Emil Utitz (1883–1956)

Der in Prag geborene jüdische Fabrikantensohn Emil Utitz studierte von 1902 bis 1906 Jus, Kunstgeschichte, Psychologie und Philosophie in München, Leipzig und Prag. In Prag war er Schüler von Anton Marty; seine Promotion legte er jedoch 1906 bei Christian von Ehrenfels ab. 1910 habilitierte sich Utitz in Rostock, wo er bis 1916 Privatdozent für Philosphie war. Anschließend erhielt er dort eine Titularprofessur, die ab 1919 auch mit einem Lehrauftrag für Ästhetik und Psychologie verbunden war. Von 1921 bis 1925 hatte er schließlich eine a.o. Professur für Philosophie inne. 1925 ging Utitz nach Halle, wo er 1933 – obwohl er und seine Frau inzwischen zur evangelischen Kirche übergetreten waren – nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten beurlaubt wurde. Utitz kehrte daraufhin nach Prag zurück, wo er an der deutschen Karl-Ferdinands-Universität von 1934 bis 1939 neben Oskar Kraus einen Lehrstuhl für Philosophie innehatte. 1942 wurde Utitz in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er als prominenter Häftling Leiter der Bibliothek wurde. Nach 1945 lehrte er an der Prager Karls-Universität. Utitz befasste sich vor allem mit Kunstwissenschaft und Ästhetik, in seinen späteren Jahren auch mit Charakterkunde. In seinen „Erinnerungen an Franz Brentano“ (1954/55) beschreibt er seine persönlichen Kontakte zu Brentano.