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Europa in der atlantischen Welt der Neuzeit

Wissen, Kommunikation (1550-1650)

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts konsolidierte sich die kirchliche analog zur staatlichen Ordnung. In Hispanoamerika wurde die Kirche von den Erzbistümern in Santo Domingo, Mexiko, Lima und La Plata bis hin zu den Pfarreien territorial und hierarchisch durchstrukturiert. Die ersten Provinzialkonzilien traten zusammen, um über die Umsetzung der Gegenreformation gemäß den Bestimmungen des Konzils von Trient unter den besonderen Bedingungen der amerikanischen Mission zu beraten. Die Inquisition wurde für die vollständig spanischem Recht unterstehenden Altchristen eingeführt.

Die Missionsorden, Dominikaner, Franziskaner und die neu hinzukommenden Jesuiten grenzten ihre Gebiete ab. In den Städten wurden Kirchen, Klöster, Fromme Stiftungen und Hospitäler errichtet. Bereits 1551 erfolgte die Gründung von Universitäten in Mexico und Lima, die auf etwas ältere Kollege und Bildungseinrichtungen aufbauen konnten und denen Verlage und Druckerpressen zur Seite standen. Das kulturelle Leben und die Wissensvermittlung wurden durch die spanische Spätscholastik geprägt. In Brasilien wurde dem Jesuitenorden die führende Stellung für die Verbreitung des Christentums und damit auch die Ausweitung der portugiesischen Herrschaft und Kultur zugewiesen. So wie bereits in der Eroberungszeit fanden sich auch nun wieder Kleriker, die gegen die Ausbeutung der indigenen Bevölkerung (Huaman Poma de Ayala) Widerspruch einlegten. Die seit den 1530er Jahren erfolgten Aufzeichnungen der indigenen Geschichte und Kultur und damit auch die Umsetzung der indigenen Sprachen in lateinische Schrift wurden unter Aufsicht der Missionare fortgesetzt. Codices, die sowohl lateinische Buchstaben als auch mesoamerikanische Bilderschriften verwendeten, erhielten sich bis heute erhalten. Hingegen wurden viele altamerikanische Codices, die den vorspanischen religiösen Kulten dienten, zerstört. In den Kirchen und Klöstern dienten europäische Drucke als Vorlagen für religiöse Darstellungen. Bereits 1555 begann die offizielle Verehrung der Jungfrau Maria von Guadalupe, die in der Unabhängigkeitszeit zu einem nationalen Symbol werden sollte.

RP


  1. Das portugiesische Amerika (1549-1695). Kulturgeschichte, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 655-659
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  2. Kulturelles Leben, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 504-533
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  3. Kirche und Mission, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 376-400
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  4. Das portugiesische Amerika (1549-1695). Kirche und Mission, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 612-621
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