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VERFOLGUNG UND WIDERSTAND
IM NATIONALSOZIALISMUS
DOKUMENTIEREN UND VERMITTELN

Digitale Erinnerungslandschaft



Geisteswissenschaftliches Asset Management System



Äußeres Paulustor, 8010 Graz
Beschreibung: Die Beschäftigung mit dem „Ehren- und Mahnmal“ spannt den didaktischen Bogen von einer Interpretation und persönlichen Stellungnahme, über die Analyse der öffentlichen Rezeption der Aufstellung und Verlegung der Gedenkstätte, hin zu einem Recherche-Auftrag im öffentlichen Raum, der zur Reflexion der eigenen Wahrnehmung führen soll. Die subjektorientierten Arbeitsaufträge nehmen die Rezeption der SchülerInnen zum Ausgangspunkt und zielen darauf ab, diese durch die Erarbeitung des historischen Kontexts zu einer reflektierten Position zu entwickeln.
Ort: Stadt Graz (8010)
Zeitbedarf: 30–45 Minuten, eignet sich für Supplierstunde
Alter: 13–18 Jahre
Vermittlungsort: Klassenraum bzw. (besser) öffentlicher Raum


Verbundene Orte:




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Mit dem Jahr 1949 trat das Gedenken an den Widerstand und die Opfer des NS-Regimes in den Hintergrund. Erinnert wurden nun die gefallenen Soldaten, was durch eine Vielzahl an so genannten „Kriegerdenkmälern“ sichtbar wird. In Graz wurden Denkmalsetzungen etwa am Zentralfriedhof, in Don Bosco und auch in den Außenbezirken vollzogen. Im innerstädtischen Zentralraum fehlte allerdings noch ein entsprechendes Erinnerungszeichen. Der „Kameradschaftsbund“, der politisch einflussreiche Zusammenschluss ehemaliger Wehrmachtsangehöriger, forderte ab Mitte der 1950er-Jahre ein zentrales Denkmal und finanzierte auch einen großen Teil der Kosten durch Sammelaktionen. Das „Ehren- und Mahnmal für die Gefallenen beider Weltkriege“ wurde schließlich 1961 errichtet, nachdem man sich lange nicht auf einen geeigneten Ort sowie die Gestaltung des Denkmals einigen konnte. Nach mehreren Wettbewerben wurde das Erinnerungszeichen nach den Entwürfen von Alexander Silveri am Karmeliterplatz errichtet. Der künstlerische Entwurf des Denkmals wurde von der breiten Öffentlichkeit mit gemischten Gefühlen wahrgenommen, es wurde als zu modern oder unverständlich empfunden. Das 13 Meter lange und über vier Meter hohe Denkmal stellt die Schrecken des Krieges in fünf Bildern abstrahiert dar. An der Einweihungsfeierlichkeit nahmen im Oktober 1961 rund 10.000 Menschen teil, darunter wichtige Akteure der steirischen Landespolitik und ca. 9.000 Kameradschaftsbundangehörige. Heidemarie Uhl spricht von 50 (!) Musikkapellen und 363 Ortsverbänden des „Kameradschaftsbundes“, die zu der Enthüllung gekommen waren. Auch die Spitzen des Stadt- und Landespolitik waren anwesend und Landeshauptmann Josef Krainer senior erinnerte in seiner Rede an die „soldatische Pflichterfüllung“ der hier Geehrten. Die Erinnerung an die „eigenen“ Toten und das damit verbundene „Heldengedenken“ ist bezeichnend für die zweite Phase in Heidemarie Uhls dreischrittiger Konzeption der Erinnerungskultur bezüglich des Nationalsozialismus. War es in den 1940er-Jahren noch als opportun anerkannt worden, den antifaschistischen Widerstandskampf zu erinnern, so hatte sich das in den 1950er-Jahren grundlegend geändert: Die Rehabilitation der Gefallenen stand im Vordergrund des Gedenkens. Um dies zu ermöglichen, mussten deren GegnerInnen, sowie auch die Opfer des Nationalsozialismus, vergessen werden.



Literatur

  • Heidemarie Uhl, Gedächtnisraum Graz. Zeitgeschichtliche Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum nach 1945, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz (Graz 1994), 625–642.