Briefe 1871

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.558Max von VintschgauAlexander Rollett[1871] [?] [?][Innsbruck]
L.559August ToeplerAlexander Rollett[1871] [?] [?][Graz]
L.560Julius Planer von PlannAlexander Rollett[1871/1872] [?] [?][Graz]
L.561Vitus GraberAlexander Rollett[1871-1892] [?] [?][?]
L.562Salomon StrickerAlexander Rollett[1871] I 5Wien
L.563Salomon StrickerAlexander Rollett[1871] I 26Wien
L.564 *R.472Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1871 I 26Leipzig
L.565 *R.473Josef LunzerAlexander Rollett1871 I 29Krems
L.566 *R.474[Mathias] BoldyrewAlexander Rollett1871 I 30Leipzig
L.567 *R.475Salomon StrickerAlexander Rollett1871 II 4Wien
L.568Salomon StrickerAlexander Rollett[1871] II 7Wien
L.569 *R.476[Gustav] von KottowitzAlexander Rollett1871 II 8Graz
L.570 *R.479Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1871 III 2Leipzig
L.571 *R.480Alexander RollettEmil Rollett1871 III 4Graz
L.572Salomon StrickerAlexander Rollett[1871] III 8Wien
L.573 *R.481Emil RollettAlexander Rollett1871 III 8Wien
L.574 *R.482Viktor von EbnerAlexander Rollett1871 III 15Innsbruck
L.575 *R.483Alexander RollettEmil Rollett1871 III 30Graz
L.576 *R.484Theodor von OppolzerAlexander Rollett1871 IV 21Wien
L.577Salomon StrickerAlexander Rollett[1871] IV 24 Wien
L.578 *R.485Viktor von LangAlexander Rollett1871 V 26Wien
L.579 *R.486Alexander RollettEmil Rollett1871 V 26Graz
L.580 *R.487Emil RollettAlexander Rollett1871 V 27Baden
L.581 *R.489Emil RollettAlexander Rollett1871 VI 24Baden
L.582 *R.490Alexander RollettEmil Rollett1871 VI 26Graz
L.583 *R.491Viktor von LangAlexander Rollett1871 VII 4Wien
L.584 *R.492Viktor von EbnerAlexander Rollett1871 VII 9Innsbruck
L.585 *R.488W. ZenderAlexander Rollett1871 VII 21Berlin
L.586 *R.493Max von VintschgauAlexander Rollett1871 VII 23Innsbruck
L.587 *R.478Viktor von LangAlexander Rollett1871 VII 24Wien
L.588 *R.494Franz BollAlexander Rollett1871 VII 26Berlin
L.589 *R.495Eduard BrinkAlexander Rollett1871 VIII 6Graz
L.590 *R.496Gustav LottAlexander Rollett1871 VIII 9Graz
L.591 *R.497Alexander RollettEmil Rollett1871 VIII 14Graz
L.592 *R.498Adolf SchauensteinAlexander Rollett1871 IX 17Graz
L.593 *R.499Gustav LottAlexander Rollett1871 IX 19Wien
L.594[NN] BeckerAlexander Rollett1871 IX 27Triest
L.595 *R.500Alexander RollettEmil Rollett1871 X 3Graz
L.596Alexander RollettAdele Schurz1871 X 3Graz
L.597 *R.501Emil RollettAlexander Rollett1871 X 6Baden
L.598 *R.502Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1871 X 6Leipzig
L.599 *R.503Gustav LottAlexander Rollett1871 X 10Wien
L.600 *R.504Emil RollettAlexander Rollett1871 X 13Baden
L.601 *R.505Viktor von LangAlexander Rollett1871 X 14Wien
L.602 *R.506Alexander RollettEmil Rollett1871 X 17Graz
L.603 *R.507Alexander RollettEmil Rollett1871 X 23Graz
L.604 *R.508Franz BollAlexander Rollett1871 X 28Berlin
L.605 *R.509Peter SustschinskyAlexander Rollett1871 X 28Kiew
L.606 *R.510[NN] HockeAlexander Rollett1871 XI 13Graz
L.607 *R.511Gustav LottAlexander Rollett1871 XI 20Wien
L.608 *R.512Salomon StrickerAlexander Rollett1871 XI 30Wien
L.609 *R.513J. H. L. FlögelAlexander Rollett1871 XII 5Kiel
L.610 *R.514Otto BeckerAlexander Rollett1871 XII 6Heidelberg
L.611 *R.515J. H. L. FlögelAlexander Rollett1871 XII 10Kiel
L.612A. IwanoffAlexander Rollett1871 XII 18Wien

[1871] [?] [?], [Innsbruck]

Geehrter Herr Kollege!

Wollen Sie freundlichst meinen verbindlichsten Dank entgegennehmen für die Auskünfte, die Sie mir erteilt haben und für die Sendung der verschiedenen das Grazer Krankenhaus betreffenden Verordnung. Beiliegend sende ich Ihnen das Statut des Krankenhauses zurück, wie Sie es gewünscht haben; die Zurücksendung hat sich etwas verzögert da ich eine Abschrift desselben machen ließ. Mit meiner herzlichen Danksagung und mit einem sehr freundlichen Händedruck verbleibe ich mit Hochachtung Ihr ergebenster Collega

M. Vintschgau

Anmerkung Zur Datierung: Der Brief ist in der Folge von Vintschgaus Brief vom 30. 12. 1870 zu sehen.

[1871] [?] [?], [Graz]

Lieber Rollett!

Da die Siegesfeier nun doch ohne Anstand von Seiten der Behörde von Statten geht, so schmerzt es mich sehr, an derselben nicht teilnehmen zu können. Kollege Körner hat mir heute im Interesse meines rechten Lungenflügels das Ausgehen unbedingt untersagt, und so muß ich denn auf die Freude verzichten, als Rheinländer und Besitzer eines mitgekämpft habenden Bruders in den Festjubel mit einstimmen zu können. Ich habe mir eine Karte gelöst und weiß nicht, ob dadurch ein Platz reserviert bleibt. Sollte dies der Fall sein, so bitte ich darüber zu disponieren. In trübseliger Einsamkeit Dein

A. Toepler

Zur Direktorialsitzung des Naturwissenschaftlichen Vereins kann ich auch nicht kommen. Ich bitte, in der Sitzung mitzuteilen, daß ich Ende dieser Woche keinesfalls einen Vortrag werde halten können.

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt es sich zweifellos um eine Feier anläßlich des Sieges Preußens über Frankreich nach der Reichsgründung am 18. Jänner 1871 bzw. dem Vorfrieden von Versailles vom 26. 2. 1871.

[1871/1872] [?] [?], [Graz]

Lieber Freund!

Am Tage Deiner Abreise von Graz erfuhr ich durch Karajan, daß Kirchlehner Dich oder mich zu sprechen wünsche. Derselbe teilte mir mit, daß die Ausgabe für Gas und Wasserleitung in unseren Wohnungen zu beträchtlich sei, als daß er die Verantwortung, wie er früher beabsichtigt hatte, übernehmen könnte und daher die Entschließung des Ministers einholen müßte. Ich mache Dir hievon Mitteilung, da Du vielleicht in der Lage bist, eine rasche und günstige Entscheidung im […] durchzusetzen, sonst steht wieder eine Störung im Fortgange der Arbeiten bevor. Die Kosten sind übrigens nicht beträchtlich, für die Wasserleitung würden sie 4 bis 500 Gulden betragen. Mit herzlichem Gruße an Dich und die Deinen

Planer

Anmerkung Zur Datierung: Dieser Brief fällt in die Bauphase des Institutsgebäudes für Anatomie und Physiologie in der Harrachgasse.

[1871-1892] [?] [?], [?]

Hochgeehrter Herr Professor

Eben in der Abreise nach Triest begriffen danke ich zunächst vielmals für Ihre gütige Verwendung. Vielleicht nehme ich Herrn Waldeyers Vorschlag an, möchte Sie aber trotzdem noch einmal belästigen, nämlich damit, Sie zu bitten, vielleicht doch bei du Bois oder His anzufragen, da es mir doch sehr leid täte, die ganze Arbeit in dem Maße umzugestalten, wozu ich fast keine Zeit und noch weniger Lust habe.

In dem ich mir Herrn Professor die vorgebrachte Bitte ans Herz zu legen erlaube, Ihr dankschuldigst ergebener

V. Graber

Anmerkung Zur Datierung: Graber habilitierte sich 1871 in Graz; er starb 1892 nach schwerer Krankheit am 3. 3. 1892 in Rom. Die anderen genannten Personen haben ihn überlebt. Um welche Arbeit es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden.

Geehrter Herr Professor!

Ich sehe schon seit längerer Zeit dem Erscheinen Ihres Manuskripts mit Spannung entgegen. Wir haben seit etwa fünf Wochen nicht gedruckt, ich bin auch schon von Engelmann interpelliert worden. Sie begreifen aber, dass ich keine Antwort erteilen kann.

An Babuchin und Iwanoff habe ich schon vor zwei Monaten dringende Ermahnungen gerichtet. Babuchin versprach, bald zu schicken. Von Iwanoff aber keine Antwort.

Ich bitte Sie nun, mir gefällige Auskunft zu erteilen, erstens über den Fortschritt Ihres eigenen Manuskripts und zweitens ob Sie etwas von Iwanoff erfahren haben. Ich will noch einmal an diesen schreiben und, wenn abermals keine Antwort kommt, wird ein Redaktions-Artikel geschrieben werden müssen. Sollten Sie denselben machen wollen, so wäre es gewiss am schicklichsten. Sie können dies mit der ausdrücklichen Bemerkung tun, dass Sie der Autor im Stich gelassen und Sie eben, nur um das Erscheinen des Heftes nicht zu verhindern, ohne besondere Vorarbeit aus Ihrem gegebenen Wissen geschrieben haben. Ich hoffe Sie sehen selbst ein, dass Iwanoff nicht die Vollmacht haben kann, den Abschluss des Werkes von seinem Belieben abhängen zu lassen. Sollten Sie die unliebsame Aufgabe nicht übernehmen wollen, so will ich es tun. Ich zweifle aber nicht, dass ich es nicht so gut ausführen kann wie Sie.

Ich bitte Sie, mir, sobald es ihre Zeit erlaubt, Antwort zu erteilen.

Die Zeitschrift der Gesellschaft habe ich ganz allein (als Redakteur) übernommen. Sie werden aus der ersten Lieferung entnehmen, welche Richtung ich kultiviere. Sollten Sie in derselben etwas arbeiten und uns mit der Einsendungen von Manuskripten beehren, so wird es mir zum großen Vergnügen gereichen.

Über Honorar verhandle ich mit Ihnen auf Verlangen besonders.

Ihr

S. Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt sich um die Vorarbeiten zu dem 1872 erschienen zweiten Band von Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, zu dem Rollett den Artikel „Cornea“ beisteuerte.

Geehrter Herr Professor!

Gestern erhielt ich ein Telegramm von Iwanoff, in welchem er mir ankündigt, dass wir in zwei Wochen das Manuskript haben werden. Ich bitte Sie nun auch um baldige Antwort.

Ihr ergebener

S. Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt sich um die Vorarbeiten zu dem 1872 erschienen zweiten Band von Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, zu dem Rollett den Artikel „Cornea“ beisteuerte.

L.564 *R.472

1871 I 26, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Nach Ihren letzten Korrekturen der beiden Tafeln E und F zum 2. Heft der Untersuchungen und nach dem Tadel, welcher besonders Tafel E traf, erachte ich es doch für notwendig, Ihnen vor dem Druck nochmals eine Ansicht derselben vorzulegen und empfangen Sie daher beifolgend beide Tafeln in neuen Abdrücken, denen ich die Originale und Ihre früheren Korrekturen beifüge. Ich hoffe, dass der Lithograph all Ihren Verbesserungen nachgekommen sein wird und dass Ihre letzte Revision nun den Druck gestatte, damit wir das Heft – ich habe heute die letzte Korrektur von Bogen 16 zurückerhalten – recht bald ausgeben können.

Zugleich habe ich heute das Vergnügen, Ihnen Abdrücke der mir im November v. J. übersandten und für den Holzschnitt bestimmten 5 Figurenzeichnungen (mit den Originalen) zu Ihrem Kapitel in Strickers Handbuch, 5. Lieferung, zu übersenden, von denen ich nur wünschen kann, dass ihre Ausführung Ihnen Anlass zu erheblichen Ausstellungen nicht geben möge.

Da ich das Erscheinen der 5. Lieferung des Handbuchs gern bis Ostern d[ieses] J[ahres] herbeigeführt habe, würde ich Ihnen recht dankbar sein, wenn Sie mich unterrichteten, ob ich Ihr Manuskript vielleicht bis Mitte Februar erwarten darf. Prof. Max Schultzes Kapitel über die Retina ist in den nächsten Tagen im Satz vollendet, dann aber tritt wieder eine Stockung ein, die ich, da ich weitere Manuskripte erst später zu erwarten habe, tunlichst gekürzt sehen möchte. Es würde mir in der Tat eine wahre Freude sein, wenn Sie hier Abhilfe bringen könnten, und sehe ich Ihren gefälligen Mitteilungen erwartungsvoll entgegen.

Sind für Ihr Thema weitere Holzschnittfiguren bestimmt, so dürfte schon jetzt deren Ausführung geboten sein und möchte ich Sie um baldigste Einsendung der betreffenden Zeichnungen recht angelegentlich ersuchen.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

Wilh. Engelmann

L.565 *R.473

1871 I 29, Krems

Hochgeehrter Herr Professor!
Innig geschätzter Kollege!

Unerwarteter mag wohl nicht bald ein Schreiben an Deine (ich erlaube mir das in der Studienzeit gewechselte Du) Adresse gelangt sein als diese Zeilen. Ich ersuche für dieselben kurze freundschaftliche Berücksichtigung. Gesonnen, um des verstorbenen Dr. Schöller Posten einzuschreiten, bäte ich Dich, innig verehrter Kollege, mir mit Deiner hochwerten Fürsprache beizustehen, falls die Stelle vielleicht vor das Forum, z. B. des steiermärkischen Obersanitätsrates käme. Ich verfüge über wohl erworbene Dokumente, welche meine Befähigung für eine solche Stelle, wie die von mir angestrebte, darlegen. Nach mehr als fünfjähriger Dienstzeit als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhause wirkte ich als Oberarzt im Nordfeldzuge anno 1866, trat 1867 aus dem freiwillig gewählten Felddienst und versah nach meines Vaters Tode dessen Stelle im Strafhause zu Stein an der Donau zur vollen Zufriedenheit durch ein Jahr. Dieser Supplierung wäre die definitive Anstellung gefolgt, wenn nicht Dr. Wichmann, Hausarzt der Strafanstalt zu Murau, das Vorrecht der Transferierung für sich mit Erfolg beansprucht haben würde. So verweile ich seither als beschäftigter praktischer Arzt in Krems, das ich nie verlassen möchte, wenn mich nicht die Voraussicht meiner möglichen Erkrankung auf einen gesicherten Staatsposten ernst Bedacht zu nehmen hieße. Glücklich verheiratet und Vater zweier lieber Buben darf ich nichts unversucht lassen, was der kleinen Familie zum Wohl gereichen könnte.

Ich bitte daher nur innigst um freundlichen kollegialen Rat und Beistand mich zeichnend achtungsvoll ergebener

Dr. Jos. Lunzer
prakt[ischer] Arzt zu Krems

L.566 *R.474

1871 I 30, Leipzig

Geehrter Herr Professor!

In der Erwartung, nächster Tage meine Broschüre zu bekommen, kann ich nicht umhin, meinen verbindlichsten Dank Ihnen zu sagen für die wohlwollende Unterstützung, die Sie mir bei der ersten Betretung der wissenschaftlichen Forschung angedeihen ließen.

Mit unauslöschlichem Dankgefühle werde ich oft der segensreichen Stunden gedenken, die ich während meiner Arbeitszeit unter Ihrer anteilnehmenden Leitung erlebt habe.

Hochachtungsvoll

Dr. Boldyrew

L.567 *R.475

1871 II 4, Wien

Geehrter Herr Professor!

Da Sie meine Briefe unbeantwortet lassen, so sehe ich mich genötigt, an die Redaktion des Kapitels „Auge“ selbst und ernstlich Hand anzulegen. Sie werden mir den Vorgang hoffentlich nicht übel nehmen. Zuerst kommt die Rücksicht auf das Werk, welches eben zu vollenden ist, und dann erst die persönlichen Rücksichten. Die letzteren Ihnen gegenüber zu verletzen, liegt mir ganz und gar ferne. Bei alledem kann ich mich aber nicht in die Verschleppung hineinfügen, die Sie der Angelegenheit zuteil werden ließen. Sie haben gewiss Ihre guten Gründe gehabt. Das Heft, welches Sie eben herausgeben, ist für Sie und die Wissenschaft wichtiger als die Redaktion. Aber ich habe die Redaktion abgetreten in der Meinung, dass es mir an Zeit gebrechen werde, meinen Pflichten nachzukommen. Nun aber sind Monate verflossen, ich habe alle meine Geschäfte längst erledigt, und Sie haben noch nicht angefangen. Die wenigen Abbildungen liegen, wie ich von Engelmann höre, noch in Graz. Ich bitte Sie nun, mir die Manuskripte zurückzusenden. Ich werde dieselben ordnen und in den Druck senden.

Ihr Manuskript über „Cornea“ wird mir für alle Fälle sehr erwünscht sein. Ich nehme keinen Anstand, jetzt wie früher zu erklären, dass mir Ihre Arbeit über die Cornea lieber ist wie die irgendeines anderen Autors. Doch bitte ich Sie, die bestimmte Erklärung abzugeben, dass ich es bis Ende Februar in Händen haben werde. Widrigenfalls setze ich mich jetzt noch selbst ans Schreiben.

Zum Schlusse bitte ich Sie, meine harte Sprache nur auf das Geschäft zu beziehen, welches zwischen uns beiden schwebt. Meine persönlichen Beziehungen zu Ihnen haben auch durch Ihr Schweigen meinen Briefen gegenüber keine Erschütterungen erlitten.

Bestens grüßend Ihr ergebener

S. Stricker

Geehrter Herr Professor!

Ich bin sehr froh, von Ihnen so befriedigende Mitteilungen zu erhalten. Machen Sie sich doch gar nichts daraus, gegen mich zu polemisieren. Ich werde Ihnen sicherlich kein Wort ihres Aufsatzes aus Rücksicht auf meine Person streichen.

Meine Meinung über die Saftkanälchen der Cornea ist durch eine Arbeit aus meinem Laboratorium neuerdings tief gefestigt worden. Sie werden im Gesellschafts-Anzeiger Nr 3 aus der Sitzung vom 20. dieses Monats das Nötige darüber finden. Ich meine damit nicht, dass [Sie] es gerade zitieren sollen. Es ist mir sehr darum zu tun, dass wir endlich über diese einfachen Sachen ins Klare kommen, nicht aber darum, dass ich genannt werde. Schließlich meinen besten Dank dafür, dass Sie meinen Brief so aufgenommen haben, wie er gemeint war, als durchaus sachlich.

Ihr ergebener

S. Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt sich um die Vorarbeiten zu dem 1872 erschienen zweiten Band von Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, zu dem Rollett den Artikel „Cornea“ beisteuerte.

Geehrter Herr Professor!

Da die Pfand[?] Aktien in Graz nicht vorrätig sind, so mussten sie erst von Wien beschaffen werden. Ich besitze sie bereits und kann entweder heute, wenn Sie mir nachmnittags zwischen 15:00 und 18:00 Uhr die Ehre geben, oder morgen, da ich zwischen 11:00 bis 12:00 Uhr zu Ihnen kommen will, ausgehändigt werden. Die Coupons machen 36 f aus, die entfallenden Zinsen des letzten Coupons machen 90 Kreuzer, daher 35 f 10 Kreuzer darauf zu zahlen kommen.

Achtungsvoll ergeben

Dr. Kottowitz

L.570 *R.479

1871 III 2, Leipzig

Geehrtester Herr Professor

Am 24. vorigen Monats hatte ich das Vergnügen, Ihnen die Frei-Exemplare Ihrer ‚Untersuchungen etc., 2. Heft’, nebst den Separat-Abdrücken der Abhandlungen VII., VIII., IX., XII., XIII., durch Vermittlung der Herren Leuschner und Lubensky dort zu übersenden und hoffe ich, dass dieselben glücklich in Ihre Hand gelangt sein werden.

An Herrn Dr. von Ebner habe ich mit den Separatabdrücken seines Aufsatzes zugleich ein Exemplar des vollständigen Heftes derart gelangen lassen, ebenso Herrn Dr. Boldyrew nach Ihrer Zustimmung ein 2. Heft übergeben, so dass damit die Ihnen zukommende Anzahl der Frei-Exeplare ausgeglichen sein würde. Möchte Ihnen nun das vollendete neue Heft Freude bereiten und namentlich der Druck der Tafeln Sie durchaus befriedigen.

Für Ihre gütige Mitteilung vom 6. vorigen Monats über Ihr Manuskript „Hornhaut“ zur Schlusslieferung von Strickers Handbuch danke ich Ihnen heute noch bestens und darf ich wohl annehmen, dass sich dasselbe bereits in Strickers Hand befindet. Mit einiger Ungeduld, die durch den Wunsch, den leider unterbrochenen Druck so schnell als möglich wieder aufnehmen zu können, gewiss wohl gerechtfertigt, sehe ich nun dem Empfange der weiteren Manuskripte für das Kapitel „Sehorgan“ entgegen, dessen erster Aufsatz „Die Retina“ in Satz und Korrektur bereits seinen Abschluss gefunden.

Unter hochachtungsvoller und freundlichster Begrüßung verharrt Ihr ganz ergebener

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.571 *R.480

1871 III 4, Graz

Lieber Bruder!

Über unserer Korrespondenz waltet in diesem Jahre ein eigenes Verhängnis, wir haben uns noch nie so selten geschrieben wie in letzterer Zeit. Du hast wahrscheinlich wieder auf einen Brief von mir gewartet, allein ich glaubte, dass es nicht notwendig sei, Dir über die zeitweilige Platzierung der von Schmid erhaltenen Gelder noch etwas zu sagen. Ich war ja mit allem, was mir die Mutter schrieb, einverstanden.

Nun ist mein zweites Heft erschienen. Ich werde es Dir nächstens zuschicken. Wenigstens werde ich mir sagen können, ich habe getan, was meinen Kräften entsprach, dass es bemerkt wird in anderer Weise, als dass man es als brauchbares wissenschaftliches Materiale in den Handbüchern verarbeitet, darauf will ich nun schon nach allen vorausgegangenen Erfahrungen verzichten.

Ich bin und bleibe das, was jeder andere Professor ist, der in seinem ganzen Leben nichts arbeitet, nur habe ich noch weniger Einkommen als die nichts tuenden Kollegen.

Meine Hornhautarbeit hat mich auch über die Maßen in Anspruch genommen. Ihr wird man die Gewissenhaftigkeit, mit welcher alle Tatsachen neu geprüft wurden, gewiss nicht ansehen. Lächerlich! Dass man sich so plagt.

Heute sah ich den Jenenser Botaniker (der Name ist mir augenblicklich entfallen [Strasburger]) auf seiner Durchreise hier. Er sagte mir, dass Kühne bereits in Heidelberg, Helmholtz in Berlin ist.

Was soll ich nun namentlich mit Jireček machen. Ich mache das Kreuz über alles, glücklich, dass mich der Humor und die Lust und das Interesse am Arbeiten nicht verlassen. Und das Letztere macht ja doch den Menschen eigentlich aus.

Die Mutter wird sich sehr mit den Gedanken an den Schmidschen Profit beim Verkauf von 557 quälen. In Gottes Namen! Soll er ihn haben. Für uns war es doch wichtig, durch 2 Jahre rangiert zu sein und es auch in Zukunft zu bleiben. Hoffen wir, dass es geht. Ich glaube aber, es ginge schon jetzt nicht mehr, wenn mit Schmid damals nicht das bewusste Abkommen getroffen worden wäre.

Darüber und über alles, was drum und dran hängt, zu Ostern mündlich. Grüße mir Denhardt und Auguste, lebet vergnügt bis ich Euch wiedersehe, schreibe nun auch Du bald Deinem

Alexander

Frau v[on] Pfefferkorn, die Ärmste, ist ihrem Ende nahe. Gebe Gott, dass es so sei. Sie leidet sehr.

Geehrter Herr Professor!

Ich habe das Manuskript von Iwanoff erhalten, in demselben sind Chorioidea und Iris abgehandelt. Es fehlt aber Fontanascher Raum und Lig[amentum] pectinatum. Wollen Sie so freundlich sein und über diese etwas mitteilen? Das Lig[amentum] pectinatum kennen Sie ohnehin gut genug. Wenn Sie von dem Gewebe in dem Fontanaschen Raum nicht viel zu sagen wissen, so genügten schon einige Worte.

Ich nahm immer stillschweigend an, dass Sie auch Sclerotica schreiben. Ich bitte Sie, mich rasch in Kenntnis zu setzen, ob ich mich in dieser Annahme täusche. Hoffentlich folgt Ihr Manuskript bald nach.

Ihr ergebener

S. Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt sich um die Arbeiten zu dem 1872 erschienen zweiten Band von Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, zu dem Rollett den Artikel „Cornea“ beisteuerte.

L.573 *R.481

1871 III 8, Wien

Lieber Bruder!

Ich hätte Deinen Brief schon vor ein paar Tagen erwidert, wenn mich nicht ein Unwohlsein, bestehend aus Husten, Schnupfen, rheumatischen Schmerzen und Furunkel, daran gehindert hätte. Jetzt befinde ich mich wieder so ziemlich wohl.

Ich finde die Klagen Deines letzten Schreibens natürlich vollkommen gerechtfertigt und bedaure umso mehr, dass Stremayr seinen Posten so schnell verlassen musste, da man nicht wissen kann, ob mit Jireček überhaupt etwas anzufangen ist. Hast Du den Ausfall Wittelshöfers oder eigentlich Billroths auf Stricker in der Medizinischen Wochenschrift gelesen? Mir gefällt derselbe nicht, denn wenn auch manches zutrifft, so ist doch vieles übertrieben und entstellt und im Ganzen kann man einem Menschen sein Streben, Karriere zu machen, doch nicht zum Vorwurf machen, wenn er keine unerlaubten Mittel hiezu wählt. Dass man rücksichtslos ist, gewisse Vorteile ausbeutet, sich andere zu Nutzen macht etc., das ist vielleicht hierzulande mehr Tugend als Fehler und gibt gewiss niemandem ein Recht, einen jeden in ehrenrühriger Weise an den Pranger zu stellen.

Also ihr dürft in Graz nun deutsches Sieges- und Friedensfest nicht feiern. Sehr tragikomisch, sehr düster und doch rosig.

Unlängst traf ich mit Brücke zusammen. Er erkundigte sich lebhaft um Dein Befinden und ersuchte mich schließlich, Dir seine besten Grüße auszurichten, was hiermit geschieht. Mit meiner Praxis bin ich zufrieden. Ich habe soviel zu tun, dass ich bei den großen Distanzen ohne Zuhilfenahme eines Wagens gerade den ganzen Tag ausfülle.

Im März haben wir, wie ich glaube, an Schmid wieder das Interesse für die 4.000 fl zu zahlen. Ich glaube nicht, dass der Profit des Herrn von Schmid mit 557 gar so groß ist, da er ja auch Möbel, Bettwäsche etc. manches hineinsteckte. Auch wären die Zahlungsmodalitäten (auf 5 Jahre mit 6%) für uns nicht akzeptabel gewesen.

Was fehlt denn eigentlich der Pfefferkorn? An einer Ante- oder Retroversio uterii stirbt man ja gewöhnlich doch nicht.

Der Hausverkauf von 557 hat natürlich auch mir wegen der Wohnung große Sorgen gemacht. Ich muss heuer schon in den ersten Stock ziehen und habe mit dem neuen Hausherrn schon ein briefliches Abkommen getroffen, dass ich auch in der Saison 1872 die Wohnung im ersten Stock oberhalb meiner früheren für den Preis von 300 fl erhalte. Ich brauche dann gerade 1.600 fl Erlös auf Wohnung. Gott helfe weiter, sagt nicht bloß Kaiser Wilhelm, sondern auch Dein Bruder

Emil

L.574 *R.482

1871 III 15, Innsbruck

Hochverehrter Herr Professor!

Heute erhielt ich von Engelmann die Anzeige, dass die 75 Separatabdrücke, die ich bei ihm bestellte, an mich abgegangen sind; nebst der sehr gesalzenen, mit 9 Taler 14 Gr[oschen] angesetzten Rechnung für die 50 Abdrücke, die ich auf meine Kosten anfertigen ließ. Ich bitte Sie nun, mir mitzuteilen, welchen Herren Sie das ganze Werk schicken, damit ich meine Separatabdrücke nicht unnütz verschwende. Die Korrektur Ihrer Arbeit über die Magenschleimhaut konnte ich nun endlich mit Heidenhains Abhandlung vergleichen. Hätte ich gewusst, dass sich die Publikation des zweiten Heftes der Mitteilungen so lange verzögert, so würde ich Ihnen diese Korrekturbogen doch zurückgesendet haben; obwohl Sie meine Anfrage nicht beantwortet haben, was ich in meinem Sinne deuten musste. Die Speicheldrüsen bringen mich noch zur Verzweiflung. Je länger ich mich mit dem Gegenstande beschäftigte, desto unverständlicher wird er mir. Ein schönes Resultat! Ich setze jetzt meine Hoffnung noch auf vergleichende anatomische Untersuchungen, die ich bisher vernachlässigte.

Was sagen Sie zu den medizinischen Jahrbüchern der Gesellschaft der Ärzte? Wenn auch Billroth für sein feuilletonartiges Geschwafel eine gelinde Zurechtweisung verdient, so kann ich doch nicht mit der Arroganz der „personifizierten Wissenschaft“ in Wien sympathisieren. Die hiesige Universität ist gegenwärtig in besonderer Aufregung über das Gebaren des Ministeriums Jireček, das plötzlich zwei Professoren ernannte, die von der betreffenden Fakultät gar nicht vorgeschlagen waren.

Indem ich Sie schließlich bitte, Herrn Glax, Herrn Wendl zu grüßen, bleibe ich Ihr ergebenster

V. Ebner

L.575 *R.483

1871 III 30, Graz

Lieber Bruder!

Ich habe im Drange der Umstände vergessen, Dich zu erinnern, dass am 28. März an Herrn von Schmid 100 fl ö.W. an Interessen zu zahlen sind. Vielleicht hast Du es von selbst getan. Wenn nicht, dann bitte ich Dich recht sehr, die Sache noch morgen abzumachen und mich zu entschuldigen, dass ich Dir nicht früher geschrieben habe. Schmid gegenüber macht es nichts, nur ultimo März muss eingehalten werden.

Ich werde jetzt bald nach Wien kommen; wann? Weiß ich noch nicht genau. Ich schreibe Dir noch früher. Pfefferkorn hat einen Gallenkrebs in der Bauchhöhle gehabt, wenn Du es noch nicht wissen solltest.

Hast Du den Frohnleitner Eisenbahnunfallprozess gelesen, der arme Angeklagte ist hauptsächlich auf meine Aussage hin freigesprochen worden. Ich bin sehr zufrieden damit, hier ist einmal die Wahrheit durchgedrungen und ich war ihr Lotse.

Grüße an Auguste und Denhardt.

Lebe wohl, zahle die fünfzig Gulden, welche auf mich fallen, ich ersetze sie Dir gleich nach meiner Ankunft, Dein

Alexander

Hochgeschätzter Herr!

Soeben wird mir mitgeteilt, dass von Graz aus eine Deputation zum Leichenbegängnisse meines Vaters abgesendet wurde, in welcher Sie sich befanden. Gestatten Sie mir, Ihnen hiefür meinen innigsten Dank abzustatten, und zugleich ersuche ich Sie, da mir die anderen Mitglieder der Deputation nicht genannt werden konnten und auch nicht die Corporation, welche dieselbe abgesandt hat, sowohl den ersteren als auch den letzteren den Ausdruck meines verbindlichsten Dankes kund zu geben. Ergebenst

Prof. Th.v. Oppolzer

Geehrter Herr Professor!

Ich bin jetzt ganz ohne Nachricht über Ihren Aufsatz. Engelmann schreibt nicht und ich kann ihm wegen des Ablebens seines Sohnes Paul nicht zumuten, sich jetzt mit mir zu beschäftigen, und so weiß ich gar nicht, woran ich bin. Ich bitte Sie daher um Nachricht und grüße Sie bestens. Ihr ergebener

S. Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt sich vermutlich um die Arbeit zu dem 1872 erschienen zweiten Band von Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, zu dem Rollett den Artikel „Cornea“ beisteuerte. Es könnte sich allerdings auch um eine Mahnung bezüglich des ersten Bandes oder gar der ersten Auflage handeln.

L.578 *R.485

1871 V 26, Wien

Anmerkung Telegramm

Heute zum Wirklichen gewählt. Ich komme Montag nach Baden. Grüsse an Pebal und Toepler.

Lang

L.579 *R.486

1871 V 26, Graz

Lieber Bruder!

Ich habe eben ein Telegramm von Lang erhalten, welches mir anzeigt, dass ich zum wirklichen Mitgliede der Akademie gewählt worden bin, Gott sei Dank endlich einmal etwas, was in Österreich nicht zu unterschätzen ist.

Indem ich Dir diese Anzeige mache und Dich bitte, Dich mit mir zu freuen, muss ich Dir die Dir vielleicht weniger erfreuliche Mitteilung machen, dass ich zu Pfingsten wahrscheinlich nicht nach Baden komme. Morgen wird hier die Jahresversammlung des naturwissenschaftlichen Vereines gehalten und ich werde wahrscheinlich zum Präsidenten gewählt.

Sonntag, musste ich der Frau von Kienzl versprechen, den auf diesen Tag fallenden Namenstag Ihres Gemahles auf ihrem Landhaus mitzumachen.

Wir haben aber noch die ganze Woche wegen Rektorstag und feierlicher Immatrikulation frei und wenn Du mir schreibst, ich solle kommen, weil ich absolut notwendig sei, so würde ich mich Montag aufmachen, sonst muss ich dringend arbeiten und hätte wenig Genuss, wenn ich mich jetzt herausreißen sollte.

Der Mutter bitte ich Dich, das mitzuteilen so wie auch, dass ich ihren letzten Brief in den Feiertagen beantworten werde. Dir werde ich wegen unserer nun notwendigen Finanzoperationen schreiben.

Für heute mit vielen Grüßen an Dich und alle und Handküssen an die Mutter Dein

Alexander

L.580 *R.487

1871 V 27, Baden

Lieber Bruder!

Vor allem empfange meinen herzlichsten Glückwunsch aus Anlass der Wahl zum wirklichen Mitglied der Akademie. Wir wollen hoffen, dass dies ein ausgiebiger Schritt ist auf dem Wege zu einer zufriedenen und glücklichen Lebensstellung.

Ich bedaure, dass Du zu Pfingsten nicht leicht nach Baden kommen kannst. Ich kann ja nicht sagen, dass Du absolut notwendig bist, aber es gäbe mancherlei zu besprechen. Auf Nummer 30 ist leider noch nicht völlig Ordnung hergestellt, da der Zimmermeister Fischer bis heute die Veranda nicht in Angriff nahm, infolge dessen sind auch die Anstreicherarbeiten im Rückstande.

Bezüglich der bevorstehenden finanziellen Geschäfte werde ich wahrscheinlich den Toni engagieren müssen, um nach Wien zu fahren und die nötigen Dinge zu machen. Im Mai hatten wir bis vor wenigen Tagen durchaus schlechtes und kaltes Wetter. Ich hatte auch bisher viel weniger zu tun als im Vorjahr, will jedoch hoffen, dass sich das bald zum Besseren wenden wird.

Mit vielen Grüßen Dein

Emil

L.581 *R.489

1871 VI 24, Baden

Lieber Bruder!

Soeben habe ich ein Verzeichnis meiner Schriften an das Dekanat expediert aus Gründen des Dir wohlbekannten Jirečekschen Vorhabens und benütze noch einige freie Minuten, um Dir einige Zeilen zu senden.

Es geht mir Gott sei Dank ziemlich gut, auch bin ich jetzt schon sehr in der Praxis in Anspruch genommen, obwohl heuer weniger Leute hier sind als im Vorjahr.

Über die Ordnung der Union-Bank-Angelegenheit wird Dir Richard berichtet haben. Es ist wohl jetzt das Bezugsrecht auf Innerberger-Prioritäten auszuüben, allein ich werde davon keinen Gebrauch machen. Man könnte wohl im Besitze von Zinn-Aktien zwei Prioritäten erwerben und also ein paar 100 Gulden mit etwas mehr als 6% planieren. Allein dies scheint mir eben nicht sehr lukrativ und daher nehme ich mir auch gar nicht die Zeit, das Geschäft zu entrieren.

Besondere Neuigkeiten habe ich Dir nicht mitzuteilen. Hoffentlich wirst Du in einigen Wochen nach Baden kommen und bis dahin die Arbeiten auf Nummer 30 fertig finden, denn bis jetzt ging es entsetzlich widerlich, da heuer in Baden sehr viel gebaut wird und die Arbeitskräfte mangeln.

Lebe recht wohl, es grüßt Dich herzlich Dein

Emil

L.582 *R.490

1871 VI 26, Graz

Lieber Bruder!

Ich habe meine Innerberger hier einem Wechsler behufs Ausübung des Bezugsrechtes übergeben und gedenke, die Prioritäten später zu verkaufen. Ob Du nicht dasselbe tun solltest?

Über Onkel August habe ich soeben an die Mutter geschrieben. Kollege Clar hat mich ersucht, Dich zu fragen, ob Du nicht weißt, wie die Inhalation des Dr. Schwarz in Baden eingerichtet ist. Mache Dir mit der Auskunft nicht viel zu schaffen. Vielleicht kennst Du Schwarz und sagst ihm, dass Clar es wissen will, weil er Patienten hinschicken will.

Tatsächlich will Clar es wissen, weil in Gleichenberg sein Sohn eine Inhalation errichten will. Wenn Du eine Auskunft ermitteln wolltest, so wäre das nur darum zu tun, weil Clar eben mich darum ersuchte und Clar hat hier eine sehr große Praxis. Man muss ihm nicht durch Ungefälligkeiten Veranlassung geben, Leute, welche von hier nach Baden gehen, extra einem anderen Arzte als Dir zuzuschicken. Also mache etwas in der Sache und lasse mich kurz wissen, was ich dem Kollegen Clar antworten soll.

Mit vielen Grüßen, Dein

Alexander

L.583 *R.491

1871 VII 4, Wien

Lieber Freund!

Meine Frau scheut die doppelte Übersiedlung mit Kind und Amme, will also die Ferien in Meidling (!) bleiben. Ich bin daher angewiesen, allein für mich zu sorgen. Da wäre es mir höchst erwünscht, wenn ich mit Dir einen Ausflug irgendwohin unternehmen könnte. Was hast Du vor?

Dass es endlich gelungen ist, Dich in die Akademie zu wählen, hat mich natürlich sehr gefreut, leider ist gerade Peters dadurch unterlegen, der mir jedenfalls lieber wäre als Hochstetter und dergleichen. Gegenwärtig kämpfe ich in re Karsten gegen das hiesige medizinische Professorenkollegium, welches einen großartigen Zynismus entwickelte, meine Erfolge dürften aber sehr gering ausfallen.

Ich bin meines Dekanates auch schon sehr satt und freue mich, dass es zu Ende geht. Viele Grüße an alle; gleichzeitig sende ich Dir die besprochene dioptrische Arbeit, welche vielleicht Dich interessiert. Dein

V. Lang

L.584 *R.492

1871 VII 9, Innsbruck

Verehrtester Herr Professor!

Es ist nun bald ein halbes Jahr, dass ich Ihnen auf Ihren letzten Brief Antwort schulde. Das Briefschreiben war von jeher meine schwache Seite und ich bin nun nachgerade auf dem Standpunkte eingelangt, dass ich nur mehr schreibe, wenn ich etwas brauche. Verzeihen Sie, wenn ich auch Ihnen gegenüber anfange, diesem schändlichen Prinzipe zu huldigen. Ich möchte meine Speicheldrüsengeschichte endlich abschließen und dazu brauche ich sehr dringend Bolls Habilitationsschrift ‚Beiträge zur mikroskopischen Anatomie der acinösen Drüsen. Berlin 1869’, die ich in Ihrem Besitze weiß. Ich konnte diese Broschüre weder hier noch in Wien in der Bibliothek auftreiben, noch durch den Buchhändler sie akquirieren. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie auf einige Zeit diese Schrift entbehren könnten.

Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Speicheldrüsenarbeit aufgesessen. Ich habe mit den Injektionen, die mir größtenteils misslangen, viel Zeit vertrödelt und bin schließlich nur für das Pankreas zur vollen Überzeugung gelangt, dass die von Saviotti, Gianuzzi etc. beschriebenen Speichelkapillaren existieren. Für die Submaxillaris bleibt mir die Geschichte zweifelhaft. Die berühmten centroacinären Langerhans' existieren wirklich, aber soviel ich gesehen habe, nur im Pankreas; ich weiß ebenso wenig wie Langerhans, was ich daraus machen soll, der Punkt, auf den es ankommt, nämlich in welcher Weise der Übergang der Ausführungsgänge in das Speichelkapillarnetz erfolgt, ist mir immer noch unklar und ich bin mit demselben jetzt noch beschäftigt. Ich habe im Sommer meine Injektionen z[um] T[eil] aus Billigkeitsgründen (weil Kaninchen hier schwer und nicht leicht unter 70 bis 90 Kreuzer zu haben sind) fast ausschließlich am Pankreas des Frosches ausgeführt. Wenn man in den Ductus choledochus des Frosches eine Kanüle einführt, was leicht gelingt, so bekommt man stets Injektionen des Pankreas, während sich die Leber merkwürdigerweise gar nicht injiziert. Man braucht nur einen Druck von 5 bis 7 mm Quecksilber und bekommt selbst dann noch neben spärlichen gut injizierten Stellen Extravasate. Ich bin wieder auf das Berlinerblau zurückgekommen. Ihren Vorschlag mit Öl Wachsmasse zu injizieren, habe ich sogleich aufgegriffen. Die Pankrease füllen sich mit der Masse leicht, wenn man aber mikroskopisch untersucht, so zeigt sich, dass die Sekretionszellen stets entweder an die Wand gedrückt oder zertrümmert sind, sodass ein Schnitt durch eine so injizierte Drüse fast wie ein ausgepinseltes Präparat aussieht. Zum Studium der tunica propr. etc. sind solche Präparate vortrefflich, doch über die Speichelkapillaren lehren sie nichts. Dieser Erfolg erklärt mir auch, wie man früher dazukam, die acini der Drüsen für beerenförmige Bläschen zu halten. Nun, ich hoffe, nächstens über diese Dinge ausführlicher berichten zu können.

Mit herzlichen Grüßen Ihr ergebenster

V. Ebner

L.585 *R.488

1871 VII 21, Berlin

Hochgeehrter Herr Professor!

Erst jetzt sehe ich, dass ich es möglich machen kann, nach Graz zur Versammlung zu kommen; ich frage nun ergebenst an, ob ich in einer der allgemeinen Versammlungen einen Vortrag halten kann: „Die oxydierende Kraft der Luft“, der sich dem vorjährigen Cohnschen Vortrag anreihen würde? Soll er vorher eingesandt werden und bis wann? Da ich mit den österreichischen meteorologischen Stationen zum Teil in Verbindung stehe und von denselben unterstützt werde, so möchte ich gerade dieses Thema wählen, für welches eine Anzahl zweifelloser Tatsachen, die sich zu einem Bilde zusammenfassen lassen, bereits vorliegen. Da das Thema für Physik, Meteorologie, Chemie und Medizin fast neu ist, so wird der Vortrag nach den verschiedensten Richtungen anregend wirken können. Andererseits ist das Thema reif für eine allgemeine Behandlung. Zuletzt habe ich über den Gegenstand in der österreichischen Badezeitung 2., 9., 23. Mai, 6., 18. Juni d[ieses] J[ahres] geschrieben. Wie lang darf der Vortrag sein? Wie viel Zeit für denselben kann ich erhalten, wenn vielleicht über den größten Teil durch Vorträge bereits entschieden ist? Anbei ein Verzeichnis von einigen der früher von mir publizierten Dinge.

Mit vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst

W. Zender k. Kreisphysikus a.D.
Koeniggraetzerstrasse 12B

Anmerkung In den Brief eingelegt der nachfolgende Ausschnitt:

Marker

L.586 *R.493

1871 VII 23, Innsbruck

Geehrtester Collega!

Zuerst, wenn auch etwas spät, wollen Sie meinen verbindlichsten Dank entgegennehmen, für die Güte, die Sie hatten, mir die nötigen Auskünfte über die Grazer Krankenvorstehung zu geben, und für die freundliche Zusendung der diesbezüglichen Aktenstücke.

Da Ihre Mitteilungen bloß konfidentieller Natur waren, so fand ich mich veranlasst, in diesen Tagen eine ähnliche Anfrage an das Dekanat der medizinischen Fakultät zu richten, um bei der Kommission, die nun endlich bald dahier zusammentreten wird, ein amtliches Aktenstück vorlegen zu können; gleichzeitig muss ich an Sie die Bitte richten, ob Sie mir gestatten, nötigenfalls von Ihrem Brief Gebrauch zu machen.

Verzeihen Sie die Belästigung, die ich Ihnen verursache, und wollen Sie einen freundlichen Gruß entgegennehmen, Ihr ergebenster Collega

M. Vintschgau

L.587 *R.478

1871 VII 24, Wien

Lieber Freund

Du wirst vielleicht schon gehört haben, dass wir noch Freitag per Dampf die von Dir geforderte Subvention bewilligten, obwohl die Finanzen der Akademie schlecht stehen. Da wirst Du wohl noch einige Zeit in Graz bleiben.

Meine Frau hat sich nun doch entschlossen, weiter weg zu gehen, so wollen wir uns in Gloggnitz ansiedeln, da kann ich natürlich nicht mehr auf lange Zeit fort. Ich möchte aber doch gerne vielleicht dann, wenn Du in Graz fertig bist, eine kleine Exkursion mit Dir, Pebal, vielleicht auch Tomaschek, unternehmen. Am besten wäre es da wohl, einen Berg etc. zwischen Graz und Gloggnitz zu wählen.

Jedenfalls erreichst Du mich in Gloggnitz auf der Durchfahrt sicher. Auch denke ich, ab und zu als Dekan nach Wien zu fahren.

Bitte einstweilen Toepler von mir zu seinem Zweitgeborenen zu gratulieren. Mit den besten Grüßen

Lang

L.588 *R.494

1871 VII 26, Berlin

Geehrter Herr Professor!

Ich benutze die Gelegenheit der Übersendung eines Separatabdruckes, Sie mit einer Bitte zu belästigen, deren Gewährung mir eine große Freude bereiten würde.

Das beifolgende Heftchen ist der Anfang einer Reihe von Untersuchungen über das Bindegewebe, also über einen Gegenstand, den Sie, wenn irgendjemand unter den Histiologen, genau kennen. Durch selbstständiges Forschen bin ich auf die darin entwickelten Ansichten gekommen. Sie kennen mich von Bonn her und wissen, dass ich noch jung bin und naturgemäß noch nicht das rechte Selbstvertrauen auf die Richtigkeit meiner eigenen Erkenntnis haben kann. Dazu kommt, dass ich in Berlin jetzt der einzige wirklich arbeitende Histiologe bin (Reichert und Virchow und ihre respektiven Schüler sind in der Tat doch nicht zu rechnen) und dass ich also niemand habe, an dessen Urteil und Kritik ich mich irgendwie anlehnen kann.

Meine Bitte geht daher dahin, Sie möchten mir mitteilen, ob Ihre Erfahrungen über die Angaben von Ranvier und über die von mir urgierte elastische Natur der zelligen Elemente der Sehne sich mit den meinigen vereinbaren lassen oder nicht. Ich bitte Sie dringend, mir Ihr Urteil über diesen Standpunkt meiner Arbeit, auf das ich das höchste Gewicht lege, nicht vorzuenthalten.

Für heute besten Gruß von Ihrem

F. Boll

L.589 *R.495

1871 VIII 6, Graz

Hochverehrtester Herr Professor!

In Graz angekommen, beeile ich mich, Ihnen Ihrem geehrten Auftrage zufolge hievon Nachricht zu geben und bitte um Ihre Befehle.

Die Würdigung, welche meine Arbeit gefunden, hat mich ungemein erfreut und ich werde mit erneutem Eifer an die Arbeit gehen.

Meine Adresse, wenn Herr Professor es nicht vorziehen, an die Universität zu adressieren, ist: Färbergasse Nr. 9, 1. Stock.

Indem ich Ihren Aufträgen mit größter Bereitwilligkeit entgegensehe, zeichnet sich mit hochachtungsvollem Gruße Ihr ergebenster Diener

Eduard Brink

L.590 *R.496

1871 VIII 9, Graz

Verehrtester Herr Professor!

Ich erlaube mir, Ihnen das Manuskript der vorläufigen Mitteilung zu übergeben.

Gleichzeitig erlaube ich mir, Sie zu bitten, die beiliegende Photographie annehmen zu wollen.

Meinen Dank für das, was Sie mir getan, vermag ich nicht in Worte zu fassen. Die Versicherung wollen Sie ernst nehmen, dass ich Ihnen mehr verdanke, als Sie vielleicht selber annehmen. Ich fühle, dass ich mich in dem letzten herrlichen Jahre, wo ich teilweise unter Ihrer Leitung arbeiten durfte, sehr verändert habe, eine Veränderung, die ich segne und nur Ihnen zu danken habe. Wollte ich Ihnen das ausführen, so müsste ich Ihnen mit misslichen Details, die nur mich selbst betreffen, lästig fallen.

Ebenso danke ich Ihnen gar viel für die Freundlichkeit, mit der Sie mich in persönlicher Beziehung behandelten. Sind Sie überzeugt, dass ich den Wert derselben tief empfinde und empfinden werde.

Sie werden es mir nicht als eine Phrase deuten, wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihnen einen großen Teil meiner Zukunft verdanken werde, wenn dieselbe so ausfällt, wie ich hoffe. Sind Sie deshalb auch versichert, dass ich mich dieser Überzeugung nie entschlagen werde und mich glücklich schätzen würde, wenn mir die Gelegenheit würde, Ihnen jemals meine tiefe Dankbarkeit und unbegrenzte Wertschätzung anders als durch Worte zu betätigen.

Ich bin aber so dreist, mit neuen Bitten zu kommen, die sich dahin zusammenfassen lassen, Sie möchten mir ein freundliches Andenken bewahren und mir für die Zukunft Ihre Hilfe mit Rat und Tat wie bisher nicht versagen, wenn ich Sie einmal darum bitten sollte.

Verzeihen Sie mir, dass ich Sie mit diesem Schreiben belästigte und genehmigen Sie mir den Ausdruck der tiefsten Verehrung. Ihr treu ergebenen

Lott

Meine Adresse in Wien ist vorläufig: Döbling, Hohe Warte, wohin ich mir allfällige Weisungen zu schicken bitte. Eine Änderung meiner Adresse werde ich Ihnen sofort anzeigen.

L.591 *R.497

1871 VIII 14, Graz

Lieber Bruder!

Aus einem Briefe, den ich soeben an die Mutter gerichtet habe, wirst Du entnehmen, was ich bisher getan habe und nun zu tun gedenke.

Von dem Gedanken, eine größere Reise zu unternehmen, bin ich abgekommen, ich habe lieber meine Innerberger Prioritäten eingezahlt und möchte sammeln, um endlich mit Schmid fertig zu werden, das liegt mir sehr am Herzen. Wenn wir z.B. im September zahlen könnten, wäre es mir sehr angenehm und doppelt angenehm, wenn es mit Erhaltung unseres ganzen Besitzes an Unionbank möglich wäre.

Gleichzeitig müsste dann mit der Mutter etwas vereinbart werden, damit uns die 1400 fl, welche uns die Mutter für jene Zahlung schuldet, wenigstens dem Kapitale nach sichergestellt würden. Ich glaube, dass wir dann für unsere Anstrengung auch einen genügenden Ersatz haben, denn die erworbenen Unionbankaktien sind ja sehr gute Papiere.

Von der Akademie habe ich eine Subvention von 400 fl ö.W. für die Vervielfältigung von Mikrophotographien, die ein Mediziner (Brink Eduard) in meinem Laboratorium angefertigt hat, erhalten. Die Vervielfältigung soll durch Lichtdruck stattfinden. Näheres mündlich.

Ich werde ein 3., wahrscheinlich das letzte Heft meiner Untersuchungen bei Engelmann publizieren, Arbeiten enthaltend von mir, Lott, Sustschinsky. Dann muss ich aber der geänderten Sachlage halber wieder in die Akademie einkehren. Mit dem. 3. Hefte werden die Untersuchungen einen anständigen Band repräsentieren und das Ergebnis einer bestimmten Periode meiner Wirksamkeit in Graz repräsentieren. Mit vielen Grüßen Dein

Alexander

L.592 *R.498

1871 IX 17, Graz

Geehrter Kollege!

Vielen Dank für die angestellte Untersuchung und das übersandte Präparat. Ich habe die fraglichen Körper in allen meinen Präparaten gefunden und gestehe, dass ich beim ersten, das ich gemacht hatte, im ersten Augenblick Samenfäden entdeckt zu haben glaubte – und mich schon des raschen positiven Erfolges freute. Aber bei genauerer Betrachtung fand ich auch – wie Du – die Marker 88 und Marker DoppelachtDoppelacht Form und empfand nun, gerade wie Du schreibst, dass der Fall ein sehr zuwiderer sei. Ich habe nach Empfang Deines Briefes nicht nur meine früheren Präparate wieder durchmustert, sondern auch mehrere neu gemacht – aber leider nicht mit günstigerem Erfolge.

Beiliegend das Gutachten – ich bitte Dich zu ändern, was Du zu ändern wünschest – und die Rechnung zur freundlichen Erledigung.

Mit bestem Gruße

Schauenstein

L.593 *R.499

1871 IX 19, Wien

Hochverehrtester Herr Professor!

Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen mit diesen Zeilen schwer falle. Ich adressiere sie nach Graz, obgleich ich Sie dort nicht glaube, da mir Ihr gegenwärtiger Aufenthalt nicht bekannt ist und Wendl wohl den Auftrag haben wird, Ihnen Briefe nachzuschicken.

Die Ursache meines Schreibens ist eine doppelte: Sie zu fragen, was ich mit meinem Manuskripte, das Sie so gütig waren, für Ihr nächstes Heft anzunehmen, beginnen soll, und Ihnen eine Bitte vorzutragen.

Ich rührte bis jetzt nichts an meinem Manuskripte, da Sie mich beauftragten, eine Weisung von Ihnen zu erwarten. Die Hauptsache, die daran noch zu machen ist, besteht in der Anordnung der Abbildungen. Da ich bei der vorgerückten Zeit fürchten muss, Sie selbst in Wien nicht mehr zu sehen, so bitte ich Sie um eine schriftliche Weisung. Sollten Sie doch noch nach Wien kommen, so stehe ich Ihnen natürlich jeden Moment zur Disposition.

Meine Bitte, die ich an Sie zu richten habe, bezieht sich auf mein anderes Manuskript, das ich auch noch in Graz vollendet habe. Sie wissen wohl, dass es eine gynäkologische Arbeit ist. Ich habe sie betitelt ‚Zur Anatomie und Physiologie des Cervix uteri. Eine gynäkologische Studie’. Sie umfasst sechs Abschnitte: einen allgemeinen anatomischen und physiologischen, dann fünf Abschnitte, die das Verhalten des Cervix uteri während der Menstruation, der Schwangerschaft, der Geburt, dem Wochenbett und bei der Konzeption behandeln. Die Arbeit ist keine das Thema erschöpfende, sondern beschränkt sich wesentlich auf die Mitteilung eigener, neuer Beobachtungen und Resultate. Bekanntes ist darin nur flüchtig, selbst nur zitierend und nur soweit berührt, um dem Ganzen Zusammenhang zu geben.

Ich wünschte nun die Drucklegung des ca. 10 Druckbogen umfassenden Manuskriptes und den Verlag desselben durch eine honorige Firma und wendete mich deshalb an Engelmann. Um mich ihm vorzustellen, erlaubte ich mir, meine Mitarbeiterschaft am 2. Hefte Ihrer ‚Untersuchungen’ zu erwähnen und gleichzeitig die Mitteilung zu machen, dass Sie für Ihr nächstes Heft eine weitere Arbeit von mir akzeptiert hätten. Mir fällt es nun schwer auf das Gewissen, dass ich dies ohne spezielle Erkenntnis Ihrerseits tat. Vielleicht beging ich damit einen argen Verstoß, der mir fatal wäre. Wenn Sie mich hierüber beruhigen würden, befreiten Sie mich von einer großen Sorge.

Es ist mir nach dem sehr wahrscheinlich, dass sich Engelmann anfragend an Sie wendet, obgleich ich mir nicht erlaubte, mich sonst auf Sie zu berufen. Können Sie ihm günstig über mich antworten, so bin ich Ihnen zu doppeltem Dank verpflichtet. Mir ist es bei Engelmann wirklich um den Namen des Verlages zu tun, weshalb ich auf denselben so besonderen Wert lege. Wilhelm Engelmanns Bruder Theodor schrieb mir sehr freundlich, dass sein Bruder erst Mitte Oktober zurückkehre, er eine einseitige Entscheidung nicht treffen möge.

Über mein jetziges Tun und Lassen kann ich Ihnen nicht viel mitteilen. Bis heute, wo meine Eltern abreisten, um den Winter in Görz zuzubringen, war ich meist bei ihnen auf der „Hohen Warte“; 14 Tage war ich zu Besuch bei meinem Bruder in der Hauptstadt der Magyaren, wovon ich Ihnen nichts berichten mag. Im übrigen mache ich Besuche, soweit dies bei der Abwesenheit so vieler eben möglich ist.

Von meiner Stellung hier kann ich nach so kurzem Aufenthalt natürlich noch nichts sagen. Es wird auch wohl noch geraume Zeit vergehen, bis dies möglich sein wird. Für die endliche Zukunft jedoch bin ich nicht bange, obgleich die Praxis-Jägerei hier bereits einen Charakter angenommen hat, der ekelhaft und kaum glaublich ist. Von unseren Koryphäen sei zumeist geschwiegen.

Die Bamberger Frage scheint ja nun durch die Ernennung Löbels zu einem echt österreichischen, das heißt unmöglichen, Ende gebracht zu sein. Über Politik mag ich nicht reden und sonst habe ich von hier nichts erfahren.

Von außen her weiß ich auch nicht viel; das Einzige, was Sie interessieren dürfte, ist, dass Anna Ludwig verlobt ist mit Herrn Dr. Dove, Sohn des Berliner Dove und Mitredakteur des ‚Im neuen Reich’; soll ein geistreicher interessanter Mann sein, sein Vater ist’s ja in hohem Grade!

Hoffentlich haben Sie das wahrhaft prachtvolle Wetter benützt, um sich endlich einmal wieder recht gründlich auszureisen, und haben Ihre gute Stimmung sich durch die Narrenkomödien, die jetzt täglich furibunder werden, nicht verderben lassen.

Ich bitte Sie recht inständig, mir womöglich einige Zeilen zukommen zu lassen, in denen Sie mir Weisung und Beruhigung senden. Vielleicht ist’s Ihnen möglich, mir auch über meine „vorläufige Mitteilung“ Bescheid zu geben.

Genehmigen Sie die Bitte, Sie möchten mir Ihr großes Wohlwollen erhalten, und gestatten Sie mir den Ausdruck meiner unverwandelbarsten treuen Verehrung Ihres

Dr. Lott

1871 IX 27, Triest

Lieber Rollett!

Mein böser Stern hat mich auch nach Triest verfolgt. Ich war wieder zwei Tage im Bett, habe dadurch die Zeit verloren, Sie zu besuchen. Diese Zeilen haben keinen anderen Zweck als Ihnen zu sagen, daß Sie mich nicht mehr erwarten sollen. Ich schreibe dies mit großem Bedauern. Ihr

Becker

L.595 *R.500

1871 X 3, Graz

Lieber Bruder!

Was ist es mit Herrn von Schmid. Wir sollten die jetzigen niederen Kurse benützen. Wenn ich das Geld hätte, so könnte ich das Geschäft auch hier abmachen.

Ich kenne Herrn Dr. Neustadtl, Direktor der Creditbank hier, ein Freund Wahrmanns und durch diesen mir bekannt gemacht, sehr gut. Es ging durch ihn vielleicht am besten und schnellsten, und jetzt könnte man vielleicht lauter sichere Anlagepapiere kaufen und auch 8% herausschlagen. Also ich bitte Dich um baldige Nachricht.

Das Geld könnte dann leicht durch die Wiener Wechslerbank bei ihrer hiesigen Filiale angewiesen werden. Antworte bald, damit ich weiß, woran wir sind.

Auch wäre es angezeigt, jetzt für uns 1 Stück Unionbank nachzukaufen. Dein

Alexander

Liebe Adele!

Unser Telegramm wirst Du erhalten haben. Das freudige Ereignis liegt mir aber immer so im Kopf, dass ich Euch noch einmal zu Euren Vater- und Mutterfreuden auf das herzlichste gratulieren muss.

Hoffentlich werde ich meine Nichte bald herumtragen können und ihr, wenn sie in einem fort schreien muss, ein bißchen etwas ausklopfen.

Wie wird sie den heißen, doch nicht etwa Remigia, weil sie am ersten Oktober geboren ist.

Ist die Mutter noch zur rechten Zeit angekommen, und was hat denn eigentlich der Schurz für Augen gemacht. Er soll mir doch, wenn er ja Zeit hat, die Eindrücke, welche ihm seine Vaterfreude machte, brieflich ausdrücken und mich zugleich wissen lassen, wie es weiter geht.

Heute war die Frau von Louis Schwarz, die jetzt in Graz auf Besuch ist, bei mir. Ich sah sie gestern gerade, nachdem ich das Telegramm aufgegeben hatte, auf der Gasse und war sehr überrascht davon. Ich teilte ihr sogleich das freudige Ereignis mit. Sie läßt Dir gratulieren. Auch Herr und Frau von Rotsch. Kurz, Eure Tochter ist schon eine europäische Berühmtheit geworden.

Einige haben mich aber auch schon gefragt, warum das Mädl kein Bub geworden ist, und ich sagte darauf, ja darum müssen Sie es selber fragen.

So leb‘ denn wohl, Du teure Seele! Grüße mir Deinen Mann und küsse mir Dein Kind!

Dein Alexander

Anmerkung Dieser Brief erliegt im Stadtarchiv Baden im Nachlass Alexander Rollett.

L.597 *R.501

1871 X 6, Baden

Lieber Bruder!

Gestern nachmittags war Herr von Schmid in Baden und ich teile Dir hiermit das Resultat meiner Unterredung mit ihm mit. Schmid sagte mir, er könne nur die bewusste Summe am 15. „d[es] M[onats]“ in Kassescheinen der Escomptebank übergeben, welch letztere jedoch erst vom 21. bis 25. d[ieses] M[onats] fällig sind. Bis 25. d[ieses Monats] sei er also erst in der Lage, uns die ganze Summe in Barem zu übergeben. Ferner meint Schmid, es sei am zweckmäßigsten, das bare Geld per Post nach Graz zu übersenden, weil bei Anweisungen an die Filiale der Wechslerbank gewiss eine Provision von so und so viel Prozent zu zahlen ist. Die 4000 fl, welche ich Schmid zurückzahlen wollte, hat er mir in Händen gelassen, und er wird dieselben von der schuldigen Summe in Abrechnung bringen, also noch 27.000 fl bis zu obigem Termin uns übergeben. Ich kann Dir also, wenn Du willst, schon jetzt 4000 fl übersenden und erwarte umgehend Deine Weisung hierüber. Die Geschichte mit der Großmutter hat bis jetzt folgenden Verlauf genommen. Vor ein paar Tagen ließ mich die Großmutter zu sich bitten und erzählte mir von den Erwartungen und Hoffnungen, die Du ihr gemacht hast, Geld zu bekommen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich ganz auf Herrn Schmid auszureden. Ich sagte, die Übernahme unseres Familienvermögens ist nun, da Herr von Schmid in Kärnten ist, und auch Alexander telegraphisch nach Graz abberufen wurde, auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Was unsere privaten 4000 fl anlangt, so müssen wir dieselben, da dieselben bereits fällig sind, jedenfalls an Herrn von Schmid entrichten und es hängt nur von Letzterem ab, ob er uns noch für längere Zeit 1000 fl borgen will. Die Großmutter ersuchte mich dann, Herrn von Schmid in unserem und ihrem Namen zu bitten, er möge uns 1000 (und wie sie später sagte) sogar 1500 fl auf spätere Rückzahlung überlassen. Ich musste natürlich zusagen, mit Herrn von Schmid darüber zu verhandeln. Gestern nun habe ich Herrn von Schmid in die ganze Angelegenheit eingeweiht. Er ist natürlich gar nicht willens, sein Geld zu obigem Zwecke herzugeben und versprach, mir ein Schreiben an mich zu richten, in welchem er mein Ansuchen mit Hinweis auf die jetzige Geldnot und seinen bereits entrierten Bau in der Brühl bescheiden wird. Ich werde dann mit dem Schreiben des Herrn von Schmid zur Großmutter gehen und ihr die Unmöglichkeit darzustellen suchen, von unserer Seite Geld zu bekommen. Dies ist freilich für mich ein sehr unangenehmer und schwerer Gang.

Sobald ich nach Wien komme, werde ich ein Stück Unionbankaktie kaufen, für den Fall, als ich Dir das ganze Geld in Barem per Post übersenden sollte, werde ich dasselbe von Wien aus expedieren, da in Baden niemand davon zu wissen braucht. Lebe wohl und schreibe bald Deinem

Emil

L.598 *R.502

1871 X 6, Leipzig

Geehrtester Herr Professor!

In Besitz Ihres Werten v[om] 3. d[ieses] komme ich mit Vergnügen Ihrem darin ausgesprochenen Wunsche entgegen und übersende Ihnen beifolgend diese Separat-Abdrücke Ihrer Arbeit „Über die Hornhaut’ aus Strickers Handbuch in 26 Exemplaren, die Sie in bester Ordnung finden mögen. Der Umstand allein, dass früher die Sonderabdrücke der einzelnen Arbeiten meist erst mit Erscheinen der betreffenden Lieferungen des Handbuchs an die Herren Verfasser gelangten, ließ die Sendung Ihrer Arbeit im Rückstande bleiben und sind die Kapitel der Herren M. Schultze und Waldeyer zufolge besonderer Aufforderung früher an diese Herren gelangt. Ich bitte Sie daher, den eingetretenen Verzug nachsichtig entschuldigen zu wollen.

Die Schlusslieferung des Werkes, für welche nur noch das Register zu drucken, hoffe ich nun in ca. 14 Tagen ausgeben zu können, und werde [mich] sehr freuen, damit das Werk vollständig in den Händen der Abnehmer zu wissen.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

p.p. Wilhelm Engelmann
Theodor Engelmann

L.599 *R.503

1871 X 10, Wien

Hochverehrtester Herr Professor!

Meinen verbindlichsten Dank für Ihre freundlichen Zeilen.

Ich habe heute mit Professor Bizzozero bei Professor Stricker seine Präparate durchgesehen und mit ihm darüber gesprochen. Das Letztere war wichtig, da sich dadurch herausstellte, dass ich ihn missverstanden habe. B. legt nämlich das Hauptgewicht auf das Vorkommen von Lücken zwischen den Stacheln, während er die von mir bestrittene Verbindungsweise derselben untereinander nur vermutungsweise aussprach.

Ich habe vollkommen vorurteilsfrei seine Präparate, die in der Tat äußerst glänzend sind, betrachtet, so vorurteilsfrei, dass ich mich anfangs schon geschlagen glaubte. [Die] weitere Prüfung derselben führte mich zu folgendem Resultat, dem Bizzozero selbst ziemlich zustimmt. In diesen pathologischen Epithelien (Condylon, Concroid), denen er seine Schnitte entnahm, bestehen zwischen den Stacheln Lücken. Die Stacheln schieben sich aber aneinander vorbei, sodass die Bilder, die ich durch Lockerung des Zusammenhanges erzielte, beiläufig mit Bizzozeros Präparaten stimmen. Ich muss demnach annehmen, dass das Lückensystem vorgebildet sein kann und sich auch wohl in succulenten Teilen erweitert. Für diese Ansicht sprechen folgende Bilder, die ich schematisch veranschauliche:

Marker

a und b sah ich und sahen Bizzozero und Stricker an Bizzozeros Schnitten, c sah ich an gelockerten Zellen (Isolierungspräparaten). Ausdrücklich muss ich bemerken, dass b am Rande des Schnittes vorkam, wo durch die Zerrung beim Schneiden wohl eine Lockerung der bei a zusammenhaftenden Stacheln denkbar ist, doch würde das nur besagen, dass die Stacheln doch seitlich miteinander verbunden waren, nicht aber mit ihren Spitzen. Dass bei straffen, trockenen Epithelien die Lücken kaum bestehen, während sie bei incontenten groß sind, würde nicht unplausibel sein.

Das Endresultat wäre also demnach: Die Stacheln greifen ineinander (Schultze) jedoch so, dass je 2 immer aneinander liegen und haften. Zwischen diesen seitlich verbundenen Stachelpaaren bleibt eine Lücke, die sich vergrößern kann, durch welche Vergrößerung diese Lücken breiter und länger und damit die Stacheln selber in die Länge gezogen und daher länger und schmäler werden.

Ich bin Bizzozero eine Rektifizierung meines Ausspruches schuldig und bin nun im Zweifel, ob ich dies derart tue, dass ich den entsprechenden Abschnitt in meinem Manuskripte ändere, oder, da doch meine Behauptung (Ineinandergreifen der Stacheln) in merito nicht alteriert erscheint, die Rektifizierung in einer Anmerkung entwickle.

Darüber bitte ich um Ihre Entscheidung, da ich die Ausführung auf dem Fuße folgen lassen werde.

Den Winter über werde ich bei Stricker kaum arbeiten, da ich eine Arbeit vorhabe, die in ihrem Anfange vivisektorischer Natur ist (Extrauterinschwangerschaft), wozu der Winter ungeeignet ist, wegen Mangels und Unvollkommenheit des Materials.

Meine Aussichten für meine pädagogische Tätigkeit gestalten sich vorläufig sehr schlecht, was mich jedoch nicht abschrecken soll. Ebner schrieb mir, dass es ihm gut gehe und dass er mit seinen Speicheldrüsen in eine Sackgasse gerannt sei.

Mit ausgezeichneter Verehrung Ihr getreuer

Dr. Lott

L.600 *R.504

1871 X 13, Baden

Lieber Bruder!

Vorgestern war die Großmutter bei mir und ersuchte mich, Dir zu schreiben, Du mögest in Form eines Briefes an die Großmutter in Deinem und Deiner Vollmachtgeber Namen Deine Einwilligung erteilen, dass das Haus in der Bergstraße um die Summe von 40.000 fl an Julius verkauft werde. Julius sagte der Großmutter, dass der Advokat der Braut ein solches Schriftstück verlange, ehe er die Gelder der Braut kündigen will und die Briefform sei gewählt, um der Stempelgebühr zu entgehen. Ich weiß nicht, was Deine Ansicht hierüber ist, aber meine Ansicht ist, dass es voreilig wäre, ein solches Schriftstück dem Julius zu weiß Gott welchem Gebrauch oder Missbrauch auszuschreiben. Ich war der Großmutter gegenüber ganz neutral und schweigsam und habe ihr einfach versprochen, Dir zu schreiben. Du hast also völlig freie Hand. Ich glaube, Du könntest der Großmutter erwidern, dass Du erst dann eine Erklärung für die von Dir vertretenen zwei Achtel abgeben willst, wenn sich die anderen sechs Achtel, worunter ihre eigenen Kinder, erklärt haben werden, ferner Du seist erst dann erbötig, einen definitiven Ausspruch zu machen, wenn Du vorerst mit dem Advokaten der Braut eine persönliche Unterredung gepflogen. Dies und manches andere, was Deiner Klugheit überlassen bleibt, ließe sich ja in einer sehr höflichen Weise der Großmutter ans Herz legen. Es wäre mir lieb, wenn Deine Antwort an die Großmutter erst nach meiner Abreise nach Wien, die mutmaßlich Montag oder Dienstag erfolgen wird, hier eintrifft, damit ich mich in keine weiteren Diskussionen einzulassen brauche. Die Heirat des Julius ist schon jetzt auf den Fasching verschoben worden. Auf Deinen Brief von gestern habe ich nur zu erwidern, dass es schade ist, dass wir 4000 fl im Kasten liegen haben.

Gestern war ich in Mödling bei der Taufe der kleinen Stephanie Schurz. Ich fand zu meinem Bedauern, dass das Kind mangelhaft ernährt wurde von Adeles milcharmer Brust. Ich habe trotz vielfachem Widerspruch von Seite der Weiber darauf gedrungen, dass das Kind eine Amme bekomme.

Es grüßt Dich herzlich

Emil

L.601 *R.505

1871 X 14, Wien

Lieber Freund

Ich habe einmal mit Dir gesprochen über die Genauigkeit, mit welcher man mit dem Mikroskop einstellen kann. Du warst damals so gut, eine Abhandlung zu erwähnen, die über diesen Gegenstand schon erschienen sein soll. Würdest Du so gut sein, mir nochmals anzugeben, wo ich diese Abhandlung hier in Wien finden könnte.

Nach meinen bisherigen Versuchen scheint mir die Genauigkeit von 0,001 mm beim Einstellen nicht unerreichbar.

Zum Danke im Voraus gebe ich Dir die Auflösung der Gleichung:

Marker

Doch genug, ich sollte Dich jetzt wirklich nicht mit so abstrusem Zeug behelligen, wo Dein Herz und Kopf ganz andere Ziele verfolgen.

Dass es zu Deinem Besten ausschlägt, wünscht Dir von ganzem Herzen Dein

Viktor Lang

L.602 *R.506

1871 X 17, Graz

Lieber Bruder!

In Bezug auf das Geld bitte ich Dich, eine spätere Weisung von mir abzuwarten, bis 25. Oktober ist noch einige Zeit. Ich werde hier einstweilen sondieren, um dann sicher vorgehen zu können. Behalte vorläufig auch die 4000 fl ö.W.

Mit der Großmutter-Affäre ist nichts anders zu machen, als was Du mir geschrieben hast. Ich gebe zu, dass ich gleich anfangs, verleitet durch meinen Drang, immer zu helfen und zu unterstützen, nicht entschieden mich ausgesprochen habe. Das hat aber Veranlassung gegeben, dass man gleich sicher hoffte, anstatt sich mehr an meine Worte zu halten, welche ungefähr lauteten: ich werde sehen, was sich machen lässt, ich werde noch mit Emil sprechen etc.

Übrigens denke einmal genau über die Sache nach. Ich glaube dadurch, dass ich hier zuerst ins Treffen kam und vom Feinde überrascht mich zurückzog, wie es mir eben gerade gut und schlecht ging, ist es Dir und der Mutter leicht möglich geworden, eine uneinnehmbare Position zu fassen.

Du und die Mutter hättet Euch gewiss nicht so zu fassen gewusst, wenn Euch direkt das Ansinnen gestellt worden wäre, was sicher auch gekommen wäre. Sehr fatal ist es mir, dass ich nicht weiß, ob Du noch in Baden oder schon in Wien bist und wann Du nach Wien gehst, schreibe mir das bald.

Diesen Brief sende ich nach Baden in der Hoffnung, dass man ihn Dir gleich nachsenden wird, wenn Du schon fort wärest.

Mit Grüßen an Dich und alle Dein

Alexander

L.603 *R.507

1871 X 23, Graz

Lieber Bruder!

Meine hiesigen Erhebungen haben mich zur Überzeugung gebracht, dass wir unser Geschäft doch in Wien machen müssen. Ich werde Dienstag, den 31. dieses Monats mit dem Schnellzuge also um 22:00 Uhr in Wien ankommen, bewahre also das Geld.

Mit der Großmutter werde ich dann auch leider mündlich verhandeln müssen. Möchte doch einmal Ruhe sein.

Am 28. Oktober halte ich hier im naturwissenschaftlichen Verein einen Vortrag über ‚Elektrische Fische’. Das beschäftigt mich jetzt viel mehr als meine Verlobung, die verschoben werden musste. Nähere Auskünfte über das letztere Thema gebe ich Dir, wenn ich nach Wien komme. Sehr lieb wäre es mir aber, wenn nun nicht sehr viel darüber gesprochen würde. Ich werde heute auch noch an die Mutter schreiben.

Wie steht es bei Schmid? Auch die Richard-Rotsch-Frage quält mich sehr. Ruhe! Ruhe! Flehe ich immer und immer, aber ich finde sie nicht.

Gibst Du einen Kurs? Gestern war ich hier auf dem deutschen Parteitage. Es ging ziemlich energisch oppositionell zu.

Schreibe mir auch bald wieder, wenn Du jetzt Zeit hast, ist es auch bis zum 31. Oktober noch der Mühe wert. Grüße Gusti und Denhardt. Dem Letzteren sage, dass Sektionsrat Stadler schon zweimal bei mir war. Ich habe ihm auch schon einen Gegenbesuch gemacht und dabei Frau und Kinder gesehen, die sich alle an ihre Eisenerzer Bekannten lebhaft erinnerten. Dein

Alexander

L.604 *R.508

1871 X 28, Berlin

Geehrter Herr Professor!

Meine Antwort und mein Dank für Ihren liebenswürdigen und ausführlichen Brief kommt sehr verspätet: Ich wollte Ihnen gleichzeitig den zweiten Teil meiner Untersuchungen: Über die Entwicklung des fibrillären Bindegewebes übersenden. Obwohl schon sechs Wochen vergangen, seit ich die Korrekturen gelesen, bin ich doch eben erst in den Besitz meiner Separatabdrücke gelangt. Ich hoffe, dass meine Darstellung dieser Frage nicht in Widerspruch stehen wird mit den von Herrn Klemensiewicz erhaltenen Resultaten.

Ihre günstige Beurteilung des ersten Teils meiner Untersuchungen hat mir umso mehr wohlgetan, als gerade die beiden Punkte derselben, an denen Sie Ausstellungen zu machen haben, auch gerade diejenigen sind, die mich selber nicht ganz befriedigen. Einmal fragen Sie ganz mit Recht, was ist elastisch? Ich habe mir diese Frage oft vorgelegt, ohne zu einer befriedigenden Begrenzung des ‚elastisch’ im histiologischen Sinne gelangt zu sein. Es ist mir vielmehr in hohem Grade zweifelhaft geworden, ob doch überhaupt eine scharfe Grenze existiert.

Wie wenig ich selber mit der auch von Ihnen gerügten zweiten Lücke in meinen Untersuchungen anzufangen gewusst habe, das mag Ihnen der beifolgende Separatabdruck zeigen. Die Ableitung der Zellplatten aus dem embryonalen Stadium des Bindegewebes ist mir, wie Sie sehen, nur in sehr unbefriedigender Weise gelungen. Vielleicht sind Sie und Herr Klemensiewicz darin glücklicher.

Ihre Separatabdrücke aus den Grazer Untersuchungen sowie neuerdings Ihre Cornea habe ich richtig erhalten und sage Ihnen dafür meinen besten Dank. Dass Cohnheim (der augenblicklich hier) und ich dieselben mit dem größten Interesse gelesen haben, können Sie sich denken. Ich habe meine Versuche über elektrische Reizung der Hornhaut noch vielfach fortgesetzt, bin aber noch immer nicht zu einem befriedigenden Abschlusse gelangt. Dass Veränderungen dabei vorgehen, ist sonnenklar; doch weiche ich in der Auffassung derselben zum Teil von Ihnen ab. Besonders charakteristisch finde ich die Veränderung der Nerven nach lange fortgesetzter Reizung.

Ein großer Übelstand ist auch, dass man nicht entscheiden kann, wie viel bei diesen Veränderungen der elektrische Reiz, wie viel die Elektrolyte und die Erwärmung des Präparates bedingt. Ich habe eine Vorrichtung konstruiert, unter dem Mikroskop mit unpolarisierbaren Elektroden zu reizen, und finde unter diesen Umständen die Erscheinungen beträchtlich anders. Bis ich dazu kommen werde, diese Untersuchungen publikationsreif abzuschließen, wird wohl noch manche Zeit vergehen.

Noch einmal besten Dank für Ihren freundlichen Brief und die herzlichsten Grüße Ihres ergebensten

F. Boll

Geehrter Herr Professor.

Sie werden mich entschuldigen, dass ich Ihren werten Brief so lange nicht beantwortet habe. Die Naturforscherversammlung, Anfang der Vorlesungen, Sorgen über Wohnung in einer neuen, für mich ganz unbekannten Stadt, haben meine Zeit so in Anspruch genommen, dass ich erst heute dazukomme. Außerdem habe ich erfahren, dass über das Brondgeestsche Phänomen auch in unseren ‚Medizinischen Bote’ (Medizinsky Westnik) in russischen Sprache von Setschenow etwas publiziert war. Ich wollte Ihnen diese Arbeit auch übersenden, konnte aber lange Zeit den betreffenden Jahrgang nicht finden.

Vor allem muss ich Sie recht danken [sic] für die mir zugeschickte kurze Mitteilung über die neue Vorrichtung des Elements. Ich habe sie benutzt und das Element selbst auf unserer Naturforscherversammlung in Kiew in erster Sektionssitzung demonstriert. Die neue Modifikation hat sehr großes Interesse erregt und ich wurde vielseitig gefragt, wo die Elemente zu bekommen wären und für welche Preise. Leider konnte ich keine bestimmte Antwort geben, deshalb möchte ich Sie bitten, mich zu benachrichtigen, in welcher Weise ich diese Fragen beantworten muss und wenn Sie schon eine ganze Batterie nach neuer Art zusammengestellt haben, so könnte vielleicht unsere Universität, respektive Pharmakologisches Laboratorium, auch so eine durch Ihre Güte kaufen.

Was meine Abhandlung über den Tonus anbetrifft, so bin ich wegen der oben erwähnten Ursachen noch weit vom Ende derselben. Ich hoffe aber in 2–3 Wochen fertig zu sein. Die Separatabdrücke der vorläufigen Mitteilung habe ich vor ein paar Wochen bekommen und zwei Exemplaren davon werden Sie beiliegend finden, ebenso wie die von meiner Frau übersetzte Arbeit von Setschenow.

Diese kurze Notiz von S[etscheno]w wenn sie auch nur für die Bestätigung der tonischen Erregung der reflexhemmenden Nervenzentren geschrieben ist und nur sozusagen künstlich erzeugten Brondgeestschen Phänomen betrachtet, enthält aber auch, wie es mir scheint, einige Bemerkungen, welche für meine Untersuchungen nicht ohne Interesse sind. Z.B. dass die Verkürzung des unversehrten Beines im Gegensatz zu Brondgeest und Cohnstein mit der Zeit nicht zunimmt, sondern in erster Zeit sehr rasch abnimmt (bei durchschnittenem Rückenmark), was durch meine Untersuchung mit verschiedener Belastung vollständig bestätigt ist; weiter der Schluss von S[Setschenow] dass die Reflexzentren in Rückenmark vermögen, lange Zeit noch dem äußeren Reiz den Zustand der Erregung in Form einer positiven Nachwirkung zu behalten, bekommt durch unsere Versuche in elektrischem Bad neue experimentelle Bestätigung.

Ich habe keine neuen Versuche gemacht, hoffe aber, sie wieder zu anfangen, sobald mein Laboratorium, welches über ein Jahr zugesiegelt stand, erneuert wird. Wenn Sie die Untersuchungen der Erscheinungen im elektrischen Wasserbad fortgesetzt haben, so möchte ich gern die neuen Beobachtungen erfahren, selbstverständlich nur für mich, ohne sie zu veröffentlichen.

Ihre Grüße an Herrn Iwanoff und Tomsa habe ich abgestattet und beide lassen Sie ebenfalls freundlichst grüßen. Herr Iwanoff sieht sehr leidend aus, hat starke Haemoptesis gehabt. Er reist bald ins Ausland, um in der Klimat des südlichen Europa sich zu erholen. Meine Frau lässt sich Ihnen freundlichst empfehlen und dankt für Ihren Photographie; dem Versprächen gemäß schickt sie Ihnen die ihrigen. Die meinige werden Sie bekommen, sogleich ich eine mache.

Die versprochenen ‚Reflexe des Gehirnes’ von Setschenow in neuen Auflage schicke ich auch noch heute ab und verbleibe in Erwartung weiterer Nachrichten achtungsvoll

Peter Sustschinsky

Wenn es Ihnen nicht unangenehm wird, so konnte ich die neuen Erscheinungen unserer medizinischen Literatur in kurzen Zusammenfassung Ihnen zusenden, was Sie vielleicht für die Referate benützen könnten. Nächsten Sommer werde ich vielleicht wieder das Vergnügen haben, Sie zu sehen.

Anmerkung Angeschlossener Beitrag, offenbar die im Brief erwähnte Übersetzung von Setschenows Artikel durch Sustschinskys Frau

Neuer Beitrag zur Lehre der reflexhemmenden Mechanismen

In den Nr. 34 und 35 des Medizinischen Boten im Jahre 1863 (Beitrag zur Lehre der hemmenden Zentra) war die Rede von der tonischen Erregung der reflexhemmenden Mechanismen, als Ursache der Steigerung der Reflexe, nach der Köpfung des Tieres; da wurde dieser Gedanke in Form einer Hypothese ausgesprochen; jetzt werde ich aber zu dessen Bestätigung eine Reihe [von] Experimenten anführen. Diese Experimente entstanden folgenderweise.

Wir wollen annehmen, dass die tonische Erregung der genannten Zentra wirklich vorhanden ist. In diesem Falle ist man berechtigt vorauszusetzen, dass sie dem Muskeltonus ähnlich, ihrer Natur nach, eine reflektive ist und sich durch entgegengesetzte Affekte äußern wird. Es folgt notwendigerweise daraus, dass bei den geköpften Tieren die Erscheinungen des Muskeltonus sich stärker äußern müssen, als beim Tiere mit unversehrten hemmenden Zentra. Demnach muss man die Erscheinungen des Muskeltonus unter diesen verschiedenen Bedingungen bei demselben oder bei zweien Tieren nebeneinander vergleichen.

Die daraus folgende Form der Experimente ist klar: Man nimmt einerseits einen Frosch mit durchschnittenem Rückenmark; andererseits ein gesundes Tier, oder bloß mit einem in rhombischen Raum an der oberen Grenze des verlängerten Marks gemachten Schnitt und erzeugt in beiden Fällen auf dem Wege künstlicher Hautreize das Brondgeestsche Phänomen. Die Form des Schnittes im Gehirn an der oberen Grenze des verlängerten Marks muss man a priori dem Schnitte im rhombischen Baum und dem Experimente mit dem gesunden Tiere vorziehen, da es in meiner ersten Untersuchung über die reflexhemmenden Centra (Medizinischer Bote im Jahre 1863) nachgewiesen wurde, dass auf dem Wege des Reflexes diese Mechanismen am leichtesten bei Durchschneidung des Gehirns, an der oberen Grenze des verlängerten Marks, erregt werden. Weiters kann man diese Experimente noch modifizieren, indem man die Erscheinungen des Muskeltonus, unter der Wirkung des chemischen Reizes der verschiedenen Teile des Gehirns, nämlich während der künstlichen Erregung der reflexhemmenden Mechanismen beobachtet.

Ich habe die Experimente diesem Plane zufolge in aller Einzelheit durchgeführt; es ergab sich, dass feste Resultate zu erzielen waren nur beim Vergleich der Erscheinungen des Muskeltonus beim geköpften Frosch, mit ähnlichen Erscheinungen an den Tieren, bei welchen das Gehirn an der oberen Grenze des verlängerten Marks durchschnitten war. Der Grund dieser Tatsache liegt in Folgendem: Ein gesunder Frosch oder ein Tier mit durchschnittenen Thalami optici verhält sich beim vertikalen Aufhängen in einer ruhigen Stellung selten so lange, dass man die Erscheinung des künstlich bewirkten Muskeltonus beobachten möchte; bei Reizung des Gehirns mit Salz kommen außer der Unruhigkeit des Tieres noch Convulsionen.

Die Form der Experimente ist also folgende: dem Frosch wird, vom Rückenmark aus, das nervöse Plexus von einer der hinteren Extremitäten durchschnitten, um in der Stellung des paralysierten Beines ein Kriterium zum Urteil über die erlittenen Veränderungen der Lage des gereizten Beines zu besitzen. Dann wird dem Tiere ein Schnitt ins Rückenmark unter dem 4. Ventrikel oder im Gehirn an der oberen Grenze des verlängerten Lendenmarks gemacht. Den letzten Schnitt kann man auch unmittelbar durch die Schädelknochen machen, da der Ort des Schnittes durch dieselben ziemlich deutlich bezeichnet ist; freilich wäre es besser, den oberen Teil des Schädels vorläufig zu öffnen und dann schon den Schnitt durchzuführen. Das Tier wird durch die Nase vertikal in der Luft aufgehängt und man gibt ihn paar Minuten, um sich von der Verletzung der Nervenzentren zu erholen. Nach dem kneift man leicht mit einer Pinzette die Spitze der längsten Zehe der gesunden unteren Extremität oder die Seitenoberfläche der äußeren Zehe desselben Beines. Dem Reize folgt unmittelbar die Bewegung der entsprechenden Extremität, welche einen bleibenden Eindruck in Form der geänderten Stellung des ganzen Gliedes und besonders des gereizten Beines lässt. Dieses eben ist das künstlich hervorgerufene Brondgeestsche Phänomen, d.h. die Erscheinung des reflektiven Muskeltonus.

Die Beobachtung bezieht sich auf die drei folgenden Momente der ganzen Erscheinung: auf den Charakter der Bewegung des Beines sofort nach dem Reize, auf die Stärke der zurückbleibenden Muskelkontraktion und auf die Dauer der letzteren.

Vor der Beschreibung aber dieser ganzen Reihe der Erscheinungen im Einzelnen werde ich einige Worte zur Berechtigung der von mir angewandten Weise der Hautreize sagen; sonst könnte der Leser die Richtigkeit meiner Resultate bezweifeln. Jedem ist es freilich klar, dass bei den beschriebenen Experimenten der Reiz den drei folgenden Bedingungen entsprechen sollte; 1) er sollte bei den zwei vergleichenden Experimenten konstant bleiben, 2) der Reiz müsste kurze Zeit dauern, da hier nicht nur unmittelbar nach dem Reize folgende Erscheinungen, sondern auch seine weiteren Folgen in Betracht kommen. 3) endlich müsste der Reiz nur die Haut treffen und keineswegs auf die unterliegenden Muskeln wirken. Es ist kaum möglich, einen Reiz zu finden, der allen diesen Bedingungen entspricht. Eine schwache Säure ist nicht brauchbar, weil sie auf dem Beine nach Vollendung der Bewegung bleibt; abgewaschen kann sie auch nicht werden, weil jede Berührung der gereizten Extremität die Erscheinungen des Muskeltonus zerstören oder wenigstens modifizieren kann. Die elektrischen Schläge können nicht angewandt werden aus dem Grunde, weil sie auch auf die Muskeln wirken. Einen thermischen Reiz kann man schwerlich regulieren. Demnach blieb ich bei meiner ersten Form der Hautreize mittels einer Pinzette. Zum Glück ist der Unterschied in den Erscheinungen, welche das Tier mit dem unversehrten verlängerten Mark und ohne demselben erleidet, so groß, dass ein unbedeutender Unterschied in der Stärke der Kniffe bei diesen Experimenten keinen Einfluss auf die Resultate derselben hat. Jetzt gehe ich zu den Resultaten über.

Bei dem Vorhandensein des verlängerten Marks erregt ein leichtes Kneifen des Beines eine einzige, aber eben so oft, eine Reihe nacheinander folgender Bewegungen der gereizten Extremität. Der aktive Moment der Muskelkontraktion zeigt nichts Besonderes, aber der Akt der Erschlaffung der Muskel ist sehr charakteristisch. Er tritt plötzlich ein, die aufgehobene Extremität sinkt erschlafft, ganz wie paralysiert. Wenn nach dem Reize eine Reihe Bewegungen folgt, so erscheint in der letzten Zeit der Erschlaffung der hinteren Extremität eine Kontraktion der Muskeln, welche zur Ausstreckung des Beines dienen – eine Reihe Bewegungen, die klar darauf deuten, dass das Tier sich dem Reiz zu entziehen sucht. Wenn aber nach dem Hautreize bloß eine Bewegung folgt, so wird in der letzten Zeit der Muskelerschlaffung keine Ausstreckung des Beines wahrgenommen, in den meisten Fällen bleibt es in einer gebeugten Stellung; nämlich seine Spitze ist nach außen, nach vorne und nach oben umgewendet. Diese Änderung der Lage äußert sich jedoch nicht scharf (Fig. 1 [Diese liegt dem Brief nicht bei.]) und dauert niemals länger als 10 Minuten, sogar in dem Fall, wo das Experiment mit einem Frosch in der freien Luft geführt wird, wobei die Haut, wie es aus den Experimenten von Wittich bekannt ist, beim Austrocknen die Ausdehnung des Beines verhindert. Wird aber der Forsch in einem feuchten Raum aufgehängt, so dauert die geänderte Stellung des Beines noch kürzere Zeit.

Die Erscheinungen haben einen anderen Charakter, wenn der Reiz an einem Frosch mit durchschnittenem Rückenmark gebracht wird. Hier erzeugt ein leichtes Kneifen immer eine gleiche Bewegung der gereizten Extremität und der Akt der Muskelerschlaffung tritt nicht plötzlich ein – die Extremität streckt sie wie allmählich aus und die Erschlaffung kommt eigentlich niemals zu ihrem Ende – in den Muskeln des Beines bleibt lange Zeit eine tonische Kontraktion, die sich durch die geänderte Stellung in dem ganzen Gliede, besonders scharf aber in dem gereizten Beine, äußert. Das Letztere wird aus seiner früheren Lage in derselben Richtung herausgeführt, wie bei den Experimenten mit dem verlängerten Mark; hier aber ist diese Änderung sehr scharf; die Pfote stellt sich oft unter dem rechten Winkel zur Längsachse des Unterschenkels und die Dauer dieser, dem Hautreize folgende tonische Muskelkontraktion ist bedeutend größer als bei dem oben beschriebenen Falle. In einem feuchten Raum dauert sie gewöhnlich ungefähr eine halbe Stunde und auch länger, folglich dreimal so lang wie bei den Experimenten mit dem verlängerten Mark. Das allmähliche Abnehmen der tonischen Muskelkontraktion, unabhängig von der Form des Experimentes im feuchten Raume, deutet darauf, dass in der Dauer der Erscheinung das Austrocknen der Haut keine Rolle zu spielen hat. Um aber mich darin zu überzeugen, machte ich Experimente mit Fröschen in freier Luft. Hier dauert die geänderte Stellung der Extremität länger als zwei Stunden und die Erschlaffung wird nur in der ersten halben Stunde deutlich wahrgenommen; die übrige Zeit bleibt sie fast auf demselben Grade. Als Beispiel können die photographischen Abbildungen ein und desselben Frosches während eines ähnlichen Experimentes dienen. Die Photographien wurden nach jeder halben [Stunde?] gemacht (Fig. 1) ist auch eine photographische Abbildung des Frosches, sofort nach dem Kneifen des Beines. Da ist die ganze Reihe der Erscheinungen.

Wie soll man sie aber erklären? Im gegenwärtigen Augenblick werde ich nur die Bedeutung der nach den Hautreizen folgenden tonischen Muskelkontraktion zu bestimmen suchen.

Cohnstein in seiner Untersuchung über den Muskeltonus hat nachgewiesen, dass beim geköpften Frosch das Brondgeestsche Phänomen sich nach und nach infolge eines schwachen, aber beständig sensiblen Reizes entwickelt. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass die uns interessierende Erscheinung in ihrer Dauer durch diese Momente unterhalten wird. Der künstliche Hautreiz, seinem Effekt nach, resümiert sich nur in einer einzelnen Bewegung der Extremität. Es ist jedoch leicht, sich zu überzeugen, dass eine solche Ansicht, nicht gegründet ist. Die tonische Muskelkontraktion sollte ihrer Entfernung, von dem Momente des künstlichen Reizes gemäß zunehmen; sie nimmt aber im Gegenteil allmählich ab. Man konnte weiter diese Erscheinung eigentlich als Folge der vorausgehenden Bewegung betrachten, d.h. ihren Ursprung nur in dem bewegenden Apparat ohne den sensiblen zu beachten suchen. Aber auch diese Voraussetzung kann man leicht bestreiten, denn sonst könnte man die Tatsache nicht erklären, warum die nachfolgende tonische Muskelkontraktion sich besonders scharf nur in den Beugen der gereizten Pfote, in den Muskeln des Ober- und Unterschenkels aber schwach äußert, da bei der Bewegung des Beines alle Flexoren sich mit ungefähr gleicher Kraft beugen. Gegen die angeführte Voraussetzung sprechen außerdem folgende Experimente: Wenn man bei einem geköpften Frosch, anstatt des Beines irgendeinen anderen Punkt der Haut kneift und sogar heftiger als das Bein, so zeigt sich keine nachfolgende Änderung in der Stellung des Beines, obgleich die durch den Hautreiz bewirkte Bewegung, ihrem äußeren Charakter nach, der Bewegung der Extremität beim Kitzeln des Beines ganz gleich ist. Direktere Experimente zum Nachweisen des sensiblen Einflusses in den besprochenen Erscheinungen sind unmöglich. Aber auch die angeführten zeigen wohl unzweifelhaft dessen Vorhandensein, besonders wenn man sich einer analogischen Erscheinung erinnert. Ich meine, die bleibenden Lichteindrücke in der Sphäre der Sehenempfindungen.

So unterliegt es keinem Zweifel, dass in den beschriebenen Experimenten, die nach dem Hautreiz bleibende tonische Muskelkontraktion ihr Entstehen dem sensiblen bleibenden Eindruck verdankt; mit anderen Worten, dass diese Erscheinung dem Brondgeestschen Phänomen, d.h. der Erscheinung des reflektiven Muskeltonus gleich ist.

Es folgt daraus 1) die Reflektorischen Rückenmarkszentra haben, wenn sie unabhängig vom Gehirn wirken, die Fähigkeit; lange Zeit nach dem äußeren Reize ex automotorische Effekte in Form einer positiven bleibenden Nachwirkung zu behalten. 2) Dieselbe Eigenschaft gehört dem Rückenmark, aber im viel schwächeren Grade, auch in Verbindung mit dem verlängerten Mark.

Jetzt entsteht notwendigerweise die Frage, woher der Unterschied kommt in den Resultaten, wenn das Rückenmark allein oder in Verbindung mit dem verlängerten Mark wirkt. Diese Frage positiv zu lösen, vermag ich noch nicht. Hier gibt es drei Hauptumstände, unter welchen man einen wählen muss.

In den Fällen mit dem geköpften Frosch mit unversehrtem verlängertem Mark, erregt der Hautreiz zwei sowohl im anatomischen als im physiologischen Sinne voneinander getrennte Reflexapparate.

In der Erregung der Erscheinungen des Muskeltonus sind in beiden Fällen nur die Zentralapparate des Rückenmarks beteiligt; aus dem verlängerten Marke entstehen nur hemmende Wirkungen, d.h. Wirkungen, die diese Reflexe schwächen.

In der Erzeugung der Erscheinungen des Muskeltonus nehmen Anteil sowohl die Zentra des Rückmarks als die Zentra des verlängerten Markes. Von dem letzteren aber (dem verlängerten Mark) gehen auch zugleich schwächende Wirkungen aus.

Die erste Erklärung schließt die paralysierende Wirkung des verlängerten Marks auf die Reflexe aus; die zwei Letzteren nehmen sie an. Inwiefern aber meine frühern Experimente die Möglichkeit der Erregung der hemmenden Zentra durch den Weg des Hautreizes nachweisen, insofern sind auch die zwei letzteren Erklärungen wahrscheinlicher als die erstere. Deshalb habe ich am Anfange der vorliegenden Untersuchung den Gedanken ausgesprochen, dasss die beschriebenen Experimente Tatsachen aufwiesen, die mir zur Bestätigung der Hypothese von dem Vorhandensein der tonischen Erregung der reflexhemmenden Mechanismen dienen; diese Frage aber nicht lösen. Durch die beschriebenen Experimente wird eine neue wichtige Eigenschaft der Refluxorapparate des Rückenmarks festgesetzt – die Eigenschaft, lange nach dem äußeren Reize den aufgeregten Zustand in Form eines positiven bleibenden Eindrucks zu behalten.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Eigenschaft zu Grunde der tierischen Fähigkeit, die Bewegungen zu erlernen, liegt; deshalb kann man mit Recht diese Eigenschaft als Gedächtnis des Rückenmarks bezeichnen.

Setschenow

L.606 *R.510

1871 XI 13, Graz

Geehrter Herr Kollege!

Indem ich unwohl bin und daher in diesem nassen Wetter nicht gerne länger in den kalten Räumen Ihres neuen Institutes umwandeln möchte, so bitte ich für heute Vormittag um Entschuldigung, wenn ich Sie nicht abhole, ich werde einer der nächsten Tage Ihre freundliche Mühe in Anspruch nehmen.

Mit größter Hochachtung ergebener

Hocke

L.607 *R.511

1871 XI 20, Wien

Verehrtester Herr Professor!

Sie werden es mir nicht als Zudringlichkeit auslegen, dass ich Sie wieder mit einigen Zeilen belästige.

Mich bestimmt dazu eine gewisse Unruhe, die ihren Grund darin hat, dass Sie mein Schreiben über die Bizzozerosche Angelegenheit nicht beantworteten; denn es wäre ja möglich, dass Sie denselben [Brief] oder ich vielleicht eine Antwort auf denselben, nicht erhalten habe. Freilich ist es auch möglich, dass Sie selbst die Liebenswürdigkeit hatten, die entsprechende Änderung in meinem Manuskripte vorzunehmen. Jedenfalls werden Sie aber begreifen, dass ich im Zweifel und daher etwas unruhig sein muss.

Ich würde Sie daher recht sehr bitten, mir nur mit ein paar Worten, etwa auf einer Korrespondenzkarte den Tatbestand mitzuteilen und mir wegen dieser Bitte nicht zu grollen.

Über hiesige Verhältnisse kann ich Ihnen eben nicht viel berichten. Ich hatte das Vergnügen, Ihren Herrn Bruder, der trefflich aussieht, einige Male in der Gesellschaft der Ärzte zu sprechen und von ihm zu erfahren, dass Sie sich wohlbefinden.

Professor Benedikt teilte neulich in der Gesellschaft mit, dass er ein Epithel entdeckte, das dem Rückenmarke unmittelbar (unter der Pia) aufliege und dessen Zellen so groß seien, dass er sie schon mit der Lupe (sic!) erkennen konnte. Auch hat er Silberzeichnungen von in Alkohol erhärteten Präparaten dargestellt. Unsere Koryphäen schwiegen zu dieser grandiosen Mitteilung. Dr. Fleischl indes wies ihn nicht ohne Geschick und Grobheit in die Schranken.

In der vorgestrigen Sitzung des Professorenkollegiums wurde die Kommission zur Prüfung meines Habilitationsgesuches gewählt (Braun, Späth, Wedl). In derselben Sitzung wurde ein Nostrifikationsgesuch von Dr. Beigel (bekannter Londoner Gynäkolog – Berliner Doktor mit preußischem und englischem Staatsexamen, der überdies 4 Semester in Wien studierte und eine große Summe literarischer Leistungen aufzuweisen hat), das das Doktorenkollegium akzeptiert hatte (ohne Kolloquium), zurückgewiesen – ein allerliebster Beitrag zu der noblen Gesinnung unserer in Praxis schwelgender Professoren!

Haben Sie bemerkt, dass im Artikel ‚Uterus’ von Chrobak im letzten Hefte Stricker meine Arbeit über den Flimmerepithel der Uterindrüsen wortgetreu abgedruckt wurde. Ich bin natürlich insofern nicht böse darüber, als darin eine Anerkennung und ein Mittel zum Bekanntwerden in weiteren Kreisen liegt, doch ist es wieder echt österreichische Gemütlichkeit, dass mir davon kein Wort gesagt wurde!

In der Hoffnung, dass Ihnen diese Zeilen keine Störung bereiteten, empfiehlt sich Ihnen auf das Beste Ihr treu ergebener

Lott

L.608 *R.512

1871 XI 30, Wien

Geehrter Herr Professor!

Die Honoraranträge sind von mir schon vor etwa 3 Wochen, und zwar über Aufforderung Engelmanns, gestellt worden. Es ist daher zu erwarten, dass Engelmann die Sache bald erledigen wird. Bestens grüßend Ihr

Stricker

L.609 *R.513

1871 XII 5, Kiel

Verehrtester Herr Professor!

Ihren werten Brief vom 29. v[origen] M[onats] habe ich erhalten und beeile mich, Ihnen mitzuteilen, dass ich voraussichtlich erst Anfang der nächsten Woche die Muskelpräparate an Sie absenden kann. Dieselben sind nämlich hier ausgeliehen und ich werde sie nicht früher zurückbekommen. Ich schicke Ihnen demnächst eine kurze Anleitung zur Aufsuchung der instruktivsten Objekte mit und bitte, sich bis dahin gedulden zu wollen.

Mit aller Hochachtung

Flögel

L.610 *R.514

1871 XII 6, Heidelberg

Lieber Freund!

Du erhältst inliegend ein Exemplar eines von Simon und mir zugunsten der notleidenden Ärzte in Chikago erlassenen Aufrufes. Sei so gut, denselben in Deinem Kreise möglichste Verbreitung zu verschaffen. Ganz besonders würdest Du uns verpflichten, wenn es Dir möglich wäre, den Aufruf durch irgendeine Zeitung zu veröffentlichen.

Mit freundlichem Gruße Dein

Becker

L.611 *R.515

1871 XII 10, Kiel

Hochgeehrter Herr Professor!

In dem beifolgenden Päckchen empfangen Sie meine Präparate über die Muskelstruktur. Zugleich lege ich hiebei eine Anleitung zur Auffindung der brauchbarsten Objekte an.

Die Glyzerinpräparate sind leider etwas dunkler geworden und zeigen nicht mehr die Details so gut wie vor einem halben Jahre. Die Balsampräparate sind natürlich unverändert. Ich mache besonders auf Nummer 1 aufmerksam, das die abgebildeten Strukturverhältnisse am deutlichsten hergibt. Übrigens ist der Balsam nicht erwärmt gewesen und pflegt daher erst nach längerer Zeit soweit zu erhärten, dass das Präparat etwaigen Druck aushalten kann. Die Deckgläser sind nirgends über 0,18 mm dick, aber auch wohl nicht unter 0,10 mm. – Sollten Sie Polarisationsversuche anstellen wollen, so bemerke ich, dass dazu die gegenwärtige Zeit wegen des schlechten Lichtes sehr wenig geeignet ist; ich habe z.B. die früher so deutlich gesehene Doppelbrechung der Krauseschen Wand in den Dezembertagen nicht zu erkennen vermocht. Wenn es auf solche Punkte ankommt, bin ich gern erbötig Ihnen die Präparate im April oder Mai, wenn das Licht besser ist, wieder zu schicken.

Da außer Ihnen noch zwei Herren die Ansicht meiner Präparate wünschen, so darf ich Sie wohl bitten, mir dieselben bald tunlichst zurücksenden zu wollen. Ich bitte indes gleichfalls, dies doch nicht eher zu tun, als bis Sie bei heiterem Himmel die Hauptsachen gesehen haben, wozu Sie ja eine gute 800–1000mal[ige] Vergrößerung nötig haben werden.

Mit aller Hochachtung

Flögel

Ich bitte auch um demnächstige Zurücksendung der Anleitung.

Anmerkung Telegramm

Graz Professor Rollett

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Iwanoff