<name>Ich weis Nicht derff ich mehr trauen</name> <date from="1796" to="1815">um 1796 oder später</date> <note type="comments"> <p>Im sechsstrophigen Lied klagt ein Bauer darüber, dass sein Knecht wohl vermutlich eine Affäre mit seiner Frau pflegen könnte. Indem der Bauer dies nicht als Tatsache aufnimmt, sondern Zweifel und Unsicherheiten hegt, wie er die Lage zu deuten habe, was allerdings den Offensichtlichkeiten, die sich aus seiner Beschreibung der Begebenheiten ergeben, gegenübersteht, wird er als naiv und blauäugig vorgeführt: So überlegt er etwa, ob es nicht als Nächstenliebe gedeutet werden könnte, wenn Michl die Bauersfrau küsst (Str. 3)). </p> <p>Der Text ist nicht deutlich dialektal, weist aber Tendenzen und vereinzelte entsprechende Merkmale auf. </p> </note> Dialect Cultures Christian Neuhuber Projektleitung Editor Stefanie Edler Editor Elisabeth Zehetner Editor Alexander Nussbaumer Technische Umsetzung Institut für Germanistik, Universität Graz Austrian Centre for Digital Humanities, University Graz o:dic.1028

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gesang zwische einen hern, und den Michl seinen knecht um 1796 oder später Ich weis Nicht derff ich mehr trauen Stubenberger Liederbuch I (BSB Cod. germ. 7340)

Stubenberger Gesängerbuch (= Bd. I des sogenannten Stubenberger Liederbuchs), Teil 2, S. 203f.

1 Ich weis nicht derff ich mehr trauen, Meinen Michl Meinen knecht, dan ich gspiers in Meiner frauen, das der Michl ihr wär Recht, er setz ihr oft die Miuze auf, und sie griest in schnellen lauff, Und dis hat schon was anders zu bedeuten: aber Meine frau ist mir jederzeit in aller affection, zu getreu gewessen, jedoch taugen mir halt solche sachen nicht: und ich leid es nicht, und es geht nicht: Einmahl ist mir das nicht Recht, das Mein frau Nicht leben Mecht, ohne Michl Meinen knecht:

[2 vier Verse (die dann Str.4 einleiten) begonnen – diese sind gestrichen – darauf folgt die korrigierte Fortsetzung]

2 Was der argwohn an Mir hekhet, das ist die vertreulichkeit, die Mein Frau mit den Michl Pfleget, ja in Meiner abwessenheit, zu Morgen wan ich frueh aufsteh, da trinkht der Michl mit ihr Caffe: Und da weis kein Mensch nit, wer koch oder kelner ist, was braucht der Michl einen Caffe, ein schwarz stükhl Brodt, und ein gläsl Pranstwein war auch guett vor den Michl, überigens halten sich die leuth auf dan solche sachen gehen nicht, und ich leid es nicht: Einmahl ist Mir das Nit Recht, das Mein frau Nicht leben Mecht, ohne Michl Meinen knecht:

3 Alle steine auf der gassen, sollen meine zeugen sein, das sie Muess den Michel hassen, dan er Macht sich gar zu gmein, Es kombt ja schon so weit damit, er küst Mein frau und fragt Mich Nit, Und da Müest einer ein steineres herz haben, wan er das ding leiden könt, es kan freylich wohl sein, das der Michl Meine frau küst, Mehr aus liebe des Nägstens, als aus einer vertachtigen gemeinschafft, aber solche sachen gehen Nit, und ich leids Nit: Einmahl ist mir das Nit Recht, das Mein frau Nicht leben Mecht, ohne Michl Meinen knecht:

4 Alle donner in den himmel, sollen meine helffer sein, und den Michl dissen liml, schlagen tieff in d Erd hinein, Und da war er hinein gangen, wie er aber das liecht hat brinen sehen, ist er wider herauf gewüscht, Man kan freylich vermuethen, das der Michl Meine frau hat fragen wollen, was er den anderen tag arbeitten sol, aber der flegl sol Mich zuvor gefragt haben, als-dan het ich Mich mit Meiner frau vndterr[e]den können, und im die andtwordt ertheillen können: kurz solche sachen gehen Nit, und ich leid es Nicht: Einmahl ist mir das Nit recht: das Mein frau Nicht leben Mecht, ohne Michl Meinen klnecht:

5 Neulich bin ich z hauss ankommen, ganz ermattet bey der Nacht, hat der schliffl die zeit wargnomen, sich zu meiner frau hingmacht, und das gieng mir in das herz hinein, das der Michl sol mein schwager [?sein?] Guetten abend hab ich gsagt Michl, was Machst den du so spadt bey meine[r] frau, Es kan zwar sein, das sich der kalfacter in die kammer hin Pracitiert hat, ohne das Mein frau was darumb gewust hat: aber so[lche] sachen gehen Nicht, und ich leid es Nicht, Einmahl Ist mir das Nit Recht: das meine frau Nit leben Mecht: ohne Michl Meinen knecht:

6 Ach es ist ein schand von leithen, weil bereits schon jederman, Pflegt mit fingern auf Mich zu deuten, schauts da geht der guette Man, Er tragt zwey hörner auf den huet, und Merkht nicht was der Michl thuedt Und das ist ja ein Rechtes Ellend, es wer mir als Nun schan Recht: wan ich Nur Nicht Vnschuldiger weiss gfattern bitten Müst, aber Ich wil zeuge[n] das ich der Man bin, dan solche sachen gehen Nit, und ich leids Nicht: Einmahl ist halt das Nicht Recht, das Mein frau Nicht leben Mecht, ohne Michl meinen knecht: