<name>Läßt sich schon der Frühling sehä</name> <date when="1770">ab etwa 1770</date> <note type="comments"> <p>Beliebtes Schäferlied/Sennerinnenlied mit erotischen Anklängen, dessen Melodie auch bei anderen Liedern aufgegriffen wurde (siehe das Weihnachtslied (!) <ref target="info:fedora/o:dic.213">"He Bue! tästi das häst gschlaffä"</ref> ). </p> <p>Der Sänger beschreibt, dass er im Frühling Lust bekommt, zur Sennerin zu gehen – dort wird er gleich direkt und bittet, über Nacht bleiben zu können, was die Sennerin aber ablehnen muss, da "der Bauer selber da" ist (Str. 4). In der Folge geht das Spiel des Hintanhaltens weiter, bis sich der Knecht bitter beklagt, dass er den beschwerlichen Weg ständig umsonst macht ("acht mal bin [ich] leer abgschlupft, zwölff mal han ichs nie antroffn", Str. 8), und beschließt, sich doch eine andere zu suchen: „Juhe Sendrin ich bin dadä, und mach heut mit dir den Bschluß, bleib dähaim bey meiner Diern, bey mein lieben Kuchel-Schmutz" (Str. 10). Die Sennerin ist betroffen, erkennt, "was ich für ein Närrin bin" (Str. 12) und bereut ihren Stolz. </p> </note> Dialect Cultures Christian Neuhuber Projektleitung Editor Stefanie Edler Editor Elisabeth Zehetner Editor Alexander Nussbaumer Technische Umsetzung Institut für Germanistik, Universität Graz Austrian Centre for Digital Humanities, University Graz o:dic.341

Sennerinnenlied Schäferlied Almlied
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Das Anderte Steyr? LAst sich schon der Frühling sehä Drey schöne Weltliche Lieder (AStL 55/4-41) AStL 55/4-41 Variantenvergleich

Undatierte, vermutlich in Steyr gedruckte Flugschrift. Mit 14 Strophen längste (und vollständigste) der überlieferten Varianten

[3v] Das Anderte:

1. LAst sich schon der Frühling sehä, Bue das bringt uns grosse Freud, hört man schon die Gloggen leutha, auf der Almb, und freyer Wey. Wann die Bäumlein grün ausschlagen, blühen als wie der weise Schnee, wann die Kühlein schön umgrasn, wann ich zu meiner Senrin geh.

2. Alle Vögl musiciren, jung und alt in grünen Wald, möcht mein ais [sic] dä haim kein Diern habnt uns geben gar kein Gwalt, will darfür ein Nächtl wagn, und will auffi gehtn auf d'Alm habnt ain ä was essen z'geben, därff darfür ja gar nichts zahln.

3. Grüß dich GOtt mein liebe Senrin, heut bin ich das erstmal da, kanst mich ja gar eini lassen, oder kaltn über Nacht: den Baurn darfst ä nicht förchtn, bleibt dähaim bey sein Weib, der Kuhe-Bue darf ä nichts sagn, wenst ihm nur bräf z'fressen geist.

4. Lieber heut kans gar nicht gschehä, ist der Bauer selber da, laß di nur beyleib nicht sehä, gib acht, daß er dich nicht g'war. Büberl du kanst leicht betrachtn, das Nächtl ist vil zu kurtz, i thät di käm einer lassn, wurds schon Tag, müst widä fort.

5. Bin ich recht verflucht däkemmä, wie die Senrin das hat gred, kan mir ja gar leicht vernehmä, zahl der Kuhe-Bue ihr än Med, darfst ains ä kain Wörtl sagen, wär der Teufel aller aus, müst ains mit den andern klagen, daß der Baur nicht gwest zu Hauß.

6. Bin ich halt an närrisch Biebl, daß ich zu der Senrin geh, bin fein nicht dähaimb bey mein Knechtn, z'Morgens wann ich auf soll stehn, aft muß ich ums Senserl greiffen, und muß mähn bis auf Mittag, thain ain Schmelchen schier nider reissn, daß ich bin von gehn so matt.

7. Aft wann ichs thu recht betrachtn, das geht mir halt recht zu Hertz, hat mich ja nicht glust zu lachn, ich hät ja vil lieber grert. Kimmt ains Haim, thains ain aus[4r]spotten, haists, kimst schmieriger nach Hauß, wann wolt gratn der Baurn-Schottn, gebn ain beym Fenster heraus.

8. Sechs paar Schuh, und sechs paar Knospen, hani von wegn der Senrin z'brochn, acht mal bin leer abgschlupft, zwölff mal han ichs nie antroffn: hinauf rennä, herab lauffn, bin aft gfalln übern Hauffn, voller Hunger, voller Durst, müst ich von meiner Senrin furst.

9. Ich müst ja schier gar verderbn, muß ein anderns Leben führn, müst um zwayntzig Jahr eh sterbn, ich bleib dähaim bey meiner Diern. Sö habnt ain ja ä was z'geben, wann ains nu ni zhaigl wär, Ofä Blätl, wans thain bachn, und zum Waschn gar än Käß.

10. Juhe Senrin ich bin dadä, und mach heut mit dir den Bschluß, bleib dähaim bey meiner Diern, bey mein lieben Kuchel-Schmutz. Wer uns das Lied erdicht, und gesungen, schreibt sich Sepl lind und waich, hat von sein Diendl frisch Urlaub gnommen, weil er ihm ain anders waiß.

11. Bald die Senrin das vernommä, gabs ihr in dem Hertz än Stich, ach wie bin ich so unbsunnä, ach wie thut es reuen mich: ach hät ich ihn gschwind einer lassn, hät ihm etwas zessen gebn, ist draust gsessen auf der Gassn, ach was hät ich vor ein Lebn.

12. Aft wanns ichs thu recht erkenä, was ich für ein Närrin bin, ich hät ihn so leicht bekemmä, jetzt ist es auf einmal hin: ich han gmaint, ich hans schon gwunnä, hab ihn schon bey mir in Sack, jetzt hat er frisch Urlaub gnommä, hat sein Weegl weiter gmacht.

13. Ach was Elend muß ich leyden, ach was muß ich noch ausstehn, kan mir ja kein Mensch mehr bschreiben, wie mirs heuer thut ergehn: darffs mir kains ä Wörtl sagen, was ich leyd vor grossen Schmertz, wann ich will die Wahrheit sagen, gehts mir heer als wie fert.

14. Aber jetzt will ichs beschliessen, meinen stoltzen Ubermuth, will mich zu der Demuth neigen, villeicht wirds für mich noch gut: will die stoltze Reden hassen, und will gar vil anderst thain, der Erst der kommt, gschwind einlassen, ist doch gern niemand allein.

Das Fünfte 1770~ Läßt sich schon der Frühling sehä Sieben schöne Nagel neue Weltliche-Lieder (Staatsbib. Berlin, Yd 7909, 6)

10 Strophen

Im Vergleich zur Hauptvariante gekürzt, die Strophen hier entsprechen den Strophen 1-4, 6, 9-11 und 14 der anderen Variante (mit kleineren inhaltlichen Abweichungen). (Siehe Variantenvergleich bei der Hauptvariante)

Interessant ist daneben eine Einfügung in der 8. Strophe, die etwas unverbunden dort steht: „der uns das Lied hat dicht und gsungä, schreibt sich Seperl von der Reiß, hat von sein Schatz Urlaub g’nomma, weil er jetzt a schönri weiß.“ -- Ob das jetzt wirklich ein Hinweis auf den Dichter oder nur eine Phrase ist, lässt sich nicht wirklich sagen; da der Teil in der anderen, sonst ja ausführlicheren Version fehlt, ist aber wohl nicht anzunehmen, dass der 'tatsächliche' Dichter genannt wird. Möglich bleibt allerdings, dass sich hier der Sänger selbst nennt.

früehling gesang um 1796 oder später Lasts sich schon der frühling sehä Stubenberger Liederbuch I (BSB Cod. germ. 7340)

Stubenberger Liederbuch I, Teil II, S. 44f. Eine von zwei in dieser Handschrift überlieferten Varianten des Liedes; hier 6 Strophen ohne Melodie

Entstehungszeit des Stubenberger Gesängerbuch etwa zwischen 1796 und 1815.

Vor allem die Folge von 3. und 4. Strophe scheint darauf hinzudeuten, dass es sich um eine vergleichsweise spätere, stärker zersungene Variante handeln könnte, da dies inhaltlich weniger schlüssig scheint als eine umgekehrte Reihung: hier schickt die Sennerin den Knecht zuerst in Strophe 3 weg und er muss hungrig und durstig den Rückweg antreten - erst darauf in Strophe 4 heißt es aber eingangs „gries di gott mein Liebö Senderin: heundt bin ich das erstemahl da“. Mit insgesamt 6 Strophen ist diese Variante zudem kürzer als die übrigen.

Der Variantenvergleich ergibt folgendes Bild: (Siehe auch den als pdf angefügten Variantenvergleich bei der Hauptvariante) [id=1371] - [id=852] - [id=724] - [id=628] (= [id=1492]) 1 -- 1 -- 1 -- 1 2 -- 2 -- 2 -- 2 3 -- 4 (1.Hälfte) -- ~4 (1.Hälfte) -- 4 (1.Hälfte) 3 -- 5 (2.Hälfte)-- ~8 (2.Hälfte) -- / 4 -- 3 -- 3 -- 3 5 -- 6 -- 6 -- 5 6 -- 7 -- ~~7 -- 6 / -- 8 -- 9 -- 7 / -- 9 -- 10 -- 8 / -- 10 -- 11 -- 9 / -- 11 -- 14 -- 10

gesang von der Senderin um 1796 oder später Last sich schon der früehling sehä Stubenberger Liederbuch I (BSB Cod. germ. 7340)

Stubenberger Liederbuch I, Teil II, S. 154f. Eine von zwei in dieser Handschrift überlieferten Varianten des Liedes; hier 11 Strophen ohne Melodie.

Entstehungszeit des Stubenberger Gesängerbuch etwa zwischen 1796 und 1815.

Die hier vorliegende Fassung entspricht weitestgehend (in Strophenzahl und -anordnung sowie textlich) der bei Schlossar überlieferten Fassung (nach der Flugschrift "Zwei schöne Schäferlieder" ). Ein einziger nennenswerter Unterschied ist, dass Str. 11 hier einen weiteren Vers als letzten Vers führt („dan die Buemb seind hardt zu kriegen: man darff ja nicht haeigl sein“), der sich in keiner anderen Fassung findet.

[Laßt sich schon der Frühling sehen] 1780 od. früher Laßt sich schon der Frühling sehen Zwei schöne Schäferlieder [n.a.] Schlossar Deutsche Volkslieder aus Steiermark 1881 Schlossar, Anton: Deutsche Volkslieder aus Steiermark. Zugleich Beiträge zur Kenntniß der Mundart und der Volkspoesie auf bairisch-österreichischem Sprachgebiete mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewählten Melodien herausgegeben. Innsbruck: Wagner 1881.

11 Strophen Abgedruckt bei Schlossar (1881, S. 174-175). Ein Standort der zugrundeliegenden Flugschrift wird bei Schlossar nicht genannt und konnte auch nicht rekonstruiert werden (siehe auch Anm. bei der Quelle); die Ortsangabe bei Schlossar ("Flieg. Blattdruck aus Hieflau") gibt auch keinen entscheidenden Hinweis.