Edmund Husserl (1859–1938)

Nachdem Edmund Husserl im mährischen Olmütz das Gymnasium besucht hatte, begann er in Leipzig Astronomie, Mathematik, Physik und Philosophie zu studieren (u.a. bei Wilhelm Wundt). Ab 1878 setzte er sein Mathematikstudium bei Weierstrass und Kronecker fort, 1882 promovierte er in Wien mit einer Arbeit über die Theorie der Variationsrechnung. Dort hörte er auch Vorlesungen bei Brentano, der zu dieser Zeit begann, seine Überlegungen zur deskriptiven Psychologie vorzutragen. Von Brentano für die Philosophie begeistert ging er 1886 zu dessen Schüler Carl Stumpf nach Halle, wo er sich 1877 mit der Arbeit Über den Begriff der Zahl habilitierte. In den vierzehn Jahren seiner Tätigkeit als Privatdozentent in Halle erschienen u.a. die Philosophie der Arithmetik (die er Brentano widmete) und die Logischen Untersuchungen. 1901 erhielt Husserl einen Ruf nach Göttingen, wo er 1906 zum Orinarius für Philosophie ernannt wurde. 1916 trat Husserl in Freiburg die Nachfolge von Heinrich Rickert an; einer seiner Assistenten war Martin Heidegger, der 1928 auch Husserls Nachfolger in Freiburg wurde. Nach seiner Emeritierung unternahm Husserl ausgedehnte Vortragsreisen, die ihn u.a. nach Prag führten. Dort besuchte er im November 1935 auch das Prager Brentano-Archiv und übereichte dessen Leiter Oskar Kraus zehn Hefte mit seinen Mitschriften von Vorlesungen Brentanos, die 1939 bei der Flucht des Archivs nach Großbritannien bedauerlicherweise verloren gingen.