten: Einem entsprechenden, am 4.11.1780 über die Niederösterreichische Regierung an Josef II. gerichteten formellen Ansuchen um Baubewilligung wird am 18.12. stattgegeben, woraufhin eine endgültige Genehmigung am 2.1.1781 erfolgt. Zudem erlangt er ein Privilegium für die Aufführung von Schauspielen und Pantomimen sowie die Erlaubnis, sich ‚k.k. privilegierter Schauspielunternehmer‘ zu nennen und kann die neue Bühne schließlich (mit dem zu diesem Anlass verfassten Gelegenheitsstück ‚Aller Anfang ist schwer‘) am 20.10. eröffnen.
Am 16. 4.1782 heiratet Marinelli Theresia Höglmüller, Tochter eines Steinmetz-Meisters, mit der er drei Kinder hat, die allerdings am 1.9.1796 verstirbt, woraufhin er fünf Monate später Anna Weiß, die Tochter des amtierenden Wiener Polizeidirektors, ehelicht.
Als 1784 Menninger offiziell von der Kodirektion zurücktritt, übernimmt Marinelli auch die Leitung der Truppe, was sein schriftstellerisches Schaffen eindämmt. Schließlich zieht er sich ab Ende 1789 - abgesehen von vereinzelten Einsätzen als Souffleur - auch sonst gänzlich aus dem Spielbetrieb bzw. der Spielleitung zurück, um sich ausschließlich um die Verwaltung und Repräsentation der Bühne zu kümmern. 1800 richtet er ein Gesuch um Adelsbestätigung an Kaiser Franz I., woraufhin ihm am 10.10.1801 ein Adelsstanddiplom gewährt wird.
Krankheitsbedingt stirbt Marinelli 58-jährig am 28.1.1803. Er gilt als Begründer der Wiener Volksbühne und Wegbereiter einer neuen Volksdramatik (vgl. Zöbinger [o.J.]; Komorzynski 1906).

Werke:
Literatur:
Zuletzt geändert: am: 17.8.2011 um: 11:26:45 Uhr