Ab 1796 erschienen in Wien mehrere Flugschriften, in denen ein ‚ungarischer Heubauer‘ in einer österreichisch-ungarischen Sprachmischung singt. Die Lieder haben entweder politischen Inhalt (Frieden, Herrscherlob) oder sind anlassbezogen (Fasching, Neujahr).
Zu Autor bzw. Interpret dieser Figur finden sich einige Informationen, die allerdings keine sicheren Aussagen erlauben - siehe dazu die Angaben beim Lied "Liebi Teitschi Pajtàsch! gehnmer" (vgl. zur Heubauern-Figur allgemein Gmasz 2010 und Perschy 1999).
Im vorliegenden Lied tritt der Heubauer „mit der Zeitung in der Hand“ im Wirtshaus auf und singt über den Frieden im Koalitionskrieg - und fordert die Anwesenden angesichts dessen zum „brav fressen, saufen“ auf. (Vgl. dazu auch das - wohl kurz danach erschienene - Heubauernlied zum "wirklichen Frieden": "Isten ucsek! mir hab'n Frieden"´ .)
Interessant ist, dass im Titel des Drucks der Name des Gasthauses, in dem der ‚Heubauer‘ mit diesem Lied auftritt, genannt wird – was wohl auch gewisse Werbewirkung hatte, auch wenn es hier noch primär um die (für den Wirtshaus-Kontext entsprechend aufbereitete) politische Nachricht geht.
Wesentlich stärker als Werbefigur tritt die Heubauern-Figur erst in späteren Flugschriften (ab etwa 1808) auf, in denen er Werbung für bestimmte Veranstaltungen, Theaterstücke, Lokale etc. macht. - Siehe auch dazu ausführlichere Informationen beim oben verlinkten Text.
Quelle: ÖNB 179403-B.Adl.1
Ex. der ÖNB digitalisiert und über Google Books verfügbar.
Titelblatt:
Lied was hot auf di Präliminari-Frid di bekannti ungarischi Heubauer in di Birtshaus bei di Tauben noher am Heumarkt zu Wien sungen.
Wien, 1797.
Auf Kosten des vormahligen Buchdruckers Weimar, und in Kommission in der Rehm’schen Buchhandlung am Kohlmarkt.
[1v]
(Heubauer mit der Zeitung in der Hand.)
Sogor Uram! Do steh’t’s g’schrieben,
Friden kriegn mir! Do und drüben
D’zeitung sagt’s, der müss’n mir’s glauben,
Geh’mer eini zu di Tauben,
Zum Wirth)
Kotschmar Uram! Gib‘ dein Gästen,
Von di Weinl jo den besten,
Stell‘ auf jeden Tisch a massel,
ober nihm von rechti Fassel,
Bo drauf sitzen schwarzi Katz.
Erdök Szilek! trinkt’s iz Brüder,
Frid bekomm mir. Iz kommt bieder
Dörfen uns zwar nit viel klogen,
Daß uns schlecht wär ganga sogen,
Ober Frid is gleiwohl besser,
D’Maderln wachsen, d’Buibm werd’n grösser,
Do i main ‘s bleib’n ruhi sitzen,
Nimmer gern ihr Bluit verspritzen,
Deutschi Pajtàsch! ös müst’s trinken,
Secht’s denn nit? der Frid thuit winken,
Hebt’s dö Stuitzen, thuit’s brav saufen,
Hob‘ fast all mein Heu verkaufen,
Kommts amal zu uns hinunter,
Bird’s enk schmecken bie itzunder,
Könnt’s Sant Jörger Ausbruch hoben,
Enk mit Ödenburger loben,
Schaut’s, do steht’s: die Dalmatiner,
Sain so guit izt wie dö Wiener,
Do braucht’s weder Zank no streitten,
S’Land hot schon vor alti Zeiten,
(Zur Kellnerin)
Édles Sziven! fühl‘ dö Lampen,
Und bring‘ a für unsre Wampen,
So a rechtes fettes Schünkerl,
Und a hochroth g’selchtes Züngerl,
So is recht, brav fressen, saufen,
Hob‘ sechs Fuhren Heu verkaufen,
Last’s enk’s drum nit schlechter schmecken,
Thuit d’Beygürtl do no klecken,
Bollt‘ mi eh‘ auf d’Heuwog henken,
Eh‘ ich’s thät Fiakern schenken,
Kotschmar Uram, du sollst’s hoben,
Und dafür than wir uns loben,
All‘ die’s seyd’s izt bey di Tauben,
Nehmt’s di Hüth‘ ab, und die Hauben,
Daß er uns Hoffnung uf Friden,
Endli amal hot beschieden, —
Izt nehmt’s d’Stuitzen mit der Linken,
Fangt’s auf ungrisch an zu trinken,
Und so wünschen bir beym Schmause,
Öst’reich’s hohem Fürsten-Hause,