Das Hugo Schuchardt Brevier

Leo Spitzer gab 1922 im Auftrag einer Gruppe von Schweizer bzw. in der der Schweiz lebenden "Forscher, Hoch- und Mittelschullehrer" (Brevier 1922: Vorspann) unter Vermittlung von Jakob Jud einen Band thematisch geordneter, teils vollständiger, teils gekürzter und zusammengestellter Schriften Schuchardts im Max Niemeyer Verlag in Halle heraus, versehen mit dem emblematischen Titel: «Hugo Schuchardt-Brevier. Ein Vademecum der allgemeinen Sprachwissenschaft». Auf der oben zitierten Seite sind die Schweizer Spender namentlich angeführt. Wie die Briefe von Schuchardt an Spitzer belegen, war der Jubilar einerseits natürlich hoch erfreut und geehrt, andererseits konnte er, der Perfektionist, nicht umhin, auf die teils gravierenden Fehler hinzuweisen, die bei der Herstellung des Bandes unterlaufen waren. Seinen Dank drückt er auch in einem kleinen Gedicht aus, das als "Fliegendes Blatt" vervielfältigt wurde (Nr. 747 aus 1922).

Die Kritik wurde von Spitzer und Schuchardt zum Anlaß genommen, erstens die Fehler zu beheben, zweitens das Verzeichnis der Druckschriften zu korrigieren und drittens — auf Schuchardts expliziten Wunsch hin — nicht unbedeutende Erweiterungen in textlicher Hinsicht vorzunehmen. So ist die zweite Auflage aus dem Jahre 1928 um mehr als 100 Seiten umfangreicher. Schuchardt war sogar mit dem Portraitbild, das Spitzer für den Frontispiz der ersten Auflage ausgewählt hatte, unzufrieden, so wurde auch dieses getauscht. Die zweite Auflage ist, dieser genannten Umstände wegen, die standardmäßig zitierte Ausgabe des Breviers. Die 14 Kapitel enthalten grundlegende Texte zu den meisten Arbeitsgebieten des Meisters. Ob aber die roten Fäden im Brevier so nahtlos zusammenlaufen, wie im Oeuvre selbst, bleibe dahingestellt. Doch insgesamt ergibt sich ein durchaus abgerundetes Bild von allgemein gehaltenen Schriften. Auf allzu spezifische Veröffentlichungen (z.B. zum Baskischen, zum Georgischen, zu Kreolsprachen oder dem Walisischen) wurde wohl wissentlich verzichtet.

Das Brevier wurde bis in die 1970er Jahre vom Verlag Niemeyer (damals Tübingen) bzw. zuletzt 1976 von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (Darmstadt) neu aufgelegt, jeweils basierend auf der 2. Auflage von 1928.

Vollständigkeitshalber wurden die beiden Versionen des Breviers von 1922 und 1928 in die Datenbank aufgenommen.