<name>Kemmts her, meini Mannä, stehts zsam in än Krais</name> <date from="1760" to="1770">1765 +/- 5</date> <note type="comments"> <p>Auf die Biographie Johann Achaz Wimmers, den Lindemayr in zwei Spottliedern als naiven, großmäuligen Pantoffelhelden mit einem Hang zur skrupellosen Geschäftemacherei beschreibt, wurde bereits im vorigen Abschnitt ( <ref target="info:fedora/o:dic.320">siehe hier</ref> ) eingegangen. Nach verschiedenen Versuchen in und um Lambach sein Fortlangen zu finden, hatte er die Mesnerstelle in der Dreifaltigkeitskirche zu Stadl-Paura übernommen, die er bis zu seinem Tod 1778 zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten innehatte. Dies räumt der Dichter in Strophe 8 auch ein, wenngleich mit der Einschränkung, dass ein Großteil der Meriten seiner Frau Cäcilia gutzuschreiben sei. Ansonsten aber wird in diesem um 1765 entstandenen Lied ein recht problematisches Bild des Kirchendieners gezeichnet, der sich für Geld nicht nur ohne weiteres zum Narren macht. Mit dem Vorwurf des Heiratsschwindels, der Hehlerei und unrechtmäßigen Bettelei wird das Sündenregister sogar bis ins Illegale und Strafbare ausgedehnt. Harte Vorwürfe, die man in einem Spottlied nicht unbedingt vermuten würde. Vielleicht ist der Grund für diese Attacke in einem weiteren Vorwurf der siebten Strophe zu suchen, die seine minderwertige Versemacherei aufs Korn nimmt. Womöglich ist das Lied Lindemayrs bereits Reaktion auf Ansinggstanzln Wimmers, der gegen Geld bissige Reime schmiedete. Das Ansingen wurde ja regional teilweise behördlich unterbunden, da auf Bestellung Angriffe gegen die Obrigkeit verfasst wurden. Da sich zwei Spottlieder auf ihn erhalten haben, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich Wimmer mit Gegenstrophen verteidigt hat; erhalten geblieben ist uns allerdings nichts von solchen Arbeiten. </p> <p>Für den Kontext eines konfrontativen ‚Ansingens’ spricht auch die vergleichsweise simple formale Gestaltung, wie sie nur in wenigen Liedern Lindemayrs zu finden ist und wie sie sich auch vom thematischen Gegenstück <ref target="info:fedora/o:dic.317">"Auf Herrn Achatz"</ref> deutlich unterscheidet. Auftaktige Vierheber mit regelmäßigen Doppelsenkungen, einer deutlichen Zäsur in der Versmitte und klingender Kadenz werden hier paargereimt und aneinander gereiht. Hammerschmidt bündelt diese Verse zu sechszeiligen Strophen, doch korrespondieren die Sinneinheiten zumeist nicht mit den Strophengrenzen, die als nachträglich gezogen erkennbar bleiben (der Kopist der Handschrift I nimmt folgerichtig auch keine Gliederung vor). Dominant bleibt auf inhaltlicher wie formaler Ebene die Zweizeiligkeit. Augenfällig ist dadurch die Nähe zum traditionellen Schnaderhüpfl (in einer langzeiligen Variante), der beliebtesten Ansingform des 18. Jahrhunderts im süddeutsch-österreichischen Raum. Rhythmische Grundlage dieser großteils spöttisch-humoristischen volkstümlichen Epigrammderivate, die zumeist in vier Kurzzeilen angeordnet werden, ist der Dreivierteltakt, dem die trochäische Versgestaltung des Lieds entspricht. Die Melodien, reduzierte Vokalformen der zu dieser Zeit wichtigsten Tanzform, des Landlers, sind zumeist eher schwach diminuiert und hatten einen hohen Bekanntheitsgrad. Dass Lindemayr selbst Schnaderhüpflverse schrieb, belegen acht „Kurze Lied’l, auf lándlerisch“ , die er die Bäuerin Margareth in seinem Singspiel <ref target="info:fedora/o:dic.879">"Die Komödieprob"</ref> vortragen lässt. Auch dieses ‚Trutzgsangl’ gegen Achaz Wimmer könnte auf eine populäre, keine lyrische Extravaganzen erlaubende Singweise gedichtet worden sein, die der vortragende Sänger die Spielleute gegen Bezahlung musizieren ließ. Niedergeschrieben musste sie nicht werden, da sie hinlänglich bekannt war. </p> <p>Das von Frauenberger überlieferte musikalische Arrangement dagegen nimmt Bezug auf den Sinnblöcke zerteilenden, sechszeiligen Strophenbau, in den die Schnaderhüpflketten für die Fixierung als Lied gepresst wurden. Da die Melodie zudem nicht in den drei Musikheften zu Hammerschmidts Maurus Lindemayr-Sammlung enthalten ist, sondern in einem anderen Heft nachgetragen wurde, ist durchaus denkbar, dass es sich hier um eine Eigenkomposition des Kremsmünsterer Kapitularen handelt. </p> </note> Dialect Cultures Christian Neuhuber Projektleitung Editor Stefanie Edler Editor Elisabeth Zehetner Editor Alexander Nussbaumer Technische Umsetzung Institut für Germanistik, Universität Graz Austrian Centre for Digital Humanities, University Graz o:dic.318

Spottlied
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Auf Ebendenselben Kemmts her, meini Mannä, stehts zsamm in än Krais Maurus Lindemayr Linzer Liederhandschrift (OÖLM MS 284) Neuhuber (Hg.) Maurus Lindemayr: Dialektlieder, Bd. 1 2008 Neuhuber, Christian (Hg.): Maurus Lindemayr: Dialektlieder. Kritische Ausgabe. Herausgegeben und kommentiert von Christian Neuhuber. Bd. 1: Text. Wien: Praesens-Verlag 2008. (Schriften zur Literatur und Sprache in Oberösterreich 13/1) Neuhuber (Hg.) Maurus Lindemayr: Dialektlieder, Bd. 2 2008 Neuhuber, Christian (Hg.): Maurus Lindemayr: Dialektlieder. Kritische Ausgabe. Herausgegeben und kommentiert von Christian Neuhuber. Bd. 2: Kommentar. Wien: Praesens-Verlag 2008. (Schriften zur Literatur und Sprache in Oberösterreich 13/2) 22 Achatz Kemmts her.cte

f. 49r-50r, ohne Stropheneinteilung und Melodie

Auf eben denselben Kemmts her meini Mannä, stehts zam in än Krais Maurus Lindemayr Liederhandschrift des Joh. Hammerschmidt 2 (OÖLM 281)

f. 101r-102v, S. 179-182, 7 Strophen ohne Melodie

o.T. [Kemmts her meinö Mannä] Kemmts her meinö Mannä Maurus Lindemayr Ernest Frauenberger Liedersammlung des P. Ernest Frauenberger (MaK G 45, 819a)

f. 17r-17v, Melodie und erste Strophe; zu Beginn mit ‚Maurus’ zugewiesen Frauenberger wohl nur Arrangeur, Langthaller Komponist?