Ödön von Horváth

Historisch-kritische Ausgabe – Digitale Edition

Codierungsrichtlinien


Allgemeines

Die vorliegenden TEI-Codierungen basieren auf den emendierten Endfassungen der historisch-kritischen Wiener Ausgabe der Werke Horváths (Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke. Historisch-kritische Edition. Am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz hg. v. Klaus Kastberger. Berlin: de Gruyter 2009ff.). Deren Textzeichenbestände werden (bis auf die medial bedingten Bindestriche und Seiten- und Zeilenzahlen) vollständig in die jeweiligen elektronischen Texte übernommen und mittels XML/TEI strukturiert und semantisch ausgezeichnet (s. folgende Kapitel).

Die Auszeichnungen strukturieren den Textbestand im Wesentlichen in der Logik, wie sie die Form der gedruckten Endfassung vorgibt. Dafür werden die formal-typographischen Phänomene der gedruckten Vorlage hinsichtlich ihrer textstrukturellen Bedeutungen interpretiert und in der Codierung mit entsprechenden TEI-Elementen expliziert. Dabei handelt es sich um die den Dramentext hierarchisch organisierenden Strukturen der „Akte“, „Schauplätze“, „Szenen“ und sogenannten „Ereignisse“, wobei sich letztere wiederum jeweils aus „Sprecher“, „Sprechtext“ und „Bühnenanweisung“ (inkl. der Horváth’schen „Stille“) zusammensetzen. Über diese Makrostrukturen des Dramentextes hinaus werden anderseits die kleinteiligen, unterhalb der Ebene der einzelnen Ereignisse angesiedelten Textsegmente auch sprachlich-inhaltlich interpretiert und mit entsprechenden TEI-Elementen ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um figurenbezogene Aspekte wie Sprechtext der Figuren („Sprechhandlung“), figurenbezogene Bühnenanweisungen („Nonverbale Handlung“) und die darin beschriebenen Auf- und Abtritte der Figuren („Auf-/Abtritt“). Ziel dieser Auszeichnung ist es, neben einer makrostrukturellen Analyse Möglichkeiten der figurenspezogenen Analyse der Texte zu schaffen, etwa das Errechnen von Figurenkonstellationen oder der Anteile von Sprech- und nonverbalen Handlungen einzelner Figuren.

Metadaten (des Textes)

Die Metadaten (<teiHeader>) enthalten bibliographische Informationen über das elektronische Dokument (<fileDesc>), Informationen über die Beziehung zwischen Vorlage und Codierung (<encodingDesc>) und Informationen über die Versionierung des elektronischen Dokumentes (<revisionDesc>).

Bibliographische Informationen

Die bibliographischen Informationen (<fileDesc>) umfassen ein <titleStmt> mit dem Titel (<title>) und Autor (<author>) des (ursprünglichen) Dramentextes inkl. eines <respStmt>, welches die verantwortlichen Codierer aufführt. Darüber hinaus werden Angaben über die Herausgabe (<publicationStmt>) des elektronischen Dokumentes und über die Textquelle gemacht, auf der das elektronische Dokument basiert (<sourceDesc>).

Beispiel:

<fileDesc>
    <titleStmt>
        <title>Die Bergbahn</title>
        <author>Ödön von Horváth</author>
        <respStmt>
            <resp>Encoding</resp>
            <name xml:id="CS">Caroline Spielhofer</name>
            <name xml:id="HC">Hans Clausen</name>
            <name xml:id="MV">Martin Vejvar</name>
        </respStmt>
    </titleStmt>
    <publicationStmt>
        <publisher>Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Universität Graz</publisher>
        <idno type="PID"/>
    </publicationStmt>
    <sourceDesc>
        <bibl>Ödön von Horváth: Die Bergbahn, in: Ödön von Horváth: Frühe Dramen. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Martin Vejvar (= Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke. Hg. v. Klaus Kastberger, Band 1). Berlin: de Gruyter 2019, S. 377 - 402.</bibl>
    </sourceDesc>
</fileDesc>

Beziehung zwischen Vorlage und Codierung

In der <encodingDesc> werden Kategorien (<category>) definiert, mit denen bestimmte Elemente des elektronischen Textes semantisch spezifiziert werden können. Bei diesen Kategorien handelt es sich um dramen- und Horváth-spezifische Analysekategorien, etwa Angaben zu „Schauplatz“, „Zeit“, „Struktur“ und „Kommentar“ des Stückes, die Kategorien zur Dramenstruktur „Akt“, „Schauplatz“ und „Szene“, die Definition der „Figur“ sowie die Bühnenanweisung „Stille“ (s. „Explikationen“).

Beispiel:

<encodingDesc>
    <classDecl>
        <taxonomy>
            <category xml:id="stille">
                <catDesc>Zentrale Szenenanweisung in den Dramen Horváths, auf deren genauer Einhaltung der Autor großen Wert legte. In der „Gebrauchsanweisung“ (1931/32) zu seinen Stücken hält er dazu fest: „Bitte achten Sie genau auf die Pausen im Dialog, die ich mit ‚Stille‘ bezeichne – hier kämpft sich das Bewustsein oder Unterbewustsein [sic!] miteinander, und das muss sichtbar werden.“ (Ödön von Horváth: Gebrauchsanweisung. In: Ders.: Kasimir und Karoline. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann. Stuttgart: Reclam 2009, S. 165).</catDesc>
            </category>
        </taxonomy>
    </classDecl>
</encodingDesc>

Versionierung

Nach ihrer initialen Veröffentlichung sollen die Codierungen offen für Änderungen bleiben, für den Fall, dass nachträglich Fehler in der Codierung entdeckt werden. In der <revisionDesc> werden solche Änderungen an der Codierung dokumentiert.

Beispiel:

<revisionDesc>
    <change when-iso="2019-11-25" who="#HC">Reduzierte Version nach Corpus-Schema, basierend auf Version:2017-05-10.</change>
</revisionDesc>

Text

Die Dramentexte (<text>) enthalten eine Titelseite (<front>) und den eigentlichen Textkörper (<body>). Jedem Dramentext (<text>) wird via @type das Genre des Stückes und via @xml:id ein Stückkürzel als Identifikator zugeordnet: <text type="Volksstück" xml:id="gww">.

Titelseite

Der Dramentext (<text>) kann auf der vorangestellten Titelseite (<front>) in freier Kombination folgende Elemente umfassen: Titel (<head>), Figurenliste (<castList>), Allgemeine Erläuterungen zum Setting des Stücks (<set>), Motti des Stückes (<epigraph>) und Trennungszeichen (<metamark>). In der gedruckten Vorlage sind Personennamen und Personengruppennamen in Kapitälchen gesetzt sein. Auf diese Weise markierte Wörter können an verschiedenen Stellen im <front> (auf untererer Auszeichnungsebene) vorkommen und sind mit <name> ausgezeichnet.

Titel

Der Titel des Stückes teilt sich i.d.R. in einen Haupt- und einen Untertitel auf. Der Haupttitel (<title type="main">) enthält den eigentlichen Titel des Stückes, der Untertitel (<title type="desc">) den Dramentypus sowie Autor des Stückes. Wenn Haupt- oder Untertitel intentional durch Zeilenumbrüche strukturiert sind, werden diese Zeilenumbrüche mittels </lb> repräsentiert. Die beiden Teiltitel werden zu einem Gesamttitel (<title type="full">) zusammengefasst, der wiederum durch <head> gefasst wird.

Beispiel: [1]

...

<head>
    <title type="full">
        <title type="main">Die Bergbahn</title>
        <title type="desc">Volksstück in drei Akten<lb/>von<lb/>Ödön Horváth.</title>
    </title>
</head>

Figurenliste

Die Figurenliste (<castList>) führt die Figuren des Stückes auf. Die Liste ist in i.d.R. überschrieben (z.B. mit „Personen”). Überschriften werden durch <head> gefasst. Die aufgeführten Figuren(namen) werden jeweils durch ein <castItem> repräsentiert und mit einem Identifikator (@xml:id) versehen, der sich i.d.R. aus dem aufgeführten Figurennamen ergibt: <castItem xml:id="Alfred">. Mit diesem Identifikator werden die Figuren im Textkörper (<body>) immer dann referenziert, wenn sie dort als tragendes (grammatisches) Subjekt von Handlungen (inkl. Auf- und Abtritten) vorkommen (s. „Figurenzuordnung“). Innerhalb von <castItem> wird der in der Figurenliste aufgeführte Namen der Figur durch <role> gefasst. In einigen Dramen werden die Figuren nicht nur mit ihren Namen aufgeführt, sondern auch kurz beschrieben. Diese Beschreibungen (das können z.B. Einschübe oder auch Konjunktionen sein) sind typographisch vom eigentlichen Figurennamen abgesetzt und werden außerhalb von <role> direkt in <castItem> geschrieben. Ausschlaggebend für die Codierungsentscheidung sind hierbei stets die typographischen Marker in der Vorlage.

In einigen Fällen werden in der Figurenliste einzelne Figuren von einem Figurengruppennamen subsumiert. Diese Figurengruppen(namen) werden durch <castGroup> repräsentiert. <head> fasst darin den Namen der Gruppe. Die in einer Gruppe enthaltenen Figuren werden innerhalb der <castGroup> wie gewohnt jeweils einzeln mit <castItem> gefasst und mit einem Identifikator versehen. Figurengruppen, die ausschließlich im Kollektiv agieren (z.B. „Polizisten“), werden gleichfalls als eine Figur (<castItem>) codiert und entsprechend im Stück referenziert.

Figuren des Stückes, die aus unterschiedlichen Gründen nicht Teil der Figurenliste sind, jedoch erkennbar eine Bedeutung im Stück haben, werden anschließend jeweils als <castItem> (inkl. Identifikator) ergänzt. Das Kriterium für eine Aufnahme einer solchen Figur (etwa „Der Kavalier des Mädchens“ in Geschichten aus dem Wiener Wald) ist, dass sie über zumindest ein distinktes Ereignis (siehe dort) mit Sprechtext im Stück verfügen. Im Sinne der Abbildung des tatsächlichen Zeichenbestandes des Stückes erhalten diese Figuren kein eigenes <role>, sondern bestehen als leeres <castItem/> (inkl. Identifikator) ohne textuelle Repräsentation. Personen, die im Stück bloße Staffagefunktion haben und nicht explizit vom Autor in der Figurenliste vermerkt wurden, werden nicht berücksichtigt (etwa „Die Träger“ in Pompeji).

Beispiel: [1]

...

<castList>
    <head>Personen:</head>
    <castItem xml:id="Alfred">
        <role>Alfred</role>
    </castItem>
    <castItem xml:id="Die_Mutter">
        <role>Die Mutter</role>
    </castItem>
     <!-- <castItem> -->
    <castGroup>
        <head>Zwei Tanten</head>
        <castItem xml:id="Erste_Tante"/>
        <castItem xml:id="Zweite_Tante"/>
    </castGroup>
    <!-- <castItem> -->
</castList>

Schauplatz, Zeit, Struktur und Erläuterungen des Stückes

Die Dramen enthalten Angaben über den Schauplatz (<set ana="#schauplatz">), die Zeit (<set ana="#zeit">), die Struktur des Stückes (<set ana="#struktur">) oder zu Hintergrund oder Aufführungspraxis des Stückes bzw. allgemeine Kommentare des Autors (<set ana="#kommentar">) – dies in unterschiedlicher Kombination und formaler Ausprägung.

Solche als Einheit zu identifizierende Angaben werden jeweils durch ein <set> repräsentiert; über ein @ana wird dabei der Typ der Angabe angegeben (s. „Explikationen” --> „Set“), wobei auch mehrere verschiedene Typen an ein <set> vergeben werden können. Enthält eine solche Einheit (<set>) eine Überschrift, so wird diese durch ein <head> gefasst. Jeder durch Zeilenumbruch markierte Absatz wird durch ein <p> gefasst. Es muss i.d.R. mindestens ein Absatz <p> innerhalb von <set> vorhanden sein (Ausnahmen bilden Inhalte, die in Listen gefasst sind, s.u.). Wörter zu Beginn eines Absatzes, die typographisch hervorgehoben sind und die ihnen folgenden Textsegmente identifizieren, werden mit <label> ausgezeichnet. Zu Zwecken der Standardisierung gelten auch Wörter zu Beginn eines Absatzes, die zum folgenden Text durch einen Doppelpunkt getrennt sind, als „typographisch hervorgehoben“ und werden entsprechend mit <label> ausgezeichnet.

Sofern der Inhalt von <set> in Form einer Liste gefasst ist, entfällt die Auszeichnung mit <p>. I.d.R. ist z.B. die Beschreibung der Struktur des Stücks mit einer oder mehreren Listen realisiert. Jede dieser Listen wird durch <list> repräsentiert. Eine Liste selbst besteht aus mehreren <item>, welche in der Vorlage mit einem Zeilenumbruch (Listeneintrag) korrespondieren. Einzelne <item> können – wie auch sonstiger Text (s.o.) – durch ein vorangestelltes <label> eingeleitet werden. Ist eine Liste mit einer Überschrift versehen, so wird diese mit einem <head> (außerhalb von <list>) gefasst.

Beispiel: [1] [2] [3] [4]

...

<set ana="#schauplatz">
    <p><label>Schauplatz:</label> Hochgebirge.</p>
</set>
<set ana="#zeit">
    <p><label>Zeit:</label> Vierundzwanzig Stunden.</p>
</set>
<set ana="#struktur">
    <list>
        <label>Erster Akt:</label>
        <item>In der Arbeiterbaracke.</item>
        <label>Zweiter Akt:</label>
        <item>Steiler Grat - vor der Arbeiterbaracke.</item>
        <label>Dritter Akt:</label>
        <item>Die Hilfsstücke - Schneesturm - Schwarze Wand.</item>
    </list>
</set>
<set ana="#kommentar">
    <head>Randbemerkung:</head>
    <p>Dialekt ist mehr als ein philologisches, ein psychologisches Problem.</p>
    <p>Verfasser befolgte im Folgenden weder philologische Gesetze, noch hat er einen Dialekt (hier Dialekte des ostalpenländischen Proletariats) schematisch stilisiert, sondern er versuchte Dialekte als Charaktereigenschaft der Umwelt, des Individuums, oder auch nur einer Situation, zu gestalten.</p>
</set>

Motti

Häufig enthalten die Dramen ein dem eigentlichen Textkörper (<body>) vorangestelltes Motto. Solche Motti werden mit <epigraph> gefasst. Innerhalb dieses Elementes wird jeder durch Leerzeile getrennte Absatz durch ein <p> gefasst. Es muss stets mindestens ein Absatz (<p>) innerhalb von <epigraph> vorhanden sein. Zeilenumbrüche, welche den Text intentional strukturieren, werden mit <lb/> repräsentiert.

Beispiel: [1]

...

<epigraph>
    <p>Nichts gibt so sehr das<lb/>Gefühl der Unendlichkeit<lb/>als wie die Dummheit.</p>
</epigraph>

Trennungszeichen

Häufig sind die Dramentexte an unterschiedlichen Stellen durch Trennungszeichen strukturiert. Vermehrt treten diese Trenner im <front> auf, können jedoch auch im <body> zwischen einzelnen Schauplätzen oder am Schluss des Textes zu finden sein. Bei diesen Trennungszeichen handelt es sich um den Einsatz von Schriftzeichen als visuelle Strukturmarker. Diese Schriftzeichen werden mit <metamark> gefasst – jeweils an der Stelle, wo sie in der Vorlage vorkommen, und zwar stets als Geschwister-Element der sie umgebenden Elemente und niemals als Teil von deren Mixed Content.

Beispiel: [1]

...

<metamark>- ○ -</metamark>

Textkörper

Die Textkörper der Dramen werden durch <body> gefasst und sind selbst hierarchisch aufgebaut. Die hierarchische Strukturierung ist in der gedruckten Vorlage typographisch realisiert und umfasst maximal drei Ebenen. In der Codierung werden die ersten beiden Ebenen durch Verschachtelungen von <div> repräsentiert, die dritte Ebene fortlaufend durch leere <milestone/> markiert. Innerhalb von <body> können an unterschiedlichen Stellen, auch außerhalb von <div>, Trennungszeichen (<metamark>) (s. „Trennungszeichen“) und Schlusszeilen (<trailer>) vorkommen.

Strukturebenen

Die grundlegenden Ebenen der Dramenstruktur (<div>) bilden untereinander eine Hierarchie, was durch eine Verschachtelung der Elemente abgebildet wird. Dies führt dazu, dass jedes <div ana="#level_1"> wieder selbst ein <div ana="#level_2"> enthalten kann (bei maximal zwei solcher Hierarchieebenen). Eine auf der untersten Ebene der Stückstruktur angesiedelte, vom Autor markierte Szenenfolge (die nicht vollständig mit der Szenenstruktur des Stückes als Folge der Auf- und Abtritte der Figuren identisch ist) wird mittels fortlaufendem <milestone unit="#level_3"/> markiert. Diese Ebenen, über @ana bzw. @unit explizit definiert, repräsentieren nicht allein inhaltslose Bestandteile einer formalen Struktur, sondern korrespondieren zugleich mit der poetologischen Anlage des Dramas hinsichtlich raumzeitlicher Ereignisstrukturen (s. „Explikationen„ → „Level“). Zweck dieser Auszeichnung definierter Ebenen ist es, Vergleichbarkeit herzustellen, da die über das Dramenkorpus hinweg von Horváth gewählten Bezeichnungen wie “Bild“, „Akt“ etc. teilweise unterschiedliche Dramenstrukturen betiteln.

Die jeweiligen Segmente einer Ebene (<div>) können Überschriften (<head>, inkl. <lb/>), Beschreibungen des Bühnenbildes (<stage>) und Schlusszeilen (<trailer>) enthalten (Überschriften, die zu Beginn einer Szene (<milestone unit="#level_3"/>) stehen, werden mittels <label> ausgezeichnet). Teilen sich Beschreibungen oder Schlusszeilen auf von Leerzeilen getrennte Absätze auf, wird jeder solcher Absatz in einem eigenen <stage> bzw. <trailer> gefasst. Innerhalb eines <stage> wird jeder durch Zeilenumbruch getrennter Absatz durch ein <p> gefasst. Es muss stets mindestens ein Absatz (<p>) innerhalb von <stage> vorhanden sein. Die in der Hierarchie untersten <div> enthalten (neben möglichen <milestone/>) zudem die fortlaufenden Ereignisse des Dramengeschehens, welche jeweils mit <sp> repräsentiert werden.

Beispiel: [1] [2] [3]

...

<div type="level_1">
    <head>Erster Teil</head>
    <div type="level_2">
        <head>I.<lb/>Draußen in der Wachau.</head>
        <stage><p>Vor einem Häuschen am Fuße einer Burgruine.<stage ana="#figur" who="#Alfred"><name>Alfred</name> sitzt im Freien und verzehrt mit gesegnetem Appetit Brot, Butter und saure Milch</stage> - <stage ana="#figur" who="#Die_Mutter">Seine <name>Mutter</name> bringt ihm gerade ein schärferes Messer.</stage></p><p>In der Luft ist ein Klingen und Singen - als verklänge irgendwo immer wieder der Walzer "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Johann Strauss.</p><p>Und in der Nähe fließt die schöne blaue Donau.</p></stage>
        <!-- <sp> -->
    </div>
    <trailer>Ende des ersten Teiles.</trailer>
</div>

Hinweis:<stage> (s.o.) kommen i.d.R. vor den fortlaufenden Ereignissen vor. In Ausnahmefällen können sie jedoch auch zwischen diesen vorkommen (s. Bild).

...

Ereignis

Mit Ereignissen sind distinkte, zeitlich ausgedehnte Vorgänge des fortlaufenden Dramengeschehens gemeint: Eine von einem Figurennamen eingeleitete Figurenreplik oder eine herausgestellte Bühnenanweisung. In den gedruckten Vorlagen lassen sich einzelne Ereignisse formal-typographisch entweder anhand hängender Absätze (mit vorangestellten Figurennamen in Kapitälchen) oder anhand nicht-hängender Absätze (geklammert, kursiviert und ohne vorangestellten Figurennamen), erkennen. Auf formal-typographischer Ebene lassen sich Ereignisse zudem in ihre Bestandteile „vorangestellte Namen in Kapitälchen“ („Sprecher“), „recte“ („Sprechtext“) und „kursiv mit Klammerung“ („Bühnenanweisung“, inkl. der Horváth´schen „Stille“) unterteilen. In der Codierung werden sowohl formal-typographische als auch sprachlich-inhaltliche Aspekte der Ereignisse repräsentiert. Ereignisse werden jeweils durch ein <sp> gefasst. Für die Auszeichnung ihrer formal-typographischen und sprachlich-inhaltlichen Aspekte siehe die folgenden Unterkapitel.

Beispiel: [1] [2] [3]

...

<sp who="#Moser">
    <speaker>Moser</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">erscheint in der Türe.</stage> - Die Sonne ist untergegangen. Rasch wird es Nacht.)</stage>
    <move type="entrance"/>
</sp>
<sp who="#Veronika">
    <speaker>Veronika</speaker>
    <p>Die Friseur san alle gscheite Leut. Friseur und Dokter. Die kennst kaum ausanand. - - Sans verruckt?!</p>
</sp>
<sp who="#Schulz">
    <speaker>Schulz</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">riß sie an sich.</stage>)</stage>
    <p>Was bin ich? - Schwach?</p>
</sp>

Sprecher

Ein einem Ereignis (<sp>) vorangestellter Sprecher wird mit <speaker> gefasst. Indikator für das Phänomen „Sprecher“ ist allein die typographische Markierung von Text in Kapitälchen am Beginn eines Absatzes (Ereignisses). Diese Textbestandteile referenzieren i.d.R. eine oder mehrere Figuren in Gestalt von Einzel- oder Gruppennamen, wobei letztere zuweilen eine recht eigentümliche Gestalt haben können (vgl. etwa „Keiner“). Bei den Sprechern kann es sich neben Figuren in der Ausnahme auch um Staffage-Personen handeln. Unter dem Begriff „Figur“ sind nur solche Akteure gemeint, die in der Figurenliste (<castlist>) als <castItem> aufgeführt sind (s. Ausführungen unter „Figurenliste“). Akteure, die nicht auf dieser Weise in der Figurenliste aufgeführt sind, sind „Staffage-Personen“.

Alle Figuren, welche zu Beginn eines Ereignisses durch einen Sprechernamen angeführt sind, werden im klammernden <sp> jeweils mit dem Identifikator der Figur (s. „Figurenliste“) via @who referenziert: <sp who="#Moser">. Wenn mehrere Figuren referenziert werden müssen, werden deren Identifikatoren gemeinsam, aber jeweils durch ein Leerzeichen getrennt, angegeben: <sp who="#Xaver #Sliwinski">. Wenn einzelne Figuren durch einen Gruppennamen (z.B. „Alle“) angeführt werden, muss diese Gruppe zunächst hinsichtlich ihrer Mitglieder interpretiert werden. Dies erfordert in der Regel den Einbezug des Ereigniskontextes, d.h. der vorherigen (und nachfolgenden) Ereignisse. In manchen Fällen ist eine Identifikation der durch den Gruppennamen referenzierten Einzelfiguren mit Unsicherheit verbunden (z.B. bei „Einzelne“). Dieser Umstand wird durch das Attribut cert="unknown" ausgedrückt (vgl. Beispiel 1 unten).

Der teilweise erforderliche Einbezug des Ereigniskontextes ist nicht völlig trennscharf anzugeben, lässt sich aber beispielhaft plausibilisieren: Etwa ist die Angabe „Alle“ zu einer Reaktion auf die Handlung einer anderen Figur plausibel so zu deuten, dass damit alle anwesenden Figuren (die in der Codierung via <move/> ausgewiesen sind, siehe dazu unten) ausgenommen der Figur, die diese Reaktion ausgelöst hat, gemeint sind. Wird eine bestimmte Figur als explizit nicht reagierend genannt, so wird diese auch erfasst, da es sich nichtsdestotrotz um eine eindeutig figurenbezogene Anweisung handelt (vgl. Beispiel 2 unten).

Beispiel 1: [1]

...

<sp who="#Xaver #Sliwinski #Oberle #Maurer #Hannes #Simon #bb_Veronika" cert="unknown">
    <speaker>Einzelne</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">lachen halblaut.</stage>)</stage>
</sp>

Beispiel 2: [1] [2] [3]

...

<sp who="#Schulz">
    <speaker>Schulz</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">brüllt plötzlich los.</stage>)</stage>
    <p>Au! Au! Ich habe ja nichts - Au!!</p>
</sp>
<sp who="#Moser">
    <speaker>Moser</speaker>
    <p>Nix?! So is des a nix! Spürst des "nix"?!</p>
    <stage>(<stage ana="#figur">Er schlägt tobend auf ihn ein; immer ins Gesicht.</stage>)</stage>
</sp>
<sp who="#Xaver #Sliwinski #Oberle #Maurer #Hannes #Simon #Veronika">
    <speaker>Alle</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">außer <name>Oberle</name>, haben sich zurückgezogen.</stage>)</stage>
</sp>

Sprechtext

Der Sprechtext ist in der Vorlage recte gesetzt. Er wird durch <p> gefasst. Sprechtext ist stets einer Figur zugeordnet (s. „Figurenzuordnung“).

Mancher Sprechtext enthält lyrische Bestandteile in Vers- und Strophenform. Jeder durch einen Zeilenumbruch markierter Vers wird durch ein <l> gefasst. Verse wiederum sind stets Teil einer Strophe und werden daher durch ein <lg> geklammert. Teilt sich eine Summe von Versen auf mehrere durch Leerzeile getrennte Strophen auf, werden die Verse entsprechend auf mehrere <lg> verteilt.

Beispiel: [1]

...

<sp who="#Erich #Zauberkönig #Valerie" xml:id="gww_1115">
    <speaker>Alles</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">singt.</stage>)</stage>
    <p>
        <lg>
            <l>Da draußen in der Wachau </l>
            <l>Die Donau fließt so blau</l>
            <l>Steht einsam ein Winzerhaus</l>
            <l>Da schaut ein Mädel heraus.</l>
            <l>Hat Lippen rot wie Blut</l>
            <l>Und küssen kanns so gut</l>
            <l>Die Augen sind veilchenblau</l>
            <l>Vom Mädel in der Wachau.</l>
        </lg>
        <lg>
            <l>Es wird ein Wein sein</l>
            <l>Und wir werden nimmer sein,</l>
            <l>Es wird schöne Madeln geben</l>
            <l>Und wir werden nimmer leben -</l>
        </lg>
    </p>
    <move type="entrance" who="#Zauberkönig #Erich #Valerie"/>
</sp>

Bühnenanweisung

Bühnenanweisungen sind in der Vorlage stets kursiviert und geklammert. Sie können auf die gesamte Bühne oder auf bestimmte Figuren bezogen sein. Bühnenanweisungen werden durch <stage> gefasst.

Figurenbezogene Bühnenanweisungen („Nonverbale Handlung“ einer Figur) werden innerhalb der Bühnenanweisung (<stage>) zusätzlich mit <stage ana="#figur"> gefasst (s. „Explikationen“ → „Sonstiges“ → „#figur“). Derart gefasster Text wird stets mindestens einer Figur zugeordnet (s. „Figurenzuordnung“). Text innerhalb einer Bühnenanweisung, der die für Horváths Poetik wichtige „Stille“ beschreibt, wird mit <stage ana="#stille"> gefasst (s. „Explikationen“ → „Sonstiges“ → „#stille“).

In einigen Fällen werden in figurenbezogenen Bühnenanweisungen Auf- oder Abtritte von Figuren („Auf-/Abtritt“) beschrieben, die die jeweilige Konfiguration (verstanden als die Menge der Figuren, die zur gleichen Zeit auf der Bühne stehen) ergeben. Innerhalb des Ereignisses (<sp>), in der der Auf- oder Abtritt tatsächlich geschieht (und nicht bloß beschrieben wird), wird als letztes Kindelement <move type="entrance"/> (für einen Auftritt) oder <move type="exit"/> (für einen Abtritt) eingefügt. In der Regel findet der Auf- und Abtritt einer Figur in dem Ereignis statt, in dem er beschrieben wird. In einigen Fällen wird erst im Nachhinein beschrieben, dass eine Figur in der Zwischenzeit abgetreten ist. Hierfür wird ein plausibler Zeitpunkt ermittelt (etwa der Beginn eines Gespräches zwischen anderen Figuren auf der Bühne, an dem die abtretende Figur nicht teilnimmt). Informationen über den Auftritt einer Figur können dabei bereits in der einleitenden Bühnenanweisung enthalten sein bzw. können aus dieser erschlossen werden. Das letzte Ereignis innerhalb einer Strukturebene (<div>), d.h. das Ende eines „Aktes“ oder „Schauplatzes“, wird als Abtritt aller zu diesem Zeitpunkt noch anwesenden, vorher nicht explizit abgetretenen Figuren interpretiert. Dementsprechend werden deren Abtritte im letzten <sp> eines <div> kodiert. Der Tod einer Figur auf der Bühne wird ebenfalls als Abtritt vermerkt. Auf- und Abtritte sind stets einer Figur zugeordnet (s. „Figurenzuordnung“).

Aufgrund der spezifischen Nutzung der Bühne bei Horváth kann es in einigen Stücken zu Konfigurationen kommen, bei denen eine oder mehrere Figuren nicht von der Bühne abtreten (es wird kein eindeutiges textuelles Signal in Form der Bühnenanweisung „(ab)“ o.ä. gegeben), jedoch erkennbar nicht am Geschehen dort beteiligt sind und sich etwa im Hintergrund aufhalten. Exemplarisch dafür kann etwa das Bühnenbild „Am nächsten Sonntag im Wiener Wald“ in Geschichten aus dem Wiener Wald stehen, bei dem sich die auf der Bühne befindlichen Figuren in Gruppen aufteilen, die je ihre eigene Unterhaltung führen. Um diese Konfigurationen innerhalb der Gesamtkonfiguration abzubilden, wird hier mittels entsprechender Attributwerte via @type innerhalb von <move> die Gruppenbildung indiziert: Verlässt eine Figur die handelnde Gruppe, aber nicht die Bühne, wird dies mit <move type="disengage"/> angezeigt. Befindet sich eine Figur im Hintergrund des Geschehens und wird dann erneut Teil der handelnden Gruppe, wird dies mit <move type="engage"/> angezeigt.

Beispiel: [1] [2] [3]

...

<sp who="#Zauberkönig #Marianne #Oskar #Valerie #Alfred #Erich #Ida #Erste_Tante #Zweite_Tante" xml:id="gww-325">
    <speaker>Die Gruppe</speaker>
    <stage>(<stage ana="#figur">löst sich allmählich auf.</stage>)</stage>
    <move type="disengage" who="#Zauberkönig #Marianne #Valerie #Alfred #Erich #Ida #Zweite_Tante"/>
</sp>
<sp who="#Erste_Tante" xml:id="gww-326">
    <speaker>Erste Tante</speaker>
    <p>Lieber Herr Oskar, ich hätt ein großes Verlangen - Geh möchtens nicht mal die Kinderl allein abfotografieren, die sind doch heut so herzig -</p>
</sp>
<sp who="#Oskar" xml:id="gww-327">
    <speaker>Oskar</speaker>
    <p>Aber mit Vergnügen!</p>
    <stage>(<stage ana="#figur" who="#Oskar #Ida">Er gruppiert die <name>Kinder</name> und küßt die <name>Kleinste</name>.</stage>)</stage>
    <move type="disengage" who="#Oskar #Erste_Tante"/>
</sp>

In der gedruckten Vorlage sind Personenamen oder Personengruppennamen in Kapitälchen gesetzt. So markierte Wörter können an verschiedenen Stellen in den Bühnenanweisungen vorkommen und sind mit <name> auszuzeichnen.

Beispiel: [1]

...

<sp who="#Oberle #Maurer #Hannes #Simon">
    <speaker>Oberle, Maurer, Hannes, Simon</speaker>
    <stage>(<stage type="regie">traten hinter <name>Moser</name> ein.</stage>)</stage>
    <move type="entrance"/>
</sp>

Figurenzuordnung

Ausschließlich folgende drei Elemente innerhalb von <body> sind figurenbezogen und werden deshalb stets mit mindestens einer Figur referenziert: <p>, <stage ana="#figur">, <move>.

Dem Sprecher (<speaker>) eines Ereignisses (s.o.) kommt bei der Zuordnung von Figuren zu den o.g. Elementen eine besondere Bedeutung zu. Sprecher referenzieren i.d.R. die Figuren und fungieren zugleich als (grammatisches) Subjekt ihrer im Text folgenden Sprechhandlungen (<p>) und/oder nonverbalen Handlungen (<stage ana="#figur">). Die durch den Sprecher referenzierte Figur muss demnach i.d.R. allen figurenbezogenen Elementen eines Ereignisses (<sp>) zugeordnet werden (s. „Explikationen“). Damit die referenzierte Figur nicht jedem dieser Elemente einzeln zugeordnet werden muss, wird sie mittels @who im gemeinsamen Eltern-Element <sp> aufgeführt und somit implizit allen figurenbezogenen Elementen des Ereignisses gleichermaßen zugeordnet. Der Sprecher (<speaker>) referenziert sich als Kind-Element von <sp> dabei selbst.

Allerdings ist nicht in jedem Fall die durch den Sprecher referenzierte Figur das (grammatische) Subjekt einer Sprechhandlung (<p>) und/oder nonverbalen Handlung (<stage ana="#figur">) des Ereignisses. Während es bei Sprechhandlungen (<p>) praktisch stets der Fall ist, ist das (grammatische) Subjekt von <stage ana="#figur"> in einigen Fällen nicht im Sprecher (<speaker>) referenziert, sondern Teil des Textes der Bühnenanweisung selbst. In diesen Fällen kann sich das (grammatische) Subjekt der nonverbalen Handlung (<stage ana="#figur">) von der im <sp> aufgeführten Figur unterscheiden (bei Ereignissen mit figurenbezogenen Elementen ohne Sprecher ist dies stets der Fall, da dort keine Figuren im <sp> aufgeführt werden). Sobald es eine Differenz zwischen figurenbezogenem Element (<p>), <stage ana="#figur">) und Sprecher gibt, muss das (grammatische) Subjekt im jeweiligen figurenbezogenen Element gesondert angegeben werden. Dies geschieht, in dem die entsprechende Figur in dem jeweiligen Element via @who angegeben wird. Sollte bereits eine Figur in <sp> aufgeführt sein, die gemeinsam mit einer anderen eine nonverbale Handlung (<stage ana="#figur">) ausübt, so ist die im <sp> eingetragene Figur zusätzlich (zusammen mit der anderen) via @who in <stage ana="#figur"> anzugeben.

Für die Zuordnung der Figuren zu figurenbezogenen Elementen ergeben sich folglich zwei Fälle:

  1. Die (grammatischen) Subjekte von <p>, <stage ana="#figur"> (inkl. <move>) stimmen mit dem Sprecher des Ereignisses überein: Die Figuren werden über das übergeordnete <sp> via @who zugeordnet.
  2. Die (grammatischen) Subjekte von <p>, <stage ana="#figur"> oder <move> stimmen mit dem Sprecher des Ereignisses NICHT überein: Die Figuren werden im jeweiligen figurenbezogenen Element (<p>, <stage ana="#figur"> oder <move>) selbst via @who zugeordnet.

Hinweis: Das @who erhält für die Zuordnung als Wert den Identifikator der Figur. Wenn mehrere Figuren zugeordnet werden müssen, werden die einzelnen Identifikatoren durch ein Leerzeichen getrennt angegeben.

Explikationen

Level

Via @ana und „level“-Werten werden die definierten Hierarchieebenen (<div>), die die Makrostruktur des Stückes repräsentieren, indiziert. Dies ist deshalb notwendig, da in den Stücken Horváths ähnliche makrostrukturelle Zusammenhänge nicht gleichmäßig benannt wurden (z.B. entspricht „Akt“ oft „Bild“ etc.); aber auch gleiche Benennungen fallweise unterschiedliche Makrostrukturen bedeuten können (so umfasst z.B. „Akt“ manchmal mehrere Schauplätze; manchmal bedeutet es nur einen). Zweck dieser Auszeichnung ist, die grundlegenden Strukturebenen der Dramen (<div>, <milestone/>) über das Korpus hinweg standardisiert zu erfassen und so vergleichbar zu machen. Die Makrostruktureinheiten werden dabei an den typographisch-formalen Gegebenheiten des Textes abgelesen (etwa die Überschrift „Erstes Bild“) und dann mit semantischen Aspekten korreliert (vgl. dazu die Explikationen im Folgenden). Die einzelnen „level“-Werte sind dabei nicht relational zueinander, sondern inhaltlich definiert. #level_1 kann dabei sowohl #level_2 als auch #level_3 enthalten; oder nur eines der beiden untergeordneten level. #level_2 wiederum kann nur #level_3 enthalten.

#level_1 (Akt)

Makrostruktureinheit des Stückes, die mehr als einen Schauplatz (oder mehrere Handlungsbögen) überspannt, d.h. innerhalb dieser Einheit finden Schauplatzwechsel statt oder vergehen (innerdiegetisch) längere Zeiträume an einem Ort, die klar voneinander abgrenzbare und, im Regelfall, auch vom Text eindeutig formal abgegrenzte Untereinheiten (wie z.B. „Bilder“) ergeben. Makrostruktureinheiten dieses Typs liegen exemplarisch in Geschichten aus dem Wiener Wald mit der Unterteilung in (jeweils mehrere Bühnenbilder umfassende) „Teile“ vor. Verwendete Bezeichnungen sind etwa „Teil“ oder „Akt“.

#level_2 (Schauplatz)

Makrostruktureinheit, die eine zusammenhängende Handlung an einem Schauplatz umfasst, d.h. innerhalb dieser Einheit finden keine Schauplatzwechsel statt und die Ereignisse folgen ohne merkliche zeitliche Unterbrechung aufeinander. Dies ist der häufigste Fall in Horváths Dramen. Verwendete Bezeichnungen hier sind etwa „Bild“ oder „Akt“.

#level_3 (Szene)

Formal ausgewiesene Untergliederung innerhalb einer zusammenhängenden Handlung an einem Schauplatz. Oft ist ein Wechsel in der jeweils gerade gültigen Konfiguration (Auf-/Abtritt) der Grund für diese Unterteilung. Es findet hier kein Schauplatzwechsel o.ä. statt. Verwendete Bezeichnungen hier sind etwa „Szene“ oder „Auftritt“.

Set

Mit <set> und den dazugehörigen Attributwerten werden die unterschiedlichen Angaben zum Stück in <front> erfasst. Diese müssen nicht alle oder überhaupt vorhanden sein und können in unterschiedlichen Abfolgen aufscheinen. Auch ist es möglich, dass z.B. Schauplatz und Zeit der Handlung in einer Angabe aufscheinen, die deshalb in einem gemeinsamen, mit den jeweiligen Attributwerten zu Schauplatz und Zeit versehenen <set> gefasst werden.

#schauplatz

Dem eigentlichen Stück vorangestellte Angabe zum allgemeinen Schauplatz des Stückes, der meist mit einer Bezeichnung „Schauplatz“ indiziert wird. Der hier vermerkte Schauplatz ist dabei insbesondere zu scheiden von den Angaben zur Stückstruktur, die fallweise auch Angaben zu spezifischen Handlungsorten der einzelnen Gliederungseinheiten haben können.

#zeit

Dem eigentlichen Stücke vorangestellte Angabe zur zeitlichen Situierung wie Ausdehnung des Stückes, also sowohl die Zeit der Handlung (etwa: „1930–?“) als auch der im Stück abgebildeten (innerdiegetischen) Dauer der Handlung (etwa: „Vierundzwanzig Stunden“). Diese Angabe wird meist mit der Bezeichnung „Zeit“ indiziert.

#struktur

Dem eigentlichen Stück vorangestellte Angabe, die über strukturelle Aspekte des Stückes Auskunft gibt, die für die Lektüre oder eine Aufführungspraxis unmittelbar relevant sind; etwa die Aufstellung der Aktstruktur, oder eine vorgesehene Pause. Anders als die örtlichen (#schauplatz) und zeitlichen (#zeit) Angaben ist diese Information strikt extradiegetisch.

#kommentar

Dem eigentlichen Stück vorangestellter Kommentar des Autors, in dem er allgemein Auskunft über spezifische Aspekte des Stückes, seine Entstehung bzw. Hinweise zu seinen poetischen Überlegungen gibt (vgl. z.B. „Randbemerkung“).

Sonstiges

#stille

Zentrale Szenenanweisung in den Dramen Horváths, auf deren genaue Einhaltung der Autor großen Wert legte. In der Gebrauchsanweisung (1931/32) zu seinen Stücken hält er dazu fest: „Bitte achten Sie genau auf die Pausen im Dialog, die ich mit ‚Stille‘ bezeichne – hier kämpft sich das Bewustsein oder Unterbewustsein [sic!] miteinander, und das muss sichtbar werden.“ (Ödön von Horváth: Gebrauchsanweisung. In: Ders.: Kasimir und Karoline. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann. Stuttgart: Reclam 2009, S. 165).

#figur

Weist Inhalt einer Bühnenanweisung (<stage>) als nonverbale Handlung einer oder mehrerer Figuren aus: <stage ana="#figur">. Folgende Bedingungen muss der Inhalt dafür erfüllen:

Es handelt sich um einen grammatischen Satz (oder Teil eines Satzes) im Sinne einer Subjekt- und Prädikateinheit, dessen propositionaler Gehalt die Handlung einer Dramenfigur beschreibt. Die Referenz der Proposition muss stets grammatisches Subjekt des Satzes und eine Dramenfigur sein – letzterer wird der grammatische Satz (oder Teil eines Satzes) innerhalb der Bühnenanweisung zugewiesen. Die Handlung muss im Ganzen stets durch den Text in der Form „Subjekt – Prädikat – (Objekt)“ repräsentiert sein. Handelt es sich bei der Bühnenanweisung um den Teil eines Satzes, müssen grammatisches Subjekt und/oder Prädikat des Satzes aus dem Kontext (i.d.R. <speaker>) erschlossen und gedanklich hinzugefügt werden.

In folgenden standardisierten Fällen muss dabei das Subjekt (und das Prädikat) durch den Kodierer gedanklich folgendermaßen ergänzt werden:

  1. Die Bühnenanweisung enthält Substantivierungen (z.B.: „Gemurmel“, „Schweigen“, „Lachen“) (ohne Sprecher): [Figur aus dem Kontext] murmelt.
  2. Die Bühnenanweisung enthält Folgen einer Handlung (z.B. „Schuß“) (ohne Sprecher): [Figur aus dem Kontext] schießt.

In folgenden standardisierten Fällen muss das Prädikat durch den Kodierer gedanklich folgendermaßen ergänzt werden (fett).

  1. Die Bühnenanweisung enthält nur prosodische Angaben zum Sprechakt einer Figur (z.B. „laut”) ohne Verb: [Figur aus dem Kontext] sagt laut:
  2. Die Bühnenanweisung enthält nur Angaben über das Aussehen einer Figur (z.B. „in zivil“) ohne Verb: [Figur aus dem Kontext] ist in zivil.
  3. Die Bühnenanweisung enthält einen Marker für einen Abtritt (z.B. „ab“) ohne Verb: [Figur aus dem Kontext] geht ab.

Kommen innerhalb einer Bühnenanweisung mehrere nonverbale Handlungen (Subjekt – Prädikat – (Objekt)) vor, werden diese alle gemeinsam durch ein (<stage ana="#figur">) gefasst. Ausnahme bilden nonverbale Handlungen, die durch einen Gedankenstrich geteilt sind. Diese werden einzeln gefasst und ihren Figuren zugeordnet. Wenn Figuren als Objekt vorkommen, sind sie zwar häufig (passiver) Teil der Handlung, werden jedoch nicht als Figur den Handlungen zugeordnet. Figurenbezogenen Elemente werden nur Figuren zugeordnet, die als (grammatisches) Subjekt einer Handlung vom Typ „Subjekt – Prädikat – Objekt“ auftreten.

Codierungsschemata der wichtigsten möglichen Elemente

Titelseite

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