<name>O Riepl da kemm mir recht z‘sammen</name> <date from="1755" to="1760">um 1755/1760</date> <note type="comments"> <p>Sozialhistorisch aufschlussreiches Lied über Strafen für Liebe und Sexualität zwischen unverheirateten jungen Leuten: <lb></lb>Zwei Burschen beklagen sich über die Praxis, dass junge Männer und Frauen, die beim "Gäßl gehen" erwischt werden - oder auch nur in den Verdacht geraten - von den Dorfbewohnern angezeigt werden und mit empfindlichen Strafen zu rechnen haben: vom Bauern werden sie verjagt, vom Richter bekommen sie hohe Geldstrafen, die sie sich nicht leisten können und dafür ins Gefängnis müssen (Str. 4-6). Auch die Frauen haben mit Haft oder Strafarbeit (Spinnen) zu rechnen oder werden an den Pranger gestellt (Str. 7-8). </p> <p>Das Lied, das bis dahin auch zur Abschreckung vor dem unmoralischen Treiben dienen könnte, bekommt am Schluss eine doch recht eindeutig kritische Wendung, wenn es heißt: <lb></lb> </p> <p>9. <lb></lb>Pfui Stöfl ist das nicht ä Schand, <lb></lb>mein Ayd ich bleib nicht in dem Land, <lb></lb>der Teufel holl alleweil Straffen, <lb></lb>wann ainer bey Dienl wolt schlaffen. <lb></lb>Das "Gäßl gehen" aufgeben, das Freude und Zeitvertreib bedeutet, kommt für die zwei Burschen nicht in Frage; besser scheint die Hoffnung, als Soldat fortgehen und dort ein ein freieres Leben führen zu können: "mein Dienl das nimm ich mit mir/ und legn uns zusamm ins Quartier." (Str. 11) </p> <p>Diese (selbst wohl wieder trügerische) Perspektive, die in einer ganzen Reihe an Soldatenwerbeliedern genutzt wurde, könnte auch in diesem Text dazu zu dienen, die Soldatenwerbung zu unterstützen. </p> </note> Dialect Cultures Christian Neuhuber Projektleitung Editor Stefanie Edler Editor Elisabeth Zehetner Editor Alexander Nussbaumer Technische Umsetzung Institut für Germanistik, Universität Graz Austrian Centre for Digital Humanities, University Graz o:dic.57

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Das Fünfte um 1755-1760 O Riepl da kemm mir recht z‘sammen Fünf schöne Neue Lieder (AStL 55/4-37) AStL 55/4-37

11 Strophen Flugschrift von der Mitte des 18. Jhs.

1. O Riepl da kemm mir recht z'sammen, wo bist du da nächsten hingangen, hab gmaint, du bist gwest in der Stadt, und hast mich beym Richter verklagt.

2. O Hießl was hast für ein Leben, i wer ja kein Schörgen abgeben, es gibt auf dem Gey draus genug, die schörgen dem Richter alls zu.

3. O Riepl ist däs nicht ä Mühe so hab ichs gsehä no nie, man braucht ja kein Schörgen in der Stadt, weils draust auf dem Gey so vil hat.

4. O Hießl ist das nicht ein Leben, sollt ä gen 6. Gulden hergeben, es macht einem ja recht verzagt, hab noch mit kain Dienerl nichts ghabt.

5. Ja Bue wann ichs Geld hät zu geben, so wär es mit mir leicht geschehen, es wird mir ä niemand kains leichen, wird haissen in Stock oder Keichen.

6. Zu nächst hat mich der Baur aussi g'jagt, und hats noch dem Richter gsagt, den Lohn zu der Straf müssen geben, und hab noch kain Rock anzulegen.

7. Vier Menscher die seynd ä schon drinnä, die müssen in Schörgen-haus spinna, bis sie die Straf recht habn abdient, aft lassens erst wider haim gehn.

8. Ihr fünfe die müssen noch kemmä, wo wärn sie das Geld ä hernehmä, wann sie die Straf nicht können gebn, wird man ihn die Geigen anlegn.

9. Pfui Stöfl ist das nicht ä Schand, mein Ayd ich bleib nicht in dem Land, der Teufel holl alleweil Straffen, wann ainer bey Dienl wolt schlaffen.

10. O Hießl was thust mir dann rathen, wie mainst, könn mir s'Gäßl-gehn grathn, das Gäßl-gehn wär ja ä Freud, vertreibt man oft maniche Zeit.

11. Jetzt gib' ich grad ab ein Soldaten, das Gäßl-gehn kunt ich nicht grathen, mein Dienl das nimm ich mit mir, und legn uns zusamm ins Quartier.