<name>Potz Blundä Liebä Bue [gesang zwischenden hänsl und hiesl]</name> <date from="1796" to="1800">um 1796</date> <note type="comments"> <p>Das dreizehnstrophige Lied, das als Dialog zwischen Hänsl und Hiesl gestaltet ist, beginnt mit dem Vorschlag Hänsls, Soldaten zu werden, wobei ihm ein schönes, reizvolles Leben vorschwebt. Hiesl allerdings reagiert ablehnend, worauf sich eine Diskussion entspinnt. <lb></lb>Dabei wird Hänsel – der sich eine vielversprechende Besserung zum gegenwärtigen Auskommen erwartet – freilich letztlich als naive, leichtgläubige und unwissende Bauernfigur gezeichnet, die offenbar irrgehenden Erwartungen nachhängt. Ohne explizit belehrend zu sein – und ohne dass eine der vorgebrachten Positionen letztlich offen 'siegt' – wird damit im Text doch deutlich ein ablehnender Standpunkt klar und implizit Kritik an den Werbestrategien geübt, die die Unbedarftheit der Landbevölkerung ausnutzen und aus deren Wunsch nach einem besseren Leben Profit schlagen. </p> </note> Dialect Cultures Christian Neuhuber Projektleitung Editor Stefanie Edler Editor Elisabeth Zehetner Editor Alexander Nussbaumer Technische Umsetzung Institut für Germanistik, Universität Graz Austrian Centre for Digital Humanities, University Graz o:dic.956

Bauerngespräch Soldatenwerbelied
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gesang zwischenden hänsl und hiesl 1796-1815 Potz Blundä Liebä Bue Stubenberger Liederbuch I (BSB Cod. germ. 7340)

13 Strophen, ohne Melodie. Der Entstehungszeitpunkt kann nicht genau bestimmt werden; das Lied ist im zweiten Teil des Stubenberger Gesängerbuchs (= Bd. I des sogenannten Stubenberger Liederbuchs, BSB Cod. germ. 7340) erhalten, das im Zeitraum zwischen 1796 und 1815 entstanden ist. Man kann also nur festhalten, dass das Lied mit Sicherheit vor 1815 verfasst wurde, jedoch auch bereits vor 1796 produziert worden sein könnte. Der Titel "gesang zwischenden hänsl und hiesl" ist nicht beim Liedtext selbst, sondern im Register so verzeichnet.

Textwiedergabe nach dem Stubenberger Liederbuch, Bd. I (BSB Cod. germ. 7340), zweiter Teil, S. 172-173. (In eckigen Klammern ergänzte Buchstaben sind im zugrunde liegenden Digitalisat zum Falz hin verzerrt und schwer lesbar.)

1 hänsl: Potz Blundä Liebä Bue, hast du kaein lust darzue, jetz kanst du wern ä her, kanst habm än guetn Mueth, es wär Mein aeichl dol, schau hänsl Mürkh nä wohl, Mir kinän jetz Soldaten göbn, so sangt Mir habm das Böste löbm, göbmt uns bräff geld in d hand, ä fungl Neus gewand

2 Hiesl: Hiesl vexier Mi Nit, i geh dir wohl Nit Mit, und wan da wär vil gu[ets] darbey, die hern dätns Nöth, sö seind ja sunst gley da, und ziegnt das böst däva, sö wurdn dirs nöth lassn zue, es seind ja sonst gar gschwindi buebm, NäNä i drau dir Nöth: i geh dir wohl Nöth Mit:

3 hänsl: Es wär aber recht dol, es gfiel mir selbä wohl, wan mir hetn guete täg, wie würds uns daey so wohl, wan Mä hättn Bier und fleisch, das war ä guettö speiss, wär Bössä als das häbärä Brodt, geh Bruedä mir bleibm nimmä da, richt du dir dein Sächl zam, geh gehn Mir Mitternand:

4 hiesl: Ich las Mi wohl Nöth Brön, i ha Nä kradt aey löbm, und wan i halt däschossen würd, so het än Pfifferling, was heilff Mi Nachä s geld, wan i kaey löbm mehr het, i wil dafür dahaeimbten bleibm, beim bauern gsott und fuetter schnein, und össen härbäs Brodt, eh i Mein leben wag,

5 Potz hundtert schlagäräment, hänsl scham di ä wenkh, hast Sori du kimbst um[s] löbm, hä hast den du kaey hend, o du zaghafftigä tropff, es ist ä rechtä spodt, o kerl du bist zimblä lang, du schliegst auf ein mahl zöhä zam, mit deiner grossen faust, wanst rechtschaffä drein haust:

6 du sagst ja wohl von haun, hast aber gnue aufschau, dast nit selbst ä flükhä kriegst, du derfst dä wohl nöth drau, es geht gar artlä zue, mir hat ja aufschau[?] gnue, es ziegnt dö Blossen Säbeln aus, es haunt dä ummä es ist ä grauss: hnaunt di gley ausn grind, das dir das bluet herrint:

7 Es ist ja gwiss und wahr, i loygtä wohl nöth vor, bist ja du nöth ä laey, es ist ä grosse schar, vil hundert werden sein, du nar es wird di frein, karten spiln und kögl scheibm, thuedt ja nichts als zeit vertreiben, und stehn ä weng auf d wacht, da ist beynand die plag:

8 du Magst sagn was du wilst, i geh dä wohl Nöth Mit, i daugät nöth darzue, schiessen verständ i nöth, wan aeiner käm däher, und sagät jetz Muest di wern und wan i herät ä Pixen knaln, so Mied i ja gley zammä faln, was wolt i nachä daey, ist gscheidä i bleib dähaeimbt:

9 hänsl du bist ä Christ, i sag dirs vndters gsicht, du bist ja wohl nöth weh[rt] das du än Prokhä frist: o du zaghafftiger tropff: hast ä herz als wie ä frosch, schau i bin ä klaeinä bue, guräschi hani denät gnue, i wär Mein Naeyd nöth faul, i schlieg aein gley ums Maul:

10 Wan i scha guräschi ha, lauff i do Nöth dävan, wan i so weit dani käm, was Miesti fangä an, wie artlä kämbs Mä für, wan i wär so weit von hier, wan i Nämbt kenät in än hauss, i Maeinät es wär völlig aus, da hilfft di wohl kaey rödt, kaey Saldat wür i nöth,

11 hänsl so bleib Nur da weilst kaey guräschi hast, du traustä ä nöth wökh, bist ä rechtö offän katz, so fang deinö Muedän d Meus, und suech dein vadän [S. 172] d leus, so derfst dä weittä fürchtn nicht, und das di halt ä kugl trifft, i abä bleib nit da, wür gley jetz ein Saldat:

12 hiesl i wil däs sagn, du würst wern bräff däschlagn, kaperaln dö seind nöth faul mit aeinän höslän stabm, wanst du lernst s Exerziern, und wilst Nöth Recht bariern, so wernstä än Pukhl waeigä guet, glaub du Mein hansl lieber Bue, bleib du dafür nur da und wür nur kaey Saldat:

13 Es ligt mir wohl nix dra, jezund raeis i dävon, wer waeis was würth aus mir, kan wern ein leitenambt, oft schau i auf Mein treu, das i krieg ä schens weib, d Saldatten weibä gfalnt mir wohl, dö kinänt Mein aeichl kochä dol, Mues schau das i aeinö thu kriegn, jezund wil i Mäschiern: