Briefe 1879

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.1070Johannes KesselAlexander Rollett[1879-1880] [?] [?][?]
L.1072 *R.903Josef GruberAlexander Rollett1879 I 21Wien
L.1073 *R.904E[mil] StöhrerAlexander Rollett1879 II 1Dresden
L.1074 *R.905[Hermann] SchwartzeAlexander Rollett1879 II 6Halle
L.1075 *R.906Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1879 II 7Wien
L.1076 *R.907Salomon StrickerAlexander Rollett1879 II 10Wien
L.1077Alexander RollettEmil Rollett1879 II 11Graz
L.1078Alexander RollettEmil Rollett1879 II 16Graz
L.1079 *R.908Emil RollettAlexander Rollett1879 II 16Wien
L.1080 *R.909[Adam] PolitzerAlexander Rollett1879 II 17Wien
L.1081 *R.910E[mil] StöhrerAlexander Rollett1879 II 19Dresden
L.1082 *R.911Emil RollettAlexander Rollett1879 II 20Wien
L.1083 *R.912Viktor von LangAlexander Rollett1879 III 10Wien
L.1084 *R.913Alexander ValčićAlexander Rollett1879 III 12Belovár
L.1085 *R.914Adolf SchauensteinAlexander Rollett1879 III 27[Graz]
L.1086 *R.915Viktor von EbnerAlexander Rollett1879 III 28[?]
L.1087Anton DohrnAlexander Rollett1879 IV 6Neapel
L.1088 *R.916Alexander ValčićAlexander Rollett1879 IV 6Belovár
L.1089 *R.917Julius RichterAlexander Rollett1879 IV 7Graz
L.1090 *R.918Emil RollettAlexander Rollett1879 IV 10Wien
L.1091 *R.919Oskar Emil MeyerAlexander Rollett1879 IV 10Breslau
L.1092 *R.920J. WiedermannAlexander Rollett1879 IV 13Graz
L.1093 *R.921Karl SchenklAlexander Rollett1879 VI 14Wien
L.1094Anton DohrnAlexander Rollett1879 VI 16Neapel
L.1095 *R.922[Hermann] SchwartzeAlexander Rollett1879 VI 30Halle
L.1071Johannes KesselAlexander Rollett[1879-1885] [VII] [?][Graz]
L.1096 *R.923[NN] SuppanAlexander Rollett1879 VII 22[?]
L.1097 *R.924Louis BénècheAlexander Rollett1879 VII 27Berlin
L.1098 *R.925Karl GrossAlexander Rollett1879 VII 28Graz
L.1099 *R.926Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1879 VII 30Baden
L.1100Emil RollettAlexander Rollett1879 VIII 1Wien
L.1101Anton DohrnAlexander Rollett1879 VIII 6Neapel
L.1102 *R.927Johannes KesselAlexander Rollett1879 VIII 6Villach
L.1103 *R.928Alexander ValčićAlexander Rollett1879 VIII 6Belovar
L.1104 *R.929Emil RollettAlexander Rollett1879 VIII 7Veldes
L.1105 *R.930Max von KarajanAlexander Rollett1879 VIII 23Markt Aussee
L.1106 *R.931Johannes KesselAlexander Rollett1879 IX 7Villach
L.1107 *R.933Ernst Wilhelm von BrückeAlexander Rollett1879 IX 29Wien
L.1108 *R.934Alexander RollettEmil Rollett1879 X 5Graz
L.1109 *R.935Emil RollettAlexander Rollett1879 X 6Wien
L.1110 *R.832Nathan ZuntzAlexander Rollett1879 X 10Bonn
L.1111 *R.932Ernst Wilhelm von BrückeAlexander Rollett1879 XI 12Wien
L.1112 *R.936Ernst Wilhelm von BrückeAlexander Rollett1879 XI 15Wien

[1879-1880] [?] [?], [?]

Hochgeehrter Herr Professor!

Danke für Ihren freundlichen Brief und wohlgemeinten Rat. Herrn Nischelwitzer gegenüber habe ich mich jedes Urteiles über das Benehmen der Gegner enthalten und ihn nur gebeten, seinen Einfluss bei Stremayr in schonendster Weise geltend zu machen; auch glaube ich, dass die Form, in welcher dies geschieht, nicht zu rigoros ausfallen wird, denn das Gemüt dieses Abgeordneten ist zu zart besaitet, um raue Töne erklingen zu lassen. Zum „Jammern“ habe ich meinen Schwiegervater auserlesen und gehörig eingepaukt und werde Ihnen darüber berichten, wie er seine Rolle spielt.

Er ist als Reichstagsabgeordneter mit Stimmeneinheit wieder gewählt worden und vielleicht hat es einen Wert, wenn er zum Minister geht¸ Nischelwitzer wird mehr ausrichten; er ist streng gläubig und seit langer Zeit Intimus von seiner Exzellenz. Einen sicheren Erfolg erwartete ich, wenn Herr Graf Meran dazu bewegt werden könnte, brieflich bei Hochderselben anzufragen; wie es um meine Aussichten stünde, und bei dieser Gelegenheit nochmals für mich eintritt, doch ist Letzteres ein delikater Punkt und untersteht Ihrem sicheren Urteile.

Herr Hofrat Langer weilt in Millstatt; bis jetzt habe ich diesen Ort absichtlich nicht aufgesucht, um ihm nicht zu begegnen, er wird ein entscheidendes Wort zu reden haben, und sinne ich immer darüber nach, wie ihm indirekt beizukommen wäre; eine wahrheitsgemäße Schilderung der Sachlage von dritter Seite wäre zweifellos von großem Nutzen; bietet sich eine günstige Gelegenheit, so möchte ich sie beim Schopfe fassen.

Mit hochachtungsvollstem Gruße Ihr ergebener

Kessel

Anmerkung Zur Datierung: Jedenfalls nach der 1875 erfolgten Habilitierung Kessels, vermutlich aber wohl auch nach Langers Ernennung zum Berater in medizinischen Unterrichtsangelegenheiten 1879 und vor dem Rücktritt der Regierung Stremayr und dessen Abtreten auch als Unterrichtsminister am 11. Juli 1880

[1879-1885] [VII] [?], [Graz]

Hochgeehrter Herr Professor!

Es drängt mich, Ihnen mitzuteilen, dass ich zu der Ansicht gekommen, dass das Komitee seinen Antrag selbst zu begründen und auf Ihre Hilfe keinen Anspruch zu machen hat. Man mutet Ihnen zu, alle Waffen auszuliefern, nachdem die Gegner besiegt. Mein übereilter Ausspruch vor einer Stunde hat keinen Sinn, ich fühle mich daher verpflichtet mich selbst zu rechtfertigen durch diese wenigen Zeilen.

Mit hochachtungsvollem Gruße

Kessel

Anmerkung Zur Datierung: Im Juli 1879 brachte Rollett im Kollegium einen Antrag ein, Kessel dem Ministerium für die Verleihung des Titels eines Extraordinarius vorzuschlagen; dazu sowie zu offensichtlich nachfolgenden Vorhaben zur Förderung Kessels, die mit einem auf „Juli 1885“ datierten Antrag von Hans Eppinger, Professor der Pathologischen Anatomie, bei der Fakultät, Kessel dem Ministerium zur Ernennung zum Extraordinarius vorzuschlagen, enden. In den Fakultätsakten fehlen mehrere Protokolle. Eruieren läßt sich allerdings, dass das Ministerium Kessel die Gewährung eines Kostenersatzes für Lehrmittel verweigert hat. 1886 ist Kessel an der Universität Jena zum Extraordinarius ernannt worden und hat dort 1892 mit anderen die Deutsche Otolaryngologische Gesellschaft gegründet.

L.1072 *R.903

1879 I 21, Wien

Hochverehrter Herr Professor!

Auf Ihre geehrte Anfrage betreff des Herrn Privatdozenten Dr. Kessel kann ich leider keine ausreichende Antwort erteilen. Die praktische Richtung, welche dieser Herr Collega verfolgt, kann ich – da eine größere einschlägige Arbeit nicht vorliegt – nicht beurteilen. Ebensowenig bin ich in der Lage, da mir die Verhältnisse an der Grazer Universität nicht weiter bekannt sind, ein Urteil abzugeben über den Erfolg, welchen Herr Dr. Kessel als Lehrer aufzuweisen hat. – Hingegen halte ich die im Vereine mit Herrn Prof. Dr. Mach in Prag ausgeführten physiologischen Untersuchungen für beachtenswert.

Wie weit nun diese dem Herrn Dr. Kessel auf einen höheren akademischen Grad Anspruch verleihen – oder ob sein didaktisches Wirken sein Verdienst erhöht und zu einer solchen hohen Anerkennung beitragen kann – das werden Sie, verehrter Herr Collega, an Ort und Stelle gewiss leichter als ich zu beurteilen imstande sein.

Indem ich Ihnen noch für Ihr besonderes, mich ehrendes Vertrauen meinen tiefgefühlten Dank sage, ergreife ich die Gelegenheit, Sie meiner tiefsten Verehrung zu versichern, mit der ich auch für immer verbleibe, Ihr ganz ergebener

Prof. Dr. Jos. Gruber

L.1073 *R.904

1879 II 1, Dresden

Herrn Prof. Dr. Rollett in Graz.

Auf Ihren Wunsch erhalten Sie zu bequemerer Übersicht Beschreibungen mit Abbildung der konstanten Batterien für medizinische Zwecke, worüber umstehend Preisliste. Falls Sie einen dieser Apparate bestellen, wollen Sie bemerken, ob die Leitungsschnüre und ärztlichen Elektroden beigefügt werden sollen, welche im Preise mitbegriffen sind. Statt derselben würde ich raten, Reserveteile, Zinkplatten und Gläser zu beziehen.

Ihr ergebenster

Dr. E. Stöhrer

Anmerkung Auf der Rückseite die nachfolgende Liste:

Marker

Hochgeehrter Herr Kollege!

Ihre gütige Zuschrift vom 3. d[ieses] M[onats] habe ich erhalten und beeile mich zu antworten, dass ich sehr gern bereit bin, Ihnen mein Urteil über K[essel]s Leistungen zu schreiben. Da dasselbe für den angedeuteten Zweck sorgfältig motiviert sein muss, brauche ich jedoch einige Tage Frist zur Überlegung. Diese wollen Sie mir also gütigst gestatten und einstweilen die Versicherung meiner größten Hochachtung entgegennehmen. Ihr ergebenster

Schwartze

Verehrtester Herr Professor!

Bevor ich das letzte Mal Graz verließ, hatte ich noch am Abend meiner Abreise Gelegenheit, mit Prof. Planer zu sprechen. Dem Ausgange meines ersten Gespräches mit Planer entsprechend, fragte ich ihn, ob er mit den verschiedenen Professoren gesprochen habe, und was er mir darüber mitteilen könne. In seiner bekannten Art machte er mir nun die Eröffnung, dass man mir in Bezug auf die Übertragung der Vorlesungen über allg[emeine] Pathologie kein Hindernis entgegensetzen werde. – Ich möge nur im Verlaufe des 2. Semesters ein schriftliches Ansuchen an das Professorencolleg stellen. – Das ist so ziemlich alles, was ich von ihm erfuhr. Er war dank der Mitteilungen, welche Prof. Grünburg, sein Schwager, ihm gemacht zu haben scheint, oder vielmehr dank diesem Gespräche, welches Grünburg mit Planer hatte und welches sich darum drehte, dass Grünburg Prof. Planer zu verstehen gab, dass man möglicherweise gegen den Willen des Professorencollegs etwas erreichen könne, da Stremayr Einflüssen, die von Seite seiner Freunde auf ihn ausgeübt werden, sehr zugänglich sei; dank diesem Gespräche war Prof. Planer ausnehmend höflich und geradezu einschmeichelnd entgegenkommend. – Auch in diesem meinem letzten Gespräche erwähnte Planer so vorübergehend Kundrats Geneigtheit, mich eventuell in sein Institut aufzunehmen, was ich mit der Bemerkung ablehnte, dass ich zur Ausführung meiner Arbeiten und Vorlesungen in diesem Falle Geld brauchen würde, um mich einzurichten. Auf dieses Gespräch mit Planer legte ich nun weiter kein besonderes Gewicht, aber hier in Wien erzählte ich es Heschl und auch jene früheren Gespräche sowohl mit Planer als auch mit Schauenstein. – Heschl gab mir den Rat, alles dem Minister oder noch besser dem Referenten David zu erzählen und dann zu warten. – Dies habe ich auch getan, ich wusste ja, dass das teilweise wenigstens auch Ihre Ansicht sei. – Stremayr, dem ich bei dieser Gelegenheit meine letzte Arbeit übergab, versprach mir, dass ich noch im Laufe des zweiten Semesters die allgem[eine] Pathologie übertragen erhalten werde. Er erklärte meine Forderung für ganz selbstverständlich, und ich sagte ihm auch ganz ungeniert, dass ich mit dieser Professur nichts anfangen könne, so lange ich nicht auch die allgem[eine] Pathologie vortrüge. – Er schickte mich dann zu seinem Referenten David mit dem Bemerken, diesen über die Sachlage zu instruieren und ihm mitzuteilen, dass er, Stremayr, eine Erledigung in meinem Sinne wünsche, wenn das Gesuch vom Professorencolleg ans Ministerium komme.

Ich muss Ihnen doch mitteilen, was mir Gautsch, welchen Prof. Heschl stets den Allerweltsplauscher nennt, mir in geheimnisvoller Weise anriet, als ich vor dem Gespräch mit dem Minister einige Minuten in seinem Zimmer verweilte.

Er riet mir, mich nur an Heschl zu halten und ja nicht, mich mit diesem zu verfeinden, denn erstens halte Seine Exzellenz enorm viel auf Heschls Rat und Meinung, zweitens aber dürfte die nächste Zeit Heschl schon zu einer einflussreichen Stellung verhelfen. – Dinge, die ich Ihnen schon in Graz mitgeteilt habe, welche jedenfalls mit Bemühungen oder der Erlangung der Stelle Rokitanskys zusammenhängen. – Möglich wäre in Österreich auch, dass Stremayr zugunsten meines guten Freundes auf das Portefeuille für Kultur und Unterreich verzichtet, indem ihm ein schöneres und dankbareres Ressort blüht.

Heute Abend kommt Stremayr zum Spiele zu meinem Schwager, ich glaube kaum, dass sich da Gelegenheit bieten wird, über meine Angelegenheit zu sprechen. Sollte es jedoch der Fall sein, so will ich Ihnen ausführlich darüber schreiben.

Ich muss ohnedies noch einige Fragen in Betreff meiner Vorlesungen, welche ich als „experimentelle Pathologie, Näheres die Anschläge“ im Lektionskatalog einreichen ließ, in der nächsten Zeit an Sie stellen.

Gleichzeitig übersende ich Ihnen hier als eine Ergänzung zu meiner Arbeit über die Cephalopoden, das nachträglich von der Akademie geliefert Druckfahnenverzeichnis.

Seien Sie mir deshalb nicht böse, dass ich dieses Verzeichnis beifügte, ich konnte ja doch nicht anders verfahren, um wenigstens die Mehrzahl der Errata zu entfernen. – Ich weiß recht gut, wie unangenehm die Korrektur einer fremden Arbeit ist und hätte gewiss nicht Sie belästigt, wenn ich nur die Möglichkeit gehabt hätte, jemand anderen damit zu belästigen.

In dem Laboratorium von Prof. Hofmann (hier) lernte ich Basch kennen, den ich in Graz schon einmal sah, dieser hat nun zwei Apparate, deren einer als Plethysmograph, der andere als Manometer für die Lehre vom Blute interessant sind. – Ich will mit dem ersteren Instrumente, das nach einem sehr schönen Prinzipe, besser als das von Mosso und das von Frank, konstruiert ist, einen Valsalvaschen Versuch machen und bin schon sehr begierig auf dessen Resultate, da mir Basch Wunderdinge von seinem Apparat erzählt hat.

Mit Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und an Prof. Ebner bleibe ich Ihr dankschuldiger Schüler

Klemensiewicz IV. Plösslgasse 16 2. Stock

L.1076 *R.907

1879 II 10, Wien

Hochgeehrter Herr Kollege!

Ich beehre mich Ihnen mitzuteilen, dass sich im Leselokale der Gesellschaft der Ärzte täglich von 14:00 -16:00 Uhr ein Komitee-Mitglied befindet, welches den Deputationen Karten verabfolgen und Auskünfte erteilen wird.

Indem ich Sie bitte, dies den Herrn Deputanten gütigst mitteilen zu wollen, zeichnet hochachtungsvoll der ergebenste

Stricker

Lieber Bruder

ich habe bis heute von der Witwensozietät weder eine Aufnahmsurkunde noch die Gesuchsbeilagen zurück erhalten. Unter den letzteren befindet sich auch mein Ernennungsdekret zum Professor in Graz, welches, wenn es verloren ginge, nicht so leicht zu ersetzen wäre wie Taufschein etc., was noch beiliegt, das macht mir also einige Sorge.

Was die Erledigung selbst betrifft, so heißt es in § 8 der Statuten ausdrücklich: „Im Falle die Sozietät eine Aufnahme definitiv beschließt, erhält der Betreffende hierüber eine mit der Unterschrift unter dem Siegel der Sozietät versehene Aufnahmsurkunde, in der ihm seine und seiner Gattin Eintragungen in das Standesbuch der Mitglieder mit Angabe der betreffenden Seite und Nummer bekannt gegeben wird“. Da ich also weder die Gesuchsbeilagen bisher zurückerhalten, noch auch eine stillschweigende Aufnahmsbewilligung statutenmäßig ist und Du die 10 Gulden österreichischer Währung, welche Du über das von mir erbetene Darlehen von 1500 Gulden zu zahlen hattest, nur für die Stempel zur Erledigung des Aufnahme-Gesuches erlegen musstest, so ist kein Zweifel, dass es nur ein langweiliger Geschäftsgang verschuldet, dass ich bis jetzt jene in § 8 erwähnte Aufnahmsurkunde noch nicht in den Händen habe.

Mir ist das Warten schon sehr zuwider. Ich hoffe zwar zu Gott, dass mir kein Unglück in der nächsten Zeit passieren wird, aber ist denn auf der Welt nicht alles möglich?

Und nur auf Grund der Aufnahmsurkunde kann die Witwe um die Flüssigmachung ihrer Pension ansuchen. Kurz die Sache ist jetzt noch nicht geordnet und sollte geordnet sein.

Was soll ich tun?

Soll ich an Hopfgartner schreiben? Oder hast Du die Güte, in nächster Zeit gelegentlich in der Kanzlei nachzufragen? Ich würde an Hopfgartner unter dem Vorwande, dass ich mein Ernennungsdekret brauche, ein Urgens richten.

Der Ablieferungstermin für meinen Beitrag zu dem Handbuch der Physiologie ist bis 1. Juli verlängert worden. Leider zieht sich damit auch der Empfang des Honorares hinaus und muss ich Dich darum bitten, mit der Rückzahlung meiner Schuld etwas Geduld zu haben, ich werde Dir die Verzugszinsen pünktlich abstatten, außerdem habe ich in meinem Verrechnungsbuche angemerkt, dass ich Dir 1510 Gulden schulde, welche Du mir zur Einzahlung in die Sozietät vorgestreckt hast.

Uns geht es allen gut. Priska, die uns einige Sorge machte beim Absetzen, da sie durchaus nichts als die Brust nehmen wollte, hat sich, nachdem sie in einer Woche 80 g an Gewicht verloren hatte und Tag und Nacht schrie, bekehrt; sie frisst jetzt Nestlesches Mehl und reichlich Milch und ist wieder der alte Probst geworden.

Oskar hat mir schon einige Male über Herzklopfen geklagt. Er sieht gut aus. Am letzten Sonntag bekam er einen Anfall, wie er sagt, während er bei uns war. Ich hatte kurz zuvor die Herztöne ganz normal gefunden, als er sagte, jetzt kommt’s, auskultierte ich wieder und fand nun die Herztöne sehr schwach, namentlich den ersten; das ging aber bald vorüber und, noch während ich das Ohr anliegen hatte, wurden sie wieder stark und die Herzschläge sehr deutlich fühlbar. Geräusche konnte ich keine entdecken, nur etwas bronchiales Atmen schien mir vorhanden zu sein. Ich bin aber eben ein sehr schlechter Auskultator.

Fieber oder irgendwelche Beschwerden hat Oskar sonst nicht, nur die Anfälle, wie er sich ausdrückt, öfter.

Was soll ich ihm raten, wenn er wieder klagt, oder soll man ihn zu Rembold oder Glax schicken. Ich glaube nur, die Herren werden gar nichts finden, wenn nicht gerade bei der Untersuchung so eine Unregelmäßigkeit in Energie der Herzschläge auftritt, wie ich sie beobachtete.

Ich habe Dir die Sache nur mitgeteilt, um nicht etwa später mir Vorwürfe machen zu müssen, dass ich leichtsinnig über Oskars Klagen hinweggegangen wäre. Oskar isst mit Appetit, macht lange Märsche, zum Beispiel Sonntag nach der Andritz, arbeitet kräftig und ist gut aufgelegt.

Heute schreibe ich auch noch an Schurz. Ich möchte gerne eine Zeichnung von dem Kindertischchen Carls und Stefis haben und die Maße. Vielleicht ist Ernst so gut, sie einmal bei einem Besuche Adelens aufzuschreiben.

Grüße an Dich und Gusti von Rosa, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Heute Vormittag habe ich endlich, wahrscheinlich auf Deine Verwendung, die Aufnahme mit der Eintragung in das Standesbuch der Sozietät sowie die sämtlichen Gesuchsbeilagen erhalten. Ich beeile mich, Dir das mitzuteilen.

Ich danke Dir recht sehr für Deine Bemühungen.

Jetzt muss ich aber wieder mit einer Bitte kommen. Ich finde Luys über den Bau des Gehirns nicht unter meinen Büchern hier und vermute darum, dass es sich noch bei Dir in Wien befindet; sollte das Letztere der Fall sein, dann würdest Du mich sehr verpflichten, wenn Du das Bändchen unter Kreuzband an mich senden würdest, da ich es notwendig brauche.

Rosa und die Kinder befinden sich wohl. Ich hoffe das Gleiche von Richard und Oskar, die ich aber erst heute Abend sehen werde.

Mit vielen Grüßen an Dich, Gusti, Schurz, Adele und deren Bruder von mir und den Meinen, Dein

Alexander

Weißt Du vielleicht, ob Adam Politzer in Wien ist und ob er gesund ist. Ich habe schon zwei Briefe an ihn mit einer Anfrage gerichtet, welche unseren Privatdozenten Kessel für Ohrenheilkunde betreffen. Den zweiten Brief schon vor acht Tagen. Es wäre doch eine grandiose Flegelei von diesem S––juden, wenn er mir gar nicht antworten wollte.

A. R.

L.1079 *R.908

1879 II 16, Wien

Lieber Bruder!

Beiliegend findest Du die gewünschte Zeichnung des Kindertisches, welche von Ernsts Meisterhand mit fachmännischer Eleganz und Klarheit ausgeführt wurde.

Vorigen Montag begegnete ich Dr. Hopfgartner und interpellierte ihn sogleich, wegen der unbegreiflicherweise bis heute noch ausständigen Erledigung Deines Aufnahmegesuches in die Witwensocietät.

Er machte ein furchtbar blödes Gesicht und es kostete ihm sichtliche Anstrengung, sich an alles zu erinnern, was in Deiner Angelegenheit vorhergegangen war. Er versprach mir jedoch, die Sache zu urgieren und machte sich in meiner Gegenwart einen großen Knopf in sein Taschentuch. Wenn auch diese memnotechnische Prozedur nicht bald den gewünschten Erfolg haben und Dein Gesuch noch mehrere Tage unerledigt bleiben sollte, dann rate ich Dir coup sur coup, d.h. mit einem Brief nach dem andern, das Gedächtnis des genannten Herrn aufzufrischen, bis Du Dein Ziel erreicht hast. Was es mit den sogenannten Anfällen Oskars für eine Bewandtnis hat, weiß ich mir nicht zu erklären. Ich glaube, es dürfte geraten sein, doch gelegentlich Glax oder Rembold zu ersuchen, ein genaues Examen und eine gründliche Untersuchung vorzunehmen.

Es freut mich, dass es Dir, Rosa und den Kindern recht gut geht und ich grüße Euch alle auf das herzlichste, dein

Emil

L.1080 *R.909

1879 II 17, Wien

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bitte, mich zu entschuldigen, dass ich Ihrem Wunsche so spät nachkomme. Ich musste, um nicht oberflächlich zu sein, die Arbeiten des Herrn Dr. Kessel nochmals durchsehen. Ich übersende Ihnen hiemit in Kürze meine Ansicht über den wissenschaftlichen Wert derselben; Sie werden daraus ersehen, dass, trotzdem dass Herr Dr. K[essel] ohne Grund zu meinen Gegnern zählt, mein Urteil dadurch nicht beeinflusst wurde.

Indem ich Sie, geehrter Herr Kollege, bestens grüße, zeichne ich Ihren stets ergebener

Politzer

Anmerkung Das angesprochene Gutachten ist nicht mehr vorhanden.

L.1081 *R.910

1879 II 19, Dresden

Herrn Prof. Dr. A. Rollett in Graz.

Sie empfangen auf Ihre werte Bestellung vom 13. d[ieses] M[onats] per Eilgut an die Adresse des physiolog[ischen] Institutes eine Kiste mit den auf beiliegender Rechnung notierten Batterien. Ein neuer Katalog ist in Arbeit und wird Ihnen sobald fertig zugesendet, auch lege ich ein Druckblatt bei, auf welchem verschiedene Angaben, Füllungen bemerkt sind, welche von praktischem Nutzen sind.

Glücklichen Empfang wünschend, Ihr ergebenster

Dr. E. Stöhrer

L.1082 *R.911

1879 II 20, Wien

Bedaure das Unwohlsein der Kinder, hoffe jedoch, dass die Störung bald wieder ausgeglichen sein wird, da Varicellen eine so häufige als leichte und ohne nachteilige Folgen verlaufende Kinderkrankheit sind. Medikamente sind meist überflüssig, namentlich bei geringem oder fehlendem Fieber.

Viele Grüße

E[mil]

L.1083 *R.912

1879 III 10, Wien

Lieber Freund.

Ich habe die heutige Sonne benutzt, um das Spectralocular von Zeiss mir anzusehen. In der Erklärung heißt es, dass das Spektrum keine Parallaxe gegen die Skala haben soll. Ich kann dies aber nur immer für ein Ende des Spektrums zustande bringen. Wie steht es in dieser Hinsicht bei Deinem Exemplar? – Bei meinem kann man angeblich die Skala für die Sehweite einstellen, ohne dass eine Veränderung des Teilwertes der Intervalle eintritt.

Ich habe Dir vor einiger Zeit eine von Ditscheiner verfertigte Scheibe geschickt, welche in Rotation gesetzt die Newton-Farbenringe gibt und recht artig ist.

Gestern las ich, dass Euer Regierungskommissär gegen das Prüfen einzelner Professoren protestierte. Wer sind die?

Wie geht es Dir sonst? Hoffentlich befindet sich Deine Familie wohl. Bei mir geht’s Gott sei Dank so ziemlich. Mit bestem Gruße, Dein

V. Lang

L.1084 *R.913

1879 III 12, Belovár

Anmerkung Anfang des Briefes fehlt

Nachrichten und zeichne mich als Ihr dankbar ergebener und aufrichtiger Verehrer

Dr. Alexander Valčić

L.1085 *R.914

1879 III 27, [Graz]

Lieber Freund!

Im Anschlusse sende ich Gutachten und Rechnung zur Durchsicht und gefälligen Unterzeichnung.

Für den Fall, als Du die am 7. März, Z. 3156, angewiesene Gebühr für die letzte Untersuchung noch nicht behoben hast, lege ich die Quittung bei und bitte, sie zu unterfertigen und mir die bezügliche Anweisung mitzusenden, damit ich den Betrag für uns beide gemeinsam einkassieren und Deine Quote Dir sofort übermitteln kann.

Die Ratskammer hat bei unserer letzten Rechnung 12/47 Kreuzer ohne alle Erklärung abgestrichen – ich hab absichtlich in der jetzt vorzulegenden Rechnung die Gebühr für das 2. Objekt auf 6.30 (für Zeche) angelegt, während bei dem früheren beiden Objekten jedes mit 10.50 berechnet waren. – Wenn abermals ein Abstrich beliebt wird, wäre vielleicht zu erwägen, ob nicht wieder einmal ein Rekurs gegen dieses Verfahren angezeigt wäre.

Schauenstein

L.1086 *R.915

1879 III 28, [?]

Lieber Rollett!

Es scheint mir mit Rücksicht auf das nahe Ende des Semesters dringend notwendig, dass wir schon morgen früh beim Dekanate eine Erklärung (Verlangen der Sitzung mit Beziehung auf § 1 der G[eschäfts]O[rdnung]) übergeben. Dies sollte jedoch im Einverständnis mit einem Senatsmitgliede geschehen. Karajan kommt heute abends, 20:00 Uhr, zu Hildebrand, ich werde auch dort sein; bitte kommen Sie auch, wenn es Ihnen möglich ist, wir könnten dann gleich einen Entschluss fassen.

Ihr ergebener

V. Ebner XII Uhr

Hochgeehrter Herr!

Gestatten Sie mir, trotzdem ich Ihnen persönlich unbekannt bin, (ich war leider abwesend, als Sie vor Jahren die Zoologische Station besuchten) in Angelegenheit dieser letzteren diese Zeilen an Sie zu richten.

Mir ist von den verschiedensten Seiten der Wunsch ausgesprochen worden, wieder die Initiative zu ergreifen, um eine Beteiligung Österreichs an der zoologischen Station herbeizuführen. Nach den Verhandlungen, die stattgefunden haben, ist dies aber meinerseits unmöglich. Als ich neulich nach Wien reiste, sprach ich darüber mit einer einflussreichen Persönlichkeit, die ich weiter nicht nennen darf, und sagte, jeder Schritt der Art könne nur von den österreichischen Gelehrten selbst ausgehen, sei es, dass sie direkt beim Ministerium, sei es, dass sie bei der k.k. Akademie die Sache in Anregung brächten.

Die Stellung der Zool[ogischen] Station in Neapel und ihr Unterschied von den übrigen Zool[ogischen] Stationen, hat sich mit jedem Jahre weiter und sichrer markiert, und durch die soeben von mir in Berlin durchgesetzte neue Bewilligung von jährlichen 30.000 M[ar]k Subvention muss es nachgerade jedem klar sein, dass die Zool[ogische Station] in Neapel mehr sein will und mehr sein wird als ein simples Laboratorium, das als Appendix einer Lehrkanzel geführt wird. Wie gänzlich unangebracht also der von Herrn Prof. Claus seiner Zeit in usum Delphini mir aufgedrängte Vertrag mit dem Tausch der Arbeitstische in Triest und Neapel war, wird nachgerade wohl auch diesem Herrn selbst deutlich geworden sein, – könnte doch jetzt Holland, Russland etc. ähnliche Tauschvorschläge machen, welche genau ebenso unbillig wären.

Obwohl von nun an die Zukunft meines Institutes vollkommen sicher gestellt ist, so bin ich doch keineswegs indifferent gegen die weitere Ausdehnung des Interessenskreises desselben. In meinen Plänen liegt es, von Neapel aus langsam und konsequent die wissenschaftliche Erforschung des ganzen Mittelmeerraumes anzubahnen und zu diesem großen Programm die Mithilfe aller Zoologen, Botaniker etc. zu gewinnen. Ich bin mir bewusst, im Hinblick auf die bedeutende Aufgabe rein persönliche Stimmungen, Missstimmungen und individuelle wissenschaftliche Tendenzen durchaus in den Hintergrund gedrängt zu haben. Wenn ich es in einem gewissen Falle, der gerade bei dieser Gelegenheit von Wichtigkeit ist, nicht getan habe, so liegt das eben an Verhältnissen, die schliesslich auch wohl noch Andere zu gleichem Betragen gezwungen haben würden, – und ich will darüber weiter hier nicht sprechen.

Diese Zeilen sollen aber dennoch soweit in dieser Angelegenheit zu vermitteln suchen, als ich mir erlaube, die Anfrage an Sie, geehrter Herr, zu richten, wie weit sie persönlich geneigt wären, zu einer erneuten Anknüpfung eines Vertragsverhältnisses zwischen der österreichischen Regierung (scil[icet] einer Beteiligung der österreichischen Forscher) und der Zoologischen Station beizuhelfen. Ich glaube nämlich, dass eine Eingabe möglichst zahlreicher österreichischer Zoologen und Botaniker bei Herrn von Stremayr den gewünschten Erfolg haben würde (Eine solche Eingabe müsste aber vor allen Dingen von einer wissenschaftlichen Autorität wie Sie veranlasst werden, soll die nötige Einstimmigkeit hervorgebracht werden) – ich meinerseits würde dann bitten, mich in Kenntnis zu setzen, ob derlei ausführbar und wirklich in den Wünschen derjenigen österreichischen Forscher liegt, auf deren Wort Gewicht gelegt wird. Ich würde dann meinerseits das in Wien tun, was mir dort zur Erreichung des Zweckes erforderlich und möglich ist.

Ich würde mich sehr freuen, geehrter Herr Professor, Ihrerseits eine Äußerung über diesen Brief zu haben, den ich im Übrigen als durchaus vertraulich zu behandeln bitte. Am liebsten hätte ich freilich mündlich hierüber mit Ihnen verkehrt, aber meine Absicht , Graz zu berühren, wurde dadurch unmöglich, dass dringende Angelegenheiten mich zwangen, von Wien erst nach München zu gehen, ehe ich wieder hierher zurückkehrte.

Mit der Versicherung aufrichtigster Hochachtung Ihr ganz ergebener

Anton Dohrn

L.1088 *R.916

1879 IV 6, Belovár

Hochverehrtester Herr Professor!

Für Ihre gütige Verwendung und Ihre freundlichen Mitteilungen bin ich ihnen sehr verbunden. Im Sommersemester d[ieses] J[ahres] beabsichtige ich nach Graz zu kommen, behufs des Ihnen bekannten Zweckes. Es wird mich außerordentlich ehren und freuen, Sie, hochverehrter Herr Professor, meinen einstigen vortrefflichen Lehrer, nach 20 ereignisreichen Jahren, endlich einmal wiederzusehen und sprechen zu können; in welcher angenehmen Erwartung ich mich zeichne, als Ihr ergebenster Diener und aufrichtiger Verehrer

Dr. Alexander Valčić

L.1089 *R.917

1879 IV 7, Graz

Verehrter Herr Stadtphysiker!

Es ist mir vor einigen Tagen die […] Kundmachung die Sanitätsrevisions-Kommissionen betreffend zugekommen, in welcher der Passus vorkommt, dass diese Amtshandlungen im Laufe des Monats April durchzuführen seien.

Nachdem nun meine in der Resignierungs-Anzeige gestellte Bitte um Substituierung für die Zeit bis zu meiner Amtsniederlegung, d.i. nach neueren Vereinbarungen und definitiv bis 1. Mai d[ieses] J[ahres,] bisher unberücksichtigt geblieben, so ersuche ich Sie, mich wenigstens in Bezug auf die erwähnten Kommissionen substituieren zu lassen, da es mir bei dem jetzigen Krankenstande nicht möglich ist, halbe Tage für dieses Geschäft zu opfern.

Genehmigen Euer Hochwohlgeboren den Ausdruck unveränderter Hochachtung von

Dr. Julius Richter

L.1090 *R.918

1879 IV 10, Wien

Lieber Bruder!

Deine und Rosas freundliche mit allen Mitteln der graphischen Künste in Schneide-, Radier- und Schabmanier prächtig ausgestattete Einladungskarte für den 12. d[ieses] M[onats] habe ich richtig erhalten. Ich habe mit der Beantwortung bis jetzt gezögert in der Hoffnung, vielleicht doch noch eine Zusage meines Erscheinens machen zu können. Nun sehe ich aber schon ganz gewiss, dass dies leider dieses Mal nicht möglich ist. Ich muss mir daher meinen Besuch bei Euch auf eine günstigere Zeit aufsparen. Vielleicht gelingt es mir, zu Pfingsten oder an einem beliebigen Feiertage von Wien abzukommen. Ich freue mich schon sehr, Euch und die Kleinen wieder zu sehen. Octavie wird ja schon ein bisschen plaudern, Priska kann ich mir nicht mehr recht vorstellen. Auch von Rosa weiß ich kaum mehr, wie sie’s macht, wenn sie lacht. Es ist daher Zeit, dass ich mich wieder einmal um Euch umsehe, und so Gott will, soll dies recht bald geschehen.

Hermine ist bei mir in Wien und wird bis über die Zeit des Festzuges bleiben, auch die andern Schwestern werden wahrscheinlich kommen, um sich von meinen Fenstern aus den Festzug [anlässlich der Silbernen Hochzeit des Kaisers, arrangiert von Makart] anzusehen. Eine Menge meiner Bekannten haben sich zu gleichem Zwecke eingeladen, und wenn sie alle kommen, die ursprünglich die Absicht hatten, dann wird bei

mir ein furchtbares Durcheinander und ich fürchte, dass niemand befriedigt sein wird.

Nun lebe recht wohl, grüße und küsse mir herzlich Rosa und die Kinder, Dein

Emil

L.1091 *R.919

1879 IV 10, Breslau

Verehrtester Herr Kollege!

Beifolgend übersende ich Ihnen einen Separatabdruck, welcher eine Beschreibung von Stöpsel-Umschaltern enthält. Als ich die Abhandlung schrieb, war mir leider der von Ihnen angegebene Apparat, den ich jetzt aus Gscheidlens Buch kennengelernt habe, unbekannt; ich würde sonst nicht unterlassen haben, ihn zu erwähnen. Ich bitte um Ihre freundliche Entschuldigung. Herzlichen Gruß, Ihr

O. E. Meyer

L.1092 *R.920

1879 IV 13, Graz

Geehrter Herr Professor!

Der Herr Graf von Meran, kürzlich aus Wien hierher zurückgekehrt, hat mich beauftragt, Ihnen anzuzeigen, dass er in der bewussten Angelegenheit mit dem Minister von Stremayr gesprochen, dass dieser die größte Bereitwilligkeit ausgesprochen, aber zugleich erklärt habe, dass die Erledigung dieser Angelegenheit hauptsächlich von dem Gutachten des Professoren-Collegiums abhänge.

Hochachtungsvoll

J. Wiedermann

L.1093 *R.921

1879 VI 14, Wien

Liebster Freund!

Hier sende ich Dir das Bild unseres unvergesslichen Freundes. Nimm es freundlich auf und bleibe mir immer gut!

Mit vielen Empfehlungen an Deine verehrte Frau Gemahlin und herzlichem Gruße an Deine Kleinen, Dein

K. Schenkl Reisnerstraße 51

Hochgeehrter Herr!

Ich bin Ihnen zu großem Danke verpflichtet für die freundliche Aufnahme, die Sie meinem vorigen Briefe gewährt haben.

Ich habe sofort in dem mir angegebenen Sinne an Professor [Friedrich Johann Philipp Emil] von Stein geschrieben; habe ihm erzählt, weshalb ich nicht persönlich einen Antrag im Ministerium habe stellen können, und ihn gebeten, seinerseits die Initiative zu ergreifen, Ihnen aber und Professor Eilhard Schulze von den getanen Schritten Mitteilung machen zu wollen. Ich hoffe, dass es Ihrem ausschlaggebenden Votum gelingen wird, die negativen Einflüsse zu verdrängen, die sich bisher geltend gemacht haben, obschon zu erwarten steht, dass doppelte Anstrengungen das Gelingen der Sache von Neuem zu hintertreiben suchen werden. Grade jetzt war wieder ein östreichischer [sic] Zoolog Dr. Hatschek, da, der gern in der Station gearbeitet hätte: er bringt von Messina wertvolle Resultate mit, unter anderem auch eine neue Bearbeitung der Amphioxus-Entwicklung.

Ich erlaube mir, diesem Brief einige Zirkulare beizufügen, welche sich auf die Publikationen der Zool[ogischen] Station beiehen.

Ich möchte die Bitte aussprechen, ob nicht vielleicht die öffentlichen Bibliotheken, vielleicht auch der oder jener Privatdozent mich in der Hervorbringung der langen Reihe von Publikationen unterstützen möchte, welche unter dem Titel „Fauna und Flora des Golfes von Neapel“ von der Zool[ogischen] Station jetzt begonnen sind. Auf die Ctenophoren werden folgende Monographien folgen, die bereits in Ausarbeitung begriffen sind: Plenarien, Nemertinen, Capitelliden, Pycnogoniden, Balanoglossus, Sipunculoiden, Fierasher[?] Actinien, Caprelliden und verschiedene Algen-Familien. Wenn es mir gelingt, 200 Subscribenten zu finden, so kann ich jährlich 8.000 M[ar]k auf die Publikation verwenden und damit einen stattlichen Band herstellen.

Wenn es möglich ist, bitte ich freundlich um Ihre Unterstützung auch dieses Zweiges meines ganzen Unternehmens.

Mit nochmaligem Dank für Ihre freundlichen Bemühungen Ihr ganz ergebener

Anton Dohrn

Bitte auch Prof. Schulze für die Subskription zu interessieren!

L.1095 *R.922

1879 VI 30, Halle

Geehrtester Herr Collega!

Das verlangte Buch von Roosa schicke ich Ihnen. Das neueste amerikanische Lehrbuch von Burnett hat mir Dr. Jacoby in Breslau noch nicht zurückgeschickt. Auf russische und französische Literatur brauchen Sie kaum Rücksicht zu nehmen, denn sie nährt sich nur von Reproduktionen deutscher Arbeiten.

Ihr Verfahren zur Lufteintreibung ohne Katheter mit dem „Haken“, wie ich es hier nenne, verwende ich sehr häufig, besonders im Kindesalter bei Hyperreaktion im Nasen-Rachenraum und halte es für diese Fälle für viel zweckmäßiger wie Politzers Verfahren mit dem Ballon. Ich wollte eigentlich schon längst darüber einmal etwas schreiben, weil ich überzeugt bin, dass das Verfahren bei den Kollegen bisher nicht die ihm gebührende Beachtung gefunden hat. Ich komme aber nicht dazu wegen der ewig lauernden, Zeit und Kraft gänzlich absorbierenden Praxis. In der mir aufgehängten Bearbeitung der chirurgischen Ohrkrankheiten für Pitha und Billroth resp[ektive] Billroth und Lücke soll es gebührend von mir hervorgehoben werden.

Werden Sie nach Amsterdam gehen? Ich habe eigentlich Lust dazu und habe mich so halb und halb schon mit Trautmann verabredet. Freilich liegt noch viel Zeit dazwischen, und wer weiß, ob nicht das eigene Befinden oder Krankheiten in meiner zahlreichen Familie wieder einen Strich durch die Rechnung machen werden.

Besten Gruß! Ihr ergebenster

Schwartze

L.1096 *R.923

1879 VII 22, [?]

Hochgeehrter Herr Professor!

Beehre mich hiemit mitzuteilen, dass ich die Mitglieder der 6. Sektion für den 24. d[ieses Monats], 17:00 Uhr zu einer Sitzung eingeladen habe; zugleich teile ich mit, dass die vereinigte 1. und 6. Sektion den Herrn Dr. Ninaus in Vorschlag bringen werden.

Mit dem Ausdrucke besonderer Hochachtung zeichne ich mich, Ihr ergebenster

Dr. Suppan

L.1097 *R.924

1879 VII 27, Berlin

Hochgeehrter Herr Professor!

Beiliegend erhalten Sie die gewünschte Rechnung und habe ich dieselbe quittiert, um Ihnen jede Weitläufigkeit zu ersparen; ich hoffe, dass die Form, in der ich die Quittung ausgestellt, die richtige sein wird.

In der Hoffnung, recht bald wieder mit Ihren geschätzten Aufträgen beehrt zu werden, zeichnet hochachtungsvoll der ergebene

L. Bénèche

L.1098 *R.925

1879 VII 28, Graz

Hochgeehrter Herr Collega!

Nehmen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre freundlichen Glückwünsche, die mich besonders erfreuten und seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem ergebenen

Dr. Karl Gross

L.1099 *R.926

1879 VII 30, Baden

Verehrtester Herr Professor!

Hofrat Langer und Sektionsrat David waren beide heute im Ministerium zu treffen. – Langer, von meinem Gesuch noch nichts wissend, hat sich sowohl das Ministerialdekret, ddo 17/X 77 (Schroffs Anstellung und seine Ernennung zum Vertreter der allg[emeinen] und exp[erimentellen] Path[ologie] und Therapie) notiert, um es ausheben zu lassen. – Er ist im Ganzen von der Richtigkeit unserer Wünsche überzeugt, kann nicht begreifen, dass das Professorenkollegium da auch eine halbe Maßregel vorschlägt – meint aber, dass das Ministerium nicht auf die Trennung der Lehrkanzel Clars eingegangen sei, auch prinzipiell nicht –, solange eben nicht eine systemisierte Lehrkanzel für allg[emeinen] und exp[erimentellen] Path[ologie] gegründet sei.

Man könne auch Schroff, der ja nach Langers Ansicht durch seine Verpflichtung die allgem[eine] und exp[erimentellen] Path[ologie] zu lehren das Recht des Kollegiengeldsbezuges habe, nicht schlechtweg dieses wegnehmen. – Kurz Langer ist der Raison nach entschieden gegen das Professorenkollegium – sucht aber einen Ausweg, um Schroff nicht zu beleidigen. Der Schluss unserer ziemlich ausgedehnten Unterredung war der, dass Langer völlig überzeugt davon ist, dass mir die allgem[eine] Path[ologie] ohne Examinationsrecht nichts helfe. – Das war nicht schwer zu verstehen. – Er will auf Systemisierung der Lehrkanzel und Durchführung der Trennung hinarbeiten.

Wie mir langer mitteilte, bleibt er bis Samstag noch in Wien und geht dann nach Millstatt. – Was dieses Letztere in Berücksichtigung einer Bemerkung, die sich daran schloss, zu bedeuten hat, werden Herr Professor sogleich ermessen können, wenn ich Ihnen sage, dass Langer im Verlaufe des Gespräches höchst wichtig tuend bemerkte, dass diese Angelegenheit keinesfalls vor Beginn der Ferien, wahrscheinlich erst nach denselben, erledigt werden dürfte.

Was das Gespräch mit Sektionsrat David betrifft, so gab es da Funken; ich konnte im Laufe des Gespräches kaum an mich halten, da er mir geradezu zu verstehen gab, dass ich zufrieden sein solle, dass man mir so viel gewährt habe und noch mehr gewähren wolle. Er meinte, dass Schroff vielleicht nicht lesen würde, wenn ich die allgem[eine] Path[ologie] vortragen würde, sodass ich ihm erklärte, ich halte dafür, dass für Graz 2 Professoren der allg[emeinen] und exp[erimentellen] Path[ologie] überflüssig seien und ich dann genötigt wäre, zu gehen. – Er gab die Richtigkeit dessen zu, meinte aber, dass die Herren im Ministerium gewohnt seien, mit Tatsachen zu tun zu haben, es könne daher eine solche Erklärung durchaus nicht bestimmend für die Erledigung sein. Lemayer ist auf Urlaub. Stremayr hat sich das Referat selbst vorbehalten. Morgen gehe ich zu Stremayr. Mit größter Hochachtung, Ihr dankschuldiger Schüler

Klemensiewicz.

Mein Schwager kommt erst Freitag oder Samstag. Ich erwarte sehnsüchtig einige Zeilen von Ihnen – ich bin fest entschlossen zu gehen. – Ich will nicht einmal mein Gesuch zurückziehen.

Anmerkung Telegramm

komme morgen mittags

emil

1879 VIII 6, Neapel

Geehrter Herr Hofrat!

Mit wenigen Worten erlaube ich mir, Ihnen die Mitteilung zu machen, dass ich infolge einer Aufforderung Ihres Herrn Kollegen v[on] Stein, die mir heute zukam, in der bewussten Angelegenheit eine direkte Eingabe an Minister v[on] Stremayr gemacht habe.

Prof. Stein teilt mir mit, dass bereits eine Modalität ausgedacht sei, um den Plan zu durchkriegen [?]. Es soll nämlich an bestimmter Stelle vorgeschlagen sein, vielmehr der projektierten Station in Messina die betreffende Subvention zuzuwenden, da Messina eine wichtigere Ergänzung Triests sei als Neapel. Das Lustige dabei ist aber, dass niemand anders den Ballon d’Essai betreffend der Messinaer Station hat steigen lassen als ein guter Freund von mir, der meiner Absicht, in Messina eine Dependance der Station in Neapel zu schaffen, in die Hand arbeiten will. Die italienische Regierung denkt daran so wenig, wie sie etwa eine Station in Patagonien gründen möchte, – der Eifer verfehlt also diesmal gründlich seinen Zweck. Wie Prof. v[on] Stein mir mitteilt, soll der Gesichtspunkt betreffs Messinas auch von einem sehr einflussreichen Reichsratsmitgliede geteilt werden, – womit wohl Prof. Suess gemeint ist. Ich habe es daher für angezeigt gehalten, sofort dem Minister meine Absicht, in Messina Fuss zu fassen, kundzutun, – dann sind die Ausflüchte der betr[effenden] Stelle von selbst zurückgewiesen.

Ich sehe nun einer offiziellen Entscheidung entgegen und würde mich sehr freuen, falls sie günstig ausfällt, eine lebhafte Beteiligung östreichischer Forscher an den gemeinsamen Aufgaben gewärtigen zu dürfen. Wenn es mir dabei gelänge, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, würde ich mich doppelt glücklich schätzen und dadurch die beste Gelegenheit finden, Ihnen meinen Dank für Ihre Teilnahme ündlich auszusprechen.

Mit der Bitte mich Prof. Schulze bestens empfehlen zu wollen, und den verbindlichsten Empfehlungen an Sie selbst, verbleibe ich hochachtungsvollst Ihr ganz ergebener

Anton Dohrn

L.1102 *R.927

1879 VIII 6, Villach

Hochgeehrter Herr Professor!

Vor allem spreche ich Ihnen meinen warmgefühlten Dank aus für Ihre unermüdlichen Bestrebungen, meine Interessen zu schützen und zu wahren. Die Opfer, die Sie mir gebracht haben, werde ich nicht vergessen und ersehne mir den Augenblick, der mir gestattet, Ihnen zu zeigen, dass ich dessen stets eingedenk bin. Sehr zufrieden bin ich, seitdem die Angelegenheit in der Fakultät erledigt ist, damit Sie die alte Seelenruhe wieder gewinnen und die fortwährenden Erregungen los sind. Die Gegner haben wohl ihr Möglichstes getan, um den geistigen Kampf zu bestehen, dass sie darin unterliegen mussten, war mir nicht zweifelhaft. Und ich denke, sie werden in Zukunft etwas vorsichtiger sein, in der Opposition gegen Sie. Ich muss gestehen, ich war überrascht über das Resultat der Abstimmung. Den Gegnern gingen drei Stimmen verloren. Ihnen, respektive mir, fielen sie zu, ohne dass ich mich besonders darüber freuen könnte; denn es war doch wohl nur das arg in die Enge getriebene Schamgefühl, das sie für mich bestimmte. Vielleicht auch das nicht einmal, sondern bloß eine berechnende Klugheit, die sich immer eine Hintertüre offen lässt. – Vielleicht könnten sie doch in nicht so langer Zeit in die Lage versetzt werden, mit Ihnen zu stimmen.

Ich war, seitdem ich Ihren Brief erhalten, nicht untätig und berichte daher erst heute nach meiner Ankunft in Villach; ich habe Herrn Nischelwitzer aufgesucht und ihn gebeten, Stremayr zu bitten, dass er dem Separatvotum volle Aufmerksamkeit schenkt. Nischelwitzer erklärte, dass er mit Vergnügen alles tun wird, um den Minister für meine Ernennung günstig zu stimmen; er war entrüstet über das Vorgehen der Majorität und meinte, dass demgegenüber etwas geschehen müsse, dass er ohne Rückhalt den Minister auffordern werde, Gerechtigkeit zu üben; so viel über Nischelwitzer.

Mein Schwiegervater ist jetzt in Marienbad, auf seiner Rückreise wird er ebenfalls zum Minister gehen und werden wir bald hören, wie die Sache in Wien steht.

Mit hochachtungsvollem Gruße, Ihr ganz ergebener

Kessel

L.1103 *R.928

1879 VIII 6, Belovar

Hochverehrter Herr Professor!

Der plötzliche Tod eines Kollegen änderte meine Pläne, infolge dessen ich im Sommer nicht nach Graz komme. Vielleicht geschieht dies im ersten Wintersemester, wenn überhaupt die Ablegung des Chirurgiae Doctorates mir nötig sein wird.

Mein Absolutorium bitte vorläufig dort zu verwahren.

Indem ich Sie, hochverehrten Herr Professor, bitte, meine ergebensten Empfehlungen dem Herrn Professor Blodig mitzuteilen, zeichnet sich, Ihrer Freundschaft bestens empfehlend, mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster

Dr. Alexander Valčić Spitalsdirektor

Ich lege meine Photographie bei und würde mich sehr freuen, die Ihre zu erbitten. Mit Hochachtung, Valčić

L.1104 *R.929

1879 VIII 7, Veldes

Anmerkung Karte vom Wocheiner See bei Bled in Slowenien

Vom Wocheiner-See zurückgekehrt, sende ich Euch viele Grüße. Bisher hatte ich herrliches Wetter und köstliche Hitze, doch nun umwölkt sich der Himmel stark von allen Seiten. Morgen beabsichtige ich, weiterzureisen, wahrscheinlich in Gesellschaft eines Grazer Advokaten. Rosa und die Kinder, Mutter und Brüder küsse ich herzlich

Emil

L.1105 *R.930

1879 VIII 23, Markt Aussee

Werter Freund!

Besten Dank für die mir soeben zugekommene Meldung von Klemensiewiczs Ernennung zum Prüfungskommissär bzw. Abtakelung des Eibischtees [sic] von der Supplierung der allgemeinen Pathologie. Konnte unter normalen Verhältnissen gar kein Zweifel auftauchen, dass so und nicht anders des Ministeriums Entscheidung ausfallen müsse, so waren dermalen Zweifel mehr als berechtigt, dass Stremayr eben ganz unberechenbar geworden. Unstreitig ist auch an dieser Erledigung der Angelegenheit Stremayr ganz unschuldig. Mit Dir und KlemensiewiczEbner nicht zu vergessen – freue ich mich über die endlich erfolgte volle Erfüllung desjenigen, was Du und Ebner vor Jahren gefordert und beabsichtigt habt. Ich freue mich dessen, von dem persönlichen Interesse Klemensiewiczs ganz abgesehen, im Hinblicke auf die jammervollen Zustände an der medizinischen Fakultät, die aller Wahrscheinlichkeit nach nur durch solche Blamagen der Majorität sich ändern werden. Fehlt nur noch Kessels Ernennung, die, wie ich gestern – freilich auf sehr indirektem Wege – hörte, gar nicht schlecht stehen soll. Dann werden wohl die urteilslosen Knappen Schauensteins zur Erkenntnis gelangen, dass aus diesem Dienstverhältnisse ihnen keinerlei Vorteil erwächst, und allmählich überlaufen. Und klug wird es sein, sie dann nicht brüske abzuweisen. Doch soweit sind die Dinge noch nicht gediehen! Dass es aber dahin kommt, steht außer Frage. Und einer der ersten wird der Oberböhme Helly sein, der am Vortage meiner Abreise wieder einmal Lust verspürte, mit mir freundschaftlich anzubandeln. Hole der Fuchs diese Vorteilsmeier!

Stark abgehetzt kam ich am 3. d[ieses] M[onats] hier an, fühle mich aber jetzt schon nach einigen Touren, die ich mit dem dieses Jahr am Grundelsee seinen Urlaub verbringenden Bruder Louis unternahm, physisch wieder ziemlich restauriert. Er bleibt noch bis etwa 10. Sept[ember] hier, geht zum 15. nach Stuttgart und sendet beste Grüße gleich mir an Dich. Solltest Du Kessels Adresse wissen und über Ebners und Hildebrands Aufenthaltsort in Kenntnis sein, so wäre mir kurze Mitteilung auf einer Korrespondenzkarte sehr erwünscht, desgleichen eine Anzeige, sobald über Kessel eine Entscheidung einlangt. Helly ist, wie ich hörte, auf 14 Tage zu den Seinen nach Sillian in Tirol abgereist. Wer besorgt dann das medizinische Dekanat? Wenn Du nicht eingespannt wirst, wahrscheinlich niemand, da alles fort ist. Deine Grüße an meine Frau erwidert diese auf das Beste und wünscht Dir gleich schöne Erfolge in academicis wie die letzten in reicher Zahl.

Nochmals herzlichst dankend für Deine erfreuchlichen Mitteilungen in alter Treue Dein

Karajan

L.1106 *R.931

1879 IX 7, Villach

Anmerkung Telegramm

Mein Schwiegervater war vorgestern bei Minister, gestern in betreffendem Einreichungsprotokoll, woselbst Separatvotum nicht angelangt, was Minister, der sich früher erkundigte, bestätigt. Bitte um Aufklärung, komme Dienstag. Gruß

Kessel

Hochgeehrter Freund und Kollege!

Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Glückwunsch. Ich bin durch meine Ernennung [zum Herrenhausmitglied] vollständig überrascht worden. Wenn man mich vorher gefragt hätte, würde ich nicht den Mut gehabt haben, ja zu sagen. Ihr

E. Brücke

L.1108 *R.934

1879 X 5, Graz

Lieber Bruder!

Ein Monat ist verflossen, seit unser Buberl geboren wurde, und es ist nun Zeit, das Schweigen zu brechen. Es war eine sehr vergällte Freude, zu der Ihr uns gratuliert habt.

Dass das Kind zu früh geboren wurde, werdet Ihr Euch wohl gedacht haben. Ich wollte Euch aber nicht all die Sorge und all den Kummer vorjammern, die ich durchzukosten hatte. Der Knabe schrie kräftig bei der Geburt, hatte einen festen Schädel, wog aber nur 1430 Gramm, der Kopfumfang war 29 cm, die Länge 40 cm. Also ein nicht lebensfähiges Kind. Nichts destoweniger versuchte ich mit Beihilfe unserer sehr vernünftigen Madame alles, was bei Frühgeburten getan wird, um sie zu erhalten. Dr. Zini war zur Zeit der Geburt, die ganz normal verlief, noch von Graz verreist; als er am sechsten Tage darnach erschien und ihm die Hebamme referierte, sagte er ihr, was plagen Sie sich denn, es ist ja alles vergebens.

Ich hatte aber frei von aller Empirie inzwischen nur rationelle Reflexionen angestellt. Ich sah, dass das Kind regelmäßig atmete, dass es einen zwischen 106 und 110 schwankenden Puls hatte. Es entleerte freiwillig das Kindspech in mehreren aufeinanderfolgenden Malen, also die Bauchpresse in Ordnung, es nieste, es hustete, es verschlang eingeflößten Tee, es schlug die Augen auf, also die Reflexe in Ordnung.

Rosa verzweifelte, ihre sensible Natur ließ sie immer und immer nur die Jammerrufe ausstoßen, Gott was habe ich getan, dass mir das passieren muss, ein Knabe ist doch der Stolz der Mutter und gerade den soll ich verlieren usw.

Da trieb mich denn alles, mir den Fall näher zu besehen und rasch handelnd einzugreifen. Ich konstruierte mir im Laboratorium einen eigenen Apparat zum Absaugen der Milch, die nach 24 Stunden reichlich vorhanden war, mittelst desselben gelang es mir in einer Sitzung, 30 Gramm Milch abzusaugen und 10mal während 24 Stunden bekam ich so 300 Gramm Milch, welche von 2 zu 2 Stunden verfüttert wurden mit 2 Pausen von 4 Stunden in der Nacht. Es war mühevoll und erschöpfend und ich schlief fast im Stehen ein.

Aber meine Voraussetzung, dass dem kleinen Kerl zum Leben nichts fehle als Nahrungszufuhr und dass er gerettet werden könne, wenn er nur die eingeflößte Nahrung verdaut, hat sich schließlich doch gerechtfertigt. Denn schon nach acht Tagen, während welcher das obige Regime unausgesetzt fortgesetzt wurde, hatten wir eine Gewichtszunahme von 145 Gramm zu konstatieren.

Zini hatte inzwischen geraten, ich solle Rotwein einflößen. Zweimal tat ich es, dann weigerte ich mich aber es weiter zu tun, denn, jedesmal wurde die Respiration unregelmäßig, trat Atemnot auf. Ich schenkte meinem Verfahren mit der dosierten Milch das vollste Vertrauen, da ich damit die schönsten täglichen Entleerungen normalen Kinderkotes erzielte. Die Dosis 300 Gramm wurde gewählt, da man für ein ausgetragenes 3600 Gramm schweres Kind in 24 Stunden 550 Gramm Milch rechnet und aus der Menge der Faezes bei unseren Kleinen bald zu vermuten war, dass wir das richtige Maß der Nahrung getroffen haben. Wie die erste Woche verlief die zweite. Aber kein Laut wurde hörbar, das Kind lag immer im tiefen Schlaf. Konnte man daraus auch entnehmen, dass es genug Nahrung erhielt, so beängstigte mich doch andererseits das riesige Wachsen des Bauches und das Heraufdrängen des Zwerchfelles. Ich fürchtete, dass der Thorax in der Entwicklung gehemmt und zurückbleiben möchte und daraus wieder neue Gefahr entstehen möchte und auch Zini kam immer wieder mit dem Bedenken, noch immer kein Verlass.

Wir gewannen aber in der zweiten Woche wieder 195 Gramm Gewicht, der Kopfumfang betrug am Ende der zweiten Woche 30 cm. Die Länge 46 cm. Die dritte Woche verlief wie die zweite, nur fing das Kind jetzt während der Nacht manchmal zu schreien an, was ich dahin deutete, dass er jetzt mehr Nahrung brauche. Ich steigerte darum die Milchdose bei einzelnen Fütterungen auf 40 Gramm, diese waren aber, wenn auch beide Brüste benützt wurden, schon sehr schwer mit meinem Apparat zu erhalten. Am Ende der dritten Woche hatten wir wieder 155 Gramm Gewichtszunahme zu konstatieren.

So begann die vierte Woche, noch immer konnte das Kind nicht selbst saugen, aber es gelang jetzt, ihm mittels einer Saugflasche die abgezogene Milch darzureichen und selbst an der Brust machte er einige, wenn auch vergebliche Züge. Da trat ein Wendepunkt ein, der mich mit neuer Sorge erfüllte. Mein künstlicher Saugapparat versagte, ich erhielt kaum mehr 30 Gramm aus beiden Brüsten, ja manchmal zu meiner Verzweiflung nach halbstündigem Saugen, wobei mir die Lippen wund wurden, erst 10 Gramm. Als ich eben einen solchen fruchtlosen Versuch gemacht hatte, legten wir ganz ratlos den Kleinen selbst an die Brust, er hatte eben ganz jämmerlich geschrien und ich sagte in meiner Verzweiflung sauf selbst, ich krieg nichts für dich, sonst bist du verloren! Und siehe da, der Kerl zog diesmal fest an, wahrscheinlich vom Hunger gepeinigt und die Milch floss im Strome her, sodass wir, da er die Masse nicht bewältigen konnte, noch das Glas unterhalten mussten und mehr als 50 Gramm auf einmal erhielten. Was ich durch die Erfahrung der vorausgehenden Wochen schon für eine Irrlehre hielt, da die Milch nur erhalten werden kann, wenn das Kind selbst saugt, scheint doch seine Richtigkeit zu haben. Wir ließen nun den Kleinen hungern und wendeten durch Auswaschen der Augen und des Mundes mit kaltem Wasser alles auf, um ihn immer so weit aufzumuntern, dass er selbst saugt, das ist uns in den zwei letzten Tagen der vierten Woche und in den nun abgelaufenen 3 Tagen der fünften Woche auch glücklich gelungen. Am Ende der vierten Woche wog das Kind 2050 Gramm, der Schädelumfang ist 31 cm, die Körperlänge 47 cm. Die Faezes sind normal und reichlich, das Kind schreit nun regelmäßig, wenn es Hunger hat. Nur trinkt es oft auf einmal so viel, dass nach Verlauf von zwei Stunden noch kein Nahrungsbedürfnis sich geltend macht und dann ist er, wenn die besorgte Mutter die regelmäßige Fütterungszeit einhalten will, auch jetzt noch sehr schwer zu erwecken. Gott gebe, dass uns der Kerl erhalten bleibt, er sieht jetzt schon gesund und kräftig aus, wenn er auch klein ist, über das Frühgeborensein sind wir, glaube ich, glücklich hinaus und wir können alle Hoffnung haben, dass der, wie sich ja doch gezeigt hat, gut angelegte Kerl sich fortan normal weiterentwickelt. Er wäre dann unter Auspizien geboren, wie Newton, von dem die Sage geht, dass er als Sechsmonatskind auf die Welt kam.

Zini behauptet, unserem Knäblein fehlten 10-12 Wochen, das glaube ich nicht, ich glaube, es fehlen ihm 7-8 Wochen, er ist aber klein, wie es auch Octavie und Priska waren.

Du wirst vielleicht manches in diesem Briefe zu dramatisch dargestellt finden, namentlich der Übergang vom künstlichen Füttern zum Selbstsaugen, es ist aber alles buchstäblich so verlaufen, wie ich es Dir schrieb.

Nun eine Bitte, die ich aber nur in verschämter Weise machen möchte. Du warst für unsere beiden anderen Kinder, die aber niemals Buben geworden sind, immer als Gevatter in Aussicht genommen und hast solche Pflichten auch trotz der Mädeln auf Dich genommen. Jetzt ist der Bub da und da können wir nicht anders, als wieder bei Dir anfragen, ob Du nicht diesen aus schwerer Not geretteten wirklich und wahrhaftig aus der Taufe heben willst.

Rosa vereinigt ihre Bitten mit den meinen, wir sehen aber ein, dass es Dir schwer werden könnte, ja zu sagen, wegen der Umständlichkeiten und Entfernungen. Zu taufen sind wir jetzt jederzeit bereit. Wir erwarten nur Deine Antwort auf unsere Anfrage. Mit vielen Grüßen von uns allen an Dich und Gusti muss ich nun schließen, um den Brief noch auf die Post zu bringen. Dein

Alexander

L.1109 *R.935

1879 X 6, Wien

Lieber Bruder!

Da unser Glückwunsch zur Geburt Eures Söhnleins trotz aller daraus erwachsenen Sorgen und Mühen bis jetzt doch nicht vergeblich war, so erneuere ich denselben von ganzem Herzen und hoffe, dass er sich nun erst recht zu Eurer und unser aller Freuden erfüllen wird. Sehr gerne will ich die Patenstelle bei dem neuen Sprössling übernehmen und werde daher kommenden Samstag mit dem 13:30 Uhr Schnellzug von Wien nach Graz abreisen. Ich ersuche Dich, das Arrangement so zu treffen, dass ich eventuell am andern Tag, Sonntag, 16:00 Uhr, wieder nach Wien zurückkehren kann. Ich habe nämlich einen sehr schweren Kranken und es wird kaum möglich sein, länger von Wien wegzubleiben. Für den Fall als ich durchaus verhindert wäre, am Samstag nach Graz zu kommen, würde ich Dich hievon telegraphisch verständigen, sonst bleibt es bei dieser Abmachung.

Einstweilen viele Grüße und Küsse an Dich, Rosa und die Kinder. Auf ein frohes Wiedersehen! Dein

Emil

L.1110 *R.832

1879 X 10, Bonn

Verehrter Herr Kollege!

In dem Hermannschen Handbuche der Physiologie bearbeiten wir zwei einander berührende Artikel und werden Sie es darum berechtigt finden, wenn ich Sie bitte, mir mitzuteilen, inwieweit Sie bei Bearbeitung des Blutes die mit den Gasverhältnissen in Beziehung stehenden Fragen berücksichtigt haben. – In specie muss ich bei dem Kapitel der Kohlensäurebindung im Blute auf die von Ihnen gegebene Darstellung der Mineralbestandteile des Blutes mich beziehen. Ein zweiter Berührungspunkt ist das Hämoglobin. Mit seinen chemischen Eigenschaften, abgesehen von der Bindung der Gase, und mit seinen Versetzungsprodukten werde ich mich natürlich nicht zu beschäftigen haben. Wie ist es aber mit dem spektrokopischen Verhalten des Hämoglobin und den mit dem Gasgehalt in Beziehung stehenden Variationen der Blutfarbe?

Herr Professor Hermann, den ich neulich in Baden Baden sprach, meinte, Sie würden diese Dinge behandeln und auch die nötigen Spektraltafeln geben; doch möge ich Sie selbst noch darüber fragen, was hiermit geschieht.

Genehmigen Sie die Versicherung meiner besonderen Hochachtung, ergebenst!

N. Zuntz Meckenheimerstraße 108a

Hochgeehrter Freund und Kollege!

Entschuldigen Sie, dass ich Sie mit einer Privatangelegenheit belästige. Heute Mittag kam ein Frauenzimmer zu mir, mir ihre Not zu klagen und für ihren Vater zu bitten. Ihr Vater, Konstantin Brücke (oder Brükke?) sei 63 Jahre alt, sei Schuldiener der theologischen Fakultät gewesen und seines Dienstes entlassen worden, teils weil die Diener hätten vermindert werden sollen, teils weil man ihm Nachlässigkeit im Dienst Schuld gab. Er sei mit ihr hierher gekommen und solle nun wegen Mangel an Subsistenzmitteln nach Ungarn, wo sie zu Hause seien, abgeschoben werden. Die Person war 19-22 Jahre alt, gewöhnlich, aber nicht gerade schlecht gekleidet, groß und kräftig gebaut, war ziemlich heller Komplexion, hatte rechts am Halse eine große Narbe wie von einem Lymphdrüsenabszess und gerötete Augenlider mit ziemlich viel eingetrocknetem Sekret an den Wimpern. Mir kommt die ganze Sache sehr problematisch vor. Was müsste ein Universitätsdiener angestellt haben, um mit 63 Jahren so hilflos entlassen zu werden?! Ich habe den Verdacht, dass alles erlogen ist und erlaube mir deshalb zu fragen, ob Ihnen irgendetwas von einem solchen entlassenen Schuldiener meines Namens bekannt ist. Mit der Bitte, mir diese Belästigung zu verzeihen und mit bestem Gruße, Ihr

E. Brücke

Hochgeehrter Freund und Kollege!

Besten Dank für Ihre Antwort. Was Ihre Frage anlangt, so kenne ich zwei Leute, die Physiologen werden wollen. Der eine von ihnen würde auch die zweite eventuell von Ihnen gestellte Bedingung erfüllen. Es ist Max von Frey. Er war erst mein Schüler und Demonstrator und ging dann nach Leipzig zu Ludwig, aber ich habe ihn ganz aus den Augen verloren. Sein Quinquennium muss schon seit mehreren Jahren abgelaufen sein und ich entsinne mich nicht, dass er bei mir Rigorosen gemacht hätte. Ich weiß nur, dass sein Vater, der, wenn ich mich recht erinnere, früher Advokat war, in Salzburg als Rentier lebt, und dass ihm das schöne, altdeutsche, mit grauen Majolikaplatten bedachte Haus auf dem Mönchsberge gehört, das jedem, der hinaufkommt, sogleich auffällt.

Der zweite ist Sigmund Freud, der die schönen Arbeiten über Nerven der Querder und Neunaugen gemacht hat, die in unseren Sitzungsberichten abgedruckt sind. Es sind zwei, die letzten finden Sie Bd. LXXVIII Abteilung 3, S. 81, für die erste kann ich das Zitat augenblicklich nicht nachsehen, da der Band beim Buchbinder ist. Er besitzt auch gute physikalische Kenntnisse und ist ein sehr anständiger Mensch von angenehmen Manieren. Auch zoologische Kenntnisse sind ihm noch besonders nachzurühmen. Aber er ist noch mit seinen Rigorosen beschäftigt und ist ein ganz armer Jude, der von seinem Gehalte leben müsste, was er übrigens bei der Einfachheit und Regelmäßigkeit seines Lebens auch sicher fertigbringen würde. Sollten Sie auf ihn reflektieren, so bitte ich Sie, mir Nachricht zu geben. Ich sage ihm natürlich vorher nichts, zweifle aber nicht, dass er sehr erfreut sein würde, auf diese Weise seinem Wunsch, sich der Physiologie zu widmen, realisieren zu können. Mit nochmaligem Danke und bestem Gruße, Ihr

E. Brücke