Über das DERLA Projekt
Projektbeschreibung
DERLA ist ein interdisziplinäres Dokumentations- und Vermittlungsprojekt des
Centrums für Jüdische Studien (CJS), des Zentrums für Informationsmodellierung
(ZIM), dem Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik der Karl-Franzens-Universität Graz
und von _erinnern.at_ - Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und
Gegenwart. Neben der Dokumentation aller Erinnerungsorte und -zeichen für die
Opfer sowie die Orte des Terrors des Nationalsozialismus in Österreich setzt es
sich die Entwicklung digitaler Vermittlungsangebote zum Ziel.
Den
Überlegungen von Pierre Nora folgend sind Erinnerungsorte Orte mit Bedeutung für
das individuelle und kollektive Gedächtnis. Sie haben eine Sinngebungsfunktion und
sind Teil des kulturellen Gedächtnisses. Erinnerungsorte sind Berührungspunkte
zwischen Vergangenheit und Zukunft, Schnittstellen zwischen Geschichte und
Gedächtnis. Setzt man die einzelnen Erinnerungsorte zueinander in Beziehung, so
werden Erinnerungsräume aufgespannt.
In DERLA sind diese unterschiedlichen
Erinnerungsorte und Erinnerungsräume Teil einer Erinnerungslandkarte, die
Erinnerungsorte an die Opfer und den Terror des Nationalsozialismus zum Zeitpunkt
des Jahres 2020 sichtbar macht. Die Dokumentation der Zeichen ist in den
Bundesländern Steiermark und Vorarlberg vorerst abgeschlossen, in Tirol und
Kärnten am Laufen und weitere Bundesländer sollen in den kommenden Jahren dazu
kommen. Zentral ist hierbei, dass in der Erinnerungslandkarte die
unterschiedlichen Zeitschichten der Erinnerung und damit auch die Transformationen
der Erinnerungskultur sichtbar gemacht werden.
Doch während Pierre Nora
unter Erinnerungsorten nicht nur physische Orte, sondern auch immaterielle Orte,
wie beispielsweise Musik, Konzepte, Texte, Erzählungen und Ideen versteht,
arbeitet DERLA den Bedürfnissen einer Landkarte genügend mit rein topographischen
Orten, die mit GPS-Koordinaten versehen und innerhalb der Erinnerungslandschaft
verortet werden können.
DERLA unterscheidet weiters zwischen manifesten und
nicht-manifesten Erinnerungsorten. Unter manifesten Erinnerungsorten werden jene
verstanden, die durch Erinnerungszeichen (Denkmäler, Gedenktafeln, u.a.) als
Erinnerungsorte im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden. Nicht-manifeste
Erinnerungsorte sind Erinnerungsorte, die bislang über kein öffentlich sichtbares
Erinnerungszeichen verfügen, jedoch einen historischen Bezug zu den Opfern
und/oder dem Terror des Nationalsozialismus aufweisen. Ihnen wird mit DERLA ein
virtuelles Zeichen gesetzt.
Erinnerungszeichen markieren zum einen
Erinnerungsorte und machen diese in der Öffentlichkeit sichtbar. Sie können aber
zum anderen auch selbst zu Erinnerungsorten werden und sind ein Verweis auf
Ereignisse, Erfahrungen und Verbrechen, die der Nationalsozialismus zu
verantworten hat, sowie intentionaler Ausdruck der Erinnerungskultur bestimmter
Gruppen. In einem Work in Progress wurden bislang folgende unterschiedliche Arten
von Erinnerungszeichen festgemacht: Verkehrsfläche (Straße, Brücke, Gasse, Weg,
Platz, Passage, Arkade), Siedlung, Gebäude, Stolperstein, Grabanlage, Einzelgrab,
Denkmal (Freimonument, Skulptur, Gedenkstein, Statue), Inschrift, Gedenktafel,
Gefallenendenkmal, Künstlerische Intervention, Brunnen, Religiöse Zeichen und Orte
(Glasfenster, Kapelle, Glocke, Altar, Orgel, Bild, Gipfelkreuz).
Jedes/r
Erinnerungszeichen/Erinnerungsort wird in DERLA mit zumindest zwei
zeitgenössischen Fotografien dokumentiert. Eine zeigt jeweils das
Erinnerungszeichen selbst und ein zweites Bild fängt das lokale Setting des
Zeichens ein, um damit Fragen der öffentlichen Sicht- oder Unsichtbarkeit
nachzugehen. Zudem werden Inschriften, sofern sie nicht auf den Bildern lesbar
sind, transkribiert.
Alle in DERLA dokumentierten manifesten und
nicht-manifesten Erinnerungsorte werden in der digitalen Erinnerungslandkarte
erfasst und bilden zusammen die seit 1945 geformte Erinnerungslandschaft. Jeder
Erinnerungsort wird mit Informationen zu dem historischen Ereignis oder den
Personen, an die erinnert wird, ebenso wie zur Geschichte des Erinnerungszeichens
und Ortes selbst versehen. Weiters werden die Erinnerungszeichen und -orte zur
besseren Orientierung der NutzerInnen sowie in Bezug auf die Vermittlungsangebote
unterschiedlichen Kategorien zugeordnet. Diese Kategorien orientieren sich an der
Intention der StifterInnen und ErrichterInnen der Erinnerungszeichen sowie im Fall
der nicht-manifesten Erinnerungsorte an den historischen Ereignissen/Erfahrungen,
die mit dem jeweiligen Ort verbunden sind. Nach derzeitigem Erhebungsstand der
Erinnerungszeichen in der Steiermark, Vorarlberg und Tirol sind diese Kategorien:
Widerstand (politisch, religiös, individuell); Jüdische Opfer
(Gemeindeeinrichtungen, Jüdische Gemeinde, Als Jude oder Jüdin verfolgt,
Todesmarsch); Roma/Romnija, Sinti/Sintizze, Lovara/Lovarizza; Jenische;
NS-Euthanasieopfer; ZwangsarbeiterInnen; NS-Terror (Gestapo-SS-NSDAP,
Hinrichtungsstätte, KZ, Gefängnis, Justiz); Soldaten (Wehrmacht, Deserteure,
Alliierte); Zivile Opfer; Homosexuelle Opfer sowie Kollektive Erinnerungszeichen.
DERLA nimmt Kriegerdenkmäler, die an Wehrmachtssoldaten erinnern, nur exemplarisch
auf, um anhand dieser wenigen die Transformationen der Erinnerungskultur in
Österreich seit 1945 zu thematisieren oder wenn fälschlicherweise Opfer des
Nationalsozialismus wie zum Beispiel hingerichtete Deserteure auf den Denkmälern
als gefallene Wehrmachtssoldaten gelistet wurden.
Aufgrund der
Intersektionalität der Verfolgungsgründe können einzelne Erinnerungszeichen und
-orte mehreren dieser Kategorien zugeordnet werden. Zugleich ist festzuhalten,
dass mit dieser Zuordnung zu einzelnen Kategorien keinerlei Hierarchisierung
zwischen unterschiedlichen Opfergruppen oder eine Essentialisierung verbunden ist.
DERLA ist den FAIR Data Principles verpflichtet und
seine Daten werden mit dem Geisteswissenschaftlichen Asset Management System
(GAMS) des ZIM-ACDH langzeitarchiviert.
Projektziele
DERLA zielt auf die vollständige Dokumentation aller
manifesten Erinnerungsorte und -zeichen in Österreich ab. Das bedeutet, dass diese
mit zwei aktuellen Fotographien abgebildet, mit weiterführenden Informationen
zum/r erinnerten historischen Ereignis/Person und dem Zeichen selbst beschrieben
und auf einer digitalen Karte verortet werden. Zudem werden im Archiv der Namen alle auf den Erinnerungszeichen genannten Personen
biographisch erfasst.
DERLA zielt auf die Entwicklung einer digitalen Erinnerungspädagogik und Geschichtsvermittlung ab und stellt den NutzerInnen unterschiedliche
Vermittlungsangebote zur Verfügung.
DERLA stellt ein durch seine graphische
und sprachliche Gestaltung niederschwelliges Angebot an historisch und politisch interessierte Menschen dar.
Die
Zielgruppen von DERLA sind historisch und politische interessierte Menschen sowie
Jugendliche und LehrerInnen an österreichischen Bildungseinrichtungen.
Die Daten von DERLA werden
langzeitarchiviert und folgen dem FAIR Data Principles
(Findable, Accessible, Interoperable, Reusable).
DERLA macht die
Erinnerungsorte- und -zeichen für die Opfer sowie die Orte des Terrors des
Nationalsozialismus in Österreich sichtbar und versteht sich selbst auch als
Forschungs- und digitales Erinnerungsprojekt. Damit will DERLA einen Beitrag zur
lebendigen Erinnerungskultur und zur Holocaust-Education leisten.
UML Anwendungsfalldiagramm
Ein Use Case Diagram oder auch Anwendungsfalldiagramm genannt, ist ein Diagram der Unified Modeling Language (UML) (Quelle: https://www.omg.org/spec/UML/), einer Sprache zur Visualisierung des erwarteten Verhaltens eines Systems (Quelle: https://support.microsoft.com/de-de/office/erstellen-eines-uml-anwendungsfalldiagramms-92cc948d-fc74-466c-9457-e82d62ee1298).
Ziel der unten stehenden Visualisierung ist es einfach und übersichtlich die verschiedenen Anwendungsfälle die es im DERLA-Projekt gibt darzustellen, hierbei wird sowohl das Frontend als auch das Backend mit den diversen AnwenderInnen und deren Anwendungen berücksichtigt und miteinander in Verbindung gesetzt.